Der goldene Falke von raylight ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1, 27. März 2006 ----------------------------------- Evelyn durchsuchte jedes einzelne Bücherregal in der Bibliothek des Instituts für Archäologie. Da sie alleine in dem Raum war, konnte sie ungestört suchen. Sie seufzte. Nachdem sie alle Regale bis auf einst durchkämmt hatte, zweifelte sie daran das Buch doch noch zu finden. Nach einer halben Stunde erfolgloser Suche entdeckte sie ein altes schwarzes, in Leder gebundendes Buch mit dem Titel “Berühmte Piraten und ihre Schätze”. Es hatte einen Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen auf dem Ledereinband. “Das ist es! Ich habe es endlich gefunden!”, rief sie erfreut. Evelyn trat durch den Raum und ließ sich auf einen Stuhl der Leseecke nieder. Sie schlug den Index des Buches auf. Mit den Augen durchflog sie die Namen der Piraten, bis sie auf dem Namen “Shanks Shoned” heften blieb. “Er steht im Buch! Super! Hoffentlich wird auch der goldene Falke in dem Buch erwähnt.”, murmelte sie erleichtert. Evelyn blätterte auf die Seite, wo der Pirat zu finden war. Aufmerksam betrachtete sie die schwarzweiß Zeichnung des damals siebenunddreißigjährigen Mannes. Er trug einen Mittelscheitel, einen dunklen Umhang und ein helles Hemd. Mehr war nicht abgebildet. Sein linkes Auge war umgeben von drei Narben. Ein Dreitagebart umrahmte seinen Mund. Seine Haare gingen ihm in den Nacken. Er lächelte gelassen auf der Abbildung. Im Großen und Ganzen fand Evelyn, daß er ein gutaussehender Mann gewesen war. Neben der Abbildung war eine farbiges Bild auf dem ein Schwert abgebildet war. Es hatte eine blaue Scheide. Die Klinge war einseitig. Der Griff war grün mit goldenen Knauf, Griffbügel und Glocke. Darunter stand der Satz: “Nur ein Freund der Shoneds oder ein Shoned selbst kann dieses Schwert berühren, denn sonst bekommt man einen gewaltigen Stromschlag ab. Keiner weiß, warum es so ist. Es wird von Generation zu Generation weitergegeben.” Dann begann sie den Text zu lesen. Name: Shanks Shoned Geboren am: 9. März 1485 Gestorben am: 21. Juni 1582 Geburtstort: Kanoha Rang: Piratenkapitän bis 1576 Name des Schiffes: Red Force Besonderheit: Einer der stärksten Piraten seiner Zeit Er kommt aus einer Piratenfamilie, die durchgängig Piraten waren, nur sein Vater Simon Shoned (*8. Oktober 1451 - 6. Mai 1512) und die Familie seiner Mutter (* 3. Januar 1462 -?) bildete eine Ausnahme. Die zwei größten Piraten seiner Familie waren die Piratenkönige Chaco Shoned (*22. Februar 1417 - 9. März 1463) und der geheimnisvolle Shadow Shoned (*21. Juni 1222 - 16. November 1277). Shanks wurde nach dem ersten Piraten seiner Familie benannt, Shanks Shoned (*885 - 970). In jungen Jahren war er Schiffsjunge eines Piratenschiffes. Nachdem Tod des Kapitäns wurde er mit fünfzehn Jahren Käpt’n einer Piratenbande. Seine drei Narben am linken Augen stammen von dem Piraten Marshall Teach. Shanks Shoned hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er ist eine Art Robin Hood der Meere. Auf jeden Fall war er der Beweis, das es nicht nur bösen Piraten (die typischen Piraten), sondern auch gute Piraten gab. Mitte zwanzig rettet er einem Kind das Leben und verliert dabei seinen linken Arm. Trotz seiner Behinderung war er nicht zu unterschätzen. Das hieß, seine Macht wurde immer größer. Als er fünfundfünfzig Jahre alt ist, rettet er mit seiner Crew ein ganzes Dorf vor einer gefährlichen Räuberbande. Die Dorfbewohner sind ihnen so dankbar, daß sie ihm einen golden Falken schenken. Er versteckte den Falken irgendwo auf dem Schiff. Nach seinem Tod versteckte man sein Schiff auf Konami, die Insel der Strudel. Bis heute konnte nicht bewiesen werden, ob das Schiff wirklich dort versteckt ist. Evelyn schlug benommen das Buch zu. Eine Zeit lang betrachtete sie das alte Buch. “Ein Teach hat ihn verwundet.”, murmelte sie bedrückt. Ihre Gedanken schweiften ab, zu Erinnerungen die sie lange verdrängen konnte. Jetzt waren es genau fünfzehn Jahre her seit ihre Eltern gestorben sind. Ihre arme Mutter, Arielle Rayleigh, wurde an diesem Tag von Evelyns betrunkenen Vater zu Tode geprügelt und hatte sich anschließend selbst erschossen. Evelyn konnte nur froh sein, daß er sie nicht auch noch getötet hat. Damals ging sie noch auf das Gymnasium. Ihr Vater, Jack Teach, hatte damals herausgefunden, daß Arielle mit Shanks Shoned verwandt war und diese Verbindung hatte ihm nicht gepaßt, weil er die Shoneds wie die Pest haßte. Evelyn hatte das Drama durch das Schlüsselloch der Wohnungstür beobachtet und die Polizei benachrichtigte, als ihre Eltern schon Tod waren. In dieser Zeit hatte sie sich sehr einsam gefühlt. Freunde die sie trösten konnten, hatte sie nie gehabt, wegen ihren Vater der die meiste Zeit im Gefängnis verbracht hatte, als bei seiner Familie, wollte sich niemand mit ihr anfreunden. Ihr älterer Bruder war nicht viel besser als ihr Vater. Er war nach Irland gezogen, hatte geheiratet und wurde Vater eines Sohnes. Nachdem er vor drei Jahren einen alten Mann grundlos ermordet hatte, saß er seitdem hinter Gitter. Sie war so froh, daß man sie nicht ins nächste Waisenhaus gesteckt hatte. Trotz ihrer schwierigen Situation konnte sie die Schule abschließen, Archäologie studieren und den Doktortitel vor einem halben Jahr bekommen. Der Chef, Claude Richard, von ihrem letzten Praktikum war von ihrer Arbeit so begeistert gewesen, daß er sie übernommen hatte. Evelyn seufzte. Ihre Mutter, die sie über alles geliebt hatte, wäre so Stolz auf sie gewesen. “Ich brauche nur noch eine Crew, Richards Erlaubnis und ein Schiff. Dann werde ich den goldenen Falke finden und damit die Ehre meiner Familie retten, die mein Vater zerstört hat!”, murmelte sie. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- “Nein! Auf keinen Fall!”, fuhr Richard sie zornig an. “Aber Richard! Bitte. Ich kann hundertprozentig sagen, wo der golden Falke sich befindet.” “Evelyn! In der Nähe der Konamiinsel treibt eine Piratenbande ihr Unwesen! Das wäre Selbstmord.” “Na und?” “Ich arbeite seit zwanzig Jahren hier, junge Dame! Du weißt ganz genau, daß ich mich um das Leben meiner Mitarbeiter sorge. Daher werde ich es auch diesmal nichts riskieren.” “Ich habe keine Angst vor Piraten! Die sollen nur kommen!” “Meine Vorfahren waren ja selbst Piraten.”, dachte sie zornig. Er lehnte sich gelangweilt in seinen Stuhl zurück und fuhr sich durch seine kurzes braunes Haar, das erste grauen Fäden zeigte. Unter den Augen waren Fältchen zu erkennen. Ernsthaft betrachtete er die einunddreißigjährige Frau die ihm gegenüber saß. Evelyn war eine auffallende schöne Frau mit ihren dunkelbraunen Augen und den roten Haaren die ihr bis zu den Schultern reichten, die alle Blicke auf sich zog. Er fragte sich, warum sie noch nicht verheiratet