Times change... von Roe ================================================================================ Kapitel 32: V III : Naishô Phren -------------------------------- So. Neuer Versuch. Ich hoffe, es wird nun frei geschaltet. ------------...............--------------...............---------------......... Nachdenklich starrte sie auf die Szenen unter ihr. Getrennt durch matt durchsichtige Glaswände stand dort jedes Crewmitglied der Strohhutbande einem anderen gegenüber, manch einer bestrebt den anderen zu vernichten, andere bemüht, den je anderen aufzuhalten. Naishôs Blick wanderte vom Kapitän über den Schwertkämpfer bis in zur Navigatorin. Ein schiefes Grinsen fuhr auf ihr vernarbtes Gesicht. Offenbar hatte die junge Frau als einzige eine echte Idee von dem bekommen was hier vorging. Sie hatte der Rothaarigen von vorne herein gefallen. Der Griff um das Stilett verstärkte sich, und sie schob sich noch ein Stück höher über die Brüstung. Das Gestirn ihres Jahre langen Gegners verzog sich in Freude über das bemühen der Hypnotisieren, ihre besten Freunde zu erledigen, und Naishô spürte wie sich ihr Magen zusammenzog, die Nackenhaare sich aufstellten. Was sie für diesen Mann verspürte kannte inzwischen beileibe keine Grenzen mehr. Was er getan hatte…was seine Hände gewerkelt, sein Hirn erdacht… Naishô würgte. Sie hasste ihn nicht. Nein. Er widerte sie an. ------------…………-----------………….-----------------………….------------……………..----- Keuchend starrte sie Franky an, der sie immer noch nicht erkannt hatte. Offenbar steckte er noch immer in seiner Illusion fest. Seit das Bild das zuvor vor ihre Augen geschoben war sich aufgelöst hatte, hatte sich auch die Umgebung verändert. Alles hier, hatte das Flair eines Kuriositäten-Kabinetts. Milchglaswände zogen sich halb durch den Raum, Schwere Vorhänge hingen von der Decke. Der Raum war in einem sterilen Weißton erhellt, der das ganze um so surrealer machte. Der Blauhaarige schoss erneut, traf eine weitere Wand. „Franky! Du musst zu dir kommen, du wurdest hypnotisiert!“, rief Nami, obgleich sie nicht recht daran glaubte, dass es irgendetwas bewirken würde. Wäre ihr nicht das mit den Schwarzen Kugeln aufgefallen, und ihre Gewissheit das Arlong tot war nicht so groß gewesen…Sie hätte nicht aus der Illusion herausgefunden. “Was ist dass denn?“, schoss es der jungen Frau mit einem Mal durch den Kopf, als sie erneut einer Attacke auswich. Die Decke…sie schien nicht mit der Wand zusammen zu hängen. “Ist das etwa eine Trennwand?“, schoss es ihr durch den Kopf, und mit einem Mal fiel ihr auch auf, dass sie und Franky immer in einer Linie gekämpft hatten (falls hier überhaupt von „kämpfen“ die Rede sein konnte). Seine Attacken waren trotz ihrem Bestreben ihm auszuweichen immer auf die Steinwände gerichtet gewesen. War er sich dessen bewusst? Konnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen, die Barrieren durch ihn zerstören lassen?! Nami wagte den Versuch. Sie rannte die lange Steinwand entlang, hechtete unter den Schüssen hindurch… Franky traf ihren Knöchel mit einer Kugel. Der zuvor mehr oder weniger ruhige Ort wurde vom Schrei ihres Schmerzes durchsetzt, füllte sich damit auf bis jedem in dem Raum der Schrei in den Ohren dröhnte. Schwer keuchend berührte die Navigatorin ihren Knöchel, wagte zuerst nicht, hinzuschauen. Ein Loch! Ein fingerdickes Loch war dort, wo früher ihr Fußknöchel wesentlich deutlicher ausgeprägt war. Ihr Finger fuhren über kleine Splitter die in heißem Saft aus dem Gelenk trielten, die Überzeugung dass sie ihren Finger komplett in das glitschige Loch hineinschrieben konnte, wuchs. Nami schluchzte einen Moment auf. „Ruffy!