Drei Minuten mit der Wirklichkeit von Dahlie (... wenn die Welt stirbt.) ================================================================================ Kapitel 18: Ohne Reue in den Tod. --------------------------------- . . . Grauer Rauch schlich über den kalten Steinboden und verbreitete den Geruch von Tod und Verderben. Schwarze Kerzen spendeten spärlich Licht, doch es war dem dunklen Lord egal. Ruhig und gleichgültig saß er in einem dick gepolsterten, mächtigen Sessel. Seine Erscheinung hatte etwas Majestätisches und gleichzeitig etwas Bedrohliches. Seine roten Augen blickten starr auf den kalten Steinboden. Über zwei Jahrzehnte hatte sich seine Gestalt kaum verändert. Noch immer kennzeichneten ihn sein schlangenförmiges Gesicht und eine Haut mit dem Farbton von traurigem Beton. Seine schmalen weißen Lippen formten sich zu einem Lächeln und als er einen Schatten hinter sich vernahm, sprach er leise und lauernd: „Bella, meine Beste.“ Eine Frau, so blass wie der lebendige Tod mit Haaren einer Todesfee trat näher. Ihre schwarzen Augen waren blutunterlaufen und ihre Statur ähnelte einem lebendigen Skelett. „Mein Lord“, murmelte sie untergeben und kniete sich neben ihm nieder. „Potters Leute greifen das Schloss an.“ „Die Erben Hogwarts?“ „Wir konnten sie bislang nicht ausmachen, mein Lord… es sind zu viele.“ Der dunkle Lord verstand und zog seinen Zauberstab aus dem Ärmel. „Es wird Zeit, in ihre Pläne zu pfuschen.“ „Lasst mich euch helfen“, sprach Bellatrix untergeben, doch der Herr über Leben und Tod der neuen Welt wehrte knapp ab. „Nein. Ich werde mich selbst kümmern. Geh und halte diese Schlammblüter auf.“ Widerwillig erhob sich Bellatrix und verließ den dunklen Raum. Kaum war ihre jämmerliche Gestalt verschwunden, als der dunkle Lord aufstand und in die Mitte des Raumes schritt. Seine Miene war ausdruckslos. „Potter schon wieder…“, murmelte er und blieb stehen. „Glaubt, er könnte mir etwas anhaben.“ Ein boshaftes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Seine knochigen Finger umfassten seinen Zauberstab und er schloss die leuchtenden Augen. Lautlos bewegte er seine Lippen. Ein schwarzes Pentagramm zeichnet sich am Boden ab. Seine Hände streckten sich aus, die Erde unter seinen Füßen bebte. Schwarzer, dunkelroter Rauch mischte sich mit Grauen. Der Geruch von Feuer und verbrannten Fleisch stieg Voldemord in die Nase und als er die Augen öffnete, spiegelte seine Miene Zufriedenheit wieder. „Willkommen Superbia und Luxuria, ich habe euren Herrn Diabolus erwartet.“ Die Frau, mit den langen dunkelblonden Haaren und den verdeckten Augen durch eine silberne Maske ließ sich zu einer knappen Verbeugung herab. Superbia, die Todsünde des Hochmuts trug einen großen Pullover mit grobem Strickmuster. „Der Herr der Unterwelt ist beschäftigt, er streitet mit Morgane und Merlin.“ „Sie werden sich mit uns zufrieden geben.“ Die Luxuria schenkte ihm ein herablassendes Lächeln. Wollust spielte mit einer blonden Haarlocke und erinnerte ihn an die Malfoy-Tochter. Ein verführerisches schwarzes Kleid mit großzügigem Herzausschnitt zog sich um ihren Körper und brachte schlanke lange Beine zur Geltung, sie war die Verführung in teuflischer Gestalt. „Weshalb wünschen Sie unsere Dienste?“ Voldemord ließ die Hände sinken. „Ich gedenke einen Pakt mit Ihnen zu schließen. Einen Pakt, der ihnen meine Magie verspricht“ Er konnte sehen, wie Superbia und Luxuria sich einen knappen Blick zuwarfen, ihnen schien das Angebot zu gefallen. Superbia legte den Kopf schief und rieb sich mit ihren verbrannten Händen das Kinn. Es war eine Form von Strafe, als sie als Todsünde nach etwas gierte, das ihrem Stand nicht entsprach „Und welchen Gefallen versprechen Sie sich davon?“ „Falls ich heute Nacht falle, wovon ich nicht ausgehe, dann wünsche ich, dass meine Peiniger heimgesucht werden und auf köstliche Art und Weise in den Tod getrieben werden.“ Luxuria lächelte falsch. „Wie viele?“ „Je nachdem.“ „Wenn Sie von Potter sprechen, dann müssen wir das Geschäft verweigern“, informierte Superbia ruhig. „Harry Potter ist unantastbar. Albus Dumbledore hat dafür gesorgt, dass keiner unter Diabolus Herrschaft einen Pakt über ihn schließen darf.“ Er legte den Kopf schief. „Bei seinem Sohn sieht das Ganze ein wenig anders aus.“ Der dunkle Lord dachte nach und als er in die schwarzen Augen der Wollust blickte, sprach er: „Die Gefährten an Potters Seite, die versuchen werden mich aufzuhalten. Sie sollen eure Gejagten sein. Man nennt sie die Erben Hogwarts.“ Als Zeichen der Zufriedenheit streckte Luxuria die flache Hand aus und ein goldener Becher erschien. Natürlich verstand Voldemort, mit welchen Mittel sie den Pakt besiegeln wollten und stach sich die Spitze seines Zauberstabs in die Hand. Dickes Blut floss seine Hand herunter und als er sie ausstreckte, füllte sich der Becher. Dann trat er wieder zurück und die beiden Gesandten des Diabolus bissen sich in den Daumen, um ihr eigenes Blut in den Becher tropfen zu lassen. Der Pakt war geschlossen. Luxuria sah ihn lieblich an. „Im Falle eines Todes werden wir unser Wort halten. Jedoch ist es uns überlassen, wann wir den Pakt ausführen.“ „Nur zu.“ „Wenn der letzte Todesser, der ewige Treueschwur, fällt, beginnt die Jagt.