Familiensache von Flitzkatze (Per un ragazzo italiano, la famiglia è la sola cosa che conta.) ================================================================================ Kapitel 4: 4. Akt ----------------- Tony lehnte an der Wand und dachte an nichts. Seine Gedanken waren wie gelähmt. Schließlich brachte er es zu Stande, sich von der Wand abzustoßen. Er würde seinen Onkel sehen wollen, dann würde er wissen, wie er gestorben war. Er hoffte, dass Ducky und Gerald die Leiche nocht nicht wegtransportiert hatten und stieg in den Aufzug. Nervös trommelte er an die Wand und kratzte sich am Kopf. Als der Aufzug hielt, machte er einen Schritt auf den Ausgang zu, stoppte aber. Mit einem Gefühl wie Steine im Magen, ging er schließlich zu der Zelle und sah durch die offene Tür. Und da lag sein Onkel, gefesselt wie ein Tier. Tony wich zurück und übergab sich in den nächsten Mülleimer, als Ducky vorbeikam. „Anthony, was ist los?“ Tony schrak hoch. „Ähm, nichts... Hab wohl was Falsches gegessen... Oder so...“ Ducky runzelte die Stirn. „Du siehst alles andere als gesund aus. Du solltest dich ausruhen... Nimm dir doch den Rest des Tages frei!“ – „Das wird wohl kaum möglich sein“, entgegnete Tony und wankte zum Aufzug zurück. „Also... Das ist schier unmöglich“, sagte Kate zum wiederholten Mal. Sie konnte den Blick immer noch nicht vom Monitor abwenden. Ein verschnörkselter Stammbaum war darauf zu sehen und einige große Namen von Mafiabossen. Weiter unten standen die Söhne von Rosa und Pedro Fiore: Luigi und Mario. Anscheinend hatte Mario Fiore eine gewisse Vittoria geheiratet und einen Sohn bekommen. Der Nachname der Familie lautete jedoch anders: DiNozzo. Abby zog eine Schnute. „Unser Tony stammt aus einem Geschlecht von Mafiosi. Und Luigi Fiore war sein Onkel. Wer hätte das gedacht.“ – „Warum trägt er den Nachnamen seiner Mutter?“, fragte Gibbs mit gerunzelter Stirn. Kate verdrehte die Augen. „Gibbs, im Moment ist doch viel wichtiger, ob es Zufall ist, dass Tony mit dem Opfer verwandt ist.“ – „Das glaube ich kaum“, antwortete Gibbs. Mario Fiore... Irgendwo hatte er diesen Namen schon einmal gehört. Kate atmete keuchend ein. „Jetzt weiß ich, was das heut morgen war. Tony sagte irgendwas von wegen Italiener und Geld... Mann, ich hätte es wissen müssen.“ Gibbs schüttelte jedoch den Kopf. „Ich vermute, dass er selbst nichts davon weiß. Wo ist er?“ Kate und Abby zuckten mit den Schultern. Gibbs drehte sich zu Kate um. „Finde ihn und bring ihn in einen Verhörraum. Sorg dafür, dass er mir nicht abhaut.“ In dem Moment klingelte schon wieder das Handy. „Welcher Idiot hat mir eigentlich die Nationalhymne als Klingelton eingestellt?“, fluchte Gibbs. Abby grinste Kate vielsagend an. Kate war wie vor den Kopf gestoßen. „Bei allem Respekt vor Tony – aber dass seine Familie so tief in Mafiageschäfte verstrickt ist, hätte wahrscheinlich keiner von uns gedacht.“ Gibbs beendete sein Gespräch. „Na klasse“, meinte er ironisch, „Das war Fornell. Die wollen uns tatsächlich eine Untersuchung anhetzen.“ Als sein Handy klingelte, war er gerade auf dem Weg zu seinem Schreibtisch. „DiNozzo“, meldete sich Tony mechanisch. „Ich bins, Kate. Gibbs will dich sprechen, er hat aber gerade ein Verhör. Du sollst einfach reinkommen, hat er gemeint.“ – „Ok“, antwortete Tony und legte auf. Eigentlich bestand Gibbs darauf, während seiner Verhöre nicht gestört zu werden, aber im Moment dachte Tony sich nichts dabei. Er drehte um und ging in Richtung Verhörraum. Gibbs war schon da, als Tony die Tür öffnete. Er saß auf dem Verhörtisch. „Was ist mit deinem Verhör?“, fragte er misstrauisch. Gibbs zuckte mit den Schultern. „Schon zu Ende. Setz dich.“ Tony blieb skeptisch. „Ich denke, ich bleibe lieber stehen.“ – „Na schön“, meinte Gibbs unbeeindruckt. Beide schwiegen. „Was willst du von mir?“, fragte Tony schließlich kalt. Gibbs sprang von dem Tisch. „Die Wahrheit, Tony.“ Er nahm einen Bogen Papier im Posterformat vom Tisch und rollte ihn auf. Dann ging er zur Wand gegenüber und lehnte sich dagegen. Tony runzelte die Stirn. „Was soll das sein?“ Gibbs sagte nichts. Langsam ging Tony zum Tisch und setzte sich auf den Stuhl dahinter. „Was ist das?