Vampire Hunter von Caildyn ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Gegen zwei Uhr morgens trat Viktor ins Zimmer. An der Rezeption war niemand mehr gewesen und so wusste er nichts von Taras Anwesenheit. Leise, um die Gäste auf den benachbarten Zimmern nicht zu stören, zog er seine Stiefel aus, stellte die Schwerter, die er auf dem Rückweg zum Hotel geholt hatte hinter die Tür und ging ins Bad, wo er sich wusch und seine Wunden begutachtete. In der Zwischenzeit verließ der Fremde das Zimmer. Als Viktor aus dem Bad kam und das Licht anschaltete, traute er seinen Augen nicht, als Tara bereits im Bett lag und schlief. Um sie nicht zu wecken, setzte er sich leise an ihr Bett und beobachtete sie, glücklich lächelnd darüber, dass sie noch lebte, mit klopfendem Herzen beim Schlafen, während ihm selbst langsam die Augen zufielen. Im Morgengrauen hielt Tara sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite und gab ein lautes, von großen Schmerzen zeugendes Stöhnen von sich, welches Viktor aus dem Schlaf riss. Vorsichtig weckte er sie und fragte sie, wie es ihr gehe, bekam darauf jedoch nur ein weiteres Stöhnen zur Antwort und bemerkte erst dann, dass die Hand, mit der er sich auf dem Bett abstützte, mit Blut benetzt war. Panisch entriss er ihr die Decke und erschrak, als er die Wunden sah, die die Chimära gerissen hatte. So schnell er konnte, schlüpfte er in seine Schuhe und hob sie vorsichtig auf die Amre, um sie in das, praktischer Weise 2 Straßen weiter liegende Krankenhaus zu bringen, wo gerade die Frühschicht begonnen hatte. Anscheinend war auch schon länger kein solcher Notfall eingegangen, denn es herrschte Panik - sowohl unter den Krankenschwestern, als auch unter den Ärzten. Viktor überlegte, ob er nicht doch lieber ein anderes Krankenhaus aufsuchen sollte, als aber auch schon eine Bahre für Tara herangefahren wurde und sie einer recht schnell verlaufenden Not-OP unterzogen wurde. Keine zwei Minuten, nachdem Tara im OP war, trat eine aufmerksame Krankenschwester auf ihn zu und bat ihn, sich seine Wunden beschauen zu dürfen. „Die Chimära ist jetzt also tot?“, fragte die Krankenschwester. „Genau. Au! Seien Sie doch vorsichtig!“ „Verzeihung. Das wird jetzt nochmal ein bisschen brennen. Was haben sie denn angestellt?! Diese Wunden sind ja völlig verdreckt, seien sie froh, wenn ich den ganzen Dreck so da raus bekomme!“ Viktor biss die Zähne zusammen, als die Krankenschwester seine Wunden wieder aufkratzen musste um sie anschließend mit einem Antiseptikum mit beißendem Geruch desinfizieren zu können. Sie war gerade mit der Behandlung von Viktors Wunden fertig, als Tara aus dem OP gefahren und in ein kleines Einzelzimmer verfrachtet wurde. „Wie geht es ihr?“, fragte Viktor besorgt den Arzt, der sie operiert hatte. „Den Umständen entsprechend gut. Aber es war knapp, das müssen Sie wissen. Ganze sechs Blutkonserven hat sie gebraucht, und jetzt ist unser Vorrat ihrer Blutgruppe aufgebraucht.“ „Ich kann etwas spenden, wenn ich die richtige Blutgruppe habe“, bot Viktor an. Mit einem Kopfschütteln lehnte der Arzt ab. „Sie brauchen Ihr Blut zurzeit selbst, um ihre Wunden heilen zu können. Sie hätten sie eigentlich sofort ins Krankenhaus bringen müssen, mit diesen Verletzungen…“, murmelte er nachdem sie einige Minuten geschwiegen hatten. „Hmm.“ „Sind Sie ihr Freund?