war oder Kinder hatte. Vielleicht lag es an ihrem verträumten Wesen, das sie auf verrückte Ideen brachte. Außer ihrer schulischen Laufbahn wußte er nur, daß ihre Eltern vor fünfzehn Jahren verloren hatte, aber die Umstände, wie sie gestorben waren, wußte er selbst nicht, weil sie ungern darüber sprach. Er akzeptierte ihre Entscheidung. Richard seufzte. “Es tut mir Leid, ich will meine Leute nicht in Gefahr bringen.” “Bitte! Ich flehe Sie an. Diesen Schatz zu finden, träume ich schon mein ganzes Leben lang!” “Evelyn! Hätte ich das schon früher gewußt, dann hätte ich dich bestimmt nicht eingestellt.” Sie war den Tränen nahe. “Na gut, ich gebe dir die Adresse der Marine von hier. Sag ihnen, das Claude Richard dich geschickt hat, dann wirst du ohne Probleme zum Chef der Marine gelangen. Vielleicht können sie dir helfen. Mehr kann ich für dich nicht tun. Der Rest liegt an ihnen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.” Evelyn war sprachlos. Er stand auf und führte sie zur Tür. Niedergeschlagen verließ sie das Gebäude. Schnellen Schrittes ging sie zu ihrem silbernen Opel Astra vom Jahrgang 2002. Schweigend sah sie auf die Armbanduhr. Es war vierzehn Uhr. “Noch genug Zeit um die Marine zu fragen.”, dachte sie. Sie stieg ins Auto ein und fuhr Richtung Südwesten, wo die Marinestation lag. Sie parkte ihr Auto in der Nähe der Station und ging Richtung Eingang. Ein einundzwanzigjähriger Mann sah sie verwundert an. “Guten Tag, was wollen Sie hier, Miss?” “Guten Tag, ich bin die Archäologin Evelyn Teach. Ich möchte mit Ihrem Chef sprechen. Sagen Sie ihm, Claude Richard schickt mich.” “Gut, ich werde ihn anrufen und Nachfragen.” “Ich danke Ihnen.” Der junge Mann führte sie ins Büro seines Chefs. Dann ließ er die beiden allein. Er sah die junge Frau freundlich an. “Sie sind Miss Teach?” Evelyn nickte. “Was wollen Sie?” “Ich möchte zu der Insel Konami, um ein Geheimnis zu lüften.”, erklärte sie. “Verstehe. Kein Problem, wann möchten Sie aufbrechen? “In einer Woche, wenn es möglich wäre.” “Oh! Dann muß ich Sie enttäuschen. Wir sind derzeit ausgebucht. Na gut, wie wäre es in drei Jahren? Oder Sie finden einen Verrückten, der Ihnen freiwillig bei den Piraten helfen will. Es tut mir sehr Leid.” “Sie werden schon sehen, irgend jemand hier wird mir helfen!”, fuhr sie ihn wütend an. “Na dann viel Glück beim suchen.” Erschöpft ließ sie sich auf ihrem hellbraunen Sofa nieder. Morgen mußte sie dringend jemanden finden der ihr half. “Wenigstens ist der Hafen nur zehn Minuten von hier entfernt.”, sagte sie sich. Sie hatte zuvor Richard gebeten ihr morgen den ganzen Tag frei zu geben, um jemanden zu finden, der ihr hilft. Er hatte bejaht. “Der gute Richard, was hat er mir nicht schon geholfen. Ohne ihn hätte ich überhaupt keine Freunde.”, dachte sie weiter. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Evelyn befragte jeden Schiffsbesitzer der Stadt. Doch überall kam nur eine Antwort. “Tut mir leid, Miss. Ich bin doch nicht lebensmüde.” Seufzent setzte sie sich auf eine Bank am Hafen und betrachtete die schönen Segelyachten. Eine fiel ihr besonders auf. Das Segelschiff war auf den Namen White Force getauft worde. Es war aus sehr hellem Holz gefertigt. Die Segel waren eingezogen. Evelyn hatte noch nie Interesse an Schiffen gehabt, doch dieses Schiff faziernierte sie zum ersten Mal. “Und die Shoneds benannten ihre Schiffe nach einer Farbe und dem Namen Force.”, murmelte sie den Satz ihrer Mutter nach, den sie vor Jahren gehört hatte. “Darf ich mich neben Sie setzen?”, fragte plötzlich eine Stimme von links. Sie wandte ihren Kopf zu der Stimme, die einem fünfzigjährigen Mann gehörte. “Natürlich.”, antwortete sie schüchtern. Eine Weile starrten sie verlegen zu den Schiffen. “Die White Force ist ein schönes Schiff, nicht wahr?”, fragte der Mann plötzlich. Evelyn fühlte sich ertappt. “Ja. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so etwas schönes gesehen. Der Besitzer muß mit viel Liebe gearbeitet haben.” “Oh ja. Es gehört einem arbeitslosen Pechvogel. Er ist ein Versager, genau wie seine Eltern. Nachdem Hauptschulabschluß, den er gerade noch so geschafft hatte, ist er Schiffszimmermann geworden. Allerdings wurde er von seinem Chef nicht übernommen. Auch spätere Arbeitgeber haben ihn nicht mehr, als eine Woche behalten.” “Warum?”, fragte sie verwundert. “Da er sehr zurückhaltend ist und versehentlich immer im Verkehrsstau stecken geblieben ist, hat jeder Chef mit ihm die Geduld verloren.” “Oh! Wie heißt er?” “Alexander Shoned.” “Ein schöner Name.” “Oh ja. Er ist auch ein gutaussehender Mann.” “Aha. Wie hat er es geschafft, so ein schönes Schiff zu bauen?” “Ich und er haben das Schiff zusammen gebaut. Vor zwei Wochen war die Einweihung, aber ich war der einzige Gast.” “Hat er denn keine Freunde?”, fragte sie neugierig. Evelyn mußte an ihre eigene Geschichte denken und hoffte, daß er wenigstens Freunde hatte. Sicher hatte er nicht so einen Vater wie sie. Der Mann holte tief Luft. “Alexander ist ein Träumer. Durch seine wilden Fantasien hat er ab der zweiten Klasse alle seine Freunde vergrault. Die ganze Klasse hat ihn gehänselt und verspottet. Niemand hat ihn in Schutz genommen. Sie werden so etwas sicher nicht verstehen können, schließlich sind Sie eine wahre Schönheit. Nachdem vor zweiundzwanzig Jahren seine Eltern erschossen wurden, mußte ich mich um ihn kümmern. Schließlich bin ich sein Patenonkel. Nun lebt er allein hier in der Nähe.”, erklärte er. Er bemerkte Evelyns trauriges Gesicht. “Was haben Sie?” “Ich weiß genau wie es ist verspottet zu werden. Durch meinen Vater, der oft im Gefängnis war, hatte ich keine Freunde.” “Eine Seelenverwandte also.” Sie nickte. “Wie alt ist er?” “Alexander wird in einem Monat zweiunddreißig Jahre alt.” “Im Mai? Ich hatte vor zwei Wochen. Wissen Sie, ob er nächste Woche Zeit hat?” “Naja, ich denke schon, aber am besten Sie fragen ihn selbst. Ich führe Sie gerne hin.” Ihre Augen erhellten sich. Beide richteten sich auf. “Ich bin Tom Steinert.” “Angenehm. Ich bin Evelyn D. Teach.” Seine Augen verfinsterten sich. “Teach?” “Ja.” “Dann gebe ich Ihnen ein guten Rat. Sagen Sie ihm bitte nicht, daß Sie eine Teach sind. Sonst schlägt er Ihnen gleich die Tür vor der Nase zu.” Sie hob verwundert die Brauen. “Warum?” “Weil Jack D. Teach seine Eltern erschossen hat.” “Mein Vater?”, rief sie erschrocken. “Wie?” “Jack D. Teach ist mein Vater. Er hat vor fünfzehn Jahren meine Mutter und dann sich selbst getötet. Ich kann Alexander gut verstehen, daß er meinen Vater haßt!” Tom führte Evelyn zu einen sechsstöckigen Häuserblock, der vor zwei Jahren neu restauriert worden war. Er verabschiedete sich von ihr. Sie betrat das Treppenhaus. Bei jeden Namensschild las sie wer hier wohnte. Als sie im vierten Stock ankam, las den Namen Alexander Shoned. Mit einem unguten Gefühl klingelte sie. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür. Evelyn hatte das Gefühl, daß der Pirat Shanks vor ihr stand, hätte er die Narben am Auge und einen Bart. Alexander war einen Kopf größer als sie und einen Meter einundachtzig groß, rothaarig mit dunkelblauen Augen. Er sah etwas gelangweilt aus. “Tom hat Recht. Er ist wirklich ein hübscher Mann.”, sagte sie sich. “Hallo!”, brachte sie nur verlegen heraus. “Hi, laß mich raten. Sie wollen alles über mein Schiff wissen, weil Sie es sehr schön finden. Damit wären Sie schon die hundertste in dieser Woche. Na dann, kommen Sie herein. Die Schuhe können Sie ruhig anlassen. Ich muß morgen sowieso Staubsaugen.” Schweigend schloß sie die Tür hinter sich. Er führte sie ins Wohnzimmer. Evelyn war über das ordentliche Zimmer sehr erstaunt. An der linken Wand stand ein hellbraunes Sofa, daß ihrem sehr ähnlich war. Daneben stand ein Glastisch. Eine weiße Tischdecke überdeckte ihn und eine Blumenvase stand darauf. An der mittleren Wand waren zwei Fenster mit vielen Blumenstöcken. Bei der rechten Wand war die Schrankwand. Während das Sofa ungefähr neun Jahre alt war, war die Schrankwand ungefähr dreißig Jahre alt und sah gut gepflegt aus. Der Teppich mußte genauso alt sein, wie das Sofa, vermutete Evelyn, genauso wie der Fernseher und das Radio. Die Wände waren weiß gehalten. Beide setzten sich auf das Sofa. “Also was wollen Sie?” “Darf ich Sie mit du anreden? Weil ich mich dann so alt fühle.”, gestand sie ihm. Er zuckte nur die Schultern. “Na klar. Gerne.” Ihre Wangen errötete sich vor Verlegenheit, da sie selten mit Fremden sprach, aus Angst sie würden sie verspotten. “Du bist also ein Shoned.” “Ja und?”, fragte er mit gerunzelter Stirn. “Ich bin nicht hier, um über dein Schiff zu sprechen. Meine Name ist Evelyn. Deinen habe ich von deinem Patenonkel gehört. Der Vorfahre meiner Mutter war mit deinem Vorfahren befreundet.” “Wirklich?”, fragte er verwundert. “Meine Mutter heißt Arielle Rayleigh. Sie starb vor fünfzehn Jahren durch die Hand meines Vaters, der wieder einmal besoffen nach Hause gekommen war. Er hat sie zu Tode geprügelt und dann hat er sich erschossen.” Alexander sah mitfühlend in ihre Augen, die sich mit Tränen füllten. “Das tut mir leid. Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht. Meine Eltern sind auch schon tot.” Sie sah ihn traurig an. “Damals war ich zehn. Meine Eltern haben mich im Schrank versteckt, als Jack Teach mit der Pistole in der Hand zu ihnen ins Zimmer kam. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt. Durch das Schlüsselloch habe ich gesehen, wie er sie erschossen hatte. Plötzlich hat er anfangen zu lachen. ‘Endlich ist der Letzte der Shoneds tot!’, hat er triumphieren gerufen.” Evelyn brach in Tränen aus. Wie kaltherzig ihr Vater doch gewesen ist, dachte sie. Er legte seine Hand sanft auf ihre Schulter. “Was hast du?” “Ich habe durch das Schlüsselloch der Wohnzimmertür gesehen, wie er meine Mutter getötet hat. Sie hatte schon immer gewußt, daß er bösartig ist, aber sie hatte geglaubt, das er sich irgendwann ändert. Doch das war ihr Fehler. Ich bin froh, daß er mich nicht auch noch umgebracht hat. Dieses Jahr hätten sie ihren vierunddreißigsten Hochzeitstag gefeiert.” Er sah sie mitfühlend an. “Dein Vater muß wirklich ein Schwein gewesen sein.” “Oh ja, das war er.”, seufzte sie. “Wie hieß dein Vater? Vielleicht habe ich ja einen Bericht über diese Tragödie in der Zeitung gelesen.” Alexander bemerkte ihre Angst vor ihm. “Jede Zeitung hat damals von der Sache berichtet. Sie hatte den Titel ‘Nach Familientragödie wird Tochter für voll geschäftsfähig erklärt!’.” “Kannst du mir sagen, was sie geschrieben haben?” “Das kann ich auswendig. Den Bericht trage ich ständig bei mir.” Sie gab ihm den Zettel und er las ihn vor: "Am 28. Mai 1991 um 16 Uhr erschoß ein zweifacher Familienvater seine eigene Ehefrau und sich selbst. Wie seine sechszehnjährige Tochter, Evelyn, berichtete, hatte er eine Stunde zuvor herausgefunden, daß seine Frau von einer Piratenfamilie abstammt mit der seine Familie verfeindet ist. Der Neunundvierzigjährige ist darauf in die nächste Kneipe gegangen und hatte sich voll laufen lassen. Währenddessen hat die Schülerin ihre vierundvierzigjährige Mutter getröstet, als ihr Vater wieder kam, hatte er seine Tochter auf ihr Zimmer geschickt. Nach zwei Minuten hörte Evelyn plötzlich von unten, die Hilferufe ihrer Mutter. Als sie ihrer Mutter, Arielle T., zur Hilfe kommen wollte, war die Zimmertür versperrt. Durch das Schlüsselloch konnte Evelyn beobachten, wie ihr Vater seine Frau verprügelte. Nachdem sie Tod war, erschoß er sich selbst. Die geschockte Tochter benachrichtige die Polizei. Wie die Polizei uns mitteilte, war der Mann kein ungeschriebenes Blatt. Die Pistole, die er zu seinem Selbstmord benutzt hatte, war die Gleiche, die vor sieben Jahren die Eltern eines zehnjährigen Jungen getötet hatte. Evelyns Vater war vorbestraft. Er saß wegen Raub, Körperverletzung, Piraterie, räuberische Erpressung und falsche Aussage vor Gericht im Gefängnis. Nach den Aussagen der Tochter macht ihr vier Jahre älterer Bruder, Steve T., seinem Vater alles nach, zur Zeit sitzt er für zwei Jahre wegen Körperverletzung im Gefängnis. Bis jetzt konnte noch nicht geklärt, werden wie der Mann an die Waffe gekommen war. Auf Wunsch der Tochter braucht sie für die zwei Jahre nicht ins Kinderheim und ist ein Verstanden, das jede Woche jemand vom Jugendamt nach ihr schaut. Der Bürgermeister der Stadt hat, weil sie bis jetzt keine Vorstrafen hat, sie für voll geschäftstfähig erklärt, was widerrufen wird, sobald sie eine schwere Straftat begeht." “Hast du schon einmal eine Straftat begangen?”, fragte er neugierig. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. “Nein! Meine Mutter sagte mir immer, ich käme mehr nach ihrer Urgroßmutter von der ich auch meine roten Haare geerbt habe.” Er hob erstaunt die Brauen. “Du stammst also von einem Piraten ab. Weißt du, auch von welchen?” “Das mein Vater einmal Pirat war, wußte ich nicht, daß habe ich erst im Polizeirevier erfahren. Aber das seine Eltern von Piraten abstammen, wußte ich, daß hat mir meine Mutter erzählt, als mein Vater einmal nicht da war. Seine Mutter stammt von Samuel Bellamy ab. Von seinem Vater weiß ich nur, das er die Familie meiner Mutter deren Urgroßmutter abgrundtief haßt, aber von wem er abstammt, weiß ich nicht. Meiner Mutter ihre Mutter stammt von Ruffy D. Monkey ab, einem Freund von Shanks Shoned, der meine Inspiration ist. Der Vater ihres Vater stammt von Silvers Rayleigh ab.” “Mh, und deine Ururgroßmutter? Von wem stammt sie ab? Du hast doch gesagt, die Familie deiner Urgroßmutter ist mit der Familie deines Vaters verfeindet.” “Äh, naja. Das bringt mich in