Mehr als nur ein Leben in Gefahr von Fakara-SK (Zwischen FBI und den Männern in Schwarz) ================================================================================ Kapitel 6: In der Cocktailbar ----------------------------- „Also soll ich meine Wohnung ausräumen und ausziehen und dort einziehen? Von was lebt ihr eigentlich, verdient man dabei Geld oder habt ihr alle Nebenjobs?“, erkundigte ich mich und fuhr auf die Parkplätze des Wohnblocks in dem ich lebte. Ich zündete mir eine Zigarette an und er meinte: „Mit dem Gedanken spielte ich auch, jedoch aus Rücksicht auf dich unterdrückte ich es, konnte ja nicht wissen das du auch rauchst.“ Damit zündete er sich auch eine an. Wir gingen hoch in mein Apartment und ich schnappte mir einen riesigen Koffer und packte fast alle Klamotten ein, ein paar Bilder, Gegenstände an die Erinnerungen gebunden waren und vieles mehr, bis ich den Koffer kaum noch zu bekam. Ich hatte noch einige Stofftaschen oder Ähnliches hinzugenommen um mehr verstauen zu können. „So, ich wäre dann soweit“, meinte ich zu meinem eigenen Boss. Er schaute hypnotisiert aus dem Fenster. Ich stellte mich neben ihn und fragte: „Was ist los? Da scheint dich ja irgendwas arg in seinen Bann zu ziehen.“ Er schaute immer noch schnurstracks hinaus, als er antwortete: „Es scheint, als hätte noch jemand Interesse an deinen Fähigkeiten.“ Ich sah nur einen dunklen Chevrolet Pick-up auf dem Parkplatz stehen und erkannte den Mann der neben dem Wagen stand und gemütlich eine Zigarette rauchte. „Das FBI?!“, fragte ich ungläubig. Ja ich war eine sehr gute Schauspielerin. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich erschrocken an und packte mich direkt wütend an den Armen: „Du kennst sie? Woher?! Was hast du mit ihnen zu tun?!“ Dieses Mal legte ich ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Sie sind mir auf der Suche nach euch über den Weg gelaufen. Aber die Arbeit von ihnen ist nicht gerade gut, wenn sie besser wären… wie auch immer. Mach dir keine Gedanken, ich habe nichts mit ihnen zu tun“, lächelte ich und hätte ihn am liebsten ein Küsschen auf die Wange gedrückt, doch ich kämpfte dagegen an. „Das will ich auch hoffen, dass das so bleibt. Du weißt was Verrätern gilt? Die Todesstrafe und ich möchte nicht, dass du dein Leben sinnlos wegschmeißt. Immerhin stehst du schon jetzt unter meinem Schutz und deswegen gilt dir ein gutes Leben in der Organisation“, warnte er mich, drehte mich zu sich und wir schauten uns tief in die Augen. Ich fürchtete mein Willen würde bald brechen, doch da setzte er dem ein Ende. Er drehte sich hastig um und meinte nur, dass wir nun wieder fahren sollten. Ich widersetzte mich dem nicht, packte meinen Koffer und ging mit ihm runter, wo ich meine Reisetasche auf die Rückbank schmiss. „Hast du was dagegen, wenn ich fahre?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Mir fiel auf, dass der Chevrolet weg war. Ich stieg dann auf der Beifahrerseite ein und zündete mir eine Zigarette an. „Wie sieht’s eigentlich aus, bekomme ich noch eine Visitenkarte für den Zugang zum Tor und eine Waffe?“, wollte ich wissen. „Wieso? Fühlst du dich toll, wenn du eine Waffe hast?