Gegen das Gesetz von Saya_Takahashi (Auftakt) ================================================================================ Kapitel 7: Ein verdammter Sonntag --------------------------------- Sasuke fühlte sich oft genervt, aber normalerweise waren seine Sonntage so ruhig, dass es nur wenig gab, was ihn an diesem Tag reizen konnte. Dieser Sonntag aber passte nicht in sein Schema, und das lag in erster Linie an das nervende Mädchen, dass einen Meter vor ihm lief und dabei tat, als würde es ihn nicht geben. Sasuke konnte nicht sagen, was in ihn gefahren war. Sakura war ihm so auf den Geist gegangen, dass er schließlich nachgegeben hatte und mit ihr in den verdammten Park gelaufen war, der ihm an diesen verdammten Sonntag noch gefehlt hatte. Er bereute es schon, Sakura am Morgen aus der Klinik mitgenommen zu haben. Er hätte bis zur Mitte der Woche warten sollen, wenn sowieso schon alles zum Ausrasten war. Aber nun hatte er sich auch seinen Sonntag verdorben, und das alles ohne wirklich sagen zu können, warum. „Reicht das nicht langsam?“, brummte Sasuke, der sich wie ein Babysitter vorkam. „Du wolltest raus, du warst draußen, und nun könnten wir zurück!“ „Von wem hast du eigentlich diese Muffligkeit?“, fragte Sakura direkt. Sie hielt an einer Standtafel, die den ganzen Park beschriftete und sah Sasuke nach einer halben Stunde das erste Mal wieder an. „Du verdirbst einem damit den ganzen Tag, weißt du das?“ „Unwahrscheinlich“, sagte Sasuke gleichgültig. „Es ist schon um vier. Rückwirkend kann ich dir deine Laune nicht verderben; den ganzen Tag kannst du also nicht sagen.“ „Meine Güte, du bist nicht nur mufflig, sondern auch mit einem Humor ausgestattet, der einem Angst einjagt!“ „Ich will nach Hause, Sakura. Und das noch vor den Nachrichten.“ „Geh doch.“ Sakura zuckte mit den Schultern und studierte die Karte des Parks. „Ich kann später nachkommen. Den Weg kenn ich ja jetzt …“ „Ich kann dir auch in Handschellen anlegen und einfach mitschleifen. Das vermeidet zumindest unnötige Gespräche.“ „Hast du einen Vater?“, fragte Sakura plötzlich. „Ist der auch beim FBI?“ „Nein. Militär, wieso?“ Er konnte sich nicht ganz erklären, warum er ihre Frage beantwortet, doch rutschte es ihm raus, ehe er es verhindern konnte. „Na dann erklärt sich deine Muffligkeit. Negative Gene und negative Umgebung, jawohl. Es ist furchtbar, wirklich. Warum haben die mir niemanden auf den Hals gehetzt, der die Welt etwas positiver sieht und mit einem strahlenden Lächeln durch die Gegend rennt?“ „Die Sache mit den Handschellen wirkt sehr positiv auf mich, Sakura. Wenn du nicht aufhörst Mist zu quatschen …“ „Erschiiiesst duuu miich, was?“, sagte Sakura betont langgezogen und grinste. „Das würde ich nicht ausschließen, wenn du so weiter machst …“ Sakura zog ein beleidigtes Gesicht und lief zurück zu dem hölzernen Weg, der durch den Park führte. „Du solltest dir einen Psychologen suchen, Mr. Agent vom FBI. Du hast mich eine Woche heimgesucht und nicht einmal hab ich dich lachen sehen. Das ist doch ungesund!“ „Ich hatte in der Woche nicht viel zu lachen“, knurrte Sasuke ungemütlich. „Und ich will jetzt zurück, Sakura.“ „Dafür hast du die ganze Zeit ein Gesicht gezogen, als wärst du vom Teufel besessen. Ich wette mit dir, dass der genau die gleiche Mimik hat wie du “, redete Sakura munter weiter ohne Sasuke zu beachten, der dagegen schon Pläne schmiedete, das Mädchen auf unbestimmte Zeit ruhig zu stellen … „Ich hasse Menschenmassen“, bemerkte Sakura plötzlich und holte Sasuke damit aus den Gedanken. Eine Traube von Touristen näherte sich ihnen, und allesamt waren sie am Fotografieren und Schwatzen. „Wie kann man im Februar hier Urlaub machen? Haben die kein Temperaturempfinden?