Glück atmen. von inferences (und Liebe konsumieren. {rumtreiber}) ================================================================================ Kapitel 1: glühwürmchen ----------------------- Sie waren nicht in Eile. Das war wahrscheinlich das Besondere an ihrer Liebe. Sie war beständig und schlicht, langanhaltend und bescheiden. Nichts über was es sich zu reden lohnte. Ihnen fehlten die überraschten Oh’s und die bedächtigen Ah’s. Sie waren nicht wie James und Lily. Keine heftige, liebend-hassende Attraktionsliebe. Sie waren langweilig. Einander so ähnlich, dass es eines Tages so kommen musste. Aber sie ließen sich Zeit. Weil sie sie hatten. Weil ihre Liebe kein Feuerwerk war, dessen Farben kurz leuchteten, dessen Funken lange fielen. Kein Streichholz, das dazu verdammt war abzubrennen. Was sie waren, wussten sie nicht. Nur dass sie es zusammen sein würden. Er wusste es. Sie wusste es. Ob es heute passieren würde oder morgen oder in 20 Jahren. Es war egal. Früher oder später würden sie ein Paar sein. Sie hatten alle Zeit der Welt. Dafür mussten sie auf den Glitter verzichten. Aber den hatten sie sowieso nie gewollt. Sie waren ein äußerst schmuckloses Team, wenn sie gemeinsam durch Hogwarts wandelten. Mit verantwortungsvollen Blick, mit geschäftigen Schritt. Manchmal riss er einen Witz und sie lachte leise, fast verstohlen, so als würde es eine Pflichtverletzung darstellen über seine Witze zu lachen. In den Vertrauensschülersitzungen saßen sie direkt gegenüber von einander. Und diskutierten leidenschaftlich: „Vergiss es!“ „Wieso nicht? Wir müssen auch an das Wohl der älteren Schüler denken!“ „Und an das der Jüngeren? Du kannst nicht laufend alle 1. bis 3.Klässler ausschließen. Das ist schlichtweg inakzeptabel!“ „Sie würden sich nur langweilen, quengeln, eventuell sogar an Alkohol kommen. Das ist inakzeptabel“ „Warum gibt es überhaupt Alkohol auf diesen Feten? Hm? Weil du und deine Freunde das Zeug ankarren! Und nur damit ihr das weiter machen könnt, sollen wir den Jüngeren die Teilnahme an solchen Veranstaltungen verbieten. Das ist inakzeptabel“ „Das hat nichts mit meinen Freunden zu tun, dass du sie jetzt als ein Argument missbrauchst, ist inakzeptabel. Das Alkoholproblem basiert auf einer Sicherheitslücke.“ „Aber deine Freunde sind die Sicherheitslücke, damit das Alkoholproblem und damit das Argument für den Ausschluss der jüngeren Schüler. Vergiss es, Lupin. Bei dem Frühlingsfest sind die Kleinen mit dabei und wenn ich mir den ganzen Abend Potter und Black unter die Arme klemmen muss!“ „Das ist do-“ „Sehr schön, das ist für uns alle doch eine akzeptable Lösung!“ Nach solchen Sitzungen wartete sie stets auf ihn. Ihre lederne Aktentasche mit beiden Händen haltend, fast ein wenig schuldbewusst. Wenn sie ihn dann sah, verzweifelt, weil sie sich wieder durchgesetzt hatte, bekam sie einen weichen Blick. Und er dachte, dass er sie vielleicht deswegen liebte. Und er fragte sich, wann er sie mehr liebte. Wenn sie streng und durchsetzungsfähig war, ein lauter Tornado, der über ihn hinwegfegte Oder wenn sie süß und weich und wunderbar war, schüchtern und errötend, sie wie eine sanfte Brise über sein Herz strich. „Gehst du mit mir aus?“ Remus lächelte und überreichte ihr die frischgepflückte Gänseblume. Leichte Verbeugung. Darf ich bitten, Mylady? „Ja“ sagte sie, weil es so sein musste, weil es doch schon immer so vorbestimmt war. Was hätte sie denn anderes sagen können? Sie nahm die Gänseblume, roch klischeehaft an ihr, roch nichts, lächelte trotzdem, als würde sie duften, als würde sie so schön sein wie er, wenn er ihre Hand nahm, wenn er sie nehmen würde. In ihrer Vorstellung. Aber die Realität war doch immer viel schlechter. Und die Gegenwart tat weh. Aber gerade war er hier, bei ihr, und er hatte sie nach einem Date gefragt. Sie hatte darauf gewartet, so lange, lange, lange. Und es machte sie glücklich, nicht so glücklich, wie sie es gedacht hätte, aber doch glücklich, ziemlich glücklich. Nur ein kleines hüpfendes Herz. Und es war ihres. Er nahm ihr die verloren wirkende Blume aus der Hand, strich eine braune Strähne zur Seite und steckte die Blume in ihr Haar. Sie errötete wieder, das Blut rauschte verräterisch in ihren Ohren. Nur ein kleines verliebtes Mädchen. Und sie war sein’s. „Wo willst du hin?“ fragte er. Sie dachte, egal, hauptsache mit dir. Sie sagte „Die drei Besen?“ „Hausverbot“ murmelte er. „Honigtopf?“ „Hausverbot“ „Madam Puddifoots?“ „Hausverbot“ „Der Eberkopf?“ Sie schauderte. „Hausverbot“ „Was für Verbrechen hast du denn begangen?“ „Ich habe James und Sirius als Freunde“ gab er zurück. Annie lachte. Remus lachte. Der Himmel lachte. Über sie. Er griff nach ihrer Hand. „Ich bring dich wo hin“ sagte er. Sie fragte nicht, wohin. An seiner Hand würde sie überall hingehen. „Es ist schon ziemlich dunkel“ sagte sie. Das Gras hatte sich mit ihren Haaren verflochten. „Ja“ sagte er „Ich mag die Dunkelheit“ „Ich habe Angst im Dunkeln“ meinte sie. Und es war schön zu sehen, wie ehrlich sie war. Wie sich ihre Seele vor ihm auszog. Sie keine Scham, keinen falschen Stolz vor ihm kannte. Ein Rascheln drang an ihr Ohr. Ein Rascheln fühlte sie in ihrer Hand. „Was ist das, Remus?“ „Nur ein Bonbon“ sagte er. Obwohl es dunkel war, wusste er, dass sie skeptisch aussah. Ihre Stirn in kritische Falten gelegt hatte. Wie oft hatte er sie betrachtet, ihm direkt gegenüber, ihr Gesicht studiert, es sich eingeprägt. Remus war kein großer Künstler, aber ihr Gesicht hätte er malen können, in allen Einzelheiten. „Warum gibst du mir ein Bonbon?“ fragte sie. „Weil du Angst hast“ meinte er. Es ist ein Angstbonbon. Und sie fragte nicht weiter. Es raschelte wieder. „Es ist süß“ stellte sie fest. „Es ist ein Bonbon“ sagte er. Stille. Ein paar Grillen zirpten. „Hast du noch Angst?“ „Nein“ Ja. „Warte nur eine Sekunde, ich bin gleich wieder hier“ Er richtete sich auf. Eine Sekunde lang war Annie sich sicher, dass seine Lippen ihre Wange gestreift hatten. In der nächsten Sekunde zweifelte sie. Es hätte auch eine laue Brise gewesen sein können. „Nur eine Sekunde, Annie“ sagte er. „Ich habe Angst alleine“ sagte sie. Ein Rascheln drang an ihre Ohren. Ein Rascheln fühlte sie in ihrem Herz. Remus ging. Und sie hatte Angst. Die Süße erfasste ihre Zunge. Seine Schritte verstummten irgendwann. Es war still. Sie horchte in die Nacht und hörte die Grillen und sah die Sterne und fühlte Remus. Nur Remus, Remus, Remus. Remus ist kein Gefühl, scholt sie sich selber. Weil sie vernünftig und intelligent war. Und Remus wirklich kein Gefühl. „Es schmeckt nach Zitrone“ sagte sie. Nur um irgendetwas zu sagen, nur um irgendetwas zu hören. „Es ist ein Bonbon“ „Ich habe dir etwas mitgebracht“ sagte er dann irgendwann. Sie setzte sich auf, aber sie fragte nicht Was?. Er streckte ihr seine geballte Faust entgegen. Und öffnete sie dann. Sie sah nichts. Nur seine Hand. Remus hatte schöne Hände. „Was ist das, Remus?“ Liebe, Annie, nur Liebe. „Ein Glühwürmchen“ „Aber Glühwürmchen leuchten“ wandt sie ein. „Das Glühwürmchen hat aber Angst“ sagte er. „Und dann leuchten sie nicht?“ „Ja.“ Er dachte, dass sie auch leuchtet, wenn sie Angst hat. „Warte nur ein bisschen, Annie, es wird gleich anfangen zu leuchten. Wenn es denkt, dass es in Sicherheit ist“ Sie beide starrten in die Dunkelheit. Seine Schulter so nah an ihrer. So nah. „Da!“ flüsterte sie. Es leuchtete und schwirrte und sirrte. Und es war schön. „Ja.“ sagte er „Du musst flüstern“ hauchte sie. Fasziniert. „Wieso?“ fragte er. „Weil das Glühwürmchen sonst Angst hat“ Er lächelte. Und leuchtete. „Glühwürmchen haben keine Ohren, Annie“ „Aber vor was haben sie dann Angst?