Der ganz alltägliche Wahnsinn von Bami-chan (Papa ohne Plan) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Es dauerte einige Minuten bis ein helles Pipen erklang und auf dem Monitor eine Röntgenaufnahme erschien. Die Liege fuhr langsam heraus. So schnell er konnte nahm Seto Noel die Weste ab, nahm ihn auf den Arm und wiegte ihn leicht, da dem Kleine immer noch einige Tränen über die geröteten Wangen liefen. Noel klammerte sich fest in das Hemd seines Vater. Er hatte große Angst davor noch mal in diese Maschine gefahren zu werde. „Sie können jetzt im Wartezimmer platz nehmen, es dauert noch eine Weile bis der Doktor die Bilder ausgewertet hat!“ Und mit einer Weile hatte die Schwester recht. Ungeduldig rutschte Seto auf dem Sessel im Wartezimmer hin und her. Es war nun schon 9:34 und er musste Punkt 10 Uhr beim Vorstellungsgespräch sein und wenn er da zu spät kam warf das sicher kein gutes Licht auf ihn. Noel war wesentlich entspannter und spielte mit ein seinem Plüschdrachen auf Setos Schoß. Entnervt stand Seto auf, setzte seinen Sohn auf den Sessel und marschierte zu Yami an den Empfang. Dieser bearbeitete weiterhin fleißig die Tastatur seines Computers und arbeitete die 46 Patientenakte durch. „Wie lange dauert das denn noch?“ Seto lehnte sich weit über den Tresen und sah Yami flehend an. „Ich weiß es nicht! So eine Aufnahme auszuwerten geht nun mal nicht in 10 Minuten! Außerdem siehst du doch selbst was hier los ist!“ „Aber Yami! Du weißt doch das ich ein Vorstellungsgespräch habe und so schnell wie möglich weiter muss! Kannst du nicht was machen?“ Den Blick den Seto in diesem Moment von Yami erntete hätte ihn ohne weiteres töten können, doch der Brünette lies sich nicht beirren. „Was soll ich denn machen? Ich bin nicht der Arzt, ich kann nicht einfach sagen das du gehen kannst! Es wird schon nicht mehr so lange dauern also setzt dich hin und warte! Es ist doch wohl nicht so schlimm wenn du deinem Chef sagst das du mit deinem Sohn beim Arzt warst und deshalb verspätet bist! Und jetzt lass mich in Ruhe ich hab hier auch genug zu arbeiten.“ Tief seufzend setzte sich Seto wieder zu Noel, der nun mit einem großen Bilderbuch beschäftigt war. Wieder sah der ehemalige Konzernchef auf die Uhr. 9:36. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Warum musste genau ihm das alles passieren? Und warum ausgerechnet heute? Er konnte sich kaum vorstellen das sein eventueller neuer Chef begeistert wäre wenn er zu spät kam. Schon leicht verzweifelt ging er alle Möglichkeiten durch. Es musste doch einen Weg geben hier zu warten und trotzdem rechtzeitig zum Vorstellungsgespräch zu kommen... Noch einmal sah er hilfesuchend zu Yami, der seinen Blick nicht mal bemerkte. Es gab eine Möglichkeit... Aber die war nicht besonders nett... Andererseits musste er zu seinem Gespräch wenn er Noel weiterhin ernähren wollte. Dann musste er wohl das kleinere Übel in Kauf nehmen wofür er sich am Abend genug Schwierigkeiten bekam. „Noel?“ Der Kleine dreht seinen Kopf zu seinem Vater und sah ihn fragend mit seinen großen Kulleraugen an. „Du weißt doch das ich noch mal weg muss, oder?“ Der Kleine nickte. „Und ich will jetzt los und du musst ganz artig bei Yami bleiben und machen was er dir sagt, okay? Er bringt dich dann in den Kindergarten und ich hol dich heute Nachmittag wieder ab!“ Kurz überlegte Noel bevor er wieder zustimmend nickte. „Super, dann komm! Du bleibst jetzt einfach bei Yami!