“ Superbia die Hand streckte die vor sich aus und das Pentrament verschwand. Mit ihm seine Boten. Der dunkle Lord sah auf den verbrannten Boden und ballte die verletzte Hand zur Faust. Seine roten Augen funkelten vor Vorfreude. Er würde nicht sterben und wenn würde er seine Rache bekommen. Eine Rache die nicht grausamer hätte sein können. Ganz nach seinem Geschmack. Zufrieden mit sich selbst und voller Zuversicht schritt er aus dem Zimmer. Ich kann das alles tun. Öffne jede Tür. Setze Undenkbares in die Tat um. Du wirst sehen, ich kann dies alles und mehr tun! Es war Chaos ausgebrochen. Im ganzen Schloss rannten Kinder, Frauen, junge Mädchen und Todesser durcheinander. Irgendwo war ein Teil der gigantischen Mauer weggesprengt worden. Claire rannte durch die halb zerfallenen Gänge und wäre an einer Abbiegung beinahe mit jemandem zusammen gestoßen. „Longbottom!“ Sofort hob die Malfoy ihren Zauberstab, doch das junge Mädchen rappelte sich sofort wieder auf. „Bitte, lass mich gehen, Malfoy.“ Claire half ihr auf und erkannte sofort einen gehetzten Blick. „Wo willst du hin?“ „Ich muss meinen Freunden helfen“, sprach sie gerade heraus und Claire runzelte irritiert die Stirn. „Wie bist du aus Floyds Räumen gekommen?“ „Er hat die Tür aufgelassen. Verdammt Malfoy, wie komme ich zur Schlacht?“ Alice war in Eile und mit jeder weiteren Minute verstärkte sich das Gefühl, dass sie im rechten Moment nicht da sein könnte. Sie sah, dass die junge Malfoy mit sich kämpfte und mit einem Mal begriff Alice, dass die junge Malfoy alles andere als die typische Frau eines Todessers war. Sie stand zwischen den Fronten genauso wie einst Scorpius. Gerade als Claire etwas sagen wollte, hörte sie fremde Stimmen und bevor sie überhaupt reagieren konnte, stolperte Alice vor sie und drückte sie gegen die Wand. Mit pochenden Herzen ließ sie die Stimmen näher kommen. Denn die junge Longbottom konnte sie einordnen und hoffte nun, dass sie richtig lag. Kaum einen Augenaufschlag später, erblickte sie die zwei mit Ruß verschmierten Gesichter ihrer beiden besten Freunde. Freds blaue Augen weiteten sich vor Verblüffung und Albus Haltung spannte sich an. Sein dunkelgrüner Umhang rauchte und eine Schnittwunde zog sich an seiner rechten Wange entlang. Einen hauchfeinen Augenblick war Alice, als würde sie Zeit stehen bleiben. Diesen einzigen Moment erfassten ihre Augen nur diesen einen Jungen, wegen dem sie das Gefühl eines zersplitterten Herzens verspürt hatte. Dennoch spürte sie bei seinem Anblick Glück und Wärme. Albus wollte auf sie zu gehen, er streckte bereits seine Hand aus, als er Claire erblickte. Sofort zückte er seinen Zauberstab, doch Alice blieb vor der jungen Frau stehen. „Nicht, dass ist Scorpius Schwester.“ „Claire?“, entwich es Fred verwirrt und die Malfoy erstarrte. „Scorpius? Ihr kennt Scorpius?“ Der Weasley grinste breit. „Klar, er ist gerade dabei die westliche Seite zu sichern und versucht den Westturm zu erreichen.“ Alice sah die Bestürzung in dem Blick der Malfoy und ergriff deren Hand. „Scorpius hat die Seiten gewechselt und-!“ „Die gesamte Fassung gibt es, wenn wir dieses Blutbad hier überlebt haben!“, unterbrach Albus zynisch und zu Unterstreichung seiner Worte, bebte der Boden. Von irgendwo ertönte ein grässlicher Schrei und eine Gänsehaut jagte über Alice Rücken. Albus war der Erste, der sich wieder regte. „Fred, bring Scorpius Schwester hier raus. Alice, komm mit, du musst zum Südturm.“ Ohne abzuwarten ergriff der Potter ihre Hand und zog sie eilend mit sich. Fred nickte der jungen Malfoy knapp zu und begleitete sie in eine andere Richtung. Ohne auch nur einmal stehen zu bleiben eilten Albus und Alice durch die langen Flure des Schlosses. Einzig allein die groben Fackeln an den Steinwänden spendeten ihnen Licht und warfen die langen Schatten ihrer Gestalten an die Wand. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb Albus stehen und Alice rannte gegen ihn. Sofort stieg ihr der Geruch von Rauch in die Nase. „Was ist?“ Albus drehte sich um und zog einen Zauberstab aus seiner Manteltasche, den er ihr reichte. Seine Miene war ernst. „Du musst nach Süden. Auf den Turm, wir bilden ein Quadrat, sodass kein Teil der Seele des dunklen Lords entkommen kann, wenn mein Vater ihm gegenüber steht. Bring die Fackeln zu brennen und sprüh rote Funken.“ „Rote Funken?“ „Sie werden nicht rot sein“, klärte Albus sofort auf. „Sondern eher die Farbe der Häuser symbolisieren.“ Vollkommen verwirrt sah sie ihn an, doch der Potterspross schien keine Zeit für ausführliche Erklärungen zu haben. „Es wird wie ein Käfig sein?“ „Ja.“ Alice sah in sein angespanntes Gesicht, seine Hand ließ die ihre los und ein merkwürdiger Kloß machte sich in ihrem Hals breit. Sie wollte etwas sagen, doch über ihre Lippen drang kein Laut. Schließlich beugte Albus sich vor und ihr Körper spannte sich an. Sofort schloss sie die Augen, als sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte. Seit wann hatte sie Angst, wenn ihr bester Freund ihr so nahe war? Reagierte sie einzig allein wegen einem Missverständnis und einem verletzten Herzen so seltsam untypisch für sich selbst? Doch statt sie zu küssen, wie sie es erwartet hatte, hörte sie ihn flüstern: „Es tut mir leid, Alice.“ Seine Worte waren durchtränkt von Ehrlichkeit und Traurigkeit. Als sie die Augen öffnete sah sie in sein Gesicht und bemerkte das bittere Lächeln um seinen Mund. „Pass auf dich auf.“ Mit diesen letzten Worten drehte Albus sich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Alice sah ihm nach, bis seine Gestalt wie ein Schatten verschwand. Aber, wenn ich immer weitergehe, wird es nie unmöglich sein, nicht heute. Weil ich etwas habe, woran ich glaube, solange ich atme gibt es keine Grenze worüber ich nicht träumen kann. „Stupor!