Snowblood von CuthbertAllgood ================================================================================ Kapitel 1: Snowblood -------------------- SNOWBLOOD Es war wirklich ein ausgesprochen schöner Tag. Ein strahlend schöner Himmel, vermengt mit Sonnenschein und einer für diese Jahreszeit ziemlich angenehmen Temperatur – während sich der Schnee zu seinen Füßen ganz langsam rot färbte. In der Tat, ein schöner Tag. Ein sehr schöner Tag. Er hatte zwar eigentlich ursprünglich nicht vorgehabt, es jetzt schon, so schnell zu beenden, nicht bei ihm – nein, dafür machte es ihm doch viel zu viel Spaß. Die meisten seiner Gegner überlebten nicht so lange. Aber wer rechnete auch damit, dass eine derart seltsam gestaltete Eiswand in dem Schneewall verborgen war – oder erst recht damit, dass dieser Idiot auch noch das Kunststück fertig brachte, so unglücklich dagegen zu prallen, dass er halb gepfählt wurde? Auch wenn das nicht einer gewissen Ironie entbehrte… Vielleicht sollte er noch eine Kreuzigung daraus machen? Mit ein paar langen und mindestens ebenso ungeduldigen Schritten überbrückte Giriko die Entfernung und riss den Jüngeren grob am Kragen vom Eis herunter. Das schmerzerfüllte Aufstöhnen, das diese Bewegung begleitete, nahm er mit einer sachten Genugtuung zur Kenntnis. Nicht, dass das seinen Zorn darüber linderte, dass ihm sein Spielzeug jetzt wegen einem dummen Zufall wegsterben würde. Mit der freien Hand versetzte er der jungen Death Scythe eine Ohrfeige, die dessen Kopf zur Seite rucken ließ. Ein ganz leises, nachsichtiges Lächeln erschien auf Justins Lippen, erstarb dann aber, als er einen Schwall Blut aushustete, auf den Handschuh des Enchanters, mit dem er ihn festhielt. „Würg deine Eingeweide gefälligst woanders hin, aber nicht auf meine Klamotten.“ Mit einem bösen Lächeln auf den Lippen krallte er sich weiter in die des Jungen, zerrte ihn noch ein Stück in die Höhe, sodass er kaum noch auf dem Boden stand. Der Blonde gab ein ersticktes Keuchen von sich, in dem Versuch, noch ein klein wenig Luft in die zerstörte Lunge zu bekommen. Nicht, dass dieser von viel Erfolg gekrönt worden war, stattdessen floss nur sein Blut und damit sein Leben noch ein klein wenig schneller aus ihm. Giriko mochte das Geräusch… und wo man grade schon einmal bei Geräusch war. Er griff nach dem Kabel der Kopfhörer, die den Aufprall ironischerweise wesentlich besser verkraftet hatten als ihr Besitzer, und riss sie mit einem Ruck herunter, der dazu gehörige mp3-Player kam ihm gleich mit entgegen. Die Kettensäge ließ ihn in den frischen Schnee fallen; das letzte Geräusch, das das Gerät von sich gab, war ein lautes Knacken, als er drauf trat. Das Ding hatte ihn immer schon aufgeregt, und er sah nicht ein, warum es ihm diesen Moment zerstören sollte. Wenn der Mistkerl schon die Unverfrorenheit besaß, ihm zu krepieren, bevor er es geplant hatte, wollte er den Augenblick wenigstens soweit auskosten, wie es ihm irgendwie möglich war. Etwas irritiert sah er nach unten, als er etwas leicht oberhalb und schräg von seiner Hüfte gegen seine Haut drücken spürte, und grinste dann, als sein Blick auf die ebenfalls mitgenommene Klinge fiel. „Versuchst dich noch zu wehren? In dem Zustand?“ Ein leises, schmerzerfülltes Wimmern antwortete ihm, ehe Justins Arm wieder kraftlos herabsank und die Waffe verschwand. „H-Halt die… die Klappe, K-Ketzer. I-Ich st-ste-sterbe…“ „Das sehe ich.“ Allmählich ließ die Dämonenwaffe den Arm sinken, mit dem er sein Gegenüber festhielt, sodass er zumindest wieder atmen konnte. „Und es macht mir nicht so viel Spaß, wie es sollte.“ Der Blonde verzog die blutigen Lippen zu der Andeutung eines Lächelns, aber Worte bekam er nicht mehr heraus. Stattdessen wurde sein Atem kürzer, schneller und flacher, während ihm selbst die Kraft dazu zu fehlen schien, die Augen noch weiter offen zu halten. Giriko betrachtete ihn einen Moment lang schweigend. Von all dem, was er erwartet hatte, in diesem Moment zu fühlen, war nichts da. Weder Erleichterung noch Triumph oder Befriedung, stattdessen eine kalte Leere und eine leise Stimme, die sagte, dass es nicht so zu Ende gehen sollte. Nicht wegen einem dummen Zufall. „Oh, Bastard“, grollte er leise und hievte die Death Scythe auf seine Arme. Fast totes Gewicht, wie ihm wohl klar war. Kurz flackerten die Lider des Blonden, als er hoch schaute – oder es zumindest versuchte. Die Lippen formten sich um eine lautlose Frage, brachten aber nur einen weiteren kurzen Blutschwall hervor. „Ich bin nicht derjenige, der Lippen lesen kann“, knurrte er leise, aber natürlich wusste er trotzdem, was er wissen wollte. Durch die Stille drang das krampfhafte Atmen Justins beinah ebenso laut wie die raschen Schritte der Kettensäge. Er hatte nicht viel Zeit. „Glaub ja nicht, dass du es wagen kannst, zu sterben, ohne dass ICH dich umgebracht habe… Und wenn du es doch tust, werd ich dich aus der Hölle oder dem Himmel oder was immer dein Gott für dich vorgesehen hat zurückzehren und nochmal umbringen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)