Ein nicht ganz so normales Wochenende von Friedi (James♥Lily) ================================================================================ Kapitel 1: James' Sichtweise ---------------------------- Vollkommen alle warf ich mich auf das Sofa. Es hatte heute wieder drei Angriffe auf Muggel gegeben und in der Aurorenzentrale war die Hölle los. Jetzt hatte ich eigentlich keinen Bock mehr auf Nichts, aber Lily war noch nicht zu Hause. Sie hatte heute Nachtschicht und deswegen war ich heute mit Kochen dran. Ich seufzte. Das Schicksal plante solche Tage. Es halste mir immer dann den Kochdienst auf, wenn ich eigentlich total ausgepowert von der Arbeit kam. Widerwillig warf ich einen kurzen Blick auf die Uhr. Halb 9 Uhr abends. Lilys Schicht würde erst in einer Stunde zu Ende sein. Praktisch! Hieß also, dass ich noch wenigstens ne halbe Stunde Zeit hatte, um auf dem Sofa liegen zu bleiben. Ich schloss meine Augen. Zum Abschalten ist ne halbe Stunde ja leider zu kurz. Aber man kann ja wenigstens so tun als ob… Es kam mir vor, als hätte ich meine Augen gerade erst geschlossen, als ich sie wieder öffnete. Da war ein Geräusch! Irgendwer war in der Küche. Wer, bei Merlins Unterhose, bricht in unsere Küche ein??? Mein Blick wanderte kurz zur Uhr. Dreiviertel 10! Shit! Doch verpennt! Damit hatte sich aber immerhin der Gedanke „Einbrecher“ erledigt. Umso verschlafener ließ ich mich vom Sofa rollen. War nicht gerade die bequemste Methode, aber in der Regel hielt sie mich zumindest für die nächste halbe Stunde wach. Gähnend ging ich in die Küche. Es ist seltsam, dass, obwohl man verschlafen hat, man hinterher nur noch umso unausgeschlafener ist, als wenn man rechtzeitig aufgestanden wäre. Sie war gerade dabei die Teller aus dem Schrank zu holen. „Hey Flower“, sagte ich. „Hallo“, erwiderte sie lächelnd. „Tut mir echt leid“, entschuldigte ich mich direkt. „Ich weiß, ich wäre dran gewesen mit Kochen.“ Sie lächelte nur. „Du siehst so süß aus, wenn du schläfst“, antwortete sie. Dann grinste sie schließlich. „Aber wenn du magst, kannst du gerne dann für mich das Kochen übernehmen, wenn du das nächste Mal von der Nachtschicht kommst.“ Sie kicherte, aber irgendwie kam keine wirkliche Information in meinem Gehirn an, außer dass sie mir anscheinend nicht böse war. Ich nahm auch noch verschwommen wahr, dass sie nur leicht belustigt den Kopf schüttelte und sich abwandte. Sie sagte auch noch irgendwas, aber ich schnitt es nicht wirklich mit. Wie unter dem Imperius stehend ging ich zum Herd, um ihr beim Essen machen wenigstens zu helfen. … Hm … Bildete ich mir das gerade eigentlich nur ein, oder hatte der Kochlöffel tatsächlich gerade ein Eigenleben entwickelt? … Nein, eigentlich kann das ja nicht sein. Aber irgendwie bekam ich den verdammten Löffel nicht zu fassen. … … … Es war amtlich! Ich war drauf und dran den Verstand zu verlieren! Ich spürte Ihre Hand auf meiner Schulter und ich wandte den Blick zu ihr. Sie gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange, dann sah sie mich belustigt an. „Ist schon gut“, meinte sie. „Du schläfst ja schon fast im Stehen ein!“ Ich wollte etwas antworten, aber mein Gehirn brachte gerade nichts wirklich Geistreiches zustande also nickte ich nur. Aus irgendeinem Grund schien sie sich zu amüsieren. Aber wirklich Gedanken darüber machen konnte ich mir auch nicht. Ich setzte mich auf einen der beiden Stühle, während sie das Essen fertig kochte. Während wir aßen, wechselten wir kein Wort miteinander. