Leben? von Shinjiku ================================================================================ Kapitel 1: Beginn der Erfahrungen des Lebens -------------------------------------------- Es ist Sommeranfang, die Klassenräume waren wie immer heiß und ich, die immer am Fenster sahs und hinaus starrte, merke wie mir die Sonne in den Rücken knallte. Ich höre wie sie in der Klasse wieder über mich lästern. Das tun sie jeden Tag. Warum? Ich pass einfach nicht in ihr Schema. Ich sitze nun das zweite Mal in der 7. klasse. Da meine Noten nicht ausreichten um in die 8. zu kommen. Dadurch kannte mich keiner und ich auch keinen. Aber dies war ich gewöhnt. Ich war fast immer allein. Meine Eltern waren, seit ich auf der Welt bin, fast jedes Jahr umgezogen. Sie stritten sich sehr oft und beide meinten immer ich wär’s schuld. Ich hielt mich auch fern von meinen Eltern, da ich mich immer zu streitete mit ihnen. Jedes Jahr wechselte ich die Schule und so behielt ich nie freunde. Ich kam alleine auch gut zu Recht, ich brauchte keinen, oder? Aber bestimmt nicht diese Personen, die mich als Grufti, dunkles Monster, buntes Etwas oder wie sie es in dieser zeit nannten, Emo, bezeichneten. Ob sie wussten was sie überhaupt sagten, bzw. wovon sie sprachen? Wahrscheinlich nicht, aber bloß jemanden haben an dem man seine Scherze auslassen konnte. Man merkt schon, ich war ein Alleingänger, bis auf zwei ausnahmen. Mein Kater Gismo, der zuhause mich nach einem Streit immer trösten kam und sich zu mir legte und in der 5. Klasse hatte ich eine Freundin kennengelernt, Maria, sie war einen Monat älter, ich nannte sie auch gern Marry. Gismo und sie waren die einzigen die mich verstanden, mit denen ich mich unterhalten konnte und vor allem mit denen ich lachen konnte. Leider war Marry jetzt eine klasse über mir da ich es ja nicht geschafft hatte. Daher sahen wir uns nur noch in den Pausen und nach der schule. In den Pausen spazierten wir immer um die Schule rum, da hatte man seine ruhe und wurde nicht von den ganzen anderen Schülern gemoppt. Nach der Schule fuhren wir dann immer zu ihr und machten zusammen Hausaufgaben. So lernte ich auch schon mal ein bisschen für die nächste Klasse mit. Ich fühlte mich bei ihr Zuhause irgendwie geborgen. Ihr Zuhause war so genau das Gegenteil von meinem. Sie kam mit ihrer Mutter bestens klar. Ihren Vater kannte sie leider nicht richtig, da dieser, als sie acht war, einen schweren Unfall hatte und verstorben war. Natürlich redete sie nicht gern darüber und manchmal schaute sie doch sehr abwesend auf das Bild ihres Vaters das in ihrem Zimmer auf der Kommode stand. Sie erzählte mir mal, dass er immer versuchte, dass sie lachte, egal wann und wo. Er war ein lustiger und herzensguter Mensch. Warum musste ausgerechnet er gehen? Die frage stellte sie sich oft und ich sah sie auch schon sehr oft eine Träne aus dem Gesicht wischen wenn sie über ihn sprach und doch lächelte sie dabei immer wie ein kleines Kind. Sie erzählte mir vor einiger Zeit mal, dass sie sich in mir wieder sah. Als ihr Vater starb, war sie auch allein und hat keinen mehr an sich rangelassen, nicht einmal die eigene Mutter. Warum sie jetzt so offen zu mir war, wusste ich nicht und habe ich aber auch nie nachgefragt, weil ich sie nicht an diese zeit erinnern wollte. Ich kenne das „alleine sein“. Ich war es ja auch immer. In meiner Familie gab es nur noch meine Mutter, meinen Vater und mich. Oma und Opa sind noch vor meiner Geburt gestorben und Großeltern hatten wir nicht mal Bilder von. Der einzige der mich seit 8 Jahren begleitete war Gismo. Ich nahm ihn auch immer mit zu Marry, wenn ich