Doppelstern von Fujouri (OneShot-Sammlung [Various] - New: NaruxHina) ================================================================================ Aerodynamik [Shikamaru x Temari] -------------------------------- Allen Wolken wird das Fliegen gelehrt Eine klare Nacht beherbergte das Dorf Konohagakure. Er konnte das Zirpen von Grillen aus dem dichten Getreidefeld vernehmen, das nahe seinem Familienanwesen angebaut worden war, das leise Rascheln des Laubes, das Heulen der Äste im Wind. Er konnte hören, wie die Natur die Melodie des Frühlings sang. Shikamaru saß auf der Terrasse seines Hauses und schaute verträumt gen Himmel. Der sichelförmige Mond hing am schwarzen Firmament, und obwohl ihn einige Wolken bedeckten, erreichte sein Licht das Terrain. Die Luft war feucht und kühl, und Shikamaru stellte fest, dass es nach Regen roch. Regen, der erst morgen fallen würde. Shikamaru liebte die Natur. Und ganz besonders liebte er den Himmel. Den Himmel und die Wolken. Er liebte es, im grünen Gras auf dem Rücken zu liegen - die Arme hinterm Kopf verschränkt und den Blick geradeaus auf das wohl Prachtvollste gerichtet, das die Welt zu bieten hatte. Stundenlang könnte er einfach nur daliegen, die Wolken an ihm vorbeiziehen sehen und die Ruhe genießen. Es gab nichts Schöneres. Zumindest fast. . . . . . . „Hey, was liegst du hier so blöd rum?“ Ein Schatten legte sich über Shikamaru und der Himmel wurde von vier stachligen Zöpfen bedeckt. Entgeistert starrte Shikamaru in die türkisfarbenen Augen. „Was machst du denn hier?“, wollte er mit einem Hauch Teilnahmslosigkeit wissen, und Temari stemmte die Hände in die Seite. „Dich besuchen, weil ich mich so sehr nach dir gesehnt habe, Vollpfosten“, spottete sie und lächelte. Grummelnd stand Shikamaru auf und streckte sich. „Und deshalb nervst du mich jetzt? Wie lästig.“ Er schaute zum Himmel empor. Es würde heute noch regnen. Ganz sicher. „Gaara hat mich darum gebeten, einen Brief an Tsunade-sama zu liefern. Er hätte es ja meinen Bruder machen lassen, doch der war mal wieder zu beschäftigt gewesen.“ Temari seufzte, während Shikamaru sie belustigt betrachtete. „Tja, scheinst wohl wie geschaffen für die Drecksarbeit zu sein.“ „Halt die Klappe“, konterte sie und setzte sich in Bewegung. Nach kurzem Zögern entschied Shikamaru, sie zu begleiten. Seitdem sich der Aufruhe um Gaaras Entführung und die Akatsukis gelegt hatte, kam es äußerst selten vor, dass das Dorf Konoha Besuch von den Sandninjas bekam. Und wenn doch, dann nur aus geschäftlichen Anlässen. Das war auch der Grund, weshalb Shikamaru Temari schon seit mehreren Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Er gab es nur ungern zu, aber irgendwie fehlte etwas, wenn diese besserwisserische Göre ihm nicht täglich auf die Nerven ging. Doch jetzt war sie hier und das war gut so - selbst ein Tag, der mit einem Regenschauer enden würde, konnte etwas Schönes an sich haben. Die Streitereien zwischen den beiden waren Gang und Gebe. Viel eher sollte man sich Sorgen machen, wenn es nicht zu mindestens einer Auseinandersetzung kommen würde. Und wenn es etwas gab, das Shikamaru an Temari am meisten vermisste, dann war es das. „Richte Gaara meinen Dank aus. Und auch dir danke, dass du den weiten Weg hierhergekommen bist.“ Die fünfte Hokage nickte anschließend und faltete die Hände zusammen. „Willst du nicht noch etwas bleiben? Wir bekommen nicht oft Besuch aus Sunagakure.“ Mit einem verschmitzten Grinsen sah sie zu Shikamaru herüber, der mit verschränkten Armen nahe der Tür des Büros stand und zur Seite schielte. „Shikamaru würde sich sicher freuen“, betonte sie, und als Shikamaru genervt zu Tsunade aufsah, zwinkerte sie ihm zu. Er rollte mit den Augen und Temari tat es ihm gleich. „Che, kann mir völlig egal sein“, gab Shikamaru ab, wandte sich um und verschwand durch die Tür aus dem Raum. Wie bestellt und nicht abgeholt stand Temari für einen Moment da, sah verdutzt zum Ausgang, dann zu Tsunade, von welcher sie sich dann verabschiedete und ebenfalls das Büro verließ. Zu ihrem Verwundern hatte Shikamaru vorm Gebäude auf sie gewartet. Wie immer gab er sich desinteressiert und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Er schaute hinter sich, und als er Temari aus dem Haupttor herauslaufen sah, wandte er sich sofort um und lief weiter. Temari beschleunigte den Gang, um ihn aufzuholen. Dann tapste sie neben ihm her, schweigend und verwirrt über sein seltsames Verhalten. Shikamaru brach die Stille: „Gehst du jetzt wirklich schon wieder oder bleibst du noch?“ Diese Frage war extrem merkwürdig, zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass sie aus Shikamarus Mund stammte. Warum interessierte ihn das? „Hattest du nicht gesagt, es sei dir völlig egal?“ Daraufhin erwiderte er schulterzuckend: „Ist es mir eigentlich auch, ich will nur wissen, wann ich dich endlich wieder los bin.“ Warum hatte sie sich überhaupt Sorgen gemacht? Er war doch noch der Alte. Ein überlegenes Grinsen umspielte ihre Lippen. „Du bist es doch, der mir wie ein Hündchen nachdackelt.“ Und mit dieser Feststellung hatte sie nicht mal Unrecht, wie sich Shikamaru eingestehen musste. Er entgegnete darauf nichts, lief weiter und versank immer mehr in seinen Gedanken. Er hatte Temari die Monate über, in denen sie nicht dagewesen war, vermisst. Es kam ihm seltsam vor, dass er so viele Gedanken an dieses durchgeknallte Mädchen verschwendete. Und dass ein undefinierbares Gefühl wie ein umgelegter Schalter in ihm aufgekommen war, als sie ihn vorhin überrascht und ihm in die Augen gesehen hatte. Und dass dieses undefinierbare Gefühl noch immer anhielt, gar immer weiter anstieg, was die ganze Sache nur noch komplizierter und vor allem lästiger machte. Er mochte sie. Er hatte keine Ahnung, was ihn zu solch einer Schandtat bewegte, aber er mochte Temari. Und das wurde ihm jetzt erst wirklich klar, auch wenn er sich wünschte, dass es nicht so wäre. Schließlich würde sie bald, wahrscheinlich sogar jetzt gleich, aus Konoha verschwinden und sich wieder eine ganze Weile nicht blicken lassen. Sie hatte seine Frage gar nicht beantwortet. Vielleicht sollte er- „Hey, Shikamaru! Träumst du?“ Temari riss ihn aus den Gedanken. Seine Augen weiteten sich erschrocken. „J-Ja... äh, nein, tu ich nicht! Was willst du?“ Amüsiert starrte sie ihn von der Seite an. „Du sahst gerade etwas weggetreten aus... wobei, so siehst du eigentlich immer aus. Wo läufst du überhaupt hin? Wir sind gleich beim Nordausgang.