“, schoss es ihr durch den Kopf, ein stummer Hilfeschrei als sie die Augen einen Moment zusammenkniff, die Tränen unterdrückte. Nicht daran denkend ob sie den Fuß je wieder korrekt gebrauchen könnte, begann sie nun über den Boden zu kriechen während Franky unerklärlicherweise zum völligen Stillstand gekommen war, sich nicht mehr rührte sondern nur noch als leere Hülle in die Gegend starrte. Ihre Beine versagten dem Mädchen die Kraft. Nami hatte nur wenige Meter weit robben können, nun krampften ihre Beine, die Steine verschwommen, der Kopf schwer…so schwer… “Was soll ich tun? Meine Beine….Mein Kopf….“ Ein Gefühl wie von heißem Feuer breitete sich in ihr aus, Lymphen, Hals, Kiefer, Schläfen, Augen. “Sterbe ich? Hat Franky mich noch einmal getroffen? In den Kopf?“, drippelte es träge durch ihr Gedanken als sie immer mehr in sich zusammen sackte, die Verzweiflung sie übermannte. „Der wäre außer Gefecht gesetzt.“, sprach eine fremde Stimme zufrieden, und mit einem Mal hörte Nami am Rande ihres Bewusstseins Schritte in die Mitte ihres Geistes vordringen, bis sie (ein wenig grob) auf den Rücken gedreht wurde. „Hey. Steh auf, du bist nicht verletzt.“, sprach Naishô, und hockte sich neben sie auf den Boden. „Naja, nicht ernsthaft.“, fügte sie hinzu. Verständnislos sah die Braunäugige sie an, versuchte den Blick zu fokussieren. Ein Roter Haarschopf trat in ihren Fokus, gefolgt von Kobaltblauen Augen. „Also gut. Versuch dir folgendes Bewusst zu machen: „Mein Körper ist gesund. Meine Füße, Waden, Oberschenkel und der Kopf sind absolut in Ordnung.“, sprach sie, wobei klar wurde dass sie diese Situation offenbar ein klein wenig lästig fand. „Wenn du glaubst, nicht sprechen zu können, dann wiederhol es gedanklich, solange bis du es verinnerlicht hast, denn du bist gesund glaub mir.“ „Aber ich…“, widersetzte Nami sich gedanklich einen Moment, kam jedoch zu dem Schluss, dass es nur helfen konnte. “Mein Körper ist gesund…“ -----------………..-----------…………----------…………-----------………..------------………… Langsam lichtete sich der Nebel des Zorns und gab den Platz frei für den Staub der Verwirrung. Ruffy richtete sich schwer atmend wieder auf. Was war hier los? Er hatte die letzten Minuten damit verbracht, praktisch ziellos auf seinen Gegner einzudreschen, Getriebe von alles verzehrender Wut, gelenkt vom Willen, Rache zu nehmen für den Schmerz den man ihnen beschert hatte. Aber…Irgendwie fühlte er noch etwas anderes. Irgendetwas stimmte hier einfach nicht. Er wusste genau das Blackbeard tot sein musste. Er wusste, dass dieser Kerl von Withebeard in den Tod mitgerissen worden war, aber…aber... “Unsinn!“, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, als hätte im jemand eine Liste vorgelegt, was er nun denken sollte. Seine Aufgabe lag doch klar vor ihm, und erneut spürte er seinen Blutdruck steigen, die Wut seinen Körper übernehmen. Er musste seinen Gegner Töten. ----------…………-------------………..---------------……………----------------…………..-------- Die Bildschirme gingen aus. „Ich darf sie nun bitten ihre letzten Wetten abzugeben, meine Damen und Herren. Die Probezeit ist nun um, in 30 Sekunden werden keine Wetten mehr angenommen.“ „Dreihundert Mille auf den Käptn!“ „Zweihundert auf den Vize!“ „Je Achtzig gegen die Weibchen!“ … Grinsend rieb Smêr sich die Hände. Das Geld floss in Strömen, die Strohhutbande war wirklich gut fürs Geschäft. Und die Überlebenden würden durch einen Sieg in ihrem Wert nur noch gesteigert werden, wodurch der Verkaufswert der Schwächeren leicht reingeholt werden konnte…im Grunde reichte dafür schon der gewinn aus dem publik gemachten gegenseitigem abschlachten der Bandenmitglieder. Wenn sie so weiter machten konnten sie vielleicht schon bald vollkommen selbstständig werden, dann… #BÖLLEBÖLLEBÖLLE# #BÖLLEBÖLLEBÖLLE# Smêr erstarrte, als sein Blick auf dem blauen Telefon haften blieb. Das Kobaltfarbene Vieh schien geradewegs ins einen Kopf zu kriechen, breitete sich aus, füllte seine Sicht, die Nase, machte die Sinne taub für andere Eindrücke… #BÖLLEBÖLLEBÖLLE# Wie in Trance trat er heran, nahm den Hörer ab. „Ja?