Red Clouds von RhapsodosGenesis (Hikaris Lament) ================================================================================ Kapitel 39: Bestrafe mich! -------------------------- Sie nahm die Waffe, deren Metall kalt auf ihren Fingern zu spüren war. Sie kannte ihre Aufgabe. Und es war die einzige, die sie auszuführen hatte. Alles andere war egal. Niemand widmete sich ihr, alle Aufmerksamkeit war auf die andere gerichtet. Sie brauchte sich nicht zu sorgen. Es würde nicht verhindern werden. Nein. Denn sie wussten alle, was jetzt kam. Und es würde kommen. Durch ihre Hand. Dadurch würde es umso gerechter werden. Allerdings konnte sie ein kurzes Zögern nicht vermeiden. War es denn nicht trotzdem unfair? Wo sie sich doch so sicher war ... Sie biss bestimmend die Zähne zusammen. Für dumme Gedanken war es zu spät – und es war unpassend! Sie musste es endlich verstehen! Es war alles nur ein Spiel, nichts weiter! Nachdem alles seine rechten Bahnen genommen hatte, würde es zur Akte gelegt und vergessen werden. Es war nur der Moment der Rache, der sie immer verfolgen würde. Und es würde in ihrem Gedächtnis bleiben. Und sich gut anfühlen. Sie starrte in die blauen Augen der anderen, als sich ihre Blicke kreuzten. Ein für uneingeweihte unsichtbares Nicken gab ihr das Zeichen, dass sie bereit war. Jetzt oder nie. Das Kunai entglitt ihrer Hand und flog in blitzschneller Geschwindigkeit, mit anhaltender Beschleunigung auf das Ziel zu – und traf. „Hoppla, das ging wohl daneben“, beschwerte sie sich mit einem gekünstelten, spöttischen Lächeln auf den Lippen – wobei es wirklich danebenging. Sie hätte eigentlich einen Fingerbreit weiter nach links gezielt. Sie war wohl aus der Übung. Nach einer letzten kleinen Bewegung blieb Hikari reglos liegen. Und Hidan stand nun alleine da. Sein verspätetes Hikari – im Doppelpack – wurde von keinem beantwortet. Er rannte zu ihr hin und berührte sie noch. Doch sie erkannte auch aus dieser Entfernung an der Menge des Blutes, an der Stelle, an der sie getroffen hatte, an der Regungslosigkeit Hikaris, dass ihr Plan aufgegangen war. Das Mädchen war tot. Gedanken an das Mädchen kreuzten in ihren Gedanken auf, doch sie schob diese achtlos zur Seite und sah nun den Mann an, der noch übrig blieb. Er kniete neben Hikari und sprach mit ihr. Sie nutzte die Gelegenheit und ging langsam auf ihn zu. Währenddessen holte sie in theatralisch langsamer Geschwindigkeit ihr zweites – und somit letztes Kunai aus ihrer Tasche, die versteckt unter ihrer halblangen „Schürze“, die vollkommen schwarz war, gehangen hatte und nur auf ihren Einsatz gewartet hatte. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. Als sie zu Tiffany sah, die in unmittelbarer Reichweite zu Hidan stand, aber nichts tat, bemerkte sie deren zufriedenes Lächeln und las das Lob förmlich daraus herab. Sie wusste, sie war sich sicher, dass sie nun nicht mehr zögern würde, auch den letzten Schritt zu tun. Ihr Blick schweifte zu Henry, der in etwa dasselbe Funkeln in seinen Augen hatte – nur mit etwas Bedauern darin. Doch dies ließ sie kalt. Sie kam direkt hinter Hidan zu stehen und legte behutsam die Hand, in der sie kein Kunai hielt, auf seine Schultern. „Nun ... Es musste wohl so kommen“, erklärte sie monoton. „Jen ...