Sacrifice von CandySheep ================================================================================ Kapitel 1: Sacrifice -------------------- Sacrifice “Das ist eine ernste Situation, Heika!” durchbrach die panische Stimme die Stille. Ein seufzen drang über die Lippen des Schwarzhaarigen. “Das ist mir schon klar!” - “Dann fällen Sie eine Entscheidung, Majestät.” mischte sich auch gleich Gwendal in das Gespräch ein. Yuuris Blick wanderte durch den Raum, der sein Büro darstellt. Alle waren Anwesend um die heikle Situation zu besprechen. Günter stand vor ihm an dem Schreibtisch, Gwendal gleich daneben mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, also wie immer eigentlich. Konrad stand ruhig am Fenster, Murata saß auf einem Stuhl und schmunzelte vor sich hin und Wolfram stand nachdenklich an den Türrahmen gelehnt. “Normale Waffen bewirken kaum etwas außer kleine Schrammen bei diesem Biest, was durch unsere Wälder streift und Wild tötet!” fing Günter wieder an. “Wir wissen nicht, wie lange es noch dauert, bis dieses Wesen auch Dorfbewohner angreift.” begann Von Woltaire. “Moment mal!” erhob nun Yuuri das Wort. “Ich bin gerade erst wieder hier angekommen, falls euch das nicht aufgefallen ist! Ich habe keine geringste Ahnung, was hier eigentlich los ist, also könnte mir das Mal jemand erklären? Stille. “Eines unserer Nachbarländer hat unerlaubte Genprojekte vollzogen und erschufen Bestien, welche sofort starben. Jedoch überlebte eins und brach aus und streunt nun in unseren Wäldern umher und reißt Tiere. Dadurch das wir nicht wissen, ob und wann dieses Biest Menschen attackiert, müssen wir so schnell es geht Maßnahmen ergreifen.” erklärte Yuuris Namensgeber ruhig. “Jedoch hat bisher keine Maßnahme die wir ergriffen haben irgendwas genützt. Viele unserer Männer wurden schon verletzt, aber gestrige Nacht fiel und etwas auf…” Konrad atmete tief ein. “Es hat angst vor Feuer. Unsere Patrouille warf eine Fackel und das Wesen floh sofort.” Eine betretene Stille durchzog wieder den Raum Yuuri zog seine Augenbrauen zusammen. “Und?” Er verstand nicht, wieso sie alle so angespannt waren, obwohl sie eine Möglichkeit hatten. “Wir haben eine Idee, wie wir das Monster besiegen könnten.” antwortete Gwendal nun, mit leichten Unbehagen. “Das ist doch super!” grinste der Schwarzhaarige, bekam jedoch kein Grinsen zurück. Ein genervtes Seufzen antwortete nur und alle blickten zu dem Verursacher. Murata sah zu Yuuri “Kommst du echt nicht selbst drauf?” Der König sah ihn verwirrt an. “Wa-” - “Ich werde gegen das Monster kämpfen.” unterbrach ihn eine Stimme, die noch gar nicht zu hören war. “Was!?” keuchte Yuuri und starrte Wolfram geschockt an. “Wieso solltest du das tun!? Das ist doch gefährlich!” Wolfram verdrehte nur leicht genervt die Augen. Als so Begriffsstutzig hätte er diesen Schwächling nun wirklich nicht vermutet. “Heika, Wolfram ist der stärkste nutzer der Feuermagie in unserem Land.” erklärte Günter dem jungen König. “Aber es gibt doch noch andere, die diese Magie nutzen! Wolfs ganze Einheit nutzt sie doch auch.” Yuuri ballte eine seiner Fäuste unter seinem Tisch. Es geht doch nicht, das er Wolfram in den Kampf schickt gegen eine gefährliche Bestie. “Wolfram ist womöglich der Einzige, der es mit dem Biest aufnehmen kann.” meldete sich nun auch Gwendal wieder zu Wort. Der Schwarzäugige presste die Zähne aufeinander und blickte zu Wolfram, dann zu Konrad. Er war sich sicher, Konrad