“ „Sie haben Augen. Sie können sehen.“ „Aber es ist dunkel“ „Und sie leuchten.“ „Ich glaube, sie haben auch Angst im Dunkeln und deswegen leuchten sie“ „Vielleicht“ Stille. Stille. Stille. Das Glühwürmchen flog und zitterte und war plötzlich weg. „Mir tun Glühwürmchen leid“ sagte sie auf ein Mal. „Wieso?“ fragte er und zupfte ihr vorsichtig die Grashalme aus dem Haar. „Weil sie keine Bonbons essen können“ Und nicht von dir geliebt werden. Sie sagte; „Ich denke, ich liebe dich“ Er sagte nichts. Dachte nur an Bonbons und Glühwürmchen und Vollmondnächte. Und er denkt, dass das keine gute Idee ist. „Das ist schön, Annie“ Und das ist das Letzte was er zu ihr sagt. Und er gibt ihr einen ersten letzten Kuss. Damit er sie einmal geküsst hat. Und er schenkt ihr noch ein letztes, drittes Bonbon. Damit sie ohne ihn keine Angst hat. Weil er jetzt gehen muss. „Es schmeckt bitter“ „Es ist ein Abschied“ „Ich kenne es“ sagt sie. Er sieht überrascht auf. Und sie steht da, mit ihrer ledernen Aktentaschen in beiden Händen. Nicht schuldbewusst. Nur ein bisschen verbittert und traurig. Er denkt, dass er sie jetzt am meisten liebt. Jetzt, weil er sie so lange nicht mehr hatte. Er will sie nur noch ein Mal küssen, aber es hat doch keinen Sinn. Er weiß nicht, was ihn mehr überrascht, das was sie sagt. Oder die Tatsache, dass sie überhaupt noch mit ihm spricht. „Was?“ fragt er. „Dich. Ich kenne dich“ antwortet sie. Er denkt, dass sie nicht ein Mal weiß, was sie da sagt. Was es heißt er zu sein und ihn zu kennen. Er weiß, dass sie das nicht schaffen würde, sie zu schwach ist ihn zu lieben. Wenn sie weiß, wer er ist. So ganz und vollständig und nackt. Er schämt sich etwas dafür, dass sie so ehrlich zu ihm war. Und er es ihr nicht sagen kann, weil er es nicht ertragen kann, gehasst zu werden. Von ihr. „Lily hat es mir erzählt“ sagt sie. Sein Herzschlag setzt eine Sekunde aus. Warum, denkt er, warum sagt Lily ihr das? Warum weiß Lily das? Warum weiß Lily, dass Remus Annie mehr liebt als alles andere. Und dass er es nicht schafft sie zu verlieren. „Und?“ fragt er. Und er hofft, dass sie immer noch nicht wirklich wirklich weiß, wer er wirklich wirklich ist. Sie zögert. Er denkt, dass er auch ohne sie leben kann. Es gab auch ein Leben vor ihr. Irgendwo. Irgendwanneinmal. Aber er war sicher, dass da Mal etwas war, etwas gewesen sein musste. „Ich habe Angst“ sagt sie schließlich frei heraus. „Ich auch“ sagt er. Und zwar dich zu verlieren. „Das ist gut“ meint sie. „Ja“ Und sie greift nach seiner Hand, weil sie ihn irgendwie liebt. Und sie wie Glühwürmchen sind. Im Dunkel leuchtend, manchmal ängstlich-horchend innehaltend, dann weiter liebend, leuchtend, lebend. Denn mehr sind sie nicht. Nicht mehr als Remus und Annie. „Ich denke, ich liebe dich“ „Das ist gut“ Und sie vielleicht ein bisschen glücklich sein können. Kapitel 2: aquarellstifte ------------------------- Peter Pettigrew war nicht dumm. Sicher, seine akademischen Erfolge waren sehr begrenzt. Aber dumm, dumm war er nicht. Und es überstieg sicher nicht seine geistigen Fähigkeiten zu verstehen, dass er in Gryffindor absolut fehl am Platz war. Damals hätte es sich wohl dem Haus Hufflepuff zugeteilt. Heute - nun ja. Mutig auf jeden Fall, da war er sich sicher, war er nie gewesen. Bis zu diesem einen berührenden, brechenden, heilenden Herzenssommer. Und vielleicht, wirklich nur vielleicht, war es etwas Mut mit dem alles begann. Vielleicht ein Funken, vielleicht eine Messerspitze voll. Aber vielleicht war es auch nur Neugier. Ist Neugier denn kein Mut? Es war auf jeden Fall ein Anfang. Der Anfang eines Märchens, das keines war und nie eines sein würde Der Anfang war ein Zeichenblock. Er kannte sie. Vielleicht war kennen zu viel gesagt. Gesprochen hatte er noch nie mit ihr, nicht ein Wort, weil niemand so richtig mit ihr sprach. Sie war ziemlich sonderbar. Ein dünnes, aschblondes Mädchen mit fast verschwindenden Augenbrauen. Peter hatte sie angelächelt, als der sprechende Hut sie nach Gryffindor geschickt hatte. Sie war hübsch, nicht schön, sicher nicht, aber attraktiv, sehr. Und sie hatte lange, lange, lange blonde Haare gehabt. So lang. Er hatte sie sogar schön gefunden. Auch noch, als sie sich 3 Jahre später die Haare komplett abrasiert hatte. Da war sie dann wirklich sonderbar gewesen. Sie hatte den Ruf einer ziemlich wilden Type. Und er hätte sie gerne gefragt, wie viel wirklich stimmte. Er glaubte nicht, dass sie 5 Wochen dauerbesoffen gewesen war. Er glaubte nicht, dass sie etwas mit Timothy Flint gehabt hatte. Er glaubte nicht, dass sie Veganerin war und für Geld mit dem Hüter der Appleby Arrows geschlafen hatte. Aber Zutrauen tat er ihr das schon. Weil sie eben wirklich eine ziemlich krasse Persönlichkeit war. Verträumt und aufmüpfig und laut und leise und überall und nirgendwo. Wenn man es genau nahm, war sie wirklich etwas ziemlich besonderes. Aber cool war sie, nicht in einer Art Rumtreiber-cool, mehr so ein alternatives Cool. Es war wirklich schwer sie in Worte zu fassen, weil sie irgendwie den Rahmen sprengte. Und er ziemlich fasziniert von ihr war. Das machte es alles nicht einfacher sie anzusprechen. Zu Mal Peter wirklich sehr schüchtern war und ihm starke Frauen eine gewisse Angst einjagten. Peter war nicht mutig. Aber an diesem einen sonderbaren Tag. In diesem einen sonderbaren Moment. Konnte alles so ziemlich anders sein. Mit diesem sonderbaren Mädchen. „Hey. Warte!“ rief eine leicht rauchige Stimme hinter ihm. Peter musste sich nicht umdrehen, um zu wissen wer sie war. „J-ja?“ fragte er fast ein wenig zittrig, während er sich zu ihr umdrehte. Sie nahm die letzten paar Schritte bis sie direkt neben ihm stand. „Du hast deinen Zeichenblock vergessen“ sagte sie und hielt ihm den Block hin. Peter griff danach und presste ihn dann fest an seine Brust. „Tja dann da-“ sprach er zum Boden. „Du zeichnest sehr schön“ sagte sie, lächelnd. Er hob den plötzlich rotglühenden Kopf, suchte nach Worten. „Du ha-“ fing er an, als sie ihn wieder unterbrach. „Ich habe reingeguckt, tut mir leid, ich weiß, das macht man nicht, aber ich war neugierig und ja. Du zeichnest toll. Nur wieso malst du immer nur schwarz-weiß? Ich mein, es sieht wirklich genial aus, aber so trist und ich weiß nicht. Du solltest mehr Farben benutzen“ Der Junge nickte. „Also, ich mu-“ „Hast du vielleicht Lust mir zu helfen? Morgen im Raum der Wünsche? Ich plane da eine Plakataktion und na ja..Mir fehlt da noch jemand, der mir beim Zeichnen hilft und weil du ja anscheinend Talent hast. Na ja, da dachte ich...“ Er schwieg, sah sie an. Ihren blonden Irokesen, ihre zerissene Hose, ihre ausgelatschten Schuhe. Er dachte an die Sachen, die sie gemacht hat, die sie gemacht haben könnte. Und er schluckte. Sie winkte ab, vielleicht sah sie ein bisschen verbittert aus. „Ach, ist schon okay, tut mir leid, dass ich dich damit so überrumpelt habe. War eine blöde Idee und du hast ja auch sicher viel zu tun. Du weißt schon, Schule und so. Na ja. Ähm. Dann noch einen schönen Tag, Pete, du heißt doch Pete, oder? Ist ja auch egal. Sorry nochmal, bin schon weg“ Sie lächelte, fuhr sich verlegen über die rasierten Stoppeln, nickte ihm noch kurz zu und drehte sich dann weg „Ja“ Und da war es passiert. Was war es gewesen? Die Neugier, das Risiko, seine Hilfsbereitschaft, ihr Lächeln? Sie drehte sich verdutzt um „Okay, Pete, dann, wir sehen uns morgen, ja? Im Raum der Wünsche nach dem Mittagessen?