“, schäkerte er und schaute mich kurz hämisch zugleich ironisch an. „Nein, sicher“, erwiderte ich ebenso grinsend. „Über Sicherheit brauchst du dir in meiner Nähe sowieso keine Gedanken zu machen. Bei mir bist du am sichersten auf der Welt“, flirtete er. „Ein Grund mehr, nie wieder von deiner Seite zu weichen.“ Er schnalzte grinsend mit seiner Zunge und nickte überzeugend. „Und was fangen wir noch mit dem heutigen Abend an, Boss?“, erkundigte ich mich. Er überlegte kurz und summte dabei das Lied »Nanatsu no ko«. Dies ist ein altes japanisches Kinderlied und ich fragte mich, warum er gerade dieses Lied summte. Ziemlich grotesk zu einem bösen, gemeingefährlichen Mann. „Ich weiß nicht, was wünschst du denn zu machen. Also ich bin eher der Kneipengänger.“ Aber um ehrlich zu sein, fand ich ziemlich alles grotesk an diesem Mann. Immerhin sollte er böse sein, angsteinflößend und als mein Vorgesetzter voreingenommen und befehlerisch. Er war grad das Gegenteil von allem. Das er böse Absichten hatte, konnte man ihm von der Nasenspitze ablesen, aber alles andere schien er gut zu verstecken. Mir gegenüber war er charmant, nett und total… verliebt? Bevor ich weiterdenken konnte, antwortete ich ihm schnell: „Kneipe? Ist mir zu unhygienisch. Wie wäre es mit einer Cocktailbar oder irgendetwas Charmanterem?“ Meine Antwort wollte ich auch nicht länger hinauszögern, weil ich wusste, dass er auf eine gewartet hatte und umso länger ich sie hinausgezögert hätte desto ungeduldiger wäre er geworden. Vielleicht hätte er dann auch mal versucht in meinen Gedanken herumzustöbern und aus meiner Gestik und Mimik zu lesen. Es schien mir arg abstrakt vorzukommen, dass ein solcher Mann ein warmes Gefühl empfinden konnte. Wie alt war er nochmal? War ich nicht zu unreif für ihn? „Hm. Na gut, da kenne ich eine Gute, die dir auch gleich ein Augenmerk sein sollte. Es ist nämlich ein gewohnter Treffpunkt. Also sofern jemand am Telefon zu dir etwas in der Art erwähnt, wirst du wissen wohin du gehen musst.“ Ich nickte zustimmend und wir fuhren erst in das Hauptquartier zurück. „Muss ich jetzt eigentlich nur schwarz tragen oder kann ich gewissermaßen noch selbst entscheiden welche Farben und Outfits?“, fragte ich. „Vermouth trägt ab und an bei öffentlichen Auftritten, die nichts mit uns zu tun haben auch farbige Klamotten also sobald du quasi privat etwas unternimmst, kannst du anziehen was du willst.“ Als wir ankamen und reingingen, sagte ich vor meinem Zimmer: „Ich richte mich dann mal ein und mache mich frisch. Also jetzt schwarz anziehen?“ Er seufzte genervt: „Ja.“ Hey, für mich war dieses elende hin und her ganz schön anstrengend! Das nächste Mal fragte ich dann eben Vermouth über Styling und so aus. Er nickte und wir trennten uns. Ich stellte meine Reisetasche auf das Bett und begann sie auszupacken. Ich stellte den Fernseher ein, wo gerade Nachrichten über das Beika City Hotel liefen. Dort brannte es gerade im Altbau aus einem unbekannten Grund. Anscheinend wurde dort auch der Präsident eines Geschäfts oder wichtigen Unternehmen ermordet. Darauf ging ich duschen, schminken, anziehen und schick zu machen. Ich hatte mir ein schlichtes schwarzes Kleid angezogen und ging mit einer kleinen Designertasche von Louis Vuitton zum Zimmer nebenan. Bis das Herein ertönte, wartete ich vor der Tür, als ich geklopft hatte. Darauf trat ich ein und erblickte ihn auf dem Bett sitzend, eine Waffe begutachtend und funktionstüchtig zu machen. „Setz