Hunt you von Captn_Spaghetti (Take your best shot!) ================================================================================ Kapitel 1: Die Prüfung (Teil 1) ------------------------------- Ich sah diesen Raum bisher nur von außen. Die Menge bewegte sich und ich wurde mitgerissen, jeder wollte so schnell wie möglich in den großen Raum. Von innen warfen Scheinwerfer ein so grelles Licht auf den Eingang dass ich Probleme hatte geradeaus zu sehen. Nach einiger Zeit erloschen die Scheinwerfer wieder und der gesamte Raum verstummte schlagartig. Nur noch das gedämpfte flimmern eines riesigen Bildschirms der von der Decke hing und auf dem das Zeichen der Academy zu sehen war machte es noch möglich Umrisse zu vernehmen. Erst jetzt öffneten sich Seiteneingänge zu einer Art Tribüne. Vor jedem Seiteneingang stand ein voll ausgebildeter Hunter der dafür sorgte das Prüflinge einem Platz zugewiesen wurde. Jeder bekam dabei noch ein Armband mit Display überreicht. Es gab sie in Gelb und Schwarz, wobei mir ersteres zu Teil wurde. Ich hatte meinen Platz gerade eingenommen da tippte mir jemand auf die Schulter. Ich sah hinter mich und konnte kaum fassen wen ich dort sah. „JACK! Mann, ich hätte echt nicht damit gerechnet dich doch noch zu sehen…“. Jack grinste „Na was denkst du denn? Ich kann dich doch nich alleine nach Yir lassen. Irgendjemand muss dir doch den Arsch wieder aus der Scheiße ziehn wen du in Schwierigkeiten bist. Außerdem hab ichs dir versprochen.“. Ich wollte mich noch weiter mit ihm Unterhalten doch das Briefing begann. „Wir reden später weiter.“ Flüsterte ich ihm noch schnell zu. Ein Mann in grüner Uniform wurde von einem der Scheinwerfer angestrahlt. Der Mann stand auf der mittleren Plattform des Raumes welche nur von der anderen Seite aus begehbar war. Es herrschte absolute Ruhe und jeder konzentrierte sich auf den Mann. Er nahm das Mikrofon und begann schließlich zu reden „Es erfüllt mich mit Stolz, heute so viele entschlossene junge Männer und Frauen begrüßen zu können. Männer und Frauen die bereit wären ihr Leben für andere aufs Spiel zu setzen. Und vor allem nach der Katastrophe im vergangenen Jahr gehört viel Mut und Überwindung dazu heute hier zu sitzen. Einige von ihnen konnten sicher Wochen lang nicht schlafen. Doch nun ist ihre Entscheidung endgültig, mit ihrem heutigem erscheinen haben sie den Prüfungsbedingungen zugestimmt, nun gibt es kein Zurück mehr.“. Seine Stimme wurde zunehmend ernster. „Doch nun genug der Vorworte. Beginnen wir mit dem Briefing.“ Der Bildschirm welcher von der Decke hing zeigte nun eine Karte mit Informationen zu Yir. „ Werfen wir zunächst einen Blick auf die Armbänder. Jeder von euch sollte eines erhalten haben. Dieses Armband Zeigt eure Gruppenzugehörigkeit. Auf der Rückseite sollte ein vierstelliger Zahlencode zu sehen sein welcher immer genau fünfmal vergeben ist, Leute mit derselben Zahlenkombination bilden eine Gruppe.“. Jeder sah auf einmal auf die Rückseite seines Armbandes. „4750“ flüsterte ich und Jack hinter mir grinste schon wieder. „Es wäre so cool wenn ich mit Jack in einer Gruppe wäre. Warum grinst er nur?“ fragte ich mich in Gedanken. „Es gibt zwei verschiedenfarbige Armbänder. Es gibt gelbe, so wie es die meisten unter euch haben und schwarze. Die schwarzen Armbänder kennzeichnen den Gruppenführer der jeweiligen Gruppe. Die Gruppenführer wurden aus gutem Grund von uns persönlich gewählt. Die Wahl ist unwiderruflich und nicht übertragbar an andere. Die Gruppenführer sind für die Protokollierung so wie für die Aufteilung der Aufgaben zuständig. Achja, bevor ich es vergesse. Das Armband verfügt auch über spezielle Funktionen welche ihr später gerne selbst herausfinden dürft. Kommen wir nun endlich zu eurer Aufgabe.“ Er deutete auf den großen Bildschirm und räusperte sich. Der Bildschirm zeigte nun Mineva und eine rot gepunktete Linie nach Nuba. „Zuallererst werdet ihr in euren Gruppen nach Nuba geflogen. Wir haben uns mit den nubainischen Behörden abgesprochen, so dass extra für diesen Anlass von heute auf morgen Flugverkehr nach Nuba freigegeben wurde. Ihr werdet den Rest des Tages in Nuba verbringen bis ihr um Punkt 9 Uhr abends schließlich in eurer Gruppe den Weg nach Yir antretet.“. Auf dem Bildschirm wurden nun hunderte von Pfaden angezeigt welche alle von Nuba in einen Bereich Yir's zeigten. Unter jeder Linie stand eine dazu gehörige Gruppennummer. Der Pfad meiner Gruppe deutete genau auf das Zentrum des Westtempels. „Wie ihr hier sehen könnt wurden eure Gruppen in Gebiete eingeteilt, das Armband wird euch die richtige Route von dort aus zeigen. Euer Primärziel ist es das euch zugewiesene Areal zu sondieren und Hinweise auf den Verlauf und den Ursprung des DÄMON-Virus zu finden. Euer Sekundärziel bestehen darin noch überlebende Personen zu bergen. Beschäftigt euch nicht zu lange mit dem töten von Infizierten da es keine Wirkung erzielt. 