“ „...ach, stimmt, du musst ja durch den Westausgang“, dämmerte es ihm, und wieder wurde ihm klar, dass Temari ihn völlig durcheinander brachte. „Naja, auch egal.“ Er schlug die Richtung ein, die ihn zum Westtor bringen würde, doch Temari blieb stehen und sah ihn verwirrt an. „Warum muss ich zum Westausgang?“ „Du willst doch wieder zurück, oder? Das ist der kürzeste Weg für dich.“ Grinsend entgegnete sie: „Seit wann bestimmst du, ob ich gehe oder nicht?“ Als Shikamaru ein irritiertes Gesicht machte, sprach sie weiter: „Ich hab‘ nochmal drüber nachgedacht und eigentlich hatte Tsunade-sama recht. Wenn ich schon mal die Gelegenheit bekomme, ein anderes Dorf zu besuchen, kann ich ja auch noch ‘ne Weile bleiben. Gaara hat ohnehin nicht gesagt, dass ich sofort wieder zurückkommen soll.“ Mit einem „Und außerdem...“ wandte sie sich von Shikamaru ab, der dachte, gesehen zu haben, dass ihre Wangen einen sanften Rotton angenommen hatten. Doch wahrscheinlich war das nur eine seiner dummen Einbildungen gewesen. Dieses Gör würde niemals rot werden! Zögernd setzte sie ihren Satz fort: „...ich habe dich... also, dich und die anderen, euch, ja schon länger nicht mehr gesehen, und in Sunagakure wird es halt auf Dauer langweilig...“ ‚Wer bist du und was hast du mit Temari gemacht?‘, fragte Shikamaru sich abrupt. Er hob eine Augenbraue und sah Temari skeptisch an. Eigentlich hatte sie ja nur ‚dich‘ sagen wollen, doch dann hatte sie noch die Kurve gekriegt. Wie untypisch für sie, so einen Mist zu reden. Für einen kurzen Moment zog er tatsächlich in Erwägung, dass sie sich vielleicht ähnlich bescheuerte Gedanken über ihn gemacht hatte wie er vorhin über sie. Aber dann verwarf er diese Vermutung wieder. Als ob. „Tja, da muss ich dich enttäuschen, fast alle befinden sich gerade auf Missionen. Nur mein Team ist momentan hier... Chōji muss seinem Vater bei irgendwelchen Reparaturen am Haus helfen, keine Ahnung... und bist du wirklich so scharf darauf, Ino zu sehen?“ Shikamarus Frage ließ Temari nur schmunzeln. „Nicht zwingend, nein“, lehnte sie mit einem Grinsen ab. Ehe sie sich versah, hatte sich Shikamaru in eine andere Richtung gewandt und war mit den Worten „Hast du schon mal die Wolken beobachtet? Ich glaube, der heutige Tag eignet sich gut dafür“ erneut losgelaufen, ohne auf ihre Antwort zu warten. Für einen kurzen Moment blieb Temari stehen und überlegte, was Shikamaru nun schon wieder vorhatte. Dann entschied sie sich, ihm einfach zu folgen, wohin er sie auch immer bringen würde. -:- „Das ist mein Lieblingsplatz“, erklärte Shikamaru, während Temari ihn entgeistert anstarrte. „Für was? Zum Wolkengaffen? Sowas ist doch todlangweilig.“ Nachdem sie auf dem hoch- und abgelegenen Hügel, den man im Dorf sogar von Weitem sehen konnte, angekommen waren, hatte sich vor Temaris Augen ein wundervoller Ausblick auf ganz Konohagakure erstreckt. Es fiel ihr nicht gerade leicht, ihr Staunen zurückzuhalten. Augenrollend ließ sich Shikamaru mit einem Plumps auf dem Gras nieder, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das ist nicht langweilig", sagte er und sah sie an. „Probier es einfach mal aus.“ Sie hielt das alles für lächerlich, doch wollte nicht schon wieder verschwinden, nachdem sie den großen Hügel erklommen hatte. Nach längerem Zögern entschloss sie sich, auf Shikamarus Angebot einzugehen. Sie legte sich neben ihn und dachte darüber nach, dass sich die hässlichen Grasflecken nicht so einfach wieder aus ihrer hellen Kleidung herauswaschen ließen. Sofort verdrängte sie diesen viel zu inohaften Gedanken, faltete die Hände auf ihrem Schoß zusammen und starrte in den Himmel. Sie starrte in den Himmel... und sah Wolken. Nichts weiter als weiße, langweilige Wolken. Sie kam sich bereits jetzt bekloppt dabei vor. Was sollte daran schon besonders sein? Dumm herumliegen und den Himmel anstarren, als wäre er irgendetwas ganz Besonderes, das man noch nie zuvor gesehen hatte. Natürlich, die Aussicht hier war recht beeindruckend, doch so beeindruckend nun auch wieder nicht. Sie neigte den Kopf zur Seite und sah zu Shikamaru herüber, der seinen Blick starr nach oben gerichtet hatte. Temari seufzte. Sie konnte dieses fragwürdige Hobby absolut nicht nachvollziehen. Die Hoffnung, doch noch Gefallen hieran zu finden, wollte nicht eintreffen. Shikamaru brach das Schweigen: „Eigentlich funktionieren Wolken doch genauso wie Menschen“, setzte er an, und Temari horchte auf, „sie kommen nur voran, wenn sie vom Wind angetrieben werden. Ohne den Wind würde eine Wolke niemals die Gelegenheit bekommen, die Welt in ihrer vollen Pracht zu sehen.“ Und was hatte diese Feststellung damit zu tun, dass Wolken wie Menschen funktionieren? Temari fragte sich, ob Shikamaru versuchte, den hoffnungslosen Philosophen raushängen zu lassen. Verständnislos starrte sie ihn an. Mit einem triumphalen Grinsen erwiderte er den Blick. „Tja, ich hab‘ doch gesagt, du hast keine Ahnung davon.“ Und jetzt meinte er auch noch unnötig klugscheißen zu müssen. Dieser Idiot aber auch. Gerade wollte sie Einspruch erheben, da fiel von oben ein Tropfen auf sie herab. „Ich hab‘ ‘nen Regentropfen abbekommen“, bemerkte sie, während sie das Bisschen Wasser von ihrer Wange wischte. „Bestimmt fängt es gleich zu regnen an.“ Shikamaru verstand ihre Andeutung, bewegte sich jedoch keinen Deut vom Fleck. „Na und? So ein bisschen Regen hat noch keinem geschadet.“ „Doch, man erkältet sich... Idiot" Sie erhob sich mit einem Ruck vom feuchten Gras. „Wenn du krank werden willst, dein Problem, aber ich bin darauf nicht sonderlich scharf.“ Doch ihre Reaktion kam zu spät - immer mehr Tropfen fielen wie winzige Wurfgeschosse auf den Hügel herab, benetzten ihr blondes Haar, rannen ihr das Gesicht entlang, bis das Unwetter schließlich komplett Besitz vom einstig klaren Himmel ergriff und Temari dazu veranlasste, genervt nach oben zu starren. Dass sich das Wetter so schlagartig ändern würde, hätte sie nun wirklich nicht erwartet. Doch daran ändern konnte sie natürlich auch nichts. Am liebsten würde sie geradewegs den Hügel hinunter stampfen und sich in der nächstgelegenen Hütte verkriechen, doch hatte sie auch nicht wirklich vor, den anderen hier einfach - im wahrsten Sinne des Wortes - links liegen zu lassen, ohne zumindest versucht zu haben, ihm vom Gehen zu überzeugen. „Jetzt steh‘ schon auf“, forderte sie mürrisch und verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust. Doch Shikamaru machte keine Anstalten, ihrer Bitte (oder war es doch eher ein Befehl?) nachzugehen, sah lediglich von unten zu ihr herauf, in ihre türkisblauen Augen, schwieg einen Moment lang und dann sagte er: „Willst du nicht die Antwort wissen?