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt versucht hatte, ein Gespräch anzufangen. Was ich weiß ist, dass sie sich die ganze Zeit über irgendetwas zu amüsieren schien. Mein Zeitgefühl hatte ich längst verloren. Irgendwann fand ich mich in unserem Schlafzimmer, in unserem Bett wieder. Endlich! Viel länger hätte ich wahrscheinlich auch nicht wach bleiben können. Sie setzte sich aufrecht neben mich und strich mir zärtlich durchs Haar. „Muss ja anstrengend gewesen sein bei dir heute“, stellte sie fest. „Hmmm…“, gab ich lediglich von mir, ohne die Augen zu öffnen. „Ich hoffe, es ist niemand verletzt worden.“ „Nur die Todesser!“, murmelte ich. Ich glaube sie kicherte leise, aber sie sagte nichts weiter. Ich genoss es einfach, wie sie mir weiter zärtlich durch das Haar strich… Als ich aufwachte, lag Lily, an mich gekuschelt in meinen Armen und schlief noch tief und fest. Ich strich ihr zärtlich über ihren Rücken, dann drückte ich sie noch fester an mich und schloss noch einmal die Augen. Es war Sonntag. Wie ich diesen Wochentag doch liebte! Wenigstens einer, an dem ich zumindest nicht von früh bis spät in der Aurorenzentrale sitzen und Fälle bearbeiten musste oder zu irgendeinem x-beliebigen Einsatz musste. Well, letzteres konnte mir auch heute passieren. Musste aber nicht! Entsprechend hatte ich es auch überhaupt nicht eilig, aus dem Bett zu kommen. … Nur für das Schicksal galt das offenbar nicht… Es klingelte an der Tür. Ich grummelte. Wer, bei Merlins Unterhose, störte schon so früh am Morgen? Ich späte durch den Türspion. Tatze! Ging seine Uhr neuerdings vor? Gerade er wusste doch, dass man mich sonntags nicht um die Uhrzeit aus dem Bett holen sollte. „Tatze!“, murrte ich, als ich ihm die Tür öffnete. „Wieso, zum Geier, holst du mich so früh aus dem Bett???“ „Morgen auch“, erwiderte er. „Was heißt hier früh? Also ich weiß ja nicht, ob deine Uhr nen Sprung hat, aber auf meiner Uhr ist es viertel 11.“ Verdutzt griff ich nach seinem Arm und starrte auf seine Uhr. What the …! „Die Zeitumstellung hast du aber berücksichtigt, letztens, oder?“, stellte ich sicher. Wobei; auch viertel 10 war jetzt noch keine unmenschliche Zeit. Aber das ignorierte ich grad einfach mal geflissentlich. „Ja, ganz sicher!“, lachte Tatze. „Wenn nicht, dann hast du sie aber offensichtlich auch nicht berücksichtigt.“ Er deutete auf die Wanduhr hinter mir. Ich drehte mich um. Verdammt! Er hatte Recht. Es war viertel 11. Ich zweifelte langsam echt an meinem Verstand. Tatze schien erraten zu können, was ich dachte. Er lachte. „Willst du mich eigentlich in der Tür stehen lassen?“, fragte er grinsend. Ich bemerkte, dass wir wirklich noch in der Tür standen. Ich bevorzugte es, das lieber unkommentiert zu lassen, bevor ich noch irgendwas vollkommen Geistreiches von mir gab. Dass mein Gehirn seit gestern Abend nicht mehr zu gebrauchen war, wusste ich selber. Das musste er mir nicht unbedingt unter die Nase reiben. Ganz langsam kam mir auch die Erinnerung zurück, dass wir gestern Abend abgemacht hatten, uns heute zu treffen, um einen Auftrag des Ordens zu besprechen. … Ich hätte in diesem Moment den Kopf gegen die Tür rammen können. (Leichte) Schläge auf den (Hinter)Kopf sollten ja angeblich das Denkvermögen erhöhen. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass Tatze mir das für alle Zeiten vorhalten würde. „Hast du eigentlich schon gefrühstückt?