Black and White von Fine (Sakura&Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: Past --------------- Hi, liebe gleichgesinnte Sasuke&Sakura-Süchtige. Meine neue FF steht nun am Start und ich freue mich schon darauf, wie die FF verlaufen wird. Hab schon so meine Vorstellungen. Viel Spaß also beim ersten Kapi! Menschen waren einfache Lebewesen. Gib ihnen eine Aufgabe und sie sind stundenlang beschäftigt. Zeig ihnen, wie schön etwas sein kann und sie wollen es immer wieder. Hör ihnen zu und gib ihnen das Gefühl, dass sie einzigartig seien. Täusch ihnen dein Vertrauen vor und sie fressen dir aus der Hand! Das waren Leitsätze, welche meine Mutter mir eines Abends eingetrichtert hatte. Ich war damals 6 Jahre alt und verstand noch nicht so recht, was sie mir damit sagen wollte. Doch ich hatte es nie vergessen! Und nun lebte ich selbst nach diesem Prinzip. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie das Leben damals gewesen war. Meine Mutter und ich lebten in einer kleinen Wohnung mitten in der Stadt. Selten hatten wir warme Mahlzeiten und doch teilten wir alles, was wir auftreiben konnten. Ich bin damals nicht zur Schule gegangen, weil wir es uns nie hätten leisten können. Deswegen war ich meist in der Wohnung oder auf der Straße unterwegs. Doch ich war immer da gewesen, wenn meine Mutter abends von ihrer Arbeit nach Hause kam. Wir haben uns nie von etwas einschüchtern lassen und immer irgendwie das geschafft, was eigentlich nicht möglich war. Über meinen Vater wusste ich allerdings nicht viel. Ich hatte meine Mutter damals öfters gefragt, warum er denn nicht bei uns war. Doch als Antwort bekam ich jedes Mal zu hören, dass er uns nicht hatte haben wollen und wohl irgendwo in der Weltgeschichte umher segelte. Ich hatte es so hingenommen, da ich wusste, dass meine Mutter es mir nie richtig sagen konnte, oder gar wollte. So war mein Leben damals und ich war widererwartend glücklich damit, wie es war. Ich hatte meine Mutter, ein Dach über den Kopf und wenigstens einmal am Tag etwas zu Essen gehabt. Doch alles sollte sich ändern, als meine Mutter eines Abends nicht mehr nach Hause kommen sollte. Ich hatte von der Nachbarin etwas Brot bekommen und konnte mir durch kleine Arbeitsdienste beim Gemüsehändler nebenan, auch etwas Gemüse leisten. So hatte ich stundelang am Küchentisch gesessen und gewartet gehabt. Ich war stolz darauf gewesen, dass ich uns etwas zu Essen besorgen konnte, doch dieser Stolz war von Stunde zu Stunde immer mehr abgeebbt. Draußen war es bereits tiefste Nacht gewesen und hüllte unsere Wohnung schon in Dunkelheit. Immer wieder hatte ich sehnsüchtig auf die Tür geschaut und jeden Moment auf das Geräusch der Schlüssel gewartet, doch das sollte ich wohl nie wieder hören. Irgendwann war ich dann am Tisch eingeschlafen und erst durch lautes Hämmern an der Tür wieder aufgewacht. Ich hörte den Vermieter schreien, dass ich die Tür aufmachen sollte, aber ich tat es nicht. Er hatte mir schon immer Angst gemacht gehabt und so saß ich regungslos auf den kleinen Stuhl und wusste nicht, was ich jetzt genau tun sollte. Kurz entschlossen sprang ich auf und lief in das kleine angrenzende Zimmer, welches meine Mutter und ich uns noch teilten, und wollte mich in unser altes Bett legen, als mir ein kleiner Zettel auffiel, welcher nicht weit weg auf dem Boden lag. Vorsichtig hatte ich ihn aufgehoben und las ihn Wort für Wort durch, was ich mit Hilfe meiner Mutter erlernt hatte. Doch mit jedem Wort war mein Herz tiefer gesunken und schnürte mir meine Brust zu. Das Hämmern verblasste immer mehr und hinterließ nur noch eine dumpfe Stille. ´Meine kleine Sakura, es tut mir leid, dass ich es dir nicht selbst sagen konnte. Ich habe dem Vermieter Bescheid gegeben, dass du noch in der Wohnung bist und dass er dich zu einer Familie bringen soll, welche dich aufnimmt und umsorgt. Ich hoffe von Herzen, dass es dir gut gehen wird und dass du mir eines Tages verzeihen wirst. Ich hab dich lieb, meine Kleine.