dich. Ich bin gleich soweit“, bot er an und deutete auf den Platz neben sich auf dem Bett. Ich folgte der Aufforderung sofort und fragte ihn, was er da genau machte. „Ich bereite deine »Dienstwaffe« vor. Ach ja und deine angeforderte Visitenkarte habe ich hier auch“, meinte er und hielt mir die Visitenkarte hin, betrachtete doch weiter die Pistole, die er vorerst behielt. So saßen wir noch länger stillschweigen da. Als er mit die Waffe überreichte, schaute er mich das erste Mal an. „Nett“, meinte er zu meinem Aussehen. Ich steckte die Waffe in meine Handtasche und bedankte mich für das Kompliment. „Dann lass uns gehen, nachdem du bewaffnet bist, falls ich dich einen Augenblick lang nicht beschützen kann. Ach so! Kannst du überhaupt mit Waffen umgehen? Nicht dass du dich aus versehen noch selbst erschießt.“ „Hallo? Ich weiß, wo der Abzug ist, wie man zielt und wie man sie sichert, entsichert und natürlich wie man den Abzug betätigt. Reicht das? Das Einzige was ich vielleicht gebrauchen könnte wäre Übung“, empört starrte ich ihn an. „Dann ist ja gut. Denn falls ich dich für einen Moment alleine lassen sollte, du dich selbst wehren kannst“, blinzelte er mich an. Ich nickte gehorchend und zustimmend. „Aber ich warne dich! Sie ist nicht für Unfug zu gebrauchen! Also verwende sie sorgfältig, ja? Denn bei manchen Organisationsmitgliedern könnte es sein, dass sie dich im Affekt erschießen, wenn sie sich bedroht oder gekränkt fühlen. Skrupellos zu sein, ist bei uns Gang und Gebe, merk die das!“, warnte er. „Ja, hatte ich nicht vor.“ Dann brachen wir auf. Hatte er vor mich zu testen? Weg zu gehen und zu schauen wie ich mich ohne seinen Schutz vor den anderen Mitgliedern gab oder mich mit ihnen verstand? Na, das würde ich gleich sehen. „Steht Vodka auch unter deinem Schutz?“, fragte ich. „Nicht direkt. Weil du mein Helferlein und neu bist. Vodka ist genauso lange wie ich dabei, es bedeutet nichts nur weil er unter mir steht. Aber du bist natürlich ganz unten“, wir setzen uns in sein Auto. Einen alten Porsche 356 A. Er grinste mich hämisch an. „Willst du mich provozieren?“, klagte ich belustigt. „Natürlich… nicht“, schallte er lachend. Nun denn fuhren wie los und ich zündete mir für die Fahrt noch eine Zigarette an, er tat es mir gleich. Als wir vor der Bar waren, nahm er meinen Arm und hakte ihn bei sich ein. Vor der Tür stoppte ich kurz: „Warte kurz, Gin. Mit welchem Namen muss ich mich jetzt vorstellen? War es Vine?“ „Ja, wenn das der Name war, den Anukata für dich verwendete. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass dich so alle nannten“, meinte er und zog mich weiter. Schöne Cocktailbar, gut dekoriert, hier konnte man sich wohl fühlen, wenn nicht überall diese dunkel gekleideten Leute sitzen würden. „Folge mir einfach.“ Ich tat wie mir geheißen und trat hinter ihm her zu einem Tisch, wo schon Leute saßen. Eine war die junge Frau Vermouth, ein anderer Vodka und letztere zwei kannte ich nicht. „Ich nehme an, dass du Vermouth und Vodka schon kennst. Die andere Frau ist Chianti und der Mann an ihrer Seite Korn. Unsere besten Scharfschützen. Und sie hier ist Vine unser neues Mitglied“, stellte er uns einander vor. Ich nickte ihren prüfenden Blicken standhaft entgegen. Wir setzten uns auf die noch zwei freien Sessel am Tisch. „Also hast du