“ “Der Boss will sein Geld“. „Ja, aber…“ Smêr starrte auf die schlafende Teleschnecke. Der andere hatte aufgelegt, und mir einem Mal brach Smêr der kalte Schweiß aus. Gerade jetzt wo es so gut lief wollte er Resultate. Ja, sie hatten gewusst dass dieser Tag kommen würde, aber er dachte sie…hätten noch etwas Zeit. -------------…………….----------------……..---------……..----------………..----------…………. Langsam richtete Nami sich auf. Ihr ganzer Körper schmerzte immer noch, doch…nun war es anders. Es war nicht mehr der warme, klebrige Schmerz der sie zerstörte, ihr Bewusstsein verflüssigte, - nein, nun war es kühler, bohrender Schmerz, wie ein Muskelkater, der sie wach hielt. Ihre ganze Haut fühlte sich irgendwie an, als wäre sie zu groß, wie ein Kleidungsstück das nicht richtig passte. Ihre Finger fuhren über die malträtierten Züge, massierten die Nebenhöhlen, Wangen, Schläfen. Schließlich öffnete sie erneut die Augen. Sie sah Shô’s Gestalt die im Begriff zu sein schien, die Wand zu untersuchen, was sie veranlasste sich nun vollends aufzurichten. „Shô?“, fragte sie unsicher, nachdem ihr ein Keuchen entwichen war, und sie unsicher auf die Rothaarige zu gewankt kam. „Yep!“, murmelte diese nur, und klopfte erneut an die Wand. „Hilf mir mal. Hier ist irgendwo eine unebene Stelle, damit kommen wir weiter.“, fügte sie nach circa einer Minute hinzu, und wies mit dem Finger auf die milchige Trennung. Leicht irritiert musterte Nami die andere. Was war gerade überhaupt passiert? Sie war der festen Überzeugung gewesen, verletzt zu sein…Sie war verletzt gewesen, verdammt! Ihr besorgter Blick wanderte zu Franky herüber der bewusstlos auf dem Boden lag. Sie glaubte nicht, dass sie dem Zimmermann im Augenblick helfen konnte, viel wichtiger war aber auch, ob die anderen in ähnlichen Halluzinationen gefangen gehalten wurden, wie es bei ihr der Fall gewesen war. „Kämpfte Zorro gegen einen erdachten Falkenauge? Sanji gegen einen Don Creek, Chopper gegen ein Wapol? Und was war mit Ruffy? Als er das letzte Mal hypnotisiert worden war, hatte das zur Folge gehabt dass er zu einer absolut willenlosen Marionette wurde, was wäre diesmal? Hatte ihn Sein Haki vor dieser Macht beschützt oder war er ebenso gefangen wie alle anderen auch? Für einen Moment flimmerte die Horrorversion eines Ruffy vor ihren Augen auf, der sie Angriff, in Ihr seinen schlimmsten Feind sah…Auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, wer genau das für Ihn eigentlich war…eigentlich...eigentlich gab es für sie, trotz der langen Zeit die sie schon zusammen verbracht hatten, trotz der unzähligen Abenteuer die sie bestritten hatten, dennoch viele Dinge die sie über ihn überhaupt nicht wusste… „Hey! Hilfst du mir jetzt oder was?“, hörte sie die ungeduldige Stimme der älteren, was Nami veranlasste nun doch an die Wand heran zu treten. „Einfach eine unebene Stelle, ja?“ „Genau. Wenn du se hast, versuch reinzudrücken oder so.“ „Na dann…“ ----------…………--------------------…………..