“ „Nicht ganz. Wir wohnen nur zusammen.“ „Aha. Und was verschlägt Sie hierher?“ „Diese Chimära, die in letzter Zeit die Gegend hier terrorisiert hat.“ „Sie sind also der Dämonenjäger, der engagiert wurde, um dieses Biest beiseite zu schaffen?“ „Genau. Aber bei dem Kampf gegen das Biest hat sie leider ganz schön was abbekommen. Ich bin auch nicht ganz verschont geblieben.“ „Hmm. Diese Wunde an ihrer Schulter scheint aber nicht von dem Biest zu stammen.“ „Ein Unfall.“ „Ach so.“ Der Arzt schien an Viktors Ton gehört zu haben, dass er keine Lust hatte, über sich zu reden. „Kann ich zu ihr?“, fragte dieser plötzlich. „Sicher. Ich halte Sie nur auf mit meinem Gefasel. Gehen Sie ruhig, aber es wird wahrscheinlich noch etwas dauern, bis die Narkose nachlässt.“ „Hmm.“, machte Viktor nur und schon klapperte die Tür zu Taras Krankenzimmer. Als sie langsam die Augen aufzuschlagen begann, fiel Viktor ein Stein vom Herzen. „Du machst Sachen!“, sagte er leise und freundlich tadelnd und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Viktor?“ „Ja?“ „Du stinkst.“ Verdutzt roch er an sich und musste ihr zustimmen. Der Geruch des Desinfektionsmittels war wirklich nicht angenehm. Er sprang auf und wandte sich zur Tür, um sich schnell nach einer Dusche umzusehen um diesen Geruch loswerden zu können, doch Tara hielt ihn schwach am Handgelenk fest. „Geh nicht. So sehr stinkst du dann auch wieder nicht.“, murmelte die müde. „Na gut.“ Er lächelte und setzte sich wieder zu ihr ans Bett. Sie hielt die ganze Zeit seine Hand fest, und führte sie irgendwann zu ihrer Wange, wo sie sich die Hand an ihre Wange legte. „Schön warm. Mir ist so kalt, könntest du fragen, ob ich noch eine Decke haben könnte?“ „Sicher. Einen Moment.“ Viktor stand auf und ging aus dem Raum, um kurze Zeit später mit einer dicken Wolldecke zurück zu kommen. Als die Decke endlich über ihr lag, schloss sie die Augen und wartete, bis ihr etwas wärmer wurde. Wenig später war Tara wieder in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen, und Viktor vergaß die Zeit, während er ihren tiefen Schlaf beobachtete, bis eine der Krankenschwestern leise klopfend eintrat und ihn darum bat, zu gehen, da die Besuchszeit schon längst vorbei sei. Mit einem Nicken verabschiedete er sich und begab sich zurück ins Hotel. Am nächsten Morgen erschien er schon zum Beginn der Besuchszeit mit Taras Sachen im Krankenhaus, wo er sie in ihren Schrank einräumte, während sie noch schlief. Kaum war er fertig, setzte er sich leise an ihr Bett, wo er vorsichtig, um sie nicht zu wecken, ihre Hand ergriff und leicht über ihren Handrücken streichelte. Wenige Minuten später wachte sie auf und begrüßte Viktor verhalten gähnend. Lächelnd beugte er sich zu ihr und gab ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. Tara, recht verdattert, errötete. Viktor grinste und Tara musste lachen, nachdem sie ihn einige Sekunden angestarrt hatte. Als Tara aufstehen wollte, drückte Viktor sie sanft zurück ins Bett, legte ihr einen Finger auf die Lippen und bat sie, sich zu schonen, bis die Ärzte ihr erlaubten, aufzustehen. Nach drei Tagen im-Bett-liegen erlaubten die Ärzte endlich, aufzustehen und herumzulaufen. Viktor begleitete sie während ihrer Spaziergänge, damit sie nicht stürzte und sich erneut verletzte. Wenige Tage später war es Tara möglich, mit Viktor nach Hause zu fahren. Viktor