“, fragte ich und kam damit einem lauten Magenknurren von mir zuvor. „Ich ja“, erwiderte Sirius, stark beherrscht. Ich konnte schwören, dass er nur zu gerne bellend aufgelacht hätte. „Aber du offensichtlich noch nicht.“ Ich deutete diese Aussage ganz einfach als ein Einverständnis dafür, dass ich vorher noch frühstücken durfte. Gerade Tatze hatte eigentlich sowieso nie ein Problem mit Essen gehabt. Also war es ja eigentlich auch egal, ob er schon gegessen hatte oder noch nicht. Die Küche war nicht wirklich aufgeräumt. Fand ich ja verständlich. Ich konnte Lily nicht verübeln, dass sie nachdem sie schon nach ihrer Nachtschicht den Kochdienst für mich übernommen hatte, nicht auch noch die Meinung gehabt hatte abzuwaschen. Was mich allerdings irritierte war die Menge an Essen, die im Vorratsschrank vorhanden war, oder besser gesagt: nicht mehr vorhanden war. Tatze sah sich um. „Gesunden Appetit gehabt, gestern Abend, oder?“, erkundigte er sich, als er die drohende Leere im Vorratsschrank erblickte. Ich überlegte. Eigentlich hatte ich doch gestern gar nicht so viel gegessen gehabt… Wobei… genau genommen hatte ich das wahrscheinlich bloß nicht mitbekommen. Also suchte ich nach einer passenden Antwort für Tatze. „So viel Energie, wie ich gestern verbraucht hab, ist das ja eigentlich nicht verwerflich, findest du nicht?“, behauptete ich und kramte eine Packung Cornflakes hervor. Dann musste ich mich heute halt erst mal mit einem eher minimalistischen Frühstück begnügen. Tatze grinste, ließ es aber unkommentiert. Während ich noch Kaffee kochte, kam Lily aus dem Badezimmer. „Morgen“, wünschte sie uns und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Hallo, Sirius. Wie kommt’s?“ „Hi“, erwiderte er. „James und ich wollten noch was wegen ’nem Auftrag des Ordens besprechen.“ „Aha“, antwortete sie gähnend. Dann ging sie zum Vorratsschrank und holte Tee heraus. „Ich mach auch grad Kaffee“, teilte ich ihr mit. „Mir ist heute nicht so nach Kaffee“, gab sie zurück. Ich stutzte. Ihr war heute nicht so nach Kaffee? Der Kaffeekonsumentin schlechthin in diesem Haus war heute nicht so nach Kaffee? Hier war was faul! „Alles OK mit dir?“, erkundigte ich mich und stellte fest, dass sie auch etwas blass aussah. „Ja, mir geht’s gut“, erwiderte sie und lächelte. Ich sah sie einen Moment besorgt an. Dann aber sagte ich mir, dass sie als Heilerin wahrscheinlich besser wusste als ich, wenn mit ihr selbst irgendetwas nicht stimmte. Und warum sollte sie es mir dann verschweigen? Sie warf einen Blick in den Vorratsschrank. „Hm…“, machte sie. „Ich glaube, der sollte mal wieder etwas gefüllt werden.“ „Geringfügig“, kommentierte Tatze sie ironisch. Sie ignorierte ihn. „Wird für heute aber sicherlich noch reichen“, vermutete ich. Wenn es ganz hart kommen würde, dann würde es auch noch für morgen reichen. „Ja, aber für morgen dann garantiert nicht mehr“, antwortete sie mir und widersprach damit meinen stillschweigenden Gedanken. Das wunderte mich dann jetzt schon ein wenig. Nicht dass ich jetzt noch unnötig hätte warten wollen, aber normalerweise aß sie ja auch nicht ungewöhnlich viel. Tatze war schneller als ich, als er aussprach, was ich dachte. „Wie viel hast du eigentlich vor zu essen?“, fragte er. „Wie definierst du viel?