Fragments von abgemeldet (One-Shots) ================================================================================ Kapitel 1: Einmal ----------------- Freie Tage waren furchtbar. Zu mindestens für Kanon. Er langweilte sich einfach, was sollte er auch schon großartig tun. Manchmal fuhr er mit seiner Schwester nach Niijima, aber irgendwie war ihm nicht danach. Nicht das er nein zu ihr gesagt hätte, wenn sie gefragt hätte, aber er fühlte sich irgendwie…müde. Nein, das war nicht das richtige Wort. Erschöpft, war vielleicht am treffendsten. Auch wenn es nicht wirklich einen Grund dafür gab ausgelaugt zu sein. Er hatte genug geschlafen und Gestern auch nicht viel im Anwesen zu tun gehabt. Der Junge hatte mal von etwas gehört, was sich Frühjahrsmüdigkeit nannte und oft der Grund für solch eine Antriebslosigkeit war, jedoch war es Winter. Kanon schloss die Augen und genoss die Stille, die in dem kleinen Raum herrschte. Was dachte er eigentlich über solch sinnloses Zeug nach? Seufzend lauschte er dem ständigen klicken der Uhr, die über der Tür hing. Er, als auch Shannon und Genji, waren die einzigen Bediensteten die auf der Insel lebten und hatten deswegen kleine Räume, in denen sie ihre Nächte und freien Tage verbrachten. Nun ja, er und seine Schwester taten das, Genji nahm sich eigentlich nie frei. Er diente dem Herrn tag-täglich und war immer an seiner Seite. Bewundernswert, wie Kanon fand. Natürlich sie waren Möbelstücke und hatten ihren Meistern zu gehorchen, dennoch konnte sich der Junge es nicht vorstellen solch eine Loyalität darzubringen. Er gehorchte einfach. Natürlich fühlte er sich gegenüber dem Herrn verpflichtet, jedoch nicht in solch einem Maße wie Genji-san und auch nur dem Herrn. Krauss-sama, Natsuhi-sama, alle anderen Mitglieder der Ushiromiya-Familie oder Gäste des Hauses waren Respektspersonen, dessen Befehle er ohne Zögern ausführen würde. Aber wahre Loyalität war das nicht. Er war einfach nur ein Bediensteter, der das tat was man ihm sagte. Tick-Tack Normalerweise, ins besondere Nachts störten diese Uhr und ihr nerviges Ticken ihn, aber jetzt hatte es irgendwie eine beruhigende Wirkung. Seufzend blickte er aus dem Fenster, der Schneefall hat aufgehört und nur noch vereinzelte Flocken rieselten langsam zu Boden. Er grummelte. Und schloss die Augen abermals. Er mochte den Winter nicht, er war kalt und er hasste diese Kälte. Das Heim war auch immer kalt gewesen. Langsam öffnete er wieder die Augen, sich aufrichtend blickte er im Zimmer umher. Der von der gedämmten Morgensonne erhellte Raum was sehr stoisch eingerichtet. Zwei Schränke, ein kleiner und ein großer, dazu noch einen Nachttisch, als auch ein Bett. Die Wände waren weiß und eine schlichte Lampe hing von der Decke. Aber Kanon war mit all dem mehr als zufrieden. Er lebte hier nicht um verwöhnt zu werden, er war nur ein Bediensteter und sollte keinen Falls große Ansprüche haben. Allein schon dafür, dass er im Anwesen lebte sollte ihn mit stolz erfüllen. Das Zimmer seiner Schwester sah ähnlich aus. Die beiden Räume hatten sogar die gleiche viereckige Form. Aber lange würde seine Schwester, ihren Raum wohl nicht mehr bewohnen. Zwar sagte sie immer, dass es noch lange nicht soweit sei, aber Kanon wusste, dass Shannon in nicht all zu ferner Zukunft George-sama heiraten würde. Er hatte nichts dagegen, dass seine Schwester glücklich wird, er freute sich sogar irgendwie für sie, aber trotzdem wollte er diese Hochzeit nicht. Er mochte nicht einmal daran denken, dass seine Schwester ihn auf Rokkenjima alleine lassen würde. Aber Shannon war nicht die einzige, die die Insel bald verlassen würde. Das gnädige Fräulein würde gegen Ende des Jahres