Unexpected Twist von RaspberryDevil ================================================================================ Kapitel 3: Calzone und Bananen I --------------------------------- „Wecke ihn bitte nicht zu halbherzig.“ „Was verstehst du unter halbherzig?“ „Na, ihn einfach an den Schultern zu packen und wach zu rütteln. “ „Was ist daran denn so halbherzig?“ „Also wolltest du ihn doch auf die Art wecken?!“ „Na und, ist doch nichts weltbewegendes dabei, oder?“ Manabu lag im Bett und schlief ruhig. Zumindest schlief er so lange ruhig, bis er die beiden Stimmen vernahm. Eigentlich wollte er versuchen sie zu ignorieren, doch er hatte nicht wirklich Lust, von ihnen ´halbherzig´ geweckt zu werden. Also öffnete er die Augen und setzte sich auf. Hotaru blickte ihren Bruder an. „Oh, wie es scheint, hat sich das mit dem Wecken erledigt.“ Manabu rieb sich kurz die Augen und sah die beiden Mädchen an. „Ah, hast du gut geschlafen?“ Samantha sah ihn fragend an. Er nickte nur. „Das ist schön. Duhu~? Ich wollte mit Hotaru kurz was einkaufen. Wir sind aber sobald es geht wieder da.“ „Und?“ „Und ich wollte dir deswegen nur Bescheid geben. Nicht, dass du uns nachher verzweifelt suchst.“ „Was ist mit Ian?“ „Ich weiß es nicht so genau. Eigentlich müsste er mit seinen Aufgaben fertig sein. Du findest ihn sicher in der Küche.“ Sie erhielt noch ein „Aha.“ von Manabu als Antwort, ehe Hotaru und sie aus dem Zimmer gingen und sich auf den Weg zum Einkaufen machten. Manabu gähnte kurz. Da war er doch tatsächlich eingeschlafen, und das auch noch mit Brille. //War nicht ganz höflich Ian gegenüber, wo er mir doch sogar geholfen hat.// Er schüttelte kurz den Kopf, ehe er sich aus dem Zimmer begab. Das Zimmer von Ian interessierte ihn zwar auf gewisse Weise, aber er beschloss, sich lieber später mal genauer umzuschauen. Er würde hier ja sicher noch oft genug durchgehen. Den Weg nach unten hatte er sich noch gemerkt, also konnte er die Treppen ohne Hetzen hinunter gehen. In dem Eingangsbereich blieb er stehen, um kurz die Fotos betrachten zu können, die zum größtem Teil am Meer aufgenommen wurden. Manabu schmunzelte, als er sich einige genauer ansah. Das Hobby von Samantha schien es wohl zu sein, sich die Haare zu färben. Auf jedem dritten Bild hatte sie eine andere Haarfarbe. Er zuckte die Schultern. //Wenn sie so Gefallen daran hat, soll sie es ruhig machen. Die Fotos sind ja ganz nett, sie sorgen auch für eine...ganz...nette Atmosphäre... irgendwie jedenfalls//, dachte Manabu so bei sich, bis er ein anderes Bild erblickte. Zu sehen waren Ian und Samantha, die nebeneinander vor ihrem Haus standen. Hinter ihnen standen eine junge Frau mit blonden Haaren und ein Mann- der älter wirkte, als er wahrscheinlich war - mit braunen Haaren. Es sah auf dem ersten Blick aus wie eine typische, glückliche Familie. Doch irgendwas stimmte mit dem Bild nicht. Manabu war sich zwar nicht sicher, was genau so seltsam für ihn daran war, aber er war sich sicher, dass da was nicht ganz stimmte. Schließlich wandte er sich ab und ging Richtung Tür, die nach Ians Aussage zum Wohnzimmer führte. Als er es auch sogleich sah, schaute er sich um. Und nein, diesmal achtete er nicht auf den Farbton der Tapete, sondern dachte zuerst daran, ob Ian sich in dem Raum befand. Da dies nicht der Fall war, begab er sich durch die Tür links von ihm ins nächste Zimmer. Eines war für Manabu sicher: Hier war es eindeutig zu dunkel. In dem so eben betretenen Raum musste er nämlich wieder nach dem Lichtschalter tasten, bevor er überhaupt etwas sehen konnte. Als das Licht eingeschaltet war und Manabu einen Blick auf die Küchenuhr – ja, soviel wusste er schon, er befand sich definitiv in der Küche- warf, sah er auch, wieso es so dunkel war. Laut der Uhr war es schon nach neun. Da er nicht wusste, zu welcher Uhrzeit sie ankamen, konnte er auch nicht sagen, wie lange er geschlafen hatte. Obwohl er sich sicher war, dass es sehr lange gewesen sein musste. Denn als sie ankamen, war es noch hell. Er seufzte. Schon wieder konnte er sich zwischen drei Türen nicht entscheiden. Da Ian wohl nicht in der Küche zu sein schien, was ihn schon etwas wundert, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu raten. //Wie heiß es so schön? Ab durch die Mitte.