The only memory von Friedi (Alices Geschichte) ================================================================================ Prolog: Das Ende einer langen Nacht ----------------------------------- Es ist still. Still und dunkel. Es ist immer dunkel, so dunkel das ich kaum meine Hand vor Augen sehen kann. Das einzige Licht was ich kenne und sehe ist der leichte Schimmer, der unter der Tür hervorlugt. Ich nehme an, dass dieses Licht vom Flur kommt. Denn ich höre draußen die Lampen summen. Die Ruhe wird durch eine Stimme unterbrochen, die über den Flur halt, die Stimme die wie jeden Abend die Nachtruhe verhängt. Jedenfalls nehme ich an, dass es Abend ist, denn das Gefühl für die Zeit habe ich schon lange verloren. Auch weiß ich nicht mehr, wie lange ich schon auf diesem Bett sitze und vor mich hin starre. Meine Gedanken kreisen wie immer um das Ende und wie ich vor alldem hier fliehen konnte. Wie oft denke ich, dass nur der Tod die einzige Rettung ist, dem hier zu entkommen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, doch diesen Gefallen tat mir keiner. Es müssen Monate sein, in dem ich immer denselben Wunsch habe. Vielleicht auch Jahre. Ich weiß es nicht. Ich kenne kaum etwas anderes, als das hier. Das hier ist das Irrenhaus. Warum ich hier bin und wer mich hergebracht hat, weiß ich nicht mehr. Hin und wieder sehe ich in meinen Träumen etwas anderes. Ich sehe Menschen die über grüne Wiesen laufen und einen blauen Himmel. Was würde ich dafür geben, um dies einmal mit eigenen Augen zu sehen, doch jedes Mal wenn ich danach frage werde ich weggebracht und wenn ich zurückkehre in meine Zelle, habe ich kein Verlangen mehr danach und ich fühle mich leer, bis ich wieder diese Bilder sehe. Wo ich hingebracht werde und was mit mir dort geschieht weiß ich nicht, doch ich glaube dass es nichts schönes sein kann. Das einzige was ich weiß ist, dass kurz nach den schönen Bildern ein paar andere kommen. Bilder wo ich einen Mann mit braunen Haaren sehe, der ein Mädchen durch eine Tür schiebt, wo „Elektroschocktherapie“ drauf steht. Das Mädchen hat blasse Haut und kurzes schwarzes Haar und ihre Augen sind geschlossen. An ihrem Kopf hängen merkwürdige Kabel, die zu einer Maschine führen. Ein anderer Mann steht hinter dieser Maschine und lägt einen Schalter um, was dazu führt, dass das Mädchen zuckt, so als wenn sie einen Anfall hätte. Nach einer Weile hört der Spuck auf und die Bilder verschwinden und auf meiner Wange läuft eine Träne herunter, so als ob ich mit dem Mädchen mitfühlen würde und genau weiß das dadurch die Erinnerungen, Gedanken und Gefühle verändert werden. Ich lege mich hin und ziehe meine Decke hoch, denn ich tue das, was die Stimme gesagt hat, schlafen. Jedenfalls glaube ich das ich schlafe, denn ob meine Augen offen sind oder zu, die Dunkelheit bleibt. Ich bin selber überrascht, das ich in dieser schwärze noch nicht dem Wahnsinn verfallen bin. Jeder Tag ist gleich. Immer derselbe Ablauf. Auch diesmal werde ich von einer Stimme aus meinen Gedanken, oder Träumen gerissen. Wach und etwas orientierungslos in diesem dunklen Raum setze ich mich auf und warte auf die Schritte, die nicht lange auf sich warten lassen. Den Schritten folgt das Geräusch von einem Schlüssel und das Klacken eines Schlosses was aufspringt. Die Tür wird langsam geöffnet und ich ziehe mich in die hinterste Ecke des Bettes zurück, denn das Licht brennt, wenn es in meine Augen kommt. Ein Schatten tritt ein und eine Stimme erklingt: „Guten Morgen Alice, ich habe dir Frühstück mitgebracht.“ Ich liebe diese Stimme, denn sie klingt so ruhig und führsorglich, auch wenn mir das Gesicht zu dieser Stimme fehlt. Dafür konnte ich ihn aber spüren und ich weiß nicht warum, aber irgendwie ging es mir dann gleich viel besser und mir war egal wo ich war, denn er war da und die ganzen Gedanken von einem Ende verschwanden. Alice, so ist mein Name! Ob ich schon immer so hieß, oder ob die schöne Stimme mir diesen Namen gegeben hat weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich mich immer riesig freue, wenn ich diese Stimme höre und manchmal ist es so, als ob ich sie zum ersten Mal höre. Wie war noch gleich sein Name? Ich weiß es nicht, aber vielleicht sagt er ihn noch mal. Manchmal setzt sich der Mann neben mich und unterhält sich mit mir. Manchmal kommt es mir vor, als ob er mich sehen könnte, trotz der Dunkelheit. Ich lausche seinen Worten, die von Fremden Dingen erzählen. Doch ich antworte kaum. Meine Stimme ist in den Jahren leise geworden und jedes Wort tat in der Kehle weh. Seine Hand berührt leicht meine Wange und ich schaudere ein wenig, denn seine Finger sind eiskalt, doch das stört mich nicht. Alles ist kalt hier an diesem Ort. Ich habe nur ganz schwache Erinnerungen an Wärme. „Du bist wirklich etwas beson-“ Er hielt in seinem Satz inne und bevor ich mich wundern konnte, wurde die Tür erneut geöffnet und ein weiterer Mann trat ein, doch diese Stimme gefiel mir nicht. „Ruther, hier bist du also. Hast du vergessen, was du mir versprochen hast und ich bin hier um es mir zuholen und dieses Mädchen richt gerade so gut, viel zu gut um noch zuwarten und eine andere zu suchen.“ Ruther, so heißt also der Mann mit der schönen Stimme, die jetzt eher bedrohlich klang, als er den anderen ansprach. „James, raus hier. Du hast hier nichts zu suchen, können wir das woanders klären?“ Bei den Worten bewegte sich etwas neben mir, doch ehe ich mich versah, stand Ruther vor dem Besucher und schob ihn nach draußen. Die Tür wurde geschlossen und ich war wieder alleine. Alleine in der Dunkelheit, die mein Herz genauso umschließen wollte wie sie es mit dem Raum tat. In den nächsten Tagen wurden die Besuche von Ruther seltener, dafür wurden aber meine Bilder im Kopf häufiger. Die Bilder fühlten sich so real an und ich wusste nicht, ob sie mir im Traum erschienen oder einfach so in meinem Kopf auftauchten. Es waren Bilder von zwei Männern die sich stritten und der eine ließ den anderen nie aus den Augen und folgte ihm überall hin. Es war so, als ob der eine mit den langen Haaren etwas bestimmtes haben wollte, aber der Mann mit den braunen Haaren war dagegen und hielt ihn so gut es ging davon ab. Mich überkam ein komisches Gefühl, ein Gefühl was ich noch nie gespürt habe und ich wusste es nicht zu deuten. Andere hätten es wohl als Angst bezeichnet, aber woher sollte ich wissen wie sich Angst anfühlt! Mit einem beunruhigenden Gefühl klettere ich an diesem Tag unter meiner Decke, denn eben erschien wieder die Stimme auf dem Flur, der die Nacht ankündigt. Doch dieses mal erschien mir die Nacht viel kürzer als sonst, denn kaum schloss ich die Augen hörte ich die vertrauten Schritte die nach meinem Gefühl zu früh kamen. Ruther öffnete die Tür und trat an mein Bett. „Alice, ich möchte dir gerne die Dinge zeigen, die du immer siehst und so gerne sehen möchtest.“ Im Gegensatz zu sonst klang seine Stimme besorgt und es lag etwas Gehetztes darin. Ohne zu überlegen stand ich auf und er nahm mich an die Hand und verließ so schnell, das meine Augen nicht folgen konnten das Gebäude und bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen oder überlegen konnte, was eben geschehen war spürte ich einen Druck an meinem Hals und kurz darauf wurde es schwarz vor meinen Augen. Ich tauchte wie so oft in die Dunkelheit, doch diesmal war es eine andere Dunkelheit. Es war ein Gefühl der Erlösung, ich hatte es geschafft und war endlich frei. _______________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 1: Allein ----------------- Bilder strömten durch meinen Kopf. Ich konnte einen Jungen sehen. Vielleicht 19 oder 20 Jahre. Er war groß, schlank und hatte honigblonde Haare. Er schien etwas zu suchen. Doch was er suchte, das konnte ich nicht sagen. Er schien unglücklich. Unglücklich darüber, dass ihm etwas fehlte. Doch was fehlte ihm? Eine Ewigkeit sah ich ihm dabei zu. Ich konnte nicht zu ihm gehen. Ich wusste nicht, wie ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte. Wusste auch überhaupt nicht ob er Traum war oder Wirklichkeit. … Dann verschwammen die Bilder. Und plötzlich war er weg. Ich war allein. Ich lag auf einer Wiese, auf einem kleinen Hügel. Ich konnte eine kleine Stadt sehen. Aber, wo ich war, das wusste ich nicht. Um mich herum blühte es. So viele Farben. Sie waren herrlich. Ich hörte Vögel zwitschern. Irgendwo hörte ich einen kleinen Bach rauschen. Ich war durstig. Ich näherte mich dem Bach, um etwas zu trinken. Auf der Wasseroberfläche sah ich ein Gesicht, das mich anguckte. Ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren. Ihre Haut war blass und ihre Augen schimmerten karmesinrot. Wer war dieses Mädchen? War ich das? Ich kannte dieses Gesicht nicht. Ihre Haut glitzerte. Tat sie das wirklich? Oder kam es mir nur so vor, weil auch die Wasseroberfläche glitzerte? Mein Durst wurde stärker. Doch als ich Wasser aus dem Bach trank, musste ich es wieder ausspucken. Es war nicht das richtige. Aber warum war es nicht richtig? Warum? Trank man denn kein Wasser? Was sollte man denn sonst trinken? Ich hätte gerne diesen Jungen gefragt, was ich denn trinken sollte, wenn denn kein Wasser. Aber wo war er? Wieso war er nicht hier? Wie hatte ich ihn gerade noch vor mir sehen können, wenn er doch gar nicht hier war? Verwirrt sah ich mich um. Niemand war hier, außer mir. Was machte ich eigentlich hier? Wie war ich hier her gekommen und wo war ich gewesen, bevor ich hier her kam? Dann sah ich ein kleines Mädchen über die Wiese spazieren. Sie blickte mich neugierig an. „Wer bist du?“, fragte sie. Ich antwortete nicht. „Wer bist du?“ Eigentlich sollte die Antwort auf diese Frage einfach sein. Aber ich kannte die Antwort nicht. Wer war ich? Ich dachte an das Gesicht, das ich im Wasser gesehen hatte. Aber wem gehörte dieses Gesicht? Und wenn es mir gehörte, was sagte es dann über mich? Hatte ich denn keinen Namen? Das kleine Mädchen schien ängstlich. Warum hatte sie Angst? Machte ich ihr Angst? Der Wind wehte mir ins Gesicht. Ein süßer Duft strömte auf mich ein. Ging er von diesem Mädchen aus? Der Duft war unwiderstehlich. Er ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Und dann sah ich plötzlich Bilder vor meinen Augen. Ich sah einen Mann und eine Frau, die verzweifelt nach jemandem riefen. Doch im nächsten Augenblick verschwammen die Bilder auch schon wieder und wie als ob ich nicht selbst über mich bestimmen würde, sprang ich auf das kleine Mädchen zu. Entsetzen stand in ihren Augen, doch es konnte nicht mehr weglaufen. Das süße Blut benetzte meine Lippen. Es löschte meinen Durst. Dann fiel das kleine Mädchen blutleer zu Boden. Im nächsten Moment fühlte ich mich schlecht. Warum, das konnte ich nicht sagen. Ich wusste nur, dass sie irgendwas in mir nicht richtig anfühlte. Etwas war falsch. Aber was? Wieder dachte ich an diesen Jungen. Konnte er mir vielleicht helfen? Aber wer war er? Wo war er? Ich rannte. Vielleicht konnte ich ihn finden. Ihn einholen. Scheinbar Stunden lang rannte ich. Den Jungen fand ich nicht. War ich in die falsche Richtung gerannt? Wie sollte ich wissen, ob ich richtig war? Ich rannte weiter. Immer weiter und ich wusste nicht wohin. Ich verlor das Zeitgefühl, wie lange ich bereits rannte. Die Sonne wanderte über den Himmel. Doch ich wusste nicht in welcher Richtung Norden war oder die anderen Himmelsrichtungen. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, blieb ich stehen. Noch immer war ich allein. Noch immer hatte ich keine Antwort gefunden auf meinen vielen Fragen. Und noch immer wusste ich nicht wo dieser Junge war. Ich hätte zu gerne gewusst, ob er inzwischen gefunden hatte, wonach er suchte. Kaum hatte ich daran gedacht, da erschien sein Bild wieder vor mir, als wenn er gerade in diesem Moment genau vor mir säße. Auch er war noch immer allein. Er saß an einem Wegrand und beobachtete den Sonnenuntergang. Doch er sah nicht glücklich aus. Zum ersten Mal konnte ich nun auch sein Gesicht näher sehen. Er war blass und seine Augen waren rot, wie die des Mädchens, das ich im Wasser gesehen hatte. So rot wie meine. Ich wollte zu ihm gehen. Aber ich konnte nicht. Warum konnte ich es nicht? War er denn nicht real? Wieder verschwamm er vor meinen Augen. Ich war alleine. Ich wusste nicht, wer ich war. Ich wusste nicht, wo ich herkam. Ich wusste nichts. Niemand könnte mir Antworten geben und der einzige, von dem ich hoffte, dass er es könnte, war nicht da. Ich wollte weinen. Doch warum kamen keine Tränen? Ernüchternd ließ ich mich im Schatten eines Baumes nieder und starrte einsam in den Sonnenuntergang. Tage vergingen, Wochen vielleicht auch Monate. Ich hatte kein Zeitgefühl. Mein Tagesablauf verlief immer ähnlich. Ich hatte mittlerweile begriffen, dass ich, wenn ich Durst hatte, Blut brauchte, um ihn zu stillen. Doch jedes Mal, wenn ich ein Opfer gefunden hatte, sah ich erneut Bilder, die ähnlich denen waren, die ich auch bei dem kleinen Mädchen gesehen hatte. Manchmal sah ich diese Bilder, aus der Ferne auch tatsächlich so eintreffen. Langsam begriff ich etwas. Diese Bilder waren wirklich. Oder besser; sie wurden wirklich. Ich sah sie, bevor sie geschahen. Hieß das, dass auch die Bilder, die ich von diesem Jungen gesehen hatte, noch gar nicht eingetroffen waren? War es also sinnlos ihn zu suchen, wenn es noch gar nicht geschehen war? Aber bisher war alles irgendwann geschehen. Heißt das, dass die anderen dann auch irgendwann geschehen? Weitere Male sah ich diese verzweifelten Bilder, die mir die Zukunft zeigten, immer wenn ich meinen Durst stillen wollte. Ich wusste nicht, warum sie mir immer dann erschienen. Ich wusste nur, dass ich sie nicht mehr sehen wollte. Aber wie konnte ich es verhindern? Ich saß nachdenklich am Ufer eines Sees. Ich hatte die Beine angezogen und meine Arme um sie geschlungen. Hin und wieder sah ich, wie meine Haut anfing zu glitzern. Auch das hatte ich noch nicht verstanden. Ich wusste nicht, warum ich glitzerte. Warum glitzerte nur ich. Von meinen Opfern hatte bisher niemand geglitzert. Die Sonne verschwand hinter einer großen Wolke und warf einen Schatten auf mich. In diesem Moment bemerkte ich, dass auch das Glitzern wieder aufgehört hatte. Doch als die Wolke vorüber zog, fing es wieder an. Hatte es vielleicht etwas mit dem Sonnenlicht zu tun? Ich verzog mich in den Schatten einiger Bäume und betrachtete meine ausgestreckte Hand. Sie war blass, nichts weiter. Und als ich sie wieder in die Sonne hielt, glitzerte sie wieder. Doch nur die Hand. Der Rest meines Armes, der im Schatten war, glitzerte nicht. Es machte mich glücklich allmählich die Dinge zu verstehen, auch wenn ich noch immer zu viele unbeantwortete Fragen hatte. Plötzlich war da wieder eine von diesen Visionen. Ich sah eine Gruppe von jungen Erwachsenen, die offenbar zusammen picknicken gehen wollten. Der Geruch ihres Blutes stieg mir schon jetzt in die Nase. Das Wasser lief mir wieder einmal im Munde zusammen. Wenig später sah ich sie den Weg entlang kommen. Ich versteckte mich hinter einem der Bäume und beobachtete sie. Sie schienen mich nicht zu bemerken und sie unterhielten sich angeregt über irgendwelche Dinge. Ich konnte sie hören. „Ich glaube, wenn ich diese letzte Semesterabschlussprüfung bestehe, dann steht mir die Welt offen.