--------------…………------------……………---- Erschöpft fiel er in den Sand, rollte den Älteren auf die Seite und drehte sich dann selbst auf den Rücken. Seine Arme schmerzten, die Beine waren eiskalt, die zerschunden vom Salz des Meeres. Lysops Atem rasselte eine Weile, bis er sich beruhigte, langsam seine Kräfte zurückkehrten. Die letzte Stunde war sehr anstrengend gewesen, auch wenn die Strecke im Grunde nicht mehr so weit gewesen war. Sabo hatte vollends das Bewusstsein verloren, und sein nasses Federkleid hatte sie gen Grund gesogen, die Wellen waren hoch gewesen, und zu allem Überfluss hatte der Schütze auch noch eine Batterie schwerer Gegenstände in seiner Tasche. „Puuh…“, entfuhr es ihm und er stemmte sich langsam auf. Im Grunde war ihm klar dass er keine Zeit hatte hier herum zu liegen, er musste die anderen finden, ihnen helfen… Aber erst würde er den Älteren versorgen müssen. Yasopps Sohn betrachtete den Revolutionär besorgt. Er dreht ihn vollends auf den Rücken, bemühte sich, das Federkleid zu glätten. Er konnte ihn hier nicht so ungeschützt liegen lassen, es konnte sonst was passieren, und Ruffy würde ihm bestimmt nicht verzeihen wenn seinem Bruder irgendetwas geschah. “Ein Unterschlupf…ein Unterschlupf…“ --------------…………..-----------………..---------------……….-------------………..------------- Die Wand glitt auf. „Äh…Shô? Hast du nicht gesagt, dahinter müsste wieder jemand aus meiner Bande sein?“ „Ja, eigentlich schon.“ „Und…warum sind hier dann stattdessen diese ganzen komischen…Dinger?“ Sie starrten auf einen vollkommen anderen Raum, eine Mischung aus einer Art Laboratorium, einer Werkstatt und einem Wohnzimmer. Naishô seufzte. „Mist. Er hat bemerkt dass du aus seiner Illusion ausgebrochen bist, und hat die Räume verschoben…“, grummelte die Rothaarige, und fuhr sich genervt mit der Hand über die Stirn. Als sie Namis verwunderten Blick sah, erklärte sie „Die Räume hier sind im Grunde allesamt an einem gigantischen Flaschenzug befestigt, sie lassen sich in der vertikale und Horizontalen verschieben.“, sprach sie, doch Namis Blick änderte sich nur wenig. „Woher weißt du das eigentlich alles? Nur davon dass du eine Weile hier warst kannst du eigentlich nicht all das wissen was du weißt…Diese Sachen hier mit den Räumen, wie genau das mit der Hypnose funktioniert und wie lange das dauert…Wer bist du?“, fragte Nami, und blickte sie durchdringend an, war ihr wohl bewusst dass die Ältere sie jede Sekunde angreifen könnte, weil sie ihren Plan mit ihrem Misstrauen verdorben hatte. Shô sah sie prüfend an. Ihre kobaltblauen Augen durchbohrten Namis Seele, die sich jedoch nichts anmerken ließ, den Blick weder senkte noch abwandte. Schließlich brach sie den Kontakt, blickte zu Boden seufzte. Die Navigatorin hatte nun beinahe den Eindruck, einer uralten Frau gegenüber zu stehen, so müde, alt sah die andere aus, so tief die Furchen in ihrem Gesicht, so viel hatten die Augen zu sagen. Nach einer gefühlten Ewigkeit holte Naishô tief Luft, wollte etwas sagen, atmete aber stockend wieder aus. Dann blickte sie die jüngere wieder an, und sah nun so unendlich traurig drein, die Maskerade der taffen, Fremden bröckelte. „Mein…Mein bürgerlicher Name ist Naishô Phren. Dr. Phren ist… mein Bruder.“ -----------…………….------------Vor 3 Jahren-----------…………-------……….--------- Naishô gähnt herzhaft während sie die Treppe herunter lief. Es war eine lange Nacht gewesen, wie immer. Sie arbeitet nun seit…sie wusste nicht wie lange, an diesem elenden Projekt aber…immerhin erhielt sie jeden Tag neue Erkenntnisse, verstand die winzigen Teilchen in den vielen Gläschen, Schälchen und Trägern umso mehr. Träge setzte sie den Filter auf die Tasse, füllte genug Kaffeepulver hinein um ein ganzes Bataillon Forscher wach zu machen, und goss kochendes Wasser hinein. „Versuchst du wieder flüssige Kohle herzustellen?