auf das Festland ziehen, um dort an einer Universität zu studieren. Deswegen war sie in letzter Zeit ziemlich gestresst und bereitet sich angestrengt auf die Prüfungen vor. Tick-Tack Kanon schloss seine Augen wieder. Das gnädige Fräulein, würde dann wohl nur noch in den Ferien und zur Familien Konferenz auf die Insel kommen. Aber, dass wahrscheinlich so am besten. So wie, er es sich nicht aussuchen konnte wer er war, konnte sie es auch nicht. Sie war die Erbin der Ushiromiya-Familie und hatte viele Pflichten, musste sich ständig vorbildlich benehmen und wurde mit strenger Hand erzogen. Die Zeit an der Universität würde ihr gut tun. Sie würde endlich mal ein „normales“ Leben führen können. Das was sie sich schon immer gewünscht hatte. Es war komisch, nein sogar schon fast tragisch, dass das Mädchen alles für das Leben eines normalen Bürgers geben würde und viele Mädchen gerne ihre Stellung hätten. Aber er fand, dass all diese Mädchen sowieso nicht passend für solch eine Rolle waren. Kanon erinnerte sich noch gut, dass auch er, als er sie zum ersten Mal sie getroffen hatte irritiert gewesen war. Jessica war ein wildes, stures, ungestümes und temperamentvolles Mädchen. Nicht, dass was man sich unter einer der wohlhabendsten Töchter Japan vorstellte. Ihre Manieren ließen oft zu wünschen übrig und ihre Sprache war die eines ungezogenen Burschens. Viele Menschen würden sich eher jemanden wie seine Schwester vorstellen. Sanft, leise, zurückhaltend und tugendhaft. Dennoch, sie war die geschaffene Erbin für die Familie, sie hatte Zuversicht, Selbstvertrauen, Entschlossenheit und Warmherzigkeit. Eigenschaften die notwendig waren, um eine Familie wie die Ushiromiya-Familie, zu leiten. Obwohl, sie würde die Familie wohl nicht alleine Leiten. Der wahre Kopf der Familie würde ihr Ehemann werden. Tick-Tack „Ach ja“, flüsterte er ziellos in den Raum. Sie würde irgendwann einen Mann heiraten, der zu ihr passen würde. Jemand, der sie in allen Weisen unterstützen kann. Jemand aus einer wohlhabenden Familie, wahrscheinlich jemand intelligentes, der den Reichtum der Familie noch vergrößern würde. Er fragte sich, wie ihr Mann wohl sein würde. Älter oder jünger? Er tippte auf einen Älteren. Würde er eher wie George-sama sein oder vielleicht wie Battler-sama? Würden sie sich gut verstehen? Würde sie ihn lieben? Kanon öffnete träge die Augen. Sein zielloser Blick haftete sich an die weiße Decke. Er seufzte. Tick-Tack Was dachte er überhaupt, darüber nach? Er, als niedriger Bediensteter, als Möbelstück, hatte kein Recht darauf sich mit dem Leben seiner Herren zu beschäftigen oder gar darüber zu urteilen. Heiratete sie eben jemanden. Das war nicht seine Angelegenheit, seine Aufgabe war es zu dienen. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür verlangte die Aufmerksamkeit des Jungen und half ihm endlich sich vollkommen von seinen Gedanken abzulenken. „Ja, bitte?“, antwortete und stand rasch auf. Es war unwahrscheinlich, dass einer seiner Herren ihn aufsuche, desto trotz hatte er die Form zu wahren. Ein einfacher „herein“ wäre eine Unverschämtheit gewesen. „Kanon-kun, ich bin es.“, hörte er seine Schwester sagen, bevor sie die Tür öffnete und eintrat. Ohne zu etwas zu erwidern schaute er nur stumm zu ihr, erwartend dass sie den Grund ihres Kommens Preis geben würde. So wie auch er hatte sie an dem heutigen tag Frei und war nicht in ihrer Uniform. Kanon hatte zwar vermutet, dass sie den Tag nutzen würde, um sich mir ihren Verlobten zu treffen, dies schien aber nicht der Fall zu sein. „Das ehrenwerte Fräulein und Ich wollten heute nach Niijima, damit sie sich mal etwas von dem ganzen lernen erholen kann. Ich wollte fragen, ob du nicht vielleicht Lust hast mitzukommen“ Kanon war ratlos. Normalerweise, würde er einfach ablehnen. Doch irgendwie….fühlte er sich nicht mehr so erschöpft und irgendwie… Er hatte nicht mitzukommen, er war nur ein Bediensteter und trotzdem…. „Ich mach mich fertig und dann komme ich gleich.