“ Er nickte nur und sie hob die Hand und ging. Und er stand da mit seinem Block in der Hand, ihr hinterher starrend wie der letzte Vollidiot. Er hatte vielleicht etwas Angst, aber er denkt, dass er morgen ja gar nicht kommen muss. Dass Hogwarts eine ziemlich große Schule ist und er sie vielleicht nie wieder sieht. Dass es egal ist, weil sie sicher eh nicht damit rechnet, dass er kommt. Und dann denkt er, dass Pete eigentlich ein ziemlich cooler Name ist. Am nächsten Tag war Peter wirklich ziemlich schlecht, fast ein bisschen übel. Zum Frühstück zerfetzte er einen Toast, zum Mittagessen vergewaltigte er eine Kartoffel. Ihm ging es sehr, sehr miserabel und er wusste nicht, ob er zum Raum der Wünsche gehen sollte. War das sinnvoll? War das intelligent? Wollte er zum Schlossgespräch werden? Wollte er Amber kennen lernen? Würde er es überhaupt ertragen zu wissen, wer sie war? Es sprengte ihm doch schon fast das Herz zu wissen, wer sie nicht war. Und meistens traff die Wahrheit viel härter, als jede Lüge es tun würde. Und meistens traffen ihre Blicke direkt in sein Herz. Wie jetzt, in diesen Moment. Er hob den Blick und sie wandt hastig den Blick ab. Ob sie wohl wusste, wie sehr er mit sich selbst haderte? Ob sie wohl wusste, dass sie der Grund war? Ob sie wohl ahnte, dass er gestern Nacht in seinem Bett tausend Mal den Namen Pete geformt hatte? Weil er so unglaublich unpassend ist. Er klingt nach einem coolen, draufgängerischen Jungen. Tapfer, mutig, frech, vielleicht sogar ein Aufreißer. Nach jemanden der er nicht war. Nie sein würde. Aber sie traute es ihm zu. Und das brachte ihm zum Lächeln. Er klopfte zaghaft an, öffnete dann die Tür. Amber kniete am Boden in Mitten von riesigen Stofffetzen, zwischen Farbeimern und Pinseln. Sie sah überrascht auf „Du bist gekommen“ stellte sie fest und hielt in ihrem Tun inne. Die lila Farbe kleckerte unkoordiniert von dem Pinsel auf das weiße Tuch. Er wollte Ja sagen, sagte dann aber „Klar“, weil es mehr nach Pete klang. Weil es für Pete von Anfang an klar gewesen war, hier her zu kommen. Weil Pete keine Angst hatte, vor nichts und schon gar nicht vor Mädchen. Pete war mutig. Er war nicht Pete. „Was machst du da?“ fragte er dann. „Ich male“ antwortete sie und strich sich eine Haarsträhne des unaufgestellten Irokesen aus dem Gesicht. „Und was malst du?“ Sie sah auf und lachte. „Das ist ein Kraken!“ „Oh!“ Er musste grinsen, brachte es aber nicht über’s Herz ihr zu sagen, dass das was sie da malte wie vieles aussah, aber nicht wie ein Kraken. „Ich will endlich die Rechte des Kraken einfordern. Xeno hat mir Mal erklärt, dass unser Riesenkraken gar kein Kraken ist, sondern ein Riesenkalamar und ich finde es eine Unverschämtheit, dass wir dann trotzdem Riesenkraken sagen, weil wir es ja besser wissen und du auch nicht Affe genannt werden möchtest!“ erklärte sie aufgebracht und griff nach der gelben Farbe, um das lila Gekleckse auszubessern. Peter schluckte. Sie war echt verrückt. Amber war total verrückt und komisch. Aber positiv. Und er mochte sie, obwohl sie komische Ansichten und Ziele hatten. Und winzige Kleinigkeiten sie absolut wütend machten. Und sie wirklich nicht malen konnte. Sie betrachtete kritisch ihr Werk und schmiss er zur Seite. Die Blondine kratzte sich am Kopf. „Ich glaube, Pete, dass du lieber die Umrisse machst, ja? Und ich male das Ganze dann aus“ sagte sie. Peter nickte und hockte sich über eine der weißen Stoffstreifen. „Gibst du mir Mal die schwarze Farbe?“ fragte er und Amber krabbelte mit dem Farbeimer und einem Pinsel rüber zu Peter und kniete sich neben ihn, während Peter anfing höchst konzentriert einen Kraken zu skizzieren. Seine Hand zitterte ein bisschen, als er ihren Atem in seinen Nacken spürte. „Du malst schön“ sagte sie Und er erschrack ein bisschen, als er ihren warmen Hauch am Hals fühlte. „Nein“ gab er zurück und schluckte. „Doch! Dein Kraken sieht aus wie ein Kraken, meiner höchstens wie ein verlaufener Wackelpudding“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem zarten Lächeln. „Das ist doch gar nicht wahr“ Sie verzog kritisch ihre Nase. Ihre Nase. Er hatte noch nie jemand kritisch seine Nase verziehen sehen. Aber ihr stand selbst eine kritisch verzogene Nase. Alles stand ihr. Welches Mädchen schafft es schon mit Glatze Timothy Flint um den Finger zu wickeln? Dabei ist er so oberflächlich, oberflächlich, oberflächlich. Es tat weh daran zu denken, aber ein bisschen, bisschen ist er auch stolz auf sie. „Natürlich ist das wahr. Und du malst wirklich schön“ sagte sie. Er schüttelte den Kopf „Nein“ „Wieso nicht?“. „Weil ich nicht gut malen kann“ antwortete er störrisch. Und sein Kraken guckte störrisch und wütend. Und sein Mund war wirklich sehr verkniffen. „Kann es sein, dass du dir selbst nicht besonders viel wert bist?“ fragte sie und spielte an ihrem Dehnungsstäbchen im Ohr rum. So beiläufig, als wäre es einfach nur irgendwas, was sie da sagte. “Wie bitte?“ fragte er „Das ist doch Schwachsinn“ Und er versuchte seine Stimme so locker hüpfen zu lassen, wie Sirius, wenn er abstreitete je verliebt gewesen zu sein. So musste das klingen. Tat es aber nicht. Weil er eben nur Peter ist. „Du siehst dein Talent nicht“ sagte sie und zog einen Lutscher hinter ihrem Ohr hervor, öffnete ihn knisternd und steckte sich ihn dann in den Mund. Er klackerte gegen ihre Zähne. „Im Gegensatz zu James und Sirius und Remus bin ich talentfrei“ sagte er, vielleicht war er enttäuscht, vielleicht war er traurig. „Können die anderen denn Zeichnen?“ fragte sie nach. „Nein, aber was ist Zeichnen schon wert?“ „Was ist Quidditch, Erfolg bei Frauen und gute Noten schon wert, wenn man mit Zeichnen die ganze Welt verändern kann?“ Sie zerbiss ihren Lutscher und ein ekelhaft knacksendes Geräusch ging durch den Raum. Er hielt inne, sah beschämt auf den Boden. “Aber ich bin nicht beliebt, mich findet niemand gut“ sagte er und dieses Mal war er sicher traurig. Sie zerbiss die knisternden Bonbonstückchen, lehnte sich leicht nach vorne und setzte ihm einen Kuss auf die Wange. “Ich finde dich gut, sehr gut. Du bist anders und du bist gut, auf eine zurückhaltende, unaufdringliche Weise“ flüsterte sie. Er hielt die Luft an und schrie dann fast „Ich bin nicht gut“ Er klang ziemlich verzweifelt. Aber Amber sprang unbekümmert auf und grinste „Siehst du, Pete, das-“ Sie zeigte mit dem Plastikstäbchen ihres Lollis auf ihn „nennt man natürliche Bescheidenheit!“ Peter legte den Pinsel zurück in den Farbtopf. „Ich mein, was ich sagen will, ich meine doch nur, du bist so mutig“ War es kein Mut, der ihn das sagen ließ? Sie ließ sich wieder neben ihn fallen, lächelte. „Du doch auch!“ Und sie sagte es mit so einer Überzeugung, dass er es ihr fast geglaubt hätte. Aber stattdessen schüttelte er nur betrübt den Kopf. „Ich glaube nicht“ „Du redest mit mir“ meinte sie. „Aber das ist doch kein Mut!“ sagte er überzeugt. „Du hast mir eine Chance gegeben“ argumentierte sie. „Aber das ist doch kein Mut!“ wiederholte er. „Du hast einen zweiten Blick riskiert, dich getraut hinter das Klischee zu sehen“ „Aber da-“ setzte er an, als Amber leicht aggressiv dazwischen fuhr. „Was dann, Pete, was dann. Was ist das, wenn kein Mut?“ Vielleicht Liebe? Ist Liebe denn kein Mut? Es war wieder Stille. Er zeichnete, sie malte aus. Mit viel Farbe. Lila, grün, pink. So sah kein Kraken aus, aber Peter war sich sicher, dass da hinter wohl irgendeine Botschaft steckte, eine Gesellschaftskritik, die er nur einfach nicht verstand. Und er sich in diesen Moment eh nicht getraut hätte, es ihr anzukreiden. Er schluckte, suchte nach einen neuen Argument und sagte dann schließlich schwach, weil er sich dafür schämte. „Aber ich würde nie mein Leben für meine Freunde opfern“ Amber sah auf. „Auch nicht für mich?