Victoriam Speramus von Bambusbesen (Itachi X Deidara) ================================================================================ Kapitel 1: Toter Freund ----------------------- Deidara hatte sich noch nicht mal richtig auf seinen Platz gesetzt und in fünf Sekunden begann der Unterricht, da wandten sich ihm schon sämtliche Gesichter seiner Klassenkameraden zu und drückten ihm sehr wortgewandt ihr …Beileid aus? „Das muss hart für dich sein.“ „Mein aufrichtiges Beileid.“ „Dabei kanntet ihr euch so lange…“ Verwirrt starrte er in die Runde aus traurigen Minen. „Eeh[1]?“ Zu mehr kam er nicht, da schrillte auch schon die Schulglocke so nervtötend wie eh und je zum Unterricht. Ihr Lehrer riss die Tür auf und brüllte ein allgemeines „Ohayou[2]“ in die Klasse, ehe er sich zu seinem Pult begab. Die Klasse gab ein routiniertes „Ohayougozaimasu[3]“ zurück. Nur Deidara murmelte mehr oder minder geistig präsent mit. Ihn beschäftigten vielmehr andere Dinge. Sein Blick fiel auf die Bank neben seiner, wo eigentlich der kleine Rotschopf sitzen sollte. Sasori wusste doch sicher, was los war… aber sein Platz war leer. Ungewöhnlich. Er schwänzte doch sonst nie. Deidara tippte seinem Vordermann auf die Schulter. Hidan wandte ihm nur halb sein Gesicht zu. „Was ist?“ „Was geht hier ab, hm?“ Erstaunt hob der Silberhaarige eine Augenbraue. „Du weißt es noch…Autsch!“ Wütend schaute er nach vorn und starrte den Lehrer aus zu Schlitzen verengten Augen an. Dabei rieb er sich die Schläfe. „Ruhe dahinten! Und bring mir meine Kreide vor“, forderte dieser nur. Deidara seufzte. Dass Hidan aber auch nie leise sprechen konnte. Selbiger leistete der Aufforderung nur langsam Folge und hob das Wurfgeschoss auf. Er hörte ihn noch leise „Hol sie dir doch selbst, alter Bock“ brummeln. Hidan konnte froh sein, dass dem Lehrer die Worte nicht zu Ohren kamen, da er sonst unter Garantie hätte wieder nachsitzen dürfen. Zufrieden nahm der Lehrer seine Kreide an sich. „Ich muss euch leider eine traurige Mitteilung machen. Einer eurer Mitschüler ist gestern bei einem Unfall ums Leben gekommen.“ Eine Pause entstand, in der die Worte wirken sollten. In Deidara keimte ein ungutes Gefühl auf, eines, dass er lieber sofort wieder verdrängen wollte. Sein Kopf wandte sich erneut zur Seite und sein Blick glitt über die glatte Oberfläche des verwaisten Nachbartisches, an den hellen Kratzern entlang zur Tischkante und hinab zum verschrammten Stuhl. Unbewusst schluckte er. Sein Blick schweifte weiter über die Gesichter seiner Klassenkameraden. Doch sie wichen seiner unausgesprochenen Frage aus, indem sie ihre Lider senkten, sobald er den Blickkontakt zu ihnen suchte. Deidara wollte doch nur eine Bestätigung, dass er sich etwas einbildete. „Akasuna no Sasori.“ Wieder eine kurze Pause. „Der Termin zu seiner Beerdigung ist noch nicht bekannt gegeben. Ich werde euch informieren, sobald ich mehr weiß.“ Der Blonde hörte gar nicht mehr zu. Fassungslos weiteten sich seine Augen und seine Finger ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten. Wie konnte sein Danna sich diese Frechheit herausnehmen und einfach sterben? Sie kannten sich doch schon seit der Grundschule und wollten gemeinsam nach der Oberschule auf die Kunsthochschule gehen, um sich gegenseitig zu beweisen, dass die jeweils eigene Kunst die einzig wahre war. Dass Deidara sogar vergaß, zu atmen, fiel ihm erst auf, als seine Lungen brannten und herrisch nach Luft verlangten. Tief atmete er durch und biss sich auf die Unterlippe. Warum wussten es alle, nur er nicht? Er war doch gestern noch mit ihm unterwegs gewesen. Nachdem sie sich getrennt hatten, musste es passiert sein. Wieso hatte man ihm nicht Bescheid gegeben? Immerhin wusste dessen Großmutter auch, wie lange sie schon befreundet waren… gewesen waren. Ein bitteres Lächeln umspielte Deidaras