bei ihr übernachtete. Er war ein schwarzer Kater mit einem weißen Punkt an der rechten oberen Stirnseite. Marry meinte mal, das Gismo mich widerspiegelte. Eine einsame Person die in der Nacht sahs und versuchte nicht gesehen zu werden. Der weiße Punkt ist die Hoffnung, doch etwas Licht ins Dunkle zu bringen. Ich hatte diese Aussage noch nicht verstanden, aber vielleicht verstand ich irgendwann was sie meinte. Die Mathestunde ist um. Es ist 13.15Uhr und die letzte stunde für heute war vorbei. Ich packte meine Sachen immer langsam ein, da ich meist einer der letzten bin die aus der klasse ging, um zu verhindern das ich beim raus gehen wieder nur was abbekam, war ja wie gesagt die Außenseiterin der Klasse. Die Schule selbst war ein großes zweistöckiges Gebäude, das nur über den Parkplatz hinter ihr und durch das Haupttor betreten und verlassen werden konnte. Vor dem Haupttor stand ein Kiosk, bei diesem wartete ich immer auf Marry. Die Dame vom Kiosk kannte mich seit der 5. Klasse und scheuchte immer die Mädchen weg die mich hänseln wollten. Ich hatte mich nie richtig bedankt. Aber heute war was anders. Ich und Marry hatten eigentlich immer den gleichen Stundenplan und sie war noch nicht da. Seit ich sie kennengelernt hatte und wir gesagt hatten, wir treffen uns nach der Schule immer am Kiosk, war sie nie so spät. In der Schule musste sie sein, da wenn sie krank war, sie mich morgens immer sofort anrief. Ich wartete noch ein paar Minuten, bis mich die Frau vom Kiosk ansprach und fragte ob meine Freundin heute nicht kommen würde. Ich sah sie an und ging dann ohne Worte Richtung Schule zurück. Ich dachte, ich schau mal ob sie noch in der klasse aushelfen musste oder so was. Ich kam auf den Schulhof, der schon leer war und hörte wie jemand lautstark, „ist sie nicht!!“, schrie. Es war die Stimme von Marry, die ich ja die letzten Jahre jeden Tag hörte. Mein Herz fing an zu rasen. Ich ging, nein, ich rannte immer schneller in die Richtung wo der Schrei herkam. Nach der Hausecke sah ich sie, Marry die von vier Mädchen umstellt war und eines an ihrem schulterlangen Haar zog. Eins der Mädchen drehte sich zu mir und meinte, „da ist ja der Schatten unserer lieben Maria, schau mal was mit Freundinnen von deinem Typ passiert“. Das Mädchen holte mit der hand aus und kratzte mit ihrer Hand mitten durchs Gesicht von Marry. Sie schubsten sie zu Boden und gingen weg, während eins der Mädchen lachend zu mir rüber schaute und rief, „verzieh dich in deine Grotte zurück wo du hingehörst“. Marry sahs am Boden und bewegte sich nicht. Mein Herz raste so sehr das es wehtat. Meine Beine zitterten, ich konnte nicht hinrennen, was ich eigentlich wollte. Tränen liefen mir die Wangen herunter. Langsam bewegten sich dann doch meine Beine und wurden immer schneller und ich rannte zu ihr hin. Ich kam zu ihr und fragte ob alles ok wäre. Dann kam etwas das ich nie vergessen würde. Sie schaute hoch zu mir, ihre eine Wange voller Blut von den drei Kratzern, die das Mädchen verursacht hatte, und überkreuzt von Tränen, die über die Wunde liefen, und sie sagte nur, „hör auf zu weinen, mit mir ist alles in Ordnung“. Ich viel ihr um den Hals und konnte nichts mehr sagen, als „es tut mir leid“. Ich wusste, dass es wegen mir passiert ist, in der Vergangenheit hatte sie mich auch immer beschützt, aber keiner beschützte sie. Es ist nicht das erste Mal das Menschen die sich für mich interessierten, Probleme bekommen hatten. Diese Menschen hatten danach auch immer Abstand zu mir gehalten und mich stehen lassen. Dieses Mal aber, hatte ich Angst, Angst etwas zu verlieren, Angst dass sie das gleiche tut