“ Ich hörte, wie einer der Jungen, vor seinen Freunden zu prahlen anfing. Sie lachten. Und dann sah ich erneut eine Vision von ihnen. Ihre Träume, die sich erfüllten. Es war eine schöne Vision. Sie war so voller Freude. Doch dann wurde ich durstig, berauscht von dem Duft ihres Blutes und die Vision wechselte. Und wieder waren es verzweifelte Bilder. Ich versuchte sie zu verdrängen. Ich wollte sie nicht sehen. Und dann verschwammen sie und ich sprang auf meine Opfer zu. Es war zu spät für sie, als sie mich bemerkten und keiner von ihnen hatte Zeit genug zu fliehen. Als ich mein Mahl beendet hatte, leckte ich mir begierig die letzten Bluttropfen von den Lippen. Erneut übermannten mich diese schrecklichen Bilder, die ich nicht sehen wollte. Trauer, Schmerz. Immer waren es diese Gefühle, die sie in mir auslösten. Ich wollte diese traurigen Bilder nicht mehr sehen. Ich wollte es nicht. … Und dann kam mir ein weiterer Gedanke. Ich war es, die diese Bilder auslöste. Ich war es, die all diese Trauer und den Schmerz in den Angehörigen meiner Opfer auslöste. Ich zerstörte die Träume so vieler Leute. Ich zerstörte ihre Zukunft. Ich nahm ihnen ihr Leben, in dem ich meinen Durst stillte. Und plötzlich hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Es fühlte sich falsch an, all diese Leben zu zerstören. Ich dachte wieder an das kleine Mädchen, das ich zuerst getötet hatte. Jetzt wusste ich, was sich damals falsch angefühlt hatte. Ich wollte es nicht. Ich wollte es richtig machen. Aber wie konnte ich es richtig machen? Wie sollte ich denn sonst meinen Durst stillen? War es bereits falsch diesen Durst zu verspüren? Durfte ich denn nicht trinken? Diese Antwort fühlte sich nicht richtig an. Ich musste trinken. Aber was? Warum konnte mir das keiner sagen? Niedergeschlagen verzog ich mich zurück in den Schatten der Bäume. Dann irgendwann fing ich an zu rennen. Wohin, das war mir egal. Nur weit weg von irgendwelchen anderen Leuten. Ich wollte niemandem mehr Schmerzen und Trauer zufügen. Als ich irgendwo in einer verlassenen Gegend war, wurde ich langsamer. Der Himmel hatte sich zugezogen, als teilte er meine Trauer. Ich setzte mich ins Gras und lehnte mich gegen einen Stein. Ich zog die Beine an und vergrub mein Gesicht. Mein schlechtes Gewissen machte mir noch immer Vorwürfe für all diese Morde. Und dann hatte ich wieder eine Vision. Doch dieses Mal waren es nicht die üblichen Visionen, dass jemand vorbei kam, dessen Blut so süß roch. Auch keine Bilder des Schreckens und auch nicht dieser Junge, von dem ich immer noch nicht wusste, wer er war und wo er war. Dieses Mal sah ich einen Mann vor mir. Er war groß und blond, wie der Junge, den ich bereits in meinen Visionen gesehen hatte und doch war er es nicht, er schien älter zu sein. „Es freut mich, euch in unserer Familie begrüßen zu können, Alice“, hörte ich seine sanfte Stimme zu mir sprechen. „Ich bin so glücklich, hier zu sein“, antwortete eine Frauenstimme. War das meine Stimme? Viel länger hielt die Vision nicht. Ich war verwirrt. Wieder eine Vision, deren Bedeutung ich nicht zuordnen konnte. Wer war dieser Mann? Er hatte etwas davon gesagt, er freue sich mich in seiner Familie zu begrüßen. Hieß das, ich würde nicht ewig allein sein? Ich hoffte es. Ich sehnte mich so sehr nach jemanden. Und dann hatte er einen Namen genannt. „Alice“. War ich Alice? Mir gefiel dieser Name. Er klang schön, in meinen Ohren. Ich hieß Alice. Endlich hatte ich eine Antwort auf die Frage gefunden, wer ich war. Endlich wusste ich meinen Namen. Hoffnung machte sich in mir breit. Ich würde also eine Familie finden. Ich würde nicht mehr allein sein müssen. Doch dann überkam mich auch schon wieder eine Spur des Zweifels. Woher sollte ich wissen, wie ich ihn und seine Familie finden konnte? Hier würde ich ihn sicher nicht finden. Es war wie immer. Ich war allein. Ich konnte nicht hier bleiben. Soviel stand fest. Sonst würde ich ihn nie finden. Aber wenn ich wieder zu den anderen Leuten ging, würde ich sicher wieder durstig werden und ich würde sicher wieder jemanden töten. Was musste ich tun, um ihn zu finden, ohne noch mehr Unschuldige zu töten. Vielleicht gab es noch etwas anderes. Vielleicht war Blut nicht das einzige, was ich trinken konnte. Aber was wäre dieses andere? Die nächsten Tage verbrachte ich damit nach etwas zu suchen, das ich statt Blut trinken könnte. Wasser kam offenbar nicht in Frage. Aber etwas anderes wollte mir nicht einfallen. Mein Durst war mittlerweile nicht mehr auszuhalten. Ich wusste, wenn ich rannte, würde ich in Kürze wahrscheinlich irgendeine Stadt oder ein Dorf erreichen. Doch von denen wollte ich mich fern halten. Dann nach einer Ewigkeit sah ich wieder diesen Mann in meiner Vision. Er jagte. Das Tier, ein Wolf, hatte keine Chance ihm zu entkommen. Ich sah ihn, wie er das Blut des Wolfes trank. Sollte ich also Tierblut trinken? Aus irgendeinem Grund kam es mir seltsam vor, auch wenn ich nicht sagen konnte, warum. Aber wenn der Mann in meiner Vision Tierblut trank, was konnte dann falsch daran sein? Und vielleicht würden dann die grausamen Bilder fortbleiben. Kein Schmerz, kein schlechtes Gewissen. Ich sah mich um. Ganz in der Nähe war ein Wald. Und wenn ich es ganz einfach mal versuchte? … Also rannte ich wieder. Es dauerte keine zwei Minuten und ich hatte den Wald erreicht. Ich fand einen Hirsch, der gerade an einem Bach, der durch den Wald floss, trank. Das Wild bemerkte mich und rannte zwischen den Büschen davon, doch ich war schneller als das Tier. Offensichtlich konnte ich sein Blut tatsächlich trinken. Doch ich verzog das Gesicht. Es schmeckte bei weitem nicht so gut, wie das Blut, das ich bisher getrunken hatte. Doch es fühlte sich richtiger an. Endlich hatte ich meinen Durst wenigstens etwas stillen können, ohne dabei diese schrecklichen Bilder zu sehen. Ich freute mich. Der Gedanke all das Leid nicht mehr sehen zu müssen, machte mich glücklich. Ich rannte weiter durch den Wald. Da waren genug Tiere und ich konnte meinen Durst stillen. Der Geschmack jedoch kam nicht an Menschenblut heran. Doch es war mir in diesem Moment egal. Solange ich diese schrecklichen Visionen nicht mehr haben musste, nahm ich es in Kauf. __________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 2: Erkenntnis --------------------- Satt und zufrieden kehrte ich auf die Lichtung zurück. Meine Füße trugen mich zu einem Baum unter dem ich mich niederließ. Vor mir erstreckte sich das Land und nicht weit entfernt erkannte ich eine Stadt. An wie vielen Städten und Dörfer ich mittlerweile vorbeigekommen war, wusste ich nicht mehr. Ich folgte einfach meinen Füßen, die mich erstaunlich weit brachten und das Wort Müdigkeit kannte ich nicht. Doch traute ich mich nicht, dichter an die Häuser heranzutreten. Ich hatte schnell gemerkt, dass das Tierblut zwar sättigte, aber das Verlangen nach dem köstlich riechenden Blut der Menschen nicht im Geringsten stillte. Doch ich wollte die Visionen der verzweifelten Menschen, deren Blut ich trank oder die der Hinterbliebenen nicht sehen. Ich würde mich erst daran gewöhnen müssen und wer weiß, wann mein Geist stark genug war, würde ich es vielleicht auch schaffen und dann würden mir alle Möglichkeiten offen stehen. Vor allem hatte ich festgestellt, dass ich mich deutlich unterschied, von den Menschen die ich Tagsüber sah. Und das lag weniger an meine Augenfarbe oder an meine Haut, die in der Sonne so glitzerte, als wenn der klare See mit der Sonne spielte und deren Licht einfing. Nein, es war schlicht und ergreifend mein ganzes Auftreten. Meine blassen Füße waren nackt, doch spürte ich die Kälte nicht und das lange Gewand, was einem Nachthemd glich hing mir zu weit vom Leib herunter. Das würde ich als erstes ändern müssen, schließlich wollte ich nicht unnötig auffallen. Jeden Tag, wenn die Sonne unterging und der Himmel sich rot färbte ging ich nach unten an die Stadtgrenze und wagte mich vor. Doch sobald ich merkte, dass mir der köstliche Geruch der abendlichen Wanderer in die Nase stieg und ich nicht mehr an mich halten konnte, drehte ich mich um und lief zurück. Meine Versuche jedoch wurden auch bald belohnt, denn umso öfter ich es versuchte umso länger hielt ich durch. Es würde nicht mehr lange dauern und ich würde meine Gier und das Verlangen soweit unter Kontrolle bekommen, dass mein Verstand siegte. Mit jedem Erfolg breitete sich Freude in mir aus. Denn ich war es langsam leid, ständig um die Mauern umherschleichen zu müssen. Doch würde ich aufpassen müssen, denn die Leute würden bestimmt schnell mitbekommen, dass ich anders war. Sie durften das Glitzern meiner Haut nicht sehen. Über mir zog die Sonne ihre Bahn und wechselte den Platz mit dem Mond. Ich beobachtete, wie die Lichter unten in den Häusern erst eingeschaltet wurden und dann wieder erloschen. Ich hatte schon lange bemerkt, dass ich keinen Schlaf brauchte. Es war merkwürdig und ich wusste nicht, wie ich dies alles deuten sollte. Erst das Glitzern meiner Haut in Verbindung mit der Sonne, dann dieser Hunger und das Blut, was diesen auch nur zu stillen vermochte. Auch spürte ich keine Kälte und auch keine Wärme. Ich fror und schwitzte nicht. Wen ich auf die Jagd ging und den Wald durchstreifte, war ich schneller als das Tier, was ich zujagen gedenke und diese Kraft, die es vermochte, das leiden der Tiere zu ersparen. Ich hatte Menschen bisher nur von weitem gesehen, oder wenn ich sie anfangs getötet hatte. Mich schauderte es, wenn ich an mein erstes Opfer dachte, dieses kleine Mädchen, was so zart war und ich hatte ihr das Leben genommen. Ich hatte genau gespürt, wie ihr Atem langsamer geworden war, bis er erloschen war und wie das Herz in ihrer Brust aufgehört hatte zu schlagen. Doch diesen Herzschlag suchte ich in meiner Brust vergeblich und auch das Atmen tat ich nur aus reiner Gewohnheit, wenn es danach ging, müsste ich dieses nicht tun. Kurz gesagt, ich war etwas anderes, ich unterschied mich von den anderen Menschen. Doch was war ich dann? Diese Frage ließ mir keine Ruhe. Aber ich würde sie nie beantworten können, wenn ich mich nicht in ein Dorf oder in eine Stadt traute. Meine bisherigen Beobachtungen hatten mich gelehrt, dass es in so einer Stadt einiges zu entdecken gab und auf Fragen bestimmt auch Antworten liefern konnten. Nachts, wenn es dunkel war und nicht einmal mehr die Vögel zu hören waren überkam mich ein Gefühl der Einsamkeit. Ich fing an mich zu fragen, ob es hier noch mehr von mir gab. Oder ob die, die ich bisher in meinen Visionen gesehen hatte die einzigen waren. Meine Gedanken schweiften ab und ich fragte mich, ob der Junge mit den honigblonden Harren bereits gefunden hatte, was er suchte. Kaum hatte ich mir diese Frage gestellt, erschien er mir in einer Vision. Der Junge lief noch immer durch die Gegend und ich beantwortete mir die Frage selbst. Morgens, wenn die Sonne ihren Platz wieder einnahm und der Mond sich verabschiedete lief ich zurück in den Wald, um mir ein Tier zu jagen. Ich stellte fest, dass jedes Tier seinen eigenen Geschmack hatte. Gesättigt ging ich hinüber zu dem See, dessen Wasser so tief und klar war, dass ich mich ohne Probleme darin spiegeln konnte. Ich hatte verstanden, dass dieses blasse Wesen mit den kurzen schwarzen Haaren ich selbst war. Verwundert sah ich mich an, denn es hatte sich etwas verändert. Meine Augen waren nicht mehr karmesinrot, nein sie hatten jetzt die Farbe von Gold. Mit diesen Augen wirkte ich jetzt nicht mehr ganz so unheimlich. Meine Hand ging langsam zur Wasseroberfläche und ich brachte das Wasser in Schwung. Eine weile beobachtete ich, wie das Wasser leichte Kreise schlug, die immer größer wurden, bis sie sich verloren. Mein Blick zum Himmel verriet mir, dass es heute ein bedeckter, aber trockener Tag werden würde. Der perfekte Zeitpunkt, um erneut einen Versuch zu wagen in die Stadt zu gehen und diesmal nahm ich mir vor, weiter hineinzugehen und mir neue Sachen zu besorgen. Es war noch immer Spätsommer und so würde ich zwar auffallen, aber im anderen Sinne. Da ich nicht spürte, was die Jahreszeiten verrieten, schaute ich mir andere Menschen an und nahm mir daran ein Beispiel. Nachdem ich mir erneut Mut zugesprochen hatte, fanden meine Füße ihren Weg selber und ehe ich mich versah, stand ich auf einer Straße, zwischen hochgezogenen Häusern. Die Straße die ich entlanglief wurde von Geschäften gesäumt. Links und rechts sah man Schaufenster, wo die unterschiedlichsten Dinge ausgestellt wurden. Die meisten davon kannte ich nicht und sie faszinierten mich. Ermahnend, dass ich mich erst einmal um Kleidung kümmern sollte ging ich weiter und fand auch ein paar Blocks entfernt das Richtige. Ich ging die Stufen zum Laden hinauf und als ich die Tür öffnete erklang ein Leuten, was mich zusammenzucken ließ. Eine Frau stand hinter einem Ladentisch und musterte meine kleine zierliche Gestalt. Ich musste anscheinend für sie aussehen wie ein armes Kind, das auf der Straße betteln ging, doch irgendwas schien sie anzuziehen, denn statt mich raus zuschmeißen kam sie auf mich zu und sprach mich mit einem Lächeln an. „Guten Morgen meine kleine, kann ich dir irgendwie helfen?“ Helfen? Ja, dass konnte sie wirklich. Ich nickte und zeigte auf ein hübsches blaues Kleid, was im Schaufenster hing. Die Frau verstand und schaute mich nur mit einem mitleidigen Blick an. „Das Kleid ist schön, aber wenn du es haben möchtest, musst du es bezahlen.“ Bezahlen? Mit was bezahlt man? Das man etwas geben musste, um etwas anderes zu bekommen war mir klar, doch erst jetzt viel mir ein, dass ich gar nichts bei mir hatte zum tauschen. Mit fragendem Blick zeigte ich auf meine Kleidung, doch die Frau schüttelte nur den Kopf und hielt etwas rundes Glänzendes aus Gold hoch. „Mit 20 solcher Münzen würde es dir gehören.“ Mit hängendem Kopf verließ ich den Laden wieder und stellte mich vor das Schaufenster und konnte mich gar nicht satt sehn. Das Kleid gefiel mir, es war wirklich hübsch. Doch wenn ich es haben wollte, musste ich 20 solcher…wie nannte sie es…Münzen besorgen. Mein Weg führte mich weiter durch die Straßen und es dauerte nicht lange, bis ich an einem Flötenspieler vorbei ging. Er spielte wunderschön und dieses Lied klang traurig. Irgendetwas berührte mich ganz tief im inneren. Ich blieb stehen und lauschte den traurigen Klängen. Ohne zu überlegen was ich tat, fing ich an mich im Rhythmus der Melodie zu bewegen. Ich fing an zu tanzen. Um mich herum verschwamm alles, es gab nur noch mich, die Bewegungen und die schöne Melodie. Ich bemerkte nicht, dass immer mehr Leute an uns vorbeigingen und ebenfalls stehen bleiben. Erst als die Melodie verklang, sah ich wieder auf und bemerkte die Zuschauer, die dastanden und klatschten. Ihr Blick war auf mich geheftet, in ihren Augen war Faszination und Bewunderung zu lesen. Einige von ihnen fassten in ihre Taschen und holten etwas heraus. Es sah genauso aus, wie die Münze, die die Verkäuferin in Händen gehalten hatte. Sie warfen die Goldschimmernden Taler in eine Mütze, die vor dem alten Flötenspieler stand. Die Menge löste sich auf und der Flötenspieler erhob sich, nahm die Hälfte der Münzen aus der Mütze und reichte sie mir. „Danke für diesen schönen Tanz. Dank dir habe ich soviel eingenommen, wie lange nicht mehr. Das ist dein Anteil. Ich habe dich hier noch nie gesehen. Wo kommst du her?