Orangenblüten von fashyfishy (Zemyx) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Kapitel - Orangenblüten blühen -------------------------------------------- Auf dem Weg nach Hause war Demyx noch besser gelaunt, als am Morgen. Er hatte es tatsächlich geschafft, mit Zexion zu reden! Sie hatten sich sogar recht gut unterhalten, er hätte nicht gedacht, dass der Grau-blauhaarige so sympathisch sein würde. Er hatte beschlossen, dass er Zexion mochte. Jetzt musste er nur noch Zexion dazu bringen, auch ihn zu mögen. Heute war wirklich ein guter Anfang gewesen, er hatte wirklich Glück! Ohne dieses Projekt hätte Zexion ihn wohl für den Rest seines Lebens einfach ignoriert, aber so hatte Demyx eine gute Chance. Der Blick, den er jetzt zugeworfen bekam war nicht mehr feindselig, nur noch ein wenig misstrauisch. Und das würde Demyx auch noch ändern! Er schaute auf die Uhr. In anderthalb Stunden würde er sich mit Zexion treffen, um weiter an dem Projekt zu arbeiten. Schließlich war es wichtig, dass sie eine gute Note bekamen… auch wenn Demyx fand, dass es noch wichtiger war, mehr Zeit mit Zexion zu verbringen. Er wusste selbst nicht, was ihn an diesem Jungen so sehr faszinierte, dass er ihm sofort aufgefallen war und er beschlossen hatte, sein Vertrauen zu gewinnen. Vielleicht, weil er und Demyx vom Charakter her von Grund auf verschieden waren. Man sagte ja Gegensätze zögen sich an… Zuhause angekommen verbrachte Demyx die Zeit damit, sich auf einem Stadtplan zu orientieren. Zexion hatte gesagt, sie würden sich bei der Stadtbibliothek treffen, weil sie da noch mehr Informationen finden könnten, als im Internet. Demyx glaubte zwar nicht recht daran, dass irgendetwas mehr wissen könnte als das Internet, aber wenn Zexion lieber in Büchern suchte, konnte er auch zur Bibliothek kommen. Jetzt musste er nur noch wissen, wo die überhaupt war… Demyx kam zu spät. Er hatte sich auf dem Weg zur Bibliothek zweimal verlaufen, weil er unterwegs seine Karte verloren hatte. Das war mal wieder typisch für ihn! Er ärgerte sich über sich selbst und beschloss, nächstes Mal früher loszugehen und die Karte an seinen Fingern festzutackern! Oder so ähnlich… Er entdeckte Zexion sofort, als er den Platz betrat. Er stand gegen eine Mauer gelehnt auf der anderen Straßenseite und sah den herumflatternden Tauben auf der Suche nach Futter zu. Demyx fand, dass Zexion viel zu zerbrechlich aussah, als würde ein einziger Windstoß ihn wegwehen können wie eine Feder. Er hatte das Gefühl, zu ihm laufen zu müssen, ihn beschützen zu müssen, ihn in den Arm nehmen zu müssen… Moment! Irritiert schüttelte Demyx den Kopf. Wo kamen diese Gedanken her?! Sowas durfte er nicht denken! Schließlich wollte er mit Zexion befreundet sein, nichts weiter! Und außerdem war Zexion doch ein Junge… Wieder schüttelte er irritiert über sich selbst den Kopf und hob den Blick zum wolkenverhangenen Himmel. Musste am Wetter liegen. Manche Leute reagierten eben seltsam auf schlechtes Wetter… Er ging langsam auf Zexion zu, um mehr Zeit zu haben, seine Gedanken zu sortieren. Es musste am Wetter gelegen haben! Zexion drehte sich um, als er Demyx Stimme hörte -er hatte Zexions Namen quer über den ganzen Platz geschrien. Er ging ihm ein Stück entgegen, natürlich nicht, wie Demyx, rennend, bis sie voreinander standen. Demyx grinste ihn an. “Hi! Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber meiner Stadtkarte sind auf einmal Flügel gewachsen und ich hab mich verlaufen.” “Kein Problem.”, erwiderte Zexion nur, hoffend, dass Demyx das nicht als Sarkasmus auffasste. Er war überhaupt nicht genervt davon, dass Demyx zu spät war und wunderte sich über sich selbst. Wann war es schon mal vorgekommen, dass er nicht von den Fehlern seiner Mitmenschen genervt war? “Gut dann komm! Machen wir weiter!” Demyx ging voraus und Zexion folgte ihm, wieder verärgert über sich selbst. Warum war er nicht derjenige, der vorausging, wenn er sich hier doch besser auskannte als Demyx?! Stattdessen folgte er ihm wie ein Hündchen… Im Eingangsbereich der Bibliothek blieb Demyx dann endlich stehen und Zexion beobachtete zufrieden genau die Reaktion, die er erwartet hatte: Demyx betrachtete staunend, fast andächtig die deckenhohen Regale, die sich einer komplexen, kaum erkennbaren Ordnung folgend durch den riesigen Saal vor ihnen erstreckten. Von oben gesehen, wusste Zexion, war ihr System erschließbar, es erschien wie ein großes Kunstwerk, beeindruckend, aber doch weltlich und begreifbar. Aus dieser Froschperspektive jedoch, wirkten die Regale eher wie die Tore zu einer fremden Welt, wie die riesigen Wächter eines Dimensionsportals, die irgendwo in ihrer Mitte den Schlüssel zum Schatz bewahrten und sich nur demjenigen offenbarten, der ihr Rätsel lösen konnte. Und ihr Inhalt, die teilweise uralten, ehrfurchtgebietenden Bücher, die seit Generationen hier gelagert wurden, enthielten das Wissen einer ganzen Welt… Zexion wusste genau um den Eindruck, den dieser Raum bei denjenigen hinterließ, die ihn zum ersten Mal betraten. Obwohl er sich hier jeden Tag meist stundenlang aufhielt, lief ihm immer noch ein kleiner Schauer der Ehrfurcht über den Rücken, wenn er diese weisen, uralten Schätze sah oder sogar berühren durfte. Nicht umsonst war das hier die größte Bibliothek weit und breit und die wohl eindrucksvollste der ganzen Welt. Das war der Ort, an dem sich Zexion wirklich “Zuhause” fühlte. Keine andere Umgebung -am allerwenigsten das Haus seines Vaters- konnten ihm so ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Hier war der einzige Ort, an dem er frei durchatmen konnte, er lebte mit diesem Ort. Er war völlig in seinem Element. “Wow.”, hörte er Demyx neben sich sagen. “Das ist… groß!” “Groß?”, wiederholte Zexion belustigt, “Du kommst an einen der wohl beeindruckendsten Plätze der Welt, an dem das Wissen ganzer Epochen seit Jahrhunderten gelagert wird, und alles was dir einfällt ist groß?” Demyx lachte und Zexion wünschte sich unwillkürlich, die Wiederholungstaste drücken zu können, um es noch einmal hören zu können. “Es ist doch nun mal groß! Also ich könnte mich hier nicht zurecht finden.” “Keine Sorge.”, erwiderte Zexion. “Wenn ich mich irgendwo auskenne, dann ist das hier!” Demyx grinste. “Lass mich raten: Du bist der Typ in der Geschichte, der eigentlich von allen ignoriert wird, aber am Ende der Held ist, weil er praktisch in der Bibliothek wohnt und alle Lebenswichtigen Informationen im Kopf hat! Sag bloß, du hast einen Ferienjob hier!” Zexion zog amüsiert eine Augenbraue hoch. “Du guckst definitiv zu viel Fernsehen. Ganz so Klischeebelastet bin ich dann doch nicht.” Demyx schwieg eine Weile und Zexion