` Irgendwann kam der Vermieter dann doch in die Wohnung, schrie mich wütend an und nahm mich mit. Er brachte mich damals in ein Waisenhaus und verschwand dann spurlos. Ich hatte nie wieder was von ihm gehört, was mir auch reichlich egal war. Dennoch wäre ich noch einmal gerne in die Wohnung zurück gekehrt, um meine wenigen Habseligkeiten mitnehmen zu können. Das Waisenhaus hatte mir das immer verweigert und mich nur in Begleitung auf den Hof raus gelassen, da die Gefahr bei mir bestand, dass ich abhauen könnte. Aber nicht mit mir! Als ich dann 12 war, und furchtbare 6 Jahre in diesem Schreckenshaus verbracht hatte, gelang es mir eines Morgens weg zu laufen. Die sogenannten ´Erzieher` hatten mich tagelang gesucht gehabt, gaben es dann aber nach einer Weile auf. Und seitdem lebte ich nun auf der Straße, seit gut 7 Jahren. Meinen alten Namen hatte ich damals abgelegt, wie meine Vergangenheit. Ich fragte nicht mehr nach dem warum und nahm es einfach hin. Was hätte es mir auch genützt zu wissen, wieso meine Mutter mich damals verlassen hatte? Ich war nun alt genug und nicht mehr so naiv wie damals. Mein zu Hause war nun die Straße, auf der ich mich mittlerweile sehr wohl fühlte. Hier hatte ich alles kennen gelernt, was ich zum überleben brauchte. Hier war ich frei und konnte tun und lassen, was ich wollte. Klar, es war oft zu Streitigkeiten und Prügeleien mit anderen Straßenkindern gekommen, doch jedes Mal bin ich nur stärker daraus hervorgetreten und konnte mich gut selbst verteidigen. Nichts desto trotz lag ich manchen Abend in meiner kleinen Zuflucht wach und fragte mich, ob das alles in meinem Leben gewesen war. Ich stellte mir dann manchmal vor, so viel Geld zu haben, dass ich wieder in einer kleinen Wohnung leben könnte und jeden Tag etwas zu Essen hätte. So lebte ich von Tag zu Tag weiter, immer darauf bedacht zu überleben, bis zu jenem schicksalhaften Moment, welcher mein Leben komplett ändern sollte. So, so. Das wars dann wieder fürs Erste. Hoffe doch, dass euch das Kapi neugierig gemacht hat. Das nächste Kapi wird voraussichtlich mitte nächste Woche on sei. Bis dann Kapitel 2: Kontaktaufnahme -------------------------- Dieses Kapi ist für meine kleine Besserwisserin evi_XP! *HDL* Wieder einmal kam ich erschöpft in meinem kleinen Unterschlupf unterhalb einer großen Eiche an und ließ mich auf die alte Matratze nieder, welche ich vor kurzen aus dem Sondermüll einer Wohnungsrenovierung erstanden hatte. Ich hatte den ganzen Tag damit zu gebracht gehabt, nach Essen zu suchen bzw. dieses dann zu erbetteln. Meistens funktionierte dies auch, aber wie es auch schon mal vorkam, hatte ich heute überhaupt nichts ergattern können. Mein Magen bestätigte dies auch gleich, in dem er laut anfing zu rumoren. „Ja ja“, sagte ich daraufhin zu mir selbst und stand dann wieder auf. Ich wusste, dass, wenn ich heute nichts zu essen bekommen würde, würde ich morgen gar nicht mehr hoch kommen. So schleppte ich mich also wieder