Doppelstern von Fujouri (OneShot-Sammlung [Various] - New: NaruxHina) ================================================================================ Wunder der Wirklichkeit [Sasu x Saku] ------------------------------------- » Derselbe Himmel. Dieselben Worte. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Das war zumindest Inos neu auserkorener Lieblingssatz, der Sakura schon drei Tage vor besagtem Fest zum Hals raushing. Sonderlich viel Liebe hatte sie an diesem Tag noch nie zu spüren bekommen. Und an diesen dämlichen Satz zu glauben, hatte sie schon lange aufgegeben. Vielleicht zu Unrecht. Es gehörte zu ihrer Persönlichkeit, ihre eigenen Prinzipien zu hinterfragen. Jedoch war daraus noch nie eine Veränderung hervorgegangen. Pure Zeitverschwendung. Was es mit ihrer Vermutung bezüglich Weihnachten auf sich hatte, würde sich bald zeigen. In Konoha war mit der Weihnachtsstimmung auch der Winter ausgebrochen. Die letzten Nächte über hatte es ununterbrochen geschneit. Der Schnee bedeckte die Straßen zentimeterdick. Ab und an drängten sich Sonnenstrahlen durch die widerspenstigen Wolken, schienen auf den weißgeschneiten Asphalt, und die Flocken glänzten wie Zuckerkristalle, die vom Himmel gefallen waren. Der eisige Wind und das Glatteis waren die andere Geschichte. Und zudem die einzige Geschichte, für die Sakura bisher ein Auge hatte; den Rest hatte sie gar nicht wahrgenommen. Oder wollte ihn nicht wahrnehmen. Oder konnte nicht. Wie auch immer. Fakt war, dass ihr das ganze Trara um Weihnachten äußerst lästig war. Ganz besonders heute würde sie keinen Fuß vor die Tür setzen, sondern sich zu Hause verbarrikadieren, mit gespielter Begeisterung die Geschenke ihrer Eltern entgegennehmen und früh schlafen gehen, um dem schneeweißen Alptraum schnellstmöglich ein Ende zu bereiten. Das war der Plan, und der Plan war gut. Aber die Umsetzung sah natürlich völlig anders aus. Sie hatte das Fenster geöffnet und die Arme auf der Fensterbank verschränkt. Sie lehnte sich nach draußen. Der kalte Wind zog ins Zimmer und wehte durch das rosa Haar. Eine Strähne warf sich über ihre Nase. Sie strich sie mit dem Finger weg und seufzte. Die Nachtluft war eisig und feucht. Die Wolken verdeckten den Mond, dessen Strahlen nicht mit der Sonne mithalten und hindurchbrechen konnten. Wenige Schneeflocken fielen vom Himmel und wurden vom Wind umhergeschleudert. Sakura dachte nach. Heute Nachmittag, als es noch hell gewesen war, hatte Naruto vor ihrer Haustür gestanden und ihr verlegen grinsend ein schludrig eingepacktes Geschenk überreicht. Sakura hatte sich bedankt und gleich darauf gesagt, er brauche sich nicht wundern, dass er kein Geschenk von ihr bekomme, weil er das Seinige nicht angekündigt habe. Er sei selbst schuld daran und solle das nächste Mal doch bitte Bescheid sagen, wenn er Wert auf diesen Kitsch lege. Gleich darauf hatte sie sich für ihr grantiges Verhalten und ihre miese Stimmung entschuldigen müssen. Naruto hatte sich am Hinterkopf gekratzt und gesagt, dass es okay sei. Alles andere passe nicht zu ihr. Dann war er gegangen. Mit ihren Eltern hatte sie zusammen zu Abend gegessen und ihre Geschenke überreicht bekommen. Aus Solidaritätsgründen hatte sie ihnen auch etwas geschenkt, war danach noch ein wenig bei ihnen im Wohnzimmer geblieben und hatte das typisch familiäre Weihnachtsbewusstsein vorgeheuchelt. Dann war sie nach oben gegangen, im Begriff, einen Schlussstrich durch die Misere zu ziehen und sich schlafen zu legen. Falsch gedacht, Sakura. Das Fenster war wohl interessanter als das Bett gewesen. Und sie wusste nicht mal, warum. Vielleicht hoffte sie ja doch auf eines dieser berühmten Weihnachtswunder, die sie ihr Leben lang als dummes Gerücht abgestempelt hatte. Sie starrte stumm in die Nacht, und auf einmal bekam sie das Gefühl, als dränge sich ihr Unterbewusstsein in ihre Gedanken. Ihr dummes Unterbewusstsein, das ihr bereits diesen Floh von Weihnachtswunder in den Kopf gesetzt hatte und jetzt einen großen Schritt weiter... vielleicht zu weit ging. Sie schloss das Fenster und rieb sich die kalten Oberarme, bis ihr ein wenig wärmer wurde. Sie verließ das Zimmer, sagte ihren Eltern, sie müsse noch etwas erledigen, nahm ihren beigen Mantel vom Kleiderhaken und zog