“. Frotzelte ihr Bruder grinsend als er neben ihr auftauchte. Seine langen, blauen Haare fielen zerzaust von seinem kantigen Schädel, die klaren Augen strahlten vor Spott. Es war ein privater Witz innerhalb der Familie dass Naishôs Kaffeekonsum ihre wohl einzige wirklich nennenswerte Schwäche war. Das, und der Hass auf Rosenkohl. Naishô grunzte, legte den Filter beiseite und trank die Schwarze Flüssigkeit in einem Zug. Ein kurzes, heißeres Keuchen später, und die Forscherin knallte die Tasse auf den Tisch, fuhr sich mit beiden Händen grob durch die Haare, atmete tief durch. „Okay, lass uns mit der Arbeit anfangen.“, sprach sie Energie geladen, und sah den jüngeren Auffordernd an. „Was? Jetzt schon? Wir haben noch nicht mal gefrühstückt, und gestern war’s doch so spät und…“ Naishô schlug ihn mit de Kopf auf den Tisch. „Spät? Du bist doch Drei Stunden vor mir ins Bett gegangen! Sammle deine Männlichkeit ein und mach dich an die Arbeit!“, rief sie, und ihre Augen blitzten gefährlich. Sie liebte ihren Bruder, aber das hatte sie noch nie davon abgehalten, ihm den einen oder anderen Wirbel zu brechen. „Komm schon!“, sie knuffte ihn noch einmal, lief dann Richtung Garderobe, griff nach ihrem Kittel und ging die Treppe Richtung Labor hinunter. Sagishi blieb einen Moment stehen, sah ihr nach, und sein Gesicht verzerrte sich zu einem wahrhaft gehässigen Grinsen, die Augen wurden kalt, boshaft. „heute meine Schwester…wirst du sehen, wo dein Platz in der Welt ist…“, flüsterte er scharf, holte eine Baby-Teleschnecke aus der Tasche. „Hier ist Dr.Phren. Wir starten in Zwei Stunden.“ später… “Die Gammazellen entwickeln sich so schnell als hätten sine komplett durch entwickelte Organisation. Sobald an einer Stelle eine Zelle schwach zu werden droht, zerstört sie Sich selbst und wird durch eine völlig neue ersetzt…“, dachte die Rothaarige fasziniert, während sie das Mikroskop noch ein wenig schärfer stellte. Ihre Forschung wurde nicht finanziert, von niemandem, aber wenn sie dies beendet hatte würde jeder erkennen, welche Bedeutung diese Wissenschaft wirklich hatte. Sie würden… Lauter Krache ertönte. Von oben kam Gepolter, ein Knall. Ein Schrei. Naishô sah nicht auf, drehte sich nicht um. Wahrscheinlich war wieder mal irgendetwas kaputt gegangen, es geschah andauernd. Sagishi war vor einigen Minuten nach oben gegangen um sich doch noch ein Frühstück zu machen, und wahrscheinlich war ihm einfach wieder etwas explodiert. Ein Messer. Die Spitze kitzelte sie im Rücken. So plötzlich, unerwartet dass sie scharf die Luft einsog, ihre ganze Haltung einfror. Wer hier hereingekommen war, hatte gewusst dass sie nicht aufsehen würde wenn es Krach gab, gewusst dass sie sich zu sehr auf ihre Arbeit konzentrieren würde. Die schlanke Klinge schlängelte sich ihre Wirbelsäule hinauf, nicht schneidend, nur kitzelnd, drohend. Im Genick angekommen hielt sie inne, die Spitze an den Wirbel gepresst. Naishôs Atem beschleunigte sich. „Was willst du?“, flüsterte sie schließlich, nachdem sie, für ihren Geschmack, lange genug auf eine Drohung gewartet hatte. Ein Lachen ertönte. Kalt. Emotionslos. „Kannst du dir das nicht denken?“, fragte eine gemeine, aber auf schreckliche Art bekannte Stimme. Naishô wurde kalt. Angst, Enttäuschung und Wut brandeten in ihr hoch. Die letzten Jahre, sie…sie dachte wirklich er hätte siech geändert. Dachte wirklich, er wäre…er wäre wieder ihr Bruder. „Ich verstehe.“, sagte sie ruhig, darum bemüht sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. Hastig ging sie in die Knie und wirbelte ihr Bein herum, versuchte ihn von unten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er sprang, trat zu und traf sie seitlich am Kopf. Während Naishô an die Wand prallte und versuchte, so schnell als möglich irgendwie wieder hochzukommen, bemühte sie sich, nicht zu sehr daran zu denken, was mit ihrer Schwester war. Lebte sie? Der Schrei den sie vorhin gehört hatte, war sie das gewesen? War sie… Die Rothaarige rappelte sich auf, eben als ihr