zurück in die Straßen, wo sonst nur betagtere und wohlhabendere Menschen lebten. Ich wurde sofort mit Blicken begrüßt, die mir den Ekel und Bedauernswertigkeit meiner selbst verdeutlichen sollten. Ein paar ältere Frauen, welche in einem kleinen Café saßen, sahen mir naserümpfend entgegen und tuschelten dann verhalten hinter vorgehaltener Hand. Doch daran zu denken, von dem, was sie besaßen, wenigstens etwas abzugeben, viel ihnen natürlich nie ein. So ging ich also an ihnen vorbei und streckte ihnen die Zunge raus. Sofort erklang ihr wütendes Gemurmel und manche hörte ich sogar sich darüber beschweren, dass so etwas wie ich hier einfach so rum laufen durften. Darüber musste ich allerdings nur leicht lächeln und sah an meiner zerschlissenen Jeans und den schmutzigen Pullover herab. Die hatten ja keine Ahnung! Nach ein paar Metern sah ich dann ein kleines gelbes Häuschen, welches ich schon von weitem erkannte. Ich wusste von anderen Straßenkindern, dass die Stadt diese Telefonhäuschen eingerichtet hatte, um uns so etwas wie wenigstens eine seelische Unterstützung zu bieten. Dort konnte man nämlich kostenlos eine Art Seelsorge anrufen, die einen zuhört und eventuell auch Tipps gibt, wie man das Leben auf der Straße überstehen konnte. Ich hatte nie sonderlich viel davon gehalten, doch die Idee, dass sie wüssten, wo es hier eine warme kostenlose Mahlzeit gab, war einfach zu verlockend. So überbrückte ich die noch kurze Entfernung und stellte mich unter das halb geschlossene Häuschen. Zuerst zögerte ich noch, da mir mein Stolz, den ich im Übrigen noch als einziges behalten hatte, dem widersprach. Doch mein Magen schien anderer Meinung zu sein und so blickte ich auf die Telefonnummer von der Seelsorge, die an der Seite neben dem Telefon klebte. Danach atmete ich nochmal kurz durch und wählte dann die Nummer, ohne noch einmal auf diese zu sehen. Augenblicklich erklang ein Freizeichen und ich hielt den Hörer leicht nervös an mein Ohr. Nach weiteren Tuten wollte ich gerade auflegen, da ich dachte, dass jetzt eh niemand mehr ran gehen würde, als plötzlich am anderen Ende abgenommen wurde. „Ja?“, erklang eine tiefe, aber auch auf eine Art beruhigende Stimme. „Ähm… hallo?“, erwiderte ich nur darauf und wartete erst mal ab. „Was denn?“, hörte ich den Mann sagen und kam nicht drum herum mich zu fragen, wie alt er wohl war, da sich seine Stimme noch sehr jung anhörte. „Ist jetzt was?“ Man, war der unfreundlich. Was für Leute arbeiteten denn da bei der Seelsorge?! „Ich… mach das hier zum ersten Mal und… weiß nicht genau, was ich jetzt sagen soll“ „Dann sag es einfach, ich hab noch was anders zu tun“ Jetzt reichte es mir aber. Ich überwand mich hier gerade so eine dämliche Seelsorge anzurufen und der beschwerte sich auch noch! „Na hör mal, das kann man auch freundlicher sagen. Schließlich motz ich dich auch nicht so an“ Augenblicklich war Stille am anderen Ende und ich wusste nicht recht, ob ich jetzt auflegen oder einfach weiter sprechen sollte. „Wie heißt du?“, erklang es dann mit einem Mal und ich wunderte mich nur darüber, dass er sich jetzt ruhiger anhörte. Sollte ich ihm jetzt wirklich meinen echten Namen sagen? Ich war auf der Straße nur als Misaki, die Blüte, bekannt. Doch meinen wirklichen Namen einfach so preis geben? „Ich heiße… also meine Name ist… Sakura“, sagte ich auch schon, ohne weiter nachzudenken. Sofort hätte ich mir auf die Zunge beißen können. Was ging ihm das an, wie mein Name ist? „Sakura? Mh, das sagt mir nichts“, erklang wieder seine Stimme und ließ mich stutzen. Warum sollte ihm mein Name auch etwas sagen? „Ich wusste, ich hätte nicht anrufen sollen“, sagte ich dann auch gleich, da ich mir nun reichlich blöd vorkam. „Und warum hast du es dann getan?