sie doch gefunden, Gin“, grinste Chianti, sie hatte einen blonden Bopphaarschnitt und unter ihrem Auge hatte sie ein bläuliches eher violettes Muster tätowiert, dass tränenförmig aussah, als wäre ihre Schminke verlaufen nachdem sie geweint hat. Sie hatte eine Lederjacke an und darunter ein enges, knappes bauchfreies Shirt. „Also müssen wir uns zumindest um diese Sache keine Sorgen mehr machen“, atmete Korn erleichtert auf. Er war groß, stämmig, hatte ein kantiges Gesicht, trug eine Sonnenbrille und eine schwarze Baseballmütze. „Nein, ich musste mich auch nicht anstrengen, sie kam freiwillig her. Ich fand sie in unseren Korridoren rumstreunend“, antwortete Gin ernst. „Was?! Aber wie kam sie dann hier rein.“ „Sie musste die Klingel benutzt haben und die Sekretärin des Bosses muss ihr geöffnet haben“, antwortete Vermouth auf Korns Frage. „Unmöglich!“, stieß dieser wieder hervor. Alle starrten mich mit schrägen Blicken an, außer Gin, der mich in Schutz nahm: „Tatsache ist, dass sie es geschafft hat hier irgendwie reinzukommen. Das bedeutet, dass wir unsere Sicherheitsvorkehrungen noch mehr verschärfen müssen, wenn ihr versteht was ich meine.“ „Sicher. Aber lasst uns auf das ursprüngliche Thema zurückkommen über das wir vor ihrem Eintreffen sprachen“, bemerkte Vermouth mit einem Kopfnicken in meine und Gins Richtung. „Sicher, dass wir sie mit einbeziehen sollten?“ „Genau, sie wurde noch nicht genau durchgecheckt. Was ist wenn sie ein…“, bestätigte Vodka Chiantis Aussage und klopfte auf den Tisch. „Ach ja. Ich habe vorhin das FBI vor ihrer Wohnung gesehen. Es scheint als hätten sie auch ein gewisses Interesse an ihr“, erzählte Gin. „Noch mehr ein Grund ihr nicht zu trauen!“, knurrte Korn verschwörerisch. „Wenn ihr mit so wenig Vertrauen entgegen bringt, warum sollte ich dann hier sein. Der Boss vertraut mir auch sonst hätte er mich nicht eingestellt, also könntet ihr euch mal zusammenreißen und mir wenigstens einen Funken von Vertrauen entgegen bringen. Ich habe euch noch nicht enttäuscht und deshalb gibt es keinen Grund misstrauisch zu sein“, argumentierte ich aufgebracht. „Oh doch, Vine. Ich weiß genau wer du bist! Du bist die Tochter von Jules und Champagne. Also hättest du ein Motiv um uns Schaden zufügen zu wollen“, knurrte Korn. „Hey nur mit der Ruhe. Wenn dem so wäre, braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, sie steht unter meinem Schutz ebenso wie unter meiner Beobachtung und Kontrolle. Ist das ein Wort?“, deutete Gin. Ich starrte ihn ungläubig an. Es schien wirklich so, als wollte er mich um jeden Preis beschützen, aber was für Vorteile ergaben sich denn für ihn dafür. „Ich glaube du hast eher eine neue Bettschnecke gefunden. Jetzt, wo es Sherry nicht mehr gibt. Du warst schon lange ohne sitzen geblieben oder?“ Mein Nebenmann hatte sich immer noch gut unter Kontrolle auch wenn er drohte an die Decke zu gehen: „Werd ja nicht frech, Chianti, ich warne dich! Noch ein falsches Wort und ich sorge höchstpersönlich dafür, dass ich dich öffentlich foltern und hinrichten darf!