fuhr vorsichtiger, als sie es von ihm gewohnt war und als sie am zweiten Abend nach einer Nacht in einem – freundlich ausgedrückt - schlecht geführten Gasthaus in einem Hotel ein Zimmer mieteten, fand sie es weniger schlimm, dass wieder einmal nur Doppelzimmer mit nicht auseinander zu schiebenden Betten frei waren. Während sie das Zimmer begutachtete, freute sie sich insgeheim schon darauf, sich an ihn kuscheln zu können. Noch im gleichen Moment fragte sie sich, was mit ihrem Kopf los war. Wenig später ging sie frisch geduscht in ihre Hälfte des Betts, während Viktor noch im Bad war. Sie war doch recht müde, schaltete das Licht aus und legte sich vorsichtig auf die unverletzte Seite, um zu schlafen, kurz bevor Viktor aus dem Bad trat. Er lächelte und begab sich leise in seine Hälfte des Betts, als sie noch einmal die Augen öffnete und ihn beobachtete. „Ich dachte du schläfst schon!“, erschrak er, als sie ihn begrüßte. Kichernd schmiegte sie sich an ihn, was ihn perplex gucken ließ. „Was wird denn das?“, fragte er nach einigen Sekunden. „Bin in Schmuselaune, lass mich einfach, dir passiert schon nichts…“ „Wieso sollte mir etwas passieren?“ „Weil immer, wenn irgendwas ist, du von mir gefährdet wirst.“ Sie tippte ihm auf die Wunde an seiner Schulter. Er gab ein leises Zischen von sich. „Siehst du? Ich hab’s schon wieder getan. Immer tu ich dir weh.“ „Ach was. Das war ein Unfall, und außerdem ist es mir egal, was mir passiert, solange es dir gut geht. Hauptsache, du bist glücklich.“ „Du spinnst doch.“ „Tu ich nicht. Ich erfahre nur endlich, was Nähe ist.“ „Hä? Aber deine Eltern…“ „Meine Familie? Pah, die waren nur darauf bedacht, mich möglichst streng zu erziehen und mich zu Höchstleistungen zu treiben.“ „Aber…“ „Kein Aber, Tara. Ich lüge nicht, das solltest du inzwischen wissen. Verheimlichen vielleicht, auch wenn es mir schwer fällt, aber lügen würde ich niemals. Und es ist nicht jede Familie, wie die andere, falls du jetzt etwas in der Richtung sagen wolltest.“ Tara schwieg. „Ich habe dich selten so schweigsam erlebt. Was ist denn los?“, fragte Viktor nach einigen Minuten, in denen kein Wort gefallen war. „Nichts.“, brachte Tara mit brüchiger Stimme hervor und eine Träne kullerte auf seine Brust. Verdutzt wand er sich unter ihr hervor und hob vorsichtig ihr Gesicht, über welches sich inzwischen weitere Tränen ihren Weg bahnten. „Tara…“, flüsterte er und schloss sie sanft in die Arme. Sie gab nur ein Schniefen von sich. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Sie schüttelte nur den Kopf. „Was dann?“ Ein weiteres Kopfschütteln folgte, doch er ließ nicht locker und fragte sie nochmals, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. „Also?“ „Es hat mich nur so traurig gemacht, dass ein so lieber Mensch wie Du eine so furchtbare Familie gehabt haben kann.“ „Ich und ein lieber Mensch? Du scheinst meinen Beruf zu vergessen.“ „Außerhalb deines Berufs bist du der liebste Mensch, der mir je begegnet ist. Und dass du auch bei der Arbeit nicht…“, sie suchte ein passendes Wort, fand aber keines, „ Und dass du bei der Arbeit auch superlieb bist, sieht man ja daran, dass du dir selbst schwer verletzt noch Sorgen um andere machst.“ Viktor schwieg. Er schloss sie etwas fester in die Arme und gab ihr zögernd einen Kuss auf die Stirn. Mit einem fragenden Blick und leicht errötet blickte sie ihn an. „Du bist…“, setzte er an, stockte dann jedoch. „Hmm?