würde etwas dagegen sagen. Wolfram war schließlich sein geliebter kleiner Bruder. Jedoch blickte Konrad Yuuri nicht einmal in die Augen, sondern sah die ganze Zeit betreten in eine andere Richtung. Yuuri konnte es nicht fassen. Wie konnten sie einfach nur dastehen und Wolfram sein Leben riskieren lassen? Die Wut stieg in Yuuri rasch an. Wamm. Yuuris Stuhl lag von einer Sekunde zur anderen auf dem Boden, seine Fäuste hatten laut den Weg zu seinem Schreibtisch gefunden und er stand, mit einem wütenden Blick auf Wolfram, nun an seinem Platz. “Wolfram! Das kannst du doch nicht ernst meinen! Das ganze ist viel zu gefährlich!” schrie nun Yuuri. Er war verzweifelt. Das konnte doch nicht wahr sein. Man konnte doch nicht einfach jemanden sich opfern lassen. Wolfram sah ihn an. Verzog keine Miene. “Ich meine es ernst, Schwächling.” Leichte Verzweiflung stieg in Yuuris Blick. “Wieso!?” keuchte er. Er wollte das nicht. Um keinen Preis. “Weil ich alles tun werde, um das Königreich und den König zu beschützen.” war seine schlichte Antwort. Yuuris Hände verkrampften. Nicht wieder dieser Satz. Er hasste ihn. “Ich erlaube das nicht!” sagte er gequält. “Heika…” - “Ruhe!” schrie Yuuri, bevor ihn irgendjemand unterbrechen konnte. “Ich bin der König, nicht wahr!? Was ich nicht erlaube, wird nicht passieren, nicht wahr!? Also! Ich erlaube nicht, dass wir Wolfram für so etwas opfern!” schrie Yuuri, bevor er aus dem Raum rannte, ohne noch irgendeine der anderen Personen auch nur eines Blickes zu würdigen. Wieder nahm die drückende Stille die Übermacht in dem Raum an sich. Bis ein leises Kichern sie durchbrach. Alle Augen legten sich auf Murata, dem ein Grinsen auf dem Gesicht stand. “Das wird noch spannend…” Die Nacht brach hinein und niemand hatte Yuuri seit dem Zwischenfall gesehen, da er sich in seinem Nachtgemach eingeschlossen hatte. Er wollte nicht einmal Konrad sehen, als dieser zu ihm gehen wollte. Und das sollte nun schon was heißen. Ein leises Seufzen drang Wolfram über die Lippen. Und nun stand er hier. Vor der riesigen Tür und hoffte, er könne wenigstens rein. Ihm war unbehaglich zu mute. Was sollte er bloß tun? Wolfram klopfte zaghaft gegen die Tür. “Yuuri?” Keine Antwort. Möglicherweise ist er ja eingeschlafen? Der junge Von Bielefeld öffnete leise die Tür und schloss sie auch gleich wieder, nachdem er den Raum betreten hatte. Alles war dunkel und still. Ein Stein fiel dem Blonden vom Herzen. Wenigstens musste er jetzt nicht diese angespannte Atmosphäre ertragen, die sicherlich gewesen wäre. Oder gar wieder ein Streit. Er lief leise zu seinem Stuhl, wo er langsam anfing, sich zu entkleiden. “Wieso…” Wolfram hielt in der Bewegung inne und stand, mit den Fingern beim Aufknöpfen seines Hemdes, starr da. Langsam, es kam ihm vor wie Stunden, drehte er sich um und blickte auf Yuuri. Dieser lag mit dem Blick gegen die Decke gerichtet auf dem großen Ehebett der beiden und wurde von dem Mondlicht beschienen. “Yuuri…” flüsterte Wolfram leise. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte nichts sagen. Zu schmerzvoll das Gefühl, das in ihm aufstieg, wenn er die Verzweiflung des anderen bemerkte. Yuuris Kopf drehte sich zu Wolfram und er blickte nun seinem Verlobten entgegen. “Sag mir wieso.” Wolfram blinzelte. Ließ nun auch endlich seine Arme sinken. “Was meinst du?” Yuuri saß sich nun in dem Bett auf, seine Augen verdeckt von seinen Haaren. “Wieso willst oder musst gerade du gegen dieses Wesen kämpfen.” Der Blick des Blonden traf den Boden. “Weil ich der Einzige bin, der was gegen dieses Wesen tun kann, und ich werde alles dafür geben, das Königreich und dessen Herrscher zu beschützen.” Er wurde im Gesicht getroffen und taumelte verwirrt einen Schritt zurück. Ein Kissen fiel nun direkt auf dem Boden, nachdem es sich von dem schönen Gesicht abgelöst hatte. Wolfram sah erst verwirrt das Kissen an und dann zu Yuuri, der es ihm entgegen geworfen hatte. Dieser blickte ihn wütend an. Ein Schmerz durchzog sein Inneres, als er auch leichte Verzweiflung sah. “Yuu-” - “Hör auf mit diesem Militärsgerede! Ständig fängst du damit an! Immer derselbe einstudierte Satz. Ich habe es satt!” fing Yuuri an zu schreien und seine Augen wurden leicht glasig. Es tat ihm weh. Er wollte nicht, das Wolfram geht. Er wollte nicht, das Wolfram stirbt. “Yuuri, ich muss es tun!” brachte Wolfram verzweifelt hervor. Wieso verstand dieser König nur nicht, was los war? Er musste doch verstehen. “Ich will es aber nicht! Ich hab hier das sagen, und ich sage Nein!” knurrte der Schwarzhaarige. Wolfram ging einige Schritte auf ihn zu. “Das ist nicht so einfach! Wir müssen dieses Biest besiegen, bevor irgendjemand unschuldiges verletzt wird oder gar stirbt!” Wolfram verstand nicht, wie stur Yuuri sein konnte. Sonst war er es doch, der alles tun würde, um sein Volk zu retten. “Und was ist mit dir? Was ist, wenn du verletzt wirst oder stirbst?” fragte Yuuri atemlos und blickte Wolfram direkt in seine Augen. Ein Stich. Wolframs Herz verkrampfte. Dieser Blick… Der Junge vor ihm sah so verletzt aus. Der Blonde musste schlucken. “Das tut nichts zur Sache, ob mir etwas passiert. Ich bin ein Soldat und muss alles Mögliche tun.” Ein plötzlicher Ruck durchfuhr ihn, als Yuuri ihn an seinem Kragen packte und zu sich zog. Wut stand in seinem Blick. “Wie kannst du so darüber reden!? Ist dir dein Leben so unwichtig?” knurrte Yuuri ihm regelrecht ins Gesicht. Wolfram stand nur da. “Was denkst du, was passiert, wenn du dabei stirbst? Die Anderen werden so unglaublich traurig sein!” meckerte er den Jungen vor sich an. Schmerz. Wolframs Fäuste ballten sich. Die Anderen werden so unglaublich traurig sein. Die Anderen. Nicht er. Nicht Yuuri. Er wäre wahrscheinlich sogar noch froh, wenn Wolfram weg wäre. Dann wäre er endlich wieder frei und müsse sich nicht mit einem Verlobten abmühen. “Das ist kein Problem Yuuri…” Klang seine Stimme belegt? Oder gar verletzt? Er hoffte nicht. “Alle sind damit einverstanden und sie kommen damit aus. Schließlich wissen sie, was man opfern kann im Krieg.” Wolfram wollte sich wieder umdrehen, wurde jedoch von Yuuri weiterhin festgehalten. Ihre Blicke trafen sich. Und Wolframs Atem blieb beinahe aus. Yuuri sah so… traurig aus. “Und… was ist mit mir?” fragte er. Tonlos. “M-Mit dir?” Wolfram war verwirrt. “Was soll mit mir passieren, wenn du stirbst?” Eine Gänsehaut legte sich über die Haut des Blonden. Yuuris Stimme war so ruhig. Einfach unpassend. Unwohl blickte er weg von dem Schwarzhaarigen. “Dann wird Konrad weiterhin auf dich aufpassen und du bist endlich frei und kannst dir eine Verlobte suchen.” flüsterte er regelrecht. Es nur auszusprechen tat ihm so unglaublich weh. Er wusste, dass Yuuri nicht so fühlte wie er. Da war er sich sicher. “Neue Verlobte?” Verwirrung stand in dem Gesicht des Jüngeren. Wut stieg in Wolframs Herz. Der andere sollte nicht so verwirrt tun. Er wusste