Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 15: Gegangen -------------------- Durch die Vorhänge kämpften sich die Strahlen einer starken Morgensonne, als Ashley die Augen aufschlug. Für einen Moment musste sie ihre Gedanken sammeln, um die Ereignisse von letzter Nacht ein zu ordnen. Dann fuhr sie mit ihrer Hand das leere Bett neben sich ab. Sie setzte sich auf und sah sich im Zimmer um. Sie war wieder alleine… Die Tatsache, dass dieser Umstand sie so traurig machte, lies sie wieder in die Kissen sinken. Lily hatte sie erneut mitten in der Nacht zurück gelassen. Ashley ärgerte es, dass sie sich wieder einmal Hoffnungen darauf gemacht hatte, dass es diesmal anders sein würde. Einige Minuten kämpfte sie gegen den Drang an, sich erneut in ihre Decke zu hüllen und den Rest des Tages schmollend liegen zu bleiben. Aber sie wusste schließlich, dass das nichts bringen würde. Lily konnte es ja nicht sehen und es würde sie wahrscheinlich sowieso nicht stören. Nach langem Hadern mit sich, schwang sie sich doch aus dem Bett und machte sich auf den Weg in die Küche. Und ein paar Augenblicke später bemerkte sie, dass sie doch nicht ganz alleine in der Wohnung war. Auf der Lehne ihres Sofas saß, die Zeitung von vor ein paar Tagen lesend, niemand anderer als Lily. Als sie Ashley bemerkt hatte, warf sie die Zeitung auf den Tisch und sah Ashley milde lächelnd an. „Hallo mein Engel, schläfst du immer so lange?“ Ashley widerstand dem Drang, sich zu kneifen, denn so ganz konnte sie es nicht glauben. Lily war hier, sie war geblieben. Und bei diesem Gedanken machte ihr Herz innerlich einen Sprung. Lily indes war etwas ungeduldig anlässlich des etwas ungläubigen Blickes, den Ashley ihr schenkte. Schließlich meinte sie: „Ist dir eigentlich bewusst, dass du in einer Mülltonne lebst?“ Diese Aussage reizte Ashley zu einem Lächeln und sie wachte aus ihrem Schock auf und ging auf Lily zu. „Ist dir bewusst, dass dir das seit Monaten zum ersten Mal auffällt, obwohl du ziemlich oft hier bist?“ Lily grinste. Sie genoss diese kleinen Spielchen, auch wenn sie sich selten die Zeit dafür nahm. „Nun das liegt daran, dass ich sonst nur Augen für dich habe, wenn ich hier bin.“ Ashley legte den Kopf schief und ihr Lächeln versiegte kurz. „Und du kannst es meistens kaum erwarten, hier wieder zu verschwinden.“ Lily antwortete ihr nicht, sondern küsste sie zärtlich auf die Wange. Ashley wusste, dass dies eigentlich bedeuten sollte, dieses Thema sein zu lassen, aber sie dachte nicht daran. Es lag ihr schon so lange auf dem Herzen und jetzt war die Gelegenheit, es aus zu sprechen. „Warum bist dieses Mal geblieben?“ Lily schien etwas beleidigt darüber, dass Ashley ihre Ablenkungsversuche schlichtweg ignorierte. Doch sie stellte sich der Frage. Warum auch nicht, sie brauchte sich nicht zu rechtfertigen. „Weil du mir etwas versprochen hast. Und du weißt, dass ich bei so was immer beim Wort nehme.“ Ashleys Reaktion war eine andere, als Lily sich das vorgestellt hatte. Sie sank den Kopf und blickte betreten zur Seite. Doch sie sparte sich weitere Bemerkungen und verkniff sich jede Meinungsäußerung. Lily streichelte mit ihren Fingern sanft über ihre Wange, um sie wieder etwas zu besänftigen. Als Ashley ihr wieder in die Augen sehen konnte, erkannte Lily Tränen in den dunklen Augen glitzern. Sie kam näher und wendete den Blick nicht eine Sekunde von ihren Augen ab. Ihre Finger streichten inzwischen durch Ashleys schulterlanges Haar. Und im nächsten Moment berührten sich die Lippen der beiden. Lily lies sich Zeit. Zuerst war der Kontakt nur sehr zart, dann wurde sie fordernder und zog Ashley näher an sich. Die wehrte sich nicht dagegen – im Gegenteil, sie schlang die Arme um Lilys Schultern und lies sich im Gegenzug von Lilys Armen ganz nah an ihren Körper pressen. Lily brach den Kuss erst wieder ab, als aus Ashleys Kehle ein sanftes Stöhnen drang. Doch sie wagte es nicht sich weiter als nur ein paar Zentimeter von ihr zu entfernen. Ihre Arme waren inzwischen schon um Ashleys Hüften geschlungen. Ashley selbst hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Lily wusste, dass sie innerlich gerade einen ziemlich harten Kampf gegen ihre Vernunft führte. Doch sie wusste auch, dass Ashley noch nie auf ihre Vernunft gehört hatte, wenn es um sie ging. Lily legte ihre Stirn an die von Ashley, die daraufhin die Augen öffnete. Lily flüsterte kaum hörbar: „Sag mir woran du denkst.