// Demnach entschied er sich für die Tür gerade aus und ignorierte die beiden Türen links von ihm. Er hielt kurz inne und horchte an der Tür. Aus dem Zimmer drang - wenn auch nur leise- Musik. Also klopfte er kurzerhand an der Tür, um sie darauf, da ihm nach wenigen Minuten keiner öffnete, schließlich selbst zu öffnen. Im Gegensatz zu den anderen Räumen war dieser leicht erhellt. Ein kurzer Blick durch den Raum ließ ihn ein wenig das Gesicht verziehen. Er stand mitten in einem Arbeitszimmer, was nicht schwer zu erkennen war. Denn die Dokumente, die sich überall - selbst auf dem Boden - stapelten, waren nicht schwer zu übersehen. Wenn der Raum nicht erhellt gewesen wäre, wäre Manabu mit Sicherheit über einen Stapel gestolpert - um gleich darauf hinzufallen und mit dem Gesicht den nahe liegenden Stapel ´kennen zu lernen´. Und wer weiß, wer ihm dann helfen würde, da wieder herraus zu kommen. Mehr oder weniger geschickt umging er die ganzen Stapel - keinesfalls würde er einen anfassen, wer wusste schon, was das für Dokumente waren- um zum Schreibtisch zu gelangen, auf den er es abgesehen hatte. Aber eigentlich hatte er es nicht auf den Schreibtisch, sondern auf die Person am Schreibtisch abgesehen. Obwohl ´abgesehen´ auch nicht das richtige Wort war. Vielmehr wollte er zu der Person gelangen – möglichst ohne zu stolpern. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ian saß schon längere Zeit an seinen Aufgaben, was ihn womöglich seine letzten Nerven kostete. Er wollte sich nur kurz eine kleine Pause können. Nur eine ganz kleine. Doch entschied er sich schlussendlich dagegen und arbeitete weiter. Als er endlich fertig war - es war kurz nach sechs - lehnte er sich im Bürosessel zurück, um etwas zu entspannen. Eigentlich wollte er das Abendessen zubereiten, aber da hatte er seltsamerweise keine Lust zu. Sonst hatte er immer Lust zu kochen, doch heute fehlte ihm die nötige Motivation. Zudem sah der Tisch ziemlich einladend aus und gegen eine Pause war wirklich nichts einzuwenden. Also suchte er sich eine Position, die bequem genug war und schlummerte vor sich hin, bis er einschlief. ~ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Als Manabu am Schreibtisch ankam, fand er Ian in der Position wieder, in der dieser eingeschlafen war. Ian hatte die Arme auf seinem Schreibtisch verschränkt und den Kopf darauf gelegt. Manabu bekam schon ein schlechtes Gewissen, wenn er nur daran dachte, ihn jetzt zu wecken. Ian schlief nämlich mit einem sehr friedlichen Gesichtsausdruck, was seinen Gegenüber kurz lächeln ließ. Aber leider musste er ihn nun einmal wecken, was sollte er denn sonst in diesem Haus alleine machen? Die Mädchen waren ja nicht da, also blieb nur Ian übrig. Den versuchte er auch gerade zu wecken, indem er ihn sachte an der Schulter fasste und behutsam wach rüttelte. Ein kurzes Brummen war zu hören, bis Ian sich regte. Der Grünhaarige rieb sich die Augen und streckte sich. Er brauchte einen Moment um zu realisieren, wer ihn gerade geweckt hatte. Er schaute von seinen erledigten Dokumente zu Manabu auf seine Uhr. Plötzlich sprang er erschrocken auf, sodass Manabu ein Schritt zurück ging. „Schon so spät?! Da bin ich doch glatt eingeschlafen, obwohl ich das Essen schon längst hätte machen müssen!“ Manabu sah ihn erst überrascht an, grinste dann aber. „Beruhige dich, ist doch nicht so schlimm.