Schulung   von Schreiberliene
                                   (Theater)
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                              Kapitel 7: Szene 7
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Setting 1; alles ist unverändert. 

Ina:         Es war so offensichtlich.
Mariana: Zu offensichtlich. Doch keiner hat es gemerkt. Warum?
Ina:         Weil wir alle egoistische Idioten sind. Weil das Leben wehtut. Weil
der Vogel sich aus dem Ei kämpft, und das Ei die Welt ist. Weil der, der
geboren werden will,  eine Welt zerstören muss.
Mariana: Du redest wirres Zeug.
Ina:         Es ist nicht möglich, in dem Ei aufzuwachsen. Man muss es
sprengen, oder man stirbt.
Mariana: Du weißt, komische Sprüche sind eher meine Sache...
Ina:         Du verstehst mich nicht.
Mariana: Ne, ich verstehe dich nicht.
Ina:         Und du willst Philo gehabt haben?
Kurzes Schweigen. 
Ina:         Ich weiß nicht. Manchmal kommt es mir so vor, als hätten wir es
nicht wissen wollen.
Mariana: Waren wir nicht schon an diesem Punkt?
Ina:         Ich denke ja...
Mariana: Du denkst.
Ina:         Ich denke.
Mariana: Was denkst du?
Ina:         Nichts.
Mariana: Aha. Da liegt also das Problem.
Ina:         Sehr lustig.
Mariana: Komm schon.
Ina:         Willst du das wirklich wissen?
Mariana: Ja.
Ina:         Ich denke: Immer enger, leise, leise
	   Ziehen sich die Lebenskreise,
	   Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
	   Schwindet hoffen, hassen, lieben,
	  Und ist nichts in Sicht geblieben
	   Als der letzte dunkle Punkt.*
Mariana: Ich wiederhole: Du redest wirres Zeug.
Ina:         Deutsch LK - hier lernst du was fürs Leben.
Mariana: Irgendwie drehen wir uns im Kreis...
Ina:         Haben wir das denn nicht schon immer getan?
Mariana: Ich verstehe dich nicht.
Ina:         Und genau da liegt das Problem.
Mariana: Du bist verrückt. Das hier ist total durchgeknallt.
Ina:         Wir sind total durchgeknallt.








* Theodor Fontane, "Ausgang"

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