Duo, oder: Zusammen ist man weniger allein von somali77 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Duo, oder: Zusammen ist man weniger allein Autor: somali77 Fandom: Gundam Wing warnings: bisschen angst rating: PG12 Disclaimer: Gundam Wing gehört nicht mir und ich mache kein Geld damit Zusammenfassung: Kleiner Text über Duo, seinen Charakter, seine Gedanken, spielt etwa am Anfang der Serie, kurz bevor er sich an der selben Schule wie Heero anmeldet -- Duo, mit dem langen, schweren Zopf im Nacken, der ihm bis zum unteren Rücken hinunterbaumelte, stieß sich vom kniehoch mit Gras und Jungpflanzen überwucherten Boden ab und stemmte sich auf dem sonnenwarmen Metall der riesigen Maschine nach oben. Kleine dumpfe Geräusche, während er aufwärts kletterte, begleiteten ihn. Auf einem guten Platz auf halber Höhe, wo er eine Plattform fand und seine Schätze ausbreiten konnte, machte er Halt. Hier hatte er einen guten Blick auf die Büsche und in die Baumkronen vor sich. Vögel zwitscherten und lärmten in kurzer Entfernung, links von ihm öffnete sich der Blick über die Bäume zum Meer. Dort irgendwo lag der Hafen. Duo selbst fand sein Versteck, bei dem hohen Sandsteinfelsen, umgeben von Wald, gar nicht übel. Sich die Lippen leckend riss er seine Tüte Brot auf, dazu die Packung Kochschinken. Hungrig packte er zwei Scheiben Schinken auf eine Scheibe Brot, klappte beides in der Mitte zusammen und schlang es auf der polierten Metallplatte sitzend in Rekordgeschwindigkeit hinunter, um seinen schon wieder schmerzhaft knurrenden Magen zu befriedigen. Eigentlich schmeckte er kaum was er aß, aber der Geruch und das gute Gefühl dabei machten ihm klar, dass es wunderbar sein musste. Er leckte selig und selbstzufrieden die schmutzigen Finger, und schaffte es beim zweiten Brot, sich ein wenig zu bremsen und besser zu kauen. Leicht seufzend richtete er sich auf, verlagerte das Gewicht nach hinten, blinzelte in die letzten warmroten Strahlen, die die Abendsonne über das Meer hierher schickte. In einiger Entfernung unter sich sah er einen weißen Straßenhund durch das Gestrüpp zielstrebig auf sein Versteck zutraben, und beäugte ihn unwirsch. Der Hund, der ihm schon am letzten Tag aus der Stadt hierher gefolgt war, schnüffelte eine Weile unter ihm, an dem riesigen Berg von Metall und Technik im Kreis, und Duo reckte seinen Kopf argwöhnisch um ihn besser zu sehen. “Wehe du pinkelst mir an den Lack!”, rief er drohend. Der Kopf des Hundes ruckte nach oben, er begann eifrig mit dem Schwanz zu wedeln, setzte sich, hob erwartungsvoll die Pfote und leckte sich unverhohlen gierig den Mund, während er den dunkelhaarigen Jungen mit tiefen Hundeaugen anschwärmte. “Vergiss es!”, bestimmte Duo, wischte sich Krümel von seiner weiten, dunklen Hose, und nahm noch zwei große Bissen um das Essen das er hatte schnellstmöglich dort zu verstecken wo es sicher war- in seinem Bauch. “Ich geb dir nichts ab! Das ist alles meins.” Der Hund saß still und fixierte sein Gegenüber auf dem Platz über ihm. “Hol dir selbst, ja? Und guck mich nicht so an!” Duo fixierte zurück. Der Hund leckte sich wieder die Schnauze und wedelte heftiger. Ein dünnes Winseln klang zu dem Jungen hinauf. Augenrollend zupfte Duo ein Stück aus seinem Brot und warf es hinunter. Es purzelte über das glatte Metall, verlor einige Krümel und verschwand im Gras, wo es augenblicklich von dem hocherfreuten Vierbeiner verschlungen wurde. Sekunden später bot sich wieder das gleiche Bild, der Hund bettelnd, Duo in halbherzigen Versuchen ihn zu verscheuchen. Diesmal flog nach kurzer Auseinandersetzung zusammen mit mehreren Stückchen Brot auch noch Schinken hinunter. Duo machte den Hals lang um zu sehen wo es landete. Der Hund fand