“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern, als die Menschen auf sie zu kamen und er sich einen Weg bahnen musste wie bei einem Spiesroutenlauf. Er rempelte mit einem älteren Mann zusammen, der ihn daraufhin in einer zügigen, rauen Sprache anfluchte. Sasuke verstand zwar kein Wort, aber der Tonfall sprach für sich. Anscheinend erklärte er ihm, dass er das Recht des Älteren besaß und Sasuke zur Seite hätte springen müssen. Sasuke sah das jedoch anders, und mit kalten Worten gab er ein gereiztes: „Nerv nicht, alter Mann“, von sich. „Huju!“, rief ihm der Alte nach, als Sasuke der Traube entkommen war. „Spirdallaj!“ „Selber“, murrte Sasuke nur, obwohl er kein Wort verstanden hatte. Er seufzte, steckte die Hände in seine Hosentaschen und drehte sich zu Sakura. Doch Sakura war nicht mehr da … Es bedurfte keiner Erklärung, dass Sasuke unfassbar wütend war. Sakura hatte ihn an der Nase herumgeführt und die erst beste Gelegenheit genutzt um abzuhauen. Abgesehen davon, dass sie ihn wie ein Idiot hatte dastehen lassen, war er auch enttäuscht. Er hatte geglaubt ihr vertrauen zu können. Sasuke rannte den Park bis zum Ende, doch fand er nirgends eine Spur von dem Mädchen. Er hielt an einer weiten Standortkarte des Parks, als ihm einfiel, dass Sakura vorhin auffällig lange auf den Plan geschaut hatte. Wie konnte er sich nur reinlegen lassen? Dabei hatte Sakura noch behauptet gehabt, dass sie keinen Grund hätte wegzulaufen. Wo soll ich denn hin, hatte sie gesagt … Sasuke grollte innerlich, als ihm ein Gedanke kam. Er sah zum Plan und suchte nach einer eingezeichneten Telefonzelle. Möglicherweise – und er hoffte, dass es wirklich ihr einziger Grund war – wollte sie nur die Situation nutzen und telefonieren. Vielleicht mit Yakushi oder einem anderen, um die Yakuza zu warnen und im Gegenzug ihren Frieden vor ihnen zu haben. Vielleicht wollte sie auch ihre Eltern anrufen. Sasuke blickte noch einmal zu dem Plan und rannte los. Der Park war zu groß, um jeder Möglichkeit nachzugehen, darum musste er hoffen, dass sein erster Gedanke der richtige war. Zur gleichen Zeit wie Sasuke den Park ein weiteres Mal durchquerte, hatte Sakura die Telefonzellen schon erreicht. Sie wollte sich beeilen und keine Zeit verlieren, denn sie war sich sicher, dass Sasuke schneller aufkreuzen würde, als ihr lieb war. Er würde vermutlich vor Wut kochen, und wenn sie Pech hatte, würde er ihr nie wieder einen Gefallen tun. Heute war sie wahrscheinlich das erste und letzte Mal im Park gewesen. Sakura atmete tief ein, betrat die Telefonzelle und schloss hinter sich die Tür. Sie kramte nach dem wenigen Geld, dass sie Sasuke aus dem Schlafzimmer geklaut hatte und betete innerlich, dass es ausreichen würde. Rasch griff sie nach dem Hörer, ließ die Münzen in den Schlitz fallen und wählte die Nummer, die sie in und auswendig konnte. Es war nicht irgendeine Telefonnummer, sondern die, die sie jeden Abend in der Anstalt gemurmelt hatte, bevor sie eingeschlafen war. Wie ein Ritual hatte sie es getan, egal wie es ihr ergangen war. Immer und immer wieder, und nicht einmal hatte sie es vergessen. Diese Nummer war die wichtigste Zahlenfolge, die es je in ihrem Leben gegeben hatte, und die sich so in ihren Kopf brannte, dass sie sie niemals vergessen würde. Die Telefonnummer war ihre Chance auf eine Zukunft … Sakuras Hände zitterten, als sie die Tasten drückte. Sie hatte das Gefühl, dass sie Minuten dazu brauchen würde und jede davon kam ihr vor, als dauere sie eine weitere Ewigkeit. Ohne Luft zu holen lauschte sie in den Lautsprecher, bis das ersehnte Klingeln am anderen Ende erklang und sie mit einer Leichtigkeit erfüllte, die ihr gänzlich unbekannt war. „Hallo?“, meldete sich eine weibliche Stimme am anderen Ende, und Sakura musste so lächeln, dass sie sich kaum zum Sprechen zwingen konnte. „Ja hallo?