genau, was er meinte. “Na ja, wenn ich weg bin, bist du auch nicht mehr mit mir verlobt. Das bedeutet, dass du dir endlich eine hübsche Verlobte suchen kannst. Das wolltest du doch eh schon die ganze Zeit.” Die Verwirrung des Anderen klärte sich und Trauer nahm Übermacht in den Augen des Dämonenkönigs. “Wolfram…” “Es ist schon okay, Yuuri. Ich wusste es ja eh.” Wolfram machte sich von Yuuri los und nestelte mit zitternden Händen weiter an seinem Hemd herum. “Das alles war sowieso nur aus politischen Gründen so gewesen. Und dein Antrag war auch nur ein Versehen, ich nehme es dir nicht übel…” ein unechtes Lachen drang aus seiner Kehle. Er musste sich beruhigen. Sonst gewannen die Tränen die Übermacht. Klatsch. Wolframs Augen weiteten sich geschockt und starrten den Jungen vor sich an. Seine linke Hand wanderte zitternd hoch an seine linke Wange, welche eben Bekanntschaft mit der Hand des Schwarzhaarigen gemacht hatte. Schon wieder. “Y-Yuuri?” Er sah ihm ins Gesicht und konnte nicht glauben, was er sah. Die Tränen liefen Yuuri die Wangen hinunter. “W-Was?” “Ist es jetzt besser!? Das war kein Versehen, ich weiß genau, was das bedeutet!” Seine Stimme zitterte. Wolfram strich leicht über seine Wange, welche immer noch schmerzte. “Aber…” - “Denkst du echt, es würde mich nicht kümmern, wenn du stirbst!?” Schrie ihn Yuuri verzweifelt an und es sah so aus, als würden die Tränen immer schneller hinab fließen. Seine Hände verkrampften sich in Wolframs offenes Hemd. “Ich hasse es, wenn du nicht bei mir bist. Wenn ich nicht weiß, bei wem du bist, oder mit wem du gerade zusammen bist. Ich hasse es, wenn ich alleine schlafen muss, wenn ich dich morgens nicht beim Schlafen beobachten kann. Ich hasse es.” er wurde des Öfteren von einigen Hicksern unterbrochen. “Ich weiß doch nicht, was ich ohne dich tun sollte. Bleib bei mir. Bleib für immer bei mir, Wolfram!” Langsam hob der Angesprochene seine Hand und legte sie auf die Wange des Anderen, um dort liebevoll die Tränen weg zu wischen. “Yuuri…” flüsterte Wolfram ihm ins Gesicht. Er beugte sich vor, bis nur noch einige Millimeter zwischen ihnen lagen. “Bist du dir ganz sicher, Yuuri?” Wolframs Herz klopfte. Es war so laut. Er hoffte, Yuuri konnte es nicht hören. Die Unterlippe des Jüngeren zitterte leicht und er nickte. “Ich habe mich in dich verliebt, Wolfram.” brachte er mit seiner zitternden Stimme heraus. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Wolframs Lippen und er überbrückte die letzten Millimeter. Nacht. Alle schliefen im Schloss, bis auf einige wenige. “Denkst du, er wird kommen?” “Ich bin mir nicht sicher… schließlich hat der König es verboten…” unterhielten sich zwei Soldaten in blauen Uniformen. “Das tut nichts zur Sache.” wurden beide abrupt unterbrochen und Schritte waren leise hörbar. “Sir!” flüsterten beide gleichzeitig und standen gerade. Ein Soldat in blauer Uniform und blonden Haaren kam die Steintreppe hinunter. Wolfram. “Habt ihr all eure Sachen dabei?” Nicken zur Antwort. “Dann können wir ja los.” meinte er und ging zu seinem Pferd, welches seine Untergebenen schon geholt hatten. Er setzte sich auf seinen weißen Hengst und blickte hinunter zu den beiden Männern, die sich noch kein Stück gerührt haben. “Was ist los?” fragte er und eine seiner Augenbrauen hob sich. Die Beiden sahen sich kurz an. “Sir, sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie das tun wollen? Ohne den Anderen Bescheid zu geben und