80% der Yiar sind mit DÄMON infiziert, es wäre reinste Zeitverschwendung. Der Fußmarsch nach Yir wird unter Umständen einen bis zwei Tage in Anspruch nehmen welche euch allerdings nicht auf die Prüfungszeit angerechnet werden. Nach dem Briefing bekommt der jeweilige Gruppenführer ein hitzebeständiges Zelt welches es euch ermöglicht während des Weges auch bei Tag an der Oberfläche zu kampieren. Nach den besagten 5 Tagen werden eure Vitalzeichen anhand der Armbänder ermittelt und ihr werdet von einem Helikopter abgeholt. Solltet ihr das Armband verlieren oder sendet dieses keine Signale mehr, war's das mit dem Heimflug. Folgend werden keine Bemühungen mehr gemacht euch abzuholen, was wiederum euren sicheren Tod bedeuten würde. So, da nun alles gesagt wurde erkläre ich diese Sitzung für beendet, findet euch in euren Gruppen zusammen und sammelt euch vor den Helikoptern mit eurer Gruppennummer!“. Auf einmal überkam in ein Lächeln und ein nett gemeintes "Viel Glück" hallte durch den Raum. Die Ansprache war kürzer als ich dachte. Komischerweise waren alle meine Ängste verflogen, jetzt wo es sowieso kein Zurück mehr gäbe. Gerade dachte ich mir noch "Das wird gleich sicherlich wieder hektisch mit der Gruppenfindung..." da öffneten sich die Schleusen der Tribünen und alle wuselten wie wild aufeinander zu um ihre Gruppenmitglieder zu finden. Nummern wurden durch den Raum geschriehen und ich wünschte mir ich könnte mit dem grünen Mann durch die Hintertür flüchten. "DREI DREI FÜNF SIEBEN?!" "HAT IRGENDJEMAND DREI DREI FÜNF SIEBEN!!!???" schrie mir der junge Mann neben mir ins Ohr. "Ich warte einfach ab wer übrig bleibt..." dachte ich mir immer wieder um nicht die Nerven zu verlieren. Ich wollte zu Jack doch dieser quetschte sich bereits zu mir nach vorne. "Ich hab dich vorhin 4750 flüstern hören, ist das deine Gruppennummer?" fragte er mich total aufgeregt. "Denn wenn ja, bin ich dein Gruppenführer." Er streckte mir lachend sein schwarzes Armband hin und zeigte auf seine Nummer. Völlig aus dem Häuschen und überglücklich, konnte ich einfach nicht anders als ihn zu umarmen. Was für ein Glück musste man haben um seinen jahrelangen Trainingspartner und wahrscheinlich besten Kumpel als Gruppenführer zu bekommen. "DAS IST JA SPITZE, BIN GESPANNT WER NOCH BEI UNS IST!" schrie ich ihn an, denn etwas anderes ging bei diesem Hintergrundgeschrei nicht mehr. Die Anspannung wurde fühlbar größer, ich machte mir Gedanken wer wohl noch mit uns gehen würde. Als sich nach und nach der Raum leerte beschloss ich mit Jack auf die Suche nach unseren Gruppenmitglieder zu gehen. Gesagt getan, es dauerte keine fünf Minuten da tippte mir Jack auf die Schulter. „Da hinten hab ich grad unsere Nummer gehört, ich werd mal kurz nachsehen, such du doch derweil den Rest.“ Es dauerte nicht lange bis ich unser nächstes Gruppenmitglied fand. „Nummer 4750?“ Fragte ich das junge Mädchen vor mir das daraufhin nickte. Irgendwie wirkte sie schon fast zu jung. Einen Moment dachte ich nach ob es überhaupt eine Altersgrenze gab doch ich beschloss sie einfach selbst zu fragen. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber bist du nicht ein wenig Jung für die Prüfung?“. Sie plusterte sich vor mir auf, drückte mir ihren Schraubenschlüssel auf die Brust und erwiderte mit einer kindlichen Stimme. „Ich seh nur so Jung aus! Ich bin 16, also hab ich das zulässige Mindestalter. Und tu dir selbst einen Gefallen und sprech mich nicht mehr auf mein Alter an! MEIN ALTER SAGT GAR NICHTS ÜBER MEIN VERHALTEN AUS!“. Autsch da hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Jetzt musste ich mir von einem 16 Jahre jungen Gör eine Standpauke geben lassen… „Ist ja gut. Jetzt krieg dich wieder ein, es war ja nicht so gemeint… Ich heiße übrigens Ryo.“ Ich streckte ihr die Hand entgegen, auch wenn ich nicht damit rechnete das sie mir entgegenkommen würde, doch dann schüttelte sie aufgeregt meine Hand und schien wie ausgewechselt. „Mein Name ist Rose, freut mich dich kennen zu lernen Ryo.“. „Ähhh~ Jaaaaa… Freut mich auch Rose. Du scheinst ja ziemlich wechselhaft zu sein, nichtwahr?“ Wieder drückte sie mir ihren Schraubenschlüssel auf die Brust. „Ja, hast du damit etwa ein Problem?“. Na das konnte ja heiter werden. „N-nein natürlich nicht. Aber lass uns nun lieber nach dem Rest suchen.“. Ich ging mit ihr Jack suchen und währenddessen teilte sie mir mit das sie eine Ingenieurin sei und das sie eigentlich nur an der Prüfung teilnahm um endlich respektiert zu werden oder so… Geschlagene zehn Minuten später fanden wir dann schließlich Jack, bei ihm standen Bakkun und eine riesige Frau die ich nicht kannte. Sollte das also unsere Gruppe sein? Ok, mit Jack verstand ich mich gut, mit Bakkun eigentlich auch, aber seine hyperaktive Art würde den Ausflug sicher erschweren. Zudem kahmen noch ein kleines Mädchen und eine Amazone im Kleid. Wir sollten wohl das Beste daraus machen, dachte ich mir und stellte mich zunächst der mir unbekannten Frau vor. „Hallo, mein Name ist Ryo“. Jack war ja schon ein halber Riese, aber diese Frau war noch ein Stückchen größer als Jack, ein seltsames Gefühl… „Cloe.“ Entgegnete sie mit dunkler Stimme ohne den Hauch eines Gesichtsausdruckes. Sie war wohl kein sehr emotionaler Mensch. Ihr Gesicht wirkte leer, und ihre Stimme war dunkel und kühl. Einen Moment schauderte es mich, dann wendete ich mich Bakkun zu. „Du bist also auch bei uns im Team? Freut mich.“ „Ja cool nicht wahr? Wer ist denn das Kind da?“ Ich versuchte Bakkun noch davon abzuhalten Rose ein Kind zu nennen, doch dann war es auch schon zu spät. Rose warf Bakkun ihren Schraubenschlüssel an den Kopf, und rannte ihm hinterher als dieser versuchte zu flüchten „NA WARTE WENN ICH DICH IN DIE FINGER BEKOMM ZEIG ICH DIR WER HIER DAS KIND IST!