Lullaby von Butzelkueh ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2: "Jojo!!! verdammt nochmal! Jetzt steh auf!!!! Ich muss früh weg und hab extra für dich Frühstück gemacht!!!", schrie eine, mir leider all zu bekannte Stimme zu mir rauf in mein Zimmer. Heute war Samstag! das bedeutete ich konnte ohne irgendwelche Ausreden aus dem Haus. Juhu! Wieder vollkommen motiviert sprang ich zu meinem Schrank. Diesen öffnete ich mit Schwung und blickte in diesen hinein. Ich wollte wenigstens etwas schön für Chris sein. Selber wusste ich nicht warum ich das unebdingt wollte. Lächelnd zog ich eine kurze Hose aus dem Schrank und ein luftiges Top. Dieses zog ich dann mit der Hose an. Gut gelaunt lief ich, diesmal wie ein Mensch und nicht wie irgendein Hüpfmonster, die Treppe runter und drückte Marc einen Kuss auf die Wange. "Danke für das Frühstück Bruderherz!", seuselte ich und setzte mich auf den Küchenstuhl um mein Rührei zu verputzen. Marc hob eine Augenbraue hoch und zog gefährlich scharf die Luft ein. "Was ist los mit dir?!", fragte er mich besorgt. Okay... das Verhalten das ich heute an den Tag legte war... unnormal... zumindest für mich... "Nichts!", sagte ich mit vollem Mund. "Naja gut. Ich geh jetzt auf die Arbeit... Stell ja nichts Böses an!", sagte er misstrauisch und musterte mich. Seufzend lief er aus der Wohnung und schloss hinter sich die Tür. Ich schluckte schnell die letzten Reste des Rühreis runter und stolperte zum Kühlschrank in der die Tüte mit den Äpfeln war. Diese griff ich schnell und schlüpfte hastig in meine Schuhe rein. Ich öffnete die Haustür und spähte um die Ecke. Marc war schon mit dem Auto weg. Gut. Sonst würde er mich bestimmt ausfragen wohin ich so gut gelaunt und äußerst seltsam drauf, hin gehen wöllte. Seufzend schloss ich die Tür hinter mir und rannte aus dem Vordergarten. Ich lief wieder Richtung des steilen Berges. Die Tüte fest umklammert. Schnaufend erreichte ich wieder die Spitze des Berges. Chris war schon da. Sofort setzte ich ein fröhliches Lächeln auf. Ich hoppste, buchstäblich auf ihn zu und hielt ihm die Tüte mit den zwei Äpfeln entgegen. "Hier! Die hab ich für dich gekauft!", sagte ich lächelnd. Chris sah aus seinem Haarumhang auf. Und zum erstenmal konnte ich in seine Augen sehen. Sie waren wunderschön. Leuchtend grün. Ich hatte das Gefühl sie würden mir alles über ihn verraten. In seinen Augen schwang so etwas wie Trauer und Dankbarkeit. Ich versank förmlich in seinen Augen. Chris nahm zögerlich die Tüte. Dann lächelte er und dieses Lächeln war so viel wärmer als die anderen Male. Er öffnete die Tüte und holte einen Apfel raus. Moment... einen? Ich setzte mich neben ihn und riss ihm die Tüte aus der Hand. Da war tatsächlich nur ein Apfel drinnen. "He? Aber... aber... da waren zwei drinnen... ich hab mein letztes Geld dafür ausgegeben...", jammerte ich. Wieder lächelte Chris. Er holte aus seiner Hosentasche ein Taschenmesser und schnitt den Apfel in zwei Hälften. Eine Hälfte nahm er und die andere reichte er mir. "N...nein... ich hab den für dich gekauft...", murmelte ich mit einer leichten Röte im Gesicht. Ich war mir mittlerweile sicher das Marc den einen Apfel gegessen hatte. Denn ich war, sofort nachdem ich die Äpfel im Kühlschrank verstaut hatte in mein Zimmer gegangen um mich hinzulegen. Und da hatte ich auch schon die Nacht durch gepennt. Obwohl es da erst vier Uhr Mittags gewesen war... "Und ich hab dir davon eine Hälfte abgegeben. Jetzt nimm schon...", sagte er lächelnd und steckte das Taschenmesser wieder zurück. Diesmal war ich es die zögerte. Ich nahm den Apfel und sah Chris an. Chris war schön für einen Jungen... Auch Chris sah mich an. Er hob den Apfel etwas und sagte:" Danke... das ist echt nett von dir..." Wieder wurde ich etwas rot. Was war nur los mit mir? "Kein Problem!", sagte ich grinsend und biss in den Apfel rein. "Wie lange gehst du schon hier rauf?", fragte ich Chris