And through it all von CanisMaior (- Angeal Hewley X Zack Fair -) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- XIII "Und? Was hat es mit diesem Kleinen auf sich?" hatte Genesis reichlich unverfroren gefragt, während er Angeal dabei beobachtete, wie dieser die Simulation der Berglandschaft deaktivierte. Bei jedem Anderen hätte man eine solche Frage leichtens beantworten können. Bei Genesis war das etwas anderes. Und so zögerte Angeal auch, bevor er zu sprechen begann. Genesis war anders, Genesis kümmerte sich nicht um Infanteristen oder 3rd Class SOLDIER. Wenn er eine Frage bezüglich eines Nachwuchssoldaten stellte, dann gab es einen guten Grund dafür. "Er ist mir zugeteilt. Das weißt Du." bemerkte Angeal daher einfach und kümmerte sich weiterhin um den Computer. "Es ist nicht Deine Art, etwas zu vergessen." hauchte sein Freund nur gegen Angeals Hinterkopf. Wann genau war er überhaupt dort hin gekommen? "Es tut mir leid. wenn ihr wollt..." "Kein Bedarf. Morgen vielleicht." Genesis grinste, war schon an der Tür, hob die Hand und winkte derart theatralisch, dass Angeal nicht anders als ebenfalls grinsen konnte. "Vielleicht." gab der Commander nur zum Abschied und wandte sich wieder dem Computer zu, als Genesis sich zum Gehen begab. Hatte er Zack Fair wirklich für diese kurze Unterredung fortgeschickt? Angeal schüttelte den Kopf. Zeitverschwendung. Uneffizient. Und er hatte keine Antwort mehr erhalten. Seufztend verließ er letztlich den Raum. Es war wohl wirklich ein Wunschtraum zu glauben, der Junge würde nun keine Probleme mehr mit seinen Freunden haben. Und Freunde... das war wohl wirklich das falsche Wort. Auch wenn der Abend schon weit voran geschritten war, hatte der Commander nicht die absicht, seine Pflichten schon jetzt beiseite zu lassen. Wenngleich es objektiv wohl auch nicht seine eigentliche Pflicht war, den Hauptcomputer nach sämtlichen Statistiken über Zack Fairs Unterrichtsleistungen abzufragen. Einige Tassen Tee und mehrere Stunden später hatte sich das Bild, das Angeal bisher von dem Jungen hatte, reichlich erweitert. Zack Fair war ein Bursche vom Land. Er war im üblichen Alter von 14 Jahren zur Armee nach Midgar gekommen. Aber das war auch das Einzige an ihm, das wie üblich abgelaufen war. Vermerke über hervorragende Leistungen waren schon ab seiner zweiten Trainingswoche notiert. Bei jeder Beurteilung war er weit über dem Durschnitt eingeordnet worden, Bester im Nahkampf, Bester an der Waffe, Bester im Umgang mit Angriffsmateria- die Liste ließ sich noch lange Zeit fortsetzen. Seine Leistungen im Unterricht waren zufriedenstellend. Hervorragendes Leistungsvermögen bei Prüfungen, exzellent in Belastungssituationen. Andererseits auch immer wieder Hinweise auf mangelnde Konzentration. Angeal nippte lächelnd an seinem Tee. Das kannte er ja schon. Es waren nicht die Noten, die Einstufungen und Beurteilungen, die beunruhigend wirkten. Nach dem sozialen Profil des Soldaten war Zack Fair durchwegs als freundlicher, zurückhaltender und stets höflicher Junge eingestuft worden. Sein überschwenglicher Enthusaismus hatte ihm niemals Ärger mit einem Vorgesetzten beschwert. Nur mir seinen Kameraden hatte es immer wieder Auffälligkeiten gegeben. Einer seiner Lehrer hatte sogar vermerkt, dass es dem Jungen schwer zu fallen schien, Anschluss in seiner Kompanie zu finden. Für einen Soldaten nicht gerade der beste Ausgangspunkt. Teamfähigkeit war essentiell für jeden von ihnen und konnte im Ernstfall Leben retten. Angeal bezweifelte allerdings, dass es wirklich an Zack Fair lag, dass er sein erstes Jahr bei ShinRa allein verbracht hatte. Es war wohl eher das Team, das