“, erwiderte sie. Tatze und ich warfen uns einen Blick zu. Eindeutig! Mit Lily stimmte doch irgendwas nicht. Allerdings wollte ich sie auch nicht vor Tatze zur Rede stellen. Ich bedeutete ihm mit einem Blick, es einfach dabei zu belassen. Er ging auch tatsächlich nicht weiter darauf ein. Lily nahm sich ein paar Äpfel und wusch sie ab, bevor sie sie schälte. Ich musste mich langsam beherrschen, um nichts zu sagen. Seit wann hatte sie etwas gegen die Schale von Äpfeln? Aber den Gesprächstermin hatte ich ja bereits innerlich angesetzt, sobald Tatze wieder gegangen war. Hm… Für gewöhnlich konnte das ne Weile dauern. Zur Not würde ich ihn rausschmeißen müssen. Der Kaffee war nun halb durchgelaufen. Ich hatte gerade noch Zeit, selbst ins Badezimmer zu verschwinden. Wenn ich geglaubt hatte heute, im Laufe des Tages, noch irgendwann mal irgendeinen klaren Gedanken fassen zu können, dann hatte ich mich gewaltig getäuscht. Dieses Besseren wurde ich auch soeben belehrt, als ich das Badezimmer betrat: Hatte Lily erbrochen??? OK! Schluss, Aus, Sense! Ich würde nicht warten, bis ich mit Tatze den Auftrag besprochen hatte. Das war im Moment auch absolut zu viel verlangt. Im Eiltempo machte ich mich fertig, dann ging ich wieder zu den beiden in die Küche. „Tatze“, wandte ich mich zunächst, mit gedämpfter Stimme, an meinen besten Freund. „Was ist jetzt los?“, wollte er wissen. „Ich glaube die Besprechung muss doch noch warten.“ Er hob irritiert eine Augenbraue. „Warum?“, fragte er. „Erklär ich dir später. Es gibt ein dringendes Problemchen zu klären, für mich.“ Er und auch Lily sahen mich etwas verdutzt an. „Wenn du meinst!“, sagte Tatze schließlich. „Aber dann will ich auch ne glaubhafte Ausrede von dir haben.“ Er erhob sich. „Sicher!“, versprach ich. „Tut mir Leid, aber glaub, ich hätte da im Moment echt keine Nerven für.“ „Sicher, sicher!“, erwiderte Tatze. „Das kannst du dann alles mit deiner ‚Ausrede’ verbinden.“ Drei Minuten später waren Lily und ich wieder allein. Sie warf mir einen fragenden Blick zu. „Du hast ihn noch nie so ohne weiteres gebeten zu gehen“, wunderte sie sich. „Ist was nicht in Ordnung?“ „Das wollte ich eigentlich dich fragen“, antwortete ich. Ich konnte die Sorge um sie nicht länger unterdrücken. „Was ist los mit dir? Dir ‚ist heute nicht so nach Kaffee’, du hast plötzlich was gegen die Apfelschalen und ich weiß, dass du erbrochen haben musst. Das kann nicht normal sein.“ Jetzt lächelte sie wieder. Sie erhob sich und drückte sich fest an meine Brust. „Es ist nichts schlimmes“, versicherte sie mir. „Von nichts schlimmen wird einem aber in der Regel auch nicht übel“, widersprach ich. Ich strich ihr zärtlich durch das Haar. „Ich hab es dir eigentlich gestern Abend schon sagen wollen…“ „Was?“ Sie antwortete nicht. Sie löste sich nur aus meiner Umarmung, nahm meine rechte Hand und legte sie sich selbst auf ihren Bauch. Dann sah sie mich mit leuchtenden Augen an. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte das Gefühl, als würde ich urplötzlich von den Füßen gerissen und in den Himmel gehoben. Und ich wollte nicht wieder runter kommen. Alle meine Sorgen hatten sich von einem Schlag auf den anderen verflüchtigt und an ihre Stelle waren unbeschreibliche Glücksgefühle getreten. Ich wollte etwas sagen, aber ich war zu überwältigt. Ich blickte sie nur überglücklich an. Freudentränen traten in meine Augen. Sie blickte mich ebenso glücklich an. „Ich liebe dich“, flüsterte sie und küsste mich sanft auf die Lippen. Und da konnte ich einfach nicht mehr anders. Ich zog sie fest in meine Umarmung und ließ sie nicht mehr los. „Ich liebe dich auch, Flower“, schwor ich ihr. Ich küsste sie auf die Stirn. „Ich liebe dich.