“. Schrie sie ihm noch hinterher. Man konnte es Bakkun nicht verübeln, sie sah wirklich erst aus wie 13 höchstens wie 14, aber amüsant anzusehen war das ganze schon. Während Jack aus tiefster Seele lachte verzog Cloe wieder keine Miene, irgendwie kam sie mir seltsam vor. Als die beiden dann ihre Hetzjagd beendeten und Bakkun eine Beule mehr hatte schlug ich vor nun da wir komplett waren zu den Helikoptern zu gehen. Allen voraus lief Jack mit seinem schwarzen Armband. Wir liefen durch einen schmalen Seitengang auf den außen Hof der Academy wo mehrere Helikopter bereits zum Start bereit waren. Hinter einer Absperrung befanden sich tausende von Menschen. Die Presse war da, genauso wie das Fernsehen, Schaulustige und die Eltern vieler junger Hunter. Einige der Eltern weinten bittere Tränen, bei der Sterberate von letztem Jahr war das auch zu erwarten. Auch Jacks Vater war eingetroffen. Man erkannte ihn sofort da er wohl der einzige nubanische Mann in der Masse war. Er musste sehr stolz auf seinen Sohn sein. Einen Moment dachte ich darüber nach wie es wohl währe wenn meine Mutter stolz auf mich sein könnte… Aber so ist es besser, wäre sie noch am Leben würde sie vor sorge sicher Sterben. Wir nahmen in dem Helikopter mit unserer Nummer Platz. Ich saß neben Jack. Neben Jack nahm Cloe Platz und vor uns Bakkun und Rose. Die Anspannung stieg wieder und mir wurde leicht übel was ich mir aber nicht anmerken ließ. Ganz anders als Bakkun der mit den Tränen kämpfte. Beide seiner Eltern und seine kleine Schwester waren im Publikum. Dann stoß Rose ihm von der Seite in die Rippen. „Hey du Weichei, für ein Kind nehm ich die Sache wesentlich gelassener als du!“ Das stimmte, Rose war überraschend selbstsicher. Mit einem Lächeln im Gesicht strampelte sie mit den Beinen hin und her. „I-ich bin gelassen. Ich hab nur eine Wimper im Auge!“. Bakkun rieb sich das Wasser aus den Augen tat so als ob ihn die Situation kalt lassen würde. Ich denke jeder führte spätestens jetzt einen inneren Kampf. Jeder hatte irgendwo angst bei der Prüfung zu sterben. Ich sah aufgeregt auf meine Uhr. „Hey Jack, noch fünf Minuten. Und denkst du es war eine gute Entscheidung?“ Jack drehte sich zu mir um und in seinem Gesicht fand sich ebenfalls die Anspannung. „Das weiß ich dann wen ich lebend wieder zurückkomme… „. So fertig hab ich ihn das letzte Mal vor der Entscheidung vorgefunden. Cloe sagte bis jetzt noch gar nichts, ich wollte etwas mehr über sie Erfahren und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln. „Und wie kommst du mit der Situation zurecht? Du hast bis jetzt noch gar nichts dazu gesagt.“ Cloe drehte ihren Kopf in meine Richtung, sie schien etwas in Gedanken versunken. „Das liegt daran das es für mich nichts zu sagen gibt…“. Ich merkte schon, sie war kein Mensch mit dem man einfach ein Gespräch anfing. Ich hielt es für das Beste sie einfach in Ruhe zu lassen. Die ersten Helikopter starteten und schließlich hob auch unserer ab. „Auf nach Nuba…“ Gab Jack leise von sich. Da fiel mir wieder ein dass er ja aus Nuba stammte. Sicher war er aufgeregt seine alte Heimat wieder zu sehen. Während Bakkun vor Aufregung einen halben Herzinfarkt bekam pfiff Rose fröhlich vor sich hin. „Eine wirklich seltsame Truppe.“ Dachte ich mir noch ein letztes Mal und aus irgendeinem Grund musste ich kurz lächeln. Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt meldete sich Jack noch einmal zu Wort. „Ich halte es für das Beste das wir uns besser kennenlernen. Wir sind ab jetzt ein Team da ist es wichtig den anderen zu kennen. Fangen wir bei mir an und gehen dann reih um. Also ihr könnt mich Jack nennen. Ich bin 24 stamme aus Nuba und kann mich unter anderem Teleportieren. Jetzt du Ryo.“ Jacks Einfall war wirklich gut, so fing ich sofort an mich vorzustellen. „Wie gerade schon gesagt ist mein Name Ryo. Ich stamme aus Rena1. Meine Fähigkeit ist alles in Zeitlupe zu versetzen ohne aber selbst langsamer zu werden.“ Natürlich erwähnte ich nichts über meine yiarische Abstammung. Der einzige der davon wusste war Jack. Nun war Rose an der Reihe. Sie lächelte und stand als einzige auf um sich vorzustellen. „Also mein Name ist Rose, aber ihr könnt mich auch gerne Rose nennen. Ich bin zwar erst 16 aber das ist egal! Ich wurd in Mineva geboren hab aber in Rena1 gelebt. Und ich bin die beste Ingenieurin der Welt. Außerdem kann ich auf alles zugreifen das mit Technik zu tun hat…“. „Ziemlich große Töne für so nen Zwerg…“ Provozierte Bakkun sie worauf Rose ihm mit ihrem Schraubenschlüssel auf Bein schlug. „Ich bin mal gespannt was du so zu sagen hast du Weichei!“ Provozierte sie zurück. Dann fing Bakkun an sich vorzustellen. „Also mein Name ist Bakkun, komme aus Rena1 und bin 20. Achso ja und meine Fähigkeit ist die Geschwindigkeit.“ Das war ungewohnt knapp für Bakkun aber er hatte wohl eher damit zu tun den blauen Fleck auf seinem Bein heimzuzahlen. Jetzt war ich gespannt was Cloe so über sich erzählen würde. „Mein Name ist Cloe, und mehr müsst ihr über mich nicht wissen…“ Doch diese Antwort ließ sich Jack nicht gefallen. „Jeder von uns hat seine Herkunft sein Alter und seine Fähigkeit preisgegeben, jetzt scheu dich doch nicht so. Genervt sah sie Jack in die Augen. „Ok wenn ihr mich dann endlich in Ruhe lasst. Ich heiße Cloe, ich wurde in Rena2 Geboren und bin in Mineva aufgewachsen. Ich bin etwas älter als ihr und Blind. Ich nutze meine Aura um zu sehen und anzugreifen. Genug Informationen?