nur zwei weitere Männer mitzunehmen?” “Natürlich. Andere wären eh nur im Weg, bei solch einer Mission. Und ihr seid meine besten Männer, das muss reichen.” antwortete der Blonde ohne mit der Wimper zu zucken. Nun meldete sich der Zweite zu Wort. “Und was ist… mit Eurer Majestät?” Stille. Der Mazoku drehte seinen Kopf von ihnen weg, so dass sie sein Gesicht nicht mehr sehen konnten. “Ihm wird es gut gehen…. Und nun kommt.” flüsterte Wolfram und ritt los. Seine beiden Untergebenen setzten sich schnell auf ihre Pferde und folgten ihrem Meister hinaus in den dunklen Wald. Nach einer längeren Weile des Reitens blieb Wolfram plötzlich stehen und sprang von seinem Pferd. Sie waren am Waldrand auf einer großen Lichtung angelangt. “Sir?” flüsterte der eine Soldat verwirrt. Wolfram starrte weiterhin in den Wald hinein. “Macht euch bereit.” sagte er nur und wartete. Die beiden hörten ein Knacken aus dem Wald kommen und sprangen sofort von ihren Pferden und brachten sich in Kampfposition. Langsam wurden die Äste der Bäume weggedrückt und ein abnormales Knurren drang durch die Nacht. Wolfram blieb an seiner Position einfach stehen. Diese Bestie war größer als Wolfram, obwohl es auf vier Beinen lief. Man konnte es kaum beschreiben, so widerlich sah es aus. Es war unförmig, hatte gelbe Augen, und ein riesiges Maul mit spitzen Zähnen. “Oh mein…” hörte Wolfram von hinten zu sich wehen. Er schloss kurz seine Augen und sammelte sich. Es geht los. Seine Augen öffneten sich gleich wieder und strotzten vor Entschlossenheit. Er zog sein Schwert. Das Knurren des Biestes wurde lauter. Es tut mir leid, Yuuri. Und der Kampf begann. Bis alle Lichter erloschen… Yuuris Augen schlugen auf und er sah sich verwirrt um. Er blickte aus dem Fenster und sah den Mond auf sich hinab scheinen. Nacht. Er seufzte. Sein Gefühl hatte ihn geweckt. Das war gar nicht gut. Er setzte sich auf und sah zur Seite, um das schöne Gesicht, seines Verlobten zu erblicken. Jedoch war da nichts außer einem Kissen. Yuuris Herz blieb regelrecht stehen. “Wolfram!?” schrie er entsetzt. “Wolfram!” Er sah sich panisch um. Wo konnte er nur sein? Er sprang auf und lief zu dem Stuhl, wo Wolfram seine Sachen ordentlich zusammen gelegt hatte. Weg. Alles war weg. Yuuris Hände umklammerten zitternd die Lehne des Stuhls. Sein Atem ging schwer. “Majestät!?” riss Konrad die Tür des Schlafgemachs auf und starrte einen bleichen Yuuri entgegen. Er ging langsam auf ihn zu. “Yuuri, alles in Ordnung?” er legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter des Kleineren. “Wolfram…” keuchte Yuuri und Konrad konnte schon Tränen in den schwarzen Augen sehen. Konrad runzelte seine Stirn. “Was ist mit Wolf…” doch Konrad stoppte abrupt mitten in seinem Satz, als ihm die Leere des Raumes bewusst wurde. Es hätten zwei Personen hier sein müssen, das war ihm klar. Jedoch war hier nur ein vollkommen aufgelöster König. “Hast du dich wieder mit ihm gestritten, Yuuri?” fragte Konrad und dachte über eine Lösung nach. Wo konnte sein Bruder nur sein? Plötzlich hörten beide Anwesenden lautes Fußgetrappel auf dem Flur und blickten zu der großen Tür, als ein Soldat in dieser erschien, vollkommen außer Atem und bleich. Er trug eine blaue Uniform. “Sir Konrad!” keuchte er. Konrad stellte sich wieder gerade hin. “Ja?” Der Soldat stemmte sich eine Hand in die Seite und versuchte zu Atem zu kommen. Jetzt, wo Yuuri genauer hinsah, konnte er erkennen, wie der Soldat