“ Er seufzte und Tara blickte ihn verdutzt an. „Was ist denn mit dir los?“ „Nichts ist los.“ Er nahm sie etwas fester in den Arm und küsste ihre Ohrmuschel. „Was zum…?“ „Sch. Sei einfach still und hör‘ mir zu.“ Auf ein Nicken hin redete er weiter: „Als Du in dem Kampf gegen die Chimära von der Brücke gefegt wurdest… Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wärest du gestorben. Und als ich dich dann im Wald nicht gefunden habe, bin ich völlig verzweifelt gewesen. Mir war in dem Moment einfach alles egal, verstehst du?“ „Nicht wirklich.“ Er lief ein wenig rot an, während er fortfuhr: „Wie gesagt: ich weiß nicht, was ich getan hätte, wärest du gestorben. Und als ich dann in das Hotelzimmer gekommen bin und dich im Bett gefunden habe, ist mit nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen.“ „Schön zu hören.“ „Ich weiß, das klingt jetzt wahrscheinlich kitschig, aber…“, er schwieg kurz und schien sich Worte zurechtzulegen, „Du bist mir in letzter Zeit der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden.“ Gerührt von seinen Worten warf sie sich so nah es ging an ihn. „Mir geht es mit dir genauso.“, flüsterte sie. Viktor traute seinen Ohren nicht ganz. „Sag das nochmal.“ „Du bist für mich auch der wichtigste Mensch auf der Welt geworden. Du bist immer für mich da, rettest mir ständig das Leben, munterst mich auf, wenn es mir schlecht geht, kümmerst dich um mich. Und ich bin dir für all das sehr dankbar, Viktor.“ „Klartext?“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und legte dann ihre Stirn an seinen Hals. „Reicht das?“ „Was wolltest du denn sagen?“ „Ich… Ach, ich bin mir selbst nicht ganz im Klaren darüber, was ich gerade von meinen Gefühlen halten soll. Aber sobald ich Genaueres weiß, sage ich bescheid!“, sagte sie mit einem Zwinkern. „Ok. Aber was, wenn ich mir im Klaren über meine Gefühle bin?“ „Dann sagst du’s halt.“ „Na gut, wenn du so willst?“, grinste er und hob vorsichtig ihr Kinn, bis er ihr ins Gesicht schauen konnte. Er lächelte und sah ihr tief in die Augen. Sie blickte zurück undplötzlich bekam er keinen Ton mehr heraus. „Was?“ Er stand auf und holte eine Schlafmaske, die er aus dem Hotel in Shalton mitgenommen haben musste. „Was wird denn das?“, fragte Tara mit neugierigem Blick. „Lass mich nur machen. Du siehst dann schon früh genug, was es wird.“, sagte er, während er sich wieder auf das Bett setzte und ihr die Augen verband. Dann drückte er sie vorsichtig ins Bett, bis sie flach auf dem Rücken lag. „Vertrau mir, aber sag ruhig, wenn ich dir wehtue oder etwas mache, was du nicht möchtest, ich höre dann sofort auf.“, sagte er ruhig und leise, während er sich vorsichtig über die beugte, und ihre Gesichtszüge vorsichtig mit den Fingerspitzen nachfuhr. Auf ihren Armen zeigte sich eine leichte Gänsehaut, über welche er sanft hinweg streichelte, während die Gänsehaut sich weiter über ihren Körper ausbreitete. Sanft und vorsichtig, als sei sie zerbrechlich, folgte er ihren Kurven, vermied dabei jedoch intime Bereich, um ihr Vertrauen nicht zu missbrauchen. Als er sich schließlich mit seinem Gesicht dem ihren näherte und mit seinen Lippen sanft ihre berührte, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und lies sich von ihm in eine sitzende Haltung ziehen, während sie seinen Kuss vorsichtig erwiderte. „Ich dachte, Du seist dir nicht im Klaren darüber, wie es um deine Gefühle steht?