ihn nicht haben wollte. Die Berufung zu SOLDIER erfolgte nach knapp einem Jahr. Angeal blätterte einige Seiten weiter. Infusion mit MAKO zeigte keine Auffälligkeiten. Einteilung zu Commander Hewley, Eingliederung in die Kompanie der 3rd CLASS SOLDIER, dann folgten Vermerke von Angeal selbst. Einige Notizen waren von Direktor Lazard unterzeichnet worden. Auch der Hinweis über die erfolgte Anhörung war darunter. Andere Auffälligkeiten waren nicht berichtet worden. Ein psychologisches Profil stand noch aus. Der Commander wählte die letzte Rubrik der Akte- Missionen. Wie zu erwarten war kaum ein Einsatz vermerkt. Einige kurze Einsätze als Infanterist, das war alles. Man schickte die Jungen heute nicht mehr in Gefechte. wenn sie zum Einsatz kamen, dann als Begleitung der Offiziere- starke Bewaffnung aber kein Einsatz. Das Resultat daraus war, dass die Soldaten erst nach Jahren einen echten Kampf miterlebten. Krieg bedeutete für sie häufig nichts anderes als von Hubschraubern aus auf winzige Ziele zu feuern oder die Spuren eines Einsatzes von SOLDIER-Offizieren zu beseitigen. Bei Zack Fair schien das nicht anders gewesen zu sein. Auch da gab es also noch einiges zu lernen. Zu viel wohl, um heute schon eine objektive Beurteilung über sein späteres Leistungsvermögen abgeben zu können. Commander Hewley aber blieb vorerst bei seiner Einschätzung, dem Soldaten eine große Zukunft zu prophezeien. Zumindest wenn er es schaffen würde, mit seinen Kameraden zurecht zu kommen. Angeal konnte nicht vergessen, wie bedrückt Zack Fair gewirkt hatte, als er ihm eine Sonderbehandlung im Unterricht in Aussicht gestellt hatte. Es war kein gutes Gefühl, noch in dieser Nacht zu beschließen, ihm eben diese Sonderbehandlung trotz allem zuteil werden zu lassen. Talent durfte nicht vergeudet werden. Und der Commander würde persönlich ein Auge darauf haben, dass die 3rd Class es ihm nicht zu schwer machen könnten. Soweit das eben möglich war. Angeal rieb sich die Augen und starrte auf den Alarm an seinem Laptop. Zu früh für das Training aber eigentlich eindeutig zu spät, um sich noch Gedanken um einen Schüler zu machen. Trotzdem starrte er noch eine Weile auf das Profilbild des jungen Soldaten, welches in der Dunkelheit seines Arbeitszimmers noch immer auf dem Bildschirm flackerte. - "Fair, warte! Es gibt da noch etwas zu besprechen." Die Blicke der Umstehenden waren nicht schwer zu deuten, als der Commander einmal mehr einen bestimmten Schüler nach dem morgentlichen Training zu sich berief. Und doch ließ sich auch der Angesprochene nichts anmerken, nickte nur und gab ein kräftiges "Natürlich, Sir!" von sich, während er sich mit dem Handrücken Schweiß und lose Haarsträhnen von der Stirn wischte. Angeal hatte viel darüber nachgedacht, wie und ob er es dem Jungen leichter machen könnte. Aber es war keine Option, die Sonderbehandlung vor den Anderen verbergen zu wollen. wie sollte das auch funktionieren? Und warum sollte es getan werden? Besondere Leistungen verdienten besondere Aufmerksamkeit, genauso wie ein besonderer Schüler eine exzellente Ausbildung erforderte. Er würde lernen müssen, damit umzugehen. Und es war nicht an Commander Hewley, Bedauern für die Scherereien, mit denen Zack Fair zu kämpfen hatte, zu empfinden. Dass er es dennoch tat, durfte nichts an seinen Entscheidungen ändern. Es dauerte eine Weile, bis sich der Trainingsraum geleert hatte und sämtliche 3rd Class in Richtung der Duschen und Umkleiden verschwunden waren. Angeal hatte die Zeit genutzt, um die Trainingsausrüstung zu kontrollieren und einige Leistungsvermerke im Hauptcomputer einzutragen. Erst als es nur noch Zack Fair