aussah. Er hatte braune Augen und Haare, welche vollkommen verwuschelt waren. Hatte zahlreiche Stellen an seiner Uniform, die dreckig oder aufgerissen waren. Man konnte auch an einigen Stellen Blut erkennen, welches nicht immer zu der Person vor ihnen gehörte. Blut. Yuuris Augen weiteten sich und er preschte vor. “Wolfram! Wo ist Wolfram!?” keuchte er und versuchte sein zittern unter Kontrolle zu halten. “M-Majestät!” Yuuri konnte regelrecht sehen, wie der Soldat bei Yuuris Anblick am liebsten weggerannt wäre. Sein Herz verkrampfte. “Rede, Soldat!” hörte man nun eine strenge Stimme aus dem Flur und der Schwarzhaarige erkannte nun auch seine übrigen Untergebenen, von denen Gwendal sein Wort erhoben hatte. “A-Also…” der Soldat sammelte seinen Atem und blickte schuldbewusst zu Boden. “Lord von Bielefeld hatte meinem Kameraden und mir aufgetragen, mit ihm heut Nacht hinaus zu reiten und das Biest zu besiegen…” flüsterte er fast. Schmerz. “Wo hast du Wolfram gelassen!?” schrie Yuuri vor Verzweiflung und packte den schon verwundeten Soldaten an seinem Kragen. “Heika, lassen Sie ihn los!” versuchte Günter ihn zu beruhigen und zog ihn von dem Mazoku weg. “Rede weiter.” befahl nun Konrad dem verwirrten Soldaten. Dieser nickte und schluckte schwer. “Dann an einer Lichtung trafen wir auf das Wesen und begannen einen Kampf. Es war sehr hart und keiner von uns war mehr unverletzt… dann befahl mir Lord von Bielefeld, schnell zurück zum Schloss zu reiten, um seine Brüder zu holen…” Ein leichter trauriger Schleier wanderte in die Augen des Soldaten, was Yuuri die Tränen in die Augen trieb. “Wolfram…” seine Stimme zitterte und war nur noch ein Hauch. Ein knurren drang aus Gwendals Kehle. “Von Christ, trommeln Sie die Truppen so schnell es geht zusammen, wir werden gleich aufbrechen!” Während Gwendal noch seine Anweisungen gab, riss sich Yuuri los und rannte den Korridor in seiner Schlafkleidung hinunter. “Yuuri!” hörte er sie rufen und auch einige Schritte. Aber er wird nicht umdrehen. Er wird nicht stehen bleiben. Nicht noch länger Zeit verstreichen lassen. Er musste Wolframs Leben retten. Hoffentlich. Er schnappte sich sein Pferd und ritt sofort los. Keine Zeit verlieren. Jede Sekunde könnte entscheidend sein. “Yuuri!” Genannter drehte sich kurz um, um zu sehen, wer ihm folgte. Konrad und Murata. “Shibuya, warte! Du solltest dort nicht hingehen!” schrie ihm nun auch noch Murata hinterher. Der Griff um Yuuris Zügel wurde fester. “Ich muss! Ich muss Wolfram retten!” keuchte Yuuri und wischte sich über seine Augen. “Dafür ist es wohl zu spät…” hörte Yuuri nun leise die Stimme seines besten Freundes an seinem Ohr, als er langsamer wurde und nach vorn starrte, wo der Wald hätte sein müssen. Jedoch war dort kein Wald mehr. Es war nur noch ein Meer. Ein Flammenmeer. “Was zum….” keuchte Yuuri, als er auf das lodernde Meer vor sich blickte. Er hatte noch nie etwas so schreckliches gesehen. Seine Augen weiteten sich. Wolfram. Er sprang von seinem Pferd und rannte direkt zu den roten Flammen. “Shibuya!” schrie Murata und Yuuri wurde auch schon sofort von zwei starken Armen festgehalten. “Lass mich los!” schrie Yuuri nun Konrad an, welcher ihn schnell davon abgehalten hatte, in das tödliche Feuer zu rennen. “Majestät, es hat keinen Sinn mehr…” drang die Stimme des Braunhaarigen an des Königs Ohr und Yuuri konnte nicht glauben, was er hörte. Wie konnte Konrad nur immer noch so… ruhig sein? Er blickte wütend