“, murmelte er nur für sie hörbar. Doch bevor er auch nur ein weiteres Wort in den Mund nehmen konnte, holte sie mit der anderen Hand weit aus und durchtrennte seinen Hals mit einem einzigen sauberen Schnitt. Sein Körper kippte leblos zurück und blieb neben Hikaris Leiche liegen, während sein Kopf einige Saltos drehte und einige Meter entfernt liegen blieb. „Nun ist es wohl endlich so weit“, eröffnete sie ihm und wandte sich von ihm ab. Sie hatte Hidan unschädlich gemacht. Nachdem sie dies erledigt hatte, kamen Tiffany und Henry auf sie zu. Henry überragte sie um zwei Köpfe, wohingegen Tiffany in etwa ihre Größe hatte Sie ließen Hidan auf sie blicken, indem Tiffany ihn mit ihrem Schuh anstieß und sie sich über ihn beugten, dass er ihre Einheit bemerkte. Ja, sie gehörte zu ihnen. Endlich wieder. Sie war nun keine gefühlte Verräterin mehr – alle Gedanken, die ihr irgendetwas in die andere Richtung beibringen wollten, verdrängte sie gekonnt. Hidan sah an ihren beiden Kollegen vorbei. Er schaute nur sie an. Und in seinen Augen lagen ... Unglauben ... Überraschung ... Er fühlte sich verraten. Er war ... enttäuscht. Ja, Enttäuschung lag eindeutig auch in diesen tiefen, violetten Augen, die sie beinahe gefangen hielten ... Doch Henrys Stimme befreite sie und sie konzentrierte sich wieder auf die Realität und vermied einen Blickkontakt mit Hidan. Schulgefühle hätten sie ansonsten noch zu überwältigen gedroht. Es war unfassbar, wie viel dieser Blick aussagte ... Doch er sollte nicht wirken! „So, so, nun liegt er da. So gehört es sich“, zischte Henry gehässig und dafür erhielt er ein zustimmendes Nicken der beiden Frauen an seiner Seite. „Jen ... Was ... Was soll das?“, informierte sich Hidan verwirrt und leise. „‘Jen ... Jen ... Was soll das?‘“, äffte Tiffany den Kopf am Boden nach. Blut entrann seinem Hals, so viele Mengen Blut, dass man kaum glauben konnte, dass diese nur aus dem Kopf stammen konnten. Der Boden um ihn herum färbte sich tiefrot. Die Sonne ließ das fließende Blut glänzen. Ein glänzender Sieg. „Jen ...“, enttäuscht, konfus, ungläubig flüsterte er ihren Namen ein weiteres Mal, „Nein ...“, murmelte er tonlos. Sie lächelte überlegen und zeigte auf sowohl Tiffany und Henry – sie hielt das Kunai, das Hidans Kopf durchtrennt hatte, weiterhin in der Hand, mit der sie auf Henry deutete. „Darf ich vorstellen? Meine Freunde – Tiffany und Henry.“ „Jen ...“ „Oh, ich glaube, du hast ihm nun den Rest gegeben, Jen“, vermutete Henry spöttisch, „Er kennt nur noch deinen Namen.“ Sie lächelte darüber, antwortete jedoch nicht. Sie hielt es nicht aus. Wieder sah sie auf Hidan herab. Sie versuchte, dabei auch herablassend dreinzusehen und so unberührt wie möglich zu wirken, doch es mochte nicht ganz gelingen. Seine Augen zogen ihren Blick an, wie ein Magnet der Eisen zu sich lockt. Und sie kam genauso schwer wieder davon los. Diese Tiefe sog sie auf und hielt sie gefangen ... sie ließen sie die Enttäuschung spüren ... die Überraschung ... alles fiel auf sie herab und schien sie zu erdrücken ... Sie wollte fliehen, doch sie kam nicht los. Mit großer Willensaufwendung schaffte sie es dennoch, gen Himmel zu blicken und dabei abfällig zu lachen. „Nun gingst du endlich zu Boden“, murmelte sie. „Jen ... Was .. redest du?“, informierte er sich flüsternd. Sie wusste nicht, ob sie versehentlich etwas an seiner Stimme zerstört hatte, sodass er nur noch leise sprechen konnte, oder ob er einfach nicht die Kraft hatte, lauter zu sprechen ... Doch sie musste ebenfalls ihre Lautstärke senken, als sie antwortete: „Ich bin froh, dass es endlich so weit gekommen ist.“ „Weshalb?