“ fragte sie mit witzelnden Unterton. Er schwieg. Sie winkte ab „Tschuldigung, war eine blöde Frage. Vergiss es einfach. Weißt du, das ist menschlich. Angst ist menschlich. Angst zu haben ist mutig.“ „Würdest du dich opfern?“ fragte er. Sie überlegte keine Sekunde, zögerte nicht einen Wimpernschlag lang. „Ja!“ „Das ist mutig“ „Das ist töricht. Aber ich denke mir immer, dass wir sowieso sterben müssen. Und was ist das Leben noch wert ohne sie?“ Peter dachte, ohne sie? Nichts. Wirklich nichts mehr. „Ich würde für dich sterben“ sagte er schließlich. Nur für dich. „Das ist mutig“ lächelte sie. „Das ist töricht“ gab er zurück. War das etwa Liebe? „Ich glaube wir sind fertig“ sagte Peter und wischte sich den nicht existenten Schweiß von der Stirn. „Ja, ist echt gut geworden“ freute Amber sich. „Ich wollte dir noch etwas geben“ meinte sie dann. Peter sah überrascht auf. Sie kramte in ihrer schwarzen (nun mit lila Flecken verzierten Tasche) rum und zog dann ein Päckchen Stifte heraus. Sie hielt sie ihm hin. „Es sind Aquarellstifte. Ich dachte, weil du doch immer nur schwarz-weiß zeichnest...“ Sie sah ein bisschen verlegen aus und so hatte er Amber noch nie gesehen. „Danke“ sagte er lächelnd, lächelnd, lächelnd. Es war krank, dass er sich so irrsinnig über ein paar Buntstifte freute. „Freut mich. Na dann..lass uns gehen“ sagte sie. Ihre Wangen waren von einem roten Hauch gezeichnet. Und in diesen Moment wusste er genau, welchen seinen Skizzen zuerst Farbe einhauchen würde. Weil ihr zwei Farben einfach nicht gerecht werden würden, auch nicht 20, auch nicht 100. Wie viele Farben hatte das Leben? Sie gingen einträchtig zum Gryffindorturm zurück. Schulter an Schulter. Er hatte keine Angst mit ihr gesehen zu werden, nicht mehr. „Ich heiße übrigens Peter“ sagte er. Sie nickte: „Okay“ Weil auch Peter mutig war. Er brachte sie zu der Treppe, die hoch in den Mädchenschlafsaal führte. „Danke schön“ sagte sie. Er nickte ihr zu. Sie drehte sich weg und stieg die Treppen hoch. “Warte!“ rief er Ihr Kopf wandt sich wieder zu ihm, so hastig, als ob sie nur darauf gewartet hätte. „Ich, also..ähm..Ich.. Gute Nacht“ Weil er heute wahrlich schon genug mutig gewesen war. Sie nickte „Dir auch“ Dann ging sie. Denn manchmal war Mut nicht mehr als ein einfaches „Ja“ . Und das war der 2. One-Shot. Vey. ^-^ Und fiel euch etwas an Amber auf, hm? hm? Blond mit fast verschwindenden Augenbrauen, sonderbar, Xeno? Nanana (: Ich hoffe ihr hattet Spaß, meine Lieben Kapitel 3: wissen ----------------- Der Februar ist ein furchtbare Weggefährte. Müde und kalt und voller Enttäuschungen, voller Scheitern. Man denkt doch noch sein Leben ändern zu können, aber jetzt gibt man auf. Menschen sind naiv. Aufgeweichte Sylvesterrakten liegen zertreten wie die eigenen guten Vorsätze einsam in den Randsteinen. Unter den Schuhen knirscht längst unnütz gewordenes Streusalz. Der Februar ist nass und schwertriefend, wie diese Worte mühselig. Er ist ein großes, stinkendes Monster und es zereißt unsere hoffenden Menschenseelen mit seinen stahlkältesten Zähnen. Was bleibt denn noch, wenn der Februar vorrüber gegangen ist, sein eisiger Atem nicht mehr uns gilt? Sirius wusste es nicht, aber er wusste, dass es ihm nicht reichte. Aber ihm war das was er hatte stets nie genug gewesen. Dabei wollte er gar nicht viel. Ihm reichte wenig, aber dieses wenige, hatte er nicht. Was er wollte? Er wusste es nicht. Er wusste es nicht. Und er wusste auch nicht, ob er es je wissen würde. Weil er nicht wusste, ob er es bekommen würde. Und wenn, ob er es bemerken würde. Weil er eigentlich alles hatte. Und nicht wusste, was ihm fehlte. Was ihm bitte schön fehlen sollte. Aber er suchte, suchte, suchte. Es musste irgendwo dieses Irgendwas sein. Für sich selber suchte er. Und für James. Weil für ihn doch auch irgendwas nach Lily Evans kommen musste. Und es musste schön sein und außergewöhnlich, wirbelnd und lachend und etwas Besonderes. Er dachte an Tiffany. Und ohne sie zu kennen, wusste er, dass sie soetwas in der Art für ihn sein könnte. „Lass uns ganz unverbindlich Sex haben!“ „Wie bitte?“ „Muss ich es wiederholen?“ „Wer bist du?“ „Sirius Black!“ „Aber. Du redest nicht mit mir!“ „Tu ich doch“ „Offiziell aber nicht“ „Soll ich das ganze offiziell noch ein Mal wiederholen?“ „Aber du hast noch nie mit mir geredet“ „Zeit damit anzufangen“ „Bist du irgendwie besoffen?“ „Nein.“ „Hast du Drogen genommen?“ „Nein.“ „Bist du ein Arschloch?“ „Definitionssache“ „Okay“ „Wie bitte?“ „Meine Antwort ist okay“ Sie lächelte keck, winkte so, dass nur ihre Finger sich ein bisschen bewegten. Er hasste dieses Winken. Es war tussig. Sie ging. Und sie hatte Ja gesagt. Er glaubte nicht, dass sie Ja meint.. Aber er hatte es geschafft. Und damit fing das Lächeln an. Und das Fühlen. Und das Wissen. Es war selten, dass man Sirius lernen sah. Noch seltener, dass er es mit Remus tat. Zum einen, weil Remus seine Hausaufgaben mit seiner Freundin zu machen pflegte, zum anderen, weil Remus und Sirius selten Zeit alleine miteinander verbrachten. Nicht, dass sie einander nicht leiden könnten, das nicht, nie, aber besonders viel konnten sie nicht miteinander anfangen, zu verschieden waren sie. Der vernünftige, bedachte, ruhige Remus und der laute, selbstbewusste, unverschämte Sirius. Es war immer nur James gewesen, der sie verband. Sie alle. Peter, Remus und ihn. Sie alle wussten, dass es ohne James nie die Rumtreiber gegeben hätte, sie nie Freund gewesen wären, vielleicht nie miteinander geredet, Remus und Sirius nie an diesem einen Tag zusammen gelernt hätten. Und er Remus nie diese eine Frage gestellt hätte: „Wie ist das eigentlich so...eine echte, richtige Beziehung zu führen“ Remus sah nicht ein Mal auf. „Meinst du das ernst?“ Er schwieg. Remus sah zum Fenster, griff sich an die Stirn. „Das... Es ist schwierig. Schwierig und kompliziert. Aber auch sehr, sehr einfach, eigentlich. Es ist schön. Es ist wie..als hättest du das im Leben gefunden, was mehr ist. Ich mein, die Steigerung von Glück. Es ist Sicherheit. Als wären wir Hochseilartisten und man hätte uns ein Netz gespannt. Es ist nicht mehr schlimm zu fallen, weil da immer jemand ist. Und selbst, selbst wenn du den größten Müll loswerden musst, Annie hört zu. Es ist beruhigend.“ Remus knetete seine Finger durch. Sirius schwieg, leckte sich ganz kurz über die Lippe und räusperte sich. „Und...Wann, ich meine, wie, also, warum, wie hast du gewusst, dass du sie liebst?“ flüsterte er. Remus tauchte seine Feder in das Tintenfaß. „Ich denke, gar nicht.“ „Im Sinne von nie? Aber..jetzt weißt du es doch!“ „Nein“ Er strich sich ein Haar aus dem Gesicht, lächelte. „Aber es ist so ein Gefühl. Es fühlt sich richtig an und gut. Keine Ahnung, ob das Liebe ist. Wahrscheinlich. Ziemlich sicher. Aber wissen, wissen tue ich es nicht.“ hauchte Remus „Aber du musst es doch wissen“ sagte Sirius. „Wissen ist etwas anderes als fühlen, Sirius“ Remus Gesicht verzog sich zu einem wissenden Grinsen, dass ihn irgendwie störte. „Du weißt nicht, ob du sie liebst, aber du fühlst, dass du sie liebst? Das ist unlogisch. Ganz ehrlich, diese Beziehung macht dich zu so einem verdammten Romantiker, Lupin!“ meinte Sirius ärgerlich und stand auf, raffte seine Papier zusammen und schritt hocherhobenen Hauptes zu der Tür der Bibiliothek. „Sirius?“ Der Black drehte sich um. „Ja?“ „Sag’s ihr einfach, okay. Wenn du darüber nachdenkst sie zu lieben, wirst du es schon tun.