ihn sich über. Sie schlüpfte in ihre Winterboots und ging nach draußen. -:-:-:-:-:- Wieder wehte der Wind durch ihr Haar und brachte es ganz durcheinander. Sie richtete es, um es sich gleich darauf wieder zerstören zu lassen. Irgendwann gab sie auf und ließ es so, wie es war. Sakura hatte nicht den blassesten Schimmer, warum ihre Füße sie nach draußen getragen hatten. Ihr war danach gewesen, seltsamer Weise, und dabei hatte sie bereits ihren Plan, heute keinen Fuß vor die Tür zu setzen, über den Haufen geworfen. Pläne sind da, um befolgt zu werden. Ähnlich wie Gesetze, die da sind, um eingehalten zu werden. Aber dazu war es nun zu spät. Sie überlegte, wieder umzukehren. Aber sie lief weiter. Plötzlich blieb Sakura stehen und riss die Augen auf. Mit einem Mal schlug ihr Herz wie ein Presslufthammer gegen ihre Brust, und das war noch milde ausgedrückt. Sie ballte die Hände zu Fäusten und atmete schwer aus. Sie war an dem Ort gelandet, an dem Sasuke sie vor zweieinhalb Jahren verlassen hatte. An dem er ganz Konoha verlassen hatte. Und nie wieder zurückgekommen war. Es vielleicht auch niemals wird. Vielleicht ganz sicher nicht. Nie wieder. Die Fäuste öffneten sich. Die Hände zitterten nicht nur vor Kälte. Sakura verharrte noch einige Zeit in ihrer Position, doch dann tat sie einen Schritt nach vorne. Und noch einen. Wieder einen. Bis sie vor der Bank stand und die Schneeschicht, die auf dieser lag, herunterschob. Sie setzte sich auf die Bank und starrte ins Leere. Lächerlich, was sie gerade tat, doch hatte das Lächerliche schon damit begonnen, dass sie überhaupt rausgegangen war. Viel schlimmer konnte es gar nicht mehr werden. Sie hob die Füße auf die Bank und zog die Beine an. Der Wind wurde stärker. Sie beobachtete ihren Atem, der als Rauchschwade in die Luft entwich. Die Kälte biss in den Augen. Wunder sind dazu verdammt, Fiktion zu bleiben. »Sakura.« Sakura schreckte auf und sah sich aufmerksam um. Hatte das Unterbewusstsein ihr wieder einen Streich gespielt? Sie musterte den Gehweg. Aus der Ferne konnte sie die Silhouette eines Menschen sehen, der den Weg entlang auf sie zukam. Stocksteif stand sie da und wagte nicht, der Person auch nur einen Schritt entgegenzukommen. Der Wind tobte durch die blätterlosen Bäume, und die Äste heulten das Lied, das sie jedes Jahr zu dieser Zeit heulten. Im schwarzen Haar hatten sich Schneeflocken verfangen. Die dunklen Augen waren starr geradeaus gerichtet. Sakura konnte nicht sagen, ob er sie ansah oder nicht. Sie konnte lediglich sagen, wer es war. Und gerade diese Gewissheit war es, die sie zurückweichen ließ. Eine Explosion nach der anderen riss sich durch ihren Brustkorb. Es schmerzte vor Glück und Wahnsinn. »Sasuke... du...« Sie sog die eisige Nachtluft ein, die ihr in der Kehle kratzte und sie - so meinte sie - vorm Ersticken bewahrte. Sasuke blieb vor ihr stehen, und sie wich einen weiteren Schritt zurück. Ihre Knie bebten und Sakura bekam Angst, sie würden jede Sekunde unter ihr zerbrechen. Sie öffnete ihren Mund, aber bekam kein einziges Wort zustande. Sasuke lächelte. Ein ungewöhnliches Lächeln - ehrlich und süffisant zugleich. »Tu nicht so überrascht. Du hast doch gehofft, du würdest mich hier treffen.« Zweieinhalb brutale Jahre lang hatte sie ihn nicht gesehen. Er war größer geworden und die beiden Haarsträhnen vor seinem Gesicht ein wenig länger. Seine Stimme klang tiefer und erwachsener. Er hatte sich verändert. Sasuke war zu einem jungen Mann herangewachsen. Und sie war noch immer die kleine zurückgelassene Sakura, die so sehnlichst auf eben diesen jungen Mann gewartet hatte. Im Stillen, tagein, tagaus. Jahre waren vergangen. Zwischen ihr und ihrem Gegenüber lagen Welten. »Ich... ich wusste nicht, dass du... warum-« »-ich gekommen bin?«, schnitt er ihr das Wort ab und nahm ihr stummes Nicken darauf entgegen. Was er danach sagte, brach die Realität mit einem einzigen Schlag entzwei: »Weil du es dir gewünscht hast. Weil du dir die vergangenen Jahre über nichts anderes als das gewünscht hast. Und deshalb bist auch du hier.« Das alles klang wie ein viel zu schöner Traum. Ein Traum, den sich ganz sicher ihr verdammtes Unterbewusstsein zusammengesponnen hatte. Alles andere wäre einfach unmöglich. Sakuras Zähne klapperten leise aufeinander. Die Lippen waren bereit, Worte zu formen. Der Brustkorb hob und senkte sich spürbar. »Du... das hier ist nicht echt. Gar nichts. Wunder geschehen nicht. Vor allem nicht solche.