“ Kanon hasste große Menschenmassen, aber scheinbar schienen diese im Dezember unvermeidbar. In den Straßen herrschte furchtbares Chaos. Auch wenn Weihnachten nicht so bekannt war in Japan, so war es doch recht beliebt, insbesondere unter jungen Menschen. Aber irgendwie störte es ihn an diesem Tag nicht so sehr. Sein Augenmerk lag ganz allein auf den beiden Mädchen, die vor ihm gingen. Allein schon ihr Gang unterschiedlich. Das gnädige Fräulein hatte einen sehr festen und sicheren Schritt, seine Schwester hingegen einen leichtfüßigen und eleganten. Wenn der Schnee nicht gewesen wäre, hätte man ihren Schritt definitive nicht gehört. Ja, sogar ihre Gesten waren anders. Fräulein Jessica machte weite und große Gesten wenn sie sprach. Sie waren oft unkontrolliert und wild, Shannon aber war zurückhaltend in ihren Bewegungen. Selbst ihre Mimik war grundlegend verschieden. Die Erbin hatte sehr ausdruckvolle Gesichtsausdrücke und man konnte ihr wirklich jegliche Emotionen vom Gesicht ablesen. Das Dienstmädchen schien sich sogar in diesem Bereich zurück zu halten. „Und was meinst du, Kanon-kun?“ Überrascht, dass er angesprochen wurde blinzelte er verwirrt und senkte dann leicht beschämt das Haupt. „Tut mir leid, ich habe nicht zugehört.“ Der Junge konnte nicht anders als jetzt auch noch die Augen der beiden Mädchen zu vergleichen. Shannons waren irgendwie ruhig, sie wirkten freundlich und strahlten Geborgenheit aus, welches einer Grund warum er sich seit seiner Kindheit bei ihr wohl gefühlt hatte. Die, des Fräuleins sprühten nur so vor Lebensfreude und wirkten ungestüm. „Ist dir nicht wohl?“ Seine Schwester näherte sich ihm und Sorge schimmerte nun in ihren Augen. Und wie immer trat Kanon einen Schritt zurück wenn man sich ihm näherte. So war es immer gewesen. Sobald man ihm zu Nahe kam, wich er zurück. Auf emotionaler als auch körperlicher Basis. „Nein, mach dir keine Sorgen“ Die Augen schließend ging er an ihr vorbei. Kanon lauschte mit mildem Interesse dem Gespräch der Beiden. Sie saßen alle drei in einem etwas abgelegenen Cafe und die Mädchen plauderten ausgelassen miteinander. Der Junge hatte seinen Blick stur aus dem Fenster gerichtet, um zu vermeiden, dass er die beiden wieder verglich. „Kanon-kun, sag mal…“ Der Bedienstete zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch, als das junge Fräulein ihn mit rosigen Wangen ansprach. „…hast du auf heilig Abend schon was vor?“ Kanon war nicht dumm, er wusste ganz genau worauf sie hinaus wollte, viele junge Paare verbrachten den heiligen Abend miteinander. Er hätte jetzt lügen können, um all dem zu entgehen. Er erinnerte sich noch gut, wie ihr letztes „Date“ ausgegangen war. Es hatte mit viel tränen ihrer Sei’s geendet. Warum gab sich nicht auf, warum war sie nur so stur und warum musste sie alles so furchtbar kompliziert machen? Die Rollenverteilung war einfach. Er war der Diener und sie die Herrin. Doch sie sorgte dafür, dass er anfing dieses anzuzweifeln und es verunsicherte ihn furchtbar. Und er begann auch seine Position als „Möbelstück“ und die Art der Gefühle, die er für sie hegte zu bezweifeln. Sie war doch nichts weiter als seine Herrin, oder? „Nein, ich habe nichts vor. Das gnädige Fräulein, etwa?