“ Ashley blickte ihr lange intensiv in die Augen. Lily nutzte ihr Schweigen, um sie langsam in Richtung Schlafzimmertür zu bugsieren. Die Chancen standen gut, dass Ashley letztlich nichts mehr sagen würde und es einfach zulassen würde. Doch noch bevor sie in den Türrahmen geschoben wurde, wandte Ashley sich ab und löste sich aus der festen Umarmung von Lily. Die protestierte nicht, lediglich ihre rechte Hand hielt sie fest. Sie wollte auf keinen Fall zulassen, dass sich Ashley ihr komplett entzog. Die sah sich in ihrer Wohnung um und musterte das übliche Chaos. Alles, nur um nicht Lily in die Augen zu sehen. Einige Augenblicke später hatte Lily sie wieder in eine Umarmung genommen. Die Hand mit der sie immer noch Ashleys rechte Hand hielt, war um ihre Hüfte geschlungen. Die andere, lag sanft um ihre Schultern. Lily zog Ashley langsam wieder zu sich. Die spürte an ihrem Rücken die Wärme, die von Lilys Körper ausging. „Ich bin wegen dir hier, Ashley. Ich war immer nur wegen dir hier. Auch, wenn ich nicht das sein kann, was du dir wünschst… nichts könnte mich daran hindern, wieder hier her zu kommen.“ Sie küsste Ashley sanft auf die Wange, dann auf den Hals. Während sie sich mit ihren Zärtlichkeiten weiter vor arbeitete, kamen Ashley ein paar Worte in den Sinn, die Lily erst gestern von sich gegeben hatte: Ich könnte es nicht ertragen… Ashley wandte sich wieder zu Lily um, die nun inne hielt. Sie fuhr der Dämonin durch die dunklen Haare „Ich weiß.“ War alles, was sie von sich gab, bevor sie Lily küsste. Nur wenige Augenblicke später ließ sich Ashley schließlich von Lily in das Schlafzimmer schieben. * Ein paar Stunden später erhob sich Lily aus dem Bett und zog sich an. Sie versuchte leise zu sein, um Ashley nicht aufzuwecken. Doch die war noch gar nicht eingeschlafen. Gerade als Lily aus dem Zimmer verschwinden wollte, setzte sich Ashley auf. „Warte…“ Lily drehte sich erschrocken um, damit hatte sie nicht gerechnet. „Du solltest doch eigentlich schlafen.“ Sie kam wieder zu Ashley und setzte sich auf die Bettkante. „Ich hab letzte Nacht erst geschlafen. Ich will nicht, dass du gehst.“ Lily setzte ein mildes Lächeln auf und streichelte Ashleys Wange. „Das weiß ich, aber du weißt auch, dass ich nicht bleiben kann. Also leg dich hin und schlaf.“ Sie wandte sich wieder zum Gehen, doch Ashley griff nach ihrer Hand. „Ich… es ist mir egal, was du mit mir machst, aber bitte, lass mich nicht wieder allein.“ Lily wusste genau, was sie damit bezweckte, und es war vollkommen klar, dass sie das nicht zulassen durfte. „Du musst aufhören, dich von der Illusion verführen zu lassen, dass du nicht bist was du bist und ich nicht bin, was ich bin. Und ich werde nie etwas anderes sein, als eine Ezrdämonin, die dich als Kind verführt hat und seitdem nicht mehr von dir lässt.“ Sie küsste Ashley auf die Stirn und wand sich aus ihrem Griff. Ashley senkte den Kopf „Dann sag mir, was bitte ich tun soll…“ Bevor sie die Tür durchschritt, drehte Lily sich noch mal um und lächelte „Wie wäre es, wenn du anfängst zu leben. Niemand hier kann dich hindern, das zu tun, was du gerne tun willst.“ Dann ging sie hinaus und lies Ashley, die den Tränen nahe war, allein zurück. „Niemand außer dir.“ Flüsterte sie und sank traurig wieder in die Kissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)