wie die anderen zuvor, auch das ihr was passiert. Ich hatte Schuldgefühle, wie ich sie noch nie hatte. Ein Lehrer kam aus der Schule gerannt, der uns wohl gesehen hatte. Er fragte direkt ob alles ok wäre und ich bekam nur ein „nein“ heraus. Er half uns rauf und nahm uns erstmal mit ins Krankenzimmer der Schule. Marry wurde versorgt und ich sahs draußen mit dem Lehrer der mich zwar ansprach, ich aber nichts mitbekam. Ich dachte die ganze zeit an Marry, was wird sie sagen, ist alles ok, bin ich wieder ganz allein…..? tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, und die fünf Minuten, die sie versorgt wurde, kamen mir vor wie eine Stunde oder länger. Die Tür ging auf, ich sprang auf und Marry schaute mich mit diesem Lächeln an, diesem Lächeln das sie immer hatte wenn sie auf das Bild ihres Vaters schaute und sagte „es ist alles ok, nur drei Kratzer, lass uns nach Hause gehen“. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, was ich tun sollte. Marry nahm mich am Arm und zog mich Richtung Ausgang. Der Lehrer rief noch hinterher dass wir auf uns aufpassen sollen und dass er später noch mal anrufen wird. Marry drehte sich um und meinte „brauchen sie nicht, es ist alles in Ordnung“. Ich merkte wie sie mich wieder weiter zog. Wir gingen zu ihr, wie wir es immer taten, nur dieses mal waren wir still, kein Wort fiel, kein zucken, das einzigste was ich merkte, war mein Herz, dass immer noch raste und sie mich weiter zog. Wir kamen bei ihr Zuhause an und gingen direkt in ihr Zimmer. Sie sahs mich aufs Bett, schloss die Tür und fragte mich, was ich gerade denken würde. Mit dieser frage hab ich nicht gerechnet. „Warum?“ war das einzige was ich über die Lippen bekam. Meine Hände zitterten und mein Herz raste immer noch. Marry setzte sich zu mir aufs Bett und nahm meine zitternde hand. „Warum? Weil du meine Freundin bist“. Sie legte den Arm um mich, drückte mich an ihre Schulter und streichelte meinen Kopf. Mir kamen die Tränen und ich entschuldigte mich wieder und wieder und wieder…. Ich habe in diesem Moment das gefunden was ich in meinem ganzen Leben nie hatte. Einen Menschen der sich um mich kümmerte, der zu mir stand, der mich tröstete und mir zuhörte, mit dem ich lachen konnte und der selbst in der schlimmsten Situation zu mir hielt, eine Freundin. Ich weinte nicht mehr vor Angst und Schuld, sondern vor Glück. Sie hielt mich lange Zeit fest und nach einiger Zeit schlief ich in ihren Armen ein. Die tage vergingen, die Mädchen, die Marry angegriffen hatten, bekamen eine Strafe vom Lehrer, der uns aufgelesen hatte. Ich wusste immer noch nicht wie ich mich bedanken konnte. Alles war wieder beim alten, nur das ich noch mehr mit Marry zu tun hatte. Wir immer mehr miteinander unternahmen und sie mir eines Tages einen Freund vorstellte, den sie auch schon sehr lange kannte. Michael, 4 Jahre älter als wir, studierte Psychologie und kannte Marry seit sie 5 war. Ich konnte anfangs mit Jungs nichts anfangen, aber nach dem wir mit ihm einige male in Vergnügungsparks waren und viel unternommen hatten, wurde mein Interesse an Michael von mal zu mal größer. Es wurde Hochsommer und die Sommerferien gingen morgen los. Ich konnte happy sein, erst einmal, dass meine Noten immer besser wurden und ich in die nächste Klasse konnte und dazu, dass ich mit Marry und Michael zusammen für ne Woche nach Frankreich fahren durfte. Michael sollte mit seinen Eltern und Bekannten nach Frankreich fahren und nachdem die 2 Bekannte abgesagt hatten, fragte er uns schnell, ob wir nicht Lust hätten mit in die Ferien zu fahren. Marrys Mutter hat direkt zugestimmt, hat mir aber dann auch