“, fragte Viktor, nachdem er nach einigen Minuten vorsichtig etwas Abstand genommen hatte. Tara lief rot an und er nahm ihr die Schlafmaske wieder ab, um ihr ins Gesicht blicken zu können. „War ich mir auch nicht. Bis…“ Sie lief noch weiter rot an, während die ihren Blick leicht von ihm abwandte. Er lächelte und drehte sanft ihren Kopf zu sich und näherte sich ihr vorsichtig erneut. Als ihre Lippen dieses Mal zu einem Kuss verschmolzen schlugen ihre Herzen wild um die Wette, bis es schneller nicht mehr ging. Fröhlich ließ Viktor sich mit ihr zusammen ins Bett zurückfallen, wo er sie lächelnd an sich drückte, während sie beide dem Schlaf entgegen dämmerten. Als sie am Abend des übernächsten Tages nach der Beisetzung der sterblichen Überreste von Taras Eltern auf Viktors Anwesen zurückkehrten, herrschte eine seltsame Stille auf diesem. Die sonst so munteren Vögel schwiegen und es ging kein Hauch durch die Bäume, die sonst ein stetiges Rauschen und Rascheln verbreiteten. Tara stieg vorsichtig von dem Motorrad, während ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Viktor hingegen fühlte sich beobachtet, ließ sich aber nichts anmerken. „Bleib dicht bei mir, Tara.“, wies er sie an, während sie sich nach Schutz suchend bei ihm unterhakte und ihn in die Garage begleitete. „Was…“, setzte Tara an, doch Viktor gebot ihr, zu schweigen. „Warte hier, ich schaue nur schnell nach, ob irgendetwas oder –jemand im Haus ist.“ Daraufhin ließ er Tara in der Garage allein, von wo sie im Notfall durch eine versteckte Tür, die von innen als Wandregal getarnt war, fliehen konnte und schloss das Garagentor. Im Haus war es still. Zu still für Viktors Geschmack. Systematisch durchsuchte er zunächst den Dachboden und die Räume im Obergeschoss, dann die im Keller und abschließend die im Erdgeschoss. Tara wartete währenddessen in der Garage, wie er ihr befohlen hatte. Sie hatte sich unter das Fenster der Garage gesetzt um von außen nicht zu sehen zu sein und sah an der gegenüberliegenden Wand einige Schatten entlang huschen. Sie hatte sich gerade neben der Tür versteckt und sich leise einen herumliegenden Baseballschläger an sich genommen, als die Türklinke gedrückt wurde und die Tür aufsprang. Ein fürchterlicher Gestank von Verwesung drang von außen in die Garage und verschlug ihr den Atem. Ein leises Schnüffeln ertönte neben ihr und eine Klaue legte sich um die Tür. Die Gestalt trat in die Garage. Als der Kopf der Gestalt in ihr Sichtfeld kam, schlug sie hart mit dem Schläger zu und huschte aus der Garage, aus welcher wütendes Gebrüll und Scheppern ertönte. Viktor, der gerade das letzte Zimmer im Haus durchsucht und nichts gefunden hatte, trat gerade aus der Haustür um zur Garage zurückzukehren, als er das Gebrüll vernahm. So schnell er konnte, stürmte er in Richtung der Garage, als ihm auch schon Tara entgegenkam und ihn mit sich zog. Wieder im Haus warf sie sich ihm verängstigt an die Brust und begann zu berichten: „Dieses Ding. Es hat geschnüffelt und hatte Klauen… Und es hat verwest gestunken!