Winterszenen von July-chan ================================================================================ Kapitel 13: Weihnachtsplätzchen ------------------------------- Lied: Canon in D (Johann Pachelbel) Weiß wie Schnee rieselte das Mehl auf Aijous rotes Haar. Siegreich grinsend sprang Nozomi behände von der Eckbank in der Küche und flüchtete dann mit einer Hand, an der immer noch Mehlstaub klebte, und einer mit Schokoladenglasur beschmierten Wange aus dem Raum, um neues Glühweingewürz zu holen. „Na warte!“, rief der Engel ihr nach und setzte an, ihr zu folgen, als sich Koushoku mit einem Löffel voller Himbeermarmelade zwischen ihn und die Tür schob. „Keinen Schritt weiter!“, gebot er und sein drohender Blick büßte dank dem Plätzchenteig, der in seinen Haaren klebte und sein rechtes Brillenglas verschmierte, stark an Bedrohlichkeit ein. „Finger weg von meiner kleinen Schwester. Ich dachte, ich hatte mich da klar ausgedrückt!“ Aijou machte Anstalten, den etwas schmächtigeren jungen Mann aus dem Weg zu drängen und fand sich mit einem Gesicht voller Marmelade wieder. Er leckte sich über die Lippen und wischte sich die rote Masse aus den Augen. „Bah, Koushoku!“ Genauso überlegen grinsend wie Nozomi zuvor, sah dieser zu ihm auf und ließ es scheinen, als blickte er herab. „Weißt du was?“, bot Aijou nun ruhiger an. „Du hast dich klar ausgedrückt. Finger weg von Nozomi. Ich schwöre.“ Er hob die klebrigen Hände feierlich zum Schwur, nachdem er sich den größten Teil der Marmelade aus dem Gesicht gewischt hatte. „Aber Finger weg von dir hast du nicht gesagt!“, sagte er und untermauerte seine Behauptung, indem er genüsslich über Koushokus Wangen strich. „Außerdem steht rot dir viel besser als mir. Das beißt sich nämlich mit meinen Haaren.“ Koushoku war froh, dass der Brotaufstrich die Röte verdeckte, die sich nun auf seinem Gesicht breit machte. Im ersten Moment eingeschüchtert, fürchtend einen Schritt zu weit zu gehen, dann aber wild entschlossen sich zu rächen, tauchte er zwei Finger in die Schokoladenglasur und zog dann damit einen Strich quer über Aijous Nase. Der starrte ihn zunächst verdutzt an und langte dann zur Puderzuckerdose. Das weiße Pulver bliebt an der Marmelade haften. Ohne den Blickkontakt zu brechen griff Koushoku nach den bunten Zuckerstreuseln und zog den Bund von Aijous Hose ein Stück auf um seine Hand darin zu leeren. Überrascht von der Aktion hielten beide einen Augenblick inne, als sei die Zeit stehen geblieben. Wie in Trance lehnte sich Aijou vor und Koushoku konnte nachher nicht mit Sicherheit sagen, ob er dem anderen entgegen gekommen war oder nicht. Langsam legte der Engel den Kopf auf die Seite, seine Lippen öffneten sich leicht, Koushokus Augen fielen zu und er schauderte erwartungsvoll. Statt ihn zu küssen fuhr Aijou ihm zart mit der Zungenspitze über die Wange und hinterließ eine Spur, die frei von Marmelade und Puderzucker war. Dann biss er Koushoku sanft ins Ohrläppchen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Gewonnen.“ „Noch nicht.“, krächzte Koushoku, halb enttäuscht, halb herausfordernd, und ahmte die Geste des anderen nach, probierte die braune noch halb geschmolzene Glasur auf dessen Nase und verfolgte dann einen Tropfen aufwärts, der über seine Wange bis beinahe unter den Hemdkragen gelaufen war. Zufrieden lauschte er, wie Aijou scharf einatmete. Die Tür knarrte leise, als Nozomi sie öffnete. Erschrocken wichen die beiden jungen Männer auseinander. „Lasst euch von mir nicht stören.“, flötete das Mädchen unschuldig und ohne einen Hauch von Schadenfreude oder Provokation in der Stimme. Erleichtert, aber trotzdem peinlich berührt nickte Koushoku Aijou zu. „Ich glaube, du hattest Recht mit deiner Annahme, sie sei eins von diesen Fangirls.“ Der Engel pflichtete ihm bei. „Wenigstens quietscht sie nicht.“ .oOo.oOo.oOo.oOo.oOo. „Hey Koushoku...“, murmelte Aijou, der auf der Fensterbank saß. Der Angesprochene blickte von seinem Buch auf. „Hmm?“, fragte er. „Wegen heute in der Küche...“, begann der Engel. „Ich weiß. Vergiss es.“, unterbrach ihn Koushoku und fixierte mit verschwimmender Sicht das Buch auf seinem Schoß. „Aber-“ „Ich sagte vergiss es.“, fuhr er dem anderen unwirsch über den Mund, erhob sich und stürmte aus dem Zimmer bevor sich ein Schluchzen seiner zugeschnürten Kehle entrang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)