“ Erst jetzt schenkte Ian ihm seine Aufmerksamkeit. „´tschuldige, dass ich noch nichts gemacht habe. Du musst dich sicher gelangweilt haben.“ „Nein, nein. Ich bin auch gerade erst aufgewacht. Besser gesagt, geweckt worden.“ „Sam und Hotaru?“ „Ja. Sie wollten nur Bescheid sagen, dass sie einkaufen gehen.“ „Verstehe.“ Ian blickte wieder auf die Uhr. „Weißt du was? Kochen ist jetzt nicht gerade das, worauf ich Lust habe. Ich bestelle uns einfach eine Pizza, okay?“ Ian schenkte ihm ein Lächeln, worauf Manabu nur nickte. Kurze Zeit später - nachdem die Beiden versuchten, Heil aus dem Zimmer zu kommen, ohne zu stolpern - befanden sie sich auf der Couch im Wohnzimmer. „Möchtest du etwas Bestimmtes?“ Ian griff zu Telefon und sah Manabu an, dieser schüttelte nur den Kopf. „Weißt du, was mit Hotaru gern isst?“ „Solange keine Zwiebeln, Oliven etc. drauf sind, isst sie alles.“ „Ok.“ Ian lächelte wieder, wählte dann die Nummer des Pizzalieferanten und bestellte für sie vier jeweils eine Calzone. „Jetzt ist Warten angesagt. Da fällt mir ein, möchtest du was trinken?“ Manabu war gerade damit beschäftigt gewesen, seine Uhr zu stellen, weswegen er auch nicht Ians Frage richtig mitbekommen hatte und ihn nur fragend ansah. Dies veranlasste Ian wieder zu grinsen und er wiederholte seine Frage. „Ja, gerne.“ Während Ian in der Küche war, schaute Manabu sich etwas im Wohnzimmer um. Sein Blick blieb an einem Bücherregal haften. Prompt stand er auf, um es genauer zu betrachten. Mit den Fingern fuhr er über ein paar Einbände und murmelte die Titel. //Das sind alles sehr anspruchsvolle Werke... Die müssen wohl sehr gerne lesen.// Manabu wunderte sich kurz darüber, beließ es dann aber bei dem Gedanken. Ein Buch sprang ihm aber dann doch ins Auge. Er zögerte kurz, doch seine Neugierde war größer als seine Höflichkeit. In dem Moment jedenfalls. Vorsichtig nahm er es aus dem Regal und las den Titel. Auf dem Einband stand in goldener Farbe geschrieben Holy Scriptures //Eine Bibel?// Leicht verwundert blätterte er etwas in ihr. Ian war gerade dabei, zwei Gläser aus dem Schrank zu holen, und diese mit kühler Cola zu füllen. Als er das Wohnzimmer betrat und Manabu beim Schmökern sah, musste er leicht schmunzeln. Der Jüngere hatte ihn gar nicht bemerkt. Ian stellte erstmal die Gläser leise auf den Tisch und wollte sich einen kleinen Scherz erlauben. Er schlich sich an Manabu von hinten heran, und beugte sich leicht vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Manabu war so vertieft gewesen, dass er gar nicht merkte, wie sich Ian an ihn heranschlich. Erst als er eine Stimme an seinem Ohr wahrnahm, war er sich bewusst, das er wohl etwas zu lange gelesen hatte. „Na, ich wusste gar nicht, das jemand wie du sich für die „Heilige Schrift“ interessiert.“ Beinahe hätte er vor Schreck die Bibel fallen lassen. Leicht fassungslos darüber, dass Ian ihn erschrocken hatte, schaute er diesem ins Gesicht. Dieser setzte aber nur eine Unschuldsmiene auf und setzte sich zurück auf die Couch. „Was meinst du damit?“ Manabu sah ihn fragend an. „Ach, ich kann mir halt nicht vorstellen, das du an Gott glaubst. Ganz einfach.“ Er nahm sich ein Glas Cola und trank einen Schluck. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich auch nicht gedacht, dass ihr gläubig seid.“ Er nahm neben dem Anderen auf der Couch Platz und nahm sich sein Glas. „Sind wir auch nicht.“ Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, stellte er das Glas wieder zurück. „Nicht? Warum habt ihr dann eine Bibel im Haus?“ „Weil wir getauft sind, aber seit ein paar Jahren nicht mehr an Gott glauben.“ Mit der Antwort erhielt er nur einen verwirrten Blick von Manabu, was ihm normalerweise ein Lächeln entlockt hätte. Normalerweise. Er griff wieder zum Glas, gab ihm aber noch eine Antwort. „Meine Eltern konzentrieren sich sehr auf die Arbeit. Da bleibt kaum Zeit für etwas wie Gott oder überhaupt Religion.