“ Sie schloss glücklich die Augen und drückte sich noch fester an mich, während ich alles zunehmend realisierte. Nach dem Frühstück rannte ich in unser Schlafzimmer, wo ich nach meinem Zwei-Wege-Spiegel suchte. Endlich fand ich ihn. „Tatze!“, rief ich aufgeregt. Sein verdutzter Gesichtsausdruck erschien in meinem Spiegel. „Sag mir nicht, dass das jetzt so schnell ging“, antwortete er und sah mich skeptisch an. Ich achtete nicht sarkastischen Unterton in seiner Stimme. Ich war im Moment so aufgekratzt. „Ich werde Vater!“, teilte ich ihm unvermittelt mit. Er sah mich mit großen Augen an. „Ich werde Vater!“, wiederholte ich hibbelig. Wahrscheinlich entschied Tatze in diesem Moment gerade, dass mit mir heute garantiert nichts mehr anzufangen sein würde. Ich grinste ihn an. Er starrte zurück. Stille. Bis er, nach hinten umkippend, aus dem Spiegel verschwand… *** Kapitel 2: Lilys Sichtweise --------------------------- Geschafft räumte ich meinen Schreibtisch auf. Schon wieder eine Menge neuer Patienten eingeliefert worden. Und nicht, dass es Montag ruhiger werden würde. Nein, die Kurve der neu eingelieferten Patienten stieg ja überproportional. Gott sei Dank war wenigstens James nicht unter den Verletzten und auch sonst keiner von unseren Freunden. An schlimmeres wollte ich lieber nicht denken. Meine Schicht war fast zu Ende. Nur noch ein paar Krankenbesuche, dann konnte ich endlich nach Hause. Gerade heute freute ich mich unglaublich auf zu Hause. Ich wollte nur noch James sehen. Als es endlich halb 10 war streckte ich mich noch einmal ausgiebig. Ich verabschiedete mich noch von meinen Kollegen, dann flohte ich nach Hause. Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, mit James noch einen gemütlichen Abend zu verbringen. Aber warum hatte ich nur plötzlich so das Gefühl, dass ich wohl umplanen musste? Musste wohl daran liegen, dass James, alle viere von sich gestreckt, auf dem Sofa schlief. Was hatte ich auch erwartet? Wenn ich heute einen anstrengenden Tag gehabt hatte, dann er garantiert auch. Hätte ich ja mit rechnen können. In der Aurorenzentrale musste die Hölle los sein. Und wenn mein sonst so energiegeladener Mann schon halb 10 tief und fest auf dem Sofa schlief, dann musste wirklich die Hölle los sein. … Hieß aber höchst wahrscheinlich auch, dass James wohl stillschweigend den Kochdienst mit mir getauscht hatte. Hm… würde im Ausgleich bedeuten, dass er nach seiner nächsten Nachtschicht dran wäre. Ich wagte ja zu bezweifeln, dass er das durchhalten würde. … Wir mussten eindeutig mal nen neuen Haushaltsführungsplan erstellen. Aber irgendwie konnte ich ihm heute nicht böse sein. Er sah so süß aus, wenn er schlief. Ich kniete mich kurz neben ihn und strich ihm zärtlich über die Wange. Dann erhob ich mich wieder und ging in die Küche. Dacht’ ich’s mir doch! Er hatte den Kochdienst mit mir getauscht. Well, sahen wir es mal von der positiven Seite: So konnte ich wenigstens selber entscheiden, was ich essen wollte. Und so hungrig wie ich war hätte James sowieso nur daneben liegen können. Ich suchte mir die Zutaten aus dem Vorratsschrank zusammen und begann das Abendessen zu machen. Wenige Minuten später, gerade als ich dabei war Teller aus dem Schrank zu holen, kam James in die Küche getorkelt. Ach Gott. Hatte ich ihn jetzt geweckt? „Hey Flower“, grüßte er mich verschlafen. „Hallo“, erwiderte ich lächelnd. Ich liebte es, wenn er mich verschlafen anblickte. „Tut mir echt leid“, entschuldigte er sich. „Ich weiß, ich wäre dran gewesen mit Kochen.