“ Sirius drehte sich wieder um und ging. Nichts weißt du, nichts weißt du, Lupin. Aber vielleicht fühlte er es. „Hast du es ihr jetzt endlich gesagt?“ Remus schluckte den Rest Reis hinunter und griff nach seinem Becher um etwas Wasser hinterher zu schütten. „Nein“ gab Sirius zurück und zeichnete Federn in seinen Spinat. Und er fragte sich, ob er überhaupt Spinat mochte. Und wenn ja, warum aß er ihn nicht? Und wenn nein, warum hatte er sich davon aufgetan? „Wem soll ich es überhaupt sagen?“ fragte Sirius, bemüht einen letzten Teil seines Stolzes zu überwinden, der schon leicht angekratzt war von der Tatsache, dass Remus Lupin ihm, Sirius Black, tatsächlich erklärte, wie er eine Frau aufzureißen hatte. Remus stellte den Becher wieder ab und ließ seinen Blick schweifen. Plötzlich grinste er und hob seine Gabel an, um zielsicher ein Mädchen vom Slytherintisch herauszudeuten, die neben Regulus saß und ihren Kopf gesenkt hatte. „Der da!“ Sirius sah auf. Erst zu den Mädchen. Dann zu Remus. „Ich weiß es nicht aber..“ „Okay, halt die Fresse, Waschlappen“ grummelte Sirius. Remus grinste. Er hatte Recht. „Also, wieso sagst du es ihr nicht? Hast du Angst?“ Falls Remus tatsächlich dachte, er würde ihn damit aus der Reserve locken, so hatte er sich getäuscht. „Ich habe keine Angst irgendwem zu sagen, dass ich ihn liebe“ sagte Sirius, schob den Spinat von sich [Mochte er ihn jetzt oder nicht?] und stand auf. Aber es ängstigte ihn zu Tode, dass er jemanden lieben könnte. Wissen. Fühlen. Wissen. Fühlen. Sirius ließ sich die feine Silber-Kette durch die Hände gleiten. So fein, dass er kaum einen Hauch spürte, während sie durch seine Finger rieselte. Fühlen. Wissen. Fühlen. Wissen. Er legte die Kette zur Seite und zog ein Stück Pergament heran. So, Black. Es geht los. Sirius schloss die Augen und dachte an sie. Was fühlst du? Nichts. Was weißt du? Nichts. Er öffnete die Augen wieder und notierte sich das auf dem Blatt. Dann fing er an ihren Namen zu formen. Tiffany. Er fühlte nichts, er wusste nichts. Alles fängt damit an, dass man ehrlich zu sich selber ist, Black. Er zerknüllte ärgerlich das Papier und stopfte die Kette in seine Jackentasche. Er fühlte nichts. Er liebte nichts. „Du bist zu früh“ In ihrer Stimme schwang ein Lächeln mit, stets. „Du auch“ gab Sirius zurück „Ich habe mein Zimmer vorbereitet“ grinste sie und machte eine präsentierende Handbewegung. „Dein Zimmer?“ fragte er und betrachtete den präparierten Raum der Wünsche. „Du wolltest es doch Mal sehen, da dachte ich, tu ich dir den Gefallen.“ Sagte die Dunkelhaarige. Er setzte sich auf das Bett und ließ seinen Blick schweifen. „Sehr aufgeräumt“ sagte er und betrachtete die Bilder von diversen grinsenden, lachenden, grimassenschneidenden Slytherins an den Wänden. Es wirkte irgendwie skuril zu sehen, wie Avery lachte. Sirius hatte nicht Mal erwartet, dass er lächeln konnte. Hatte man von ihm erwartet, dass er lieben konnte? „Danke schön“ lächelte Tiffany und krabbelte zu ihm auf das Bett und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. Ihre Hände fuhren über seine Schultern die Arme hinunter. „Warum schläfst du mit mir?“ fragte Sirius. Er klang fast heiser. „Müssen wir darüber jetzt reden?“schnurrte Tiffany und schob ihre eine Hand unter sein Hemd. „Ja! Warum?“ sagte er und schob ihre Hand weg. Tiffany verdrehte die Augen. “Warum nicht?“ fragte sie zurück. „Weil man nur mit Leuten schlafen sollte die man liebte“ sagte er und kam sich dabei schon selber lächerlich vor. Sie lachte schrill. „Woher weißt du denn, dass ich dich nicht liebe?“ fragte sie grinsend. Er wusste es nicht. Er fühlte es. „Du liebst mich nicht“ stellte er fest. Tatsache. „Das hast du nicht zu bestimmen“ sagte sie und richtete sich auf. „Vielleicht liebe ich dich, abgöttisch. Ja. Vielleicht will ich aber auch nur einfach so Sex mit dir haben. Mein Leben. Meine Entscheidungen“ „Schlechte Entscheidungen.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sie zuckte zurück. „Du hast mehr verdient“ Sie lachte. Wieder. Schrill. Und hysterisch. Und böse. Und ängstlich. Und tieftraurig. Ihre Stimme versuchte klar und stark zu klingen. Sie klang zittrig. „Ich weiß was ich verdiene. Ich verdiene einen verdammt verliebten Freund und Hogsmeadedates und Mondscheinspaziergänge, Valentinstagsgeschenke, Liebesbriefe, ich verdiene Sternschnuppen und Händchenhalten, selbst vor den Freunden, ich verdiene Pullis, die nach ihm riechen, Küsse, die nach ihm schmecken, ich verdiene Rosen und kitschige Gefühle und Tee in diesem hässlichen Cafè. Weißt du, Sirius, ich verdiene Liebe. Aber das bekomme ich nicht. Das Leben ist kein Märchen. Man nimmt was man kriegen kann. Also bitte hör auf mir zu sagen, dass ich was besseres verdient habe, es ist egal!“ Sie sah weg. Vielleicht weinte sie jetzt. „Du solltest nicht mit Jungs schlafen, die du nicht liebst“ sagte er und strich mit seinem Daumen über ihre Handflächen, malte kleine Herzen auf sie. „Du schläfst täglich mit Mädchen, die du nicht liebst“ sagte sie. „Du bist nicht ich. Und ich glaube, dass ist dein Glück“ Denn du hast noch Chancen glücklich zu werden. „Was?“ Sie sah auf. Sie hatte tatsächlich Tränen in den Augen. Seine kleine, stolze Tiffany weinte. Es brach ihm das Herz, ein bisschen zumindest. „Wieso hast du nicht wenigstens deine Jungfräulichkeit für jemand besseren aufbewahrt? Jemanden der das mehr verdient hat. Jemanden den du liebst.“ „Vielleicht gibt es niemand besseren für mich...Vielleicht hast du es mehr verdient, als der den ich liebe, falls ich jemand anderen liebe als dich“ Sie zitterte. Er wusste nicht, ob es aus Scham oder Angst oder Kälte war. Vielleicht war es die Kälte. Es war kalt hier drin. Vielleicht gibt es niemand besseren für mich. Er lächelte. Ein wenig. „Wer?“ fragte er. Sie sah auf den Boden. „Niemand“ sagte sie schnell. Er wusste, dass sie log. Er fühlte, dass sie ihn nicht liebte. Er fühlte, dass sie jemand anderen liebte. Er überlegte, ob fühlen oder wissen mehr weh tat. Fühlen war mehr ein quälender, nagender Schmerz. Langwierig und mühselig. Er vergiftete den ganzen Körper. Brannte wie Salz in den Wunden. Wissen war ein stechender, intensiver Schmerz. Er war schnell und explosiv. Er zerstörte den Körper. Es tat beides weh. „Wer?“ fragte er nochmal. Nachdrücklich. Laut. „Niemand“ sagte sie. Leise, ängstlich. Sie kaute an ihrem rotlackierten Daumennagel. Er sah an ihre vorbei. Auf ihrem kleinem Nachttisch stand ein Bild. Und es war nicht Avery der davon lächelte. Aber er war es auch nicht. Sirius nickte langsam, bedächtig. Wissen tat mehr weh. „Man nimmt was man kriegen kann, wie?