war, der etwas unschlüssig im Trainingsraum verblieben war, wandte er sich wieder an den Soldaten. "Nach Absprache mit dem Direktor habe ich Dir einen neuen Ausbildungsplan erstellt. Ich denke es ist das Beste, wenn wir ihn kurz zusammen durchgehen." Keine Regung im Gesicht des Jüngeren, kein Anflug von Missbilligung, Besorgnis. Er nickte nur und folgte, als Commander Hewley in die Überwachungszentrale trat und einen der Bildschirme aktivierte, an dem er den Plan aufrief, den er noch in der letzten Nacht für Zack erstellt hatte. "Er ist ein wenig umfangreicher als Dein bisheriger Ausbildungsplan, aber ich denke, Du wirst damit zurecht kommen. Wie Du hier siehst, erwarte ich Dich ab jetzt an festen Abenden zu einem Einzeltraining. Bis zum Ablauf Deiner Suspendierung werden wir uns weiterhin wie am gestrigen Abend zu beschäftigen wissen. Aber ich möchte auch in Zukunft derartige Einheiten ansetzen. Zudem habe ich schon jetzt mit einem Großteil Deiner Lehrer gesprochen und sie haben mir versichert, zukünftig mehr Rücksicht auf Deine Leistungsniveau zu nehmen." Es war nicht zufällig gewesen, dass der Commander seinen Schüler gerade in diesem Moment durchdringend musterte. Und tatsächlich war das leichte Zucken in der Haltung des Soldaten durchaus bemerkbar. Einen Moment lang verhärteten sich die Züge des Jungen, dann aber nickte er nur und murmelte ein gepresstes "Danke, Sir." Angeals Stirn legte sich in besorgte Falten. Also hatte er am vorherigen Abend mit Sicherheit etwas verheimlicht. "Zudem wirst Du mir zum Ende jeder Woche Bericht erstatten. Ich ertwarte von Dir, dass Du mir genau mitteilst, wie Du mit dem neuen Plan zurecht kommst und ob die Anforderungen in jedem Fach ein angemessenes Niveau haben. Wenn der Unterricht weiterhin zu leicht für Dich ist, dann will ich es hören. ebenso, wenn Du mit den neuen Einheiten nicht zurecht kommst." Zack Fair nickte. "Ebenso erwarte ich eine umfassende Darlegung jeglicher... Zwischenfälle mit Deinen Kameraden. Und das auch, wenn diese nicht Aktenkundig werden. Ich versichere Dir, dass dies nicht zu Deinen Lasten in Deiner Akte vermerkt werden wird. Allerdings ermahne ich Dich in dieser Hinsicht ausdrücklich zu Ehrlichkeit. Es wird mir nicht verborgen bleiben, wenn Du mir Ereignisse vorenthalten willst." Und wieder lagen die Augen des Commanders mehr als prpüfend auf dem Gesicht des Kleineren. Dieses Mal war diesem das Unbehagen deutlich anzusehen. Angeal kannte ihn zumindest schon so lange, dass er das betretene Senken des Blickes, ebenso wie die leichte Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das Andere, einordnen konnte. Hier hatte er einen Punkt getroffen. "Verstanden?" "Natürlich Sir." Noch immer kein Blickkontakt. "Na dann fang an." "Sir?" Dieses Mal ein zweifelnder Blick. Eine Augenbraue wurde leicht erhoben. Nicht unhöflich, nein, sicher nicht. Nur etwas unsicher vielleicht. "Ein Bericht, Soldat. Ich will es hören. Und zwar alles. Du bist mir letzten Abend eine Antwort schuldig geblieben." Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich, verschwanden dann aber wieder hinter dichten Wimpern, als der Soldat seinen blick abwandte. "Sir, es gibt nichts zu berichten. Es ist nichts geschehen." "Warum dann dieses Verhalten? Warum wolltest Du dann gestern vermeiden, dass Dir eine Sonderbehandlung im Unterricht gewährt wird, selbst wenn diese Deine Ausbildung fördern kann?" "Das, das wollte ich nicht! Ich fühle mich geehrt, dass sie derart viel Vertrauen in mein Können setzen! Ich wollte nicht unhöflich erscheinen, Sir! Wirklich!" "Wie oft?" "Wie oft was, Sir?" "Wie oft schon ist es vorgefallen? Wie oft hast du