“ Floyd ließ den Zauberstab sinken und sah sich ruckartig um. Mehrere gigantische Säulen der großen Versammlungshalle waren umgestürzt und er stieg über schlaffe Körper, als er sich einem Weg durch die einsturzgefährdete Halle bahnte. „Sectumsempra!“ Sofort ruckte der Kopf des Malfoy-Erben nach rechts und mit erschreckender Miene sah er, wie sein bester Freund schmerzvoll aufschrie und sich eine große Wunde quer über seine Brust zog. Getroffen sackte er in sich zusammen und sein Zauberstab fiel ihm aus der Hand. Floyd sah, dass eine schmale Gestalt vor Elliott seinen Zauberstab hob und wie von selbst brüllte der junge Malfoy: „Protego!“ Ein Schild legte sich zwischen Elliot und den Zauber. Erschrocken fuhr die schmale Gestalt herum und Floyd sah in das Gesicht eines jungen Asiaten. Es kam ihm auf erschreckender Weise sehr bekannt vor und als der Feind zur Flucht ansetzte, begriff er, dass er diesen Jungen schon einmal gesehen hatte. Vor zwei Jahren hatte er mit Elliott das Versteck einer asiatischen Familie namens Chang ausgemacht. Es war ein Spaß gewesen, die jüngsten Kinder dem Alter nach an den Rande des Wahnsinns zu foltern, doch als den beiden Todessern klar geworden war, dass sie nur die Hälfte der Sippschaft erwischt hatten, war die Verstimmung groß gewesen. Jetzt hatte er die Chance, den Auftrag zu Ende zu führen. Sorgenvoll rannte er zu seinem besten Freund und setzte diesen aufrecht hin. Elliott stöhnte vor Schmerzen und kurz erstarrte alles in Floyd, als er die tiefe Wunde sah. Sein Kopf war wie leer gefegt und erst als Elliott „Contresmes“ flüsterte, wusste er, dass sein Freund in allen Lebenslagen seinen Verstand unter Kontrolle hatte. Floyd schellte sich für diese Schwäche und sprach den Zauber. Sofort war die Blutung gestoppt, doch die Wunde weiterhin offen für Entzündungen. Der hauchfeine Augenblick, wo er die Zukunft nicht mehr vor Augen gehabt hatte, hatte sich das schreckliche Gefühl in Floyds Brust breit gemacht, zu sehen, wie sein bester Freund vor ihm starb. Elliott würde sterben, aber dies war nicht seine Zeit. Noch nicht. „Bleib hier und halte dir möglichst viele Blutsverräter vom Hals. Ich muss mich um einen Schandfleck kümmern.“ Elliott nickte, kalter Schweiß lief über seine Stirn und er sah merkwürdig blass aus. Bevor Floyd sich wieder erheben konnte, griff der Jüngere in den Mantel des Älteren. Die grünen Augen sahen ihn sorgevoll an. „Pass auf, da draußen ist es gefährlicher als hier.“ „Ich weiß“, antwortete Floyd knapp und ein undefinierbares Lächeln huschte über seine schmalen Lippen. Den Bruchteil einer Sekunde kreuzten sich ihre Blicke und es reichte aus, um Elliott begreiflich zu machen, was das Lächeln bedeutete. Er hatte es bislang nur einmal gesehen und zwar in dem Augenblick, indem er nach seiner eigenen Zukunft gefragt hatte. „Nein.“ Er keuchte erschrocken und wollte seinen besten Freund zurückhalten. Hastig griff er nach dem Mantel, doch Floyd war schneller. Die Hand des Jüngeren griff ins Leere. „Floyd, nein. Bleib hier!“ Unbeirrt wendete der Malfoy ihm den Rücken zu und Elliott versuchte sich aufzurichten. „Floyd, bleib hier, Mann! Du wirst da draußen sterben!“ Die Worte erreichten ihn nicht mehr. Schnell rannte Floyd dem Asiaten hinterher. Er wusste, wo sein Weg enden würde. Rauch schlug ihm entgegen. Überall war Feuer. Grauer Nebel brannte in seiner Lunge und Floyd sah sich um. Er befand sich in der Ankunftshalle, eine große kunstvolle Brücke erstreckte sich unter seinen Füßen und einst war dieser Übergang benutzt wurden um den Versammlungsraum mit den privaten Räumen der Gefolgsleute zu verbinden. Es war, wie er es voraus gesehen hatte. „Avada Kedavra!“, brüllte Floyd mit gezücktem Zauberstab, doch der Asiate wich aus und ein Stück des Geländes flog in die Luft. Durch die Wuchte des Zaubers stolperte Shun Chang und sein Zauberstab wurde aus seiner Hand gerissen. Fahrig und unsicher sah sich der Asiate um, er hatte sich nicht an Albus Plan gehalten, zu groß war das Gefühl nach Rache in seiner Brust gewesen. Erbe Hogwarts hin oder her, es gab in seinen Augen Wichtigeres. Mutig sah er dem Todesser ins Gesicht und erkannte jene Visage die er seit Monaten verfluchte und gelernt hatte zu hassen. Wie in Trance reagierte Floyd und innerhalb von Sekunden wurde der Körper des Jungen zerrissen. Das warme Blut bespritze ihn und er sah in das tote Gesicht des Asiaten. Floyd holte tief Luft, jeden Moment würde es passieren. Sein Blick glitt auf seine blutverschmierten Hände, es war wie immer und es scherte ihn nicht mehr. Blut hatte bereits seine Seele befleckt und es würde ihn bis in den Tod begleiten. Innerlich so ruhig wie schon lange nicht mehr, erhob sich der Todesser und sah nach rechts. Wie er es erwartet hatte hielt James Sirius Potter inne. Nur zu gut erkannte er das Gesicht des Potter-Erben. Gleichgültig betrachtete Floyd die fassungslose Miene und umklammerte seinen Zauberstab fester. Verwirrt sah er auf seine eigene Hand und begriff, dass sich ein Teil der Zukunft verändert hatte, denn in seiner Vorhersage war er unbewaffnet gewesen. Wütend zückte James seinen Zauberstab und sah ihn wutentbrannt an. „Du bist ein Monster, Malfoy.“ Floyd zwang sich zu einem hinterhältigen Lächeln. Arrogant betrachtete er sein Gegenüber und der Lärm des allgemeinen Kampfes rückte in den Hintergrund. „Ein Monster dessen Namen jeder kennt.