“ Dieser wusste noch nichts von seinem Glück und sah genervt wieder auf als sich Seto erneut über den Tresen beugte. „Sag mal kann ich dein Auto haben um zu meinem Termin zu fahren?“ Verwirrt sah Yami ihn an, hatte er doch damit gerechnet wieder angebettelt zu werden irgendwie den Test voran zu treiben. „Ja, klar...“ Er holte die Schlüssel aus seiner Tasche und gab sie Seto. „Aber es dauert eh noch, also kannst du doch noch ganz beruhigt hinsetzten!“ „Ähm ja... Ich muss jetzt los sonst verpasse ich mein Vorstellungsgespräch! Ich lass Noel bei dir! Wenn ihr seine Ergebnisse habt bring ihn doch bitte in den Kindergarten, danke!“ Und schwups hatte sich Seto seinen Mantel und Koffer geschnappt und war aus der Tür verschwunden. „NEIN! Halt! Du kannst doch nicht...“ Doch das war auch schon zu spät. „Das kann doch wohl nicht wahr sein! Dieser...“ Plötzlich spürte Yami wie etwas an seiner Hose zog und sah das Noel hinter den Empfang getapst war und ihn erwartungsvoll anblickte. „Bist du jetzt böse, weil Papa weggelaufen ist?“ „Nein... Na ja ein bisschen! Er hätte mich ja vorher mal fragen können ob ich mich um dich kümmere!“ Leise begann der Kleine zu schniefen und schluchzen. „...alles...meine Schuld...jetzt hast mich...gar nicht mehr lieb...“ Sofort kniete sich Yami zu Setos Sohn und streichelte ihn liebvoll durch die wuschligen Haare. „Nicht weinen! Ich hab dich doch immer noch lieb! Und das ist doch gar nicht deine Schuld! Dein Papa hat ein paar dumme Sachen gemacht und nicht du!“ „...aber...aber...du warst...ganz laut...wegen mir...und Papa...ist auch...weg...“ „Ja weil ich mich über deinen Papa geärgert habe, nicht über dich! So was passiert mal, aber deswegen hab ich euch beide doch immer noch ganz doll lieb! Und dein Papa geht jetzt einen Gespräch. Dann hat er vielleicht bald wieder Arbeit und kann dir ganz viele Spielsachen kaufen!“ Noel lächelte wieder und drückte Yami so gut er eben konnte. „Und was machen wir jetzt?“ Etwas ratlos sah sich Yami um. Er musst noch mindestens bis zur Mittagspause arbeiten also musste er Noel in der Zeit irgendwie beschäftigen. „Du könnest ein bisschen mit den anderen Kinder spielen und...“ Doch Noel schüttelte gleich heftig mit dem Kopf und drückte sich an Yami. „...oder du setzt dich auf meinen Schoß und hilfst mir beim Arbeiten!“ * Seto hatte sich während dessen in Verkehr eingefädelt und suche die Adresse die auf dem ausgedruckten Zettel stand. So oft war er ohne Chauffeur noch nicht durch Domino gefahren und er tat sich nun schwer die vielen Straßennamen schnell zu erfassen. Er bog 3 mal fasch ab, verpasste 2 mal die Ausfahrt und als er endlich das Firmengebäude gefunden hatte fand er keinen Parkplatz. Fluchend und zeternd fuhr er auf einen Parkplatz eines Einkaufszentrums und beeilte sich von da aus zu der Firma zu rennen. Während er lief warf er einen kurzen Blick auf die Uhr. 10:03. Er war also schon zu spät! Und das bei einem Vorstellungsgespräch. Und er wusste selbst wie die Chancen der Bewerber sanken wenn sie nicht mal pünktlich waren. Oft genug hatte er solche Kandidaten abgelehnt ohne weiter nachzufragen. Keuchend kam er in der Eingangshalle der Firma an und wand sich an die Rezeption. Er wurde von der freundlichen Sekretärin in die oberste Etage geführt und gleich in ein großes Büro geführt. Hinter einem großen Schreibtisch, wie er einen gehabt hatte, saß ein Mann, der einen schwarzen Anzug mit dazu passender Krawatte und weißem Hemd trug. Seine ergrauten Haare waren schulterlang und der Vollbart wie auch die Koteletten waren perfekt gestutzt, sodass kein Haar sich wagte falsch zu liegen. „Mister Kaiba nehme ich an? Sie sind etwas spät...