“ Und wieder begann er mit diesem wirren Gerede, das ihm, ihrer Meinung nach, überhaupt nicht stand. „Die Antwort auf was?“, hinterfragte sie mit einem Unterton, der darauf schließen ließ, dass es ihr ohnehin egal war. Shikamaru entgegnete: „Warum Menschen wie Wolken funktionieren.“ Er zögerte kurz, überlegte einen Augenblick lang, dann fügte er schließlich hinzu: „Schau nach oben, dann kommt sogar jemand so Dummes wie du drauf.“ Augenrollend über seine provokante Anforderung neigte sie ihr Haupt zum Himmel, hielt die Lider wegen des starken Regens nur um einen schmalen Spalt geöffnet, und was sie zu sehen bekam, waren wieder nur Wolken. Graue, klumpige, dunkle Wolken, die sich über ihr ergossen. Der starke Wind, der aufgekommen war, sauste heulend durch das dichte Laub, ließ die Blätter einen wilden Tanz aufführen, tobte durch ihr zu Zöpfen zusammengebundenes Haar und dann fiel ihr auf, dass die Wolken schneller an ihr vorbeiflogen als vorhin. Dass der Wind sie antrieb, ihnen Kraft zum Vorankommen spendete. Dass er ihnen half... Und dann verstand sie es endlich. Mit der Erkenntnis im Herzen wandte sie sich zu Shikamaru, dessen Kleidung vollkommen in Regenwasser getränkt war, ebenso wie sein Gesicht, das von dem kühlen Nass bis auf den letzten Winkel benetzt wurde. Dann stand er auf und vergrub die Hände wie gewohnt in den Hosentaschen. Er sah sie an. Und in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie verstanden hatte. Mit einem dezenten Lächeln schaute er nach oben und ein längeres Schweigen breitete sich unter den beiden aus - nur das Jaulen des Windes und das Rascheln der Birkenblätter waren zu hören. Doch bald hielt Temari es nicht mehr aus; sie musste ihn einfach fragen. „Hast du mich nur hierhergeschleppt, um mir das zu zeigen?“ Als hätte er sie gar nicht gehört, verharrte er weiterhin in seiner Position, ließ mit der Antwort ein wenig auf sich warten, bis er endlich entgegnete: „Hm... Vielleicht.“ Auch auf ihre Lippen legte sich von einem Moment auf den nächsten ein mattes Lächeln. Sie hörte ihr Herz schlagen. Laut und deutlich und unrhythmisch und sehnsüchtig und brachial, und dann verstand sie es nur noch mehr. Wie von selbst trugen ihre Füße sie voran, liefen auf Shikamaru zu, welcher Temari teils verwirrt, teils abwartend ansah, bis sie wenige Zentimeter vor ihm stehen blieb und feststellend sagte: „Du bist so ein Idiot.“ Und ehe er diese Worte auch nur am vagesten durch seinen Kopf hatte gehen lassen können, hatten sich kühle Finger an die grüne Weste gekrallt, Shikamaru zu sich gezogen und in dessen Nerven abertausend gleißende, wirr umherschwirrende Blitze entstehen lassen, als Temari ihre Lippen mit den seinen vereinte. Seine dunklen Augen weiteten sich erstaunt, er hielt den Atem für einen Moment an, verstand nicht mehr, wo vorne und hinten war, wurde von undefinierbaren Gedanken überflutet, die alle weder Sinn noch Ordnung hatten, hörte sein Herz in seinem Brustkorb Amok laufen, und als er sich endlich wieder einigermaßen gefangen hatte, ließ er seine Lider zufallen und erwiderte die unerwartete Zärtlichkeit, indem er beide Arme um den Körper des Mädchens schloss, sie an sich drückte und das Regenorchester, unter dem sie sich befanden, vollkommen machte. Temari war es, die den Kuss beendete, ihre Lippen löste, doch noch kurz in der Umarmung verharrte und dabei verlegen zu Boden sah. Und jetzt hatte Shikamaru darauf schwören können, eine dezente Röte auf ihren Wangen gesehen zu haben. Also konnte selbst eine Verrückte wie sie rot werden... Erstaunlich. Wobei er selbst auch nicht seine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass seine Wangen nicht einen ähnlichen Farbton angenommen hatten... „Können wir jetzt endlich gehen?“, riss Temari ihn plötzlich, wenn auch mit sehr leiser Stimme, aus den Gedanken; perplex sah er sie an. „J-ja, klar“, erwiderte er stotternd, hatte selbst noch nicht wirklich realisiert, was sich hier gerade zugetragen hatte, ließ schließlich von Temari ab und wandte sich dem Abhang des Hügels zu, den er dann herunterging. Schweigend lief Temari neben ihm her, hielt dabei einen gewissen Abstand, wusste mit ihrem Gefühlschaos momentan absolut nichts anzufangen, doch sie meinte zu glauben, dass es Shikamaru genauso erging. -:-:-:-:-:- „Du Idiot, ich hab‘ doch gesagt, ich erkälte mich“, raunte sie ihn, in eine Decke gemummelt auf der Couch sitzend, an. Gleich darauf griff sie nach einem Taschentuch und putzte sich, um ihrem Satz den nötigen Ausdruck zu verleihen, demonstrativ die Nase. „Ja, ist gut, du hattest ja Recht.“ Mit einem genervten Seufzen ließ er sich neben ihr nieder und warf ihr einen überlegenden Seitenblick zu. „Aber einen Vorteil hat die Sache doch“, setzte er schließlich an, und Temari antwortete darauf nur mit ihrem Gesichtsausdruck, der definitiv „Aha, und der wäre?“ zu fragen schien. Kurz zögernd meinte er, verschmitzt grinsend: „Naja, jetzt bleibst du noch etwas länger hier.“ Zuerst verblüfft wegen seiner Direktheit, rollte sie dann aber nur die Augen und gab ein ironisches „Ja, wie hocherfreulich“ von sich, das von einem belustigten Lächeln begleitet wurde. Und statt darauf wieder eine seiner typischen Konterantworten zu geben, beugte er sich plötzlich zu ihr vor und hauchte ihr einen Kuss auf den Mund - kurz, unerwartet, aber süß und sanft und lieblich. „Überaus hocherfreulich“, bestätigte er ihre eigentlich nicht ernstgemeinte Aussage, woraufhin sie nur spürte, wie ihr mal wieder - langsam sollte sie sich daran gewöhnen - das Blut in die Wangen schoss, weshalb sie sich verlegen und abweisend zugleich von ihm abwandte und ein feststellendes „Wow, mal etwas, das du nicht als lästig abstempelst“ erwiderte. Und als sie wieder ihre Gelassenheit fand und die Augen schloss, zeichnete sich ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht, und sie dachte an Shikamarus Frage zurück, deren Antwort ihr einzig und allein die Wolken und der Wind gespendet hatten: Wenn ich eine Wolke wär', dann wärst du der Wind, der mich durch die Lüfte trägt und mir die Pracht der Welt offenbart. [THE. END.] --- Der OS hier ist im Rahmen einer Wichtelaktion des Zirkels „Autorentraining“ entstanden. Mein Wichtelkind hatte dieses Pairing angegeben, und weil mir zu den anderen Angaben nichts eingefallen wäre, hab ich mich hierfür entschieden.