“ Die grünen Augen des Potters verdunkelten sich. „Dann bete um deine Seele, wenn ich dich in den Tod schicke.“ Kurz streifte sein Blick den Zauberstab in Floyds Händen, der Malfoy bemerkt dies und lächelte zynisch. „Wer sagt, dass ich eine Seele habe und dich nicht gleich mitnehme, Potter.“ Den Namen sprach er so verächtlich aus, dass dem Sohn des Helden klar sein musste, wie viel Abscheu er empfand. Gelassen sah Floyd sich um, mit jedem weiteren Herzschlag wurde ihm bewusster, dass Scorpius nicht mehr weit fern sein konnte. Seine Handflächen waren feucht und er zwang sich zur inneren Ruhe. Es war seltsam, einst hatte er immer Angst vor dem Tod gehabt, doch jetzt, wo er wusste, dass es gleich passieren würde, war er merkwürdig erleichtert. Der Knoten in seiner Brust schien geplatzt zu sein und das Atem fiel ihm so leicht, wie seit Kindertagen nicht mehr. „Wartest du auf ein Wunder, das dich rettet? Lass dir gesagt sein, Wunder erbarmen sich nicht für Schlächter.“ Floyd verzog die Lippen zu einem schmalen Strich. Seine grauen Augen suchten die Halle ab und den Übergang über ihm. Einen Vierteltakt setzte das Herz des kalten Todessers aus, als er die Gestalt seines jüngeren Bruders 13 Meter über ihm erkannte. Das blonde Haar stand in alle Richtungen ab, ein Teil seiner dunklen Kleidung war eingerissen und über seine rechte Gesichtshälfte zog sich Ruß. Heftig nach Luft ringend, sah er sich um und endlich fiel sein Blick nach unten. Graue Augen sahen in hellbraune. Zaghaft musste Floyd lächeln und der Ausdruck auf seinem Gesicht spiegelte Zufriedenheit und Glück wieder. Ihm wurde bewusst, wie ähnlich sie sich äußerlich waren. In ein paar Jahren würde das Gesicht des Jüngeren ähnliche Züge aufweisen, wie seine, doch Scorpius würde einen anderen Weg einschlagen, denn sein Herz schlug in einem vollkommen anderen Takt. Floyd hatte nie begriffen warum, um es an seinem Eingreifen lag oder ob Scorpius ein anderes Wesen besaß. Tatsache war, dass sein Ziel nach fünfzehn unendlichen Jahren erreicht war. Das Schicksal seines Bruders war nun ein anderes und alleine dafür hatte er gekämpft. Nicht immer geradlinig, dass konnte er nicht leugnen, aber immer wenn er von seinem Weg abgekommen war, hatte er sich bewusst vor Augen geführt, wofür er die ganzen Jahre gekämpft hatte. Wärme kroch in Floyds Herz hoch und er schloss die Augen um die verwirrte Erscheinung seines Bruders zu vertreiben. Als er sie das nächste Mal aufschlug, sah er in das Gesicht James Potters. „Komm schon, lass es mich kurz machen!“ Der einzige Satz reichte, um dem Rebell Angst um sein Leben zu machen. Während James seinen Zauberstab zückte und den Avada Kedavra sprach, ließ Floyd im selben Moment seinen Zauberstab fallen. . . . Eine grüne Wiese… blauer Himmel… vergnügtes Kinderlachen. Die Sonne blendete und er musste blinzeln, einmal dann zweimal. Ein blonder kleiner Junge mit blasser Haut tollte über die Wiese und hielt begeistert inne um einen Schmetterling zu beobachten. Das reine Geschöpf suchte den Weg in die Höhe und die dunkelgrünen Augen des Kindes folgten ihm mit Faszination. »Floyd, Corwin, ich habe gesagt, ihr sollt warten. « Der kleine Junge drehte sich um und ein zweites Kind das dem ersten aufs Haar glich, stieß zu ihm. »O Mama, dann beeil dich. « Beschwerte sich der zweite Junge und beide sahen hinauf zu einem Hügel. Warmer Wind kaum auf und das blonde Haar der Mutter strich ihr gelöst ins Gesicht. Heiter eilte sie auf die Zwillinge zu und strich ihnen über den Kopf. Es war ein Bild der friedlichen Alltäglichkeit. Eine Zukunft, die sich Floyd für seine Schwester immer gewünscht hatte. . . . Sein Leben war zu Ende. Er hörte seinen Namen mit einer vertrauten Stimme und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Es war vorbei. Grünes Licht erreichte ihn und das Leben fuhr aus seinem Körper. Glauben, solange ich atme da gibt es keine Grenze, worüber ich nicht träumen kann. Es gibt nichts, das diesen Berg verschiebt oder meine Richtung ändert. Ich falle vom Himmel herunter und ich bin ganz allein. Heftig nach Atem ringend schleppte sich Astoria Greengrass vom Schlachtfeld. Eine brutale Wunde zog sich ihrem Oberschenkel entlang und ließ sich nicht heilen. Unter Schmerzen humpelte sie in einen verlassenen Raum. Der Krach der Schlacht hatte nachgelassen und sie hoffte, dass sie keinem duellierfreudigen Todesser begegnete. Erschöpft ließ sie sich an einer Wand nieder und wollte sich um ihre Wunde kümmern. Ein simpler Heilungszauber schlug nicht an. Kalter Schweiß lief über ihren Rücken. Dieser verfluchte Todesser, ein Glück das Kingsley zur Stelle gewesen war, sonst würde sie jetzt blutend wie ein Hippogreifen am Boden liegen. Astoria stöhnte leise und riss den Stofffetzen an der Seite weiter ein und besah sich die tiefe Wunde. Ihr Kopf war leer. „Contresmes.“ Nichts tat sich, die Wunde blieb offen. Irgendwo knallte es und die Flammen der kleinen Kerzen, die den Raum erhellten, zitterten. Die Anführerin musste schmal lächeln, als sie an Grap dachte, der neben seinem Bruder eine gewaltige Schlagkraft besaß. Dank Albus Potter hatten sich so viele magische Wesen angeschlossen, wie Astoria es seit der Schlacht um Hogwarts nicht mehr gesehen hatte. Der Junge besaß das Talent die seltsamsten Wesen für sich einzunehmen. Ein Talent, dass Scorpius nicht besaß. Ihr Junge besaß dafür das Können, dass er sein Wort hielt, egal um welches Versprechen es sich handelte. Sie war stolz auf ihn, stolz darauf, dass sie solch einen tollen Jungen ihren eigenen nennen durfte. Die Greengrass legte den Kopf zurück und atmete tief durch. Die Tatsache, dass ihr Sohn dort draußen kämpfte, bereitete ihr sorge. Ihre Sicht schwand doch sie wollte sich zusammen reißen um die Wunde am Bein zu behandeln, als eine Nebentür aufglitt und sie leise Schritte vernahm. „Ginny?