Verlegenheit, weil mein Vorfahre ein Crewmitglied von Shanks war.” Sie hielt kurz inne. Ihr fiel plötzlich ein, warum sie bei ihm war. “Deswegen bist du wohl auch nicht wie dein Vater geworden?” “Genau!” Alexander fiel plötzlich eine Textstelle ein, die er gerade gelesen hatte. Irgendetwas kam ihm bekannt vor. “Sagmal wie heißt dein Vater überhaupt?” Sie wurde kreidebleich. “Das darf ich dir nicht sagen.”, erklärte sie mit gesenkten Kopf. “Warum nicht?”, fragte er mit gerunzelter Stirn. “Weil du mich dann wie die Anderen verachten würdest. Also bitte rede nicht mehr darüber OK?” “Na gut. Was willst du?” “Ich bin Archäologin im Institut dieser Stadt und suche den golden Falken der Red Force.” Verblüfft sah er sie an. “Du weißt von dem goldenen Falken den Shanks geschenkt bekommen hat?” “Ja.” “Woher?” “Meine Mutter hat mir die Geschichte vor zweiundzwanzig Jahren erzählt, als mein Vater nicht daheim war. Dann hat sie mir noch ein Geheimnis erzählt, daß darf ich niemanden erzählen. Nicht einmal einer Freundin, aber das war leicht, denn ich hatte nie eine Freundin gehabt durch meinem Vater.” “Kannst du auch sagen, wo der Schatz liegt?” “Ja. Darf ich dann mit dir dorthin fahren?” “Gerne.” “Gut. Das Schiff liegt auf der Insel Konami.” “Konami?” “Ja. Wir brauchen zwei Tage bis dahin.” “Das ist doch das Revier von Newgate und seiner Piratenbande.” “Ich weiß, deswegen hatte ich auch Probleme jemanden zu finden, der mir hilft. Kannst du mir etwas über diese Bande verraten?” “Mh, also ich kann dir nicht viel sagen. Diese Piraten kämpfen weder mit Pistole noch Gewehr. Ihre Waffen sind Schwerter und ferngesteuerte Torpedos. Vor vierzig Jahren hat der Vater des jetzigen Kapitäns meinen Großvater ermordet. Ich vermute, das auch sie den goldenen Falken suchen. Mehr weiß ich leider nicht.” “Oh. Meine Großeltern sind, zwei Tage vor meiner Mutter, von meinem Vater erschossen worden. Hast du noch das Schwert deiner Vorfahren?” “Nein. Newgate hat es meinem Großvater abgenommen.”, meinte er mit gesenkten Kopf. Plötzlich fiel ihr ein Satz in dem Buch ein: “Nur ein Freund der Shoneds oder ein Shoned selbst kann dieses Schwert berühren, denn sonst bekommt man einen gewaltigen Stromschlag ab.” “Sekunde! Wie hat er das geschafft? Dieses Schwert kann nicht jeder berühren.” “Das weiß ich nicht. Es ist auch mir ein Rätsel. Schließlich hat er nichts mit meiner Familie zu tun. Mit anderen Worten wir sind wehrlos, wenn wir sie treffen.” “Mh, vielleicht auch nicht.”, begann Evelyn plötzlich. “Warum?” “Wir sind beide Vollblutpiraten und jede Familie hat eine Besonderheit.” “Die wäre?”, fragte er mit gerunzelter Stirn. “Ein Teil meiner Familie ist für ihre Hinterlist bekannt, galten deswegen als Verräter und der andere Teil für die Tapferkeit. Mit den Jahren habe ich gemerkt, daß ich diese Gene geerbt habe und die können uns helfen, diese Piraten hinters Licht zu führen. Deine Familie ist für ihren Gerechtigkeitssinn und Mut bekannt. Das wird uns vom großen Nutzen sein! Außerdem vergißt du, daß Ruffy und Silvers Rayleigh meine Vorfahren sind.” “Wenn du meinst. Wann wollen wir dann los segeln?” “In einer Woche.” “Gut. Hoffentlich geht das gut.” “Ich hoffe es.” “Und dann segel ich mit der Red Force zurück nach Hause, wenn sie noch befahrbar ist. Ganz genauso wie der Pirat Shanks.”, dachte sie träumerisch. Alexander sah sie verwundert an. Sofort merkte er, daß es noch einen anderen Grund gab, warum sie den Falken finden wollte. Dann küßte sie ihn auf die rechte Wange. “Danke.” Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Ein leichter Wind wehte vom Meer zum Hafen der Stadt. Es war zu warm für diese Jahreszeit. Am Himmel schwebten Wolken. Das Meer war ruhig. Nervös und mit einem Koffer bestieg Evelyn die Laufplanke der White Force. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie Alexander sah, der alles für die große Fahrt vorbereitete. “Hallo!”, rief er erfreut. Sie lächelte nur. Seine hagere Erscheinung verzauberte sie. Er trug ein weißes Hemd, Jeans und Turnschuhe. ”Hallo!”, erwiderte sie schüchtern. Mit staunenden Augen betrachtete er Evelyn. Die junge Frau war eine wahre Schönheit. Sie trug ein weiße Bluse, eine braune Dreiviertelhose und braune Sandalen. “Hast du alles was du brauchst?” “Ja. Ich trage sogar meine Lieblingskleider.” “Ach so? Du siehst... ähm.” Es verschlug ihm die Sprache und da er einmal ein farbiges Bild von Shanks gesehen hatte, glaubte er in ihr Shanks zu sehen. “Ich weiß schon, daß ich anders aussehe. Aber diese Kleider waren schon immer meine Glücksbringer gewesen und bis jetzt hatte es immer funktioniert. Eigentlich ist da noch ein schwarzer Umhang dazu, aber der wäre jetzt unpraktisch. Den kann ich tragen, wenn wir auf diese Piraten stoßen!”, meinte sie entschlossen. So verging der erste Tag. Sie erblickten sogar ein paar Delphine. Die wie kleine Kinder freudig im Wasser herumsprangen! Alexander beobachtete Evelyn, während seiner Arbeit am Schiff. Ein Lächeln umspielte sein Gesicht, als er merkte, daß sie die Fahrt genoß. Sie saß am Bug und betrachtete das Meer. Am nächsten Morgen standen beide am Bug und beobachteten eine Gruppe Schwertwale. “Warst du schon einmal verliebt?”, fragte sie plötzlich. Er sah sie traurig an. “Ich habe aufgehört zu zählen. Jede Frau die ich kennengelernt habe, war arrogant, eitel und geldgeil. Es scheint, als wäre die ganze Stadt gegen mich. Du und mein Patenonkel, ihr seid die Einzigen die mich gern haben. Sozusagen.” “Patenonkel?” “Ja. Er ist mein Ziehvater.” “Tom Steinert, nicht wahr?” “Ja. Warst du schon einmal verliebt?” “Ja. Aber durch meinen Vater wollte niemand mit mir etwas zutun haben. Egal wie gut ich in der Schule war, außer bei den Lehrern, waren alle gegen mich. Alle haben mich verspottet und verachtet. Ich war eine Außenseiterin. Der einzige Freund, den ich habe, ist mein Chef. Weißt du, mein Vater hatte, drei Jahre vor seinen Tod, meine Mutter öfters geschlagen, weil er herausgefunden hatte, daß Ruffy D. Monkey ihr Vorfahre war. Mich hatte er zum Glück immer in Ruhe gelassen, wahrscheinlich weil ich seine Tochter bin. Meine Mutter hatte immer gedacht, daß er sich ändert. Doch als er vor fünfzehn Jahren ein weiteres Geheimnis meiner Mutter zufällig erfuhr, endete es in einer Tragödie und somit erfuhr er meinen wahren Familiennamen, er rastete total aus. Tja und den Rest habe ich dir schon erzählt.” “Wie lautet dein wahrer Familienname?” “Alexander, daß sage ich dir, wenn wir auf der Red Force sind. Kannst du solange warten?” “Ja. Aber sagmal wie lautet, dein derzeitiger Familienname?” “Der im Ausweis steht, ist mein geheimer Name. Den mein Vater zufällig in die Hände bekommen hatte. So ist es doch zur Tragödie gekommen. Ich habe noch einen zweiten Ausweis, den meine Mutter für ihren und meinen Schutz angefertigt hat und den ich immer bei mir trage.” “Wie lautet dein öffentlicher Familienname?”, drängelte er. “Tom, dein Ziehvater, hat mir verboten ihn dir zu sagen. Ich bin schon froh, daß du mir vertraust. Also rede bitte nicht mehr davon.” “Na gut.”, stöhnte er. “Sagmal, von wem hast du deine roten Haare?”, fragte er nach einer Weile plötzlich. “Von meiner Ururgroßmutter, also der Urgroßmutter meiner Mutter. Ich bin die erste Generation die wieder rote Haare hat.”, erklärte sie. Beide standen am Heck und beobachteten den Sonnenuntergang. Sie sah in sein schönes Gesicht. Er lächelte. Evelyn schlang ihm die Arme um den Hals und es kam ein leidenschaftlicher Kuß. “Vielleicht sind wir für einander bestimmt?”, flüsterte er ihr ins Ohr. “Wir kennen uns kaum und doch verbindet uns ein Schicksal.”, erwiderte sie leise. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Seit der Abfahrt hatte das Wetter es mit ihnen gutgemeint und auch die See war ruhig. Mit Ferngläsern suchten sie die Gegend ab. Irgendwann mußte die Insel zu sehen sein? Plötzlich entdeckte Evelyn einen grüngrauen Fleck, der immer größer wurde. “Konami!”, durchfuhr es sie. Er sah sie überrascht an. “Wir habe es also geschafft.” “Ja. Jetzt müssen wir nur noch auf die Piraten acht geben.” Sie stieß einen Seufzer aus. “Was hast du?”, fragte er mit gerunzelter Stirn. “Ich... ich muß dir etwas beichten.”, begann sie. “Was denn?”, wollte er wissen. Alexander blickte ihr fest in die Augen. “Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Aber ich habe dir etwas verschwiegen und habe Angst, daß du mich dafür haßt.” Sie holte tief Luft. “Ich bin... ich bin... die Tochter...” Evelyn beendet ihren Satz nicht, denn sie bemerkte eine weiße Yacht mit Piratenflagge, die zielgenau in ihre Richtung fuhr. “Oh mein Gott! Piraten!”, rief sie plötzlich. Alexander wandte sich in ihre Richtung. Er erschrak. “Gegen das Schiff haben wir keine Chance. Sie sind zu schnell!” “Können wir nicht irgendwie versuchen zur Insel zu gelangen? Wir müssen nur die Höhle finden und wo ihr Eingang ist.” “Höhle?”, fragte er verwundert. “Ja. Kennst du die Legende nicht?” “Ich wußte gar nicht, das es darüber eine Legende gibt?” “Meine Mutter hat sie mir erzählt, als ich fünfzehn Jahre alt war. Ich dachte, deine Eltern haben dir von der Legende erzählt.” “Sie wollten mir etwas erzählen, wenn ich vierzehn Jahre alt bin. Bis dahin haben sie nur erzählt wie Shanks zu dem Falken gekommen ist.” “Oh! Verstehe.” “Wir sind zu weit von der Insel entfernt. Trotz guten Windes würden sie uns schnappen! Hätten wir auch ein Motorboot, dann hätten wir eine Chance. Aber so!” “Verdammt! Dann muß ich wohl doch meine Geheimwaffe anwenden, um uns heil hier herausbringen!”, murmelte sie vor sich hin. Alexander verstand ihre Worte nicht so richtig. Auf einmal gab es einen lauten Knall. Das ganze Schiff bebte. “Was war das?”, wollte Evelyn verwundert wissen. “Hast du das vergessen? Sie haben Torpedos!”, meinte er verdutzt. Sie errötete leicht. “Und jetzt?” Die Yacht kam bedrohlich Nahe. “Wir müssen uns stellen.” “Aber was ist, wenn sie uns umbringen?” “Nein. Newgate ist zwar genadenlos, aber so schnell bringt er keinen um. Mein Großervater war auch mehrerer Tage auf diesem Schiff, bis sie ihn ermordet haben. Los wir müssen unsere Koffer holen, sonst gehen sie mit dem Schiff unter!”, meinte er nur. Sie rannten unter Deck, das sich langsam mit Wasser füllte. An der äußersten Ecke der Schiffswand hatte sich der Torpedo durchgebroht. Beide waren erleichtert, das sie ihre Sachen im Koffer gelassen hatten. Sie nahmen die Koffer und rannten Richtung Ausgang. Vor lauter Eile hatte sie ihren Ausweis, der sie als Teach indifizierte, in der Kabine liegen lassen. Alexander, der vor ihr lief, wurde plötzlich von einem Mann gepackt. Ehe Evelyn begriff was passiert war, wurde auch sie von einem weiteren Mann gefangengenommen. Sie schleppten sie auf die Yacht. Alexander sah seinem Schiff nach, wo nur noch der Mast aus dem Wasser ragte. “Mein Lebenswerk sinkt in die Tiefe des Meeres! Nun kann es wirklich nicht mehr schlimmer kommen.”, dachte er traurig. Sie wurden unter Deck in die Kapitänskajüte gebracht. Ein grauhaariger Mann mit grünen Augen kam auf sie zu. Er war sechzig Jahre alt, muskulös, braungebrannt, trug ein hellblaues Hemd, eine schwarze Hose und schwarze Stiefel. Falten durchzogen sein gegerbtes Gesicht und er war ein Meter neunzig groß. Am Gürtel trug er zwei Schwerter, das linke war das Schwert der Shoneds und das linke war ein silberner Degen. Seine Lippen umspielte ein schadenfrohes Lächeln, als er Alexander betrachtete. “Na sieh mal einmal an, Alexander Shoned! Der Enkel von Felix Shoned. Bist du hinter dem golden Falke her?” Er schwieg. “Antworte!”, brüllte er ihn ungeduldig an. “Wer bist du eigentlich?”, meldete sich Evelyn zu Wort. Zornig sah er sie an. “Dich habe ich nicht gefragt, du...” Er hob überrascht die Brauen. Evelyn erkannte nun, daß ihr Vater wahrscheinlich ihm einmal von ihr erzählt haben muß, so wie er sie ansah. “Ich bitte vielmals um Verzeihung Mylady. Ich bin Edward Newgate, der Kapitän dieses Schiffes. Es ist mir eine Ehre die Tochter eines so wundervollen Piraten kennen zu lernen. Was willst du hier und vor allem mit dieser Mißgeburt von Shoned?” “Der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank! Mein Vater ist hier die Mißgeburt!”, dachte sie zornig. Verwirrt runzelte Alexander die Stirn, wovon sprach Edward eigentlich? “Willst du dich uns anschließen oder vielleicht uns den Welpen hier ausliefern?” “Nein! Ich suche den goldenen Falken.”, erklärte sie streng. “Wie lautet dein Vorname?” “Evelyn.” “Also hat er doch auf seine dumme Frau gehört. Er wollte dich doch Sargonia nennen.” Sie kochte innerlich. Niemand durfte ihre Mutter dumm nennen. Doch sie hielt sich zurück und ließ sich nichts anmerken. “Evelyn D. Teach. Was für ein schöner Name!” Sie zuckte zusammen. Alexander war schockiert, das war also ihr geheimer Name. “Teach? Du bist eine Teach?”, platzte es aus ihm heraus. “Was hast du denn gedacht, du Volltrottel!”, erwiederte Newgate. “Du bist die Tochter des Mörders, der meine Eltern getötet hat.” “Ja.”, sagte sie mit gesenkten Kopf. “Dann war also alles geplant!” “Was?” Evelyn sah ihn bestürzt an. Sein Gesicht war voller Abscheu über sie. “Du hast mich benutzt und hast mir eine Lügengeschichte erzählt, damit du mein Vertrauen gewinnst. Und ich Esel erzähle dir meine intimsten Geheimnisse!” “Nein! Das ist nicht wahr. Ich habe dich nie belogen! Du bist der erste Mensch dem ich meine wahre Geschichte erzählt habe! Nicht einmal Claude Richard wußte davon!” Ihre Augen füllten sich mit Tränen. “Lügnerin! Du bist auch nicht viel besser, als dein Vater, du falsche Schlange!!”, brüllte Alexander sie wütend an. Auch ihm kamen die Tränen. “Was glaubst du, warum ich dir den Namen meines Vaters verheimlicht habe. Damit ich nicht schon wieder eine Ablehnung bekomme!”, erklärte sie ihm verzweifelt. “Warum sollte ich dir ein Wort glauben! Du bist nur eine Teach und genauso durchtrieben wie dein Vater!” Evelyn fühlte sich, wie vom Blitz getroffen. Traurig und einsam sah sie in seine zornigen Augen. Sie seufzte. “Ich habe ihn verloren. Nie wieder wird er mir vertrauen.”, sagte sie sich verzweifelt. Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb erst an Edwards linkem Schwert hängen. “Das Schwert der Shoneds!”, dachte sie überrascht. Newgate klatschte Beifall. “Bravo, meine Schönheit. Lüge immer so weiter. Wie wärs, wenn du mir hilfst den goldenen Falken zu finden?” Er kam ihr so nah, daß sie seinen schlechten Atem riechen und die faulen Zähne sehen konnte. Angewidert sah sie in seine Augen. “Und dann werden wir beide heiraten!” “Ihr paßt auch wunderbar zusammen! Da ihr für einander bestimmt seid. Teach und Newgate! Wunderbar!”, dachte Alexander bedrückt. “Keine Angst, Süße. Ich werde dich besser behandeln, als dein Vater diese Hexe Arielle Rayleigh!” Evelyn war starr vor Schreck. Dieser Mann hätte ihr Vater sein können. Sie mußte irgendwie hier wieder heil herauskommen und da kam ihr plötzlich eine Idee. Schauspielerei! Das war ihr Vorteil! “Teach sind hinterlistig und haben die Gabe gut zu Schauspielern!”, hatte ihr Vater vor zwanzig Jahren gesagt. Ihre Lippen begannen hämisch zu Grinsen. “Oh Newgate! Dir wird bald dein erbärmliches Grinsen noch vergehen! Das ist der Tag an dem du stirbst!”, dachte sie bei sich. Sie trat zu Alexander, er wich ihrem Blick aus. “Das hört sich herrlich an. Schafft mir diesen Wurm aus den Augen.” “Also hast du ihm wirklich angelogen?”, wollte Edward wissen. “Ja, ein Teil schon!”, log sie. “Du bist wirklich eine wahre Teach.” “Oh ja.” Sie versuchte verführerisch zu klingen, was ihr sehr gut gelang. Edwards Crew bestand aus zehn Männern, wie sie bemerkt hatte. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Newgate hatte sie zum Abendessen in seine Kajüte eingeladen. Sie hatte die Einladung angenommen. Nun saßen sie sich an einem Tisch gegenüber und verzehrten beide Haiflosse mit Rotkraut und Kartoffeln. Evelyn hätte am liebsten die Haiflosse vermieden, weil sie Mitleid mit dem armen Tier hatte. Doch sie mußte ihre Tarnung halten. Edward sah sie zärtlich an. Sie erwiderte sein Blick mit einem Lächeln und verbarg wie angewidert sie wirklich war. “Wo glaubst du, finden wir diesen goldenen Falken?” “Auf der Insel Konami.” “Hah! Diese Insel haben wir schon so viele Male durchgesucht. Aber bis jetzt erfolglos.” “Habt ihr auch in der Höhle an der Küste gesucht?” “Höhle?”, fragte er mit gerunzelter Stirn, “Ach ja. Die Höhle, aber sie endet in einer Sackgasse.” “Du bist auch kein Shoned. Daher weißt du, daß auch nicht.”, spottete sie. “Wie meinst du das?” “Meine geliebte Mutter hat mir das vor sechzehn Jahren erzählt.” “Dann erzähl mir davon.” “Na gut. Nachdem Shanks mit seiner Crew ein ganzes Dorf rettete, schenkten sie ihnen einen goldenen Falken, den sie nach seinen Tod mit der Red Force auf der Insel Konami versteckten. Der goldene Falke befindet sich an einem Ort den man nur von vorne sieht.” “Das ist alles?” “Nein. Nur der wahre Erbe kann den richtigen Eingang zur Höhle finden.” “Das heißt, wir müssen den Bastard mitnehmen.” Sie nickte und dachte an ihre Mutter. An die Worte, die sie vor sechzehn Jahren von ihr gehört hatte. “Deine Haare hast du von deiner Ururgroßmutter geerbt. Sie hieß Sybille Shoned. Das heißt, daß du weder eine Rayleigh noch eine Teach bist. Dein richtiger Name lautet Evelyn Shoned. Aber den mußt du vor allem geheim halten, bis die Zeit reif ist. Steve, dein Bruder, hat uns verlassen, als er das von mir erfahren hat, von wem er abstammt. In ihm habe ich nie den Geist der Shoneds gesehen, sondern die Seele der Teachs. Doch in dir lebt die Seele von Shanks weiter!”, hatte sie damals gesagt. “Aber erzähle mal, wie dein Vater zu Tode gekommen ist?”, fragte er plötzlich. Evelyn blitzte ihn böse an. “Er hat Selbstmord begannen.” “Warum?” “Mein Vater hat herausgefunden zu welcher Familie meine Mutter gehört. Deswegen hat er sich selbst getötet.” Seine Augen wurden größer. “Welche Familie ist das?” “Meine Mutter stammt von dem Piraten Ruffy D. Monkey ab” “Diese Familie haßt er zu Recht. Ist deine Mutter noch traurig?” Nein. Die hat er mit umgebracht.” “Verstehe. Monkey und die Shoneds sind die größte Schande der Piraten!” Evelyn kochte innerlich vor Wut, doch hielt sie sie zurück. “Wie bist du eigentlich zu dem Schwert der Shoneds gekommen?” “Mein Vater hat Alexanders Opa getötet und dann das Schwert in seinen Besitz genommen. Es gibt nur einen lästigen Haken.” “Der wäre?” “Man kann nur die Scheide berühren. So bald man den Griff berührt, bekommt man einen Stromschlag ab. Das heißt, solange kein treuer Diener der Shoneds kommt oder ein Shoned selbst, ist das Schwert für jeden nutzlos.” “Warum hast du es dann nicht weggeworfen?”, fragte sie mit gerunzelter Stirn. “Weil wir damit vor den Shoneds angeben können!”, rief er stolz. “Bald nicht mehr! Jetzt habe ich es, wie ich das Schwert bekommen kann.”, schoß es ihr durch den Kopf. “So. Morgen werden wir zu dieser Insel fahren und dann den Falken holen. Am nächsten Tag werden wir beide in den Bund der Ehe eintreten! Bei der Feier wird dann der Letzte der Shoneds hingerichtet.” Evelyn starrte ihn überrascht an. “Das werden wir ja noch sehen, du Volltrottel! Alexander, ich hole dich da raus. Das schwöre ich dir! Schließlich ist das alles meine Schuld. Nun ist es meine Pflicht, uns beide heil herauszubringen.”, sagte sie sich. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Bedrückt starrte Alexander aus den Bullauge. Vor ihm erstreckte sich die Insel Konami. Erst das Schiff und dann diese Teach. Alles was sie erzählt hatte, war eine einzige Lüge gewesen. Tränen rannen über sein Gesicht. Zum ersten Mal hatte er sich einem anderen Menschen geöffnet und nun war er von ihr so bitter enttäuscht worden. “Niemals! Niemals mehr werde ich eine Frau lieben. Das ist für immer vorbei. Die Shoneds enden mit mir!”, murmelte er vor sich hin. Und doch hatte er in ihren Augen gelesen, daß die Geschichte ihrer Eltern wahr gewesen war. Was war bloß los? Plötzlich öffnete sich die Kabinentür. Ein Pirat trat ein. Er brachte ihm Brot und Wasser. Das stellte er auf den Tisch an der einen Seite. Dann drückte er ihm einen Zettel in die Hand. “Das soll ich dir von Evelyn geben. Sie meint, es würde dich sehr wütend machen. Hoffe, du kannst lesen. Na dann bis morgen.” Der Mann verließ den Raum und sperrte die Tür zu. Von Neugierde gepackt, öffnete Alexander den Zettel. “Welche boshafte Nachricht könnte