nachdem ich fertig gekaut hatte. "Hm... schon lange genug...", sagte er und biss ebenfalls in sein Stück Apfel rein. "Weich meiner Frage nicht aus.", maulte ich und biss erneut in die Hälfte meines Apfels. "Naja... seit ich denken kann...", sagte er dann und seufzte auf. "Wie? Bist du noch nie in die Schule gegangen?", fragte ich ihn verwundert und warf den nichtessbaren Rest des Apfels den Abhang runter der sich vor uns in die Tiefe zog. Chris tat es mir gleich. "Nein. Ich... habe zu Hause zwar in groben Zügen gelernt zu schreiben und zu rechnen. Aber mehr auch nicht...", sagte er leise. Irgendwie... und ich regte mich auf das ich das Wort schon wieder bei ihm benutzte, redete er mehr als er es am Tag, an dem wir uns kennen lernten getan hatte. "Und... und warum gehst du nicht in die Schule?", fragte ich und sah ihn an. "Warum gehst du nicht in die Schule?", fragte er mich und sah mich von der Seite an. Ich schmollte. Das war echt gut gekonntert. "Beantworte nicht meine Frage mit einer anderen Frage!", sagte ich dann und vergrößerte meinen Schmollmund. Plötzlich fing Chris an zu lachen. Ich sah ihn verwundert an. Das Lachen von Chris... Es stand ihm gut... Viel besser als diese Trauer Miene... "Warum lachst du mich aus?!", meinte ich und sah ihn noch immer schmollend an. "Du siehst... süß aus wenn du schmollst...", sagte er dann noch immer lachend. Das ich das gerade aus dem Mund von Chris zu hören bekam wunderte mich wirklich. "Wie?", fragte ich verwundert und sah ihn mit großen Augen an. Chris hielt sich den Bauch vor lachen. "Dein Blick... genial....", sagte er nach Luft holend. Dann fing er wieder an zu husten... Diesmal entging mir nicht das Blut das auf den Boden spritzte... "Chris!!! Ist... ist alles in Ordnung?!", fragte ich ihn besorgt und beugte mich zu ihm runter. Chris hielt sich die Hand vor dem Mund und ich hatte Angst er würde nicht mehr aufhören zu Husten und Blut zu spucken. "Chris...", murmelte ich traurig und traute mich nicht ihn anzurühren. In diesem Moment wirkte er zerbrechlich. Wie eine Figur aus Porzellan. Wenn man sie nur anrührte das sie schon drohte zu zerbrechen. Wie ein viel zu schöner Traum... Nach einigen Minuten, die mir wie Stunden vorkamen beruhigte er sich und sein Atem wurde wieder ruhiger. Ich sah ihn besorgt an. "Hey... schon okay... ist nichts schlimmes...", sagte er und lächelte mich wieder matt an. "A...aber du hast... du hast Blut gespuckt!", entgenete ich und sah ihn an. "Du konntest dir ja meinen Namen merken.", wich er meiner Aussage aus. "Hä? Klar konnte ich mir deinen Namen merken! W... warum hast du eben Blut gespuckt?!", fragte ich und sah ihn ernst und besorgt zu gleich an. "...Das... das liegt an einer Operation die ich hinter mir hatte... das legt sich mit den Pillen die ich zur Zeit einnehmen muss wieder...", sagte er lächelnd. Und ich hörte die Lüge deutlich herraus. Ich wusste das er log. Aber ich wusste nicht was ich daraufhin hätte sagen sollen... "D..das glaub ich dir nicht....", sagte ich dann und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Chris sah mich an. Ich sah ihn an. Und ich konnte in seine faszinierenden Augen sehen. Chris lächelte mich sanft an. "Ich verspreche dir, das es nichts schlimmes ist! Daran werde ich nicht sterben okay?", sagte er und lächelte noch immer so. Ich sah ihn an und wusste nicht was ich nun sagen sollte. "Schwörst du?", fragte ich dann zögerlich und wollte meinen Blick nicht von seinen schönen Augen abwenden. "Was?", fragte er verwundert. "Schwörst du das du daran nicht sterben wirst?", fragte ich ihn und musste schlucken um die Frage über meine Lippen bringen zu können. Eine Weile schwieg Chris. Dann lächelte er und sagte:" Ja ich schwöre es!" Ich sah ihn an. Warum wurde ich das Gefühl nicht los er würde sich von mir entfernen? Warum wurde ich dieses verdammte Gefühl nicht los...? Dann sah ich auf den Boden. Zögerlich hatte ich mich von seinen