“ Arrogant schnappte die Scharfschützin nach Luft. Er war eine Bestie wenn er erst mal in Fahrt kam und ich merkte direkt, dass er sich hier ganz anders benahm, als wenn wir alleine und ungestört waren. Er schien fast schizophren zu sein. Schon wieder eine groteske und belustigende Art der Betrachtung. Er setzte sich wieder hin und schien sich ganz langsam zu beruhigen, sein Atem ging immer noch schnell und er beobachtete sie prüfend mit einem hasserfüllten Blick. „Los wehr dich, Vine. Nenn uns den Grund warum du bei uns bist. Die Wahrheit, sonst bist du vielleicht die nächste die gefoltert wird“, machte Chianti bei mir weiter. Alle starrten mich an und ich achtete nicht, welche Warnungen Gin mir mit seinem Blick zeigen wollte. Ich redete einfach drauf los: „Ihr wollt es wissen. Na gut, ob es euch gefällt oder nicht ich fange an. Meine Eltern waren hier auch beschäftigt und ihr habt sie umgebracht als sie fliehen wollten, weil sie sich weigerten weiter zu arbeiten. Ist mir alles egal, was ihr damals getan habt und so weiter. Ich bin nur hier, weil ich wenigstens ein wenig über meine Eltern erfahren wollte, auch wenn es nur ihre Lebensweise betrifft. Ich bin auch hier, weil ich dieses Leben bevorzuge und ich euch nicht umsonst studiert haben will. Ich suchte euch um darauf bei euch einzusteigen. Wenn das ein Grund sein sollte mich umzubringen, dann tut euch keinen Zwang an. Ich weiß wie es in dieser Szene abgeht und welche Regeln ihr habt. Ich bin nicht hier um Rache auszuüben oder euch zu hintergehen als NOC oder sonst was…“ Weiter ließen sie mich nicht reden und Gin hielt mir den Mund zu. Auf einmal richteten sich bestimmt 10 bis 20 Waffen auf mich. Alle der Organisationsmitglieder die nicht an meinem Tisch saßen. „Fehlalarm, sie ist eine Blutige“, sagte Vermouth um die Angelegenheit aufzuklären. Die Lage entspannte sich und alle Waffen wurden zurückgezogen bzw. eingesteckt. mit dem Blutige meinte sie bestimmt etwas in der Art wie Anfängerin. Ekelhaft so bezeichnet zu werden. „Sag niemals so laut dieses Wort, wenn du die Bedeutung kennst. Dur dürften die Konsequenzen nun klar sein, was alle anderen denken, wenn du es laut aussprichst. Dann klopf lieber ein bis zwei Mal auf den Tisch“, klärte sie auch direkt auf. „Normalerweise sind wir nicht so zögerlich in solchen Angelegenheiten, du könntest theoretisch jetzt schon tot sein“, belustigt blinzelte Chianti mich an. Ich fing an diese Frau als Geisteskranke einzustufen. Sie hatte umgangssprachlich ausgedrückt einen an der Waffel. Ich bestellte mir einen Drink, auf den Gin mich höflicherweise einlud. „Und wie genau stellst du dir das vor, mehr über deine Eltern zu erfahren?“, fragte Vodka mich interessiert. „Ich hatte schon ein interessantes Gespräch mit dem Boss, das mich schon sehr weit gebracht hat. Vielleicht entwickelt sich noch was“, antwortete ich. Darauf entgegnete Gin schlicht: „Ich denke nicht, dass es noch viele Leute geben wird, die sich daran erinnern oder gar zu dieser Zeit schon dabei waren. Wir bekommen täglich so viele Neuzuwächse und täglich muss irgendjemand gehen. Der Zeitpunkt müsste schon fast 19 Jahre zurückliegen.