Love Medley von FayLee ================================================================================ Kapitel 1: Denke immer daran: ----------------------------- Titel: Love Medley Part: 1/. Disclaimer: Keiner der Jungs, auch die Idee, gehört nicht mir, Geld hiermit verdiene ich schon gar nicht. Autor: Me ;) Pairing: Ran/Ken, und…sehr geheim! Meine erste Weiß-Kreuz fanfiction seit Jahren!! Ohje :) You must remember this A kiss is just a kiss, A sigh is just a sigh. The fundamental things apply As time goes by. Kapitel 1 An diesem Morgen zog der Nebel wie ein sanft wiegender Schleier am Himmel des schläfrigen Tokios entlang. Wer zu dieser frühen Stunde auf Tokios Straßen unterwegs war, mochte sich fast der Illusion hingeben, die Stadt sei- endlich! - in seinen verdienten Schlummer verfallen. Das war natürlich Unsinn. Neben den Geschäften und Nachtclubs, die gerade geschlossen hatten, öffneten sogleich anderen wie bei einem gut funktionierenden Lichterwechsel, ausgenommen die 24-Stunden Läden, die in den letzten Jahren in jeder japanischen Großstadt aus dem Boden geschossen waren und natürlich ständige Öffnungszeit hatten. Die Innenstadt bot ein beeindruckend modernes Bild aus strahlenden Reklametafeln und unerschütterlichen Menschenmassen. Hier, westlich des Zentrums, in einem kleinen Randbezirk, sah das ganz anders aus. Hier war die Dunkelheit noch vorhanden, voll sattem schwarz, vor das sich die meisten Tokioter auf den Tod zu fürchten schienen und unruhig in ihren Betten wälzten, ohne das beruhigende Flackern eines Automaten oder Geschäfts vor ihrem Fenster. Die Dunkelheit war das größte Geschenkt, das man Ken in diesem Moment machen konnte. Über nichts war er mehr froh, als den leuchtenden Hafen verlassen zu haben, an dem er vor einer Stunde noch stand, zitternd in der Kälte, ein Lichtermeer vor Augen, dessen gelber Schein noch weit auf dem Ozean wie Flammen über das stockschwarze Meer tänzelte. Aber das schien schon so lange her zu sein. Die letzten Stunden, ja die ganze letzte Woche kam ihm wie ein Bild vor, das man zwar mit Aufmerksamkeit, gleichzeitig aber auch wie aus der Ferne mit Distanz betrachtete. Er atmete unregelmäßig und vergrub die Finger in dem groben Stoff des cremefarbenen Pullovers unter dem er noch immer zitterte vor Kälte. Der dezente Geruch von Jasmin ging in die Luft über, eine vage Duftnuance nur, umschützt vom warmen Eigengeruch eines männlichen Körpers und der Mixtur eines Parfums- Moschus, Zibet, Eichenmoss und etwas Patchouli, die wie ein schlagendes Herz unter der Kopfnote des Citrus schwebten, und den Chypre perfekt machten. So stand er im dunklen Flur, am Fuße der Treppe, und schaute auf den leeren Gang, auf dem sich nichts bewegte und keine Menschenseele war, außer er, der wie ein Traumwandler da stand und vor sich her starrte. Er atmete kurz und schnell aus, streckte die angespannten Muskeln ein wenig, blieb aber trotzdem unschlüssig stehen und beobachtete die zwei Türen aus Holz, die dunkel und still vor ihm nebeneinander standen. Ken atmete noch langsamer- flacher- um besser hören zu können, und tatsächlich! Während es hinter der rechten Tür mucksmäuschenstill war, konnte man hinter der linken gelegentliche Schritte oder das leise Rascheln einer Bettdecke hören, als ginge jemand im Zimmer unschlüssig hin- und her. Sehr langsam und zögernd löste