“, wollte er wissen und sah sie fragend an. „Das kannst du dir nicht denken?“, spottete Tiffany – und ihre Stimme klang abfällig. „Wie erwartet“, vervollständigte Henry ihren Satz, „Das war klar.“ Er antwortete nicht. Sie fragte sich, ob er die anderen beiden ignorierte und nur mit ihr sprach ... „Du hast es wirklich vergessen ...“, sagte sie darauf nur mitleidig, „Das hat sie nicht verdient ...“ „Natürlich hat er es vergessen!“, ertönte eine weitere Stimme und sie wusste genau, wem diese zuzuordnen war. Sie sah nach oben. Auf das Tempeldach, unter dem die Hochzeit abgehalten wurde. Die männliche Gestalt mit wehendem, schwarzem Umhang stand dort in einer königlichen Pose. Er blickte nach unten, wie es ein König auf seine Untertanen tat. Und wie ein Opfer, das endlich Genugtuung erhielt, indem sein Peiniger bestraft wurde. Er ließ sein Auftauchen auf sie einwirken und sprang danach gezielt nach unten. Er landete vor Hidans Hals, der am Kopf war, und sah das Haupt des Mannes an. „Hidan“, eröffnete er ihn, „Hier endet dein Leben. Du bist nun nur noch ein Kopf. Du wirst nie wieder gehen können und du wirst jeden Tag miterleben. Du wirst ewig leben ohne zu leben! Das sei deine Strafe!“ Erneut sahen die ewigtiefen Augen des Kopfes sie an, doch als sie dies bemerkte, wandte sie sich ab und starrte in den Boden. Daraufhin setzte sie ein Lächeln auf. „Ich habe mitgehört, dass du es nicht verstanden hast. Dass du es ... VERGESSEN hast“, machte Zabosa weiter. Er hob einen Fuß mit seinen schweren Rüstungsstiefeln an und stellte diesen auf Hidans Kopf. Sie sah weg. Doch dann zwang sie sich zuzusehen. Was hatte sie nur? Es war doch nur Hidan! Er verdiente es genauso, wie es geschehen war! SO und nicht anders! So ... und nicht anders ... „Was?“, informierte er sich leise, „Was habe ich getan? Jen ...“ „Nicht ich bin die Richtige, die dir das erklären soll!“, verteidigte sie sich schnell – aus irgendeinem Grund. Sie musste sich doch nicht rechtfertigen. Mit einer weitergebenden Geste deutete sie auf Zabosa. „Bitte erklärt es ihm, Meister.“ „Mit Vergnügen, meine Teuerste“, gab er das Einverständnis, das er mit der Verlagerung seines Gewichtes auf den Fuß, der auf Hidans Kopf stand, zeichnete, „Hidan!“, rief er dessen Aufmerksamkeit zu sich. Doch nichts weiter als sein Blick fiel auf Zabosa, der sich für den Kopf etwas nach vor bückte. „Es ist eine Geschichte ... die sich vor sieben Jahren abgespielt hatte ...“, führte er sie ein und begann zu schildern, „An jenem schicksalhaften Tag, den ich niemals vergessen werde, Hidan, hast du mir das Wichtigste genommen, das für mich existiert hat ... Und nun nehme ich dir – als eine Art Vergeltung – dein Leben. Denn es ist dir doch wichtig, oder?“, doch auf diese Frage erwartete er keine Antwort, er fuhr unbeirrt fort, „Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich nicht zuhause sein konnte, da ich anderes zu tun hatte. Ich war auf einer Mission ... weg von Zuhause, doch nicht weit genug weg, es nicht zu erreichen ...“ Sie lächelte glücklich, als sie an der Hand der Frau, die sie immer Tante nannte, den Weg entlang spazierte. Es machte ihr wirklich eine große Freude, dass sie sie begleitete. Sie fand es nur unschön, dass Henry, Jen und Tiffany nicht dabei waren. Sie hätte sich nämlich sehr darüber gefreut, wenn sie alle zusammen gegangen wären. Auf ihren Vater hoffte sie auch – doch etwas in ihr verriet ihr, nicht auf diese Hoffnung zu hören. Denn es war vergeblich. Zabosa mochte sie nicht. Er hatte sie noch nie gemocht. „Sieh nur, Hako“, wies Hana sie darauf hin, „Es schneit!