“ Seine Worte zügelten nicht meine Motivation. Ich würde noch genug herausfinden, das wusste ich. Immerhin würde ich sowieso bis mein Leben enden würde, hier in der Organisation verbringen. Ich hatte also noch genug Zeit. Mein Drink kam und ich nippte ein paar Mal daran und zündete mir eine Zigarette an. „Na gut, lange Rede, kurzer Sinn. Sollte sie eine Verräterin oder ein »klopf, klopf« sein, werden wir sie sowieso umbringen, also ist es quasi egal wie viel sie weiß. Gin beobachtet sie eh Tag und Nacht, bis wir sicher sind, dass sie es ehrlich mit uns meint. Falls sich während dieser Zeit schon herausstellt, dass sie es nicht ehrlich meint, kann Gin sie ja direkt töten. Also morgen werden wir das Haus von Shinichi Kudo nochmals durchsuchen, hat irgendjemand schon irgendwelche Neuigkeiten die uns weiterhelfen könnten? Ich habe nämlich eigentlich keine Lust dort nochmal alles auf den Kopf zu stellen“, beteuerte Vermouth. Wenn die wüssten, was ich alles wusste, dann könnten sie alle direkt umbringen und dieses Thema wäre schneller erledigt als es begonnen hatte. Aber ich ließ sie weiter im Dunkeln tappen, das wäre bestimmt um einiges lustiger, als ihnen schnellstmöglich auf die Sprünge zu helfen. Ich konnte meinen besten Freund ja auch nicht direkt am Anfang umbringen, dass wäre ein Ding der Unmöglichkeit. „Was ist genau mit Shinichi passiert, wenn ich fragen darf. Ich weiß nur, dass er auf einmal verschwand und nicht mehr erschien. Das die Organisation was damit zu tun hat, hatte ich mir schon gedacht, aber inwiefern?“, auskundschafte ich, obwohl ich doch alles wusste. Tja, ich blieb auch in misslichen Lagen eine gute Schauspielerin. „Das bereden wir am Besten an einem anderen Ort und zu einem anderen Zeitpunkt, Vine“, stoppte Gin mich und klopfte mir leicht auf die Schulter. Ich nickte unbekümmert. Vielleicht erzählten sie mir noch mehr als die anderen oder wussten sie eher weniger als Shinichi und Haibara. „Erzählt mir über diese Sherry“, bat ich. Gin zischte und Vermouth‘s Blick veränderte sich schlagartig zu einem hasserfüllten und wütenden. „Oh, oh, oh. Die wunde Stelle“, schäkerte Chianti. „Sie ist unbedeutend, dieses Weib. Oh ich hätte so viel schlimmere Wörter für sie im Hinterkopf“, knurrte mein Nebenmann immer noch aggressiv. „Was hat sie getan? Ich dachte sie hätte euch verlassen und so viel ich weiß arbeitet ihr sehr gründlich, warum nehmt ihr dann an, dass sie noch lebt“, hakte ich nach. „Wir nehmen es nicht an, wir wissen es. Ich und Gin haben sie gesehen, diese Schlampe. Im Beika City Hotel diese Nacht auf dem Dach. Auch wenn sie angeschlagen war und eine Brille trug war sie unverwechselbar“, antwortete Vodka für seinen Boss. Ich hatte verstanden. Das war es also, sie war die Verräterin und Gin hatte mit ihr eine Affäre gehabt und alle vermuten jetzt, dass Gin mich ab sofort für eine neue Affäre benutzen würde um Sherry zu vergessen. Das heißt zumindest in der Liebesbeziehung mit ihr abzuschließen. „Ich helfe dir sie zu finden. Habt ihr euch vielleicht mal überlegt, dass sie und dieser Shinichi unter einer Decke stecken könnten. Denn die Beiden sind die Einzigen die euch jemals durch die Lappen gegangen sind, oder?“, ich führte sie zwar gefährlich nahe an die Wahrheit heran, aber ich musste zuversichtlich bleiben und vor allem überzeugend, denn alle schienen mir zu misstrauen, außer Gin und Cognac. „Zu diesem Gesichtspunkt sind wir zwar auch schon gekommen, aber ich stufe dies als eher unwahrscheinlich ein“, antwortete Vermouth. „Und warum das eigentlich, mir scheint als würdest du Shinichi decken, denn immer wenn er im Gespräch ist oder dieser Detektiv Mori verhältst du dich merkwürdig“, schwärzt Chianti Vermouth an. Korn versucht sie zu beschwichtigen, aber Chianti scheint ihre Ekstase erreicht zu haben. Ich schlürfte wiederum an meinem Drink, der sich dem Ende zuneigte. „Und was ist wenn der Schnüffler eine Spur ist und ihr ihn letztens umsonst fallen gelassen habt?