er sich aus seiner verkrampften Haltung und schloss schließlich die Tür zum rechten Apartment auf. Auf der anderen Seite verstummten plötzlich die Geräusche und es wurde unnatürlich still, so sehr, dass es in den Ohren weh tat, aber Ken schloss umbarmherzig die Tür und seufzte erleichtert auf, als die Tür ins Schloss und ihm eine Last on den Schultern fiel. Wie herrlich das Bekannte war, wie herrlich das zuhause! Die Bettdecke lag zurückgeschlagen und einladend auf dem Bett, auf dem Weg dahin entledigte er sich seiner Kleidung und ließ sie so wie sie war zu Boden fallen, zu müde um sie aufzuheben oder zu versorgen. Eins nach dem anderen landeten Schuhe, Hose und Socken auf dem Teppich, nur den Pullover zog er sich langsam über den Kopf und legte ihn auf seiner Bettkante sorgfältig zusammen. Er zog eine schmale Kiste unter seinem Bett hervor und verpackte ihn darin, dann ging er zum Schrank und verstaute ihn sorgfältig in der hintersten Ecke die er finden konnte. Draußen wurde es langsam heller, nicht mehr lange, dann würde die Sonne aufgehen. Ken zog die Jalousien herab und legte sich auf sein Bett. Er schlief sofort ein. Yohji Ich habe geträumt von einer Nacht mit Zwillingen. In dieser Nacht beugten sich zwei dunkelhäutige Damen über mich, vollbusig, die Hüften wie Halbmonde gerundet und ein Gesicht in perfekter Vollkommenheit. Eine streichelte mir das Haar aus dem Gesicht und ich sah ihre dunkelbraunen Augen funkeln. Was für eine schöne Farbe. Insgeheim hatte ich schon immer eine Schwäche für braune Augen- sie strahlen intensive Wärme aus, anders als blaue oder graue Augen, die zwar hübsch anzusehen sind, aber meistens Kälte und Unbeständigkeit vermitteln. Braune Augen machen mich schwach. „Yohji....“, sagte die andere und berührte meinen Arm. Verdammt Baby, fass mich nicht da an, dachte ich, da tut’s nicht weh. Sie zwickte mich. Verflucht Mädchen, du kneifst mich noch wach. „Yohji!“, sagte sie, lauter als vorher. Ich öffnete die Augen und blickte direkt in ein anderes, violettes Paar. Violette Augen. Verflucht, wie freakig! Seit zwei Jahren konnte ich nicht über die Augen unseres selbsternannten Anführers denken ohne ein Schauer zu bekommen, der mir kalt den Rücken herunterlief. Ich stöhnte, drehte mich auf die Seite. „Yohji-san wach auf“, sagte die andere Stimme schon wieder, obwohl ich doch nun wach war, und erst da fiel mir auf, dass der Klang ein anderer war. Heller, jünger, weniger erotisch. Das hier gefiel mir gar nicht. Erst da fiel mir auf, dass es nicht Ayas Augen sein konnten. Die waren dunkel, wie zwei tiefe, unheimliche Gewässer. Ken war verrückt nach ihnen, unerklärlicher Weise. Die hier waren heller, schillernder....ach ja. „Guten Morgen, Aya-chan.“ Das junge Mädchen saß munter auf der Couchkante und musterte mich wie ein mäßig interessantes neues Buch. „Morgen!“ Sie fuhr sich durch das lange dunkle Haar. Ich musste auf der Couch eingeschlafen sein. Aber wann war ich überhaupt heimgekommen? Ich wusste es nicht mehr. Aya war derweil damit beschäftigt gelangweilt ein paar Fussel von ihrer engen Hose zu zupfen. „Oni-sama sagt, du sollst bitte in einer halben Stunde unten im Laden sein. Er braucht dich als Ersatz. Wir gehen aus.“ Plötzlich strahlte sie und sagte: „Wir gehen shoppen. Hier ist es ja so irre langweilig.