“ Er trank einen Schluck, und sah zu dem Schwarzhaarigen. Während er sein Glas abstellte nickte dieser. „Strenge Eltern, was?“ „Jepp. So ist das nun einmal.“ „Das kenne ich.“ „Auch Geschäftsleute?“ „Mehr oder weniger.“ „Verstehe.“ Ein seufzen entglitt Manabu. „Hm? Ist etwas?“ „Nicht wirklich. Ich war nur am Überlegen, wie Hotaru es geschafft hatte, unsere Eltern zu Überreden.“ „Wozu überreden?“ „Das wir nach Kalifornien dürfen.“ „Ach das. Kleine Schwestern schaffen so etwas immer. Das ist und bleibt wohl ein Mysterium.“ „Wohl war.“ Just in diesem Moment, hörte man Gekicher. //Wenn man vom Teufel spricht...// Die Tür wurde geöffnet und Samantha sowie Hotaru betraten den Raum. „Schon wieder da?“ Ian begrüßte sie, wie auch andere immer, mit einem Lächeln. „Ja.“ Die Fröhlichkeit konnte man den Mädchen am Gesicht ablesen. „Wir haben Obst mit gebracht.“ Samantha ging zu den Jungs und stellte eine Tüte neben eine Obstschüssel, die sich auf dem Tisch befand. Sie holte ein paar Bananen aus der Tasche und legte sie zu den Äpfeln in die Schüssel. „Ich würde die nicht zu den Äpfel legen. Denn dadurch werden sie schneller braun“, meinte Manabu zu Sam. „Ach, ist doch nicht so schlimm. Dann müssen sie halt gegessen werden, bevor sie braun werden.“ „Bananen? Die magst du doch gar nicht.“ „Ist nicht wichtig. Die Hauptsache ist, ihr esst sie.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und auch Hotaru kicherte im Hintergrund. Die beiden Jungs sahen sich nur verständnislos an, während die Mädchen sie fragten, wie begriffsstutzig manche Leute nur sein können. „Was gibt es zu eigentlich zu essen?“, fragte Hotaru nun. „Ich habe uns allen eine Calzone bestellt. Sie müsste in circa einer viertel Stunde geliefert werden.“ „Och, ich dachte du kochst was.“ Samantha zog einen Schmollmund. „Entschuldige. Es kam etwas dazwischen, sodass ich keine Zeit hatte. Morgen mache ich Frühstück. Ich hoffe, das reicht als Entschädigung.“ „Na gut. Aber das muss ja sehr wichtig gewesen sein, dass du nicht gekocht hast“ Ian nahm schweigend einen Schluck aus seinem Glas. Seine Schwester musste ja nicht alles wissen. Manabu dachte da aber etwas anders. „Er ist eingeschlafen und hatte keine Lust mehr.“ „Was?“ Sam stemmte ihre Hände in die Seite und schaute empört. Ian schaute derweil Manabu verwirrt an. Dieser grinste nur kurz und wandte sich dann seiner Cola zu. Das war dann wohl die Rache dafür, das Ian ihn vorher so erschrocken hatte. „Kommt nicht wieder vor, ok?“ Er schaute sie mit einem gequälten Lächeln an. „Na, das will ich auch hoffen.“ Hotaru konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Die anderen sahen sie daher verständnislos an. „Ist etwas?“ „Nein, nein.“ Sie lächelte. „Na, wenn du meinst...“ „Wir gehen dann mal unsere Einkäufe hochbringen.“ „Kommt aber runter, wenn die Pizza da ist.“ „Geht klar.“ Die Beiden nahmen ihre Einkäufe und begaben sich nach oben. „Du hattest Recht.“ „Womit?“ „Schwestern sind wirklich ein Mysterium.“ „Nicht nur Schwestern. Mädchen und Frauen im Allgemeinen sind ein Mysterium.“ „Wo du Recht hast, hast du Recht.“ Ian griff nach einer Banane. „Na, wenigstens haben sie uns was mitgebracht. Willst du auch eine?“ „Nein, danke.“ „Gut, wenn du nicht willst.“ Er sah den anderen an. „Ist etwas passiert?“ „Nein, ich habe nur das Gefühl, die Mädchen hecken etwas aus.“ „Woher willst du das wissen? Weibliche Intuition?“ „Ach Quatsch. Das sagt mir mein Bauchgefühl.“ „Also keine weibliche Intuition?“ „Nein, keine weibliche Intuition“ „Dann nicht.“ „...“ Manabu konnte ja nicht wissen, dass er mit seinem Bauchgefühl richtig lag. Aber das würde es früher oder später noch erfahren... ___________________________ Das ist nun die gebetate Version, daher auch ganz leicht überarbeitet^.^ Hoffe euch gefiel das Kapitel ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)