“ Dankend und mit einem glücklichen Lächeln nahm ich die Münzen entgegen und beantwortete seine Frage nur mit einem zeigen in die Richtung, aus der ich kam. Denn ich wusste nicht, woher ich kam und wohin ich ging. Der Spieler bot mir an, noch eine Weile mit ihm zu tanzen. Ich nahm an, denn seine Musik bezauberte mich und ich konnte davon nicht genug bekommen. Zur Belohnung bekam ich auch weiterhin die Hälfte der Einnamen. Ich bekam nicht mit, dass die anderen von meinem Anblick genauso verzaubert wurden, wie ich von der Melodie. Wenn wir Pause machten erzählte mir der Spielmann von seinem bisherigen Leben und er erklärte mir auch, wie das Leben vor sich ging. Ich löcherte den armen Mann nur so mit Fragen und bemerkte nicht, dass mein Hunger langsam zunahm. Doch meine Neugier und die Informationen beschäftigten mich so, dass ich die Gier und das Verlangen in die hinterste Ecke meines Instinktes verbannte. Am Abend hatte ich mit meinem Tanzen und seiner Musik soviel verdient, dass ich mir das Kleid kaufen konnte und sogar passende Schuhe dazu bekam. Die Frau war von meiner Art und meinem Wesen so begeistert, dass sie mir eine Stelle als Lehrling anbot. Sie wollte mir das Schneiderhandwerk beibringen, denn sie hatte sofort gemerkt, dass ich ein gutes Händchen dafür und den richtigen Geschmack hatte. Dank der mittelmäßigen Beleuchtung und der knappen Anzahl von Fenstern in diesem Geschäft ermöglichte es mir sogar, die Stelle anzunehmen und ich bekam obendrein eine Unterkunft in ihrem Laden gestellt. Wenn mein Hunger zu stark wurde, oder mein Verlangen nach dem Blut meiner Meisterin mich zu übermannen drohte, lief ich in den Wald und stillte somit das Begehren und den Hunger. Die Arbeit bereitete mir sehr großen Spaß und ich begann eine Schwäche für Kleidung zu entwickeln. Am liebsten hätte ich tausende von Kleidern entworfen, genäht und selbst getragen. Meine Meisterin war mehr als zufrieden mit mir. Unter anderem auch, weil ich nie müde wurde und nie irgendwelche Forderungen stellte. So langsam verstand ich das Leben und ich lernte, wie es vor sich ging. Doch wer ich war, dass wusste ich noch immer nicht. Doch auf diese Frage wo ich dieses Wissen erwerben könnte bekam ich bald eine Antwort. Denn eines Tages gab mir meine Lehrmeisterin ein Buch in die Hand. In diesem Buch waren verschiedenste Schnittmuster und Nähanleitungen enthalten. Ich blätterte begeistert durch die Seiten und fragte sie, ob es noch mehr von diesen wunderschönen beschriebenen Seiten gab, wo dieses her kam. „Oh ja mein Kind. Ein paar Straßen weiter gibt es eine Bibliothek, die noch viel mehr Wissen enthält, als darüber, wie man näht.“ Ich hörte zum ersten Mal etwas von einer Bibliothek und kaum war der Laden geschlossen, nutzte ich die verbliebene Zeit des Tages um mich auf die Suche dieses Gebäudes zu machen. Es dauerte auch nicht lange und ich erblickte das große Gebäude, mit seinen weißen Zinnen aus Alabaster. Ich starrte die Fassade an, als mir plötzlich eine Vision kam. In dieser Vision lief ich durch die Gänge, es waren Gänge die von Regalen gesäumt waren, die bis unter die Decke reichten. Die Bilder führten mich weiter, tiefer in das Gebäude, vorbei an alten Büchern, bis hin zu einem Regal. Mit einer unbeschreiblichen Vorfreude betrat ich da Gebäude und blieb mit offenem Mund im ersten Gang stehen. Vor mir türmten sich die Regale auf, die mit Büchern bestückt waren. Man sah dicke, dünne, helle und dunkle Buchrücken. Ich rief mir die Vision in Erinnerung und folgte dem Weg so, wie ich ihn draußen vorhergesehen hatte. Das Regal sah genauso aus, wie alle anderen auch, doch ich merkte, dass sich hier irgendwo die Antworten auf meine Fragen finden würden. Ich streckte meine Finger aus und berührte die Buchrücken und las leise die Inschriften vor. Es war merkwürdig, seit wann konnte ich lesen? Konnte ich schon immer die Worte verstehen, die mit alter Schrift auf die Rücken gestanzt waren? Meine Finger wanderten weiter und mein Gefühl wurde stärker. Bei einem Buch mit der Aufschrift „Dunkle Zeiten und Verfolgungen im Auftrag der Kirche“ blieb ich stehen. Ich zog es heraus und öffnete es vorsichtig. Meine Augen huschten über die Zeilen und nahmen die Wörter auf, die auf den Seiten standen. Ich lass weiter und umso weiter ich mich dem Ende des Buches näherte, umso langsamer wurde ich. Meine Beine fingen an zu zittern und wollten mich nicht mehr tragen. Ich rutschte auf den Boden und lehnte mich mit dem Rücken an das Regal. Das Buch ließ ich fallen. Die Worte die ich gelesen hatte beschrieben einiges an Eigenschaften, die ich bisher selber an mir festgestellt hatte und die mich von anderen Menschen unterschied. Laut den Worten war ich ein Vampir. Ein kaltes Wesen. Ein böses Wesen. Ein Dämon….War ich wirklich ein Monster? Mir erschienen wieder die Bilder von den Menschen, die ich getötet hatte. Ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen und hätte geweint, wenn ich es gekonnt hätte. Ja, ich hatte getötet und damit war die Antwort klar. Ich schloss meine Augen und rief unbewusst nach dem Mann, der mich in meiner letzten Vision so nett empfangen hatte. Als ob er mich erhört hätte erschien er mir und sein Lächeln erreichte mich. „Hab keine Angst, wir sind ebenfalls Vampire. Doch was genau wir sind, ob gut oder böse dass entscheiden wir ganz alleine. Mit unseren eigenen Taten, mit zukünftigen Taten. Lauf nicht davor weg, dass habe ich am Anfang auch versucht und es brachte nichts, außer eigenen Schmerz. Vertrau mir.“ Der blonde Engel reichte einer jungen Frau mit langen karamellfarbenen Haaren die Hand. Die Worte klangen beruhigend, auch wenn er diese nicht zu mir sagte. Ich nickte unwillkürlich und wollte seinen Worten glauben schenken. Meine zukünftigen Taten, das war das Stichwort. Denn ich hatte aufgehört Menschen zu töten und ich half sogar einer Frau im Laden und hatte der Mann mit der Flöte nicht dank mir mehr als je sonst verdient gehabt? Diese Ereignisse waren es, an denen ich mich klammerte und die mir neuen Mut gaben. Ich war ein Vampir, na und? Ich selber entscheide, was ich aus dem Leben mache. Zufrieden und fest entschlossen erhob ich mich und ging mit ruhigem Gewissen zurück zu meinem jetzigen Zuhause. Ich würde noch mehr als dieses haben, denn dafür war ich jetzt unsterblich. Ich musste nur aufpassen, dass ich mich nicht zulange an einem Ort aufhalte, denn irgendwann fällt es auf, wenn man nicht altert. In den Tagen die folgten arbeitete ich Tagsüber im Laden und schneiderte Kleider, während ich abends, wenn die Stadt schlief zurück in die Bibliothek ging und mir weitere Bücher durchlas. Ich lernte viel, denn die Nacht gehörte ganz alleine mir. Auch lernte ich im laufe der Zeit, dass ich mich speziell auf etwas konzentrieren muss, wenn ich bestimmte Visionen haben wollte und das sie subjektiv waren. Die meisten Versuche machte ich mit dem Jungen, der die honigfarbenen Harre hatte und durch die Gegend streifte. Um so öfters ich an ihn dachte und wissen wollte, wie es ihm ging und wie weit er war, umso deutlicher wurden die Visionen und allmählich lichtete sich der Schleier um ihn herum und ich konnte erkennen, was um ihn herum geschah und ob es Tag oder Nacht war. _______________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 3: Wo bist du, Jasper? ------------------------------ Ich sah ihn nun immer deutlicher. Er war nicht allein. Er hatte noch zwei Freunde bei sich. Einen Mann und eine Frau. Er nannte sie offenbar Peter und Charlotte. Sein Name war Jasper. Mir gefiel dieser Name. Er klang schön und ich fand, dass er zu ihm passte. Mit der Zeit konnte ich immer mehr von ihren Unterhaltungen mithören. Peter und Charlotte sahen immer glücklich aus. Doch Jasper dagegen wirkte nicht wirklich glücklich. Sie waren auch Vampire, so wie ich. Doch sie tranken Menschenblut. Peter und Charlotte schienen damit kein Problem zu haben. Der blonde Junge jedoch mochte keine Menschen mehr töten. Seine zwei Freunde konnten das offensichtlich gar nicht verstehen. Ich dagegen konnte ihn verstehen. Auch ich wollte keine Menschen töten. Ich wollte keine dieser Visionen mehr haben, in denen die Angehörigen meiner Opfer um sie trauerten. Warum konnten Peter und Charlotte das nicht verstehen? Die Vision schwand und ich befand mich wieder in meinem Zuhause bei der Schneiderin. Es wurde gerade wieder hell und ich konnte sie hören, wie sie gerade aus dem Badezimmer kam und nun das Frühstück vorzubereiten begann, nur für sich, denn ich konnte nicht das gleiche essen, wie sie. Sie hatte sich daran gewöhnt und sie glaubte ich würde lieber durch die Stadt ziehen und mir dort unterwegs was zu Essen kaufen. Die Zeit verging. Ich wusste nicht, wie lange ich Zeit hatte, bei der Schneiderin zu bleiben bis es ihr auffiel, dass ich anders war. Außerdem wollte ich andere Vampire finden. Ich würde diesen netten blonden Mann, der Tierblut trank, nie finden und zu seiner Familie gehören, wenn ich nicht weiter zog. Außerdem wollte ich unbedingt Jasper treffen. Nach etwa neun Monaten bei der Schneiderin zog ich dann schließlich weiter. Ich wusste nicht wohin ich gehen musste. Ich hatte keine Ahnung, wo ich Jasper und seine beiden Freunde finden würde. Ich rannte einfach. Ich stellte schnell fest, dass ich in meinen Visionen noch nicht sehen konnte, wo genau sich Jasper befand. Ich musste also so durch die Gegend ziehen und hoffen ihn irgendwann zu finden. Die erste Stadt, in der ich vorbei kam, war Memphis. Ich mochte diese Stadt. Sie war groß und hier gab es so viele Geschäfte, in denen ich Kleider kaufen konnte. Doch mein Geld, das ich bei mir hatte, reichte nicht aus, um mir so viele von ihnen zu kaufen, wie ich wollte. Ich suchte nach einer Möglichkeit mir etwas Geld zu verdienen, doch ich konnte auch nicht zu lange bleiben. Nach einer Weile fiel mir außerdem auf, dass es mir in der großen Menschenmasse schwerer fiel, ihrem Blut zu widerstehen. Ich versuchte also so gut es ging, der Menschenmasse fern zu bleiben, doch je hungriger ich wurde, desto schwerer fiel es mir und ich konnte nicht verhindern, dass mir eines Nachts in einer dunklen Seitengasse ein Ausrutscher passierte. Wieder waren da diese schrecklichen Visionen über die Angehörigen meines jüngsten Opfers. Ich fühlte mich elend. Wieso musste es so kommen? War ich mir zu sicher gewesen? Ich rannte aus der Stadt, weit weg von den Menschen. Stunden um Stunden rannte ich, fast die ganze Nach hindurch, bis ich schließlich wieder in einer menschenleeren Gegend ankam. Hier sank ich ins Gras und hätte am liebsten geweint, wenn ich es gekonnt hätte. Hier war ich wieder allein. Ich hatte niemanden. Doch hier könnte ich niemand schaden. Niemand würde mir mehr zum Opfer fallen. Doch war ich wirklich zu dieser Art von Leben verdammt? Würde ich nur Gesellschaft bekommen, wenn ich Jasper fand oder wenn ich mich diesem blonden Vampir und seiner Familie anschloss? Ich wollte nicht mein unsterbliches Leben in der Einsamkeit verbringen. Aber wie konnte ich die anderen finden? Wo waren sie? Wo war ich, von ihnen aus gesehen? Was musste ich nur tun? Verzweiflung machte sich in mir breit. Ich irrte umher. Völlig ziellos, ohne eine Ahnung, wo ich war und aus welcher Richtung ich kam. Monate lang hielt ich mich von Menschen fern. Vielleicht waren es auch Jahre. Ich konnte es nicht einschätzen. Meine Visionen sagten mir, dass Jasper mit seinen beiden Freunden von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt zogen. Ich war also völlig falsch. Doch ich verzieh mir kein einzieges Opfer, das ich je gemordet hatte. Ich wagte mich einfach nicht in die Nähe der Menschen. So konnte es nicht weiter gehen, das wusste ich. Aber würde ich der Versuchung der Menschenmassen widerstehen können? Weitere Monate verbrachte ich in der Einsamkeit. Mit der Zeit gewöhnte ich mich zunehmend an den Geschmack von Tierblut. Ich entwickelte meine Vorlieben. Ich mochte Rehe und Hirsche. Wenn ich die Wahl hatte, zog ich sie eindeutig vor. Wenn ich nicht gerade jagte, verbrachte ich die Zeit damit ziellos durch die menschenleeren Gegenden zu rennen oder damit mich auf meinen Visionen zu konzentrieren. Ich kannte nun auch die Namen des blonden Vampirs und seiner Familie. Er hieß Carlisle Cullen. Er hatte eine Frau mit Namen Esme. Sie hatte wunderschöne karamellfarbene Haare, die sich wellten und sie hatte ein herzförmiges Gesicht. Ich erkannte sie sofort aus einer meiner Visionen, als ich erfahren hatte das ich als Vampir nicht böse sein musste. Der dritte in der Familie war ein Junge, vielleicht 16 oder 17 Jahre. Er war schlaksig und hatte zerwuschelte, kupferfarbene Haare. Ihn hatte ich in meinen bisherigen Visionen noch nie gesehen. Erst mit der Zeit erfuhr ich auch seinen Namen: Edward. Alle drei ernährten sich von Tierblut und ich konnte nicht sehen, dass es ihnen irgendwie schwer fiel. Ich konnte mir keine größeren Vorbilder vorstellen. Ich wollte mich so gerne ihnen anschließen. Aber ich wusste noch immer nicht, wo ich sie finden konnte. Mit Jasper war ich auch nicht viel weiter gekommen. Ich wusste, dass er seit kurzem allein durch die Gegend zog. Er suchte nun nach einer Möglichkeit keine Menschen mehr zu töten. Es wunderte mich ein wenig. Hatte er denn keine Visionen von Carlisle und seiner Familie? Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich in den Büchern, die ich in der Bibliothek über Vampire gelesen hatte, nie etwas über Visionen fand. Das musste also bedeuten, dass nicht jeder Vampir so etwas konnte. Aber warum konnte ich es dann? Ich begann mich zu fragen, ob Carlisle, Esme oder Edward die Zukunft sehen konnten. Aber in meinen nächsten Visionen fand ich keine Antwort darauf. Dafür hatte ich in den nächsten Tagen allerdings die Vision, dass ich mich den Cullens zusammen mit Jasper anschließen würde. Das freute mich. Ich wollte ihm helfen. Ich wollte nicht, dass er traurig war. Ich wollte nicht, dass er nicht fand, was er suchte. Und ich wollte auch nicht, dass er einsam war. Ich wollte mit ihm zusammen sein. Aber wo war er??? Ich entschloss mich die Suche nach ihm fortzusetzen. Ich hielt die Einsamkeit nicht mehr aus. Zwar hatte ich immer noch Angst, dass mir wieder ein solcher Ausrutscher passieren könnte, aber ich würde eben noch mehr aufpassen müssen. Ich befand mich in der Nähe von Chicago. Diese Stadt war ähnlich groß, wie Memphis. Ich wurde schwach, als ich an den zahllosen Modegeschäften vorbeiging. Zu gerne hätte ich die Kleider sofort alle gekauft. Doch ich hatte überhaupt kein Geld mehr. Eine Weile verdiente ich mir also ein paar Münzen mit Straßenmusik zusammen. Irgendwann, nach ein paar Wochen, in denen meine Geduld stark auf die Probe gestellt wurde, besaß ich wieder hunderte von ihnen. Doch gerade als ich zu einem der Modegeschäfte gehen wollte, um mir Kleider zu kaufen, hörte ich, wie sich zwei Männer über etwas unterhielten, das sie Aktien nannten. Offenbar hatte es auch irgendetwas mit Geld zu tun. Ich blieb stehen und lauschte. Einer der Männer hatte anscheinend gerade 20 Aktien von irgend so einem Unternehmen gekauft und prahlte nun vor seinem Freund damit. Aber was hatte er jetzt von diesen Aktien? Aus der Unterhaltung der beiden Männer hörte ich raus, dass hier in Chicago irgendwo ein großes Gebäude sein musste, dass Börse genannt wurde, wo man diese komischen Aktien kaufen konnte. Ich war neugierig. Ich wollte wissen, was Aktien waren also suchte ich diese Börse. Ich fand dieses Gebäude. Es nannte sich „Chicago Stock Exchange“. Hier waren viele Menschen, die sich um viele Schalter drängten, um dort irgendwelche Papiere zu bekommen. An der Wand der großen Halle war eine große Anzeigetafel, auf der eine Menge Zahlen standen. Ich fragte eine Frau, was Aktien waren. Sie schaute mich lächelnd an. Sie hielt mich wahrscheinlich für ein Kind, das aus Neugierde hier her gekommen war. „Das sind Anteilsscheine, meine Kleine“, sagte sie. „Große Firmen teilen ihr ganzes Geld in viele dieser Scheine auf. Die kann man kaufen und wenn die Firmen viel Gewinn machen, dann bekommt man viel Geld für seine Aktien.