^^ Der OS hat 'ne Botschaft, die am Ende durchkommt. Denkt mal drüber nach. ;D Hoffe, es hat euch gefallen. Liebe Grüße Wunder der Wirklichkeit [Sasu x Saku] ------------------------------------- » Derselbe Himmel. Dieselben Worte. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Das war zumindest Inos neu auserkorener Lieblingssatz, der Sakura schon drei Tage vor besagtem Fest zum Hals raushing. Sonderlich viel Liebe hatte sie an diesem Tag noch nie zu spüren bekommen. Und an diesen dämlichen Satz zu glauben, hatte sie schon lange aufgegeben. Vielleicht zu Unrecht. Es gehörte zu ihrer Persönlichkeit, ihre eigenen Prinzipien zu hinterfragen. Jedoch war daraus noch nie eine Veränderung hervorgegangen. Pure Zeitverschwendung. Was es mit ihrer Vermutung bezüglich Weihnachten auf sich hatte, würde sich bald zeigen. In Konoha war mit der Weihnachtsstimmung auch der Winter ausgebrochen. Die letzten Nächte über hatte es ununterbrochen geschneit. Der Schnee bedeckte die Straßen zentimeterdick. Ab und an drängten sich Sonnenstrahlen durch die widerspenstigen Wolken, schienen auf den weißgeschneiten Asphalt, und die Flocken glänzten wie Zuckerkristalle, die vom Himmel gefallen waren. Der eisige Wind und das Glatteis waren die andere Geschichte. Und zudem die einzige Geschichte, für die Sakura bisher ein Auge hatte; den Rest hatte sie gar nicht wahrgenommen. Oder wollte ihn nicht wahrnehmen. Oder konnte nicht. Wie auch immer. Fakt war, dass ihr das ganze Trara um Weihnachten äußerst lästig war. Ganz besonders heute würde sie keinen Fuß vor die Tür setzen, sondern sich zu Hause verbarrikadieren, mit gespielter Begeisterung die Geschenke ihrer Eltern entgegennehmen und früh schlafen gehen, um dem schneeweißen Alptraum schnellstmöglich ein Ende zu bereiten. Das war der Plan, und der Plan war gut. Aber die Umsetzung sah natürlich völlig anders aus. Sie hatte das Fenster geöffnet und die Arme auf der Fensterbank verschränkt. Sie lehnte sich nach draußen. Der kalte Wind zog ins Zimmer und wehte durch das rosa Haar. Eine Strähne warf sich über ihre Nase. Sie strich sie mit dem Finger weg und seufzte. Die Nachtluft war eisig und feucht. Die Wolken verdeckten den Mond, dessen Strahlen nicht mit der Sonne mithalten und hindurchbrechen konnten. Wenige Schneeflocken fielen vom Himmel und wurden vom Wind umhergeschleudert. Sakura dachte nach. Heute Nachmittag, als es noch hell gewesen war, hatte Naruto vor ihrer Haustür gestanden und ihr verlegen grinsend ein schludrig eingepacktes Geschenk überreicht. Sakura hatte sich bedankt und gleich darauf gesagt, er brauche sich nicht wundern, dass er kein Geschenk von ihr bekomme, weil er das Seinige nicht angekündigt habe. Er sei selbst schuld daran und solle das nächste Mal doch bitte Bescheid sagen, wenn er Wert auf diesen Kitsch lege. Gleich darauf hatte sie sich für ihr grantiges Verhalten und ihre miese Stimmung entschuldigen müssen. Naruto hatte sich am Hinterkopf gekratzt und gesagt, dass es okay sei. Alles andere passe nicht zu ihr. Dann war er gegangen. Mit ihren Eltern hatte sie zusammen zu Abend gegessen und ihre Geschenke überreicht bekommen. Aus Solidaritätsgründen hatte sie ihnen auch etwas geschenkt, war danach noch ein wenig bei ihnen im Wohnzimmer geblieben und hatte das typisch familiäre Weihnachtsbewusstsein vorgeheuchelt. Dann war sie nach oben gegangen, im Begriff, einen Schlussstrich durch die Misere zu ziehen und sich schlafen zu legen. Falsch gedacht, Sakura. Das Fenster war wohl interessanter als das Bett gewesen. Und sie wusste nicht mal, warum. Vielleicht hoffte sie ja doch auf eines dieser berühmten Weihnachtswunder, die sie ihr Leben lang als dummes Gerücht abgestempelt hatte. Sie starrte stumm in die Nacht, und auf einmal bekam sie das Gefühl, als dränge sich ihr Unterbewusstsein in ihre Gedanken. Ihr dummes Unterbewusstsein, das ihr bereits diesen Floh von Weihnachtswunder in den Kopf gesetzt hatte und jetzt einen großen Schritt weiter... vielleicht zu weit ging. Sie schloss das Fenster und rieb sich die kalten Oberarme, bis ihr ein wenig wärmer wurde. Sie verließ das Zimmer, sagte ihren Eltern, sie müsse noch etwas erledigen, nahm ihren beigen Mantel vom Kleiderhaken und zog ihn sich über. Sie schlüpfte in ihre Winterboots und ging nach draußen. -:-:-:-:-:- Wieder wehte der Wind durch ihr Haar und brachte es ganz durcheinander. Sie richtete es, um es sich gleich darauf wieder zerstören zu lassen. Irgendwann gab sie auf und ließ es so, wie es war. Sakura hatte nicht den blassesten Schimmer, warum ihre Füße sie nach draußen getragen hatten. Ihr war danach gewesen, seltsamer Weise, und dabei hatte sie bereits ihren Plan, heute keinen Fuß vor die Tür zu setzen, über den Haufen geworfen. Pläne sind da, um befolgt zu werden. Ähnlich wie Gesetze, die da sind, um eingehalten zu werden. Aber dazu war es nun zu spät. Sie überlegte, wieder umzukehren. Aber sie lief weiter. Plötzlich blieb Sakura stehen und riss die Augen auf. Mit einem Mal schlug ihr Herz wie ein Presslufthammer gegen ihre Brust, und das war noch milde ausgedrückt. Sie ballte die Hände zu Fäusten und atmete schwer aus. Sie war an dem Ort gelandet, an dem Sasuke sie vor zweieinhalb Jahren verlassen hatte. An dem er ganz Konoha verlassen hatte. Und nie wieder zurückgekommen war. Es vielleicht auch niemals wird. Vielleicht ganz sicher nicht. Nie wieder. Die Fäuste öffneten sich. Die Hände zitterten nicht nur vor Kälte. Sakura verharrte noch einige Zeit in ihrer Position, doch dann tat sie einen Schritt nach vorne. Und noch einen. Wieder einen. Bis sie vor der Bank stand und die Schneeschicht, die auf dieser lag, herunterschob. Sie setzte sich auf die Bank und starrte ins Leere. Lächerlich, was sie gerade tat, doch hatte das Lächerliche schon damit begonnen, dass sie überhaupt rausgegangen war. Viel schlimmer konnte es gar nicht mehr werden. Sie hob die Füße auf die Bank und zog die Beine an. Der Wind wurde stärker. Sie beobachtete ihren Atem, der als Rauchschwade in die Luft entwich. Die Kälte biss in den Augen. Wunder sind dazu verdammt, Fiktion zu bleiben. »Sakura.« Sakura schreckte auf und sah sich aufmerksam um. Hatte das Unterbewusstsein ihr wieder einen Streich gespielt? Sie musterte den Gehweg. Aus der Ferne konnte sie die Silhouette eines Menschen sehen, der den Weg entlang auf sie zukam. Stocksteif stand sie da und wagte nicht, der Person auch nur einen Schritt entgegenzukommen. Der Wind tobte durch die blätterlosen Bäume, und die Äste heulten das Lied, das sie jedes Jahr zu dieser Zeit heulten. Im schwarzen Haar hatten sich Schneeflocken verfangen. Die dunklen Augen waren starr geradeaus gerichtet. Sakura konnte nicht sagen, ob er sie ansah oder nicht. Sie konnte lediglich sagen, wer es war. Und gerade diese Gewissheit war es, die sie zurückweichen ließ. Eine Explosion nach der anderen riss sich durch ihren Brustkorb. Es schmerzte vor Glück und Wahnsinn. »Sasuke... du...