“ Jaa so irre langweilig. Ich schnaube leise, was sie auch für mit einem Niesen verwechseln konnte. Frag mich, was du die letzten drei Jahre so spannendes gemacht hast Missi. Fast sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich war ein Ekel. Das Mädchen hatte mehr als drei Jahre im Koma gelegen, ohne eine Regung oder einen einzigen klaren Moment und nun saß sie neben mir, gesund und munter und eben auch ein wenig schwatzhaft. So verhalten sich Teenager eben, sagte ich mir. Was erwartet man auch von einer pubertierenden 15-jährigen? „Sofort, Aya-chan“, sagte ich und fuhr mir über das Gesicht, „lass mich nur duschen.“ „Oh jaa....“, hauchte sie und huschte von der Sitzgelegenheit weg um mich von oben bis unten zu mustern. Hoffentlich hatte ich etwas an. Nein, ehrlich! Es war schon einmal vorgekommen, dass ich nicht schlafen konnte und deswegen ein bisschen fernsehen wollte. Schließlich war ich doch eingeschlafen, und zwar auf der Couch ,natürlich nackt - (Nur Wahnsinnige schlafen im Sommer angekleidet!) und am nächsten Tag hatte mich Omi dort gefunden. Der Ärmste. Eine Woche hatte er mir nicht in die Augen sehen können und recht verstört gewirkt, wenn er mit mir alleine in einem Raum war. Diesmal schien das nicht der Fall zu sein, ich hatte es nach meinem nächtlichen Clubaufenthalt wohl einfach nicht mehr in mein Bett geschafft. Das rächte sich nun mit einem steifen Hals und einer ordentlichen Ladung Kopfschmerzen. Ich blinzelte ein paar mal benommen und stellte dann fest, dass Aya-chan mich noch immer verstohlen von der Seite musterte. Sie errötete, als ich sie ertappte, lächelte dann aber verschmitzt und sagte: „Coole Klamotten.“ Ich blinzelte sie an. „Nächstes mal könntest du mich doch vielleicht mitnehmen. In die Disco, meine ich.“ Ja klar. Oh ah... „Ich weiß nicht Aya-chan“, antwortete ich zögernd und setzte die Beine mit einem Schwung auf dem Boden ab, „du bist noch ein bisschen jung dafür. Dein Bruder hätte bestimmt etwas dagegen.“ „Oh nein!“, hauchte sie freudestrahlend, „Oni-chan hätte bestimmt nichts dagegen.“ Oni-chan, dachte ich säuerlich, würde wohl allein die Frage aus meinem Mund schon als Missbrauch einer Jugendlichen aufnehmen. Ich murmelte etwas zusammenhangloses und ging die Treppe nach oben in mein Zimmer. Ihr Kichern verfolgte mich. Vierzig Minuten und etwa zwei Aspirin später betrat ich den Blumenladen mit zwei dampfende Tassen Kaffee in meinen Händen. Aya und Aya waren noch da, aber scheinbar schon fast auf dem Sprung und unterhielten sich angeregt in einer Ecke des Ladens. Ich konnte mich einfach nicht an diese Namensaufteilung gewöhnen. Aya der Ran geworden war und Aya, die rechtmäßig immer Aya hätte sein sollen... Ein bisschen mehr Mühe wäre durchaus angebracht. Der zufriedene Gesichtsausdruck, wann immer Aya-Ran auf Aya-Aya blickte, war Gold wert. Darin spiegelte sich eine so tiefe Zufriedenheit und inneres Glück, dass ich mich nur von Herzen für die beiden freuen konnte. Er hatte wirklich genug gelitten. Das schien auch Ken zu denken, der es dennoch tunlichst vermied gerade jetzt in die Ecke der beiden zu schauen. Der junge Brünette stand hinter der Kasse und las konzentriert die ersten Bestellungen dieses Tages durch, machte hier und da ein paar Notizen. Ich war mir sicher, er wollte diesen Moment nicht mit seinen Blicken stören. Sicher freute keiner sich so sehr über Aya-chans plötzliches Erwachen wie Ken, der an Aya-Rans Glück immer eine solche Anteilnahme nahm, als sei es sein eigenes. Oh, ich musste dringend mit dieser Denkweise aufhören, beschloss ich. Wie verwirrend und lächerlich. Ich trat neben Ken und reichte ihm wortlos eine Tasse, bis er aufblickte und sie lächelnd entgegen nahm. Das mochte ich sehr an Ken. Wenn er lächelte, lächelten die Augen gleich mit. „Hmm...guten Morgen, Kenny.