Lippen. Dieser Feigling. Sich einfach so aus dem Staub zu machen. Das war doch kein Sieg… jetzt würden sie nie herausfinden, wessen Ansicht von Kunst die wahre war. Deidara bekam vom Unterricht nichts mit, er starrte einfach vor sich hin und versuchte die Worte des Lehrers zu erfassen, doch sie erschienen ihm so übermächtig, wollten ihm immer wieder durch die Finger gleiten. Sasori war tot. Er konnte es nicht glauben… er wollte es nicht glauben. Zum Glück ließ der Lehrer ihn heute in Ruhe, sodass ihn erst die scheußliche Schulglocke unsanft aus seiner Trance riss. Es erschien ihm wie in Zeitlupe, als er sich erhob und seine Tasche griff. Wie durch eine Wand aus Watte nahm er die Hand wahr, welche sich auf seine Schulter legte. Beinahe apathisch anmutend wandte er sich um und blickte zu Kisame auf. Dessen Besorgnis in den Augen fiel ihm nicht auf. „Alles ok mit dir?“, fragte der Größere ernst. Langsam hob Deidara einen Arm und fegte die Hand von seiner Schulter. „Natürlich, hm“, brummte er und verließ das Klassenzimmer im Gedränge der anderen. Allerdings ließ er sich nicht mit dem Pulk zum nächsten Unterrichtsraum treiben, sondern steuerte den Ausgang an. Seine Freunde schauten ihm noch nach und riefen seinen Namen, doch er hörte sie nicht, er wollte sie nicht hören. Er wollte raus hier, wo alles seinen gewohnten Gang ging. Kaum setzte er einen Fuß durch den Haupteingang, wurde er von strömendem Regen begrüßt. Die Wasserfäden verbanden den dunklen Himmel mit der Erde und bildeten einen scheinbar undurchdringlichen Vorhang, der sich mit jedem Schritt nach vorn ein wenig veränderte. Es regnete schon seit Wochen, aber die Regenzeit würde hoffentlich bald ein Ende finden. In nur wenigen Sekunden hatte sich seine Kleidung mit dem kalten Nass vollgesogen. Sogar seine Unterhose weichte durch. Es störte den Blonden nicht. Abwesend trottete er durch das große Schultor und die Straße entlang, die in den zahlreichen Pfützen unterzugehen drohte. Mit jedem Schritt spritzten kleine Wassertropfen durch die Luft und gesellten sich zu den anderen unzähligen Tropfen, die die Wasseroberfläche zerwühlten. Deidara achtete nicht darauf, wohin ihn seine Füße trugen. Sein Kopf war wie leergefegt und seine blaugrauen Augen starrten einfach nur auf den Weg vor sich. Schließlich blieb er vor einem traditionellen japanischen Tor stehen, welches zugleich den Eingang zu einem Park darstellte. Sein Blick suchte sich einen Weg über die leicht brüchig wirkende rote Farbe hinauf zum Torbogen und auf der anderen Seite hinab. Mit einem Seufzen ließ er sich auf die Stufe sinken. Das Wasser rann einem winzigen Wasserfall gleich hinab und umrundete ihn, fraß sich dabei noch mehr durch seine Kleidung. Eigentlich müsste ihm kalt sein. Aber für ihn fühlte sich die Kälte eher angenehm an. Entrückt folgte sein Blick einzelnen Menschen, die an ihm vorbeiliefen. Deidara lehnte sich gegen den Torbogen. Er konnte spüren, wie stark und rau das Holz war, wie es allen Schikanen des Wetters stand hielt. Hier hatte er sich immer mit Sasori getroffen. Dieser Treffpunkt war von ihren Elternhäusern ungefähr gleich weit entfernt gewesen… aber damit war jetzt Schluss. Wieder schluckte er. Wie gut, dass es so stark regnete, dass man nur wenige Meter scharf sehen konnte. Und da sich das Wasser eh einen Weg aus seinen Haaren über sein Gesicht bahnte, fielen die vereinzelten Tränen gar nicht auf. Sasori konnte doch nicht einfach tot sein. Er hatte es sich zwar nie vor jemandem eingestanden, aber er hatte ihn geliebt. Da er aber wusste, dass sein Danna mit Gefühlen nichts am Hut hatte, hatte er ihn still geliebt und nichts gesagt, einfach nur jede Minute mit ihm genossen. Ein verzweifeltes Lächeln huschte über seine Lippen bei dem Gedanken daran, wie Sasori zu dem ‚ehrenvollen‘ Beinamen Danna gekommen war. Eigentlich