viel auf, dass er lächelte. “Was ist los?”, fragte er irritiert. “Nichts.”, erwiderte Demyx grinsend. “Mir ist nur aufgefallen, dass ich dich gerade zum ersten mal lächeln gesehen habe! Solltest du öfter machen, steht dir!” Zexion spürte, wie er rot wurde und er drehte sich schnell weg. “Ach halt doch den Mund!”, murmelte er und warf Demyx einen Radiergummi an den Kopf. “Au! Hey, was…” Aber Zexion war schon weitergegangen. “Los jetzt!”, sagte er teilnahmslos “wir haben zu arbeiten!” Grinsend folgte Demyx ihm. Verstohlen lächelnd beobachtete Demyx Zexion, als dieser ihn wieder zielsicher quer durch den riesigen Saal führte. Zexion hatte Recht behalten, sie hatten an diesem Nachmittag tatsächlich mehr Informationen in der Bibliothek als am Vormittag zuvor im Internet gefunden, aber Demyx wusste genau, dass das nur daran lag, dass Zexion sich so gut auskannte. Er hatte jede Information, die sie brauchten, auf Anhieb gefunden, ohne auch nur eine Sekunde überlegen zu müssen, wo das richtige Buch denn sein könnte. Demyx war beeindruckt, Zexion musste ein extrem gutes Gedächtnis haben. Außerdem kam es Demyx fast so vor, als sei Zexion ein völlig anderer Mensch, seit sie die Bibliothek betreten hatten. Draußen wirkte er immer angespannt und nervös, hier drinnen bewegte er sich völlig sicher und frei. Auch ihre Unterhaltungen waren lockerer, er hatte Zexion sogar dazu gebracht, einmal kurz zu lachen, was er noch heute Morgen für unmöglich gehalten hätte. Es machte Demyx froh, ihn so zu sehen. Er wünschte sich, ihm immer diese Sicherheit geben zu können, die ihn so befreite… Wieder schüttelte Demyx energisch das Bedürfnis ab, Zexion einfach in den Arm zu nehmen. Das ging nun wirklich zu weit! Hier drin konnte er es noch nicht mal auf das Wetter schieben… Er bemerkte Zexion, der ihm ein neues Buch hinhielt erst, als dieser ihm mit dem Buch vorsichtig gegen die Stirn tippte. Demyx fiel auf, dass er Zexion noch nie berührt hatte und fragte sich unweigerlich, wie sich seine Haut anfühlen musste… Stopp! Schluss damit! “Keine Zeit für Müdigkeit!”, hörte er Zexion sagen. Wieder fiel ihm auf, wie schön dessen Stimme klang… Oh, verdammt, konzentrieren! “Wir haben nur noch dieses Buch durchzugucken, dann haben wir alle nötigen Informationen zusammen. Danach kannst du dich ausruhen” Demyx zwang sich zur Konzentration und schaffte es, mit den Gedanken fast die ganze Zeit bei der Sache zu bleiben. Er war nur ein paar Mal abgeschweift, wenn Zexion gesprochen hatte, zu sehr in den Klang seiner Stimme vertieft und hatte ihm so nicht richtig zugehört. Zum Glück sah Zexion das als Zeichen von Müdigkeit an und beeilte sich noch mehr, fertig zu werden. Als die roten Strahlen der Abendsonne durch das große Fenster schienen, beendeten sie ihre Arbeit und Demyx ging so schnell er konnte nach Hause. Aber erst als er sich auf sein Bett fallen ließ, atmete er erleichtert auf. Endlich konnte er seine Gedanken sortieren, die um eine einzige Person kreisten, wie ein Schwarm Hornissen um ein Glas Marmelade: Zexion. Jetzt, wo Demyx ihn nicht mehr sah, begann er schon, sich wieder nach dem Klang seiner Stimme zu sehnen, seiner bloßen Anwesenheit, die ihn den ganzen Tag begleitet hatte… Demyx stöhnte auf. Er hatte sich tatsächlich in Zexion verliebt. 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