« Sakura versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Die zusammengesetzten Puzzleteile wieder auseinanderzureißen und zu ihrem gesunden Verstand zurückzufinden. Sasuke hinderte sie daran, indem er die Schritte näherkam, die sie zuvor zurückgewichen war. Er griff nach ihrem Handgelenk, und ein Blitz von Hoffnung ließ sie bei der Berührung zusammenzucken. Er drückte ihr einen quadratischen Gegenstand in die Hand, der sich glatt und seidig anfühlte, und schloss ihre Finger darum. Als sie auf ihre Hand schaute, sah sie ein kleines Päckchen. Dann blickte sie verständnislos zu Sasuke auf. Auf seinen Lippen lag wieder dieses unscheinbare Lächeln. »Vielleicht freust du dich ausnahmsweise mal über ein Geschenk. Pass gut darauf auf, Sakura. Denn das ist nur für dich.« Sakura stockte der Atem. Auf einmal wurde ihr Gesicht ganz heiß, und dann stellte sie fest, dass es Tränen waren, die ihre Wangen wärmten. Sie konnte sie nicht aufhalten, sie flossen einfach weiter. Am liebsten hätte sie sich abgewandt, denn auf eine solche Geste mit Tränen zu antworten, war sicher nicht das, was ihr Gegenüber erreichen wollte. Und auch nicht das, was sie hatte entgegnen wollen. Sie sah ihn weiterhin stumm und weinend an, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen, nur um gleich darauf die nächsten entweichen zu lassen. Das Schneien wurde stärker. »Sasuke, ich...« Sie sammelte sich langsam und verspürte den Drang, irgendwie reagieren zu müssen; das Nichtstun brachte sie beinahe um. Ihr Unterbewusstsein pochte gegen die Schläfen und setzte sich schließlich durch. Sakura schlang beide Arme um Sasukes Hals und drückte ihr Gesicht in seinen grauen Mantel. Die Tränentropfen hinterließen dunkle Spuren auf dem Stoff. Sie schluchzte laut und schmerzerfüllt. Sasuke ließ die Umarmung schweigend zu. Er erwiderte sie nicht. Das alles konnte kein Traum sein. Die Wärme seines Körpers brach die Fiktion mit einem einzigen Schlag entzwei. Sakura hob das Gesicht, schloss die Augen und legte die Lippen auf Sasukes Mund. Es war ein warmer Moment von kurzer Dauer. Der Kuss wurde nicht erwidert, aber das war ihr egal. Er endete schneller, als er begonnen hatte, aber das war völlig unwichtig. Sakura vergrub den Kopf in Sasukes Nacken. »Ich liebe dich.« Derselbe Himmel. Dieselben Worte. Keine Antwort. Sie öffnete die Augen, und ihre Arme lagen leer. Sasuke war nicht mehr da. Sie war nicht mehr draußen, sondern in ihrem Bett. Es war kalt und das Fenster stand sperrangelweit offen. Ihr Körper bebte vor Aufregung. Weihnachten schmerzte, denn nichts davon war echt gewesen. Sakura stand auf und schloss das Fenster. Sie warf noch einen letzten Blick durch das raureifüberzogene Glas nach draußen. Es schneite stark und der Wind toste durch die kahlen Äste. Heulte das Lied, das er jedes Jahr zu dieser Zeit heulte. Der Mondschein hielt mit der Sonne mit und durchbrach die widerspenstigen Wolken. Der Weg war weiß geschneit und glitzerte wie Zuckerkristalle, die vom Himmel gefallen waren. Sakura legte sich zurück ins Bett und schlief schnell ein. Wunder sind dazu verdammt, Fiktion zu bleiben. Ihrem Nachttisch hatte sie keine Beachtung mehr geschenkt. Die roten Augen, die in der Ferne aufgeblitzt waren, waren ihr nicht aufgefallen, als sie aus dem Fenster geschaut hatte. Dass es Sasukes Genjutsu und kein Traum gewesen war, würde sie wohl niemals erfahren. Dass Wunder reine Fiktion sind, würde man ihr niemals ausreden können. Der Hass auf Weihnachten würde sich nicht so schnell von ihr verabschieden. Auf dem Nachttisch lag ein kleines, quadratisches Päckchen. Es war weder das von Naruto noch eines ihrer Eltern. Und das würde Sakura spätestens dann feststellen, wenn sie es öffnen würde. Denn an Weihnachten geschehen auch Wunder, die dazu bestimmt sind, Realität zu werden. the. end. --- Fast schon schmierig kitschig, in vier Stunden runtergerattert und dann auch noch zu einem Pairing, das ich nicht mag. *lach* Ich hoffe, es hat dir gefallen, . :3 Liebe Grüße, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)