“ fragte er. Sie sah auf. Fragend. Er wusste; Black blieb Black. Und er ging. Er hasste sie nicht. Dafür wusste er zu gut, dass sie ihm zu ähnlich war. Er würde sich jetzt ein dunkelhaariges Mädchen suchen und versuchen sie zu lieben. Er würde wissen, dass es nicht das Selbe war. Und er würde fühlen, dass es nicht das Selbe war. Er würde wissen, dass er dieses Mal nichts dafür konnte, dass es nicht geklappt hatte. Und er würde fühlen, dass es trotzdem scheiß weh tat. Und dass er sie vermisste, jetzt schon. Wissen ist etwas anderes als fühlen. Im Moment war es für ihn irgendwie gleich. Wenn er in sich hineinhorchte, dann waren da nicht mehr Gedanken. Da waren dann nicht mehr Gefühle. Da war nur noch ein einheitlicher, grauer, zäher Brei, wie Beton vielleicht. Und dieser Brei war Schmerz. Sein Herz hatte Schäden davon getragen. Er wusste nicht, ob er sie je flicken konnte oder nicht. Er fühlte nichts. Er liebte nichts. Er würde wieder aufstehen. Er würde weiter suchen. Und mit jeglicher Kraft, die ihm geblieben war, hoffen, dass Blacks nicht nur ein Mal liebten. Und es noch eine Tiffany für ihn auf dieser Welt gab. Und selbst wenn nicht... Sirius war schon immer ein guter Hochseilartist gewesen. Vielleicht sogar einer der besten. Diesen Februar. Kapitel 4: tauwetter -------------------- Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber manchmal ist mir wirklich kalt. Und ich meine mit kalt, nicht kalt, sondern kalt. Wirklich, diese gänsehautbringende, herzeneinfrierende Kälte. Kälte, die dich voll ganz und übermannt, die langsam kribbelnd deine Füße hochschleicht bis dein ganzer Körper schließlich taub ist und die Wörter, die du von dir gibst, nicht mehr sind als splitternde Eisgeschosse. Diese Kälte meine ich. Diese Kälte war Lily Evans für James. Und er liebte sie. Manchmal tat das ziemlich weh. Manchmal war das auch ziemlich frustrierend. Wenn James frierend, mit Eis durchbohrten Herz am Kamin saß, Pulli um Pulli um seine verzehrte Seele geschlungen, und dann Lily reinkam und lachte. Und ging. Dann war James nur noch einen Winter davon entfernt zu erfrieren. Würde er das wissen, dann würde er lachen. Höhnisch würden ihm die Laute von den Lippen tropfen, wie die Tränen in seinen Augen gefroren und immer noch gefrieren, wenn er an sie denkt. Lily Evans war aber doch die Sonne! Und das Feuer. Und Lächeln. Lily Evans war immer zu Lächeln. Und Lachen. Und Trösten. Nur Frohsinn. Sie war Wassermelonen essen im-..Nein. Lily Evans war der pure Sommer. Sie hatte Gras in den Augen. James wusste, dass er nicht an ihr erfrieren könnte. Denn. Sie war Wärme. Sie war heißer Kakao im November. Aber. Nur. Für ihn war sie eine Zigarette. Kurz aufleuchtend, kurz wärmendes Glimmen, das ist ihr Blick, die Lüge: Da ist Wärme in dir drinnen, und wenn sie zu Ende ist, dann ist da doch nur noch Kälte. In deinen Fingern. Das ist kein Witz. James begehrte nicht das Nikotin. Nicht mehr. Man möge so weit gehen und sagen; er bräuchte es nicht. Aber er brauchte das Glimmen. Und das Leuchten. Und den Rauch, der in die Luft aufsteigt, das ist Lily Evans Wirkung, wie sie Liebe im Raum verteilt mit nur einer Handbewegung, das ist sie, und dabei Bilder malt, einzigartige Gebilde aus atemhauchhaften Stoff, es ist ernüchternd zu wissen was es wirklich ist. Wissen ist ziemlich oft ernüchternd. Nur manchmal befreiend. Befreiend ist es zu wissen, dass er lebt, und seine Familie und Sirius, das ist in der heutigen Zeit schon viel wert. Dass Lily Evans ihn nicht mehr anblickt, ist es nicht. Es gibt nur eines, was noch schlimmer ist; zu wissen, dass man Lily Evans liebt. Das ist nämlich grausam. Er denkt, sie ist ein Crucio und sie konsumiert ihn langsam, quälend, weil ein schneller Tod für ihn wohl noch zu gut wäre. Sie saugt ihn ganz auf, bis nichts mehr von ihm übrig ist bis auf dieses mühselig schlagende Herz. Im Schneegestöber. Er fragt sich, ob alle Tragödien dieser Welt mit einer Lily Evans angefangen haben. Oder einer Julia. Oder einer Isolde. Thisbe? („Du neidische Wand“ sagten sie „Was stehst du unserer Liebe im Weg?“) Und dann denkt er; Stop, denn er lebt ja noch. Er weiß ja nicht, dass sie am Ende sterben werden, einen unglamourösen Tod, voller Angst und Verstörtheit und Angst und Angst und Angst, von allen anderen zu einer Art Mythos erhoben, wie die beiden voller Mut in den Tod gehen und voller Stolz, als wäre es möglich stolz zu sterben, weil man am Ende eh am Boden liegt und um sein Leben winselt, manche metamorphorisch, manche tatsächlich, und man gebrochen ist, im Sterben ist man ein gebrochener Mensch, und die die nicht winseln, sind noch mehr gebrochen, denn sie sind fatalistisch, aber wir, wir verurteilen winselnde Menschen, denn sie sind schwach, und wir urteilen, mit welcher Befugnis tun wir das?, sie hätten keinen Stolz, den doch ein jeder hat und sagt mir nun wie stark muss man sein, wie stark, um diesen Stolz zu überwinden für sich und vielleicht für die Kinder und die Frau und alle, die einen brauchen und für die man nicht stirbt, sondern für die man um sein Leben bittet und bettelt, was schwer ist, denn Sterben und alles Andere ist leicht. James hat nicht um sein Leben gebettelt. Für ihn war es auch egal. Dass er sterben muss, war immer klar gewesen. In dieser Welt gibt es nicht mehr viel Platz für stolzeschwache Menschen. Wer den Kopf oben hält, stößt irgendwann an die Decke. Und als James lebte, war die Decke niedriger denn je. James wusste eigentlich, dass er so sterben würde. Es wäre töricht zu denken, dass man überlebt, in Zeiten wie diesen. Und James war nur ein einziges Mal in seinem Leben töricht. Als Lily Evans die große Halle betrat und er sie liebte. Aber das ist okay. Es tut vielleicht verdammt weh, wie heißer Sand unter den baren Fußsohlen und man läuft weiter, weiter, weiter, aber, er lebt noch und manchmal denkt er, das Leben ist doch ganz in Ordnung auch ohne Lily Evans. Das ist die Wahrheit. Denn James ist eine aufrichtige Person. Und eine mutige. Er kann das überleben. Sirius hat das auch. Aber er ist nicht Sirius. Und egal, wie sehr er Sirius liebt, James weiß, dass das sein verdammtes Glück ist. Und falls er sich nicht an den Schmerz gewöhnen kann, so weiß er wenigstens, dass er es überleben wird. Auch die Kälte. Die Todesangst, jeden Tag. Und Lily Evans. Die sowieso. Das ist tröstlich. Manchmal, wenn es James richtig gut geht, dann sieht er sich um. Dann sieht er nicht nur Lily Evans und feuerrotes Haar, dann sieht er auch die anderen Mädchen, in den Bibliotheken, an den Quidditchfeldern, in der großen Halle, im Unterricht, im Gemeinschaftraum Und er überlegt dann, wer für ihn nach Lily Evans kommen wird. Es ist schön diese normalen, ruhigen, manchmal kichernden Mädchen zu beobachten. Wie sie sich unterhalten und essen und gestikulieren, sich durch die Haare fahren, manchmal schnell und fahrig, manchmal verträumt und lächelnd mit jeder Faser ihrer Körper. Es sind lächelnde Mädchen. Lily Evans ist das nicht. Nicht für ihn. Und er versuchte sich damit abzufinden. Einfach, einfach war es nicht. (Was ist schon einfach?) Aber sie war nicht die Richtige für ihn. (Und was ist schon richtig?) Würde sie vielleicht auch nie sein. Sie war flattrig und unvorhersehbar und rot. Und James konnte rot nicht ausstehen. Das war gelogen. Nur dieser bestimmte Ton, diese Nuance, die musste auch das Höllenfeuer haben. Wie konnte der Anblick einen sonst so quälen? Und keines der anderen lächelnden Mädchen trug diesen Ton. Das war vielleicht der Funke, warum er Lily liebte und nicht die Anderen. Vielleicht war es auch der Funke, weshalb er die Anderen lieber lieben würde. Er wusste es nicht; nur, dass diese Farbe, diese Haarsträhnen in der Morgensonne, im Mondlicht, an grauen Wintertagen, im Regen, im Zwielicht des Blitzes, im trüben Licht einer alten Glühbirne, im grellen Scheinwerferlicht so leuchteten, dass es ihm jede seiner zart beschorften Wunde wieder aufriss. Und es war zumindest ein bisschen heilend, zu überlegen, dass er eines Tages eines dieser einfacheren Mädchen lieben würde. Sie händchenhaltend, errötend über den Flur wanderten, er ihr Rosen schenkte, sie durch den Schnee nach Hogsmeade stapften. Und er am Fuße der Treppe auf sie wartete, bis sie hinunterschritt in einem aufgebauschten Märchenkleid und sie diesen Blick hätte, diesen Ich-liebe-dich-Blick mit einer herzzereißenden Ich-spiele-nicht-mit-dir-Aufrichtigkeit. James wusste, dass diese Gedanken kitschig und schnulzig und zuckersüßrosa waren, aber das war okay, nach all diesem Drama, diesen Nicht-Tränen, dieser