“ „Ich konnte es nicht früher schaffen...“ „Nicht der Rede wert! Mein Name ist Haru Shino. Mir gehört Shino- Industries. Ich nehmen an sie haben ihre Bewerbungszeugnisse dabei?“ Eilig holte Seto die gewünschten Papiere aus seinem Koffer und überreichte sie Herrn Shino. Schweigend sah er sich jedes Dokument genauestens an. Seto war mehr als nur ein bisschen angespannt. Seine Zeugnisse waren alles samt sehr gut, doch man konnte ja nie wissen worauf ein Unternehmensleiter wert legte. Schließlich hatte der Firmenbesitzer alle Seiten durchgesehen und nickte zustimmend. „Sehr beeindruckende Zeugnisse das muss ich ihnen schon lassen! Sie werden heute einen Probearbeitstag bei uns absolvieren und dann werden wir sehen, ob wir sie als neuen Mitarbeiter begrüßen dürfen.“ Verwundert sah Seto den älteren Herrn an. Einen Probearbeitstag? Kein ausführliches Gespräch? Keine bohrenden Fragen? Deutlich ruhiger atmete Seto auf. Einen Probearbeitstag würde er ohne große Probleme hinter sich bringen. Nun blieb nur noch eine Frage zu klären: „Wie lange würden sie mich heute in Anspruch nehmen?“ „Ich denke für heute wird es reichen, wenn sie bis 20 Uhr arbeiten!“ Erschrocken sah Seto hoch. 20 Uhr? Da musste Noel schon längst im Bett sein und wie sollte er ihn den von Kindergarten abholen, wenn der bereits 17 Uhr schloss? „Haben sie damit ein Problem Mister Kaiba?“ „Na ja...eigentlich...“ „Sie werden das schon mal einrichten können wenn sie diese Stelle wirklich wollen! Also gibt es ein Problem?“ „Nein, Sir!“ * In der Arztpraxis nahm Yami gerade die Daten eines neuen Patienten in den Computer auf, während Noel fleißig die Krankenkarte durch das Lesegerät zog. Er hatte ja schließlich versprochen Yami zu helfen. Die Röntgenaufnahmen waren unauffällig gewesen, es würde also nur eine kleine Beule bei Noel zurückbleiben. Noel hatte sogar ein paar Gummibärchen von Doktor Arisugawa bekommen, da er so tapfer durchgehalten hatte und jetzt fleißig mitarbeitete. Langsam näherten sie sich der Mittagspause und Yami hatte sich durchgerungen Noel dann zum Kindergarten zu bringen und dann selbst wieder nach hause zu laufen. Es sah ja nicht so aus als ob Seto vor 12 noch zurück sein würde. Seufzend nahm er die nächste Anfrage auf einen Termin an und dirigiert nebenbei Noel mit einer Patientenakte ins Besprechungszimmer. So gesehen war der Kleine doch eine Erleichterung, da er sich nun voll und ganz auf den Empfang konzentrieren konnte. Ab und an trug Noel Rezepte hin und her oder gab den Schwestern die Akten damit dieses sie einsortieren konnten. Und dann war es endlich soweit. Die Zeiger der Uhr zeigen 12 Uhr an und der Warteraum war leer. Yami hatte jetzt seine Schicht beendet und konnte mit Noel gehen. Schnell schlüpfte Yami in seine Alltagsklamotten und verabschiedet sich von den anderen Mitarbeitern. Freudestrahlend lief Noel an Yamis Hand den Weg durch den Stadtpark in Richtung Kindergarten. Glücklicherweise wusste Yami genau in welchem Kindergarten Seto seinen Sohn angemeldet hatte und wie sie dort schnellstmöglich hinkamen. Sicher würden sie zu einer sehr ungünstigen Zeit ankommen. Entweder sie platzten ins Mittagessen oder sie weckten die anderen Kinder beim Mittagsschlaf. Sie erreichten das Grundstück dessen Tor mit einer großen lachenden Sonnenblume geschmückt war. Neugierig beäugte Noel den Spielplatz, den Gemüsegarten und das bunt angestrichene Gebäude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)