“, hauchte sie kaum hörbar. Sie hörte ein hysterisches Lachen. Ihr gefror das Blut in den Adern und leise murmelte sie: „Cave inimicum.“ Es war das stärkste Schutzschild, dass sie beherrschte, doch wegen der Verletzung, war der Zauber nicht so wirkungsvoll, wie sie es erwartet hatte. Ohne Schwierigkeiten durchbrach die dunkle Erscheinung ihren Schutz und sie hob den Kopf. Zu ihrer Verblüffung sah sie in das Gesicht einer schönen blonden Frau. Kalte blaue Augen sahen sie herablassend an und sie rümpfte die Nase, als sie das jämmerliche Bild der Brünetten sah. „Astoria Greengrass“, sprach die Todesserin trocken und entwaffnete ihren verletzten Gegner. „Incarcerus!“ Brutal wurden Astorias Hände nach hinten gerissen und unsichtbare Seile schlangen sich um ihren Körper. Sie musste blinzeln um zu erkennen, dass sich die kühle Frau zu ihr herunter beugte. Ihre Augen schienen wie tot und ihre dünne Stimme rauschte in ihren Ohren. Eloise Malfoy schien höchst zufrieden. Jahrelang hatte sie auf diese Begegnung gewartet und endlich stand sie der Frau gegenüber, die das besaß, was ihr zustand. Die Aufmerksamkeit ihres Ehemannes. „Ist das nicht ein Zufall, dass wir uns ausgerechnet hier treffen?“ „Wer sind Sie?“, sprach Astoria ahnungslos und bemerkte, dass ihr Körper taub wurde. Der Blutverlust wegen ihres offenen Beins trieb sie ins Verderben. Ihr war gleichzeitig heiß und kalt. Die kalten Finger der fremden Frau strichen über ihre Wange und noch bevor Astoria begriff, schrie sie auf. Die Fingernägel gruben sich in ihr Fleisch, schmerzhaft und qualvoll. „Ich werde dir dein hübsches Gesicht als erstes zerstören“, sprach die sadistische Hexe. „Dann arbeite ich mich vor: dein langes Haar, dein Körper, bis nichts mehr von dir übrig ist, was Verführung verspricht.“ Die Fingernägel verließen ihr Gesicht und Astoria wollte Luft holen, doch Sekunden darauf hatte sie das Gefühl in der Luft zerrissen zu werden. Ein Schmerz, den sie das letzte Mal in der Folterkammer vor 18 Jahren gespürt hatte, jagte durch ihren Körper. Sie hasste die Unverzeihlichen und wendete sie aus purer Abneigung noch nicht einmal gegen ihren schlimmsten Feind an. Einen Unverzeihlichen am eigenen Leib zu spüren, machte sie fast ohnmächtig vor Schmerz. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit hörte der Schmerz auf und die Seile um ihren Körper lösten sich. Hustend und nach Luft röchelnd wagte sie es kaum sich zu bewegen. Die Augen geschlossen haltend, lauschte sie den kräftigen Schritten. Vor ihr blieb die fremde Person stehen und schien einen leblosen Körper wegzuzerren. Erst als sich der Fremde zu ihr runter beugte und sie den Geruch wahrnahm, spannte sich ihr Körper wieder an. „Draco“, murmelte sie tonlos und spürte die rauen bekannten Hände, die sie vorsichtig aufrichteten und sich auf ihre Stirn legten. „Fieber“, sprach er wissend und sie öffnete schwerfällig die Augen. Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sie kurz die Luft anhielt. Der Todesser sah auf ihr Bein und hob seinen Zauberstab. Scharf zog sie die Luft ein und sah verschwommen, dass er die große Wunde säuberte, dann schloss sich ein weißer Verband um ihr verletztes Bein. Es wurde taub und dankend sah sie ihn an. „W-Wo ist…“ „Dort wo sie hingehört, in der Hölle“, beantwortete Draco ihre unausgesprochene Frage. „Sie wollte aus dir 'ne Urne Asche machen.“ Die Hitze, die sich in ihrem Körper ausbreitete, vernebelte ihre Sinne. Tastend griff sie in seinen Mantel und zog ihn so näher zu sich. „Wie lange?“ Astoria wusste, dass sie zusammenhanglos reagierte, doch ihr Gegenüber schien sie auch trotz Verwirrung zu verstehen. „Wie lange ich hier bin?“ „Nein. D-Du-!“ „Sei still, du brauchst deine Kraft um hier weg zu kommen“, brachte er sie zum Schweigen und sie hob die Hand um sich über die schweißüberzogene Stirn zu wischen, doch er kam ihr zuvor, als er sah, wie viel Anstrengung es sie kostete. „Der Fluch ist tödlich, du verlierst zu viel Blut, jemand Erfahrenes sollte sich darum kümmern. Ist Granger irgendwo hier, sie wird den Gegenfluch kennen.“ - „Wie lange?“, wiederholte Astoria brüchig und zog ihn erneut mit aller Kraft, die sie aufwenden konnte, näher zu sich. Sein Gesicht war verschwommen, doch auch ohne ihn direkt ansehen zu können, wusste sie genau, wie jeder Zentimeter seines Gesichts aussah. Er war älter geworden, die Schatten unter seinen schönen grauen Augen dunkler und seine Haut angespannter. Als er nicht antwortete, wurde ihr Griff noch fester. „Ich sagte, wie lange? W-Wie lange kooperierst du mit Harry?“ Ihre Knöchel wurden vor Anstrengung weiß. Kaum merklich zuckte sie zusammen, als er ihre Handgelenke umschloss. Sein Griff war locker und dennoch bestimmt. „Hör auf zu fragen, Astoria. Es ist unwichtig.“ In ihren Augen nicht. „Du redest dich raus.“ Ein schwaches Lächeln glitt über Dracos Gesicht. „Was habe ich für einen Grund mich rauszureden?