“ Ich lächelte nur. Das hatte sich ja nun erledigt. Aber so wie er aussah, wäre er sowieso nicht aufnahmefähig für Kritik gewesen, selbst wenn ich ihm hätte böse sein können, was ich ja auch nicht konnte. „Du siehst so süß aus, wenn du schläfst“, antwortete ich. Dann grinste ich schließlich. „Aber wenn du magst, kannst du gerne dann für mich das Kochen übernehmen, wenn du das nächste Mal von der Nachtschicht kommst.“ Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Er sah nicht so aus, als wäre die Information in seinem Gehirn angekommen. „Du bist echt mein kleiner Siebenschläfer“, kicherte ich und wandte mich ab. Ich bezweifelte, dass er das mitgekriegt hatte. Es kam mir schon fast so vor, als ob er unter dem Imperius stehen würde. Oder aber wie ein ferngesteuerter Roboter, wobei ersteres eher auf ihn als Zauberer passte. Jedenfalls ging er rüber zum Herd. Offensichtlich wollte er mir wenigstens helfen, damit ich nicht alles allein machen musste. Süß! Aber ich hatte ja so meine Zweifel, dass er sich darauf hätte konzentrieren können. Ich ließ den Kochlöffel durch einen ungesagten Zauber von alleine rühren. Ich hatte stark zu tun, mir das Lachen zu verkneifen, als er immer wieder versuchte den Löffel zu fangen. So verpeilt, wie er war, war der Löffel nur leider schneller als er. Ich kicherte und legte meine Hand auf seine Schulter. Er wandte sein Gesicht mir zu. Ich küsste ihn kurz auf die Wange. Dann lächelte ich ihn amüsiert an. „Ist schon gut“, versicherte ich ihm. „Du schläfst ja schon fast im Stehen ein!“ Er antwortete nicht. Sein Gesichtsausdruck bestätigte mir diesen Satz. Er bot ein Bild für die Götter. Er setzte sich auf einen der beiden Stühle, während ich das Essen fertig kochte. Während wir dann aßen, wechselten wir kein Wort miteinander. Er zumindest war sowieso nicht in der Lage ein Gespräch zu führen, also versuchte ich es gar nicht erst. Ich weiß nicht, ob er es selbst überhaupt realisierte, aber ihm fielen immer wieder die Augen zu. Ich wartete ja förmlich darauf, dass er beim Essen einschlief. Leider tat er mir diesen Gefallen ausnahmsweise nicht. Trotzdem sah es unglaublich knuffig aus. Nach dem Essen ließ ich ihn zuerst ins Badezimmer gehen. In der Zwischenzeit räumte ich zumindest den Tisch ab. Ich war auch nicht gerade relaxter als er und ich hatte echt keine Meinung mehr abzuwaschen. Konnte ich dann morgen ganz geflissentlich auf ihn schieben. In der Regel machte er bei so was keine Anstalten. Während ich mich umzog, kam James wieder aus dem Badezimmer getorkelt. Ich lächelte. Er fiel wie ein Stein ins Bett. Nun ging auch ich ins Badezimmer. Als ich fertig war setzte ich mich zu meinem Mann ins Bett und strich ihm zärtlich durch das Haar. „Muss ja anstrengend gewesen sein bei dir heute“, stellte ich fest. „Hmmm…“, gab er lediglich als Antwort von sich, ohne die Augen zu öffnen. „Ich hoffe, es ist niemand verletzt worden.“ „Nur die Todesser!“, murmelte er. Ich kicherte leise, sagte aber nichts weiter dazu. Ich legte mich neben ihm und strich ihm unentwegt durch das Haar, solange bis ich regelmäßige Atemzüge von ihm hörte und ich mir sicher war, dass er nun eingeschlafen war. Er hatte noch erstaunlich lange durchgehalten. Ich war beeindruckt. Ich kuschelte mich an ihn und entschwand nun auch allmählich ins Reich der Träume. Mir kam es vor, als hätte ich überhaupt noch nicht geschlafen, als ich von einem Läuten an unserer Haustür geweckt wurde. Ich blinzelte. Ich hörte, wie James grummelnd zur Haustür ging. Er unterhielt sich dann mit irgendjemand, aber ich konnte die