“ Sie machte den Eindruck als sei sie wütend auf Jack, aber das war wohl einfach ihre Art. Sie war also Blind. Ob das mit ihrem leeren Gesichtsausdruck zusammenhängt? Wenigstens wussten wir nun etwas mehr über diese mysteriöse Riesenfrau. „Schön dass wir uns nun alle etwas näher kennen. Und laut dem Armband brauchen wir nicht mehr lang bis nach Nuba.“ Sagte ich. Es wurde zunehmend immer heißer je näher wir Nuba kamen. Der einzige der nicht schwitzte war Jack. Laut seiner Herkunft dürfte er die Hitze ja auch gewohnt sein dachte ich mir. Doch auch Jack war es eindeutig zu heiß. Kurz vor der Ankunft zog Rose an Jacks Hemd um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Du kommst doch aus Nuba hast du gesagt. Gibt es da was Leckeres zu essen, ich bin am verhungern…“ fragte sie ihn. Die Wahrheit war das Jack sich gar nicht so gut mit Nuba auskannte, aber diese Frage konnte er beantworten. Er kratzte sich leicht am Hinterkopf und lächelte. „Nuba ist kein so fortschrittlicher Staat, im Normalfall wird hier das gegessen was grad gejagt wurde. Vieles wie zum Beispiel der Wüstenwurm sieht zwar nicht gerade sehr appetitlich aus, aber du musst es probiert haben um zu sagen ob es dir schmeckt oder nicht.“. Man konnte deutlich erkennen dass Rose sich gerade vorstellte wie Wüstenwurm wohl schmecken würde, und ihre Vorfreude war deutlich zu spüren. Bakkun der die ganze Zeit über Musik gehört hatte stand schließlich auf und deutete auf ein kleines Dorf. „Hey Leute ich glaub wir sind da!“. Kurz darauf setzte der Helikopter zur Landung an reite sich schließlich neben mehreren anderen Helikopter ein. Der Pilot winkte und noch einmal zu und öffnete die Seitentüren. Ohne den Fahrtwind des Helikopters war es noch unerträglicher in dieser Hitze. Jeder nahm sein Gepäck und lief zum wohl selbsternannten Sammelpunkt. Dies war das letzte Mal vor der Prüfung das sich alle Absolventen sahen, es war die letzte Möglichkeit Freunden nochmal alles Gute zu wünschen, oder einfach nur Abschied zu nehmen. Wir hatten noch gut 3 Stunden bevor wir aufbrechen mussten, Zeit genug sich Nuba einmal näher anzusehen. Wir waren in einem kleinen Nebendorf von Nuba, es war gekennzeichnet von Armut, was man am Markt am deutlichsten sehen konnte. Die Kriminalität schien obwohl die Stadt fast gänzlich von Dämon verschont blieb sehr hoch zu sein. Einige Nubeaner liefen mit verrosteten Röhren zum Selbstschutz herum. Doch Nuba hatte zwei Seiten, denn in der Innenstadt die reichen Menschen vorbehalten war gab es wenigstens eine technologische Grundversorgung. Aber trotz des etwas rauen ersten Eindruckes waren die Einheimischen sehr nett. Es schien so als würde Jack sich etwas unwohl fühlen, ich hielt es aber für das beste ihn nicht darauf anzusprechen. „Wir sollten alle zusammen zum Markt gehen bevor wir aufbrechen.“ Schlug Jack vor. Und so liefen wir zu fünft auf den Markt der von Gerüchen und Farben nur so gespickt war. Kräuter, alkoholische Getränke, Fleisch, Gemüse und billige Plagiate von Elektronikwaren. Wir blieben an einem Stand mit verschiedenen Fleischsorten stehen und Jack zeigte Rose den Wüstenwurm. Eine Weiße wabbelige Scheibe Fleisch die auf den ersten Blick wirklich alles andere als Appetitlich aussah. „Siehst du, das hier ist Wüstenwurm, glaub mir er schmeckt besser als er aussieht. Entschuldigung wie viel kostet das Stück?“ fragte Jack den Mann der das Fleisch verkaufte. „Ist zehn“ sagte der Mann in einem wirklich lustig klingenden nubeanischen Akzent. Zehn Kuna, das waren verdammt wenig. Für zehn Kuna bekam man in Rena1 einen Kaugummi. Jack gab dem Mann eine 50 Kuna Münze und versuchte ihm zu erklären das er den Rest behalten könne. „Ist zu viel, ich mache extra“ sagte der Mann als er begriff was Jack meinte. Doch als Zeichen der Dankbarkeit packte er nicht nur das Stück Wüstenwurm sondern gleich noch eine Art nubeanische Süßspeise die etwas an einen klumpen Lehm erinnerte ein. „Hier der ist für dich, den isst man einfach so. Du wolltest doch unbedingt wissen wie der Schmeckt.“ Sagte Jack und gab Rose das Stück Wüstenwurm. Rose grinste über beide Ohren und biss ohne zu zögern in das weiß-wabbelige Fleisch hinein. Etwas verwundert sah ich sie von der Seite an. „Schmeckt das wirklich?“ Fragte ich sie, da sie beherzt noch ein zweites Mal hineinbiss. „Mhm, willst du auch ma?“. Schmatzend hielt sie mir den schwabbelnden Brocken unter die Nase der meiner Meinung nach alles andere als köstlich roch. Etwas zögernd biss ich ein kleines Stückchen ab. „BÄH! Also mir schmeckts nicht, das kannst ruhig allein essen…“. Mein Fall war das weiße Fleisch nicht gerade, aber jedem das seine. Während wir über den Markt schlenderten hörte Bakkun weiter gelangweilt Musik. Nuba schien ihm nicht wirklich zu gefallen, schwer zu sagen ob es Cloe gefällt denn sie ließ sich überhaupt nichts anmerken, sie lief einfach nur der Gruppe hinterher und sagte gar nichts. „Hey Bakkun, gefällts dir nicht?