hinauf und sein Atem stoppte, als er Tränen die Wangen des Älteren hinab fließen sah. “K-Konrad…” Ein Kopfschütteln. Mehr antwortete der Soldat hinter ihm nicht. Sie konnten nichts mehr tun. Nichts. Tränen sammelten sich in Yuuris Augen und bahnten sich einen Weg seine Wangen hinunter. Er blickte wieder zurück auf das Flammenmeer. Wolfram. Seine Knie knickten ein und er fiel auf den weichen und warmen Erdboden. Seine Arme wurden von Konrad losgelassen, als dieser sich sicher war, das Yuuri nicht auch in den Tod rannte. So wie wohl sein Bruder auch. Wolfram. “Lord von Bielefeld hatte wohl keinen anderen Weg mehr gewusst, um das Monster zu besiegen, als sich selbst zu Opfern…” bemerkte Yuuri nun Muratas Stimme neben ihm. “Bist du dir ganz sicher, Yuuri?” Die Tränen liefen weiter die Wangen des schwarzhaarigen Jungen hinunter. Ein Schauder überkam ihn. Das Zittern wurde stärker. Seine Fäuste ballten sich. Wut und Trauer sammelten sich in seinen Augen. “Dann werde ich mit dir fallen.” Ein markerschütternder Schrei drang über das Geräusch des lodernden Feuers. “Wolfram!” Eine frische Brise drang durch seine Haare und verwuschelten sie, als er hinauf in den Himmel sah. Strahlendblau und mit schönen weißen Wolken. Beruhigend. Sein Blick schweifte über die verschiedenen Steine. Gräber. Der Blick des Schwarzhaarigen blieb nun an einem bestimmten Grabstein hängen, welcher wunderschön aussah. Ein trauriges Lächeln platzierte sich in das Gesicht des Königs. In Gedenken eines wahren Helden. Er strich leicht mit seinen Fingerspitzen über das kühle Marmor. “Danke…” strich es sanft über seine Lippen. “Ich danke dir aus tiefsten Herzen…” Das Lächeln wurde etwas weiter. “Was machst du hier, du Schwächling!?” unterbrach es ihn nun aus seinen Gedanken und er drehte sich um. Sein Lächeln verwandelte sich in ein liebevolles, als er diese Person erblickte. “Ich danke deinem Retter.” antwortete Yuuri und drehte sich wieder zu dem Grabmal um. Ein Rotschimmer war nun auf den Wangen des Blonden zu sehen, als er zu seinem Verlobten humpelte. Nun standen beide vor dem Grab des Soldaten, der den blonden Lord gerettet hatte. Yuuri musterte ihn aus den Augenwinkeln heraus wie er mit leichter Trauer den Grabstein begutachtete. Wolfram. Er ist glücklicherweise mit einem gebrochenen Bein und einigen kleineren Verletzungen davon gekommen. Der Soldat, den er noch bei sich hatte, brachte ihn hinaus aus dem Wald und ging, Wolframs Worten nach, mit den Worten ´Ich habe eine Idee, Lord! Warten Sie hier, Hilfe ist sicherlich unterwegs.´ wieder hinein, wo er wohl den Wald in Brandt setzte und dafür sorgte, dass das Wesen nicht fliehen konnte. Genauso wenig wie er. “Danke, dass du ihm solch ein Grab gegeben hast…” kam es plötzlich flüsternd von Yuuris Linken. Er lächelte leicht und legte seine Arme um seinen Geliebten. “Natürlich. Schließlich verdanke ich diesem Mann, dass du noch bei mir bist.” flüsterte Yuuri in das Ohr des Älteren. Er vergrub seine Nase in das weiche Haar des Anderen und atmete tief ein, um den ganzen wundervollen Geruch in sich einzusaugen. “Verlass mich nie wieder, Wolfram, bitte…” kam es leise über seine Lippen. Er will nie wieder diese Angst spüren und diese Verzweiflung. Will nie wieder ohne Wolfram sein. Ein Lächeln legte sich über Wolframs Lippen, als er die Arme um seinen geliebten König schlang. “Nie wieder, ich werde mit dir fallen.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)