“ Ich schenkte ihm ein strahlendes, überschwängliches Lächeln, wie ich es einer schönen Frau zugeworfen hätte, besser als jeder Luftkuss. Naja, wie gesagt, ich hatte schon immer eine kleine Schwäche für braune Augen. „Morgen Yotan!“ Er umfasste dankbar die Tasse und blies ein paar mal kurz, bevor er den ersten Schluck nahm und sich dabei sichtlich entspannte. Ich grinste ihn von der Seite an. „Ich mag es, wenn du mich Yotan nennst“, gestand ich in einem Augenblick von Schwäche, nur um das ganze in eines meiner kleinen Spiele zu verwandeln. Spiele waren und sind meine Spezialität. Ken schaute mich an, mit diesen großen, dunklen Augen, die in den letzten Wochen so betrübt geworden waren, dass ich ihn manchmal beinahe nicht wiedererkannte. Ich hätte alles dafür gegeben, den Grund für seinen Unmut zu erfahren. „Ich mag es aber eigentlich nicht, wenn du mich Kenny nennst.“ Ein herausforderndes Lachen. Wer wäre ein Yohji Kudou wenn er aufgeben würde? „Dann vielleicht KenKen?“ Ich war hoffnungsvoll. Ich mochte den Spitznamen, er war mir neulich eingefallen. „Naja nein...“, sagte Ken langsam und errötete ein bisschen auf diese typische Ken-Art, die wir alle so an ihm liebten, und die in letzter Zeit oft gezwungen wirkte. „Der gefällt mir eigentlich auch nicht...“- „Mir gefällt er aber“, unterbrach ich ihn laut und munter und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dann beugte ich ein wenig den Kopf und flüsterte sehr leise, aber mit intensiver Stimme, so dass es nur der Brünette hören konnte: „Finde dich damit ab, KenKen...“ Mein Atem streifte sein Ohr und ich konnte sehen, wie sich die feinen Härchen im Nacken ein wenig aufstellten. Aber wenn es ihn sonst beschäftigte, ließ er sich tatsächlich nichts anmerken. Ken wandt sich wieder den Bestellungen zu und murmelte irgendetwas, von wegen, warum ich ihn denn dann überhaupt frage, als ich bemerkte, dass es auf der anderen Seite ziemlich ruhig geworden war. Ich dachte die beiden wären schon längst weg, aber jetzt fiel mir auf, dass sie noch an der selben Stelle standen wie zuvor, nur dass Ran, der zu uns beiden herüberblickte, verstummt war während Aya, mit dem Rücken zu uns, weiterhin munter drauflos plapperte und nichts bemerkte. Die furiosen violetten Augen funkelten mich an. Das wunderte mich, wenn ich an die Veränderung zurückdachte, die die letzten Monate bei ihm hervorgebracht hatten. Ran war kein Prometheus mehr, der jedes Mal auf’s neue von Sorge und Unmut gebeugt und ausgezehrt vom Krankenbett seiner Schwester zurückkehrte. In den vergangenen zwei Monaten hatte er langsam, aber beständig, sein Lachen wiedergefunden. Ich wusste zwar nicht wie er früher war, aber mir war zumindest klar, dass er nie wieder der fröhliche Jugendliche sein konnte, von dem Aya-chan manchmal erzählte. Er war noch immer ernst, noch oft zu ruhig und kühl, aber er war nicht mehr Eis-Aya. Er war ein neuer Ran. Ich fragte mich, ob er wohl manchmal um