« Sie sog die eisige Nachtluft ein, die ihr in der Kehle kratzte und sie - so meinte sie - vorm Ersticken bewahrte. Sasuke blieb vor ihr stehen, und sie wich einen weiteren Schritt zurück. Ihre Knie bebten und Sakura bekam Angst, sie würden jede Sekunde unter ihr zerbrechen. Sie öffnete ihren Mund, aber bekam kein einziges Wort zustande. Sasuke lächelte. Ein ungewöhnliches Lächeln - ehrlich und süffisant zugleich. »Tu nicht so überrascht. Du hast doch gehofft, du würdest mich hier treffen.« Zweieinhalb brutale Jahre lang hatte sie ihn nicht gesehen. Er war größer geworden und die beiden Haarsträhnen vor seinem Gesicht ein wenig länger. Seine Stimme klang tiefer und erwachsener. Er hatte sich verändert. Sasuke war zu einem jungen Mann herangewachsen. Und sie war noch immer die kleine zurückgelassene Sakura, die so sehnlichst auf eben diesen jungen Mann gewartet hatte. Im Stillen, tagein, tagaus. Jahre waren vergangen. Zwischen ihr und ihrem Gegenüber lagen Welten. »Ich... ich wusste nicht, dass du... warum-« »-ich gekommen bin?«, schnitt er ihr das Wort ab und nahm ihr stummes Nicken darauf entgegen. Was er danach sagte, brach die Realität mit einem einzigen Schlag entzwei: »Weil du es dir gewünscht hast. Weil du dir die vergangenen Jahre über nichts anderes als das gewünscht hast. Und deshalb bist auch du hier.« Das alles klang wie ein viel zu schöner Traum. Ein Traum, den sich ganz sicher ihr verdammtes Unterbewusstsein zusammengesponnen hatte. Alles andere wäre einfach unmöglich. Sakuras Zähne klapperten leise aufeinander. Die Lippen waren bereit, Worte zu formen. Der Brustkorb hob und senkte sich spürbar. »Du... das hier ist nicht echt. Gar nichts. Wunder geschehen nicht. Vor allem nicht solche.« Sakura versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Die zusammengesetzten Puzzleteile wieder auseinanderzureißen und zu ihrem gesunden Verstand zurückzufinden. Sasuke hinderte sie daran, indem er die Schritte näherkam, die sie zuvor zurückgewichen war. Er griff nach ihrem Handgelenk, und ein Blitz von Hoffnung ließ sie bei der Berührung zusammenzucken. Er drückte ihr einen quadratischen Gegenstand in die Hand, der sich glatt und seidig anfühlte, und schloss ihre Finger darum. Als sie auf ihre Hand schaute, sah sie ein kleines Päckchen. Dann blickte sie verständnislos zu Sasuke auf. Auf seinen Lippen lag wieder dieses unscheinbare Lächeln. »Vielleicht freust du dich ausnahmsweise mal über ein Geschenk. Pass gut darauf auf, Sakura. Denn das ist nur für dich.« Sakura stockte der Atem. Auf einmal wurde ihr Gesicht ganz heiß, und dann stellte sie fest, dass es Tränen waren, die ihre Wangen wärmten. Sie konnte sie nicht aufhalten, sie flossen einfach weiter. Am liebsten hätte sie sich abgewandt, denn auf eine solche Geste mit Tränen zu antworten, war sicher nicht das, was ihr Gegenüber erreichen wollte. Und auch nicht das, was sie hatte entgegnen wollen. Sie sah ihn weiterhin stumm und weinend an, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen, nur um gleich darauf die nächsten entweichen zu lassen. Das Schneien wurde stärker. »Sasuke, ich...« Sie sammelte sich langsam und verspürte den Drang, irgendwie reagieren zu müssen; das Nichtstun brachte sie beinahe um. Ihr Unterbewusstsein pochte gegen die Schläfen und setzte sich schließlich durch. Sakura schlang beide Arme um Sasukes Hals und drückte ihr Gesicht in seinen grauen Mantel. Die Tränentropfen hinterließen dunkle Spuren auf dem Stoff. Sie schluchzte laut und schmerzerfüllt. Sasuke ließ die Umarmung schweigend zu. Er erwiderte sie nicht. Das alles konnte kein Traum sein. Die Wärme seines Körpers brach die Fiktion mit einem einzigen Schlag entzwei. Sakura hob das Gesicht, schloss die Augen und legte die Lippen auf Sasukes Mund. Es war ein warmer Moment von kurzer Dauer. Der Kuss wurde nicht erwidert, aber das war ihr egal. Er endete schneller, als er begonnen hatte, aber das war völlig unwichtig. Sakura vergrub den Kopf in Sasukes Nacken. »Ich liebe dich.« Derselbe Himmel. Dieselben Worte. Keine Antwort. Sie öffnete die Augen, und ihre Arme lagen leer. Sasuke war nicht mehr da. Sie war nicht mehr draußen, sondern in ihrem Bett. Es war kalt und das Fenster stand sperrangelweit offen. Ihr Körper bebte vor Aufregung. Weihnachten schmerzte, denn nichts davon war echt gewesen. Sakura stand auf und schloss das Fenster. Sie warf noch einen letzten Blick durch das raureifüberzogene Glas nach draußen. Es schneite stark und der Wind toste durch die kahlen Äste. Heulte das Lied, das er jedes Jahr zu dieser Zeit heulte. Der Mondschein hielt mit der Sonne mit und durchbrach die widerspenstigen Wolken. Der Weg war weiß geschneit und glitzerte wie Zuckerkristalle, die vom Himmel gefallen waren. Sakura legte sich zurück ins Bett und schlief schnell ein. Wunder sind dazu verdammt, Fiktion zu bleiben. Ihrem Nachttisch hatte sie keine Beachtung mehr geschenkt. Die roten Augen, die in der Ferne aufgeblitzt waren, waren ihr nicht aufgefallen, als sie aus dem Fenster geschaut hatte. Dass es Sasukes Genjutsu und kein Traum gewesen war, würde sie wohl niemals erfahren. Dass Wunder reine Fiktion sind, würde man ihr niemals ausreden können. Der Hass auf Weihnachten würde sich nicht so schnell von ihr verabschieden. Auf dem Nachttisch lag ein kleines, quadratisches Päckchen. Es war weder das von Naruto noch eines ihrer Eltern. Und das würde Sakura spätestens dann feststellen, wenn sie es öffnen würde. Denn an Weihnachten geschehen auch Wunder, die dazu bestimmt sind, Realität zu werden. the. end. --- Fast schon schmierig kitschig, in vier Stunden runtergerattert und dann auch noch zu einem Pairing, das ich nicht mag. *lach* Ich hoffe, es hat dir gefallen, . :3 Liebe Grüße, Brandstifter [Naru x Hina] -------------------------- Love is like fire An endless desire Brandstifter entfachen Herzen zu einer Flamme, lodernd und erbarmungslos, und das Feuer reißt sich von deinem Brustkorb bis in deine Eingeweide. Sie saß am Schreibtisch in ihrem Zimmer und starrte missmutig auf die kleine Schachtel, die vor ihr lag. In den goldschimmernden Plastikeinkerbungen