Stimme nicht erkennen. Eigentlich war ich noch überhaupt nicht ausgeschlafen, aber nun, da ich einmal wach war, konnte ich auch aufstehen. Es war kurz vor halb 11. Seltsam. Mir kam es noch viel früher vor. Der erste Gang an diesem Sonntagmorgen führte ins Bad. Mir war (leicht) übel. Ich schaffte es noch gerade bis zum Klo. Dann wünschte mir mein Mageninhalt einen guten Morgen. Mir war etwas schwummrig, als ich mich wieder erhob und zum Waschbecken hinüber torkelte. Während ich mir den Mund ausspülte, hörte ich wie James den Besucher in die Küche führte. Ich konnte mittlerweile erahnen, wer es sein musste. Sirius. Ich machte mich fertig, was heute irgendwie länger dauerte als gewöhnlich. Das nannte ich doch ausgleichende Gerechtigkeit. Gestern Abend war James nicht so auf der Höhe, heute Morgen war ich dran. Ich gesellte mich zu den beiden Männern in die Küche. James war gerade dabei Kaffee zu machen. Ich liebte Kaffee. Ich konnte normalerweise zu jeder Tageszeit Kaffee trinken, aber leider sollte ich meinen Kaffeekonsum für die nächste Zeit etwas einschränken. Geringfügig! „Morgen“, wünschte ich ihnen und gab James einen Kuss auf die Wange. „Hallo, Sirius. Wie kommt’s?“ „Hi“, erwiderte er. „James und ich wollten noch was wegen ’nem Auftrag des Ordens besprechen.“ „Aha“, antwortete ich gähnend. Dann ging ich zum Vorratsschrank und holte Tee heraus. Der war eindeutig besser für mich heute (und die nächste Zeit über…). „Ich mach auch grad Kaffee“, teilte James mir mit. „Mir ist heute nicht so nach Kaffee“, gab sie zurück. Ich hätte ihm auch gerne den wahren Grund gegeben. Aber das musste nicht unbedingt vor Sirius sein. James hatte ein Recht darauf, es zuerst zu erfahren. Ich würde wohl warten müssen, bis die beiden mit ihrer Besprechung fertig waren, was allerdings nicht zwangsläufig hieß, dass Sirius dann sofort ging. In der Regel bestand auch James gerne noch darauf, dass Sirius noch wenigstens bis zum Kaffee blieb. Darauf hatte ich heute eigentlich überhaupt keine Lust. Ich war mir aber noch nicht so ganz schlüssig, ob ich Sirius dann, sobald er und James fertig waren, „rausschmeißen“ sollte oder nicht. Ich warf einen Blick in den Vorratsschrank. „Hm…“, machte ich. „Ich glaube, der sollte mal wieder etwas gefüllt werden.“ Hätte ich mich gestern eventuell ein ganz klein wenig zurück halten sollen? … Wobei; wäre auch nicht besser gewesen. Änderte nichts an der Tatsache, dass ich vielleicht gestern, in der Mittagspause noch hätte einkaufen gehen sollen. „Geringfügig“, kommentierte Sirius mich ironisch. Ich ignorierte ihn. „Wird für heute aber sicherlich noch reichen“, vermutete James. „Ja, aber für morgen dann garantiert nicht mehr“, antwortete ich. Ich brauchte gar nicht erst zu versuchen zu sparen. Das wäre unter Garantie zwecklos. Da war ich mir hundertprozentig sicher. „Wie viel hast du eigentlich vor zu essen?“, fragte mich Sirius schließlich. „Wie definierst du viel?“, erwiderte ich. Mir fiel im Augenblick nicht gescheiteres ein. Offensichtlich fiel ihm auch keine wirkliche Definition ein. Jedenfalls sagte er nichts weiter dazu. Ich entschied mich schließlich für ein paar Äpfel, die noch da waren. Ich ging rüber zur Spüle, um sie abzuwaschen und zu schälen. Ich mochte eigentlich die Apfelschalen und normalerweise ließ ich sie gerne dran, aber auch das war leider nicht wirklich gut für mich. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass James mich anblickte. Doch er sagte erst mal nichts. Nun ging er ins Badezimmer. „Magst du die Schale eigentlich nicht?