verdammten Kälte, nach Lily Evans hatte er mehr verdient. Nach Lily Evans hätte er ein Mädchen gebraucht, bedacht und beständig. James wusste das. Und er kannte die Mädchen, die ihn glücklich machen konnten. Er war bereit. Jetzt musste es nur noch vorbei sein. Und manchmal war James überrascht, wie naiv er war, dass er tatsächlich Tag für Tag glaubte, hoffte, dass Lily Evans, seine Passion für Rot, einfach wie ein Zauber von ihm abfiel. Doch, wenn er ehrlich war, in selten klaren Momenten wusste er, dass es kein vorbei gab, kein nach Lily Evans, kein mehr, kein anderes Mädchen, ob nun beständig oder lilyevansflatterhaft. Und wenn er nicht nur ehrlich war, sondern ernüchterndehrlich, dann wusste er, dass er nach all diesen anstrengenden Jahren auch zu schwach war um ein anderes Mädchen zu lieben, er konnte ja nicht mal mehr Lily lieben. Er konnte nicht mehr. Weil Lily Evans über ihn hinweggefegt war und ihm nicht alles, aber zumindest sein Herz und sein Selbstbewusstsein und seine Hoffnung genommen hatte. (Waren dies nicht die Dinge, die James Potter ausgemacht hatten? Woher nahm sie das Recht ihm sich selbst wegzunehmen?) Und nun hatte sie einen James zurückgelassen, herzlos, mit Haut aus chlorfreigebleichten Papier, im Schnee und die Flocken fielen weiter, ohne Erbarmen auf das aufweichende, wellige Karopapier, doppeltgelocht, so wie sie damals auf ihn herabgeprasselt war, und er saß nur da und saß und wartete bis es aufhörte. Oder man ihn fand. Oder er einschlief. James wusste, dass Lily Evans vieles war. Nervenaufreibend und herzbrechend und gedankenklauend, frustrierend und anstrengend. Lily Evans. Aber vorallem war sie eines; ermüdend. Und der Schnee fiel weiter. Unerbittlich. „Woher nimmst du deine Hoffnung, Prongs, nun sag schon“ Sirius tippte ihn an und grinste. Tiffany war seit 2 Wochen vorbei, endgültig. Woher nahm er seine Gleichgültigkeit und seine Stärke? Woher nahm er das vorbei? „Bin bis zum Ende des Regenbogens gewandert und habe da einen Topf voll damit gefunden. War eigentlich eine herbe Enttäuschung, wollte damit reich werden“ antwortete James trocken. „Proooongs“ Ganz langgedehnt. „Ich habe keine Hoffnung, Sirius“ Er war hoffnungslos. „Was glitzert dann in deinen Augen?“ „Resignation und Fatalismus.“ „Sklaven des Schicksals, wie poetisch“ Spöttisch. „Gute Sklaven wurden irgendwann entlassen“ Oh! Doch Hoffnung? „Bei gütigen Herren und Glück..Wie wär’s mit Flucht, Prongs. Nur wir beide? Auf der Flucht vor dem Schicksal“ scherzte Sirius und schwenkte sein Glas voller transparenter Flüssigkeit. Flucht. War gut. „Wir können nicht vor dem Schicksal flüchten“ Ernüchternde Wahrheiten. „Ich wette doch“ Betrunkene Hinrissigkeiten. James zögerte. „Wahrscheinlich hast du Recht“ Stille. „Aber nicht vor Lily Evans“ Sie schwiegen. Die Tür schwang irgendwann auf, Lily lachte. Und ging. Auf ihn zu. James fröstelte. Lily baute sich vor ihn auf, in gewohnter Evansmanier. Sie sah nicht makellos aus, auch nicht perfekt, sie war Lily. Das reichte um ihm Angst zu machen. „James! Ich will ein Date mit dir!“ James sah auf. Ihr in die Augen. Er sah ihr Funkeln. Das war Hoffnung. James dachte an die Schmerzen und die Angst und die Wunden und die Kälte. Er dachte an den Tiefschnee um ihn herum, die Lawine, die ihn begrub. Er sah sie an, so versuchteiskalt, wie sie es immer tat. Und er sprach aus, was richtig war; „Nein“ Sirius sah auf, Amber sah auf, Remus und Peter, die irgendwo in einer Ecke gesessen hatten, die gesamte Schülerschaft, alle Gryffindors sahen auf und stockten und versuchten weiter zu machen. Als wäre es nicht James Potter gewesen, der gerade Lily Evans abwies. Als würde gerade nicht Lily Evans vor James Potter auseinander fallen. Zusammenklappen, wie ein Kartenhaus. Er sah wie ihr jede Gefühlsregung aus dem Gesicht wich und die Sicherheit aus der Haltung. Er sah sie fallen. Es tat ihm nicht Leid. Sie hatte ihn durch die Hölle geschickt. Er wünschte niemanden das, was er durchgemacht hatte und er wollte Lily es sicher nicht mit gleicher Münze heimzahlen, denn das konnte er nicht, er war zu weich. Niemand hatte verdient, was ihm wiederfahren war. Es war keine Rache, es war auch keine Genugtuung für ihn Lily leiden zu sehen. Es war. Auch nicht wirklich fair. Aber es war Lily Evans, die sah, was sie anrichtete mit Worten. Und Gefühlen und Taten. Es war Lily Evans, die erkannte. Und ihren Stolz verlor. Und zum ersten Mal in ihrem Leben erbärmlich fror. Es war einer der seltenen Momente in denen er Lily Evans wieder wirklich liebte. Denn sie war echt. „Du hast Lily verloren, ich hoffe, das weißt du“ James schüttelte den Kopf. „Sie wird nie wieder mit dir reden.“ „Dann will ich sie nicht mehr“ „Wie bitte?“ „Wenn es...jetzt für sie vorbei ist, dann ist es für mich auch vorbei. Lily habe ich längst verloren, das was ich gerade verliere, ist eine Lily, die ich nicht will, die ich nie wollte“ „James? Ist alles in Ordnung?“ „Es war glaube ich nie besser. Lily ist tot. Das ist okay. Es ist gut, dass ich das weiß“ „Lily lebt. Lily lacht. Von wem sprichst du?“ „Von der echten, nackten, wahren Lily. Die Lily, die sie für euch ist, die sie aber für mich nicht bereit war zu sein. Für mich ist Lily irgendwo unter dieser Eisschicht erfroren. Und eine andere Lily will ich nicht“ „Wieso..wieso tust du soetwas?“ „Weil ich nicht bereit bin Lily all diese Liebe zu geben, die sie nicht verdient hat, die für eine Andere bestimmt war. Und..ich bin weit genug um zu wissen, dass ich nicht so weiter machen kann, wie vorher. Ich verrecke Sirius. Ich verrecke verdammtnochmal an ihr. Ich erfriere, wie Lily an ihrem Stolz erfroren ist. Und egal, wie gerne ich bei Lily wäre, ich kann jetzt noch nicht sterben, ich habe Träume, Sirius, und Wünsche und Ziele und ich glaube nicht, dass ich sie erreichen werde, aber selbst wenn nicht, ich habe nur diese eine Chance und Lily Evans ist es nicht wert mein Leben wegzuwerfen. Ich habe schon genug für sie verloren, weil ich dachte, sie würde noch da sein, irgendwo da drinne...“ Er klopfte auf sein Herz. „Aber da ist sie nicht und wenn ich sie jetzt verloren habe, dann habe ich nur die Last verloren und vielleicht noch etwas Vertrauen, aber ich hatte nicht mehr viel zu verlieren, Sirius, was hatte ich denn überhaupt noch?“ Sirius hauchte „Aber die Hoffnung..?“ James lächelte bitter „Ich sagte bereits; Ich bin hoffnungslos“ Jetzt. Endlich. Sirius stand auf. Ein bisschen wütend. „Das bist nicht du, James. Das bist nicht du. Ich weiß nicht, was du Lily vorwerfen willst. Aber der echte James hätte Lily nie soetwas angetan. Niemand hätte er sowas angetan. Niemanden. Der echte James gibt auch keine Menschen auf. Der echte James hat immer noch Hoffnung. Und er denkt mit dem Herzen. Nicht mit dem Kopf. Ich weiß, was du durchgemacht hast, aber denk darüber nach, das bist trotzdem nicht du“ Er ging. James wollte ihm hinterherschreien. Aber ich friere! Aber das war keine Rechtfertigung. Nichts rechtfertigt es, jemand anderes zu sein. Nichts. Nichteinmal Lily Evans. Und akute Lawinengefahr. „James? Gehst du mit mir aus?