“ Die Erde bebte, doch statt zusammen zu zucken oder alarmiert zu wirken, blieb er ruhig. Sie zuckte kaum merklich mit den Schultern und lehnte den schweren Kopf gegen die Wand hinter sich. „Weiß nicht, sag du es mir.“ Draco sah sie an und Astoria hielt schwerfällig seinem Blick stand. Zum ersten Mal, seit er bei ihr war, begriff sie, dass sie alleine waren und ihr niemand helfen würde. Noch wusste sie nicht, wie sie ihm gegenüber stehen sollte. Auf der einen Seite war ihr bewusst, dass er Harrys Spion gewesen war, auf der anderen Seite hatte er sich mit seinem Handeln so tief in ihr Gedächtnis gebrannt, dass sie ihn in all den Jahren niemals hatte vergessen können. „Du würdest meinen Worten keinen Glauben schenken. Sparen wir uns das.“ „Was ist mit Taten?“ Sie halluzinierte, dessen war er sich ganz sicher, doch gleichzeitig war Draco unsicher, ob sie nicht vielleicht auch das sprach, was sie unter klaren Verstand fragen würde. Ohne sich unter Kontrolle halten zu können, strich seine Hand sanft über ihre blasse Wange. Der Fluch schien ihr sämtliche Kraft zu rauben. Seine Stirn berührte ihre und er spürte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht. „Was soll mit Taten sein?“ Seine Gegenfrage ignorierte sie, stattdessen reckte sie den Kopf und seine kühlen Lippen berührten ihre. Es war ein zaghafter Kuss, der sie 18 Jahre in die Vergangenheit katapultierte. Zärtlich zog sie die Konturen seiner rauen Lippen nach und schloss die Augen. Die Schlacht rückte einen zeitlosen Augenblick in den Hintergrund. Sie hasste ihn, doch auf der anderen Seite spaltete er ihre Gefühle. Immer wenn sie ihn in ihrer Nähe wusste, spielte ihr Herz verrückt. Er war ein Todesser und Spion, hatte ihr Gewalt angetan und gleichzeitig mit Zärtlichkeit überschüttet. Draco Malfoy verhielt sich jenseits jeglicher Logik. Sie wusste nicht, was sie von ihm und ihren inneren Zwiespalt halten sollte. Als sich seine Lippen von ihren lösten, fühlte sie augenblicklich eine kalte Leere. Seine grauen Augen wandten sich von ihr ab, betreten sah er auf ihr Bein und flüsterte: „Taten sprechen nicht immer die Wahrheit, ebenso wie Worte können sie lügen.“ Astoria verstand nicht ganz, ihr Atem hing heftig und sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, um es wieder in ihre Richtung zu drehen. „W-Was?“ In ihrem Kopf rauschte es, dann spürte sie, wie er sich versteifte. „Zauberstab weg und Hände hoch.“ Die Stimme Percy Weasleys ließ sie aufschrecken und als Astoria über seine Schulter sah, erkannte sie Kingsley, Percy und Neville mit erhobenen Zauberstäben. Draco sah in ihr Gesicht, seine Miene ließ keinerlei Regung zu und mit einem Mal sah sie wieder den Todesser in ihm, den sie zu hassen gelernt hatte. Gleichgültig ließ er seinen Zauberstab sinken, der wieder im Besitz seiner Hand war und erhob sich. Ihr gemeinsamer Augenblick war vorbei. Sie befanden sich wieder im Hier und Jetzt. Im Krieg. Der Boden bebte und die Schreie von Kameraden drangen an ihr Ohr. Erneut schwand ihre Sicht, bis schließlich ihre hellbraunen Augen zu glitten. Das letzte, was Astoria vernahm, war die Stimme Kingsleys. Dann umhüllte sie grausame Schwärze. Selbst wenn die Welt versucht, mich herunterzuziehen, erzähl mir, dass ich noch versuchen kann, mich herumzudrehen, ich lasse sie nicht mein Feuer herausblasen, ohne Wenn und Aber! Zutiefst erschöpft rannte Rose Weasley an der Seite von Fred und Louis durch die Festung des dunklen Lords. Die große Halle, wo der brutale Teil der Schlacht tobte hatten sie hinter sich gelassen. Stattdessen waren sie Albus Plan nachgekommen und streiften durch die privaten Gemächer der Todesser. Nachdem Fred die Schwester von Scorpius in Sicherheit gebracht hatte, hatte er sich seinen Familienmitgliedern wieder angeschlossen. Immer wieder waren sie auf verängstigte Kinder getroffen oder auf alte Leute die kaum noch imstande waren, sich zu wehren. Schließlich stolperten sie in ein großes geräumiges Wohnzimmer. Der Luxus ließ Rose den Atem stocken und ehrfürchtig sah sie sich um. „Also an Wohlstand hat es ihnen nicht gemangelt“, sprach Rose und betrachtete das Klavier. Louis sah sich wachsam um und fühlte sich sichtlich unwohl. Das Einzige was den Raum erhellte, waren mehrere schwarze Kerzen. „Wonach sollen wir suchen?“, wagte es Fred zu fragen und Rose antwortete: „James will, dass wir die Dokumente über die Überfälle sichern, um so hinterher feststellen zu können, wer sich vor Gericht zu verantworten hat.“ Als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie die beiden Jungen in ein Bücherregal krachten und dort regungslos liegen blieben. „Expelliarmus!“, brüllte Rose mit gezücktem Zauberstad und riss einer dunkelhaarigen jungen Frau den ihren aus der Hand. Erleichtert wollte sie diesen auffangen, als ein unerklärlicher Schmerz sie schreiend zusammen sinken ließ. Sie kannte die Wirkung des Crucio und hätte niemals gedacht, dass sie dieser Schmerz erneut so treffen würde. Die Zauberstäbe fielen ihr aus der Hand und sie krümmte sich am Boden. Ihre Umwelt verschwand und sie schlang die Arme um ihren Körper. Die Zeit schien stehen zu bleiben und der Schmerz ließ sie fühlen, was es heißt, wenn man dem Tod näher war, als dem Leben. „Nun hör schon auf Richard. Ich dachte, du willst noch ein bisschen Spaß mit der Kleinen haben?