befanden sich Kugeln - vollmilchbraune Schokolade -, und eine sah schmackhafter aus als die andere. Es schmerzt vor Verlangen nach noch mehr Schmerz, und dieser Wahnsinn hat gar nicht vor, je ein Ende zu nehmen. Sie legte den Finger auf eine der Kugeln und rollte sie in der Einkerbung. Sie hatte den Kopf mit der flachen Hand abgestützt und es war nicht schwer zu erraten, dass sie in arge Zweifel verflochten war. Der Seufzer bestätigte den Zustand. Es klingt verrückt, doch anders kenne ich es nicht. Sie verweilte noch einige Augenblicke in der Position, bis sie aufstand und die Öffnung der Schachtel verschloss. Sie bückte sich, holte aus der untersten Schublade ein rotsamtiges Band hervor und schnürte es um die Verpackung. Ich brauche ihn nun mal, meinen ganz persönlichen Brandstifter, der es als Einziger vermag, ein riesen Feuerwerk durch mein Inneres zu hetzen, und das manchmal nur mit einem Lächeln. Bevor sie die Schleife band, machte sie zwei Knoten und zog diese fest zusammen, um irgendeine Form von Sicherheit in ihrem Vorhaben zu unterbrücken. Die Chancen auf Zuversicht blieben trotzdem spärlich. Sie zog die Schublade wieder auf und ließ das fertige Päckchen darin verschwinden. Gerade wollte sie sich auf ihr Bett werfen und sich in ihre Utopie, in der Probleme und Sorgen und Kummer Fremdwörter waren, verkriechen, als plötzlich ein laut schepperndes Geräusch an ihrem Fenster erklang. Sie schreckte auf und drehte sich um. Sie traute ihren Augen nicht. Darf ich vorstellen: Der Pyromaniac meines Herzens. »Na-Naruto-kun…!« Der Ninja hatte sich auf den Ast des Baumes, der direkt neben dem Haus wuchs, gestohlen und einen Stein gegen Hinatas Scheibe geworfen. Naruto schien etwas zu sagen, doch Hinata konnte lediglich die stummen Mundbewegungen sehen, die er machte. Sie lief zum Fenster, öffnete es und zögerte, bis sie sich schließlich über die Fensterbank nach draußen lehnte. Narutos Mundbewegungen schlossen sich Worte an: »Oi, Hinata! Wie geht’s so?« Hinata sah verblüfft drein. Spontane Fensterbesuche war sie weiß Gott nicht gewohnt. Und schon gar nicht von dieser einen Person, die gerade ungeduldig auf Antwort wartete. »Ich… m-mir geht’s gut. Warum hast du nicht unten geklingelt?« »Hab‘ ich doch, aber du hast mir nicht aufgemacht.« Ihr Vater war zurzeit auf einer Mission, weswegen sie die Einzige war, die hätte reagieren können. War sie etwa derart in Gedanken versunken gewesen, dass sie es gar nicht hatte klingeln hören? »Ich… tut mir leid, irgendwie hab‘ ich es gar nicht mitbekommen… Was machst du hier?« Naruto setzte sein Standartgrinsen auf und hielt Hinata das Stirnband hin, das sie für gewöhnlich als Halsband zweckentfremdete. »Das hast du gestern bei der Besprechung mit deinem Team liegen gelassen. Kiba hat es mir vorhin in die Hand gedrückt und gemeint, ich soll es dir vorbeibringen.« Dieser Kiba… Immer musste er sich in ihre Angelegenheiten einmischen; vor allem, wenn es irgendetwas mit Naruto-kun zu tun hatte. Angefangen bei seinen kindischen Sprüchen, die er immer losließ, wenn Hinata allein beim Hören des Namens, der so euphonisch in ihren Ohren hallte, rot wurde, sich schnell abwandte und Schwindelanfälle bekam. Ein gefundenes Fressen für Hinatas Teamkameraden, doch durchgesetzt und beschwert hatte sie sich noch nicht. »Danke…«, murmelte sie, während sie ihren Arm nach dem Stirnband ausstreckte, »...Tut mir leid wegen der Umstände… also, dass du es mir extra bringen musstest und-« Sie stockte. Als ihre Finger das Band zum Greifen ertasteten, streifte ihr Daumen Narutos Handfläche. Sie packte das Bandende und zog ihre Hand schnell zurück, zurück zu ihr, weg aus der Reichweite ihres heimlichen Schwarms. Röte war ihr schon, als sie ihn auf dem Ast hatte sitzen sehen, ins Gesicht gestiegen, doch gewann dieses jetzt noch mehr Farbe, als es bereits hatte. Naruto reagierte - wie immer - mit einem Grinsen. »Du solltest dir echt mal abgewöhnen, dich für alles zu entschuldigen, Hinata. Das hat mir wirklich keine Umstände gemacht.« Ehrliche und überzeugende Worte. Die in-Ohnmacht-fallen-Gefahr stieg von einem Wimpernschlag auf den nächsten rapide an. Hinata verschwand mit dem Oberkörper, den sie zuvor über die Fensterbank gelehnt hatte, zurück in ihr Zimmer, schnürte das Stirnband um ihren Hals und wandte sich von Naruto ab. »A-also nochmal danke. Bis bald, Naruto-kun…« Sie legte die Hand um den Griff und wollte das Fenster gerade wieder schließen, als sie in ihrem Vorhaben unterbrochen wurde: »Oi, Hinata, warte! Ich soll dir noch von Kiba sagen, dass Kurenai sich morgen Abend, so gegen neun, mit dir und deinem Team am Nordtor treffen will. Ich soll auch vorbeikommen. Ich weiß selbst nicht, um was es geht, aber vielleicht irgendeine Mission…« Das Fenster war noch um einen Spalt offen, durch den Hinata hindurch lunzte. Morgen? War morgen nicht Valentinstag? Soweit sie informiert worden war, hatte Tsunade sich darum bemüht, möglichst keinen der jungen Shinobis während dieses Tages auf Mission zu schicken. Und selbst, wäre etwas dazwischengekommen, hätte sie doch eigentlich rechtzeitig Bescheid gegeben… oder? »Hat Kiba sonst nichts mehr gesagt?« Misstrauisch wartete Hinata auf Antwort. Naruto zuckte mit den Schultern. »Nein, mehr weiß ich auch nicht. Ich werd‘ morgen einfach mal kommen. Wenn’s falscher Alarm war, wird Kurenai uns das schon sagen.« Ehe Hinata noch eine Frage stellen konnte, war Naruto bereits mit einem »Also, bis dann!« vom Ast gesprungen und davongelaufen. Hinata machte den Spalt dicht, indem sie das Fenster schloss, und rieb sich die nackten Oberarme - sie hatte gerade nur ein Top und eine bequeme Hose für zu Hause an. Obwohl sich der Winter laut Kalender langsam zurückziehen und dem Frühling den Vortritt lassen sollte, war es draußen selbst tagsüber recht kalt und windig. Sie befürchtete zwar, dass nicht nur ihre Kälteempfindlichkeit Schuld an ihrer Gänsehaut trug, doch war sie gar nicht imstande, dem Hauptübeltäter auch nur den Hauch eines negativen Gedankens zu schenken. Viel mehr beschäftigte sie die Frage, warum Naruto auch zum Treffpunkt kommen sollte, obwohl er doch eigentlich kein Mitglied ihres Teams war. Zwar ließen sich dafür vage Vermutungen stellen wie beispielsweise die Annahme, er müsse sich vorläufig einem anderen Team anschließen, da sein eigenes momentan nur aus Sakura und ihm bestand. Doch wäre es dann nicht nur logisch, wenn Sakura morgen auch erscheinen müsste? Oder war sie anderweitig beschäftigt? Fragen über Fragen. Keine