“, wollte Sirius von mir wissen, als James aus der Küche war. „Nein, nicht wirklich“, log ich. „Wenn du meinst“, erwiderte er und nahm sich die Schale. „Ist aber zu schade zum Wegschmeißen.“ Er grinste mich an. Er aß die Schale so? … Bitte, wenn ihm das so lieb war? Tue er sich keinen Zwang an. James kam zurück. Er war ja wirklich fix gewesen. Grundsätzlich brauchten Männer ja sowieso nie lange im Badezimmer, aber das war absoluter Rekord. „Tatze“, wandte er sich zunächst, mit gedämpfter Stimme, an Sirius. „Was ist jetzt los?“, wollte er wissen. „Ich glaube die Besprechung muss doch noch warten.“ Er hob irritiert eine Augenbraue. Und auch ich merkte auf. „Warum?“, fragte er. „Erklär ich dir später. Es gibt ein dringendes Problemchen zu klären, für mich.“ Sirius und ich sahen James etwas verdutzt an. Er hatte Sirius noch nie so ohne weiteres aufgefordert zu gehen. Es kam mir schon etwas seltsam vor. „Wenn du meinst!“, sagte Sirius schließlich. „Aber dann will ich auch ne glaubhafte Ausrede von dir haben.“ Er erhob sich. „Sicher!“, versprach James. „Tut mir Leid, aber glaub, ich hätte da im Moment echt keine Nerven für.“ Ging es ihm nicht gut? „Sicher, sicher!“, erwiderte Sirius. „Das kannst du dann alles mit deiner ‚Ausrede’ verbinden.“ Drei Minuten später waren James und ich wieder allein. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. „Du hast ihn noch nie so ohne weiteres gebeten zu gehen“, wunderte ich mich. „Ist was nicht in Ordnung?“ „Das wollte ich eigentlich dich fragen“, antwortete er. Er klang besorgt „Was ist los mit dir? Dir ‚ist heute nicht so nach Kaffee’, du hast plötzlich was gegen die Apfelschalen und ich weiß, dass du erbrochen haben musst. Das kann nicht normal sein.“ Jetzt wurde mir klar, was los war. Ich lächelte ihn an. Ich erhob mich und drückte mich fest an seine Brust. „Es ist nichts schlimmes“, versicherte ich ihm. „Von nichts schlimmen wird einem aber in der Regel auch nicht übel“, widersprach er. Er strich mir zärtlich durch das Haar. „Ich hab es dir eigentlich gestern Abend schon sagen wollen…“ „Was?“ Ich antwortete nicht. Auf einmal waren die Worte, die ich mir gestern schon bereit gelegt hatte wie aus meinem Wortschatz verschwunden. Ich löste mich nur aus seiner Umarmung, nahm seine rechte Hand und legte sie mir selbst auf den Bauch. Dann sah ich mich mit leuchtenden Augen an. Und er schien zu begreifen. Es sah so aus, als wollte er etwas sagen, aber er schien zu überwältigt. Er blickte mich nur überglücklich an. Freudentränen traten ihm in die Augen. Ich blickte ihn ebenso glücklich an. Ich hatte so verzweifelt gehofft, dass er so reagieren würde. Ich hatte es mir so gewünscht. Und er erfüllte mir diesen Wunsch. „Ich liebe dich“, flüsterte ich und küsste ihn sanft auf die Lippen. Und plötzlich zog er mich in seine Umarmung und ließ mich nicht mehr los. „Ich liebe dich auch, Flower“, schwor er und küsste mich auf die Stirn. „Ich liebe dich.“ Ich schloss glücklich die Augen und drückte mich noch fester an ihn. Ich hätte noch ewig so da stehen können, in seinen Armen liegend, während er mir unentwegt durch das Haar strich. Schließlich aber löste er sich von mir und sah mich überglücklich an. Offensichtlich fehlten ihm die Worte, doch ich brauchte keine Worte, um ihn zu verstehen. Allein sein Blick verriet mir, dass er sich ebenso auf unser gemeinsames Kind freute, wie ich… *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)