Augen getrennt. "Ich... ich will dich halt nicht verlieren... vestehst du...?", murmelte ich dann und schluckte meine Tränen runter. Chris war mir in der kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Ich hatte das Gefühl ich könnte ihm alles anvertrauen. Auch wenn er es weiter erzählen würde. Ich würde ihm alles erzählen. Solange er mir zuhörte würde ich ihm alles erzählen... Plötzlich tropften Tränen auf die Wiesen bewachsene Erde. Ich schluchzte und krallte meine Hände in die warme Erde. "Ich will dich nicht verlieren...", wiederholte ich schluchzend und sah alles nur noch verschwommen durch meinen Tränenschleier. "Was...?", hörte ich nur Chris neben mich fragen. Ich nahm nichts mehr wirklich war. Ich spürte nur die heißen Tränen die sich ihren Weg aus meinem Auge, auf den Boden bannten. "Du... bist mir mittlerweile so wichtig geworden...", schluchzte ich und senkten meinen Kopf Richtung Boden damit er mein verheultes Gesicht nicht sah. Ich fühlte mich erbärmlich. So richtig erbärmlich. Ich konnte mich früher gut erinnern an dem ich weinende Kinder ausgelacht hatte. Wo ich das stärkste Mädchen war und andere das Leben gerne zu Hölle machte. Ich erfreute mich an dem Leiden Anderer. Aber jetzt spürte ich wie es war selber zu Leiden. Und dann... dann legte sich ein warmer Arm um meine Schultern. Chris zog mich zu sich ran und sagte fast flüsternd:" Hör auf zu weinen... ich sterbe nicht... versprochen... ich werde immer bei dir sein..." Ich nickte nur langsam und schluchzte weiter. Es tat gut seine Wärme zu spüren. Warum nur war er mir so wichtig das ich ihn nicht verlieren wollte? Chris sagte leise:" Du bist mir auch wichtig geworden..." Ich schluckte. Das machte das alles nicht besser. Noch mehr Tränen flossen aus meinem Auge und tropften auf den Boden. "Hast du dir nicht auch immer gewünscht zu fliegen?", drang plötzlich Chris' Frage durch mein Unterbewusstsein. "Z...zu fliegen?", schluchzte ich auf. "Ja..." "Das geht doch nicht..." "Klar geht das! Wenn du dir etwas wünschst da kannst du das auch erriechen wenn du es nur willst... Du musst nur ganz feste dran glauben. Wenn du daran glaubst und nie aufgibst dann geht dein Traum bestimmt in erfüllung...", sagte er und lächelte. "Wie meinst du das?" "Ich werde dir irgendwann mal zeigen das man fliegen kann." "W...wie?" "Mein Traum ist es zu fliegen..." Ich sah ihn an. Langsam trockneten meine Tränen und ich fing an Chris mit anderen Augen zu sehen. Er hatte Träume wie jeder andere. Er war gar nicht so anders wie ich zuerst dachte. Chris hatte bestimmt auch schwächen. Er war eben... normal... "Deswegen gehe ich gerne hier oben hin. Dort kann ich so schön den Himmel und die Wolken sehen...", sagte er sanft und leise zugleich. Ich sah in den Himmel und wusste nicht wie ich meine jetztigen Gefühle zu ordnen sollte. "Was ist dein Traum... Emily?", fragte er mich lächelnd. Dann musste ich auch lächeln. Ich sah ihn mit gequollenen Augen an. Dies hatte ich den Tränen zu danken. "Ich bevorzuge Jojo.... Naja... ich.... ich würde gerne die Welt sehen. Die ganzen Gesichter dieser Welt...", sagte ich lächelnd und hatte mich nun endlich beruhigt. "Hey... wie wärs wenn wir später mit einem Flugzeug die Welt bereisen? Dann fliegen wir und sehen die Welt!", sagte Chris plötzlich und lächelte mich sanft und gutmütig an. "Ja! Dann sehen wir alles!", sagte ich lachend und ich spürte wie ich mich mit einem Mal besser fühlte. "Das werden wir gleich als Erstes machen wenn du mit der Schule fertig bist.", sagte er dann nach einer Weile. Ich seufzte. "Das dauert aber noch ein Jahr...", murmelte ich. 'Vielleicht lebst du da nicht mehr', fügte ich in Gedanken hinzu. Aber schon daran zu denken machte mich unglaublich traurig... "Ich werde solange auf dich warten!", sagte er dann mit einem vertrauensvollem Lächeln. Ich seufzte. Ob ich auch solange warten konnte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)