“ „Ne, hier gibt’s ja nix interessantes, überall nur Sand und Zeug von dem ich wette das mir davon übel wird…“. Es schien ihm wohl wirklich nicht zu gefallen. Für einen Augenblick vergaß ich die Prüfung, doch in gut einer Stunde ging es richtig los so dass wir uns langsam wieder auf den Rückweg machten. Wir alle ruhten uns noch etwas aus bevor es um punkt 9 Uhr abends dann endlich los ging. Der Sonnenuntergang hüllte den Himmel in einen rötlichen Ton und das Klima wurde etwas angenehmer. Mit neuer Energie und prall gefüllten Rucksäcken auf dem Rücken traten wir den langen Weg an, allen voraus unser Gruppenführer Jack. Die Rucksäcke waren gut 20 Kilo schwer und so groß das der Rucksack von Rose bereits etwas auf dem Boden schliff. Doch sie ließ sich nichts anmerken, nur Bakkun machte sich einen Scherz daraus. „Ist dir der Rucksack nicht etwas zu schwer Rose?“ fragte er Sarkastisch. Rose die von allen wohl am meisten schwitzte drehte sich mit bösem Blick zu Bakkun um. „Wenn es nicht so verdammt heiß währe, und der Rucksack nur etwas leichter, dann würd ich dich bis nach Nuba zurückprügeln!“ Im austeilen war sie wirklich gut, aber es war schlichtweg zu heiß um sich zu streiten. Nur Bakkun und Jack ertrugen die Hitze gut. „Ach was, abends find ich es hier sogar richtig angenehm, die 45° kann man doch aushalten…“ In Wirklichkeit waren es etwas mehr aber es würde bis Mitternacht noch etwas abkühlen, doch umso näher sie Yir kamen, desto heißer wurde es. In der Sperrzone müssten sie Tagsüber schließlich das Hitze-Zelt aufschlagen um sich nicht zu verbrennen. „Ach, ich hasse die Wüste… Die Hitze, und dieses Gefühl nicht untertauchen zu können…“ ich hasste es ja schon in leeren Räumen zu sein, aber die Wüste war nochmal eine Dimension größer. „Ich kann dich verstehen… Ich orientiere mich beim Laufen normalerweise an Wänden und Menschen in meiner Umgebung, aber hier in der Wüste ist einfach nichts an dem sich meine Aura orientieren könnte, es fühlt sich so an als würde man einen endlos langen Gang ohne jeglichen Sinn entlanglaufen…“ Auf einmal blieb die gesamte Truppe stehen und sah Cloe begeistert an. „W-was? Wieso bleiben wir stehen?“ Fragte sie. So viel hatte sie seit ihrem Auftritt im Helikopter nicht mehr Gesprochen. Da sprach sie schon die ganze Zeit nichts und wenn sie dann etwas sagte klang das auch noch nahezu poetisch. Wirklich eine seltsame Frau. „Whow, hätte nicht gedacht das du überhaupt so viel reden kannst.“ Sagte Bakkun spöttisch und bekam von Rose daraufhin gleich wieder einen Schraubenschlüssel ans Bein. „Autsch, ist doch aber war. Ich dachte schon du könntest gar keine ganzen Sätze bilden.“ Und wieder versuchte Rose Bakkun zu treffen, doch diesmal war er schneller, nahm ihr den Schraubenschlüssel ab und streckte seinen Arm so dass er außer Reichweite für sie war. „Weißt du, dass tut ganz schön weh!“. Während sich Bakkun mit Rose stritt ging Jack etwas auf Cloe zu. „Nehm dir seine Worte nicht so zu Herzen, er nutzt jede Gelegenheit um sich über jemanden lustig zu machen.“ „Ich habe nicht nach Hilfe gebeten. Nur weil ich Blind bin und nicht viel rede ist das noch keine Aufforderung mich zu bemuttern…“ entgegnete sie Jack mürrisch. Dieser ließ sich aber nicht auf eine Diskussion ein und ging weiter. „Los, wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Wenn wir noch 6 Kilometer zurück legen haben wir das Tagesziel erreicht und können Morgen direkt nach Yir durchmarschieren.“. Ich konnte es kaum erwarten das kühlende Zelt aufzuschlagen und meinen Beinen einen Moment ruhe zu gönnen. Die einzigen die von der Erschöpfung verschont blieben waren wohl Bakkun und Rose welche sich ständig durch den Wüstensand jagten. Jack sah sich das Ganze noch einige Minuten an dann riss ihm der Geduldsfaden. „So. ich hab mir das ganze jetzt lange genug angesehen! DU, dahinten hin und DU, bleibst hier wo ich dich sehen kann, und jetzt weiter…“ Dank Jacks autoritärer Gewalt machten die beiden ohne Wiedersprüche was man ihnen sagte. Rose war nun vorne bei Jack und Bakkun weiter hinten zwischen mir und Cloe die einige Meter hinter uns lief. Inzwischen war es Mitternacht und die Gruppe wurde allmählich müde. „Habt ihr das gesehen?“ Ich war mir sicher etwas gesehen zu haben, doch da war ich wohl der einzige. „Da ist doch etwas.“ Jetzt wurden auch die anderen auf den Hubbel im Sand aufmerksam der uns schon seit einigen Minuten zu folgen schien. Die Gruppe hielt an und Bakkun wollte sich das ganze aus der Nähe ansehen. Keine gute Entscheidung denn ehe er einen Blick auf den kleinen Hügel werfen konnte raste eine Art Stachel aus dem Boden auf ihn zu. Nur knapp konnte er dem Stachel ausweichen als plötzlich drei weitere wie aus dem nichts auftauchten. „ACHTUNG! Das ist ein Dreischwanzskorpid! Ein Kratzer reicht um euch ins Jenseits zu schicken!“ rief Jack der sich mit den Tieren nubas von uns am besten auskannte. Sofort nahmen wir alle unsere Kampfposition ein. Das war nun unsere erste Konfrontation als Gruppe. Aber von Teamarbeit konnte nicht die Rede sein. Während Bakkun wirkungslos versuchte nadeln auf die Stachel zu werfen stand Rose nutzlos in der Gegend rum. „Versuch du die Stacheln abzulenken, der eigentliche Skorpid ist im Sand begraben…“ rief mir Jack zu. Sofort rannte ich zu Bakkun und Rose um ihnen zu helfen. Einer der Stachel holte in Bakkuns Richtung aus, ich zog mein Schwert, schubste ihn zur Seite und schloss meine Augen. Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich die Bewegungen des Skorpids in Zeitlupe, es war einfach den Stachel zu Treffen ehe er mich berührte. Der Stachel des Skorpids viel zu Boden doch Rose war in Gefahr. Ohne ihre Technischen Spielereien hatte sie keine Chance. Der Stachel kam auf sie zu und ich war zu weit weg um noch etwas rausreißen zu können. Doch kurz vor dem Aufstoß sprang Bakkun mit seinem geöffneten Schirm voraus zwischen Rose und den Stachel. Der Stachel prallte am Schirm ab. Das war mehr als knapp, ich ergriff die Initiative und rannte auf den Stachel zu, ein sauberer Schwerthieb und der Stachel fiel zu Boden. Nun gab es nur noch einen etwa drei Meter großen Stachel und dieser raste direkt auf Jack zu der auf dem Skorpid zu stehen schien. „Jack pass auf!“ Rief ich ihm noch zu. Doch es war bereits zu spät, jeden Moment würde sich der Stachel durch ihn hindurch bohren, wenn nicht Cloe ihn aus der Schussbahn gestoßen hätte und damit ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hätte. Ich musste erst kurz realisieren was gerade passiert war doch dann rannte ich zum Kopf des Skorpiden und rammte ihm mein Schwert von oben durch den Schädel. Als dieser sich nichtmehr bewegte ging ich zusammen mit Rose und Bakkun zu Jack. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte ich ihn völlig aus der Puste. „Mit fehlt nichts, aber ich glaub Cloe hat den Stachel gestreift…“. Jack stand auf und ging zu ihr. „Ist die was passiert?“. Cloe wollte von allein wieder aufstehen doch das Gift riss sie sofort wieder zu Boden. „Mein Arm…“ Schnaufte sie. Das Gift schien ihr höllische Schmerzen zu bereiten. Da Bakkun der einzige unter uns war der sich mit Giften auskannte sah er sich den Arm einmal genauer an. Er nahm ihren Arm und versuchte einen Teil des Giftes auszusaugen, jedoch ohne Erfolg. „Es war nicht viel Gift…“ Sagte er in einem ungewohnt ernsten Ton. „Aber das ist doch gut, oder?“ fragte Rose etwas zögerlich. „Nein… Das heißt nur dass sie länger die Schmerzen ertragen muss bevor sie stirbt.“ Bakkun kannte diese Art von Gift, er selbst experimentierte damit um seine Wurfnadeln noch tödlicher zu gestalten. „A-aber gibt es denn kein Heilmittel?“ fragte Jack leicht verzweifelt während sich Cloe vor Schmerzen krümmte. „Naja, Kristallkraut… Wenn man die Wunde bis zu 3 Stunden nach der Infektion mit Kristallkraut versorgt gibt es eine geringe-„ Jack unterbrach Bakkun sofort. „Und wo finden wir dieses Kristallkraut?!“ Jack wurde lauter, dass jemand wegen ihm sterben würde konnte er nicht verantworten. „Kristallkraut ist wirklich selten. Wir werden hier wohl sicher keines finden, der einzige Ort an dem es hier wachsen könnte wäre eine Oase oder etwas Ähnliches…“ Jack stand auf und überlegte einen Moment. „Wir schlagen hier unser Lager auf. Sobald das Zelt steht, gehst du mit Bakkun nach diesem Kristallkraut suchen. Ich bleib mit Rose hier und versorg Cloe so gut es geht…“. Dann mussten wir wohl doch einen Tag länger in der Wüste bleiben, aber es ging hier immerhin um das Leben eines Menschen. „Wieso tut ihr das für mich, ich bin euch doch nur im weg.“ Stöhnte Cloe als Jack ihr aufhelfen wollte. „Wie kannst du so etwas nur sagen, du bist genauso wichtig wie jedes andere Teammitglied auch! Und jetzt ruh dich aus, wir machen das schon…“. Jack schien wirklich etwas an Cloe zu liegen. Als das Zelt stand machten Bakkun und ich uns bereit. „Wir haben jetzt noch etwa zwei Stunden, danach wäre es sowieso viel zu heiß um weiter zu suchen.“ Erklärte Bakkun noch einmal, dann machten wir uns auf den Weg und ließen Rose Jack und Cloe zurück. Die Sonne war noch nicht zu sehen, und wir liefen planlos einfach immer weiter gerade aus. „Super, die Prüfung hat noch nicht richtig angefangen und wir haben schon unser erstes Mitglied verloren…“. Ich mochte Bakkun zwar, aber momentan ging er mir nur auf die Nerven, ich nickte einfach nur weil ich mich nicht mit ihm streiten wollte aber ihm schien es wohl egal zu sein ob Cloe starb. Eine Stunde liefen wir durch den warmen Wüstensand auf der Suche nach einer Oase und dann, als wir die Hoffnung schon fast aufgaben, sahen wir am Horizont eine Palme. „Da hinten, sie mal Bakkun.“ „Schön eine Palme, und jetzt?“ Bakkun dachte mal wieder nicht mit, aber ich war schon auf dem Weg. „Eine Palme braucht Wasser zum Wachsen, da hinten muss eine Oase sein!“. Jetzt begriff auch Bakkun und rannte mir hinterher. Ich stolperte einen kleinen Hang hinunter zur vermeintlichen Oase aber ich fand war nichts anderes als ein kleines Wasserloch. „Ich weiß ja nicht was du hier siehst aber wenn du mich fragst war das vielleicht vor hundert Jahren mal eine Oase…“. Ich wollte es zwar nicht wahr haben aber er hatte recht. Was wir fanden war lediglich eine Pfütze, kein Kristallkraut weit und breit und das schlimmste, die Sonne war bereits zu sehen. „Lass uns wieder zurück gehen, sie hatte von vornherein keine Chance…“ Ich war stinksauer, wie konnte er das einfach so sagen. Selbst wenn wir Cloe nicht besonders mochten war sie immer noch ein Mitglied unseres Teams. Ich ging zu Bakkun und packte ihn am Kragen. „Wie kannst du so etwas nur sagen? Wir müssen weitersuchen. Oder willst du das sie stirbt?