Aussicht auf Antworten. Und ebenso keine Aussicht auf irgendeine Art von Sinn, sich darüber noch weitere Gedanken zu machen. Spätestens morgen würde Hinata ja erfahren, was nun Sache war. Und bis dahin hatte sie noch alle Zeit der Welt, sich über eine weitaus wichtigere Frage den Kopf zu zerbrechen: Noch ist der Vorhang nicht gefallen. Die Flammen nicht entfacht. Doch für gewöhnlich wird jedes noch so große Feuer mit einem winzigen Funken eröffnet. Sollte sie morgen Abend, kurz bevor sie losgehen würde, die unterste Schublade aufziehen? Dort drinnen blitzt etwas auf… -:-:-:-:-:- Hinata zog den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Anschlag zu. Sie griff nach der Haarbürste und setzte sie an, legte sie jedoch abrupt wieder zurück und blinzelte irritiert. Das wäre jetzt schon das siebte Mal in den vergangenen zwei Stunden gewesen, in denen sie sich die Haare gebürstet hätte. Um den Verdacht, es säße doch noch nicht alles an der richtigen Stelle, zumindest minimal zu befriedigen, fuhr sie mit den Fingern durch einzelne Strähnen und strich sie glatt. Die Nervosität pumpt in mir. Sie betrachtete sich im Spiegel und war unzufrieden. Sie hatte ihr Erscheinungsbild noch nie sonderlich gemocht. Zum einen war da diese kränklich blasse Haut, in der sie sich wie ein toter Fisch auf der Meeresoberfläche fühlte. Zum anderen war ihr Haar beinahe völlig schwarz, sodass es ihre Haut noch milchiger wirken ließ, und das gefiel Hinata definitiv nicht. Sie rieb sich die Hände, die die toter-Fisch-Hypothese bestätigten: Kalt und schweißnass. Selbst Presslufthammer würden sich zärtlicher durch deine Brust schlagen. Trockene Lippen und ein rasendes Herz. Ein heruntergeschraubtes Selbstbewusstsein und das dringende Verlangen, sich für den Rest des Tages unter dem Bett zu verkriechen. Dort zu warten, bis alles vorbei war. Bis der Kriegszustand in ihrem Innersten ein Ende nehmen würde. - Der wohl einzig mögliche und höchstwahrscheinlich perfekte Zustand für eine Verabredung am Valentinstag. Oder sollte sie sich paranormal vorkommen? Sie drehte sich um und sah zu ihrem Schreibtisch. Er war wie immer ordentlich gehalten; alles lag an seinem rechten Platz. So hatte sie es gern. Was sie hingegen nicht gern hatte, war diese eine winzige Sache, von der sie nicht sicher sagen konnte, ob sie an ihrem rechten Platz lag oder nicht. Gab es Alternativen für rechte Plätze? Woran machte sich ein rechter Platz überhaupt fest? War es nicht auch Voraussetzung, den rechten Platz erst einmal zu kennen, bevor man sich den Kopf über die Alternativen zerbrach? Ein bisschen Gedankenkauderwelsch für den ganz normalen Wahnsinn bitte! Ein Blick auf die Uhr verriet Hinata, dass keine Zeit mehr war, sich über die Theorie Gedanken zu machen - jetzt war der Moment der Praxis gekommen. Sie lief zu ihrem Schreibtisch und bückte sich. Die schwitzende Hand umschloss den Metallknauf. Er fühlte sich nicht viel kälter an als ihre Finger. Hinata schluckte und zog die unterste Schublade auf. Ein kleiner Funke schießt mir entgegen. Er duftet nach Schokolade mit einer Brise Liebe. Der Gegenstand, der die Macht besaß, den gesamten heutigen Tag auf den Kopf zu stellen, spiegelte sich in ihren Augen wider. Hinata griff nach ihm und befreite ihn aus der Schublade. Noch bevor ihre Zweifel ihr etwas anderes sagen konnten, ließ sie das Päckchen in ihrer Jackentasche verschwinden. Sie holte tief Luft und lief in Richtung Tür. Beim Vorbeigehen am Spiegel stellte sie fest, dass ihr Haar einen wunderschönen Glanz hatte und ihre Haut sie zierlich und liebevoll wirken ließ. Ein flüchtiges Lächeln. Ein mentaler Schritt nach vorn; einige physische, um das Haus zu verlassen. Es war Valentinstag - ein ganz normaler Tag. Ein ganz normales Treffen mit ihrem Team. Ihrem Team und Naruto. Es war normal. …und ganz besonders obendrein. -:-:-:-:-:- Das Nordtor befand sich nicht allzu weit von Hinatas Haus entfernt. Zumindest nicht weit genug, um ihr die Möglichkeit zu verschaffen, den Mut zu verlieren und wieder umzukehren. Der kalte Wind brachte in ihren Haaren das durcheinander, was sie so mühevoll perfektioniert hatte. Doch statt sich darum zu kümmern, hatte sie die Hände in den Jackentaschen vergraben und mit der linken das Päckchen fest umklammert. Obwohl von diesem nichts Warmes ausgehen konnte, wärmte es ihre Hand. Die eisige Abendluft brannte in ihrem Gesicht. Sie bemerkte es kaum. Als sie am Treffpunkt ankam, war da nur Naruto. Nur Naruto und doch viel mehr als eine Horde Unbekannter. Er hatte sich an die Wand gelehnt und ungeduldig in die Nacht gestarrt. Das fiel Hinata bereits beim ersten Hinsehen auf. Sie lächelte - Nervosität hin oder her. »Yo, Hinata!« Naruto setzte ein überglückliches Grinsen auf, als er Hinata sah. Wer weiß, wie lange er schon gewartet hatte? Ehe sie ihn begrüßen konnte, hatte er ihre gemeinsame Frage gestellt: »Wo sind Kiba und die anderen? Es ist schon viertel nach Neun. Die sind ganz schön unpünktlich!« »T-Tut mir leid…«, meinte Hinata sofort, als ihr klar wurde, dass auch sie sich um einige Minuten verspätet hatte. Naruto winkte ab und sagte, dass das nicht schlimm sei. Hinata zögerte, ehe sie sich dazu entschloss, sich noch ein paar Schritte näher an ihn heranzuwagen. Jeder Fußtritt auf den Boden bedeutete einen Herzschlag mehr. Sie lächelte unsicher, als sie sich neben ihn stellte, darauf bedacht, genug Abstand zu halten, um voraussichtliche Schwindelanfälle zu vermeiden. Sie mochte das Grinsen auf seinen Lippen, das er wie so oft aufgesetzt hatte und an dem - wie so oft - ihr Blick hängengeblieben war. Die Stille des Abends tat weh in den Ohren, so laut pochte sie gegen ihr Trommelfell. Das Schweigen war Hinata unangenehm. Sie krallte ihre Hand fest um das Päckchen. »Naruto-kun, ich…« Naruto horchte auf und wartete, bis sie weitersprach. Trotz des fragenden Blicks verlor er sein süßes Grinsen nicht. Das alles bringt mich noch um den Verstand... »…also, ich… Was sollen wir machen, wenn die anderen nicht kommen?« Hinata schluckte. Eigentlich hatte sie auf etwas anderes anspielen wollen, doch ihre Feigheit hatte sich ihr mal wieder in den Weg gestellt. Ihre Hand in der Jackentasche ließ locker. »Keine Ahnung, die werden schon noch kommen. Wenn nicht, auch egal, dann gehen wir halt wieder zurück.