“ Lächelnd ging sie weiter. Ich blieb fasziniert stehen. Ich konnte also Geld bekommen ohne irgendetwas dafür tun zu müssen? Ich sah mir diese große Anzeigetafel, mit den vielen Zahlen drauf, an. Sie zeigte also die Gewinne der großen Firmen an. Ich überlegte. Dann hatte ich ganz viele kleine Visionen über diese Firmen. Ich wusste, welche von ihnen Gewinne machten und welche nicht. Und da bemerkte ich, dass ich meine Fähigkeiten in die Zukunft zu sehen hier nutzen konnte. Ich hatte genug Geld, um mir 35 Aktien einer noch ganz jungen Firma zu kaufen. Ich bekam daraufhin 35 Zettel in die Hand gedrückt, die alle gleich aussahen. Darauf standen der Name der Firma und der Betrag, den jeder dieser Aktien wert war. Sie waren weniger wert, als ich dafür bezahlt hatte. Ich erfuhr, dass der Kurs einer Aktie häufig höher war, als ihr eigentlicher Wert. Der Kurs einer Aktie richtete sich danach, wie viele Leute die Aktien eines Unternehmens kauften und je mehr Leute kauften, desto höher stieg der Kurs. Und wenn zu viele Leute ihre Aktien wieder verkauften, fiel der Kurs wieder. Wie viel Geld ich bekam, hing von diesem Kurs ab. Nur wenige Tage später hatte sich mein Geld, was ich für die Aktien bezahlt hatte verdreifacht. Und weitere drei Tage darauf verfünffacht. Meine Visionen sagten mir, dass in den nächsten Tagen nicht mehr ganz so viele Leute diese Aktien kaufen würden und dass dafür andere Firmen gefragter sein würden. Also verkaufte ich meine Aktien wieder und kaufte von einem kleinen Teil meines Geldes neue Aktien. Von dem Rest konnte ich mir endlich neue Kleider kaufen. Ich blieb ein oder zwei Monate lang in Chicago, bis ich wieder weiter zog, um weiter nach Jasper zu suchen. Ich zog von Großstadt zu Großstadt. Inzwischen fiel es mir immer leichter mich unter Menschen zu bewegen, was mich sehr erleichterte. Mit der Zeit sammelte ich viele Erfahrungen bei den Banken, der Städte. Hier kaufte und verkaufte ich meine Aktien. Ich hatte noch nie Geld verloren. Mit der Zeit eignete ich mir immer mehr Wissen an. Das Geld, das die Unternehmen in ihre Aktien zerteilten, wurde Grundkapital genannt. Jede Aktie musste mindestens 50$ wert sein. Man sprach hier vom sogenannten Mindestnennwert. Dieser Mindestnennwert war auch gleichzeitig der Preis, zu dem die Aktien zunächst mindestens ausgegeben werden mussten. Der jeweilige Kurs jedoch, der sich nach der Nachfrage richtete konnte dagegen im Laufe der Zeit unter diesen Wert sinken oder anders herum auch sehr hoch ansteigen. Diesen Kurs nutzten die Unternehmen dazu mehr Geld zu bekommen. Je höher der Kurs ihrer Aktien stieg, desto mehr Geld bekamen sie zusätzlich zu ihrem Grundkapital. Die meisten Unternehmen erzielten in diesen Zeiten immer ziemlich hohe Gewinne. Es war sehr leicht sein Geld zu vervielfachen. Und da ich immer vorher wusste, wie die Kurse steigen und fallen würden, konnte ich immer rechtzeitig meine Aktien kaufen und verkaufen. Mein Geld ließ ich bei einer Bank, die für mich auf mein Geld aufpasste. Immer wenn ich in einer anderen Stadt war, konnte ich, wann immer ich wollte zu einer Geschäftstelle dieser Bank gehen und mir von meinem Geld etwas abholen und mir davon Kleider und Schuhe kaufen. Doch viel mehr als all diese Kleider und Schuhe wollte ich endlich nicht mehr allein sein. Nachts, wenn ich in meiner kleinen Wohnung, die ich mir immer wenn ich in einer neuen Stadt war mietete, konzentrierte ich mich auf meine Visionen von Jasper. Er sah immer verzweifelter aus. Er versuchte seltener zu trinken, nur um nicht morden zu müssen. Doch schließlich wurde er trotzdem wieder zu hungrig und überfiel ein Opfer. Mir wurde klar, warum er nicht töten wollte. Ich wusste nun, dass Jasper die Empfindungen seiner Opfer spüren konnte. Hatte also jeder Vampir ein anderes besonderes Talent? Über diese Frage dachte ich allerdings nicht allzu lange nach. Ich konnte Jasper nun immer besser verstehen. Die Empfindungen seiner Opfer zu spüren musste ähnlich dem sein, wie wenn ich Visionen von trauernden Angehörigen hatte. Es war schrecklich so etwas sehen oder spüren zu müssen. In diesen Momenten, in denen ich meine Visionen von Jasper hatte, konnte ich immer sehr gut mit ihm mitfühlen. Doch egal wie viele Visionen ich von ihm hatte, ich konnte nicht raus finden, wo er war. Langsam fing auch ich an zu verzweifeln. Wo konnte ich ihn nur finden? Wo nur? WO??? Die Jahre zogen an mir vorbei, ohne dass man mir die Zeit ansah. Meine Suche nach Jasper setzte sich fort. Ich fand immer mehr über ihn raus. Gelegentlich traf er sich mit anderen Vampiren, die ihn nicht verstehen konnten, warum er nicht töten wollte. Warum traf ich nie jemanden anderes von uns? Warum war ausgerechnet ich alleine? Auf der anderen Seite, wenn ich jemanden andres von uns traf, dann würden sie mich wahrscheinlich auch nicht verstehen können. Vielleicht würden sie mich zu überzeugen versuchen, Menschen zu töten. Diese Vermutung verstärkte sich zunehmend, als viele der Vampire, die Jasper traf ihn zu besänftigen versuchten, dass es für einen Vampir nur natürlich sei, Menschen zu jagen. Doch Jasper ließ sich davon nicht überzeugen und er zog weiter, um ihnen nicht länger ausgesetzt zu sein. Während auch ich weiter zog, verfolgte ich immer wieder die Nachrichten, um mich über aktuelle Kurse zu informieren und über alles, was sonst so vor sich ging. Im Oktober 1929 war ich eine der wenigen, die rechtzeitig Maßnahmen trafen, bevor es zu einem gewaltigen Börsencrash kam. Danach setzte eine schwere wirtschaftliche Krise ein, die nicht nur die USA zu betreffen schien. In Folge dieser Weltwirtschaftskrise kam es auch zu einer drastischen Abnahme des Geldwertes und sinkender Nachfrage. In den Nachrichten sprach man von einer schweren Deflation. Der Weltwirtschaftskrise schlossen sich weitere Probleme an. In Deutschland, irgendwo in Europa, hatte ein Mann namens Hitler die Macht übernommen und er arbeitete Stück für Stück auf einen Krieg hin, um sein Land zu vergrößern. Die USA sah nur missbilligend zu. Doch diese Probleme schienen mir nichtig, im Vergleich zu meinem Problem. Ich war noch immer allein und ich war es leid. Selbst als der Krieg im September 1939 dann tatsächlich ausbrach, kümmerte es mich wenig. Ich hatte niemanden, den ich im Krieg verlieren konnte. Mein Jasper war nicht im Krieg und selbst wenn, konnte er dort auch nicht sterben. Aber davon hatte ich nichts, denn ich wusste noch immer nicht, wo ich ihn finden konnte. Der Krieg in Europa drohte nun zu eskalieren und die USA griff ein. Schließlich gewannen wird den Krieg, doch sofort darauf gerieten wird mit Russland in Konflikt. Es war idiotisch. Kaum war ein Krieg gewonnen musste auch schon ein neuer einsetzen… Ich ignorierte diese Nachrichten und konzentrierte mich auf Jasper und auf die Cullens. Carlisle’s Familie war inzwischen gewachsen. Er hatte ein junges Mädchen bei sich aufgenommen, das von ihrem Ehemann brutal vergewaltigt worden und halb tot zurückgelassen worden war. Carlisle hatte sie daraufhin mit zu sich genommen und sie dort in einen Vampir verwandelt. Er kam mir immer mehr wie ein Engel vor. Ihr Name war Rosalie. Rosalie Hale. Sie war unglaublich hübsch. Ihre langen blonden Locken umrahmten ihr anmutiges, schmales Gesicht und fielen ihr in sanften Wellen über den Rücken. Zwei Jahre später hatte Rosalie einen großen, muskulösen Jungen mit dunkelbraunen Locken in den Bergen gefunden, der von einem Bären angegriffen worden war. Sie hatte ihn zu Carlisle gebracht, um ihm das Leben zu retten. Und nun waren sie und der Junge, der Emmett hieß, zusammen glücklich. Ich war etwas neidisch auf die beiden. Ich sehnte mich auch so sehr nach Liebe. Ich sehnte mich nach Jasper. Und dann sah ich ihn wieder. Er spielte gerade mit dem Gedanken nach Philadelphia zu ziehen. Er war sich allerdings noch nicht ganz sicher. Kurz darauf hatte ich eine weitere Vision, in der ich ihm in einem kleinen Lokal begegnen würde. War das Philadelphia? Ich schöpfte Hoffnung. Ich wurde richtig aufgeregt. Es würde also nicht mehr lange dauern. Ich würde ihn finden. Wie Jasper sich nun tatsächlich entscheiden würde, wusste ich nicht. Ich dachte auch nicht allzu lange darüber nach. Alles, was für mich jetzt zählte, war nach Philadelphia zu reisen. Ich musste dieses kleine Café dort einfach finden. Ich musste. Ich musste! Ich rannte wieder. Je schneller ich in Philadelphia ankam, dachte ich, würde ich endlich meinen Jasper finden. Ich wurde immer euphorischer, je näher ich dieser Stadt kam. Und schließlich – endlich – kam ich an der Ostküste der USA und in Philadelphia an. _______________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 4: Philadelphia ----------------------- Philadelphia, ein US-Bundesstaat von Pennsylvania mit einer Einwohnerzahl von 1.931.334. Hier würde ich also fürs erste bleiben und auf Jasper warten. Der erste Eindruck gefiel mir recht gut. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich hier auch vielleicht ein Weilchen aufhalten müsste. Meine Visionen verrieten mir zwar, wer wo auftauchen würde, aber sie konnten mir nicht sagen, wann genau jemand kam, was bedeutete, dass ich auch keine Ahnung hatte, wann Jasper hier ankam. Und so blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Da ich nicht wusste wie lange ich zu warten hatte, würde ich eine Bleibe brauchen. Am liebsten wäre mir eine kleine Wohnung, die in der Nähe eines Waldes liegt. Denn so müsste ich mir um meine Nahrung und um meine Tarnung keine großen Sorgen machen. Nach einiger Suche fand ich sogar das Richtige, denn es gab in Philadelphia ein Stadtteil mit dem Namen Frankfort und deren Grenze war der Delaware River. Um den Fluss gab es ein Wäldchen in dem einiges an Tiere hauste. Ich sah mir die Gegend an und streifte durch die Gegend, mit einem zufriedenen Ergebnis. Verhungern würde ich hier wohl nicht. Es dauerte nicht lange und eine weitere Vision verriet mir mehr über das Treffen mit Jasper, was mich noch mehr ermutigte. Ich sah, dass der Junge, auf den ich so ungeduldig wartete an einem stürmischen Tag kommen würde. Doch was mich ein wenig überraschte war, dass es draußen hell war und nicht wie sonst immer, wenn ich eine Vision von ihm hatte schwarz, schwarz wie die Nacht. Soweit man es bei diesem Sturm „hell“ nennen konnte. Seit dieser Vision stand ich jeden Morgen auf und das erste was ich tat war, ans Fenster zu treten und heraus zu schauen, um meinen Tagesplan und auch einwenig meine Laune festzulegen. Wenn es draußen stürmisch war, ging ich vergnügt die Straße entlang, die direkt zu einem kleinen Lokal führten und setzte mich hinein und wartete. In der Hoffnung, dass ich dem Jungen mit den Honigblonden Haaren endlich persönlich ins Gesicht sehen konnte. Wenn der Himmel anders aussah, war ich nur noch halb so gut drauf. Doch auch davon ließ ich mir den Tag nicht verderben und verbrachte den ihn mit unterschiedlichen Aktivitäten, wie Shoppen oder mich weiter über die Vorgänge an der Börse zu informieren. Wie schon in den anderen großen Städten gab es auch hier Börsen, die ich aufsuchte. Mein bisheriges erspartes gab ich für weitere Aktien aus und wenn der Moment günstig war, verkaufte ich diese wieder, wobei mir meine Visionen wirklich hilfreich waren. Das Geld vermehrte sich auf meinem Konto und ich musste mit einem Lächeln feststellen, dass mein Geld hier auf der ersten Bank lag, die jemals eröffnet wurde. Wenn ich keine Lust auf die Börse hatte, ging ich durch die Stadt und nutzte die Zeit, um mir die Sehenswürdigkeiten anzusehen, von denen es hier erstaunlich viele gab. Als erstes nahm ich mir die Museen vor, unter anderem das Philadelphia Museum of Art und ich kannte jede Kirche von innen. Besonders beliebt waren bei mir auch die Bibliotheken, deren Wege ich mittlerweile alle aus dem Kopf kannte und die ich nicht nur einmal besuchte. Was ich auch sehr interessant fand, war die American Philosophical Society, die 1743 von Benjamin Franklin und John Bartram hier gegründet wurde. Dort befanden sich auch eine umfangreiche Bibliothek und viele Disziplinen der Geistes- und Naturwissenschaften. Hier tummelten sich viele Studenten und ich mischte mich einfach unter sie. Mit einigen kam ich sogar ins Gespräch und erfuhr, dass es in dieser Stadt mehrere Universitäten gab. Die Unterhaltungen machten mich neugierig, was dazu führte das ich mich an einige Abende in Vorlesungen stahl und den Dozenten lauschte. Ich nahm mir vor mich irgendwann einmal, wenn ich alles das gefunden hatte, was ich suchte, in einem Kurs einschreiben zu lassen. Denn ich war ein wissbegieriger Vampir und wollte vieles lernen, entdecken und mitnehmen. Was natürlich auch nicht zu kurz kommen durfte, waren meine kleinen Shoppingtouren. Durch diese kleine Leidenschaft lernte ich auch die anderen Stadtteile wie Bridesburg, Port Richmond, Juniata, Oxfort Circle und Wissinoming kennen. Jedes dieser Orte besaß schöne Modegeschäfte, die ich mir alle von innen angesehen hatte und ich kam aus keinem ohne etwas heraus. Doch langsam sollte ich mich zurücknehmen, denn mein Kleiderschrank war schon recht voll und wenn ich Jasper gefunden hatte, wollte ich weiter zu den Cullens und dorthin würde ich dies alles mitnehmen müssen. Erst wenn ich mein Ziel erreicht hatte und bei den Cullen sein würde, würde ich meine entdeckte Liebe noch weiter und besser ausleben können. So vergingen die ersten Wochen, doch umso länger ich wartete, umso mehr fing ich an, an meiner Gabe zu zweifeln und den Glauben daran zu verlieren, dass Jasper irgendwann noch kommen würde. Ich hatte zwar gelernt und gemerkt, dass die Zeit für einen Vampir anders gerechnet wurde und die Anzahl der Jahre bedeutungslos wurden, da man ja die Ewigkeit hatte, doch dieses Warten und diese Ungewissheit kamen mir ebenfalls wie eine Ewigkeit vor. Es gab auch andere, nicht so schöne Tage. Tage, an denen ich verzweifelt das Lokal verließ und hinunter an den Delaware River ging und mich ans Ufer setzte. Mein Blick ging abwesend zu meinem Spiegelbild, was ich nach einer Zeit nicht mehr sah, denn ich sah nur noch das tiefe klare Wasser vor mir. Den Boden, der so weit weg schien, genau wie meine Gedanken. Ich dachte an Jasper und fragte ihn, wo er denn bliebe. Meine Gedanken konzentrierten sich auf ihn, den ich so ungeduldig erwartete. Das Ergebnis war, dass ich endlich eine Vision bekam, die mir etwas Klarheit verschaffte und erklärte, warum es etwas längern dauern könnte. Der Junge mit denn honigblonden Haaren lief gerade durch ein menschenleeres Gebiet. Vor kurzem hatte er angefangen, auch am Tage zu reisen und seine Wanderung vorzusetzen. Jasper vermeidet es, in Gebiete zu kommen, wo sich Menschen aufhielten, denn die Angst dass sein Hunger dann zu übermächtig wurde und er seine Gier nicht mehr zügeln konnte war zu groß. Denn die Gefühle der Furcht und die Verzweiflung seiner Opfer wollte er nicht mehr spüren. Er hatte Angst, dass sie ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben würden. Daher nahm er Umwege in Kauf und verhinderte so, dass er auf belebte Orte traf. Seine Nahrungsquelle bestand aus verirrten Wanderern im Wald oder aus verunglückten Bergsteigern, deren Leiden er dadurch beenden konnte. Als die Vision endete erhob sich mein Blick wieder und ich sah in den Himmel hinauf und ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Nun wusste ich warum ich noch immer wartete. Denn seine Umwege, die er in kauf nahm waren lang und für ihn sehr wichtig. Meine Hoffnung war zurück und seit diesem Ereignis zweifelte ich nicht mehr