diesen verlorenen Teil seiner Selbst trauerte, oder die Situation einfach froh nahm wie sie war. Er beobachtete mich noch immer. In den dunklen Augen glühte ein eisiges Feuer, das ich noch gut kannte. Unwillkürlich erschauerte ich, und trat einen Schritt von Ken zurück, der von alldem nichts bemerkt hatte. Es war zwar unangenehm, aber mir war klar, an was er dachte und er wusste das auch. Vor seinem geistigen Auge ließ Yohji den späten Abend vor fast sieben Monaten Revue passieren, an dem er früher als geplant heim gekommen war, weil es unerwartet geregnet hatte und er bis auf die Haut durchnässt und durchgefroren war. Seine Kleider saugten sich bei jedem Schritt unangenehmer an seinem Körper fest und so war er fluchend nach hause gelaufen und hatte auf dem Weg nach oben wahrscheinlich den halben Parkettboden des Wohnzimmers ruiniert. Er war müde und schlecht gelaunt und zudem nicht fähig zu einer Auseinandersetzung mit ihrem selbsternannten ‚Leader’, der sich über all den Schmutz und das Wasser beschweren würde. Dabei schien er Glück zu haben, -wenigstens in dieser Sache!-, anscheinend schliefen schon alle. Wunderbar. So leise er nur konnte schlich er zur Treppe, schließlich konnte man niemals sicher sein. Und Yohji schien recht zu behalten, am Fuße der Treppe ließ ihn etwas innehalten. Es waren keine lauten Geräusche, mehr ein leiser, heiserer Wortwechsel. Es kam aus der Küche. Er konnte Kens Stimme hören, Ken, wie er zu jemandem sprach. „...ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist...“, „...aber ich habe dir schon tausend mal gesagt....“. Apruppt verstummte die Stimme und man hörte nichts mehr. Was war da los? Yohji war unschlüssig, wusste, dass es ihn eigentlich nichts anging, aber die Neugier war stärker, und schließlich schlich er um die Ecke, um in die Küche spicken zu können. Es war gut möglich, dass ihm der Mund aufklappte, später sollte er sich nicht mehr daran erinnern können. Einzig sicher war, dass er ab da keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Er beobachtete, ein Unbeteiligter in einem Schauspiel. Sah wie Aya die Hände des Brünetten neben seinem Kopf an die Wand presste, wohl mit aller Kraft die er aufbringen konnte, damit ihm der Jüngere nicht entkommen konnte, während er scheinbar umbarmherzig den Mund auf Kens presste und ihn für sich einnahm. Kens Reaktion konnte Yohji nicht richtig sehen, sein Gesicht war von Schatten verdeckt aber irgendwann hörte er ihn leise Wimmern, was ihn nach und nach aus seiner Starre löste und zornig machte. Was, so dachte er, bildete sich dieser Mistkerl nur ein! Vielleicht, wäre er nicht so perplex gewesen, wäre er noch eingeschritten und hätte der Rothaarige nicht just in diesem Moment den Kopf gehoben und Ken mit einem so unergründlichen Blick angesehen, dass sogar Yohji selbst ein Schauer über den Rücken lief. Lange Zeit, so schien es, passierte gar nichts. Aya schwieg, ebenso wie Ken, und beide schauten sich nur an. Dann bewegte sich der Ältere wieder. Er schloss gequält die Augen und beugte sich abermals vor, diesmal streichelten seine Lippen nur langsam und federleicht über die erhitzte Haut seiner warmen Wangen. Ken schwieg aber es war klar, dass sein Wiederstand förmlich dahinschmolz unter der Berührung des Rothaarigen und man konnte es ihm nicht einmal verdenken. Aya hatte noch niemand von ihnen je