“, fragte er mich nach eine kurzen Pause und ich wusste, dass ich darauf keine Antwort parat hatte. „Das geht dich nichts an“, zischte ich deswegen in den Hörer und hörte ihn kurz darauf auflachen. Es war angenehm mal mit jemanden zu reden, der nicht auf dein Hab und Gut aus ist oder der dich verscheucht, wenn du nach etwas zu Essen fragst. Und das war es wahrscheinlich auch, was diese Seelsorge damit versuchte zu erreichen. „Stimmt, da hast du Recht. Dennoch frage ich mich, wie du an diese Nummer gekommen bist“ „Wie ich da rangekommen bin? Die steht doch direkt neben mir an der Innenwand“, sagte ich leicht verdutzt und wunderte mich, dass die nicht mal wussten, dass ihre Nummern mit bei eben IHREN Telefonhäuschen standen. „Neben dir an der Wand? Wer hat die da hingeschrieben?!“, sagte er auch daraufhin gleich, teils überrascht und teils wütend. „Wahrscheinlich die Selben, die das Ganze hier gemacht haben?“ „Verarscht du mich jetzt?“ „Warum sollte ich?“ „Das weiß ich doch nicht, deswegen frage ich dich doch!“ „Hey, jetzt komm mal wieder runter. Schließlich hab ICH dich angerufen, um mit dir zu reden oder wenigstens zu wissen, wo es hier was zu essen gibt“ Eine Weile war es daraufhin still und ich glaubte fast, dass er nun den Hörer beiseite gelegt hatte und einfach gegangen wäre. „Hast du dich jetzt beruhigt?“, fragte ich dann, um festzustellen, ob er noch dran war. „Ich hab mich nie aufgeregt“, antwortete er auch gleich, was mich leicht lächeln ließ, da er es mir mit der Antwort bereits bestätigt hatte. „Also, wo kann man hier mal was Ordentliches zu essen bekommen?“, führte ich auch gleich unsere kleine Unterhaltung weiter. Er schien noch kurz zu überlegen, ehe er wieder etwas sagte. „Wo bist du denn gerade?“ „In Bakesville“ „Gut, ich weiß wo das ist. Du musst erst mal gerade aus gehen und an der nächsten Kreuzung rechts. Dann bist du auch schon da“ Ich nickte kurz zur Bestätigung, dass ich den Weg verstanden hatte und ließ noch ein „Ja“, verlauten, da er es ja nicht sehen konnte. „Ich muss jetzt auflegen“, sagte er kurz darauf und ich konnte nicht heraus hören, ob er sich jetzt darüber freute oder nicht. „Kann… ich dich wieder anrufen?“ Wieder schien er erst zu überlegen, ehe er mir antwortete. „Unter einer Bedingung! Du darfst niemanden diese Nummer verraten, verstanden?“ „Ähm, gut, okay. Bis… zum nächsten Mal dann“ Damit legte ich auch schon auf und wunderte mich zum wiederholten Male. Wussten die überhaupt, wen sie da ans Telefon setzten? Ich prägte mir noch mal kurz die von mir gewählte Nummer ein, ging dann kopfschüttelnd den beschriebenen Weg entlang und gelangte an ein kleines Restaurant. Doch für mich sah es schon von weitem sehr teuer aus. Wollte er MICH denn verarschen? So was hätte ich mir nie leisten können! ´Na warte`, dachte ich nur und ging dann weiter in ein Viertel, was, wie die meisten zu sagen pflegten, meinen sozialen Stand mehr entsprach. Hier müsste ich wohl oder übel um jedes Stück Essbarem kämpfen, doch ich würde etwas bekommen! Und diesen Typen an der anderen Leitung würde ich auch noch gehörig meine Meinung sagen! So, hoffe doch, dass du jetzt deinen Frieden gefunden hast, evi_XP. XD Kapitel 3: Gespräche -------------------- Ich wollte mal anbringen, dass es nett wäre, wenn einige, die diese FF lesen, auch mal was dazu schreiben würden. Ansonsten grüße ich hiermit meine liebe evi_XP! Man, das Schicksal musste echt nen beschissenen Tag gehabt haben, als es mir mein Leben zu gewiesen hatte. Anders hätte ich mir das alles einfach nicht erklären können. Mürrisch wich ich einem Fußgänger aus, welcher mit einem Mal meinen Weg kreuzte und der mich daraufhin skeptisch ansah. Ich blieb stehen, drehte mich zu ihm um und zischte ihm ein „Was?“ entgegen. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie der auch schon abgehauen war. ´Gut so`, dachte ich daraufhin und drehte mich wieder nach vorne. Aus den Augenwinkeln erblickte ich aber dann etwas Gelbes, was meine Aufmerksamkeit sofort auf sich zog. Augenblicklich bildete sich ein entschlossenes Grinsen auf meinem Gesicht. Zielsicher drehte ich mich in die Richtung und ging ohne weiter auf meine Umgebung zu achten, auf das Telefonhäuschen zu. Dort angekommen wählte ich sofort die mir noch sehr prägnante Nummer und wie beim letzten Mal hörte ich erst ein paar Mal das gleichklingende Tuten, ehe am anderen Ende abgenommen wurde. „Ja, hallo?“, erklang wieder diese tiefe Stimme, die ich nicht so recht einzuordnen wusste. „Selber hallo, du Blödmann“, erwiderte ich auch gleich trotzig. „Wa…? Was zum Teufel…?“ „Das verschlägt dir die Sprache, was?“ „Ist… Bist du das? Sakura?“ „Es mag dich vielleicht nicht unbedingt interessieren, aber besonders lustig war DAS bestimmt nicht!“, sprach ich verstimmt in den Hörer und zog meine Stirn kraus. Ich hatte es noch nie leiden können, wenn man mich für das, was ich in der Gesellschaft dar stellte, verurteilte. Und schon gar nicht konnte ich es leiden, wenn man auf meine Kosten Witze riss. „Sag mal, hast du sie noch alle? Du weckst mich mit deinem Geklingel und dann beschimpfst du mich?“ „ICH hab dich aufgeweckt? Es ist schon weit nach Zwei Uhr nachmittags und du hast noch geschlafen?“, fragte ich ihn daraufhin ehrlich überrascht und sah nach rechts auf die große Stadtuhr, welche mitten auf den Marktplatz von Bakesville stand. Ich konnte es einfach nicht glauben. Wie schafften die bloß ihre Leute heran? „Was willst du denn?“, fragte er dann wieder mürrisch. „Wie wäre es mit einer Entschuldigung? Oder wenigstens ne Erklärung“ „Wofür sollte ich mich entschuldigen?“ Nun wieder verärgert schnaubte ich in den Hörer und atmete einmal durch. „Du hast mich gestern zu einem Restaurant gelotst, indem ich niemals das Essen bezahlen könnte. Na, klingelt da was?“ „Ich hab dir lediglich den Weg zu einem Restaurant gesagt. Das wolltest du doch, oder nicht?“ Man, wie konnte man nur so verpeilt sein? „Ich hab dich gefragt, wo ich was zu Essen herbekommen könnte und war der Meinung, dass ihr bei eurem Verein dort wenigstens ein paar Adressen habt!“ Wieder wurde es ruhig am anderen Ende der Leitung und so langsam fragte ich mich, wo ich hier eigentlich war?! „Verein?“, erklang dann plötzlich wieder seine Stimme. Dieses Mal schien er aber neugierig zu sein, das konnte ich deutlich an seiner Tonlage heraus hören. „Ja natürlich. Umsonst hab ich bei euch da nicht angerufen. Oh man, hätte ich das bloß nie getan“ Gut, das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber wenn ich einmal in Fahrt war, dann… „Du hättest dich einfach besser ausdrücken sollen“, unterbrach er mich und wies mich damit zurecht. Und das ließ ich mir garantiert nicht gefallen. „Wenn ich dir jetzt sage, dass eure scheiß Seelsorge nicht ansatzweise das hergibt, was sie verspricht, habe ich mich dann klar ausgedrückt?