“ Viktor nickte und führte sie auf den Dachboden. „Bleib bitte hier, hier bist du vorerst sicher. Nur wenn ich zurückkomme, oder irgendetwas, was hier nicht hingehört hier auftaucht, gehst du hier weg, ok? Dieses Wesen war ein Ghoul, ein Sklave eines Vampirs. Dieser Vampir lässt vermutlich noch mehr seiner Diener hier herumschleichen, also sei vorsichtig, wenn du dich im Haus bewegst. Ich beeile mich, versprochen!“, sagte er ihr, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand dann in der Luke, die den einzigen Eingang zum Dachboden bildete. Tara ließ sich auf die staubigen Dielen sinken und wartete. Es ertönte wieder ein Kratzen, daraufhin ein Quietschen und schließlich ein leises Klirren, während von außen die letzten Schreie der besiegten Ghouls ertönten. Plötzlich machte sie vor sich einen Schatten im Mondlicht aus, welches inzwischen durch das Dachflächenfenster fiel. Sie saß im Dunkeln, womit sie von außen zumindest nicht zu sehen war, doch die Gestalt, die auf dem Dach war, lief dort herum und tat dies mit viel sichereren und schnelleren Schritten als die der Ghouls gewesen waren. War dies etwa der Meister der Ghouls, der Vampir? Als die Schritte weit weg vom Fenster erklangen, bewegte sie sich vorsichtig zu der Luke und öffnete sie, während die Schritte wieder näher kamen. Kaum war sie durch die Luke geschlüpft, war das Wesen auf dem Dach auf dem Fenster, spähte hinein und musste die sich schließende Luke gesehen haben, denn ein Lautes Klirren und ein fürchterliches Fauchen ertönten direkt über ihr. So schnell sie konnte, warf sie einen Blick aus einem der Fenster zum Hof des Hauses, sah Viktor, der gerade einen Ghoul tötete, während ein anderer auf ihn zu hinkte und rannte die Treppe hinunter, als die Luke aus ihrer Halterung gerissen wurde, der Vampir durch sie hinab sprang und ihre Verfolgung aufnahm. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, durch die Haustür zu kommen, welche sie dem Vampir vor der Nase zuschlug und weiter auf Viktor zu rannte. Keine zwei Sekunden später - sie hatte Viktor beinahe erreicht - hatte der Vampir sie eingeholt und zu Boden geworfen. Viktor hatte dies noch gar nicht bemerkt, so beschäftigt war er damit, die Ghouls zu bekämpfen. Sie schaffte es gerade noch, sich die Zähne des Vampirs von Hals zu halten, welcher recht verblüfft schien, dass seine Technik, sie wehrlos zu machen nicht funktionierte, und gab ein kurzes Kreischen von sich, was Viktors Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Er enthauptete den letzten der Ghouls und sprang den Vampir mit gezücktem Schwert an, verfehlte ihn jedoch, riss ihn aber immerhin von Tara herunter. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Tara dem Kampf entgegen, der sich zwischen Vampir und Viktor anbahnte. Verbittert versuchte Viktor den Vampir tödlich zu treffen, doch dieser wich immer wieder aus, machte Sprünge auf Tara zu, die vom Schreck noch immer gelähmt einige Meter abseits stand während Viktor sein Schwert verloren hatte und immer weiter in tödliche Bedrängnis geriet. Plötzlich sackte Viktor, von einem heftigen Schlag an den Kopf getroffen, in sich zusammen und blieb reglos am Boden liegen, was der Vampir zum Anlass nahm, sich Viktor zu nähern, ihn anzuheben und seine Reißzähne an Viktors Puls zu führen. Tara realisierte verängstigt, was der Vampir plante und stürzte sich mit Todesverachtung auf den Vampir. Gerade noch rechtzeitig erreichte sie den Angreifer und ihren Verteidiger und rammte dem Vampir Viktors Schwert zwischen die