an meiner Gabe und dankte ihr. Ich würde warten, egal wie lange es dauern würde. Egal, wie viele Jahre erst noch vergehen würden. Ich wusste, er war auf dem Weg und würde irgendwann in Philadelphia ankommen. Die Jahreszeiten gingen vorüber und die Blätter der Bäume im Wald färbten sich gelb, bis sie hinunter auf den Boden vielen und dort liegen blieben. Der Winter war nicht mehr fern und die ersten grauen Wolken zogen über das Land. Es wurde zunehmend kälter, auch wenn ich selber von den absinkenden Temperaturen nichts mitbekam. Ich sah nur, wie die Menschen auf der Straße ungeduldiger wurden und in ihren dicken Mänteln durch die Straßen schritten, in der Hoffnung vor dem ersten Schneefall zu Hause zu sein, um es sich vor ihrem Kamin gemütlich zu machen und das Zimmer zu erwärmen. Es dauerte nicht lange, bis der erwartete Schnee kam und die Flocken zu Boden fielen und das Land einhüllten. Die Straßen, Gehwege und das übrig gebliebene grün färbten sich weiß und wurden durch eine Decke aus Eiskristallen ersetzt. Im Gegensatz zu den älteren Bewohnern freute ich mich genauso über das Wetter wie die Kinder. Gut eingepackt trugen meine Füße mich hinunter zum Fluss. Ich streckte die Hände aus und sah hinauf in den Himmel und beobachtete die Flocken, wie sie hinunter segelten. Meine Hände fingen die kleinen Kristalle auf und durch die Kälte meiner Haut schmolzen sie nicht. Ich hob die Hand und sah mir die Kristalle genau an und sah die schöne Struktur der Kristalle und erinnerte mich an meinen ersten Winter. Damals hatte ich mich fürchterlich erschrocken, bis ich erkannte wie schön die Eiskristalle aussahen und was es mit ihnen auf sich hatte. Ich liebte den Winter, denn die Landschaft war eine einzige weiße Decke. Niemand wusste wie es darunter aussah und welche Vielfalt sich dort versteckte. Von oben sah die Schneedecke hell aus und das Sonnenlicht ließ denn Schnee glitzern, wie meine Haut. Es sah alles gleich aus und die Geheimnisse wurden gehütet, bis im Frühjahr der Schnee schmolz und die Farben wieder hervorkamen und zeigten, wie vielfältig die Welt doch sein konnte. Doch leider gab es im Winter auch ein Fest, worüber sich jeder andere freute, bis auf ich. Das Fest der Liebe, der Familie, der Freunde, des Vergebens und des Schenkens. Jede Familie war in diesem Weihnachtsmonat mit Vorbereitungen beschäftigt und wenn ich die Straßen entlang ging, sah ich unzählige bunte Lichter die an den Fenstern der Häuser und der Geschäfte leuchteten. Um mich herum erklang Kinderlachen und freudige Erwachsene. Nur ich lief etwas traurig durch die Gegend. In dieser Zeit wurde mir mehr als sonst bewusst, wie einsam ich doch war. Es würde bestimmt anders sein, wenn noch jemand da wäre und mit dem ich diese Zeit ebenfalls genießen könnte. Heiligabend saß ich alleine in meiner kleinen Wohnung vor dem geschmückten Weihnachtsbaum und sah abwesend zu die Kerzen, die das Zimmer erhellten. Draußen erklang das Läuten der nahe stehenden Kirche, die zur Christfesper rief. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass endlich Jasper auftauchen würde. In der Hoffnung, dass ich das nächste Weihnachten nicht mehr alleine verbringen würde, erhob ich mich und ging nach draußen. Ich wollte mir mein eigenes Weihnachtsmahl besorgen und ging in den Wald. Einige Tage später endete das Jahr 1946 und das neue Jahr begann so, wie ich es damals kennen gelernt habe. Über der Stadt wurde es hell und laut. In der Luft hing der Geruch von Schwefel, was ich noch deutlicher wahrnahm als die anderen um mich herum. Die Bewohner feierten Silvester mit einem bunten Feuerwerk, was die Nacht zum Tage machte. Ich saß auf der Wiese am Fluss, was in der Zeit zu meinem Lieblingsplatz geworden war und beobachtete das farbige Schauspiel am Himmel. Nachdem es ruhiger wurde schloss ich meine Augen und meine Gedanken waren von Jasper erfüllt. Denn es war so Brauch, dass man sich etwas fürs neue Jahr vornahm, ich indessen vermischte es mit meinem Wunsch und hoffte dass ich 1947 auf den Jungen treffen würde, auf den ich wartete. Das neue Jahr begann ich so, wie ich im letzten aufgehört hatte. Ich sah aus dem Fenster und schaute mir das Wetter an, ehe ich mich entschied, was ich am Tage so anstellen sollte. Somit vergingen weitere Tage und Monate und der Winter verschwand und draußen begannen die ersten Blumen zu blühen und es dauerte nicht lange, bis es wieder so warm war, dass sich die Kinder am Delaware River vergnügten und im Wasser badeten und somit die Ruhe verscheuchten. Da ich nun alles in der Stadt und in der näheren Umgebung kannte, hielt ich mich mehr und mehr in den Bibliotheken und in den Universitäten auf und besuchte immer mehr Kurse, obwohl ich mir vorgenommen hatte, dieses erst später zu machen nutzte ich die Zeit dafür jetzt schon. Ich hatte mich für den Studiengang Design entschieden, damit ich das bisherige Gelernte noch weiter ausbauen konnte. So würde ich bald professionell Kleider entwerfen und Designern können. Denn die Grundfertigkeiten hatte ich ja bereits in meiner Lehre erworben, die bereits Jahre her war. Ein weiteres Jahr war somit ins Land gezogen und Jasper war noch immer nicht aufgetaucht. Wie oft ich hier in dem Lokal neben meinem Studium schon gesessen hatte, wusste ich nicht mehr. Genauso oft wurden meine Erwartungen auch enttäuscht und ich verließ traurig das Cafe. Ein weiterer stürmischer Tag kam ins Land und wie so oft saß ich in diesem kleinen Lokal auf dem Barhocker und beobachtete die Tür. Und ein weiteres Mal öffnete sich diese und ein Gast trat herein. Doch diesmal war es endlich der Besucher, auf denn ich schon so lange warte. Denn im Eingang erschien ein Junge mit honiglonden Haaren und schwarzen Augen. _______________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 5: Mein Jasper ---------------------- Wenn mein Herz noch schlagen würde, wäre es jetzt vor Aufregung bis zur Decke gesprungen, da war ich mir sicher. Der Junge betrat das Lokal. Er war unglaublich groß, größer, als ich ihn in meinen Visionen eingeschätzt hätte. Vielleicht zwei Köpfe größer als ich. Seine Haare waren vom Regen klatschnass und vom Wind zerzaust. Unter seinen schwarzen Augen waren dunkle Augenringe. Ich hatte das in meinen Visionen hin und wieder mal gesehen. Er war hungrig. Es fiel ihm unglaublich schwer sich so unter Menschen zu bewegen. Jetzt, als ich ihn vor mir sah, sah ich, dass er unglaublich viele halbmondförmige Narben hatte. Sie waren, soweit ich es sehen konnte, über seinen gesamten Körper verteilt. Selbst im Gesicht hatte er einige davon. Doch darauf achtete ich jetzt eher weniger. Alles, was für mich zählte war die Tatsache, dass er endlich da ist. Dass sich das Warten gelohnt hatte und ich nun nicht mehr allein war. Er sah sich kurz um. Ich hüpfte von meinem Barhocker und direkt auf ihn zu. Ich war glücklich. Überglücklich! Endlich stand er vor mir, mein Jasper. In sein Gesicht stand die pure Überraschung geschrieben. Ich lächelte ihn an. „Du hast mich ziemlich lang warten lassen“, sagte ich und stupste ihn spielerisch an die Brust. Jetzt wirkte er noch überraschter, doch er senkte seinen Kopf, als ob er sich der Schuld bewusst wäre und antwortete: „Tut mir leid, Ma’am.“ Seine Stimme klang tief und sanft. Ich lächelte und nun reichte ich ihm meine Hand. Er nahm sie ohne zu zögern. Und dann zog ich ihn mit mir in eine stille Ecke des Cafés. Hier würde uns niemand belauschen oder auf uns achten. Er starrte mich fasziniert an. „Kennen wir uns?“, fragte er, als wir uns gesetzt hatten. „Ich bin Alice“, antwortete ich. „Ich wusste, dass du kommen würdest. Ich hatte immer wieder Visionen von dir. Ich wusste, dass wir zusammen gehören und ich habe so lange nach dir gesucht und dann hier auf dich gewartet.“ Er starrte mich noch immer verblüfft an. Er spielte mit dem Gedanken kurz auf der Toilette zu verschwinden, sich Wasser ins Gesicht zu spritzen, um sich zu vergewissern, dass er sich mich nicht nur einbildete. Ich kicherte. „Ich bin keine Einbildung“, versicherte ich ihm. Jetzt war er noch verdutzter, doch zu gleich amüsiert. „Wie kannst du wissen, was ich dachte?“, wollte er wissen. „Ich habe in deiner Zukunft gesehen, was du vorhattest“, erwiderte ich. „Das ist verwirrend“, meinte er, noch immer belustigt. „Wie machst du das?“ „Das weiß ich nicht“, antwortete ich. „Weißt du denn, weshalb du die Gefühle anderer spüren kannst?“ „Moment mal! Das kannst du nicht in meiner Zukunft gesehen haben!“ „Nein, aber ich weiß es aus meinen bisherigen Visionen über dich.“ Er lachte und schüttelte amüsiert den Kopf. Dann begann er zu erzählen. „Ich hatte schon vor meiner Verwandlung in einen Vampir ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen. Vielleicht ist dieses Gespür während meiner Verwandlung noch stärker ausgeprägt worden.“ Jetzt blickte ich ihn erstaunt an. Ich hatte mir in all den Jahren gedacht, es sei normal sich nicht an sein Menschenleben erinnern zu können. Aber er konnte sich offenbar erinnern. Warum konnte ich es dann nicht? Wieder lachte er. „Überrascht?“, fragte er amüsiert. „Bis gerade eben war ich noch derjenige, der von uns beiden überrascht war.“ „Du kannst dich an dein Menschenleben erinnern?“, fragte ich nur. Er runzelte die Stirn. „Ja“, antwortete er. „Du nicht?“ Ich schüttelte etwas irritiert den Kopf. „Nein, das erste, an was ich mich erinnern kann ist, dass ich dich in einer Vision sah. Und als ich aufwachte, war ich allein.“ Jasper sah mich wieder überrascht an. „Du weißt nicht, wo du herkommst? Oder wer dich verwandelt hat?“ Ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Und du wurdest einfach so zurück gelassen?“ „Offensichtlich.“ „Woher wusstest du dann, wie du dich zu Recht findest?“ „Ich hatte meine Visionen und meine Instinkte.“ Jasper schien sich auf mich keinen rechten Reim bilden zu können. Noch immer sah er mich verblüfft an. „Und hast du je mit anderen Vampiren gesprochen?“ „Du bist, der erste Vampir, den ich treffe.“ Er stutze etwas. „Wie lange hast du nach mir gesucht?“, wollte er wissen. „Ich weiß nicht genau.“ Ich überlegte kurz. „25 Jahre. Vielleicht auch mehr. Ich hab die ersten Jahre nicht wirklich gezählt.“ „So lange?!? Du musst doch unglaublich viele Fragen gehabt haben. Wem hast du sie dann stellen können?“ „Niemanden. Ich sah dich in meiner Vision. Dann war ich allein und ich wusste nicht, wo du warst. Ich wollte dich fragen, was ich tun musste, aber ich habe erst später begriffen, dass du nicht da warst, auch wenn ich dich sah. Ich hatte Visionen von dir und von einem anderen Vampir mit seiner Familie. Er heißt Carlisle und ich konnte mir nur ihn in meinen Visionen zum Vorbild nehmen. Er und seine Familie trinken Tierblut und das tue ich auch. Dann muss ich diese schrecklichen Visionen von trauernden Angehörigen meiner Opfer nicht mehr haben.“ Als ich Tierblut erwähnt hatte, hatte Jasper aufgemerkt. „Du trinkst Tierblut?“ „Ja, es schmeckt am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und man muss kein Monster sein. Ich persönlich mag am liebsten Rehe und Hirsche, aber das kann bei dir ganz anders sein.“ Jasper sah aus, als wüsste er nicht, welches Gefühl stärker war. Die Verblüffung über mich oder die Freude darüber endlich eine Möglichkeit gefunden zu haben, keine Menschen mehr töten zu müssen. Doch er entschied offenbar, dass ich ihn viel mehr faszinierte. „Du musst doch all die Jahre sehr einsam gewesen sein!“ Ich nickte traurig. Aber das war jetzt vorbei. Jasper war endlich da. Mein Jasper. Jetzt konnten wir gemeinsam weiter reisen und die Cullens finden. Ich würde mich nie mehr von ihm trennen, da war ich mir sicher. Ich freute mich auf unsere Zukunft und meine Freude und meine Erleichterung darüber, dass ich nun nicht mehr allein war, besiegte die Trauer über meine Vergangenheit. „Ich halte dich für unglaublich stark.“ Jasper sah mich bewundernd an. „Du warst nur eine Neugeborene und doch hast du dich von Anfang an, ganz alleine zu Recht gefunden. Andere in deiner Situation wären außer Kontrolle geraten und im besten Falle verwildert. Aber du hast dich ganz allein zivilisiert und hast obendrein noch einen Weg gefunden kein Menschblut zu trinken.“ Ich lächelte etwas verlegen. Er sah mich sanft an und strich mir zärtlich über die Wange. „Wie lange hast du hier auf mich gewartet?“, fragte er neugierig. „Seit 1946.“ „Und du warst dir die ganze Zeit sicher, dass ich kommen würde?“ „Nein. Ich hab dich zwar kommen sehen, aber nach ein paar Wochen war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob meine Visionen richtig lagen. Aber dann hab ich gesehen, dass du nur einen Umweg gemacht hast und dann war ich mir wieder sicher, dass du kommen würdest. Und ich hatte mir vorgenommen zu warten, egal wie lange du brauchen würdest.“ „Du bist unglaublich!“ Er starrte mich an, als wäre ich ein übernatürliches Wesen. „Deine Gefühle sind unglaublich stark“, bemerkte er. „Ich hab so was noch nie erlebt. Du liebst mich!?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich nickte. Ich konnte nicht genau sagen, warum ich so fühlte. Ich wusste nur, dass mir immer bewusst gewesen war, dass wir einfach zusammengehörten. Ein kurzer Moment der Stille trat ein. Ich ertrug es nicht. Es war seltsam. Jahre lang hatte ich kaum gesprochen und nun merkte ich, dass ich nicht schweigen wollte. Es gab so viel zu erzählen. Und auch so viel über ihn zu erfahren. „Wo kommst du her?“, fragte ich schließlich. Ich stellte fest, dass ich in meinen Visionen nie etwas über seine Vergangenheit erfahren hatte. Er hatte sich mit Peter und Charlotte nie darüber unterhalten. „Mein Name ist Jasper Whitlock. Ich komme aus Houston in Texas“, erzählte er. „Ich bin mit knapp 17 Jahren in die konföderierte Armee eingetreten. Ich gab mich als 20 aus, damit sie mich aufnahmen. Ich hatte eine kurze aber erfolgreiche Militärlaufbahn. Ich stieg schnell auf und wurde ein paar Jahre später der jüngste Major von Texas. Irgendwann traf ich auf drei Frauen. Sie waren schön, aber sie verwirrten mich. Sie waren natürlich Vampire und sie waren gerade dabei eine Armee von Neugeborenen aufzustellen. Die, die mich verwandelte hieß Maria.“ Er hielt einen Moment inne. Er schien nicht allzu ausführlich erzählen zu wollen. Offenbar war es ihm etwas unangenehm. „Ich wurde sozusagen mitten in einen Vampirkrieg hineingeboren. Ich war Maria’s Lieblingsneugeborener und sie machte mich zum Befehlshaber ihrer Armee. Als Neugeborener ist man die ersten paar Monate noch am stärksten. Nach etwa einem Jahr lassen die Kräfte dann nach und Maria ließ ihre Neugeborenen ersetzen. Mir fiel die Aufgabe zu sie zu töten, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden. Hin und wieder jedoch überlebten ein paar von ihnen, die ersten paar Monate, wenn sie stark genug waren. Irgendwann freundete ich mich mit einem meiner Kameraden an. Er heißt Peter. Er verliebte sich in eine Neugeborene und als er sie töten sollte, verhalf er ihr zur Flucht. Ich ließ sie entkommen. Mit der Zeit hatte ich zunehmend genug vom Töten und irgendwann tauchte Peter wieder auf und erzählte mir, dass die Vampire in den Nordstaaten zivilisierter wären als in den Südstaaten und dass wir dort nicht mehr kämpfen müssten. Also schloss ich mich ihm und Charlotte an. Doch ich fühlte mich nicht gut. Ich hatte nicht einfach nur genug vom kämpfen, ich hatte auch genug vom Töten. Aber egal, was ich auch anstellte, ich kam nicht drum herum. Ich musste töten und wenn mein Durst zu groß wurde, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Und nun treffe ich dich und du sagst mir, dass ich mich von Tierblut ernähren kann. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet.“ Er sah mich an, als wäre ich eine Heilige. Ich lächelte. Es freute mich, dass ich ihm Hoffnung machen konnte. Er sah aus, als hätte er schon seit langer Zeit keine mehr gehabt. „Ich habe früher immer die Angehörigen meiner Opfer sehen müssen, immer, wenn ich Menschenblut getrunken hatte“, erzählte ich. „Und dann sah ich Carlisle in meiner Vision und er war mein Vorbild. Am Anfang ist es vielleicht etwas schwierig. Tierblut schmeckt nicht unbedingt so gut, wie Menschenblut, aber man muss dann kein Monster mehr sein. Und mit der Zeit kann man sich auch sehr gut unter Menschen bewegen ohne sich beherrschen zu müssen.“ Ich erzählte Jasper alles, was ich bisher über die Cullens in meinen Visionen erfahren hatte. Ich hatte leider noch keine weitere Information, wo wir sie finden würden, doch ich war mittlerweile optimistisch, dass ich das ganz schnell raus finden würde. Jasper hörte mir fasziniert zu. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir in diesem Café. Es gab so viel zu erzählen. Jasper war neugierig, weil ich ihm erzählt hatte, was für menschliche Aktivitäten ich nachging. Es faszinierte ihn, wie man als Vampir sich nur so geschickt unter die Menschen mischen und mit ihnen zusammen leben konnte, ohne dabei erkannt zu werden. Ich dagegen interessierte mich sehr für seine Vergangenheit. Er erzählte mir viel über seine Erlebnisse in den Vampirkriegen. Es hatte ihm sehr zu schaffen gemacht. Ich lernte auch, dass es Regeln gab, die ich offenbar instinktiv befolgt hatte. Ich durfte mich nie vor den Menschen als Vampir preisgeben. Vampire, die gegen die Regeln verstießen wurden von denn Volturis, einer in Italien lebenden Vampir-Familie, getötet. Jasper wunderte sich ein wenig, dass ich noch nie von ihnen gehört hatte, aber er ging nicht allzu sehr darauf ein. Am Abend nahm ich ihn mit in das kleine Wäldchen am Fluss, damit er seinen Durst stillen konnte. Er fand ein paar Wölfe und trank sich satt. Er verzog das Gesicht und schüttelte sich. „Es ist wirklich sehr ungewohnt“, fand er. „Ja, ich weiß“, bestätigte ich. „Aber es hilft wirklich.“ Ich war zuversichtlich. Jasper würde es schaffen. Vielleicht würde ihm die Umgewöhnung etwas schwerer fallen, als mir, weil er so lange von Menschenblut gelebt hatte, aber er konnte es schaffen, da war ich mir sicher. Dann nahm ich ihn mit in meine kleine Wohnung. Ich war froh hier nun nicht mehr alleine sein zu müssen. Es war so langweilig gewesen, ohne ihn. Amüsiert sah er sich um. Dann blieb sein Blick an meinen Studienunterlagen hängen. „Du studierst Design?“, fragte er interessiert. „Ja. Ich hab mal eine Lehre bei einer Schneiderin gemacht. Sie hat mir gezeigt, wie ich nähen kann und sie hat mir auch so viel anderes beigebracht und dann hab ich angefangen, mich in Kleider zu verlieben und wenn ich das Studium fertig habe, kann ich eigene Kleider entwerfen und schneidern.“ Zum Beweis zeigte ich ihm auch meinen Kleiderschrank, der langsam platzte. Er lachte. „Du bist unglaublich!“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Er musste sich ziemlich verrenken, weil er so viel größer war als ich. „Du bist so klein!“, beschwerte er sich scherzhaft. „Bin ich nicht“, verteidigte ich mich. „Du bist nur zu groß!“ Wieder lachte er. Ich dagegen war hin und weg, dass er mich geküsst hatte und ich konnte und wollte nicht genug davon bekommen. Ich sprang ihm um den Hals und hing mich an ihn dran und gab ihm ebenfalls einen Kuss. Einen kurzen Moment lang war er überrascht, doch er ließ sich darauf ein. „Du bist ein kleines Monster“, stellte er grinsend fest, als wir uns von einander lösten. Ich lachte. „Ich bin dein kleines Monster!“ erwiderte ich scherzhaft. Er lächelte mich sanft an. Dann schloss er mich in seine Arme. Ich fühlte mich wohl und ich freute mich, dass ich nun nie wieder einen Tag ohne ihn verbringen musste. _______________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 6: Umstellung --------------------- Jasper stand am Fenster und schaute hinaus. Er war noch immer fasziniert davon, dass er mitten unter Menschen, seiner ehemaligen Hauptspeise, wohnte. Die Menschen gingen die Straßen entlang und sein Blick folgte ihnen. In seinem inneren erwachte etwas und sein Verlangen nach Blut regte sich. Dieses Gefühl versuchte er unter Kontrolle zu bringen, was ihm meistens zwar gelang, aber auch viel Kraft kostete. Ich trat auf ihn zu und umarmte ihn, woraufhin er mir seine Aufmerksamkeit schenkte und diese Umarmung erwiderte. Es half ihm sich zu konzentrieren. Denn er versuchte nur auf mich zu achten und seine Sinne waren auf mich gerichtet. Was ich dabei fühlte konnte ich einfach nicht in Worte fassen. Es war ein schönes Gefühl. Ich wollte ihm zeigen, dass es nicht so schwer war, unter Menschen zu leben, wie er dachte. Wir würden es langsam angehen, denn für ihn war alles neu und ungewohnt. Jasper gab es zwar nicht zu, doch ich konnte in seinen Augen die Angst und das Unbehagen lesen. Er wollte mich nicht Endtäuschen. „Wir sollten Jagen gehen, du kommst schon wieder auf Dumme Gedanken.“ Jedes Mal, wenn er zu den Menschen schaute, sah ich, was sein Verlangen vorhatte. Denn er war es einfach nicht gewohnt. Und um so etwas zu verhindern, mussten wir jeden Tag in den Wald und Tiere jagen. Somit war der Hunger gestillt und nur die Gier war noch da. Diese Gier jedoch war einfacher zu beherrschen, als den Hunger und den Instinkt zusammen, Nahrung zu beschaffen. „Es tut mir leid. Ich versuche alles, um nicht daran zu denken“, kam es mit schuldbewusster Miene von ihm. Doch ich schüttelte nur mit dem Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange, nachdem ich mich auf Zehenspitzen gestellt hatte. So wie ich mich zu Jasper hingezogen fühlte, so begann auch Jasper langsam solche Gefühle für mich zu entwickeln, was mich sehr glücklich machte. Er sagte dazu nur immer, dass wir uns zwei gesucht und gefunden hatten. Ich war die jenige, nachdem er all die Jahre unbewusst gesucht hatte. Jetzt wo wir uns gefunden haben, werden wir auch den Rest zusammen durchstehen. „Du hast doch gerade erst begonnen mit der Umstellung. Es ist klar, dass du es noch nicht so gut beherrschst. Ich habe auch Jahre dafür gebraucht und es hat ebenfalls lange gedauert, bis ich mich so frei unter den Menschen bewegen konnte, wie ich es jetzt tue. Du darfst nur nicht aufgeben und immerhin bist du nicht mehr alleine, genauso wie ich. Ich werde schon auf dich aufpassen.“ Das meinte ich ernst, doch ihm gefiel es nur Halbwegs, denn er war in einer Zeit erzogen worden, wo es Aufgabe der Männer war, die Frauen zu Beschützen. Doch merkte er auch schnell, dass ich meinen eigenen Kopf hatte und mir da auch nicht reinreden ließ. Somit nahm ich Jasper an die Hand und nahm ihn mit in den Wald, den wir jeden Abend besuchten. Das Tierblut schmeckte ihm zwar noch immer nicht, doch beklagte er sich nie. Denn Jasper war dankbar für diese Möglichkeit, die ich ihm zeigte. Nach erfolgreicher Jagd setzten wir uns an den Delaware River und unterhielten uns. Wir dachten darüber nach, was wir als nächstes tun sollten. Ich wusste, was ich wollte. Es wurde Zeit, endlich die Cullens zu suchen, doch ich hatte noch immer keinen Anhaltspunkt darüber, wo sie sich gerade aufhielten. Jasper war dagegen, einfach auf blauen Dunst loszugehen, denn dies tat er die ganzen Jahre. Er war froh, es endlich mal ein wenig ruhiger angehen zu können. Und er ermunterte mich darin, doch erst einmal das Studium zu beenden, was ihn persönlich faszinierte. Ich ließ mich überreden, denn immerhin hatten wir ja die Ewigkeit und man sollte alle Chancen nutzen, die sich einem boten. Wir wollten warten, bis meine Visionen in diesem Punkt genauer werden würden. Nachdem alles geklärt und besprochen war, traten wir den Rückweg an und machten es in unseren eigenen Vier Wänden gemütlich. Nun wohnte ich nicht mehr alleine, was ich in vollen Zügen genoss. Auch Jasper wurde mit den Wochen ruhiger und erholte sich von seinen anstrengenden Jahren und verlor die Angst, mit der er all die Zeit leben musste. Ich wollte Jasper so viel zeigen, zeigen was man alles machen konnte. Was es in der Stadt zu sehen gibt. Doch um diesen Wunsch umzusetzen, musste ich noch ein paar Wochen warten. Noch war es zu riskant, Jasper mit unter Menschen zu nehmen. So wie ich ganz langsam anfangen musste, mich unter Menschen zu bewegen und dabei die Gier zu unterdrücken, so musste es Jasper ebenfalls. Wobei es bei ihm wesentlich schwerer war, da sein Instinkt darauf trainiert war. Schließlich bestimmte dieses Leben Jahrzehnte lang sein Überleben. Die schwersten Monate, waren für uns die Sommermonate, denn in Philadelphia schien oft die Sonne und somit mussten wir beide im Haus bleiben und durften erst nach Sonnenuntergang hinaus, um sich am Wild gütig zu tun. Wir wollten nicht enttarnt werden. Somit verzögerten sich leider auch die Übungen für Jasper, doch ich war geduldig, was Jasper ebenfalls an mir bewunderte. Doch diese Zeit wussten wir beide zu nutzen. Denn wenn draußen die Sonne schien und unsere Haut in der Wohnung zu glitzern begann, wurden wir miteinander vertrauter und wir kamen uns auch näher. Es dauerte nicht lange, bis es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gab. Wenn es draußen bewölkt war, nahm ich Jasper mit in die Stadt und wir besuchten die Orte, die am wenigsten besucht waren und die ich so lieben gelernt hatte. Wenn es zu viele Menschen wurden und ich nicht auf eine Vision warten wollte, gingen wir zurück. Im Laufe des nächsten Jahres konnte ich Jasper so fast alle Sehenswürdigkeiten bei Tag zeigen. Wenn es welche gab, die nie Menschenleer waren, dann verschob ich es auf die Nacht. Denn die Dunkelheit versteckte uns und gab uns Sicherheit. Jasper genoss es und war genauso wissbegierig wie ich. Woraufhin wir die Bibliotheken öfters besuchten, als die anderen Orte und fast alle Bücher kannten, die dort zu finden waren. An einem bewölkten Tag wollte Jasper mich unbedingt in die Uni begleiten. Er wollte sehen, wie es dort aussah und was ich dort genau machte und lernte. Die Idee fand ich nicht so gut, denn immerhin hatten wir gerade mit dem Üben bei ein paar Menschen angefangen. In der Universität würden es 1000 Menschen oder mehr sein. Zu viele für einen Vampir, der erst noch lernen musste als Vegetarier zu leben. Doch er ließ sich nicht überreden und ich konnte mich diesmal nicht durchsetzen. Seit dem wir losgegangen waren verfolgte mich ein merkwürdiges Gefühl. Das Gefühl einer bösen Vorahnung. Jasper nahm mich an die Hand und sagte nur mit einem grinsen: „Hey, so schlimm wird es schon nicht. Ich kann mich zusammenreißen.“ Ich konnte nur nicken und ich merkte sofort, dass er meine Stimmung beeinflusste. Wir erreichten die Uni und gingen hinein. Die Gänge waren mit Studenten überfüllt. Jeder holte seine Bücher aus den Spinten und es wurde geredet und gelacht. Woraufhin sich Jasper neben mir anspannte. Denn ihm überkamen zu viele Gerüche auf einmal. Es traf ihn wie ein Schlag. Er hätte nicht gedacht, dass es so extrem werden würde. Er musste zugeben, dass er sich selber überschätzt hatte. In seinem inneren begann ein Kampf. Eine Schlacht der Gier, des Verlangens und des Instinktes. Mein besorgter Blick wanderte zu Jasper. „Jasper, ist mit dir alles in Ordnung?“ Seine Antwort viel sehr knapp aus und er fing an die Luft anzuhalten. „Nicht wirklich…“ Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als mich eine Vision überkam. Mein Gesicht wurde starr und ich sah Bilder wie aus einer Schlacht. Überall liefen schreiende Menschen durch die Flure, um mich herum lagen Menschen reglos auf dem Boden. Einige von ihnen waren Blutüberströmt und mitten unter ihnen sprang Jasper von einem zu anderen. Sein Gesicht verzerrt von dem Blutrausch und rot beschmiert. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Als ich mich dazwischen warf, griff er mich ebenfalls an. Die Vision war noch nicht zu Ende, doch ich wurde einfach herausgerissen. Als ich wieder klar sehen konnte, sah ich in zwei sorgenvolle goldene Augen. „Alice, was ist. Was hast du gesehen, du warst völlig weggetreten. Das habe ich bei dir zum ersten Mal gesehen.“ Ich brauchte eine Weile, bis ich die Worte verstand und meine erste Reaktion war, dass ich Jasper an die Hand nahm und ihn hinter mich herzog. Ich verließ die Uni fluchtartig und hielt erst dann wieder an, als ich weit genug entfernt auf einer kleinen Wiese, weit entfernt von den nächsten Menschen ankam. Jasper verstand nicht, er sah nur die Angst in meinen Augen und spürte die Panik in mir. Ohne zu überlegen nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Was hast du nur gesehen. Du bist total aufgewühlt und deine Panik will nicht verschwinden, trotz meiner Bemühungen sie dir zu nehmen.“ Ganz langsam beruhigte ich mich wieder und meine Angst wich. Woran Jasper nicht ganz unschuldig war und diesmal war ich ihm dafür mehr als dankbar. Ich erzählte ihm, was ich gesehen hatte. Jasper konnte nur schlucken und schüttelte mit dem Kopf. Seine Worte klangen traurig und er konnte sich nicht verzeihen, was er beinahe angerichtet hätte und nur weil er was beweisen wollte. „Es tut mir leid, ich sollte mich nicht überschätzen. Ohne deine warnende Vision hätte es böse enden können. Ich hätte uns beide fast verraten und in Gefahr gebracht. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde.“ Ich streckte mich und gab Jasper einen Kuss auf den Mund, den er überraschend erwiderte. Nach dem wir uns wieder gelöst hatten, sagte ich. „Du musst dich nicht entschuldigen. Du wusstest ja nicht, dass du so heftig reagieren würdest. Wir sind immer noch im Training und da muss man hin und wieder Rückschläge hinnehmen. Wir können daraus nur lernen.“ Diese Worte beruhigten ihn wenig, doch er gab sich meinetwegen Mühe und versuchte es zu akzeptieren. Seit diesem Vorfall wurden wir beide noch vorsichtiger und es hinterließ eine ständige Angst im Verborgenen, die Jasper immer wieder überkam, wenn er an einem Ort mit so vielen Menschen kam. Denn seine größte Angst war, dass er mich verletzen könnte. Für mich selber war es neu, dass ich auf eine Vision so heftig reagierte. Und ich lernte auch, dass man mir ansah, wenn ich eine Vorahnung bekam, denn bisher war ich immer alleine mit ihnen gewesen. Darauf wollte Jasper in Zukunft achten und mir helfen. Im laufe der Zeit erfuhr ich zwar noch immer nicht, wo sich die Cullens aufhielten, doch ich lernte die einzelnen Mitglieder und deren Eigenschaften kennen. Es war so, als ob ich diese Familie schon seit Ewigkeiten kannte und selber einer von ihnen war. Carlisle hatte mehrere Sachen studiert und war am Ende Arzt geworden und das faszinierende bei ihm war, dass er Immun gegen Menschenblut war. Er war ein kontrollierter, höflicher, gebildeter, gerechter, sanfter und einfühlsamer Vampir. Daher war sein besonderes Talent auch das Mitgefühl. Das erste Mitglied, was sich Carlisles „gewählt“ hatte war Edward, ein anständiger, höflicher, charmanter, dickköpfiger und beschützender Vampir. Dieser jedoch hatte ebenfalls seine Erfahrungen mit Menschenblut gemacht, als er rebellierte. Doch zum Glück kehrte er zu seinem alten Leben zurück. Neben Jasper und mir, war er der einzige, der ebenfalls eine Begabung besaß und zwar konnte er die Gedanken anderer lesen. Esme, die Frau von Carlisle hatte nicht immer ein schönes Leben geführt. Doch in ihrem jetzigen Dasein war sie mehr als zufrieden, denn dort konnte sie ihre Fähigkeit ausleben. Esme konnte von ganzem Herzen lieben. Sie war eine gutherzige, gütige, hingebungsvolle, tolerante und liebenswürdige Frau. Als nächstes kam Rosalie, die blonde Frau war eigentlich als Gefährtin für Edward gedacht gewesem, doch keiner der beiden fühlte mehr als Freundschaft für den anderen. Rosalie kam aus gutem Hause und war nicht immer dankbar für ihre Rettung. Sie war ein eifersüchtiger, arroganter, eitler, egozentrischer und verbitterter Vampir. Und sie bildete sich viel auf ihre Schönheit ein, weshalb dies auch ihr entscheidendes Merkmal war. Erst Emmett konnte Rosalie zügeln und wurde auch ihr Lebensgefährte und Geliebter. Für den witzigen, kämpferischen, furchtlosen und mutigen Vampir ist Rosalie der Engel, der ihn gerettet hatte. Sein hervorragendstes Merkmal war seine Stärke, was man ihm auch ansah und was er nicht zu verbergen versuchte. Am liebsten testete er dies mit Edward. Doch dann endlich kam der Tag und ich sah, wo wir die Cullens finden würden. Ich saß mit Jasper gerade in der Bibliothek und schrieb meine Abschlussarbeit für das Studium, als ich sah, wo sich die gesuchte Familie aufhielt. Die Cullens wohnten in einer kleinen Stadt namens Forks. Diese lag im US-Bundesstaat Washington und wurde gerade erst im August 1945 gegründet. Was auch erklären würde, warum ich die ganzen Jahre nie erfahren habe, wo sie sich aufhielten. Ganz aufgeregt übermittelte ich Jasper die Nachricht, der mich die ganze Zeit gemustert hatte. Er fühlte die Vision, denn dann änderten sich immer meine Gefühle. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Nun bin ich auch dafür, dass wir die Wanderschaft erneut aufnehmen, aber erst, wenn du damit fertig bist. Solange wir zusammen sind, lasse ich mich auf alles ein. Denn ich liebe dich.“ Mit diesen Worten zeigte er erst auf den Stapel Papiere vor mir, bevor er seine Hand erhob und mir zärtlich über die Wange streichelte, was mir ein Kribbeln einbrachte. Er wollte nicht, dass die Jahre des Studierens umsonst gewesen waren. „Ja, das mache ich und gebe dich auch nie wieder her. Ich liebe dich auch.“ Diese Nachricht stachelte mich an und ich schloss mein Studium mit einem hervorragenden Ergebnis ab und wir kündigten unsere Wohnung. Mit einem Gefühl der Vorfreude, verabschiedeten wir uns von Philadelphia. Unser jetziger Weg führte uns nach Forks. Hand in Hand gingen wir los und durchliefen Städte und Wälder. Wir rasteten nur zum jagen und nahmen unseren Weg anschließend gleich wieder auf. Nach etlichen Tagen fanden wir dann endlich ein Eingangsschild, worauf in schwarzen Lettern „Forks“ drauf stand. Wir hatten unser Ziel erreicht, nun mussten wir nur noch die Familie Cullen finden. _______________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Kapitel 7: Die Cullens oder Wie man sie aus der Fassung wuselt ------------------------------------------------------------------ Forks war eine ziemlich kleine Stadt. Wir hatten keine Mühe, sie innerhalb von wenigen Minuten zu durchqueren, selbst bei Tag, denn hier im Bundesstaat Washington, auf der Halbinsel Olympic, schien nur selten die Sonne. Die Bedingungen waren für uns also geradezu ideal. Die Cullens fanden wir allerdings nicht. Vielleicht wohnten sie ein Stückchen außerhalb. Jetzt, da ich mir diese Möglichkeit durch den Kopf gehen ließ, erschien es mir logisch. So konnten sie den Menschen wenn nötig aus dem Weg gehen und hatten keine neugierigen Nachbarn um sich herum. Ich erzählte Jasper von meiner Vermutung und er hielt es ebenfalls für gut möglich. Also rannten wir aus der Stadt und suchten in der näheren Umgebung nach der Familie Cullen. Es gab einen ziemlich großen Wald und die Natur hier war herrlich. Wir entschlossen uns, noch einmal zu jagen, bevor wir weiter nach den Cullens suchen würden. Jaspers Augen waren in den letzten Tagen wieder einmal beunruhigend dunkel geworden und ich wusste, dass dann seine Selbstbeherrschung noch mehr auf die Probe gestellt war, als eh schon. Wir hatten Glück gehabt, dass wir in Forks nur vereinzelt Leuten begegnet waren. Wir fanden ein paar Rehe sowie Hirsche und tranken uns richtig satt. Langsam nahmen Jaspers Augen wieder einen goldenen Farbton an. Ich mochte seine Augen, wenn sie golden waren. Ich wusste, dass die Augen der Cullens mit Sicherheit genauso aussahen, wenn sie sich satt getrunken hatten, aber ich fand, dass in Jaspers Augen etwas viel Sanfteres lag, wenn sie golden waren. Wir wollten uns gerade wieder auf die Suche begeben, als wir plötzlich zwei Männerstimmen hörten, die hier ganz in der Nähe sein mussten. Ich zog Jasper mit mir und wir flüchteten uns auf einen Baum. Würden wir von Menschen direkt neben den nun toten Tieren gesehen werden, würde das sicher nicht unbedingt gut für uns ausgehen. Ich lauschte, während Jasper mich gespannt musterte, während ich versuchte mich zu konzentrieren um herauszufinden, wer uns gerade „besuchen“ kam. Ich machte innerlich einen kleinen Hüpfer, als ich in meiner Vision Edward und Emmett erkannte. Jasper spürte meine plötzliche Freude. „Was ist?“, fragte er. „Was hast du gesehen?“ „Es sind Edward und Emmett“, rief ich aufgeregt und sprang wieder vom Baum. Er landete nur einen kurzen Moment später neben mir. Ich ließ ihm keine Zeit zum antworten. Ich war so euphorisch und rannte den beiden Cullen-Brüdern entgegen. „Hallo Edward! Hallo Emmett!“, rief ich und hüpfte den beiden entgegen. Ich achtete nicht auf ihre verdutzten Gesichter und umarmte sie beide freudig. „Es ist so toll, euch endlich zu sehen. Wir haben so lange nach euch gesucht. Es ist so schön endlich hier zu sein.“ Die beiden starrten mich überrascht an. Keiner von ihnen bekam einen Ton heraus. Edwards Blick wanderte von mir zu Jasper, der hinter mir aufgetaucht war und gerade einen Kampf gegen einen Lachkrampf verlor. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie lange wir uns schon darauf gefreut haben, euch endlich zu finden“, fuhr ich fort und man musste mir wahrscheinlich anmerken, wie aufgeregt ich war. Ich versuchte ein kleines Gespräch mit den beiden anzufangen. „Ich war unglaublich neugierig zu erfahren, wie es für Edward sein musste, Gedanken lesen zu können.“ Seine Augen weiteten sich ein wenig. „Man gewöhnt sich dran“, antwortete er irritiert. „Cool“, erwiderte ich und wandte mich an Emmett, der mich anguckte, als wolle er abschätzen, welche Gefahr wohl von mir ausging. „Und wir müssen unbedingt mal einen kleinen Kampf zusammen austragen, Emmett.“ Er, Edward und auch Jasper guckten mich plötzlich an, als wäre ich verrückt. Jasper jedoch schien sich schon einen Moment später keine Gedanken mehr darüber zu machen und er fing wieder an zu lachen. Ich konnte schwören, dass Edward gerade versuchte in meinen und Jaspers Gedanken zu lesen. Ich bezweifelte allerdings, dass er bei mir viel Erfolg hätte. Meine Gedanken wirbelten nur so herum und verworren sich zu einem Gedanken-Salat. „Welches Zimmer dürfen wir beziehen?“, fragte ich plötzlich. Edward und Emmett guckten mich verdutzt an. Und dann hatte ich eine kurze Vision von einem wunderschönen Zimmer mit einer Fensterfront. Edward und Emmett versuchten eine Antwort auf meine Frage zu finden, allerdings schienen sie zu perplex, um zu antworten. Also fuhr ich fort: „Wir wollen gleich auch Carlisle und Esme und Rosalie begrüßen gehen. Sind sie auch jagen? Oder wo müssen wir lang?“ Den beiden Jungs schien es noch immer die Sprache verschlagen zu haben. Emmett hob lediglich die Hand und deutete in eine Richtung. „Einfach gerade aus“, sagte er vollkommen verdattert. „Ich danke euch“, antwortete ich und umarmte sie noch einmal kurz. „Wir sehn uns dann.“ Und schon rannte ich auch schon weiter in die Richtung, in die Emmett gezeigt hatte und zog den sich noch immer vor Lachen schüttelnden Jasper hinter mir her. Er wollte mir, mitten in seinem Lachkrampf etwas sagen, doch meine Euphorie war nicht mehr zu bremsen und ich konnte mich nicht auf das konzentrieren. Wir erreichten eine schöne Villa, die einsam am Ende eines verborgenen Waldweges versteckt stand. Carlisle und Esme kamen gerade ebenfalls vom Jagen zurück und sie unterhielten sich. Sie sprachen mit einem sehr liebevollen Ton miteinander. „Carlisle! Esme!“, rief ich zur Begrüßung und sie wandten sich beide mit ebenso verblüfften Gesichtern zu mir. Jasper musste einige Meter von uns entfernt stehen bleiben. Er konnte vor Lachen keinen Schritt mehr weiterlaufen. Er lehnte sich an die Hauswand, um nicht umzukippen. Ich begrüßte die beiden, so wie ich auch eben schon Edward und Emmett begrüßt hatte. Hibbelig hüpfte ich auf und ab. Schließlich legte Carlisle mir seine Hände auf meine Schultern und brachte mich zum Stillstand. Er sah mich noch immer etwas irritiert an und suchte nach Worten. „Es freut mich zu hören, dass ihr beiden euch freut uns zu sehen“, sagte er. „Offenbar müssen wir uns auch nicht mehr vorstellen. Aber darf ich fragen, mit wem wir gerade das Vergnügen haben?“ Jasper hatte sich einigermaßen von seinem Lachkrampf erholt und stand nun neben mir. Er kam mir zuvor. „Ich bin Jasper Whitlock“, stellte er sich vor. „Und das ist mein kleines Monster, Alice.“ Er deutete grinsend auf mich und schien schon wieder beinahe einen erneuten Lachanfall zu bekommen. „Wir sind beide auf der Suche nach anderen Vampiren, die sich nicht von Menschenblut ernähren. Alice hat Visionen und hat so von euch erfahren und deswegen wollten wir gerne fragen, ob wir uns eurer Familie anschließen dürfen?“ Esmes Blick erhellte sich und sie blickte uns beide an, als wären wir schon lange ihre Kinder und sie freue sich uns nach einer langen Reise endlich wieder zu sehen. Auch Carlisle schien sich zu freuen. „Das freut mich“, sagte er und er sah einen Augenblick lang zu Esme, wie um sie zu fragen, was sie davon halten würde. Ihr Blick war eindeutig zu interpretieren. „Wir nehmen euch auch sehr gerne in unsere Familie auf.“ „YIPPIE!“, rief ich und sprang aufgeregt beiden um den Hals, um mich zu bedanken. „Danke, das ist sehr, sehr nett von euch“, bedankte sich Jasper höflich, musste sich aber ein erneutes Lachen über mich stark verkneifen. „Kommt doch erst mal rein und sucht euch ein Zimmer aus“, bot Esme freundlich an. „Ja, danke“, erwiderten Jasper und ich gleichzeitig. Ich hatte keine Schwierigkeiten, mir ein Zimmer auszusuchen. Ich wusste, welches Zimmer ich beziehen wollte. Es hatte eine unglaublich schöne Aussicht. Es gab da nur ein kleines Hindernis: Das Zimmer gehörte eigentlich Edward. … Aber eigentlich war das kein Hindernis. Jasper, Carlisle und Esme hatten keine Zeit mich zu bremsen, da hatte ich Edwards Sachen auch schon zusammengepackt und in die Garage geschafft. Ich konnte Carlisle hören, wie er etwas irritiert mit Jasper sprach. „Es würde mich sehr freuen, wenn ihr nachher etwas über euch erzählen würdet“, bat er. „Sehr gern“, versprach Jasper belustigt. „Ich vermute Alice sollte damit anfangen.“ Ich brauchte nur wenige Minuten, dann waren Edwards Sachen alle in der Garage gut verstaut und ich hatte meine und Jaspers Sachen auch schon in dem Zimmer untergebracht. Fröhlich gesellte ich mich nun zurück zu Jasper und den anderen beiden Cullens und Esme bot uns an, uns doch einfach mit ins Wohnzimmer zu setzen. Dankend nahmen Jasper und ich an. Rosalie kam in diesem Moment ebenfalls nach Hause. Ich vermutete, dass sie wahrscheinlich ebenfalls jagen gewesen sein musste, denn ihre Augen hatten einen satten Goldton, genau wie die von Jasper, wenn er gerade jagen war. „Rosalie!“, begrüßte ich nun auch sie und sprang auf, um ihr die Hand zu reichen. „Es ist schön dich zu sehen. Du siehst wundervoll aus. Du musst mir unbedingt verraten, wo du dein Kleid gekauft hast.“ Sie starrte mich mit offenem Mund an. Hinter mir gab sich Jasper wirklich alle Mühe. Allerdings hatte er keine Chance. Sein Lachkrampf war einfach übermächtig. Rosalie’s Blick wanderte von mir zu ihm. „Carlisle, Esme, wer ist das?“, wollte sie wissen und deutete auf mich und Jasper. „Ich bin Alice“, stellte ich mich vor. „Und das ist Jasper. Wir sind so glücklich, jetzt zu eurer Familie gehören zu dürfen. Es ist wirklich schön hier. Und Jasper und ich haben so lange nach euch gesucht.“ Carlisle und Esme schienen ebenso amüsiert, wie Jasper, schienen allerdings nicht gegen den Lachkrampf ankämpfen zu müssen. „Sie und Jasper sind vor wenigen Minuten zu uns gestoßen und haben darum gebeten sich unserer Familie anschließen zu dürfen“, erklärte Carlisle. „Alice wollte uns gerade etwas über sich erzählen. Esme und ich brennen schon darauf mehr über sie zu erfahren, denn offensichtlich, weiß sie andersherum einiges über uns.“ Ich war Feuer und Flamme und gleichzeitig wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Schließlich raffte Jasper sich auf und nahm mir etwas Geschwindigkeit. Immer noch belustigt sah er mich an. „Beruhig dich doch erst mal, du Wuselmonster“, sagte er. „Lass mir auch mal ne Atempause von den ganzen Lachanfällen über dich.“ Ich guckte unschuldig. „Ich dachte die Rehe und Hirsche vorhin, müssen irgendwas im Blut gehabt haben, weil du so gelacht hast“, erwiderte ich. Er kippte nur nach hinten weg, vor Lachen. Auch Carlisle und Esme konnten sich nur gerade so einen Lacher verkneifen. Rosalie jedoch sah mich verständnislos an. „Wer seit ihr“, wollte sie wissen. Ich begann in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit meine gesamte Geschichte herunterzurasseln, ohne mich auch nur einmal unterbrechen zu lassen. Jasper ergänzte ab und etwas, wenn ich aus den letzten beiden Jahren etwas vergaß, doch eigentlich erzählte ich sehr detailgetreu und er brauchte nur zuzuhören. Als ich geendet hatte, ergriff Carlisle das Wort. „Du warst wirklich über zwanzig Jahre lang allein, ohne zu wissen, wo du herkommst oder zu wissen, wer dich verwandelt hat?“ „Es hat mich auch gewundert“, bestätigte Jasper nun wieder mit ernsterer Stimme. „Sie wurde einfach so zurückgelassen und sie musste sich ganz alleine zu Recht finden und alles was sie hatte, waren ihre Visionen über mich und über euch und ihre Instinkte.“ Immer, wenn er an diese Tatsache dachte, sah er mich ehrfürchtig an und dies tat er auch jetzt. „Oh du tust mir so leid“, beteuerte Esme. Ihr Mitleid klang ehrlich. „Du musst schrecklich einsam gewesen sein.“ „Ja“, meinte ich, einen Augenblick traurig, weil ich mich daran erinnerte. Doch seit ich Jasper hatte, überwog eindeutig meine Erinnerung an die letzten beiden Jahre. „Aber dann habe ich ja Jasper getroffen. Und ich bin so froh endlich jemanden zu haben. Wir wollten uns euch anschließen. Es ist so grausam, wenn Menschen unseretwegen leiden müssen. Es ist, so nett von euch, dass ihr uns aufgenommen habt. Ich bin euch so dankbar…“ Ich hätte noch ewig weiter gequatscht, wenn Jasper mir nicht erneut etwas Geschwindigkeit genommen hätte. Wir blickten uns an. „Du kleines Wuselmonster!“, meinte er nur grinsend. Ich grinste zurück und küsste ihn kurz auf den Mund. „Du gemütlicher Riese!“, erwiderte ich. Er gab ein Kichern von sich. „Wenn ich auch so wuselig wäre, wie du, läge die Welt längst in Schutt und Asche“, lachte er und küsste mich ebenfalls auf den Mund, noch bevor ich ihm antworten konnte. Gleichzeitig beeinflusste er mich erneut und machte mich wieder etwas ruhiger. Er blickte mich zärtlich an. „Komm mal zur Ruhe. Du hast heute schon genug Vampire sprachlos gewuselt.“ Ich gehorchte, für einen Moment. Jasper unterhielt sich etwas mit Carlisle, Esme und Rosalie. Meine Ruhe hielt jedoch nicht lange an, denn wenige Augenblicke später kündigte mir eine Vision an, dass Edward und Emmett zurückkehrten. Ich sprang fröhlich auf, als sie durch die Tür traten. „Die kleine Verrückte!