sie mir jetzt noch bringen?”, fragte er sich. Er begann zu lesen. Lieber Alexander, ich glaube die Zeit ist reif dir etwas Wichtiges mitzuteilen. Ich werde dir jetzt mein Geheimnis offenbaren, von dem niemand etwas weiß, nicht einmal dieser Edward Newgate. In aller Eile habe ich auch meinen Ausweis, wo man mich Teach nennt, verloren. Deswegen muß ich die Nachricht etwas verschlüsseln: meine Ururgroßmutter ist Sybille A. Monkey (*19. August 1900 - 6. Januar 1940) ist die jüngere Schwester von Gregor (*16. Oktober 1897 -1947) und Großtante von Felix (*25. April 1939 - 1966), Felix ist der Vater von Andreas (*1956 - 27. März 1984)! Sybille A. Monkey ist der Grund, warum Jack D. Teach meine Mutter erschossen hat! Liebe Grüße Evelyn PS.: Ich werde den “Teach - Ausweis” nicht nachmachen lassen, das bedeutet, ab heute trage ich einen neuen Familiennamen! Den ich in meiner Botschaft herübergebracht habe. Hoffe das du sie entschlüsselst! Ich wollte nur sicher gehen das nur du sie lesen kannst! “Sybille A. Monkey? Gregor? Felix? Andreas? Was meint sie nur damit?” Er überflog die Botschaft noch einmal. Sein Blick blieb an Felix (*25. April 1940 - 1966) heften. “Das ist doch mein Großvater! Sie hat das Ironisch gemeint mit dem Wütend werden! Mein Vater hieß tatsächlich Andreas und er ist mit meiner Mutter am 27. März 1984 gestorben!” Fassungslos setzte er sich auf sein Bett. “Soll das etwa heißen, sie ist die Ururenkelin einer Shoned? Wahrscheinlich hat deswegen Arielle ihre Tochter Evelyn genannt. Evelyn D. Teach. Evelyn Rayleigh. Evelyn Shoned. Das Letzte klingt am besten. Oh mein Gott! Kein Wunder, das sie soviel über meine Familie weiß!! Arch! Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen.”, fluchte er leise. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Alle waren an Deck und hielten nach der Höhle Ausschau. Dabei gaben sie darauf acht, nicht in einen der vielen Strudel der Insel zu geraten. Alexander wurde von einem Piraten bewacht. Ab und zu warf er Blicke zu Evelyn, die mit dem zum Rücken zu ihm stand. Sie trug immer noch die gleichen Kleider, wie bei ihrer Abfahrt. Doch nun trug sie einen schwarzen Umhang. Immer noch konnte er nicht glauben, daß sie eine Shoned ist. “Käpt’n, die Höhle ist in Sicht!”, rief einer seiner Männer. “Sehr gut, Ronny! Macht eines der Beiboote klar. Kenny und Eddie, ihr beide bewacht das Schiff. Der Rest kommt mit mir.”, befahl er. Innerlich grinste Evelyn. Ihr Plan ging auf. Sie hatte dafür gesorgt, daß Edward nach ihrer Pfeife tanzte und ihr die Wahl ließ, wer mit in die Höhle kommt. Am Morgen durfte sie Kaffee für alle Crewmitglieder machen und hatte bei fünf Piraten ein Schlafmittel in den Kaffee gemischt. Sie hatte es im Apotekenschrank in der Küche gefunden. Nach der Gebrauchseinweisung wirkte es nach einer Stunde. Dann würden sie schlafen! Sie hatte mitbekommen, das sie Alexander nur mit Wasser und Brot versorgten und deshalb brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Im ersten Boot befanden sich Evelyn, Alexander und Edward. Seine restliche Crew war auf die zwei weiteren Boote verteilt. Je weiter sie in die Höhle drangen, um so dunkler wurde es. Evelyn die am Bug saß, leuchtete mit der Taschenlampe in die Dunkelheit hinein. Sie fragte sich, ob Alexander ihre Botschaft verstanden hatte. Nach ein paar Minuten versperrte ein eisernes Tor den Weg. “Das ist es. Hier muß ein Shoned die Aufgabe übernehmen.” Alexander, der ruderte, sah sie verwirrt an. “Na los! Sage etwas damit sich das Tor öffnet. Shoned!”, drängte Edward ungeduldig. “Tor öffne dich!”, rief er zaghaft. Mit lauten Rauschen und Quietschen öffnete sich das schwere Tor. Sie fuhren hindurch. Vor ihnen lag eine große Höhle, die keinen zweiten Ausgang zu haben schien. Ein großer Lichtkegel beleuchtete den Raum. Direkt vor ihnen ankerte ein Segelschiff ganz aus Holz, das ungefähr fünfhundert Jahre alt war. Es war eine prachtvolle, in rotbraun gehaltene, Galeone. Ein Dreimaster. Die Galionsfigur war eine Art Drache mit aufgerissen Maul. “Die Red Force! Das Schiff eines wunderbaren Piraten.”, durchfuhr es Evelyn und Alexander gleichzeitig. Während beide die Schönheit des Schiffes verzauberte, dachten Edwards Männer nur daran, wieviel Geld sie für den Falken bekommen können. Die junge Frau konnte ihr Glück gar nicht fassen. Sie legten an dem alten Schiff an und kletterten an Bord. “Durchsucht das Schiff nach den Falken und wenn ihr das ganze Schiff zerlegen müßt!”, befahl Edward seiner Crew. Starr vor Schreck sah Evelyn zu Edward. Alexander ging es nicht viel anders. “Die Red Force auseinander nehmen?” “Was hast du denn gedacht. Süße. Das wir den alten Kahn als Beiboot benutzen?” “Nein, aber das Schiff ist noch in gutem Zustand! Es ist meine Aufgabe, als Archäologin, solche Sachen, wie das Schiff zu schützen!” “Tja, Süße. Pech gehabt! Das alte Ding ist unnütz, also können wir es ruhig zerstören!” Sie sah sich um. Ihr Blick blieb an der Galionsfigur hängen. “Aber ja, natürlich! Das kann man nur von vorne eines Schiffes sehen! Jetzt weiß ich, wie ich die Red Force retten kann.” Evelyn rannte zum Bug und kletterte auf die Galionsfigur. Kniend wischte sie den Staub weg. Eine kleine Tür ohne Griff wurde sichtbar. Dann stürmte sie zu Edward. Er bemerkte, daß sie etwas gefunden hatte. “Darf ich das Schwert der Shoneds haben?” “Pah! Du kannst es nicht einmal berühren!” “Sag bitte deinen Männern sie sollen aufhören zu suchen. Ich weiß, wie wir den Falken bekommen.” “Wirklich? Nehm doch lieber mein Schwert und nicht das der Shoneds.” “Bist du mit der Legende vertraut oder ich? Gebe mir einfach das Schwert. Ich will nicht weiter mit ansehen, wie ihr das Schiff zerstört!” “Na gut! Aber du weißt, daß du kein Diener der Shoneds bist.” Staunend sah Alexander wie sie das Schwert ohne Hemmungen nahm. “Das Schwert meines Großvaters! Nun werde ich ja sehen auf welcher Seite sie steht.”, dachte er. Evelyn kehrte zur Galionsfigur zurück, währenddessen rief Edward seine Crew zurück. Sie steckte das Schwert an ihren Gürtel. Ohne Mühe zog sie es aus der Scheide. Dann benutzte sie es als Hebel und öffnete damit die Tür. Das Schwert steckte sie zurück in die Scheide. Evelyn starrte in die Öffnung. Darin stand ein mattglänzender Falke, etwa vierzig Zentimeter groß. Sie nahm ihn mit beiden Händen vorsichtig heraus, weil er schwer war und wischte den Staub ab. Ihre Augen wurden groß, als sie merkte, das es der goldene Falke war! “Und Süße? Hast du den Falken gefunden?” Die junge Frau stand auf. Mit beiden Händen umschloß sie den golden Falken und hielt ihn hoch. “Weidet eure Augen an den goldenen Falken!” Es schmerzte Alexander, den Falken bei einer Teach zu sehen. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Evelyn trat zu Edward. Den golden Falken an ihre Brust gedrückt. “Jetzt können wir heiraten.” Sie hatte viel Gefühl in ihre Stimme gelegt und klimperte mit ihren Wimpern. “Sehr schön. Los Jungs zerstört das Schiff! Nun gebe mir den goldenen Falken und diesen Burschen können wir gleich auf dem Schiff lassen! Schließlich soll bekanntlich der Käpt’n mit seinem Schiff untergehen!” Von Panik gepackt, befreite sich Alexander von seinen Fesseln, nahm das Schwert seines Bewachers und erstach ihn. Edwards Männer griffen ihn an. Als der Käpt’n sich einmischen wollte, legte Evelyn ihm die Klinge des Schwertes der Shoneds an den Hals. “Nicht so voreilig? Käpt’n.” Er sah sie überrascht an. “Hey Evelyn, was soll das? Warum kannst du das Schwert berühren?” Ein hämisches Grinsen umspielte ihr Gesicht. “Rate doch mal!” Er runzelte die Stirn. “Aber du bist doch eine Teach?” “Ja und nein. Es gibt einen guten Grund, warum meine Mutter ermordet wurde, aber das ist nicht die Tatsache, daß sie eine Monkey ist! Das hatte er schon länger gewußt!” “Sondern?” “In mir fließt das Blut der Shoneds!” Edward war sprachlos vor Schock. “Was?” “Ach noch etwas. Einige deiner Männer werden bald umkippen. Ich habe manchen ein Schlafmittel in den Kaffee getan! In genau zwei Minuten werden sie schlafen!”, erklärte sie barsch. “Woher hast du das Schlafmittel?” “Aus dem Apotekerschrank in euerer Küche!” Seine Augen weideten sich vor Schreck. Das Fläschchen, was sie meinte, war kein Schlafmittel. Er hatte vergessen, die Flasche neu zu beschriften. In Wahrheit war es irgendeine Giftpflanze, die die gleiche Wirkzeit hatte wie das Schlafmittel. Den Namen der Pflanze hatte er vergessen. Er hatte ein paar seiner Männer zum Tode verurteilt und nur aus eigener Vergesslichkeit. Deswegen durfte er es ihr auch nicht sagen. Dann würde sie ihn vielleicht noch auslachen, daß er zu dumm war, das Gift zu kennzeichnen. Er konnte sie, aber auch nicht so einfach ziehen lassen. “Du Hexe! Na warte, dir werde ich es zeigen!”, brüllte er sie an. Er zückte sein Schwert und griff an. “Ach noch etwas. Ich bin nicht deine Süße. Kapiert!”, rief sie, während sie seinen Angriff konterte. Alexander sah seine Gegner mit völliger Verblüffung niedersinken. Dann wurden sie beide von den restlichen Piraten umzingelt. Rücken an Rücken standen Evelyn und Alexander, beide mit einem Schwert bewaffnet. “Tut mir leid, das ich dich beschimpft habe, Evelyn.” “Ist schon gut. Das können wir bereden, wenn wir mit den Piraten fertig sind!” “Na dann, fangen wir einmal an!” “Gut.” Beide stürzten sich auf die Piraten. Einer von Edwards Männern trug einen Krallenhandschuhn und verletzte Alexander damit am linken Auge. Doch ehe er sich versah, durchbohrte Alexanders Schwert sein Herz. Edward erkannte, daß er zwei begabte Kämpfer vor sich hatte, die in binnenster Sekunden seine ganze Crew getötet hatte. “Ihr seid beide Mißgeburten.” Evelyn stürzte sich auf Edward und rammte ihn das Schwert in die Brust. “Du bist eine Verräterin deines Vaters!”, waren seine letzten Worte. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Schweigend nahm sie den goldenen Falken in die Hand und sah zu Alexander, der sie immer noch fassungslos anstarrte. “Du bist eine Teach und doch hast du mir das Leben gerettet.” “Hast du meine Botschaft, denn nicht verstanden?” “Doch aber ich glaubte, du hättest die Seite gewechselt.” “Tja, das war meine Absicht. Schließlich mußte ich doch das Vertrauen der Piraten erlangen. Außerdem habe ich Edward nicht alles verraten. Denn hätte er das Schiff an ein Museum verkauft, wäre er jetzt reich. Es ist nämlich eine Milliarde Wert, also viel mehr als der goldene Falke, der nur neun Millionen Wert ist. Zum Glück hat er das nicht-” Alexander brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen, und sie schlang ihm die Arme um den Hals. “Tut mir leid, das ich dir nicht vertraut habe.”, sagte er leise. “Laß es sein, jetzt ist es ja gut.”, erwiderte sie gelassen. “Was machen wir mit den Piraten?” “Ach die lassen wir hier. Wir brauchen sie ja nur in die zwei Booten liegen zu lassen. Die Toten werfen wir hier ins Wasser und den toten Kapitän übergeben wir den noch Überlebenden.” “Ähm, kannst du mir vielleicht sagen, wie wir hier herauskommen?” “Das ist ganz einfach.” Alexander runzelte die Stirn. “Wie?” “Nur ein Satz. Die Red Force wird durch einen Ton zur Sonne hinausgleiten.” “Und was bedeutet das?” “Kannst du pfeifen? Ich kann es nicht.” “Ja.” “Gut. Dann pfeif dein Lieblingslied!” Er nickte und begann zu pfeifen. Es war die Melodie von dem Lied “An den Ufern der Nacht”. Evelyn war überrascht, das er ausgerechnet ihr Lieblingslied ausgesucht hatte. Plötzlich bebte die ganze Höhle. Die Decke drohte einzustürzen. Überall flogen Felsen herunter doch sie verfehlten die Red Force. “Oh mein Gott! Was habe ich getan!”, schrie er entsetzt. Er sah in ihrem Gesicht Gelassenheit. “Bitte vertrau mir. Es kommt nun der Moment, den ich mein Leben lang herbeigesehnt habe. Keine Angst! Es wird alles gut, du wirst schon sehen.” Vor ihnen tat sich plötzlich eine Öffnung im Gestein auf und die Red Force kam in Bewegung. Sie fuhren durch den Ausgang und an der Yacht vorbei. Beide blickten in die verdutzten Gesichter der beiden überlebenden Piraten. Ihre Gesichter wurden kreidebleich, als sie das Boot mit der Leiche ihres Kapitäns sahen. Alexander und Evelyn setzten die Segel. Dann steuerte sie Richtung Heimat. Das Wetter spiegelte ihre gute Laune wieder. Ihr Herz schlug höher je näher sie dem Hafen kamen. Alexander hatte seine Hand auf ihre Schultern gelegt. “Ich frage mich gerade, was du mit dem goldenen Falken machen willst?” Sie lächelte. “Ich denke, er bliebt bei der Red Force. Denn der Falke ist der Beschützer dieses Schiffes! Vielleicht kann man mit diesen Schiff unserem Museum helfen.” “Evelyn?” Er sah ihr zärtlich in die Augen. “Ich weiß, wir müssen uns erst einmal richtig kennenlernen, aber willst du meine Frau werden?” “Gerne.” Sie umarmte ihn. Ein Lächeln umspielte sein Gesicht. Epilog: Epilog -------------- Das Museum hatte erlaubt mit der Red Force Ausflüge zu machen für Besucher. Dabei hatten sie Alexander und Evelyn zu den wahren Besitzern dieses Schiffes gemacht. Das hieß, sie konnten auch Privatausflüge machen. Zehn Jahre waren seitdem vergangen. Evelyn stand am Bug und beobachtete wie die Sonne langsam unterging. Alexander stand neben ihr und ihre gemeinsame siebenjährige Tochter Sybille neben ihrer Mutter. Der Wind zerzauste ihre Haare. Alexander sah in ihr Gesicht. Evelyn fuhr mit den Fingern über die drei Narben am linken Auge. Sie glitten zu seinen Haaren, die an den Schläfen schon erste graue Fäden zeigten und streichelten sie. “Es war Schicksal das wir uns gefunden haben.”, flüsterte sie ihm zu. “Ja.”, erwiderte er ihr sanft. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)