« Hinata zuckte unbeholfen mit den Schultern. Von Zeit zu Zeit schlich sich in ihr immer mehr der Verdacht ein, Kiba hätte sich mit ihr einen kleinen Scherz erlaubt. Einen kleinen Scherz, der wahrscheinlich nicht einmal als Scherz gemeint war. Hinter dem sich gute Absichten verbargen. Absichten, auf die nur ein guter Freund kommen konnte. Dem sie dankbar sein sollte. Jetzt das Beste draus machen musste. …DU bringst mich um den Verstand! Der Griff in der Jackentasche festigte sich wieder. Ein vorsichtiges Lächeln. Das Herz am rechten Platz. Das Päckchen in der falschen Hand - sein rechter Platz war die Hand eines anderen. »Naruto-kun. Ich find’s gut, dass die anderen noch nicht da sind, denn… ich wollte dir da noch etwas geben. Es ist mir wichtig, dass du es bekommst. Vielleicht magst du es ja…« Für einen Augenblick konnte sie ihren eigenen Worten nicht trauen. Hatte sie das gerade tatsächlich über ihre Lippen gebracht? Ohne auch nur einmal zu stottern oder gar der Ohnmacht zum Opfer zu fallen? Ihre Beine zitterten. Kälte und Aufregung waren eine seltsame Kombination; die Symptome waren beinahe gleich und doch waren die Rezepturen grundverschieden. Bei dem Gedanken musste Hinata schmunzeln. »Wirklich? Was willst du mir geben?« Er sah sie abwartend an. Hinata meinte einen winzigen Hauch von Vorahnung in seinen azurblauen Augen lesen zu können, doch irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er wusste, welcher Tag heute war. Naruto war nicht der Typ Mensch, der sich um solche Dinge scherte. Vielmehr der, dem die Überraschung ins Gesicht stehen würde, bekäme er ein Geschenk von einem Mädchen in die Hand gedrückt. Möglichst von dem Mädchen, das ihm gerade gegenüberstand, wäre natürlich die bestmögliche Option, wie Hinata es sich zu wünschen wagte. Die Finger bebten, doch der Wille festigte den Griff. Ein tiefes Einatmen und ein kurzes Fummeln in der Jackentasche, obwohl sie das, was sie hervorholen wollte, bereits umfasst hatte. Ein unscheinbares Lächeln - unschuldig und süß. Dezent und lieblich. Das schwarze Haar passte heute ganz besonders gut zu ihrer blassen Haut. Diese hob die Röte auf ihren Wangen hervor, und Hinata spürte, dass Naruto es sah. Es störte sie nicht. And after the curtain falls »Hier, für dich. Zum Valentinstag. Ich hoffe, du magst Mozartkugeln.« Vorhang auf! Sie konnte gar nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, während sie das Päckchen aus der Tasche hervorgeholt und es Naruto überreicht hatte. Sie hatte nicht einmal darauf geachtet, mit welcher Hand und welchem Gesichtsausdruck er es entgegengenommen hatte. Sie wusste nur, dass er geschwiegen hatte. Und dass ihr Herz für einen Augenblick lang stehen geblieben war. Die wahren Momente des Lebens sind nicht die, in denen man atmet. Nein, es sind die, in denen man die Luft anhält. Diese Erfahrung hatte sie gerade mehr als deutlich machen dürfen. Naruto betrachtete das Päckchen, um das die rote Schleife gebunden war. Er hielt es in beiden Händen und schien nach Worten zu suchen. »…Das… für mich? Wow, also… ich hätte nicht gedacht, dass mir jemand was zum Valentinstag schenkt.« Er nahm das Päckchen in eine Hand und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ein Grinsen, das dankbarer nicht hätte sein können. Trotzdem fügte er noch ein »Vielen Dank, Hinata!« hinzu, und dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Mein Herz plant einen Amoklauf auf dich. Nur, weil du… Er umarmte sie. Plötzlich und spontan und völlig unüberlegt. Nennen wir es ‚herzgesteuert‘. Er drückte sie fest an sich und sie stand stocksteif in seinen Armen. Ihr Geschenk hielt er dabei fest in der Hand, die sich gerade an Hinatas Rücken befand. Der Abend war und blieb still; einzig ihren Herzschlag konnte sie wahrnehmen, der alles andere als rhythmisch klang. Und dann war da noch ein anderes Klopfen - das in Narutos Brust. Sie konnte es hören, fast schon fühlen. Nähe verband den Augenblick. Hinata erwiderte die Umarmung nicht. Sie traute sich nicht. Es war schon ein Wunder, dass sie überhaupt aufrecht stehen konnte. Im Normalfall wären ihre Beine unter ihr zusammengebrochen und sie hätte das Bewusstsein verloren. Aber der Moment hatte es nicht verdient, einfach übergangen zu werden. Er war es wert, erlebt zu werden. Zusammen mit ihm - hier und jetzt. I kiss away... Statt sie sofort zu lösen, lockerte Naruto die Umarmung und wagte einen Blick auf Hinatas Gesicht. Erschrocken und verlegen - bezaubernd. Nichts anderes würde zu ihr passen. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und warf dabei ein Streichholz in ihr Inneres. Der Funken wurde zur Flamme und das lodernde Feuer verbrannte all die Zweifel, die Hinata geplagt hatten. I kiss away the pain... Er ließ sie los und grinste vertraut. »Mozartkugeln hast du gesagt? Klar mag ich die. Ziemlich gern sogar!« Er zog die Schleife auf und öffnete die Schachtel. Die Kugeln dufteten nach Schokolade der ganz besonderen Art. Nach dem Geheimrezept, das man Liebe nannte, wenn man wollte. Naruto bemerkte es sofort. Er schloss die Öffnung wieder und steckte das Päckchen in die Hosentasche. »Die heb‘ ich mir für zu Hause auf. Ich hab‘ leider kein Geschenk für dich, aber für nächstes Jahr merke ich mir was vor.« »Nein, quatsch, das musst du doch nicht! Ich… bin schon glücklich darüber, dass ich dir meins geben konnte.« Eine Anspielung auf ihre grenzenlose Schüchternheit, die Naruto sofort verstand. Er antwortete mit einem Lächeln. Für sie beide war das Treffen am Nordtor jetzt zu Ende. Nicht nur Hinata war dahinter gekommen, was es mit Kibas Information wirklich auf sich hatte, und nicht nur Hinata war froh darüber gewesen, es anfangs geglaubt zu haben. Die Stille des Abends tat jetzt gut in den Ohren - alles war gesagt, was hätte gesagt werden sollen. Stille war gut, solange sie nicht nach Worten schrie. »Wollen wir zurückgehen?« »Ja… jetzt gerne.« ...anything but love. -:-:-:-:-:- Brandstiftern dankt man nicht. Man liebt sie einfach. »Ich liebe dich.« [THE. END.] --- WB-Thema: - Einseitige Liebe, Valentinstag Diesmal nur ein Nachwort. Dieser OS ist im Rahmen einer Valentinstagswichtelaktion des Autorentrainings entstanden. , mein Wichtelkind, hat mir ein paar Zitate vorgegeben, von welchen ich mir das englische kursiv eingeschobene ausgesucht habe. Sie stammen von diesem Songtext: http://blog.songtexte.com/2009/05/daniel-schuhmacher-anything-but-love.html Das alles ist nicht so, wie ich es haben wollte, aber zumindest so, dass es mir nicht peinlich sein muss. |D Vielleicht gefällt es ja dem ein oder anderen. :] Liebe Grüße P.S.: Ein großes DANKE fürs Betalesen an meine adorable-smexy Art-sensei Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)