“. Er schubste mich einige Meter von sich weg und stellte sich vor mich. „Hör zu, nur weil ich sie nicht besonders mag heißt das nicht dass es mir egal ist ob sie stirbt, aber wir haben keine Zeit mehr. Erstens ist ihre Zeit so oder so abgelaufen. Das Gift hat sie dahingerafft bis wir am Zelt ankommen und zweitens werden wir beide auch sterben wenn wir uns der Sonne in diesem Sperrgebiet aussetzen. Weißt du was, es ist mir egal. Wenn du Lust hast dich bei über 100° rösten zu lassen ist das dein Ding, aber ich hab keine Lust goldbraun gebraten zu werden darauf kannst du dich verlassen! Ich geh zurück zum Zelt…“. Ich sah ihm noch einige Meter hinterher und lies mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Er hatte schon wieder recht, es gab keine Hoffnung mehr für Cloe, ich musste mich damit abfinden. Ich wollte Bakkun noch einholen, aber er war bereits aus meiner Sichtweite. „Dann muss ich mich wohl im Zelt bei ihm entschuldigen…“ dachte ich laut, und sah auf dem Armband die genauen Koordinaten ein. Ohne das Armband ist es in der Wüste unmöglich einen Ort wiederzufinden aber wie ich sah sind wir gar nicht so weit gekommen, das Zelt war nicht weit von hier so dass ich mich direkt auf den Weg machte. Ich spürte wie die Temperatur Minute für Minute stieg. Die Tierchen die sonst überall an der Oberfläche herum keuchten zogen sich zurück und meine Kehle war trocken wie der Sand auf dem ich lief. Endlich angekommen warfen mir die anderen fragende Blicke zu. „Gut dass ihr da seid. Cloes Zustand wird immer schlechter. "Wo ist Bakkun?“ fragte mich Jack. „Verdammt, er muss nochmal los sein um nach dem Kristallkraut zu suchen, er hat nur noch eine halbe Stunde dann wird die Sonne ihn verbrennen!“. Ohne die anderen aufzuklären rannte ich los, was war nur in ihn gefahren? Ich rannte und rannte immer dem Signal des GPS nach, doch dann verlor ich seine Spur, jetzt war es ohnehin zu Spät für ihn. Ich ging in die Knie und Schlug in den Sand. Hätte ich es ihm bloß nicht eingeredet, er hatte doch recht! “Es ist alles meine Schuld!“ rief ich. Mit gesenktem Kopf lief ich zurück zum Zelt, ohne Kristallkraut und ohne Bakkun. Die Temperatur betrug nun schon 60c° und viel länger konnten wir das Tor des Zeltes nicht auf lassen. Das Zelt selbst war aus einem hitzebeständigen Leichtmetall, wie dicke Aluminiumfolie. Zwischen den drei Schichten waren dünne Kühlstäbe verarbeitet die praktischerweise Solarbetrieben waren. Das Zelt kühlte im inneren auf akzeptable 30-35c° runter, jedoch nicht solange das Tor noch offen war. Die Zeit rannte Bakkun davon und ich musste Jack noch überreden das Tor etwas länger offen zu lassen. „Er wird kommen! Geb ihm nur noch 5 Minuten…“. Die Temperatur wurde nun unerträglich. Es war Vormittag, die Temperatur betrug 70c° und stieg jede Minute bis sie mittags auf über 100c° steigen würde. Die fünf Minuten waren um. Wir waren gezwungen das Tor zu schließen. Damit keine Hitze eindringen konnte musste es Versiegelt werden so dass ein Öffnen unmöglich wurde bis die Temperatur abkühlte. „Das wars dann wohl…“ Seufzte ich vor mich hin als Jack schweren Herzens begann das Tor zu schließen. Doch gerade als er damit anfing hörten wir einen Schrei. Das war Bakkun, er lebte noch! „Hey, ihr wollt mich doch nicht aussperren! Wartet gefälligst auf mich!“ rief er. Dann konnten wir ihn sehen. Leicht angeschmort viel er erschöpft ins Zelt. Ich gab ihm sofort eine Flasche Wasser denn er schien total dehydriert. Endlich konnten wir das Zelt schließen und die Temperatur regulierte sich. „Ich dachte schon ich würde da draußen verbrennen, die Sonne war so grell das ich nicht mehr sehen konnte wo ich hinlief… Aber das wichtigste ist…“ Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein weiß glitzerndes, etwas verdorrt aussehendes Kraut heraus. „Etwa zwei bis dreihundert Meter von hier gibt es eine Oase, es ist zwar schon etwas verdorrt aber es wird seinen Zweck erfüllen.“ Ich sprang ihm an den Hals. Er war heute definitiv der Held des Tages. Er hatte sein Leben riskiert um das eines anderen zu retten. Das erinnerte mich irgendwie an die Grundsätze der Hunter und stärkte mich seelisch. Das war es was mit Leidenschaft gemeint war. Bakkun trank einen Schluck und ging mit dem Kraut zu Cloe die immer wieder Ohnmächtig wurde. „Halt noch etwas durch, ich habe das Kraut…“. Ich hielt es für schier unmöglich aber ich könnte schwören Cloe hatte in diesem Moment das erste Mal gelächelt. Bakkun richtete den Campingkocher und bröselte das harte Kristallkraut ins kochende Wasser. Dann tunkte er einen Verband aus dem Verbandskasten in das leicht violett glitzernde Wasser und wartete bis dieser so viel wie möglich der Suppe aufgesaugt hatte. „Das Gift war zwar stark genug um schon bei Hautkontakt zu wirken, das Gegenmittel ist es allerdings nicht. Das wird jetzt gleich schmerzen, aber danach ist es vorbei…“. Er nahm das schärfste Messer das er fand und desinfizierte es über der Flamme des Kochers. Dann schnitt etwa zehn cm lang und drei cm tief ihren arm entlang. Ein Gemisch aus Blut und Eiter trat aus der Wunde aus. Bakkun spülte die Wunde erst mit klarem Wasser aus bevor er der inzwischen wieder ohnmächtigen Cloe den getränkten Verband umlegte. „Der Schnitt war notwendig damit der Kristallkrautsaft tief genug zur eigentlichen Vergiftung vordringen kann.“ erklärte er. Die Situation entspannte sich und mehr als abwarten konnten wir zurzeit nicht. Rose, die sich die ganze Zeit über recht still verhielt bastelte an irgendetwas Komplizierten herum. Es stand jedem Frei den Inhalt seines Rucksacks selbst zu wählen. Rose packte ihren voll mit Einzelteilen und futuristisch aussehenden Dingen. Sie hatte wohl echt nicht übertrieben als sie sagte sie sei eine Ingenieurin. Jedenfalls sah das an dem sie momentan bastelte etwas aus wie ein Schuh. „Was machst du da?