so gesehen, allein die Möglichkeit Ken könnte ihn abweisen schien ihm schmerzhaft den Atem zu nehmen. Und so überraschte es nicht weiter, dass Ken bald darauf sein Zögern über Bord warf und dem Anderen verlangend sein Gesicht entgegenreckte. Er wusste es war zu privat, zu intim um von ihm beobachtet zu werden, aber Yohji konnte sich nicht von der Stelle rühren, als seien seine Füße mit dem Boden verwurzelt. Ayas Griff um Kens Hände lockerte sich und er sah, wie sie langsam, fast zögernd ihre Finger ineinander verhakten, ein Kontrast von weißer Seide auf sonnengeküsster Haut. Aya zog sich zurück, lächelte ein rares Lächeln, viel wärmer als er es je gesehen hatte, und gab schließlich Kens rebellischer Geste nach und küsste ihn wieder... leidenschaftlich. Besitzergreifend. Yohji sah gebannt wie Ken langsam den Kuss erwiderte, völlig gefangen und verloren in Ayas Avancen und beschloss, dass es besser war so schnell wie möglich zu verschwinden, bevor man ihn noch entdeckte. Bei aller Mühe musste er trotzdem ein Geräusch gemacht haben, dass reichte, um Ayas Blick nur einen Moment von Ken zu wenden und das blonde Weißmitglied im Flur zu ertappen, halb versteckt hinter der Tür des Wohnzimmers, peinlich berührt und gerade dabei sich umzudrehen. Ihre Blicke streiften nur kurz, dann spannte Yohji den Rücken an und ging die Treppe nach oben, wie er es sofort hätte tun sollen. Ken hatte nichts bemerkt und Aya würde den Teufel tun und ihm etwas davon erzählen. Ehrlichgesagt dachte er da schon gar nicht mehr an Yohji. Er schloss den Abstand zwischen ihnen mit seinem Körper und küsste den hübschen Brünetten erneut mit aller Leidenschaft, die er die letzten Jahre angestaut hatte. Der langhaarige Playboy erwachte aus seinen Gedanken. Anscheinend dachte der Rothaarige jetzt wieder sehr wohl daran, denn Yohji war, als würde Ran ihn mit den Augen auseinander reißen wollen. Er hob eine elegant geschwungene Augenbraue und öffnete gerade den Mund, als eine schmale Hand sich auf seinen Arm legte und als er herunter sah blickte er auf Ken, der die Augen wiederum fest auf den Rothaarigen gerichtet hatte, als gelte seine beschwichtigende Geste ihm und nicht Yohji selbst. Nun verstummte sogar Aya-chan, die unbemerkt fröhlich weitergeplappert hatte und drehte sich neugierig zu den anderen beiden Männern um. Ken lächelte und zog seine Hand zurück, auf Yohji wirkte es gezwungen, aber keiner schien es sonst zu bemerken. „Solltet ihr euch nicht beeilen? Ich glaube ihr habt noch viel für den Schulanfang zu kaufen, stimmt’s Aya-chan?“ „Oh ja.“ Ihre Augen begannen wieder zu strahlen, wie vorhin als sie begeistert mit ihrem Bruder geplaudert hatte. „Wir bringen dir etwas mit Ken, versprochen!“ Sie zog an Rans Arm, der schweigend von einem zum anderen blickte, ausdruckslos und mit starrer Mimik. Schließlich gab er Aya nach, drehte sich mit ihr um und marschierte aus dem Raum. Das junge Mädchen grinste vorfreudig und winkte ihnen von draußen aus zu, bevor sie sich bei ihrem Bruder einhakte. Yohji räusperte sich und Ken blinzelte, bevor er sich einem halb-fertigen Gesteck zudrehte. „Ken.“ „Nein.“ Der Jüngere biss sich auf die Lippen, zuckte mit den Schultern. „Das hatte nichts zu bedeuten. Vergiss es einfach wieder.