war es nur eine Neckerei seinerseits gewesen, die sich irgendwann eingebürgert hatte. Vermutlich hatte Sasori es genossen. Ob er dem Rotschopf wirklich so auf die Nerven gegangen war, wie dieser immer behauptet hatte? Aber dann hätte er sich ja gar nicht immer wieder mit ihm treffen müssen. Und er tat es doch immer wieder… Deidaras Finger der linken Hand gruben sich in die klatschnasse Hose. Wie lange er nun schon hier im strömenden Regen saß ohne Schirm, obwohl er einen dabei hatte, konnte er nicht sagen. Es war ihm egal. Der Menschenstrom war größer geworden, also musste die Zeit doch um wenigstens ein paar Stunden vorangeschritten sein. Was sollte er tun? Bei Sasoris Oma vorbeigehen und fragen, was genau geschehen war? Wollte er das wissen? Wollte er sich bildlich vorstellen, wie sein Danna von einem Auto erfasst oder aus Versehen vor die Bahn gestoßen wurde? Nein. Er wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er ihn kannte. Stark und schnell genervt. Und immer für einen Streit über Kunst zu haben. „Du solltest nicht noch länger hier sitzen.“ Die tiefe, ruhige Stimme ließ ihn zusammenfahren. Deidara hatte gar nicht bemerkt, dass Itachi sich neben ihn gesetzt hatte. Ruckartig fuhr er herum und das Wasser spritzte aus seinem mittlerweile schwerem Haar. „Was… tust du hier?“ Seit wann war der Schwarzhaarige hier und vor allem, wie hatte er ihn gefunden? Am besten, er fragte gar nicht weiter nach. Itachi hatte ein paar merkwürdige Angewohnheiten, erstaunlich viel zu wissen, obwohl er sich augenscheinlich nicht für interessierte. „Dich davor bewahren, krank zu werden“, erwiderte Itachi und sah ihn mit seinen schwarzen Augen an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Schwarzhaarige einen Schirm in der Hand hielt, der den Regen davon abhielt, ihn weiter mit seinen kalten Fingern zu umfangen. Deidara wandte sich halb ab. „Was geht’s dich an. Verschwinde, hm“, grummelte er. Er mochte Itachi nicht sonderlich. Er gehörte zwar zur Clique, aber er war so ruhig und sein Blick gab ihm immer das Gefühl, als durchschaue er alles. Itachi war dem Blonden heimlich gefolgt, als dieser die Schule verlassen hatte, ohne irgendwem Bescheid zu sagen. Ihm war klar, dass er an Sasoris Tod zu knabbern hatte. Er musste den kleinen Rotschopf sehr gemocht haben. Immerhin beobachtete er ihn schon seit Jahren und hatte so eine Menge über ihn erfahren. Leider konnte Deidara ihn nicht leiden, aber vielleicht konnte er nun etwas daran ändern, wo Sasori tot war. Es war zwar schamlos, dessen Tod auszunutzen, um Deidara näher zu kommen, aber wenn er einfach für ihn da war, so kitschig das auch klang, vielleicht konnte er dessen Abneigung ja niederreißen. „Ich möchte für dich da sein“, sagte der Schwarzhaarige noch immer ruhig und in dem Ton, in dem er sonst auch immer sprach. Dabei klang das so schrecklich kitschig. Das durfte niemand erfahren, sonst würde man ihn auslachen. Der älteste Sohn der Uchiha, der ganze Stolz seiner Familie, sagte jemandem, der ihn nicht mal leiden konnte – und dazu noch einem Kerl – dass er für ihn da sein wollte. Dennoch blieb er gefasst und wartete Deidaras Reaktion ab. Selbiger starrte ihn entgeistert an. Dann breitete sich unweigerlich ein Grinsen auf seinen Lippen aus, ein leises ungläubiges Lachen entrang sich seiner Kehle. Er musste sich verhört haben. Das war nicht der Itachi, den er kannte. Oder doch, er war es, aber wie kam der Kerl dazu, ihm so etwas zu sagen? „Du kannst mein Pet sein, hm“, erwiderte er noch immer leise lachend. _____________________________________________________________________________________ 1 hier: Überraschungsausdruck 2 Guten Morgen – ‚unhöflichere‘ Form 3 Guten Morgen – ‚höflichere‘ Form Warum Dei ihm das vorschlägt, erklär ich im nächsten Kapitel;P Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)