“ fragte ich sie neugierig. „Ich habs satt durch den Wüstensand schleifen zu müssen. deshalb mach ich mir Schwebeschuhe. Ich sagte doch ich bin die beste Ingenieurin der Welt.“. Sie grinste stolz über beide Backen. Ob sie die beste Ingenieurin der Welt war, konnte ich nicht beurteilen. Aber wenn sie das packte war sie jedenfalls besser als das ich ursprünglich annahm. Wir bekamen alle Hunger also holte Jack die Dosen aus seinem Rucksack. Alles was wir von der Academy gestellt bekamen waren Dosensuppen. Diese erwärmten sich mittels eines Mikrochips sogar selbst. Der Campingkocher war eigentlich nur dabei falls wir selbst etwas jagen würden. Wir saßen also alle außer Cloe die nicht Essen konnte und Rose die lieber weiterbasteln wollte im Kreis um die Dosen und wetteten welche wohl zuerst fertig war. Wir unterhielten uns und lenkten uns von der momentanen Lage etwas ab. „Und Jack, jetzt immer noch bammel vor der Prüfung?“ fragte ich ihn scherzhaft. „Würde ja lächerlich aussehen wenn ich jetzt noch gehen würde, oder? Außerdem ist hatte Bakkun bei weitem mehr Schiss als ich.“ Ich und Jack fingen beide gleichzeitig an zu lachen. Es stimmte, Bakkun hatte wirklich am meisten Bammel von uns selbst wenn er versuchte cool zu wirken. „Hey! Dankt ihr mir so dass ich in der brennenden Hitze noch nach nem Stück Unkraut gesucht hab, und dabei selbst beinahe draufgegangen wäre? Ihr hättet doch sicherlich das Tor geschlossen wenn ich nicht gerufen hätte!“ Bakkun versuchte ernst zu wirken aber selbst er musste anfangen zu lachen. „Ja, ich hab zu Jack noch gesagt er soll sich gefälligst mit dem Tor beeilen bevor du kommst.“. „Naja wärst du mir nicht so im Weg gestanden hätte ichs vielleicht sogar noch geschafft.“. Wir konnten mit dem Lachen kaum aufhören, aber ich denke die beste Eigenschaft einer Gruppe ist, im Nachhinein über alles lachen zu können. Das stärkt das Vertrauen zueinander. Erst jetzt wusste ich es richtig zu schätzen gleich zwei Leute in der Gruppe zu haben die ich kannte. „Hättet ihr das Tor nur mal zu gemacht!“ rief Rose aus der Ecke. Erst wirkte sie ernst aber dann fing auch sie an zu lachen. „Aber dann hätt ich niemanden mehr den ich verprügeln könnt.“. Die Dosen piepsten. Das bedeutete dass sie fertig waren. Jack stand mit seiner Dose auf und ging zu Cloe. „Entschuldigt mich kurz, aber die Dose war nicht für mich. Bakkun wie lange dauert es bis das Gift verschwunden ist?“. „Schwer zu sagen, aber bis wir wieder abreisen dürfte sie wieder auf den Beinen sein. Was nicht heißt das das Gift bis dahin vollkommen aus ihrem Körper ist. Sie wird trotzdem noch etwas geschwächt sein.“. Jack nickte und half Cloe in eine aufrechte Position. Diese sah Jack mit ihrem leeren Blick genau in die Augen. „W-warum macht ihr das für mich? Ihr kennt mich doch alle noch nicht einmal.“ Keuchte sie schwach. „Ich hab es dir schon mal erklärt. Wir sind eine Gruppe, wir lassen dich nicht im Stich. Und nun iss, du musst wieder zu Kräften kommen bevor wir aufbrechen.“ Ihr Körper war vom Gift immer noch gelähmt, und um mit Jack zu diskutieren fehlte ihr die Kraft. Man sah ihr an das sie sich nur ungern von Jack füttern lies aber gleichzeitig war sie wohl auch dankbar dafür. Ich kenne keinen Mensch der so sozial ist wie Jack. Er war wirklich ein guter Gruppenführer. Als er fertig damit war Cloe zu füttern setzte er sich neben sie und füllte die Berichte aus, die er als Gruppenführer schreiben musste. Die Situation warf ein wirklich anderes Licht auf ihn. Ein Gefühl von Melancholie und Ruhe überkam mich. Langsam begriff ich dass dies wohl die wahre Ruhe vor dem Sturm war. Ich wollte nicht auch nur einen Moment dieses Gefühls vergeuden. Aber es ging nicht nur mit so. Alle lagen oder saßen wir nachdenklich im Zelt und entspannten ein letztes Mal bevor wir endgültig nach Yir aufbrechen würden. Selbst Bakkun zog es vor ein kleines Nickerchen zu halten. Ich sah Yir schon auf vielen Bildern aber selbst an diesem historischem Ort zu stehen war sicherlich etwas ganz anderes. Ich fragte mich wie Cloe, Yir wohl wahrnehmen würde. Sie war schon seltsam. Aber vom Prinzip waren wir das alle. Bakkun sagte dass das Gift noch nicht vollständig aus ihrem Körper währe wenn wir aufbrechen. Ob andere Gruppen auch so früh schon Komplikationen hatten? Viele Fragen gingen mir zu dem Zeitpunkt durch den Kopf, doch die meisten blieben unbeantwortet. Da wir am Abend aufbrechen würden versuchten wir mittags etwas Schlaf zu finden. Rose und Bakkun gelang das recht gut, und Cloe schlief so oder so die ganze Zeit, aber ich und Jack bekamen kein Auge zu. Jack wohl weil er sich um Cloe sorgte und ich einfach weil es mir seltsam vorkam am helligsten Tag zu schlafen. Jack machte sich einen viel zu großen Kopf um Cloe, also lenkte ich ihn etwas ab. „Jack, stress dich nicht so. Sie wird schon wieder. Wenn du sie anstarrst verschwindet das Gift auch nicht schneller. Spiel ne runde Poker mit mir das bringt dich auf andere Gedanken.“. Wir spielten oft Poker wenn uns langweilig war. Ich holte meine Karten und mischte sie durch. Der Einsatz waren einige Schrauben von Rose. Sie hatte so viele dabei, da würde sie die paar nicht vermissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)