“ Ha, dass was er konnte, konnte ich schon lange. „Das hast du. Und jetzt komm mal wieder runter“ Mh? Moment mal. Was lief denn hier ab? Ich hatte noch nie jemanden getroffen, oder besser gesagt kennen gelernt, der meinen Äußerungen so gleichgültig entgegen getreten war. „Hey, bist du noch dran?“, unterbrach er wieder meine Grübelei. „Ja“ „Nanu? Warum plötzlich so kleinlaut?“ „Wer ist hier kleinlaut?“ „Ah, doch noch so liebenswürdig“ „Klappe“ Dieses Wortspiel schien ihm zu gefallen, denn schon wie beim letzten Anruf, hörte ich ihn leise lachen, was mich ebenfalls grinsen ließ. „So, Sakura. Dann leg mal los“, sagte er dann nach wenigen Sekunden. „Womit?“ „Na mit deiner Geschichte? Das ist doch die Aufgabe einer Seelsorge, oder nicht? Dass man zuhört“ Ah, jetzt legte er also los. „Ich soll dir jetzt ernsthaft erzählen, was ich alles erlebt habe und wie es mir geht?!“ „Klar. Wie gesagt, ich höre dir zu“ „Und wieso sollte ich das tun?“ „Vielleicht, damit du dich besser fühlst?“ „Ha, um mich besser zu fühlen hilft nur etwas zu Essen und nicht meine Kindheit Preis zu geben!“ „Aber vielleicht solltest du es einfach mal versuchen?“ Man, so langsam ging er mir wirklich auf die Nerven. Warum sollte ich einem Wildfremden etwas über meine Vergangenheit erzählen? Das hatte vorher auch niemanden interessiert und außerdem war ich nie jemand gewesen, der sein Leid jemanden geklagt hatte. „Bist du noch dran?“ „Ähm… ja. Ich hab nur nachgedacht“ „Und worüber?“ „Hey, ehe du mich jetzt weiter ausfragst, würde ich doch gerne wissen wie du heißt. Immerhin kennst du auch meinen Namen“ Gerechtigkeit musste schließlich sein! Dennoch wusste ich nicht genau warum ich das jetzt gefragt hatte. Und um ehrlich zu sein, wollte ich mir selbst nicht eingestehen, dass ich dieses Gespräch eigentlich sehr interessant fand. „Das kann ich dir leider nicht sagen. Ist so Vorschrift“ „Tse, Miesepeter“ „Hey, hör endlich auf mich zu beschimpfen!“ „Weichei“, gab ich aber noch von mir und musste lachen. „Was ist daran bitte so komisch?“, fragte er mich auch gleich mürrisch. „Nichts, nichts. Ich hatte mich bloß lange nicht mehr so unbefangen unterhalten“, gab ich dann schließlich zu, als ich mich wieder beruhigt hatte. Nun hörte ich auch ihn wieder leise lachen, was mir ein wohliges Gefühl in der Magengegend verschaffte. Dies ließ mich aber sofort stutzen und inne halten. Ich hatte dieses Gefühl noch nie verspürt gehabt und war deswegen etwas irritiert. „Ich… ich muss jetzt aufhören. Ähm, brauch noch etwas zu Essen für heute“ „Oh, okay“ „Also…“ „Du kannst jederzeit wieder anrufen“, hörte ich ihn noch sagen, ehe ich den Hörer auflegte. Ich wusste, dass ich mich momentan ziemlich irrational benahm und ihn jetzt wahrscheinlich vor dem Kopf gestoßen hatte. Doch wieso kümmerte mich das eigentlich? Wieso brachte er mich eigentlich so durcheinander? Ich kannte ihn schließlich kaum, wusste ja nicht mal seinen Namen. Oh man, das brachte mich einfach total durcheinander. Ich hatte noch nie zuvor so etwas gefühlt gehabt, und das trotzdessen, dass ich nur seine Stimme kannte. Zögernd drehte ich mich um und sah auf den Marktplatz. Doch die Kulisse nahm ich nicht so recht wahr. Viel zu sehr machte mir das Gefühl zu schaffen, was ich momentan empfand. Bis zum nächsten Kapi dann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)