“, vernahm sie nach einer Ewigkeit die Stimme der jungen Frau. Schwerfällig öffnete sie ihre Augen und schrie erneut auf, als sie jemand grob an den Haaren hochzog. Ein Todesser, kaum älter als sie selbst, warf sie auf den großen Marmortisch. Seine Hand fand den Weg an ihre Kehle und drückte ihr gleichgültig die Luft ab, sofort strampelte sie. Rose vernahm kaum, wie die schwarzhaarige Frau zu ihren Cousins schritt. „Ich habe mich genug mit dir amüsiert, Lilith.“ Mit einem Schlag begriff Rose, dass sie die Verlobte von Scorpius in unmittelbarer Nähe hatte. Ihre Augen suchten die Dunkelhaarige und ihr Körper verkrampfte sich, als sie die Schönheit der Frau bemerkte. Richard neigte den Kopf und betrachtete die Gefühlsregung seines Opfers, doch er deutete diese falsch. Ein zynisches Grinsen zierte seine Lippen. „Hast du Angst um deine beiden Freunde? Keine Sorge, Lilith wird ihnen ein neues Passbild verpassen und ein paar altertümliche Spuren hinterlassen.“ „Nein, bitte! Lasst sie leben!“, keuchte sie hilflos auf und ihr Peiniger sah sie herablassend an. „So wie deine Leute unsere Kameraden leben lassen. Nein.“ Er legte den Zauberstab beiseite und Rose schrie ungeniert auf, als er an ihrer Jeanshose zerrte. Sofort begriff sie, was er nun vorhaben würde und verfluchte ihn für diese abscheulichen Gedanken. „H-Hör auf! B-Bitte!“ Ein irres Lachen entwich der Kehle des jungen Todessers, ein Blick auf die roten Haare hatte ihm begreifen lassen, dass er Kinder der Weasleys vor sich hatte. Die Brut der verdammten Blutsverräter. Richard sah dies als einmalige Chance, den Tod seines besten Freundes zu rächen. Er würde sie auf solch sadistische Weise in den Tod schicken, dass Scorpius im Jenseits erfahren würde, dass sein Tod nicht umsonst und gerächt worden war. Ohne Rücksicht auf die Schreie des jungen Mädchens zu nehmen, zerrte er die Hose von ihren Beinen und hielt sie einzig und alleine mit dem Griff um ihren Hals im Schach. Immer wenn die Luft knapper wurde, ließ ihr Widerstand nach. Rose` Körper erschlaffte, sie gab auf. Egal wie sehr sie sich wehren würde, gegen die Kraft eines Mannes kam sie nicht an, schon gar nicht ohne Magie. Die fremde Hand grabschte zu ihren Slip und Rose schloss die Augen. „Avada Kedavra.“ Noch nie war die junge Weasley so froh gewesen die Stimme ihres Cousins zu hören. Mit erhobenem Zauberstab war James Potter in den Raum gerauscht und hatte seinem Namen als Sohn des Helden alle Ehre gemacht. Mit einem gezielten Fluch setzte er die junge Todesserin außer Gefecht und stieg über den leblosen Körper des Monsters, das sie schändigen wollte. Rose schluchzte auf und rutschte vom Tisch. Mit zitternden Fingern suchte sie nach ihrer Hose und sah, wie James auf Louis und Fred zu eilte. „Beeil dich, Rose. Wir können hier nicht bleiben. Wer weiß, wie viele hier noch sind. Rose! Warum-!“ James brach ab und sah in das geschockte und mitgenommene Gesicht seiner Cousine. Sanft strich er ihr über den Kopf als sie sich taub neben ihm nieder ließ, um ihm dabei zu helfen, die Jungen wieder zum Bewusstsein zu bekommen. „Atme durch“, war das einzige was er ihr raten konnte, dann schulterte er Fred und Rose schlang den Arm von Louis über ihre Schulter. „Und weiter.“ Weil ich etwas habe, woran ich glaube, solange ich atme gibt es keine Grenze worüber ich nicht träumen kann. Der Wind zerrte brutal an seiner Gestalt und Albus Potter ließ fahrig den Blick schweifen. Außer Atem wischte er sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Endlich befand er sich auf seiner Seite des Schlosses. Es hatte ihn alle Ausdauer gekostet den Turm zu erklimmen. Mit schweren Füßen sah er über die Brüstung und erkannte den dunklen Lord, wie er mit wehendem Umhang in die Mitte des Hofes schritt. Mehrere Fässer am Boden brannten und eine Gänsehaut rieselte über seinen Körper, als das blutüberströmte Pflaster am Boden sah. Der dunkle Lord, dessen Kopf einem Totenschädel glich, blieb in der Mitte des großen Hofes stehen und Albus kamen die dreißig Meter Höhe nicht mehr wie ein Hindernis für den dunklen Lord vor. Der Potter spürte, wie kalte Angst seinen Körper hochkroch. „Expecto Patronum Prassimus!“ Die laute Stimme ließ ihn herumfahren und als er auf dem gegenüberliegenden Türm Scorpius mit blutverschmiertem Gesicht erblickte, aus dessen Zauberstab der Adler schoss, krampfte sich sein Herz kurz vor Erleichterung zusammen. Der Adler flog über den großen Hof und hinterließ die Spur eines Schildes. Albus hatte keine Ahnung, wie Scorpius sich diese Magie angeeignet hatte, doch in diesem Moment war er einfach nur froh darüber. Er sah nach rechts und entdeckte Alice, die sich mit viel Kraft am Gelände hochzog. Fahrig sah sie ihn an und ihr langes Haar wehte im heftigen Wind. Ihre Miene zeugte Angst, Angst die auch seinen Körper beherrschte. „Wo ist Shun?“, brüllte Albus und gestikulierte wild. Scorpius sah ihn betreten an, er hob die Hände und zuckte mit den Schultern um zu zeigen, dass er keine Ahnung hatte. Schon alleine an der Haltung seines Gefährten begriff er, dass der Plan nicht aufgegangen war. Hilflosigkeit erfasste ihn und Scorpius brüllte zurück: „Lasst es uns alleine versuchen, Shun ist vom Plan abgewichen!“ Der dunkle Lord sah auf und Albus erblickte ein gehässiges und teuflisches Lächeln. Seine Hand war schweißnass, als er den Zauberstab hob und Albus spürte den dicken Klos in seinem Hals. Endlich sah er seinen Vater in den Hof stürzen, sodass die Aufmerksamkeit des dunklen Lord unweigerlich von ihm genommen wurde. Seine Stimme zitterte. „Periculum!