In a time without hope… von Cooro-w (Ein neues Leben) ================================================================================ Kapitel 1: Das Fest ------------------- Ein Kirchblütenzweig klopfte gegen das Fenster und lenkte somit die Aufmerksamkeit des jungen Mädchens auf sich. Verträumt sah sie die rosafarbenen Blüten an und lächelte dabei. Heute Abend würde es endlich soweit sein! Die Händler waren schon letzte Woche gekommen und heute Morgen konnte man die ersten Artisten und Stände sehen. Obwohl der Festplatz weit von diesem Ort entfernt war, war der Baulärm gut zu hören. Heute Abend fand das Drachenfest statt! Es wurde nur alle vier Jahre gefeiert, mit den Blüten der Kirschbäume und den Tanz der werdenden Frauen. In Rikas Bauch kribbelte es. Auch sie würde dieses Jahr tanzen, denn heute war auch ihr 13. Geburtstag. Sie hatte schon angst gehabt, dass sie erst beim nächsten Fest hätte tanzen dürfen, aber der Feuerlord höchstpersönlich hatte entschieden: sie war alt genug! Ihre Gedanken wanderten zum Tanz und dem danach folgenden Ritual. Ganz sicher würde das ein wunderbares Fest werden, der beste Geburtstag aller Zeiten! Um Mitternacht würden dann die besten Feuerbändiger eine Vorstellung geben. Mit Stolz konnte Rika behaupten dass sie auch dazu zählte, aber bis jetzt wussten nur die anderen, die auch auftraten, davon. Ihre Klassenkameraden würden Augen machen! „Rika!“ Erschrocken zuckte sie zusammen und riss ihre Hand zurück. „Aua!“, quietschte sie und besah den roten Striemen auf ihrer Hand. Oh nein! Wenn das anschwellen würde! Sie warf Miss Roadgart einen vernichtenden Blick zu. Diese schob aber nur mit einem Naserümpfen ihre Brille nach oben, „Träum nicht vor dich hin, du dummes Ding!“ Diese dumme Schnepfe! Bevor Rika sich noch verplappern konnte ertönte der Gong und entließ sie aus dem schrecklichen Gemäuer. Das Gespött der anderen interessierte sie heute nicht. Die waren sowieso nur eifersüchtig weil sie mit IHM befreundet war! Wie aufs Stichwort hörte man laute Schritte und einen Moment später lag sie in den Armen des begnadetsten Feuerbändigers ihrer Stadt: Charis. So lieb sie ihren Kindheitsfreund auch hatte, mitten auf dem Gang brauchte er sie wirklich nicht so in die Arme nehmen. Am Ende verstand das noch jemand falsch. Geschickt löste sie sich aus seiner Umklammerung und lächelte ihn an: „Guten Morgen, Charis.“ „Morgen ist gut, es ist fast Mittag!“, schnaubte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht; „Du solltest längst im Training sein, schließlich ist heute Abend der Auftritt!“ „Pscht!“, machte Rika und knuffte ihn in den Arm. Aber zu spät. Sofort waren sie von einer Traube Schaulustiger umgeben die sie mit Fragen bombardierten. „Tanzt du heute Abend etwas auch, Rika?“ „Du bist doch erst zwölf!“ „Hat sie heut nicht Geburtstag?“ „Quatsch! Oder doch nicht?“ „Sie ist doch viel zu jung, man darf erst mit 13 mi-…“ „Hey!“, rief Charis und sofort verstummte die Menge, „Heute ist Rikas 13. Geburtstag, ihr Banausen! Pah, sowas nennt sich Klassenkameraden!“ Charis zwinkerte Rika zu und schnell zog er sie mit sich raus. Empört sah die Kleinere ihn an. „Wie konntest du nur! Jetzt wissen alle dass ich tanze!“ „Na und? Du bist die wunderbarste Tänzerin die ich jemals gesehen habe.“, hauchte er ihr ins Ohr und plötzlich stand sie mit dem Rücken zur Wand und er vor ihr, „Wunderschön, anmutig, leidenschaftlich, begabt.“ „Charis!“, zischte Rika und drückte ihn leicht weg, „Wenn uns jemand so sieht denkt er noch was fa-…“ „falsches? Ach Kleine, lass doch die andern reden was sie wollen.