“ Yohji schnaubte. Er legte eine Hand auf die Hüfte und verlagerte das Gewicht auf ein Bein, während er sich mit der anderen durch das lange Haar fuhr. Vor zwei Monaten war ihr Haushalt um eine Person gewachsen. Beide konnten sich noch gut an den Tag erinnern, an dem Ran vom Krankenhausaufenthalt seiner Schwester zurück kam, selbst nicht länger Aya, deren Namen er für eine lange Zeit gehütet hatte und die nun neben ihm stand, etwas unsicher noch auf den Beinen und blass, aber unumstritten gesund und munter. Es war ein unglaublicher Tag gewesen. Dieses Mädchen kennen zu lernen, die ihnen fast wie eine Legende erschienen war, seltsam unwirklich, auch als sie vor ihnen stand wie ein blasser, schmaler Geist aus einer alten Geschichte. Omi hatte sogar geweint, als er das Mädchen gesehen hatte. Jeden Tag gewann sie an Farbe, Kraft und Vitalität dazu und schließlich war alles unwirkliche, fragile abgestreift. Eigentlich war sie ziemlich zäh, etwas vorlaut und so völlig ‚normal’, dass es fast schon enttäuschend war. Das mysteriöse, unnahbare Mädchen war letztendlich nichts weiter als ein Teenager, ein Mädchen unter vielen, eine kleine Schwester die angebetet wurde von ihrem älteren Bruder. Es folgten turbulente Zeiten, ein glücklicher Ran, eine aufgedrehte, jugendliche Aya, ein etwas schweigsamer Ken. „Ich habe mir Aya-chan ganz anders vorgestellt“, gestand Yohji leise. Zwar mied sein Freund noch immer ihm ins Gesicht zu schauen, aber er konnte deutlich sehen wie sich seine Muskeln unter dem blauen T-Shirt anspannten und war sich seiner Aufmerksamkeit sicher. Sanft löste er Kens verkrampften Finger von den Rosen, die er in seinen Händen zerdrückt hatte. „Sie ist wie ein normales Mädchen sein sollte“, sagte Ken müde. „Ja ich weiß“, erwiderte er gelassen. „Trotzdem hatte ich sie mir anders vorgestellt. Ich dachte eine japanische Prinzessin käme zu Besuch.“ Er lachte auf Kens seltsamen Blick. „Das hört sich im Nachhinein dumm an, oder? Aber ich dachte wirklich sie wäre ein Mädchen nach den alten japanischen Tugenden, du weißt schon was ich meine, schön, still, zurückhaltend, aufopfernd....“ Er dachte einen Moment nach. „Ich dachte sie wäre mehr wie Ran“, gestand er. Ken schien ungerührt und ironisch auf Yohjis Worte. „Vieles erscheint im Nachhinein anders, als zum Anfang, weißt du.“ Ihr Ältester war sich ziemlich sicher, dass hierbei nicht mehr das Mädchen gemeint war. Oder doch? Interpretierte er zu viel in die Sache hinein, wie Ken selbst gemeint hatte? War der Fußballer eifersüchtig auf Aya? Das konnte Yohji sich kaum vorstellen, nicht bei Ken, der jeden anderen vor sein eigenes Wohl schob. Oder gerade deswegen? War er es leid in Rans Welt auf einen anderen Platz verdrängt worden zur sein? Letztendlich war man nur ein Mensch, der leicht von seinen Emotionen gelenkt werden konnte. „Ich glaube es ist gut, so wie es jetzt ist“, sagte Ken und fegte die losen Blütenblätter mit einer energischen Handbewegung vom Tisch. „Vielleicht hast du recht“, stimmte Yohji zu und griff nach dem verknautschten Magnum Zigarettenpäckchen aus seiner Hosentasche um sich eine hinter das Ohr zu stecken und die letzte gleich anzuzünden. Ja, dachte er, während er den Rauch beobachtete der sich langsam im Licht kräuselte und noch einen tiefen Zug nahm, vielleicht war wirklich alles gut wie es war. Vielleicht aber auch nicht. TBC Rechtschreibfehler dürfen behalten werden ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)