Bruder sie von hinten erwischte, ihr den muskulösen Arm unter den Hals quetschte und sie so fest an sich drückte, dass es sie würgte, er rammte ihr das Knie in den Rücken, zerrte sie Richtung Treppe. Die Sicht trübte sich. Dunkle Gestalten liefen vorbei, scheppernder Lärm ertönte. Oben angekommen löste er den Griff um ihren Hals, knallte sie au den Boden, stemmte das Knie in ihren Bauch. Ein ungeheurer Druck stieg in ihr auf, die Übelkeit war schlimmer als alles, was sie je erlebte hatte. Wie hatte sie sich so in ihm täuschen können? Wie war das möglich? So gut konnte doch keiner Schauspielern… Tränen traten in die sonst so festen blauen Augen, als ihr Blick zur Seite glitt, und etwas Rotes in ihren Fokus geriet. „Nein…“, entfuhr es ihr leise, als sie dem langen, blonden Haar gewahr wurde, der graziösen, doch Blutverschmierten Gestalt die neben ihr lag. „Nein!“, entfuhr es ihr lauter, und nun wehrte sie sich wieder mit aller verbliebenen Kraft gegen den jüngeren, versuchte ihn irgendwie von sich wegzudrücken, während ihr immer mehr Tränen aus den Augen sprudelten, ihr Hals zunehmend nach Säure schmeckte. Sie renkte ihren Kopf unter knirschenden Knochen ein wenig weiter hoch, sah das zerschnittene Fleisch lose an den Rippen ihrer kleinen Schwester hängen. Sie war tot, das wusste sie. Tot. Und doch so schön… Sie schlug mit den Fäusten nach ihm, strampelte wie wild mit den Beinen, doch im Grunde wusste sie, dass sie keine Chance hatte. Er war zu stark. Hätte er sie vorhin nicht überrascht, hätte sie sich in den letzten Jahren nicht irgendwann auf eben seine Unterstützung verlassen, hätte sie mehr ausrichten können, aber so… So war sie hilflos. Und das wusste sie. „Warum tust du das?“, brach es nun leise aus ihr hervor. Er war früher gewalttätig gewesen, zeitweise eingesperrt. Hatte schlimme Dinge getan, aber…Als er wieder kam, war er wie ausgetauscht gewesen. Sie dachten, er hätte sich endlich geändert. „Wieso bist du wieder so geworden? Wieso bist du…“ Er zog das Knie zurück nur um sich gleich darauf breitbeinig auf ihren Unterleib zu setzten, riss ihr mit einer Hand die Bluse auf und stützte sich mit links auf das nackte Fleisch, setzte mit rechts das Messer hinter ihrem Ohr an. „Du fragst ernsthaft warum ich wieder so geworden bin?“, fragte er amüsiert, und in seinem Gesicht stand ein irres Lächeln. „Ich…“, er beugte sich näher zu ihre herunter, „war nie anders als ich es heute bin. Noch nie was von Teufelsfrüchten gehört?! Ich habe euch alle hypnotisiert, damit ihr alle plötzlich das Gefühl hattet, ich wäre nett und freundlich, und gar nicht mehr so IRRE WIE FRÜHER!“, brüllte er die letzten Wort, schnitt ihr hinter dem Ohr in den Schädel, den Hals. Sie wollte Schreien, doch jeder Atem ging ihr verlustig. Ihre Sinne schrieen als seine brutalen Pranken sie betatschten, die Klinge ihrer Haut neue Muster verlieh. Er riss ihr die verbliebenen Fetzen herab, schlug ihr brutal gegen die Beckenknochen. Als sie sich übergab quetschte er ihren Kopf nach hinten, ihre Haare bedeckten sich mit der stinkenden Säure, die Dunkelheit stieg. Sie nahm kaum wahr, wie er sie missbrauchte, sah nichts, hörte nichts von seinen Beschimpfungen, den Beleidigungen, nahm auch nicht die Aussage war, er hätte nur für ihre Forschung diese Scharade mitgemacht… Ihre Schwester tot…Ihr Bruder ein Verräter…Ihr Lebenswerk zerstört… Naishô fühlte nichts mehr. Irgendwann würde es vorbei sein… So oder so. --------------------------------------------------------------------------------- Leitfrage für Kommentarschreiber: 1. Wirkt der Schluss zu (wenig) direkt? 2. Ist schlüssig was Nami bezüglich ihrer Verletzungen mitmachen musste? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)