“ Helles grünes Licht schoss aus seinem Zauberstab und Sekunden später blendete ihn rotes, dann schließlich gelbes. Das beißende Licht formte sich zu einer Wand, die sich an jeder anderen Seite mit der Magie des anderen Hauses traf. Wie ein magischer Kasten, der Eindringen und Ausbrechen verhinderte. Doch eine Wand fehlte, weshalb der Zauber nützlich war. Der Potter-Spross biss sich auf die Unterlippe und wollte frustriert die Hand sinken lassen, als er herumfuhr. „Periculum!“ Die glasklare Stimme Luna Lovegoods ließ ihn erstarren. Er sah zum Platz des Ravenclaw-Erben und erkannte die hellblonden wehenden Haare. Selten hatte er die Patentante seines Bruders mit solch einer Entschlossenheit gesehen und Albus wurde bewusst, warum sein Vater solch große Stücke auf die eigensinnige Naturforscherin hielt. Der magische Kasten schloss sich und ein kurzer Blick auf seinen Vater zeigte Albus, dass das Duell bereits vollkommen im Gange war. Er verstand nicht, was der dunkle Lord mit seinem Vater besprach. Das wurde Albus bewusst, dass er seinen Vater zum ersten Mal in Action erlebte. Während er mit allen Mitteln versuchte den Zauber aufrecht zu halten, konnte er seinen Blick vor Sorge und auch vor Überraschung nicht von dem einstigen Helden nehmen. Das einst so freundliche Gesicht war überzogen von kalter Wut und puren Hass. Jedes Opfer, das auf das Konto des dunklen Lords ging, war in den Augen seines Vaters zu sehen und mit erschreckender Faszination sah Albus wie sein Vater immer wieder gekonnt den Flüchen auswich. Ein Teil der großen Schlossmauer brach ein und Harry Potter wirbelte herum. Es war ein schrecklicher Kampf um Leben und Tod und Albus spürte, wie entsetzliche Schmerzen durch ihren Körper fuhren. Nur mit viel Selbstbeherrschung schaffte er es, seinen Zauberstab erhoben zu lassen. Es war als würden tausend Nadeln durch seinen Körper fahren und als er sich nach rechts wandte, sah er, dass auch Scorpius diesen brutalen Schmerz verspürte. Erst jetzt wurde Albus klar, wie mächtig der dunkle Lord wirklich war. Schreiend sank er auf die Knie, mit aller Kraft versuchte Albus seinen Teil für den magischen Käfig aufrecht zu halten und spürte immer wieder wie eine grobe Welle von Schmerzen durch seinen Körper rauschte. Es war als würde ein Teil der Seele des Bösen an ihm zerren, damit der Bannkreis zerbrach. Sein Körper brannte und der Junge schloss die Augen. Er dachte an seinem Bruder, mit dem er sich vor der Schlacht versöhnt hatte, die Uhr an seinem Handgelenk schien zu pochen. Das Lachen seiner Schwester hallte in seinen Ohren wieder, Lily… er hatte ihr versprochen, ihr nach dem Krieg das Fliegen beizubringen. Ein Versprechen, das er unbedingt halten wollte. Mit der freien Hand griff Albus sich ans Herz, es schlug schmerzvoll gegen seine Brust und er keuchte hörbar auf. Sofort hatte er Alice vor Augen und schwor sich, dass er sich entschuldigen würde, falls er diesen Kampf überleben würde. Er hatte sie schrecklich behandelt und war närrisch gewesen, Dominique ihrer vorzuziehen. Dann zogen Bilder an ihm vorbei, wie die Welt aussehen würde, wenn er aufgeben würde. Seine grünen Augen weiteten sich erschrocken, als er ein Meer von toten Menschen ausmachte. Ein schwarzer Himmel zog sich über London zusammen und als Albus den Blick abwandte, sah er auf eine Halluzination. Albus schloss die Augen um den gequälten Gesichtsausdruck seiner eigenen Mutter nicht mit ansehen zu müssen. Ein entsetzlicher, ohrenbetäubender Schrei drang zu ihm durch und heftiger Sturm warf ihn nach hinten. Hart krachte er gegen den hinteren Teil des Geländes und brach stöhnend zusammen. Die Energiewelle rüttelte an den Mauern des Schlosses. Sein Zauberstab war ihm aus der Hand gerissen worden und Albus versuchte sich mühsam aufzurappeln. Sein Körper fühlte sich taub an und erst nach mehreren Anläufen gelang es ihm, sich am Gelände hochzuziehen. Fahrig wischte er sich seinen eigenen Speichel aus dem Gesicht, dann sah er mit verschwommenen Augen auf den Hof. Die Gestalt des dunklen Lords lag verkohlt und vollkommen ausgebrannt am Boden. Verwirrt sah Albus keuchend ein paar Meter weiter und sah seinen Vater auf dem Bauch liegend auf dem kalten Stein liegen. „Dad…“ Seine Stimme war nur ein Flüstern und als Albus klar wurde, dass niemand ihn so hören würde, schluckte er hart. „Dad! “Mehrere Auroren rannten auf den Hof, umschlossen die Überreste des dunklen Lords und er erkannte seine Tante Hermine, die sich zu seinem Vater runter beugte. Sofort fühlte sie seinen Puls und als sie erfreut in die Runde sah, begriff er, dass sein Vater lebte. Albus sah zu Scorpius und bemerkte, dass dieser etwas ganz anderem seine Aufmerksamkeit schenkte. Stumm folgte er dem Blick des Blonden und lächelte erschöpft, als er begriff, was ihn gefangen hielt. Noch nie hatte Albus so etwas Schönes gesehen, selten hatte er überhaupt darauf geachtet, zu schnell war die Zeit in den letzten Jahren an ihm vorbei gezogen. Ein neuer Tag brach an. Die Sonne ging auf. „Der dunkle Lord ist tot!“ Immer wieder hallte dieser einzige Satz durch das Schloss. Und immer wieder kündigte er den Beginn des Friedens an. Es folgten Tränen, Erschöpfung, Flüche und grenzenlose Freude. Weil ich etwas habe, woran ich glaube. Glauben, an den Lebenszweck, sich beständig hochzuziehen. Nichts anderes kann mich aufhalten, wenn ich einfach nur glaube und ich an mich glaube. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)