“, sagte sie atemlos. „Hier ist …“ Sie hörte das lange Piepzeichen und biss sich auf die Lippen. Sie war so kurz davor gewesen … Sakura drehte sich nicht um, doch spürte sie Sasukes Anwesenheit hinter sich. Ein lauer Luftzug drang in die Telefonzelle, und doch schnürte es Sakura die Kehle zu. So nah … „Entschuldige“, flüsterte sie und wollte den Hörer zurücklegen, als sie die Hand sah, die die Verbindung unterbrochen hatte. Es war nicht Sasuke … Ruckartig drehte sich Sakura um und blickte in zwei blaue Augen, die sie starr fixierten und sich verengten. „Wer …“ „Du bist also Sakura“, sagte der Mann und blieb reglos stehen, so dass er Sakura den Weg aus der Telefonzelle versperrte. „Und ich nehme an, dass du weggelaufen sein musst, wenn dein Kindermädchen nicht hier ist, hm?“ „Wer sind sie?“ „Ich? Mädchen, du hast Nerven! Du weißt, was jetzt passieren wird, hmm? Es geht von hier direkt ins Gefängnis. Weglaufen stand nicht im Programm, und deine Chance hast du damit verspielt. Wem wolltest du eben anrufen? Deinen Freund Yakushi? Wolltest ihn warnen?“ Sakura sah den Mann mit dem wabbligen Gesicht fassungslos an, als sie eins und eins zusammen zählte. Er musste zum FBI gehören, wenn er Bescheid wusste. Das hatte sie nicht eingeplant, dass sie außer Sasuke noch jemand erwischen würde. „Sag's mir!“, hörte sie den Mann knurren, ehe er sie am Arm packte und unsanft aus der Telefonzelle zog. Sakura stemmte sich mit aller Kraft dagegen, doch drehte er ihr den Arm ruckartig auf den Rücken, dass sie aufkeuchte und in die Knie ging. „Miststück“, rief er zornig. „Wenn ich keine Antwort bekomme, wird dir das Leid tun, Mädchen. Also mach deine verdammte Klappe auf!“ Sakura stöhnte schmerzvoll und kniff die Augen zusammen, doch presste sie die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Lass los!“, fauchte sie den Mann an, doch konnte sie sich nicht einen Millimeter rühren ohne dabei erneut aufzukeuchen. Sie verfluchte sich selbst, als ihr die Tränen in die Augen traten, aber die Kraft des Mannes war zu enorm um dagegen zu halten. „Was machst du da?“, hörte sie plötzlich Sasuke sagen, und er klang dabei noch kälter als sonst. „Lass sie los Peddington, oder willst du ihr den Arm brechen?“ „Möglich“, gab Peddington zu und zwang Sakura sich aufzurichten. „Vielleicht hilft das ihrem Gedächtnis auf die Sprünge! Wo zum Teufel hast du gesteckt? Wäre ich nicht wegen deinen beschissenen Akten vorbeigekommen …“ „Mich interessiert dein Geschwätz nicht. Ich hab gesagt, dass du sie los lassen sollst. Ich hab alles unter Kontrolle, verstanden? Also misch dich nicht ein!“ „Unter Kontrolle?“, rief Peddington und lachte. „Hat aber nicht danach ausgesehen, oder Sakura? Glaubst du denn, dass Uchiha alles unter Kontrolle hatte?“ „Leck mich du Fettsack!“, fauchte Sakura, bereute es aber gleich wieder, als Peddington ihren Arm abermals gegen Rücken drückte. „Würde mir sogar gefallen“, flüsterte er ihr ins Ohr, ließ aber locker, als Sasuke einen drohenden Schritt auf ihn zumachte. Er grinste breit, hatte im nächsten Moment aber Sakuras Ellenbogen im Unterleib und keuchte qualvoll auf. „Wichser!“, schrie Sakura ihn an, doch noch ehe sie sich mit dem krümmenden Peddington anlegen konnte, hatte Sasuke sie gegriffen und zurückgezogen. „Verdammte … Schlampe“, hustete Peddington und kam langsam wieder auf die Beine. „Das werde ich Hemming sagen, Uchiha! Verlass dich drauf, dass du für die nächsten Jahre am Schreibtisch verbringen darfst! Ich werde …“ „Die Klappe halten, verstanden?“ Sasuke blickte Peddington eisig an. „Es sei denn, du möchtest, dass der General von der Eskapade in Liverstone erfährt. Ich glaube nicht, dass ihm das weniger gefallen wird.“ „Woher …?“ Peddington machte eine ungläubige Miene. „Du bist ein verdammtes Arschloch, Uchiha! Wer hat dir davon erzählt? Das war ne einmalige …“ „Interessiert mich einen Scheißdreck, was das war. Überleg dir, was tu tust. Dir brummen dafür ganz andere Dinge als Schreibtischarbeit.“ Sasuke schnaubte verächtlich, packte Sakura am Handgelenk und zog sie mit sich über die Straße. Peddington würdigte er keines Blickes mehr. Sakura aber auch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)