schon Probleme mit Deinen Kameraden bekommen, weil Du eine besondere Unterrichtung erhältst?" Und wieder einmal schienen die Augen des Jungen unnatürlich viel Platz in seinem Gesicht einzunehmen. Dann aber schüttelte er nur den Kopf. Seine Brust hob sich auffällig, als er nach Atem suchte. Dann aber begann er doch noch, eine Antwort zu geben. "Es hat nichts damit zu tun Sir. Bitte glauben sie nicht, dass ich nicht zu schätzen weiß, was sie..." Dieses Mal war es an Angeal, den Kopf zu schütteln, so dass sein Untergebener augenblicklich verstummte. Was tat er hier eigentlich? Was erhoffte er sich davon, die Wahrheit aus dem Jungen herauszupressen, wenn dieser sich so offensichtlich lieber die Zunge abbeißen würde, als zuzugeben, was ihm widerfuhr? Und hatte er es denn nicht selbst vorhergesehen, als er darüber bestimmt hatte, diesem hier eine Sonderbehandlung zuteil werden zu lassen? Von dem Rudel abgesondert zu werden, hatte eben genau diese Folgen. Angeal sollte das doch eigentlich wissen. Es änderte sich nicht dadurch, dass man einem Vorgesetzten die Wahrheit mitteilte. Ganz im Gegenteil. Nur durfte Angeal nicht vergessen, dass er niemals allein gewesen war. es waren immer zwei von ihnen gewesen, die besser, schneller... die anders gewesen waren. Wie es damals ohne Genesis verlaufen wäre, das war nur schwer zu vermuten. "Hör mir mal zu, Junge." begann der Commander schließlich, während er kurzfristig eine Hand auf der noch deutlich schmaleren Schulter des Jüngeren plazierte. "Du weißt, dass ich Dir nur befehlen müsste, mir die Wahrheit zu sagen. Auf Befehlsverweigerung folgt unehrenhafte Entlassung. Dass ist Dir hoffentlich bewusst." Zack Fair hätte gar nicht unglücklicher aussehen können, als er langsam nickte. "Ich werde Dir diesen Befehl nicht geben. Heute nicht. Aber denk nicht, dass ich deswegen akzeptieren werde, wenn Du mich gezielt anlügst." "Sir, ich..." Aber Commander Hewley schüttelte nur erneut den Kopf und verstärkte für einen Augenblick den Druck auf die Schulter seines Schülers. "Ich denke, Du hast mich verstanden. Ich will nur, dass Du weißt, dass ich das nicht aus Schikane von Dir verlange." "Sir, ich habe niemals..." "Zack. Jetzt hör mir doch einfach mal zu." Bei der Nennung seines Vornamens schreckte der Soldat regelrecht auf, so dass es dessen Vorgesetzter fast schon bereute, für einen Moment die Richtlinien außer Acht gelassen zu haben. Zumindest aber war er nun wieder verstummt. Angeal seufzte lautlos, ehe er seinen Blick auf die durchdringenden Augen des Jungen richtete. "Ich kann verstehen, dass Du Deine Kameraden nicht verraten willst. Aber glaube mir, dass es nichts Unehrenhaftes ist, Unrecht aufzuzeigen. Es gibt jede Berechtigung dafür, dass Du eben dieses Training erhältst, das ich für Dich vorgesehen habe. Also lass Dir nicht einreden, dass es unfair ist. Wenn es etwas gibt, dass Du zu berichten hast, dann komm zu mir. Sieh mal... ich selbst war nicht länger als ein Jahr Infanterist. Es ist also nicht so, als ob ich nicht verstehen würde, was es bedeutet, ein wenig.... anders zu sein." Angeal lächelte, zwinkerte und ließ die Schulter des Jungen dann gehen. Der aber blickte ihn nur lange an, hatte den Kopf etwas schief gelegt und wirkte, als könnte er nicht so recht glauben, was er hörte. "Talent ist nichts, worunter man leiden sollte. Also denk darüber nach, ob Du nicht doch mit mir reden möchtest." Zack Fair aber sagte nichts mehr, bis er entlassen wurde. Nur seine Augen sprachen für ihn, als sie noch eine lange Zeit auf dem Gesicht des Commanders ruhten und diesen intensiv musterten. ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)