geholfen meine Eltern zu überzeugen, da ich ja noch sehr Jung war. Was Anfang des sommers passierte, redete keiner mehr drüber, auch wenn ich innerlich immer noch Schuldgefühle hatte und mich irgendwie revanchieren wollte, vor allem da auch eine Narbe auf ihrer Backe zurück geblieben war, was uns an diesen Tag immer wieder erinnerte. Aber die Ferien sollten nicht so angenehm werden wie geplant. Samstag morgens um 8 Uhr ging es los. Michaels Eltern hatten eine kleine Familienkutsche, ein größerer Wagen mit 2 Bänken hinten im Auto, mit der wir dann gefahren sind. Die Eltern sahsen vorne und wir hatten uns hinten schön verteilt und alberten rum. Ich konnte in der Gegenwart von Marry und Michael immer richtig gut lachen, etwas das ich früher nie kannte. Wir waren auf den Weg nach Nantes, eine größere Stadt auf der anderen Seite von Frankreich, wir hatten einen Zwischenhalt in Paris geplant. Auf der halben Strecke nach Paris schlief Michael und Marry nutze die Gelegenheit und fragte mich wie ich ihn den finden würde. Natürlich entstand das Gespräch wie sehr er mir gefällt, das ihr aufgefallen ist, dass, wenn er mir nahe kommt, ich rot werde und sie bekam natürlich raus, dass er mich sehr interessierte. Sie erzählte mir das er sie mal vor langer zeit drauf angesprochen hatte, ob sie nicht mit ihm zusammenkommen möchte, aber sie lehnte ab, sagte im das er für sie mehr wie ein Bruder oder bester Freund ist und das sie angst hätte, in vielleicht durch eine Beziehung zu verlieren. Sie hatten es sein gelassen, aber sie könnte sich gut vorstellen, dass er zu mir passen würde. So ein Gerede, dachte ich bei mir, auch wenn ich es schön fände. Die Angst die Marry aber hatte, war bei mir dieselbe. Marry und Michael waren meine ersten beiden richtigen Freunde, nach Gismo, und diese wollte ich um keinen preis verlieren. Deswegen lenkte ich das Thema ein bisschen ab und fragte sie stattdessen aus, was den alles geplant war, in Frankreich. Geplant waren zwei Tage Aufenthalt in Frankreich, natürlich mit Eiffelturm Besichtigung, und danach sollte es weiter nach Nantes gehen. In Nantes hatten die Eltern von Michael ein Haus gemietet, das etwas abgelegener lag. Michael wollte uns dann durch Nantes führen, wo er sich sehr gut auskannte, da er schon einige Jahre hier Ferien gemacht hatte. Die Freude war Marry und mir, sprichwörtlich, ins Gesicht geschrieben. Dann ein Knall und ein heftiger Ruck, das Licht das ins Auto schien bewegte sich, es riss uns die Arme hoch, es fühlte sich an als würden wir fliegen. Ich wurde auf Marry gedrückt und mit einem heftigen Stoß beinahe aus dem sitz nach oben katapultiert. Oder war das oben jetzt unten? Der Wagen bewegte sich nicht mehr, mein Herz raste, ich konnte nicht langsamer atmen. Was war passiert? Ich schau zu Marry, die regungslos in ihrem sitz hängt, Michael an der decke, nein, das Auto liegt auf dem Kopf, er flog aus dem Sitz. Ich schrie „Marry, Marry, wach auf…..“ und schüttelte sie dabei. „Michael? Michael~, alles ok?“ mein Herz raste schneller. Draußen hörte man weitere knallende Geräusche. Ich sah die Eltern von Michael nicht, da die Vorderbank rausgebrochen ist. Ein weiterer Knall, ich merkte einen heftigen Schlag von der Seite und das Auto drehte sich heftig. Glasscherben flogen überall herum. Michael rutschte in die Richtung der Fenster, wurde aber von dem Türrahmen festgehalten, Marry und ich wurden an den Anschnallgurten hin und her gerüttelt. Das Auto kam zum stehen. Ich hörte Lärm, Schreie, quietschende Reifen. Blut tropfte von mir herunter. Ich fasste mir an den Kopf und es war feucht und warm. Meine Hand war voller Blut. Marry, was war mit Marry, Michael und seinen Eltern? Ich schaute zu Marry, an deren blauen Shirt sich langsam, an der Seite, eine dunkle Stelle bildete. „MARRY~, wach auf, Michael…..