“ Er sah auf. Überrascht. Lily hatte sich vor ihm aufgebaut, streckte ihr Kinn auffordernd nach vorne, ihre Schultern waren extrem nach hinten gedrückt und sie war voller, voller Körperspannung. James lächelte, hätte fast angefangen zu weinen, gleich hier, in der großen Halle, weil seine große Liebe noch lebte nach Jahren des Totglaubens, weil da Hoffnung war, die er verloren und wiedergefunden hatte, die er vielleicht auch nie verloren hatte, die er in seinem Herzen mit sich rumgetragen hatte und es war eine Qual gewesen, sie zu haben, doch nun war es Erlösung. Sie hatte ihn verstanden. Und sie hatte sich selbst wiedergefunden. Und sie war jetzt verdammt nochmal bereit das zu empfangen, was ihr gebührte. Er gab es ihr nicht. Weil es genug war, was sie hatte. Die Erkenntnis. Und vielleicht eine Lektion fürs Leben. James lächelte. Sirius formte die Worte Wer bist du?. Lily, immer noch wie ein ängstlichstolzesängstliches Lamm vor dem Tod, verharrte. Sie stand es ihm zu, dass er seinen Sieg auskostete. Nochmal Sirius Wer verdammtnochmal bist du? Wütend. James lächelte. Dachte dann, es ist genug, James. Erinnerst du dich an die Angst und die Demütigung? An das Warten, an die zarten Hoffnungen, von denen du wusstest, dass man sie gleich zerschneiden würden, ohne große Eleganz, wie man unachtsam Spinnenweben zerreißt? Weißt du das noch, James? Hör auf! Es war ein kleiner Machtrausch, den er auskosten wollte, er wollte fliegen, aber er konnte nicht, weil er wusste, wer er war, bodenständig/beständig/eineLilyEvansKonstante. Sie zu quälen, war nicht sein Recht. Er schlug die Augen nieder und es war mit einem Wort vorbei „Ja“ Der Zauber, die Spannung, die ganze, verdammte, seine Macht war weg. Er hatte verlorengewonnen. Sirius lächelte. Lilys Körperspannung wich. James nippte an seinem Kürbissaft, ernüchtertmachtlos. Es war richtig gewesen. Ja. Doch war richtig auch gut? „Okay, wieso änderst du deine Meinung? Du...-“ Sie unterbrach „Ich weiß, ich tue das nie“ Sie lachte unsicher „Vielleicht aus dem gleichem Grund, weshalb du Nein gesagt hast“ Er wartete. Er wusste nicht warum er verneint hatte, nicht wirklich. Es war irgendetwas zwischen menschlicher Schwäche, die ihm einen moralischen Frevel wie Grausamkeit erlaubt hatte, und zwischen Angst, Todesangst niemals von Lily Evans loszukommen. Diese Kälte, die seine Gedanken erfrieren ließ und den echten James mit einer Schicht Frühschnee bedeckte. Er kam sich vor, wie ein Schneemann und Lily schmolz jede Schicht von ihm weg, in diesem Moment. Er wusste gerade nicht, wer er war und was von ihm übrig blieb, wenn alles weggeschmolzen war. Und egal was blieb. Vielleicht eine Karotte, vielleicht nichts. Sie war trotzdem hier. „Ich wollte dich vielleicht einmal kennenlernen“ Kurzes Stocken. Dann anfügend „Bevor wir sterben“ Er sah auf.. In ihre Augen. Sein Blick wanderte durch Frühlingsgärten. „Wir sterben nicht, Lily“ „Natürlich sterben wir!“ Ganz energisch, ganz abgeklärt. Eine unangreifbare Tatsache. Hingeschmissen auf diesen massiven Holztisch, zwischen zwei Bierkrüge. „Wir werden dieses Jahr beenden und sobald wir die schützenden Mauern Hogwarts hinter uns gelassen haben, sind wir tot. Kämpfend, verlierend, sterbend“ Er sagte „Wir sterben nicht, Lily“ Sie schrie. Er nicht. Ganz außer sich: „Sei nicht so naiv! Verdammt!“ Weil er war, wer er war, ohne Schnee und noch ganz nass „Ich bin nicht naiv, ich bin gläubig“ Wieder ruhiger nur etwas bissig, vielleicht spöttisch, weil man sich, wenn man nichts mehr Schlagfertiges zu sagen hat, immer noch hinter des Spottes hohe Mauern flüchten kann und sie das besonders gut konnte, in dem Schloss der Arroganz residierend war sie die Königin der Nicht-Gefühle: „Und an was glaubst du?“ Wunderbar ins Lächerliche gezogen. Er bliebt ernst, nicht todesernst, eher kindesernst, so ernst, wie ein Kind sein kann, woher kommt der Toast? Er legte bedachtbedenkend den Kopf schief „An uns. Und Morgen. Und Hoffnung“ James riss Mauern ein. Vorsichtig streckte sie ihren gekrönten Kopf aus dem Tor, kostete dann zaghaft an seinen Worten „Hoffnung“ Ein gläserner Blick. Träumend. Dann. Ernüchternd. „Ich habe sie nicht“ „Du hast mich“ Sie nickte langsam, zögerlich. „Du bist Hoffnung“ Ganz zartes Innehalten „Für mich?“ „Ja“ „Aber das ist unfair. Was bin ich denn dann für dich?“ Liebe. Wärme. Sommer. Alles. Für ihn. „Du bist Lily für mich und das ist genug“ „Wieso?“ Blauäugig. Überrascht. Er sprach es nicht aus. Sie verstand. „Oh“ „Ja“ „Hoffnung?“ „Ja“ „Wieso?“ Er lächtelte leicht, bitterangehaucht. „Du bist Lily. Ich bin James“ Sie nickt „Stimmt. Das ist gut“ Er kritisch „Es ist genug“ Dann wieder sie, zweifelnd. „Aber reicht es auch?“ Ehrlich: „Ich weiß nicht, aber ich habe Hoffnung.“ „Genug für uns beide?“ „Vielleicht“ „Wir sterben nicht James, oder?“ Bedeutungsschwer. „Ja“ „Das ist gut“ „Es ist genug“ Aber es reichte nicht. Dann wieder zurück. Ohne Tod. Ohne Angst. Nur Hoffnung. „Tschüß, James“ Lächeln. „Tschüß, Lily“ Sie drehte sich um. Ging drei Schritte. Drehte sich wieder zurück zu ihm Stemmte sich beide Hände in die Hüften, vorwurfsvoll. „Wolltest du nicht noch etwas machen?“ Er ging ihre drei Schritte in zwei großen, umfasste ihren Kopf, ihre Höllenhaare und küsste sie hauchzart. Kurz. Er löste sich. „Ich liebe dich, Lily“ Sie ging hüpfend, lachend, lächelnd weg, lilyevansflatterhaft. Rief dann „Ich habe dich jahrelang auf ein Date warten lassen, denkst du, ich mache es dir jetzt so leicht?“ Er lachte. Weil sie ihn auch liebte. Und wenn sie nicht sterben würden, hatte er noch genug Zeit, um das auch aus ihren Mund zu hören. „Wo warst du Prongs? Es ist 3 Uhr morgens!“ James atemlos, mit rot überhauchten Wangen, frierend und glücklich. „Einen Kakao trinken“ Sirius fragte nicht weiter, musterte ihn nur zwei Sekunden lang mürrisch, sagte dann „Das Wetter“ James sagte „Ja. Gutes Wetter“ Sirius stieg wieder in sein Bett, grummelte dann leise vor sich hin. „Tauwetter. Tz. Dann sinken wir wieder knöcheltief in den scheiß Schlamm ein. Mistwetter ist das...“ James ging noch einen Schritt zum Fenster und sah hinaus. Tauwetter. Er lachte leise und ging weg. Das Eis wird dünner, Miss Evans. FINITO. AUS! DAS SPIEL IST AUS! DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER (ähm..na ja..vielleicht bald] Ja. Das ist das tragische Ende einer Oneshot-Reihe über die 4 Rumtreiber. Okay. Tragisch war das nicht. Nun ja. Egal. Tut mir Leid, dass es so lang gedauert hat und dafür. Hm. Ich finds okay. Mal wieder sehr poetisch, unlogisch, schwierig, kompliziert und mit Dialogen die kein Mensch ernsthaft führen würde :D Ansonsten. ja. Entschuldigung wegen der Dauer, das ganze ist länger als geplant, verworrener als geplant und..ähm schlechter als geplant xD Ich bin im Moment dauerstress, bin jetzt übers Wochenende nach England rübergejettet Internate angeguckt und hach. Alles vollgestopft. Öhm. Ja. Eigentlich ist das der letzte One-Shot, kann allerdings sein, dass Sirius nochmal umgeändert wird, falls ich es vor dem 1. Juni noch schaffe [Eher unwahrscheinlich o_O], aber mit dem Ding bin ich echt sowas von nicht zufrieden. btw. die Rechtschreibung bzw. Kommasetzung ist grauselich. Aber ja. Eine Hälfte um 1 Uhr morgens, andere Hälfte im Lateinunterricht, was will man erwarten? ;D Irgendwas wollte ich noch sagen.. Ach genau, ja. Das Gelaber von Thisbe wollte ich erklären. Ich weiß nicht, ob ihr Thisbe kennt, aber sie ist das literarische Vorbild von Julia aus Romeo und Julia, das sicher alle kennen. Die lebte eben mit ihrem Pyramus-Romeo Mauer an Mauer, aber ihre Eltern waren verfeindet, bla, bla, bla, und zwischendurch reden sie mit einer Wand, einem blutigen Schleier, mit den Göttern und mit sich selbst. Das ganze ist aus Ovids Metamorphosen. Und der Satz nach Thisbe ist damit ein Zitat daraus und symbolisiert in diesem Zusammenhang das Eis zwischen Lily und James, oder so. Falls noch iwelche Fragen offen sind -> Fragen (: Und der Nachsatz war jetzt etwas länger. Tschuldigung :x Viel Spaß damit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)