“, fragte er wieder. Gibbs zog die Augenbrauen hoch. „Sag dus mir.“ Tony zog das Blatt näher zu sich, ohne Gibbs auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Dann sah er sich das Papier näher an. Ein Stammbaum. Er entdeckte bekannte Namen von Mafiabossen, die er in seiner Berufslaufbahn gehört hatte. „Schau nach unten“, befahl Gibbs schließlich. Tony musterte ihn skeptisch und sah dann auf die unteren Äste des Stammbaums. Er sah Luigis Namen und den seiner Eltern... Und seinen. Er lehnte sich zurück. Sein Herz klopfte. „Das ist eine Fälschung“, sagte er und sein Mund fühlte sich dabei an wie Löschpapier. Gibbs schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“ Wieder sah Tony den Stammbaum an und wieder klopfte sein Herz wie wild. Unter seinem Vater stand noch ein anderer Name, ein Deckname... Der Name eines der bekanntesten Drogenbosse, die Amerika in Atem hielten. „ Ich versteh das nicht“, versuchte er verzweifelt zu erklären, „Das kann nicht sein, ich meine... Mein Vater...“ Gibbs kam auf ihn zu und stützte sich am Tisch ab. „Doch. Und du wusstest davon.“ Tonys Aufregung wandelte sich in blinde Wut. „Nein! Ich hatte keine Ahnung, ich wusste nichts davon, ich wurde belogen! Wie könnte ich... Wie sollte ich...“ Gibbs blieb unbeeindruckt. „Tony, willst du meine Theorie hören?“ Tony schwieg. Entsetzen und Wut vermischten sich zu einem riesigen Gefühlsbalast, der schwer auf seinen Schultern lastete. „Dein Onkel, Luigi. Er hat ein hohes Tier der Mafia gegen sich aufgebracht. Du wolltest ihn schützen und hast ihn von uns verhaften lassen. Doch der, bei dem Luigi in Ungnade gefallen ist, ist hierher gekommen und hat sich gerächt.“ Tony zögerte. „Die Cavalla-Brüder“, stieß er hervor, „Er meinte, sie wären hinter ihm her. Er war in heller Panik und wusste nicht, was er tun sollte, ich dachte, bei uns ist er wenigstens sicher. Gibbs, ich habe ihn umgebracht.“ Gibbs schüttelte jedoch den Kopf. „Nein, das einzige, was du getan hast, war die Vortäuschung falscher Tatsachen. Du hast die Ermittlungen behindert, nichts weiter. Du kannst weder etwas für den Tod deines Onkels, noch dafür, dass das FBI jetzt hinter uns her ist. Du kannst“, er sah Tony mit einem eiskalten Blick an, „Nichts dafür.“ Beide schwiegen. „Aber es fühlt sich so an“, sagte Tony in die Stille. Kate und Abby standen hinter dem Spiegel. Kate fehlten die Worte. Sie hatte sich die ganze Zeit über Notizen gemacht, da Gibbs dafür gesorgt hatte, dass weder Ton, noch Kamera mitliefen. Dieses Verhör würde nur in ihren Aufzeichnungen existieren. „Wow“, stieß Abby auf einmal hervor, „Das ist ja wie in „Der Pate“ II!“ Kate schmunzelte. „Ich werde dich von den Ermittlungen ausschließen und du wirst nach Hause gehen“, beendete Gibbs die Spannung zwischen ihnen. Tony sah auf. „Ich hab wohl ziemliche Scheiße gebaut.“ Gibbs schnaubte. „Scheiße gebaut. Ja, so könnte man es ausdrücken. Und jetzt steh auf, du bist immer noch ein Special Agent und kein Mordverdächtiger.“ Tony erhob sich und strich sein Hemd glatt. „Moment“, warf Gibbs ein, „Sag mir nur eins: Warum hast du mir nichts von deinem Onkel erzählt?“ Tony überlegte kurz, dann lächelte er. „Wahrscheinlich hab ich schon sowas geahnt.“ Er öffnete die Tür und verschwand aus dem Verhörraum. Gibbs drehte sich zu Kate und Abby um. „Ich brauch nen Kaffee.“ Dann verließ auch er den Raum. Kate und Abby sahen sich an. „Uff“, meinte Kate, „Gehen wir Kaffee holen.“ Tony trat eine leere Coladose vor sich her. Es fühlte sich an, als ob er vollständig hohl wäre, als ob alle seine Gefühle heute verbraucht worden wären. Er war über Jahre hinweg belogen und betrogen worden, von seiner eigenen Familie. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Er lächelte über diese perfekte Traurigkeit. Es war fünf Uhr abends, noch etwas früh, um mit dem Trinken anzufangen, aber genau danach fühlte er sich jetzt. Er schlug den Mantel seiner Lederjacke auf und beschleunigte seine Schritte, um nicht nass zu werden. Er bog gerade um die Ecke, als ein plötzlicher Schmerz unter seiner Schädeldecke explodierte. Das Letzte, das er sah nachdem er zu Boden gegangen war, waren exklusive Herrenschuhe von Prada. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)