Rippen. Scheinbar hatte sie sein Herz getroffen, denn der Vampir erstarrte und Viktor prallte zurück auf den Boden. Doch als sie ihr Schwert aus dem toten Fleisch des Vampirs zog, schloss sich die Wunde mit schmatzenden Geräuschen wieder und der Vampir begann, sich wieder zu bewegen. Langsam erhob das Monstrum sich und wandte sich ihr zu. Tara wich einige Schritte zurück und rammte dem Vampir erneut ihr Schwert zwischen die Rippen, als dieser auf sie zustürzte. Wieder erstarrte der Vampir, doch als sie ihr Schwert herauszog, um ihn zu köpfen, verheilte die Wunde viel schneller als zuvor. „Du bist zäh, Kleines! Schon lange hat niemand es mehr geschafft, mich zum Erstarren zu bringen… Sicher wird dein Blut eine wahre Delikatesse sein!“, grinste der Vampir und griff erneut an. Tara schaffte es gerade noch, auszuweichen. Zwar klaffte ein Schnitt auf ihrem Oberarm, doch dieser war nicht tief und hinderte sie nicht daran, sich weiter gegen den Vampir zu verteidigen, der es nicht noch einmal schaffte, ihr Verletzungen zuzufügen. Viktor regte sich noch immer nicht, als Tara weitgehend unverletzt die einsetzende Morgenröte bemerkte. Mit einem müden Lächeln trat sie näher an den Vampir heran, welcher sie von ihrem Lächeln verunsichert anstarrte und sich nicht von der Stelle rührte. „Ich schlage vor, wir beenden das hier ein andermal.“, murmelte der Vampir und wandte sich zum Gehen. Tara jedoch nutzte diesen kleinen Moment der Unaufmerksamkeit, um den Vampir mit einem geschickten Griff festzuhalten. „ Verrate mir deinen Namen, Blutsauger.“, forderte sie, ihre Erschöpfung verbergend. „Warum sollte ich?“ „Nun, weil ich dich dafür ziehen lassen werde.“ „Hmm…“ „Überlege es dir besser gut, Blutsauger. Verrätst du mir deinen Namen nicht, töte ich dich auf der Stelle.“ Während der Vampir überlegte, begann am Horizont die Sonne, sich hinter einigen Bäumen des weitläufigen Waldes zu erheben. „Caleb Gray“, schoss es auf einmal aus dem Vampir hervor, als die ersten Sonnenstrahlen über den Hof glitten und seinen Arm versengten, der nur in einem T-Shirt steckte. „Brite?“, fragte Tara, als sie ihren Griff lockerte. „Das war ich einst. Sag, du weißt, dass ich dir die Kehle rausreißen könnte, wenn ich nicht im Sonnenlicht verbrennen würde?“, fragte Caleb verstört, während er sich langsam zum Wald begab und Tara hungrig anstarrte, deren Blicke ihm ruhig folgten, während sie im Sonnenlicht stehen blieb. „Weiß ich. Und jetzt verschwinde. Komm besser nicht wieder, nächstes Mal lasse ich dich nicht laufen.“ Caleb straffte die Schultern und sah Tara eindringlich an, als versuche er, sie zu sich in den Schatten zu locken. Dann verschwand er aus vollem Halse lachend in den Wald. Tara wankte zu Viktor und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. An seinem Kopf bildete sich an der Stelle, an der der Schlag ihn getroffen hatte eine deutliche Beule, die sich leicht bläulich färbte. Er atmete noch, also versuchte sie, ihn zu wecken, indem sie seine Wange kräftig tätschelte, ihn rüttelte und seine Hand drückte. Als die Sonne schon auf halben Weg zu ihrem Zenit war, hatte sie ihn immer noch nicht aus seiner Ohnmacht zurückholen können. Besorgt, wie sie war, füllten sich ihre Augen mit Tränen, doch sie konnte sich nicht länger wach halten und sackte über Viktor zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)