“ Das kleine Mädchen sah auf und erkannte, dass wirklich weiße Fetzen herunterfielen und sich am Boden alsbald wieder auflösten. Sie fragte sich, weshalb sie nicht liegen blieben. Regen machte die Wege doch auch nass! „Oh ja! Schnee!“, rief sie erfreut aus, „Bauen wir einen Schneemann?“ Die Frau neben ihr lachte freundlich, „Ach, mein Schatz, das geht leider nicht! Wie du siehst, verschwindet der Schnee sofort wieder. Wir müssen wohl noch eine Weile darauf warten.“ Sie streckte die Zunge heraus und versuchte eine Schneeflocke in ihren Mund zu bekommen, während sie sagte: „Daf ift aber blöööd!“ Nun lächelte Hana und sie fingen eine kurze Zeit schweigend weiter. Plötzlich blieb sie stehen und Hako, die weitergegangen war, wurde zurückgerissen. Sie sah die neue Freundin ihres Vaters an und blickte fragend drein, sagte jedoch nichts, da sie fühlte, dass es nun der falsche Moment dazu wäre. Hana bückte sich herunter und nahm das Mädchen auf den Arm. Sie flüsterte: „Du musst jetzt ganz still sein. Und wenn jemand kommt, dann musst du laufen!“ Sie gingen eiligen Schrittes weiter. Was auch immer Hana vernommen hatte – es war verschwunden und die Frau wurde zunehmend wieder lockerer. Als sie an der Haltestelle ankamen, durfte Hako auf der Straßenseite herumtollen, bis der Bus kam, in dem ihre Mutter sitzen und sie abholen würde. Dies war die letzte Haltestelle des Verkehrsmittels, weshalb der Bus hier immer fünfzehn Minuten wartete. Derweil hielten ihre Mutter und ihre „Tante“ immer ein Schwätzchen, das sich meist um alltägliche Dinge drehte. Hako hörte dabei fast nie zu, sondern lief im Bus herum und sah sich die Leute an – natürlich, ohne diese zu stören! Sie war schließlich artig und tat, was ihre Mutter ihr auftrug: still zu sein. Doch noch war der Bus nicht in Sicht. Sie saß neben Hana auf der Wartebank, was ihr allerdings bald zu langweilig wurde. Sie lief herum und besah einige Steine und Äste und etwas Müll, der in der Gegend herumlag. Nichts allzu Besonderes oder Interessantes. Aber interessant genug, um sich dem zu widmen. Hana war in ihren Gedanken versunken. Hako fragte sich, wie alt Hana war – doch sie traute sich nicht zu fragen, da sie das Gefühl hatte, es würde sie nichts angehen. Sie lief an den Büschen und Sträuchern vorbei, die neben der Straße gepflanzt waren. Ihre Blätter waren bereits an den meisten Stellen abgefallen, doch es gab noch immer genügend von ihnen, sodass Hako sich einen Spaß daraus machen konnte, an ihnen vorbeizulaufen, ihre Hand ausgestreckte zu halten und durch das Streifen die Blätter abzuwerfen, sodass sie den Boden zierten. Sie kicherte dabei glücklich. Es gefiel ihr einfach, etwas auf diese Weise zu verändern. Doch als sie an eine bestimmte Stelle kam, an der die Blätter ebenfalls dicht bewachsen waren, und sie sie ebenfalls kahl machte, blieb sie stehen und sie starrte gebannt auf das Bild das sich ihr bot. Doch im nächsten Moment, begann sie aus ganzer Seele zu kreischen. _________________ Nach einer weniger langen Pause geht es wieder weiter mit Red Clouds! Ich hoffe, es hat euch gefallen! ^-^ Hier, noch etwas, das euch gefallen könnte: http://www.youtube.com/watch?v=xpvdAJYvofI Leidene Grüße - der Autor, der den Artikel von Magnet nicht kennt ;__; Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)