“ „Sag mal Vine, wie kommt es das du so viel über unsere Vergangenheit weißt?“, lenkte Korn auf meine angedeutete Auffälligkeit. „Ihr arbeitet eben auffällig. Ihr stecht einem richtig ins Auge. Wenn man einmal etwas von euch gehört hat, lässt man nicht mehr so leicht ab mehr von euch zu erfahren. Die Decknamen, die Farbe, das Ziel.. obwohl das Ziel war schwer herauszufinden. Ich habe euch beobachtet, euch regelrecht verfolgt, ohne dass ihr etwas gemerkt habt, weil ich eure Taktik studiert hatte. Gin hatte es mir am meisten angetan, weil er derjenige war, der mir am meisten ins Auge stach von seinem Benehmen her. Das schrie ja förmlich schon nach Verbrechen. Ich hörte, das war auch der Grund weshalb der Schülerdetektiv euch damals folgte, nicht wahr? Weil ihr ihm gleich merkwürdig vorkamt. Mal ehrlich, ihr seid nicht zu übersehen auch wenn ihr so sauber arbeitet.“ Das war ein ziemlich langer Vortrag von mir und ich glaubte ich hatte meine Worte nicht mehr so im Griff gehabt. Alle am Tisch starrten mich mit runter geklappter Kinnlade an. „Also mich hat lange nichts mehr so aus der Fassung gebracht“, meinte Chianti. „Ja, mich auch nicht“, stimmte Korn zu. „Also Vine. Wenn du soviel Mängel an uns entdeckt hast, dann bist du doch sicherlich in der Lage uns bei der Beseitigung dieser zu helfen oder? Damit uns nicht mehr so schnell jemand entdeckt“, meinte Vermouth. Triumphierend schaute ich in die Runde. Sie hatten also meinen Köder geschluckt und hofften nun, von mir so Einiges zu erfahren und an Verbesserungsvorschlägen. Das gab mir Gelegenheit die Organisation ein wenig so zu verformen wie ich es wollte, natürlich musste mir der Big Boss sein Einverständnis geben. Es gefiel mir mit diesem Namen an ihn zu denken, das verlieh der ganzen Sache etwas Humor. „Ich werde mich darüber ausführlich mit Anukata auseinander setzen. Aber vorerst werde ich mich erst mal ein wenig versuchen einzuleben. Denn ich habe ja keine Ahnung wie euer Alltag aussieht. Vorerst schlage ich vor die Detektei in Beika zu beschatten, so erfahren wir vielleicht mehr. Man sollte sich immer gründlich informieren, bevor man irgendwelche voreiligen Schlüsse zieht. Zum Beispiel der Peilsender war die Idee von Mori oder des FBIs“, sagte ich selbstsicher. Erstaunte Blicke huschten hin und her und fixierten mich darauf eindringlicher. Ich war mutiger als ich je dachte und wahrscheinlich gefiel ihnen das. Voller Stolz malte ich mir schon meine Spitznamen aus, wie zum Beispiel »Die Bestie« oder »Drache«, aber da versprach mir meine Fantasie wie immer zu viel. „Vine, lass uns zurückfahren. Ich glaube du hast für heute genug gesagt.“ „Aber ich wollte euch doch nur…“ „Widersprich mir nicht!! Du kommst jetzt sofort mit!!“, befahl Gin in einem aggressiven Ton. Mir fiel wieder ein, welche Rolle ich hier eigentlich vertrat. Den Neuankömmling. Ich hatte rein gar nichts zu sagen. Also warum konnte ich meine vorlaute Klappe nicht einmal halten. Nicht einmal im Angesicht der Gefahr? Ich folgte ihm ohne Widerstand hinaus, in sein Auto und zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)