“, seufzte er, lies sie aber trotzdem frei. „Komm schon, wir sind schon spät dran.“, meinte er und streckte die Hand aus. Mit einem Nicken ergriff sie diese und gemeinsam liefen sie aus dem Schulhaus. Je später es wurde, desto blanker lagen Rikas Nerven. Sie tapste, mit einem Handtuch um den Körper geschlungen, vom Bad in ihr Zimmer und zog die Vorhänge zu. Es war schon öfters passiert dass Charis ihr beim umziehen zugesehen hatte. Er meinte ja immer er habe nur nachgesehen ob sie auch niemand anderes dabei beobachtete. Bei der Erinnerung musste sie grinsen und ein wenig fröhlicher begann sie sich abzutrocknen und ihre Haare zu trocknen. Mit Feuer ging das relativ schnell. Nun stand sie vor ihrem Spiegel. Ihr langes braunes Haar ging ihr bis zur Hüfte und war glatt und geschmeidig. Darauf war sie besonders stolz. Sie zog sich ihre Unterwäsche an und öffnete zum ersten Mal die längliche Schachtel auf ihrem Bett. Es war ihr Kimono. Charis und ihr Vater hatten wochenlang gerätselt was für ein Muster sie nehmen sollte. Dieser war perfekt! Fertig angezogen drehte sie sich vor dem Spiegel und betrachtete ihren weißen Kimono mit den rosafarbenen Kirschblüten ausgiebig. Dafür musste sie sich unbedingt noch einmal bedanken! Geschickt steckte sie ihre Haare zusammen und ging vor die Tür. Leider konnte Charis sie nicht abholen. Er und ihr Vater waren bei dem Ritual der Männer. Alle männlichen Familienglieder der Tänzerinnen beteten darum, dass sie auch das weitere Leben gut behütet wurde, viele gesunde Kinder bekamen und einen wunderbaren Ehemann. Da Rika keine Brüder hatte, meldete sich Charis. Die beiden waren seit ihrer Kindheit unzertrennlich und sahen sich wie Bruder und Schwester. Schon bald war der Lärm des Festes nicht mehr zu überhören. Ihr Weg führte an vielen Ständen vorbei, an einem kaufte sie sich eine schlichte weiße Maske die ihre Augen bedeckte. Die untere Gesichtshälfte blieb aber frei. So ging sie durch die weiteren Straßen bis endlich der große Marktplatz in Sicht kam. Voller Vorfreude lief sie darauf zu und sah sich um. Da war die Gruppe! Die anderen waren größer als sie, hatten mehr Formen. Das machte Rika schon ein wenig nachdenklich. Lächeln!!, erinnerte sie sich und setzte dies auch gleich in die Tat um. Wenn Charis sie ohne ein Lächeln sag, würde er sich vielleicht noch Sorgen machen! Mit den anderen Kindern vertrug Rika sich nicht sonderlich gut, was wohl daran lag dass sie lieber trainierte. Aus der Gruppe trat ein Mädchen und nahm die Jüngere an den Händen. „Rika!“, flötete sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, „Da bist du ja, kleine Blume.“ Vor ihr stand die Reinkarnation von der wahnsinnigen Prinzessin Azula. Das sagten jeweils die Leute. Ihr richtiger Name war Marina, aber sie sah der Prinzessin aus der Vergangenheit wirklich sehr ähnlich. Außerdem war sie eine begnadete Feuerbändigerin, strebte nach Perfektion und flippte oft grundlos aus. „Guten Abend Marina. Wann beginnt der Tanz?“ „Jeden Moment, wir haben auf dich gewartet. Du sieht wunderschön aus.“ Rika ließ sich auf die Bühne ziehen und irrte mit ihrem Blick über die Menge. Wo waren Koketsu und Charis? Als die Musik begann schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf den Rhythmus. Die beiden waren sicher dabei und sahen zu. Schon bald vergaß sie wo sie war, versank in ihrer Welt aus Musik und Tanz. Ihre Füße schwebten förmlich über die Bühne, Wind kam auf und wirbelte die Blüten Der Kirschbäume um die Mädchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)