“ keiner rührte sich. Ich schnallte mich ab und kam unsanft auf der Seite auf, die Schulter und der Arm schmerzten. Ich bin mitten in die Glasscherben gefallen. Marry hing immer noch am Sitz, ich stand auf, stellte mich unter sie und löste den Gurt. Sie fiel runter, ich bekam sie nicht gehalten und fiel mit ihr zu Boden. „Hilfe~….. Hilfe~…...“, schrie ich aus dem Fahrzeug. Der Arm und Kopf schmerzte, mein Herz raste immer noch und ich hatte das Gefühl das ich nicht viel Luft bekam. Die Seitentür wurde aufgerissen, ein junger Mann schaute ins Auto, sieht uns und fragte mich ob wer verletzt sei. „Ich weis nicht, wir sind voller Blut, hilfe~ holen sie uns raus“. Der Mann schaute nach draußen und schrie, „wir brauchen hier einen Arzt“. Ich bekam noch mehr angst. Ich wollte hier raus, mit meinen Freunden, nicht alleine. „….au~….“. Marry kam zu sich und fing sich an zu bewegen, ich hielt sie fest, „bleib bitte ruhig liegen, du bist verletzt“. Sie krümmte sich und hustete nur „…mein bauch…“. Ich merkte wie es an meinem Arm nass und warm zu gleich wurde. Ein zweiter Mann stand an der Wagentür. „Wir ziehen den Jungen erstmal raus, dann brauch ich Hilfe bei den Mädchen“. Der Mann war zu uns gekrabbelt und versuchte mich und Marry zu beruhigen. „keine sorge, ich bin Arzt, ihr seit hier gleich draußen! Habt ihr schmerzen? Und wenn wo?“. Marry bekam keinen Mucks raus und hielt sich nur am Bauch fest. „mir geht’s gut, aber sie hat sich glaube ich am Bauch verletzt, das Shirt ist dort Rot“. Der Mann lehnte sich über Marry, zog das Shirt etwas nach oben und machte ein erschrecktes Gesicht. Dann sah er mich mit einem gestellten und beruhigten Gesichtsausdruck an, „es wird alles gut“, wendete sich zu dem jüngeren Mann und flüsterte ihm was ins Ohr. Dieser drehte sich sofort um und lief auf die Straße. „……sofort……Krankenwagen……stirbt…..“ hörte ich bei dem lärm draußen nur heraus. Mir blieb kurz das Herz vor schreck stehen. Ich fing an zu heulen, packte den Mann am Bein, „was ist los, was ist mit Marry, sagen sie es mir, helfen sie ihr“ schrie ich ihn an. Er versuchte mich zu beruhigen und sagte ich solle mich nicht soviel bewegen, dass wäre nicht gut für Marry, da sie immer noch auf mir lag. Ich versuchte still liegen zu bleiben, auch wenn ich am ganzen Körper vor Angst zitterte. Mein Kopf schmerzte. Sie zogen Michael aus dem Wagen. Von draußen hörte man, „der Junge ist ok, jetzt schnell die Mädchen, wir haben keine Zeit“. Wie viel Angst kann man haben? Angst zu sterben, Angst die wichtigste Person, die man die letzten Jahre bei sich hatte, zu verlieren, Angst daran schuld zu sein, Angst…, ich hatte soviel Angst das ich es nicht beschreiben kann. Ich hörte auf zu heulen, legte meine Hand auf Marrys Kopf, streichelte sie und flüsterte ihr ins Ohr, „du bist gleich wieder ok, wir wollen doch noch nach Paris, du, Michael und ich, alles wird gut….“. Marry hatte wieder dieses Lächeln auf dem Gesicht, endlich hatte ich verstanden was dieses Lächeln zu bedeuten hat, dieses Lächeln damit man sich keine sorgen machen sollte, egal wie schlecht es ihr ging. In diesem Moment hatte ich angst vor diesem Lächeln. Zwei Männer kamen ins Auto dazu, hebelten die mittlere Bank des Wagens aus und trugen sie raus. Der jüngere Mann vom Anfang war wieder da. „Wir müssen das Mädchen jetzt drehen, drücken sie dabei bitte die hand fest auf diese stelle“, der Arzt zeigte auf die rechte Bauchseite von Marry, „ dann