Winterszenen von July-chan ================================================================================ Kapitel 2: Das Große Goldene ... -------------------------------- Widerwillig hatte Nozomi sich ins altmodische Arbeitszimmer des Hauses schieben lassen und saß nun neben Aijou auf der weichen dunkelgrünen Couch vor dem Kamin, mit einer Tasse heißer Schokolade, die ihr die Hände wärmte, und einer kuscheligen Wolldecke. Sie fühlte sich wie ein Gast im eigenen Haus. Aijou hatte eine Art Business-Gesicht aufgesetzt, viel weniger kampflustig als zuvor, und auch irgendwie unpassend. Ein paar kürzere Strähnen hatten sich aus seinem Zopf befreit und fielen ihm in die Augen. Er streifte sie sich größtenteils vergeblich hinters Ohr. Nozomi blickte krampfhaft gerade aus in ihre Tasse, aus Angst ins Starren zu verfallen. Diese Augen waren einfach zu unnatürlich hell und ein bisschen verstörend und verdammt... fesselnd. „Du möchtest also, dass ich herausfinde, warum sich dein Bruder so verändert hat?“, fragte er in einem professionellem Tonfall, der ihm zwar nicht halb so gut stand wie der neckende von vorhin, aber um einiges vertrauenerweckender war. Dankbar für die Ablenkung nickte Nozomi. „Richtig. Seit ungefähr drei Monaten ist er einfach nicht mehr er selbst. Es ist zum Verrückt-werden!“ „Hmm“, erwiderte der Engel. „Koushoku heißt er, nicht wahr?“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr und zog ein goldenes Notebook aus seiner Reisetasche. Sich beobachtet fühlend schielte er von seinem Notebook zu Nozomi auf, über deren Kopf ein sprichwörtliches Fragezeichen aufleuchtete. „Ich schaue mir die Akte deines Bruders an.“, erklärte er ihr. Erkenntnis breitete sich auf ihrem Gesicht aus, dann Skepsis. „Solltest du nicht eher ein Großes Goldenes Buch haben, wie der Nikolaus?“, fragte sie mit einem kritischen Blick. „Modernisierung gibt es nicht nur auf der Erde, weißt du? Diese Großen Goldenen Notebooks sind viel übersichtlicher als die alten Dinger. Es war zwar eine Höllenarbeit den ganzen Kram ab zu tippen, aber jetzt geht alles viel schneller. Siehst du, hier haben wir ihn schon. Koushoku Noeru, 18 Jahre alt, geboren am 13. November...“ Nozomi bedachte ihn mit einem ungläubigen Kopfschütteln. „Sehr fleißig, lügt nicht, höflich, freundlich... klingt doch perfekt.“, stellte Aijou fest. Nozomi nickte mit einem Lächeln, das verriet, wie sehr sie ihren Bruder mochte und wie sehr sie ihn vermissen musste. „Ah, hier. Seit Mitte August diesen Jahres zieht er sich immer mehr zurück, ist unwirsch... verstehe. Na, dann werde ich ihn mal im Auge behalten. Geht ihr auf die gleiche Schule?“ „Nein, aber unsere Schulen sind nicht weit voneinander entfernt. Wenn du morgen mit mir kommst, kann ich dir den Weg von dort aus erklären. Findest du dann alleine zurück?“ .oOo.oOo.oOo.oOo.oOo. Aijou machte Anstalten, das Notebook zu schließen, als er bemerkte wie Nozomi auf ihrem Platz unruhig hin und her rutschte. „Ist was?“, erkundigte er sich und das Mädchen wurde rot. „Kann ich... ähm... na ja... was steht denn bei mir?“, stammelte sie, ertappt. Aijou grinste selbstgefällig. „Das willst du wissen? Du Naseweiß, du Schelmenpack!“, zitierte er, öffnete allerdings trotzdem ihre Akte und drehte ihr den Bildschirm zu, so dass sie lesen konnte, was dort über sie geschrieben stand... „Frech und unverschämt?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)