“ Kanon hatte aus derselben Laune heraus geantwortet, die ihn auch dazu getrieben hatte mitzukommen. Als, das Mädchen anfing zu stottern und verzweifelt versuchte wegzuschauen, stand Shannon auf, entschuldigte sich und verließ dann Tisch, mit der Ausrede auf Toilette gehen zu wollen. Kanon beobachtet wie, das nun einzige Mädchen immer nervöser wurde, auch wusste er warum Shannon gegangen war und ihm fiel wieder der Grund ein warum er Mädchen nicht leiden konnte. „Nun, ich wollte fragen…“, sie brach ab und begann wieder erneut „Du weißt doch, dass die Familie an heilig Abend und an den Weihnachtstagen zusammenkommt und feiert, oder?“ Natürlich wusste er das, dass die Kinder der Familie ihre Eltern so lange damit genervt bis sie zu gestimmt hatten. „Auf jeden Fall, magst du, also…ehm… Ich würde nämlich sehr gerne…ehm…dich dabei haben und….also…den Abend mit dir verbringen“ Stur starrte sie denn Tisch an. „Gerne“ „Was? Ah! Also…ehehehehehe“ Ein nervöses Grinsen macht sich auf ihrem Gesicht breit und sie lachte verunsichert, unwissend wie überrascht Kanon von sich selber war. Seufzend schloss Kanon die Augen, warum in aller Welt hatte zugestimmt. Was hatte in dazu geritten!? Er musste vollkommen durchgedreht sein. Oh Gott was für einen Ärger er sich da wieder einhandelte. Die Hände in den Hosentaschen trappte er gerade aus. Vielleicht sollte er gleich zu ihr gehen und doch absagen. Vielleicht war das wirklich besser so… Ein zerren an seinem rechten Arm ließ in Aufblicken. Er schauderte leicht als seine Hand durch das zerren aus seiner warmen Hosentasche gezogen wurde „Jetzt, komm schon! Das Boot wartet nicht ewig auf uns!“ Das gnädige Fräulein hatte ihm am Arm gepackt und schleifte ihn gerade zu mit sich. Kanon bemerkte aus den Augenwinkeln, wie seine Schwester kicherte. Er wusste dass sie noch genug Zeit hatten um das Boot zu erreichen… Aber diese Nähe allein reichte, um Kanon seine Zweifel wieder zu vergessen. Wie er es hasste, die Beiden musste bemerkt, dass er wieder in Gedanken war und wollte ihn wohl ablenken. Oder eher…Jessica versuchte ihm wieder ein wenig Näher zu kommen. „Ehm…eh…deine Hand…ist dir nicht kalt…“ Der Junge hörte wie das Mädchen schon wieder anfing zu stottern. Der Junge zog eine Augenbraue hoch. Viele würden ihr Verhalten wohl als „süß“ beschreiben, aber er… Er… konnte es wohl nicht einfach als „süß“ bezeichnen. Sie war, wie sollte er sagen, sie wirkte... er schloss die Augen und seufzte abermals. Was sollte dieser Mist hier eigentlich. Kanon war nicht dumm, das war er nie gewesen. Deswegen wusste er sofort auf was das Mädchen hinauswollte. Auch war er immer ein direkter Mensch gewesen. „Gnädiges Fräulein, suchen sie gerade eine Ausrede um meine Hand zu halten?“ Ihr sinnloses Stottern drang bei ihm auf taube Ohren. Ausdruckslos starrte er sie an. Es war ihm schon längst bewusst, er hatte es schon längst verstanden, er hatte sich schon längst entschieden. Er wusste das, dass was er für sie empfand keines Wegs Loyalität war. Das es auch nicht nur Sympathie war. Und in diesem Moment beschloss er für den Rest des Tages alles auszublenden. Seine Pflichten, seinen Herren, einfach alles. Seufzend ergriff er ihre Hand und zog das total verdatterte Mädchen näher zu sich. Es war nur einmal und das war in Ordnung, oder? Einmal durfte er ihre Nähe genießen, oder? Er hielt ja nur ihre Hand und das war ja nicht schlimm, oder? Es war nur dieses eine Mal… Der Junge betete das man ihn seine Selbstsüchtigkeit verzeihe würde. _____ Woah was für ein kitschiger Titel und OS...aber iwie hatte ich den Drang mich mit dem Jungen der jetzt iwie einer meiner Lieblingscharaktere ist auseinanderzusetzen. Ohne das mit dem Möbelstück zu sehr zu Schau zu stellen. Sondern auf einer Basis auf der man eher mitfühlen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)