tragen wir sie erstmal bis auf die Straße“. Sie drehten Marry von mir runter, wobei sie ihr Gesicht verzog. Als ich mich aufsaß, ich war ja nicht wirklich verletzt, sah ich auf meinen Bauch, sah das ganze Blut und riss das Shirt hoch. Nichts, ich sah nichts, das ist nicht mein Blut. Ich rappelte mich auf und krabbelte mit den Männern und Marry, deren Hand ich dabei hielt, aus dem Auto. Wir trugen sie etwas vom Auto weg. Erst jetzt realisierte ich den Unfall, als ich sah wie es außerhalb des Autos aussah. Wir sind mit einem Geisterfahrer zusammengeknallt, was ich später erfahren sollte, und unser Wagen hat sich dabei überschlagen. Dann sind wohl noch einige Wagen drauf gefahren, wovon uns einer erwischt haben muss. Ein riesiger Unfall. Nach ein paar Metern legten die beiden Männer Marry auf den Boden. „Sie dürfen die Hand nicht von der Wunde nehmen, drücken sie fest drauf!“. Marry drückte meine Hand sehr fest. Ich spürte ihr Zittern, ihren Puls, mein Zittern, wie mein Herz versuchte aus der Brust auszubrechen, so stark schlug es. Die Sirenen waren aus der Ferne zu hören. „jetzt wird alles gut, die Ärzte sind gleich da“, flüsterte ich, als ich ihren Kopf wieder streichelte. Marry sah zu mir hoch, „sorry, ich wollte, dass es schöne Ferien werden“. „HÖR AUF, es werden noch schöne Ferien, red nicht soviel, du musst ruhig bleiben!“. Sie sah mich an, „Saskia.....pass auf Micha auf, ja?“ sagte Marry und wurde leiser. Ich merkte das sie den festen griff langsam immer mehr nachgab. Mein Kopf senkte sich, „NEIN!!, das machen wir zusammen!!…. Ich brauch dich!!….“, meine Sicht verschwamm durch die ganzen Tränen die mir gerade kamen. Ich wollte nicht, nicht wieder allein sein, nicht eine Freundin verlieren, Marry verlieren. Marry drückte meine Hand kurz sehr fest, „Heulsuse, du bist nicht allein, du hast Micha und Gismo…..“, Marry holte Luft, „… und ich bleibe auch….. ich gehe nur Papa besuchen“. Als sie ihren Vater erwähnte, schaute ich sie an und sie lächelte, dieses Lächeln das sie immer hatte, wenn sie auf das Bild ihres Vaters schaute, dieses Lächeln, womit sie die sorgen verbarg, dieses Lächeln das sagen sollte, alles ist ok, nur diesmal begleiteten dieses Lächeln Tränen die aus ihren geschlossenen Augen flossen. „Danke…. für alles…. Saskia….“. Ihre Hand lies los, ihr Kopf neigte sich noch etwas, doch das Lächeln verschob sich kein Stück. Mein Herz blieb stehen, ich bekam keine Luft, ich hörte nichts mehr, sah nichts mehr, außer Marry. Sie zitterte nicht mehr, ich merkte ihr Herzschlagen nicht mehr, ich versteinerte förmlich. Ich sah zu dem jungen Mann hoch, er hatte Tränen in den Augen und schrie in Richtung der anderen Leute, aber ich hörte es nicht. Ich sah wieder zu Marry. Sie lächelte immer noch. Was jetzt? Was soll ich machen? Ich lächelte und strich Marry dabei über den Kopf. Jemand umarmte mich und wollte mich weg ziehen, doch ich konnte die Hand nicht loslassen. Jemand schüttelte mich, der junge Mann der eben noch Marry auf den Bauch drückte. Warum hörte er auf? Zwei Ärzte saßen bei Marry. Ich sah zu dem jungen Mann hoch, „Sie helfen Marry doch…..oder?“. Er schaute mich mit einem traurigen Gesicht an, „lass die Hand bitte los, sonst können die Ärzte nicht helfen“. Ich wusste das sie es nicht mehr konnten und lies Marrys Hand trotzdem los. Er zog mich ein paar Schritte weg und ich drückte mich an den fremden Mann, hielt mich fest und brach in Tränen aus, meine Knie wurden schwach und gaben nach. Mir wurde plötzlich schwindelig und ich wurde müde. Ich sackte in den Armen des Mannes zusammen und schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)