alles. “Denk ja nicht ich komm runter und streichel dich auch noch. Ich bin nicht scharf auf Flöhe, das sag ich dir.”, Duo begann sich ein wenig zu entspannen, kaute an seinem Essen und blinzelte in die Sonne. “Was glaubst du was in diesem Laden allein das Shampoo kostet! Wenn du auf so ne piekfeine Schule gehen willst kannst du keine Flöhe haben. Da musst du Nagelscheren und Deo und lauter solchen Schnickschnack kaufen. Und abziehen kannst du da auch nix, was denkst du, da kannst du die Tarnung vergessen. Unverschämt viel wollen die für das Zeug. Da gibts kein Geld mehr für Flohpulver... Als Kind hab ich mal Läuse gehabt, wie eklig das war, das kannst du mir glauben...” Der Hund guckte immer wieder mit beschwörend dunklen Augen, Duos Finger zupften gehorsam, Brotstückchen kullerten langsam ins Gras. “Wenn die hier endlich mal zur Vernunft kommen lern ich irgendeinen Beruf, vielleicht Müllmann oder so...”, er grinste, “Oder Bäcker... dann hab ich Geld, und dann lass ichs mir richtig gut gehen.” Der Hund wedelte freundlich. “Ja, Bäcker... stell dir vor du stehst jeden Tag in nem Berg von Essen..!”, Duo schob sich ein abgezupftes Brotstück in den Mund und hatte begonnen, seine eigene Scheibe brüderlich zu teilen. “Aber vielleicht werd ich auch Ingenieur oder Mechaniker...”, er grinste wieder, “Ich sag dir was, -so- stolz sind die Herren Techniker auf diesen hier, aber-...”, er deutete vielsagend auf die Maschine unter ihm, “...andauernd geht irgendwas dran kaputt! Ich kann nicht jedes Mal in ne Werkstadt rennen, stell dir das vor, die gucken dumm wenn ich da plötzlich mit dem Gundam ankomme... also muss man natürlich alles selber können! Das Radio hab ich auch allein eingebaut. Hält man ja im Kopf nicht aus, stundenlang irgendwo warten, beim Einsatz, und nicht mal Musik. Das war denen sogar zu viel, Platz für ein Kühlaggregat zu lassen, wo ich mal essen oder was zu trinken mitnehmen kann..!”, er hob kopfschüttelnd die Hände und äffte dann mit verzogenem Gesicht jemanden nach mit dem er offenbar auf leidlich gutem Fuß stand: “Gundampiloten leben dafür dass der Job gemacht wird! Essen und trinken? Wir sind ja hier nicht auf der Wohlfahrt! Hah-... das letzte Mal als ich so ein Brot hier im Cockpit mitnehmen wollte ist mir das Zeug um die Ohren geflogen weil diese Helden nicht mal nen winzigen Stauraum eingebaut haben! Ein Seesack passt rein, mehr nicht! Und wenn der mit einem Satz Wechselklamotten schon voll ist? Tja, Pech gehabt!” Seine Miene entspannte sich zu einem selbstironischen Lächeln, und er sah ein gutes Stück amüsierter zu, wie der Hund weiter unten das Gras durchpflügte, um letzte Krümel vom Boden zu lecken. “Dieser Kerl mit dem anderen Gundam hätte sich gut mit dem Professor verstanden...”, überlegte er. “Im Ernst, der ist doch kein normaler Mensch? Eher wie Superboy...”, das Grinsen zog sich eine Spur breiter, und er beobachtete den Hund unter sich, “Ja, ich weiß nicht mal wie er heißt, also nenn ich ihn Superboy! Das passt, findest du nicht? Wie die Faust aufs Auge! Wahrscheinlich hat er eh keinen Namen sondern heißt irgendwie “E-0125” oder so, wie ein Android aus nem Science Fiction Film..! Junge, junge...”, fasziniert schüttelte er den Kopf und legte ihn etwas in den Nacken um den sich langsam dunkelnden Himmel anzusehen. “So was wie den... das hab ich noch nie erlebt...” Als er sich wieder aufrichtete sah er, wie der Hund im zunehmend Halbdunkel zufrieden durch den Wald davonzockelte. Brot und Schinken waren aufgegessen. Duo überlegte, den Müll zu verbrennen, stopfte ihn sich dann aber in eine seiner riesigen Hosentaschen. Er würde ihn in der nächsten Stadt entsorgen. Hier ein Feuer zu machen war keine sehr gute Idee. “Ah, keine Sorge, Deathscythe”, er tätschelte den Blechberg unter sich liebevoll, und blickte aufmerksam in Richtung Cockpit, “nicht böse gemeint, das vorhin. Du bist der Beste. Das weißt du doch.” Nachdem er noch einmal hinuntergesprungen war um auszutreten, und das Ungetüm wieder erklommen hatte, legte er sich rastlos auf die noch etwas warmen Metallplatten, den Brustkorb seines Roboters. Es war Schlafenszeit, aber er mochte draußen bleiben so lange es noch ging. “Was meinst du was er jetzt wohl macht?”, flüsterte er mit starrem Blick ins Nirgendwo, und ließ seine Finger das geschweißte Metall, die Abgrenzung der Lackierung nachdenklich nachfahren. “Ob der auch irgendwann schläft..? Wahrscheinlich legt er nur einen Schalter um und läuft dann eine Weile auf Standby... Kann man sich gar nicht vorstellen dass der einfach mal durch die Stadt läuft und was ganz normales macht.”, er grinste. “Vielleicht treff ich ihn mal im Klamottenladen... und er guckt natürlich ganz cool, so “Was willst du?”, und dann sag ich: “Hey, kauf dir die Hosen noch ne Nummer enger, damit sich auch alles so richtig schön abzeichnet””, ein amüsiertes Glucksen bei dieser Vorstellung rang sich aus seiner Kehle, “Und er so ganz lässig: “Nein, ich will nicht dass sie alle schon an Nasenbluten sterben bevor sie mitkriegen dass ich auch ein echt guter Kämpfer bin!”” Leises, ausgelassenes Lachen. Grillenzirpen antwortete in gleichgültiger Monotonie. Die Dunkelheit wurde dichter. Das Metall kühlte aus. Duo blieb einen Moment noch liegen, bevor er sich vor der Kälte in das kleine, gepolsterte Cockpit zurückzog. Nachdem die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, war es um ihn vollkommen totenstill. Eine kleine, schon automatische Fingerbewegung brachte blaue Lichter rundherum zum aufleuchten, Bildschirmschoner, Energiesparmodus, das leise Geplapper und die Musik des Radios, so leise dass es klang wie aus weiter Ferne. Duo rutschte in der Enge auf dem gepolsterten Sitz in eine halbwegs bequeme Position, zerrte die Pilotenjacke aus dem Seesack und deckte sich damit zu. Seine Augen starrten weit offen ins Nichts, beruhigt von den kühlen Lichtern, den mechanischen Geräuschen um sich herum. Außerhalb des Cockpits schloss sich dunkle Einsamkeit um ihn wie ein Grab. Sein Kopf lag seitlich auf dem Polster, er spielte mit den Fingern an Knöpfen zur Überwachung, zur Steuerung, Sauerstoffversorgung, Antrieb, Notstrom... Die Einsamkeit kroch durch die Ritzen. Sein eigenes Atmen wurde laut. “Wir wären ein gutes Team”, flüsterte er ins Dunkel, und die Gedanken glommen heller und freundlicher wieder auf. “Ich bin vielleicht nicht so superhart, na gut, aber ich hab ihm geholfen... wir könnten uns gut verstehen. Alle berühmten Leute haben irgendeinen Partner, oder nicht..? Bonny und Clyde-... ah nein, das ist schlecht, das war ne Frau... aber Lewis und Clark... Batman und Robin...” Er atmete durch. Stille antwortete ihm. “Wir wären ein gutes Team”, wiederholte er hoffnungsvoll. Seine Sitzpolster rochen nach Schweiß und Angst. Das Licht auf den Bildschirmen verlosch langsam, selbst der Energiesparmodus schaltete sich nach kurzer Zeit ab um nicht die enormen, für den Start nötigen, Energiereserven zu gefährden. Duo schloss die Augen und dachte an den leichten, unglaublich muskelbepackten Körper neben sich am Strand, die erstaunliche Wärme. Wenn er sich viel Mühe gab, konnte er sich zwar kein Lächeln in dem harten, starren Gesicht vorstellen, aber vielleicht einen etwas wohlwollenderen Blick. “Superboy”, flüsterte er ins Dunkel, wie einen Zauberspruch, und seine Finger strichen über das raue Polster. Er war noch zu jung zum Sterben. -- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)