“, riefen sie beide gleichzeitig und wirkten etwas erschreckt. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass Jasper und ich tatsächlich hier sein würden. Oder vielleicht hatten sie auch nur nicht damit gerechnet, dass Carlisle uns einladen würde. Ich machte mir allerdings wenig Gedanken darüber. „Wie kommt es, dass du es nicht in meinen Gedanken gelesen hast?“, fragte ich Edward scherzhaft. Ihm fiel keine Antwort ein. Er war zur Höflichkeit erzogen worden und somit war ihm eine Antwort unmöglich. „Ich bin mal eben oben in meinem Zimmer“, sagte er und drehte sich um. „Ähm, es gibt da was, was du wissen solltest“, versuchte Carlisle ihn noch zurück zu halten, doch Edward achtete nicht auf ihn und war bereits nach oben gehuscht. Einen kurzen Augenblick später war seine verwirrte Stimme zu hören. „Was ist denn DAS???“, rief er überrascht und zugleich verzweifelt. „Wo sind meine Sachen?“ „In der Garage“, rief ich zu ihm nach oben. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck kehrte Edward zurück ins Wohnzimmer und starrte mich fassungslos an. „Wer bist du, du Verrückte, dass du mir mein Zimmer klaust???“, fragte er. „Das Zimmer hat die beste Aussicht!“, verteidigte ich mich und guckte unschuldig. „Es tut mir wirklich Leid, Edward“, versicherte Carlisle. „Sie war schneller und hatte bereits angefangen, bevor wir sie aufhalten konnten.“ Edward schien vor Schreck nicht antworten zu können. Fassungslos starrte er von mir zu Jasper und dann zu Carlisle. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihm fiel nichts ein und deswegen schloss er ihn wieder. Mittlerweile schien Emmett das jedoch witzig zu finden. „Du müsstest mal dein Gesicht sehen, Bruder“, lachte er. Edward schien gleich aus der Haut zu platzen. Jasper erhob sich. Vermutlich nahm er Edward etwas von seiner Wut. Dann erklärte er ihm ruhig die Situation. Edward stellte ihm unglaublich viele Fragen, wobei er es offenbar leicht gruselig fand, dass Jasper seine Gefühle beeinflussen konnte. Gezwungener Maßen zog er in ein anderes Zimmer. Er war jedoch beleidigt und redete den ganzen Tag lang nicht mit mir. Esme jedoch schwor, er würde schon darüber hinweg kommen und Carlisle stimmte ihr zu. Wir durften also bleiben und nachdem Jasper und ich uns noch Stunden mit Carlisle, Esme, Rosalie und Emmett unterhalten hatten, verschwanden wir irgendwann in unserem neuen Zimmer. _______________________________________________________________________________ --> geschrieben: --> Beta: Kapitel 8: Ein neues Leben -------------------------- Jasper und ich setzten uns auf das helle Sofa, was in unserem Zimmer stand und genossen die Zweisamkeit. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass wir nicht mehr alleine waren und dass sich in diesem Haus fünf weitere Vampire aufhielten und ihren Dingen nachgingen. Im laufe der Zeit erfuhr ich, wie die Cullens ihre Zeit in den späten Stunden verbrachten. Auch wir zwei fanden schnell einen Rhythmus und verbrachten die Nacht auf unsere eigene Weise, wie der Rest der Familie. Carlisle hatte wie sooft Nachtschicht und war bereits auf den Weg in das hiesige Krankenhaus. Hin und wieder übernahm er auch Tagesschichten, je nachdem wie das Personal ausgelastet war. Ich hatte ganz am Anfang schon erfahren, dass es seine Art der Reue war und dass er lange gebraucht hatte um sein neues Leben zu akzeptieren. Er war es auch, der entdeckt hatte dass man sich von Tierblut ernähren konnte. Ich sah zu Carlisle auf und bewunderte ihn sehr. Ohne ihn würde ich wohl auch noch in den Städten herumwandern und Menschen töten. Dieser Gedanke erschreckte mich. Esme hingegen saß unten und wartete auf seine Rückkehr. Währenddessen passte sie auf ihre nun fünf Schützlinge auf und war für sie da, falls es Fragen oder Probleme gab. Was ich in den Anfängen oft zu nutzen wusste, denn es tat unglaublich gut mit Esme zu reden. Sie war wirklich wie eine Mutter für uns. Es schien mir, als wüsste sie auf jede Frage eine Antwort und auf jedes Problem eine Lösung. Rosalie und Emmett verbrachten die Zeit auf ihre ganz eigene Weise und zerlegten so einiges an Inventar, was mich leicht irritierte aber auch sehr amüsant fand. Diese beiden waren wirklich ganz speziell und ich brauchte einige Zeit um mich richtig mit Rosalie anzufreunden. Edward war in seinem Zimmer und lass Bücher und bildete sich weiter oder saß unten am Flügel und übte das Klavierspielen, was sich wunderschön anhörte. Kein Wunder, dass er hier der Musikalischste war. Ich erfuhr auch, dass er bereits drei Abschlüsse in Medizin hatte und dass er irgendwann einen vierten machen wollte. Ich hingegen saß oft an meinem Schreibtisch und machte mir Gedanken über neue Kleider, denn nun hatte ich zwei weitere Frauen, denen ich neue Kleider entwerfen konnte, worauf ich mich schon riesig freute. Mein Tisch war übersät mit Skizzen, Bleistifte und leeren Blättern, die nur darauf warteten beschrieben zu werden. Jasper war immer bei mir und beobachtete mich mit einem verträumten Blick. Er schien die Ruhe zu genießen. Endlich musste er nicht mehr darüber nachdenken, was am nächsten Tag passieren würde, ob wir weitersuchen würden oder erneut auf der Hut sein mussten. Ich hörte sein ruhiges Atmen und es beruhigte mich ebenfalls. Die nächsten Tage vergingen schnell und ich fühlte mich so ausgelassen und wohl, wie lange nicht mehr. Jasper ging es nicht anders. Es gab viel zu entdecken. In dieser Zeit sah ich mir die Gegend genau an und sie wurde mir mehr und mehr vertraut. So, dass ich sie bald meine Heimat nannte. In meinem bisherigem Dasein hatte ich schon einige Wohnsitze und habe schon viele Städte gesehen, doch nirgendwo fand ich es so schön wie hier, was wohl auch an meiner neuen Familie lag. Doch es gab hier auch Gebiete, die ich nicht betreten durfte. Das wichtigste lag oben am Strand von La Push, denn dort lag das Reservat der Quileute, ein hier ansässiger Indianerstamm. Diese wussten ganz genau was wir waren und sie bezeichneten uns als Feinde. Die Quileute stammen von den Wölfen ab und hassten die ´kalten Wesen´. Kalte Wesen, dass klang in meinen Ohren wirklich merkwürdig, da gefiel mir das Wort ´Vampir´ wesentlich besser. Doch solange wir uns an die Regeln hielten, die Carlisle vor etwa zehn Jahren ausgehandelt hatte, würden wir nicht der Gefahr laufen von ihnen verraten zu werden. Dafür mussten wir versprechen, ihrem Gebiet nicht zu nahe zukommen. Aber Trotz allem war ich nicht vollkommen zufrieden, denn ich musste leider feststellen, dass Esme dieses Mal Unrecht hatte und Edward sich nicht so leicht beruhigte, wie sie gehofft hatte. Der Vampir mit den bronzefarbenen Haaren ging mir meistens aus dem Weg und redete mit mir nur, wenn es wirklich nötig war. Was die anderen ebenfalls langsam beunruhigend fanden, vor allem weil meine Visionen mir auch nichts anderes zeigen wollten, außer diesem abweisenden jungen Vampir. Er schien ein größerer Sturkopf zu sein als ich es war. Umso mehr Zeit verstrich, umso schuldiger begann ich mich zu fühlen und mein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort. Wenn ich es mir im Nachhinein überlegte, war ich vielleicht wirklich zu voreilig gewesen. Es war sein Zimmer gewesen, in dem er wer weiß wie viele Jahre schon gewohnt hatte und dann kam ich und nehme es ihm einfach so weg. Wenn es jemand mit mir so machen würde, würde ich wohl genauso reagieren, doch leider war ich im Gegensatz zu ihm jemand, der nicht sehr lange Nachtragend war. Diese Gedanken strichen mir ständig durch den Kopf und ich ging oft spazieren, in der Hoffnung eine Antwort zu finden oder auf andere Gedanken zu kommen. Meine Wege führten mich durch die Wälder, über die Landstraßen und zurück zu dem kleinen Bach der in der Nähe des Hauses lang floss. Das leise Plätschern beruhigte mich. Es schien als ob ich eine kleine Leidenschaft für Wasser hatte, denn solange ich mich zurück erinnern konnte, saß ich immer an Flüssen oder Seen wenn ich Probleme hatte oder traurig war. Auch Jasper merkte, dass es mich mehr und mehr beschäftigte. Er tat alles, um mich auf andere Gedanken zu bringen und manipulierte meine Gefühle, die nur leider nie lange anhielten. Er wollte mich wieder so Lebhaft und breit grinsend sehen, wie ich vor dem kleinen Vorfall gewesen war. „Ob ich mich wohl entschuldigen sollte? Ich wollte keinem wehtun, nicht nachdem wir sie alle endlich gefunden hatten. Vielleicht bin ich etwas zu voreilig gewesen. Aber ich war so Glücklich, denn immerhin war ich fast dreißig Jahre alleine gewesen, bis ich erst dich fand und dann die anderen.“ Jasper erhob sich von dem Stuhl und trat auf mich zu. Er setzte sich neben mich auf die Fensterbank und nahm mich fest in den Arm. Seine Umarmung tat gut und ich erwiderte sie und kuschelte mich tiefer ein und wollte ihn am liebsten nie wieder los lassen. „Ein Versuch ist es wert. Auf jeden Fall musst du etwas unternehmen, sonst wirst du nicht mehr froh und ich möchte dich wieder umher springen sehen. Das gefällt mir viel besser, als dieses ernste Gesicht.“ Der Junge mit den honigblonden Haaren löste sich aus der Umarmung und hob mein Kinn mit seinem Zeigefinger an, so dass ich ihm direkt in die Augen sah. Seine Augen waren golden und ich spiegelte mich darin und verstand, was er mit meinem Gesicht meinte. Eine Weile verharrten wir so, bis Jasper die Augen schloss und dichter kam, bis er meine Lippen berührte, was mich ebenfalls die Augen schließen ließ. Sein Kuss ließ mich alle Sorgen vergessen. Diese Nacht verbrachten wir zusammen und am nächsten Morgen fasste ich einen Entschluss. Ich würde zu Edward gehen und mich entschuldigen. Denn das war ich ihm und Jasper schuldig, der sich nur Sorgen machte, was mich noch mehr deprimierte. Dieses Verhalten passte einfach nicht zu mir, was ich den anderen aus meiner neuen Familie ebenfalls ansah. Fest entschlossen ging ich die Treppen hinunter und trat auf ihn zu. Er saß am Klavier und spielte traumhaft. Ich wollte Edward nicht unterbrechen und schloss daher meine Augen und lauschte den wunderschönen Klängen, die etwas Trauriges ausdrückten. Als ich die Melodie hörte, musste ich unweigerlich an meine Vergangenheit denken, wie ich mir damals mein erstes Geld mit tanzen verdient hatte. Der Flötenspieler damals hatte ebenfalls wunderschön gespielt und es klang genauso traurig, wie das jetzt. Meine Erinnerungen von damals gingen weiter und ließen mich alleine durch die Straßen gehen, auf der Suche nach Hilfe und Antworten. Diese Erinnerungen wurden kurzerhand durch eine Vision unterbrochen, in der ich endlich sah, dass mir Edward am Ende doch verzeihen würde, wenn ich mich aufrichtig entschuldigte. Angeregt und mit neuem Mut legte ich mir in meinem Kopf die passenden Worte zusammen, die ich ihm sagen würde und die aus tiefstem Herzen kamen. Ich wollte ihm sagen, dass es mir leit tat und das ich vor Freude und Aufregung nicht richtig überlegt hatte, dass ich eventuell andere verletzten könnte. Er kann sein Zimmer wieder haben, wenn er möchte. Ich nehme mir mit Jasper ein anderes. Dass ich dies alles nicht wollte und dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass er wieder mit mir spräche und den Rest vergessen würde. Und dass wir beide fast das gleiche Schicksal teilten, da wir die einzigen waren die wussten, was in den anderen vorging, was für Gefühle sie hatten und welche Ängste sie beschäftigten. Das war nicht immer leicht und vielleicht würden wir es zu zweit besser packen und uns gegenseitig auffangen können, ohne dass die anderen uns dabei verstanden. Da ich die Augen geschlossen hatte, bemerkte ich nicht, dass Edward mich beobachtete, seit ich zu ihm getreten war. Ich merkte auch nicht, dass er meine Gedanken las, meine Gefühle verstand, meine Worte der Entschuldigung annahm und meine Erinnerungen mit verfolgte. Die Musik brach abrupt ab und bevor ich meine Augen wieder öffnen konnte, fand ich mich in Edwards Armen wieder. „Es tut mir ebenfalls leid, ich habe etwas überreagiert und du hast Recht, wir sollten wirklich zusammen halten. Das Zimmer kannst du ruhig behalten, mein jetziges gefällt mir auch sehr gut und ich hatte endlich die Gelegenheit aufzuräumen. Wir sollten von vorne anfangen und die letzten Tage einfach vergessen.“ Edward löste die Umarmung und sah mich erwartungsvoll an. Ich musste die Worte erst einmal verarbeiten, bis mir endlich bewusst wurde, dass er alles mitbekommen hatte, was in meinen Gedanken abgelaufen war und das keine weiteren Erklärungen mehr nötig waren. Mit einem nicken und einem breiten Grinsen sprang ich Edward an und begrüßte ihn überschwänglich. „Hallo, ich heiße Alice und gehöre jetzt zu deiner Familie.“ Auf Edwards Gesicht erschien ebenfalls ein kleines Lächeln und er reichte mir die Hand. „Guten Tag Alice, mein Name ist Edward Cullen und es freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Willkommen in meiner Familie, Schwesterchen.“ Nach dieser Begrüßung sahen wir uns beide an und konnten nicht anders und lachten laut los, was die restliche Familie aufhorchen ließ. Es dauerte nicht lange und die ganze Familie war im Wohnzimmer versammelte und war beruhigt, als sie mich und meinen neuen Bruder sahen. An diesem Abend saßen wir alle zusammen und spielten ein Rätselspiel. Was auf verschiedene Arten lustig war, weil bis auf uns zwei immer die gleichen verloren. Ich lieferte mir mit Edward ein ganz eigenes Duell, während die anderen uns zuschauten und lachten, da sie gegen uns nie ankommen konnten. Denn Edward sah in den Gedanken der anderen, was die richtige Lösung war und ich sah jedes Mal voraus, was für eine Karte gezogen werden würde und was auf dieser stand. Nun war es wirklich das Leben, was ich mir vorgestellt hatte. Seit der Aussprache, die alles andere als wortreich gewesen war, jedenfalls was das aussprechen anging, verstand ich mich mit Edward super und von allen meinen neuen Geschwistern standen wir uns am nächsten. Ich liebte diese Familie und sie bedeutet mir sehr viel. Auch Jasper lebte sich immer besser ein und obwohl ihm die Cullen-Familie ebenfalls viel bedeutete, ist er mit niemanden von ihnen so sehr verbunden wie mit mir. Denn ich bin sein Leben, so wie er im Grunde meines ist. Was auch besonders viel Spaß machte war, wenn wir getrennt jagen gingen. Wir Mädels gingen oft gemeinsam in die Wälder und die Jungs ebenfalls für sich. Es war schon etwas anderes, wenn man nur mit Mädels unterwegs war. Das ging den Jungs nicht anders. Emmett, Edward und Jasper liebten es, sich gegenseitig herauszufordern. Vor allem Emmett stachelte sie gerne an. Doch leider musste er oft Niederlagen einstecken, denn was den Kampf anging, da war ihm Jasper weit überlegen, doch das hielt ihn nicht davon ab, ihn immer wieder herauszufordern. Wenn es um Schnelligkeit ging, da überholte sie Edward um Meilen. Die Cullens ermöglichten mir, mein Leben nachzuholen und Erfahrungen zu sammeln, die jeder von ihnen entweder im normalen Leben oder im jetzigen schon gesammelt hatten. Da ich mich aber leider nicht an mein Leben vor dem Vampirsein erinnern konnte, wusste ich nicht, ob ich so was je gesammelt hatte. Im Grunde holte ich all das nach, was normale Menschen in ihrem Leben erfuhren. Wie zum Beispiel Pyjamapartys, Wanderungen, Ausflüge … alles das was Spaß machte und lehrreich war. Das schönste jedoch für mich war, als uns Carlisle in der hiesigen Schule anmeldete. Ich war zwar schon Studentin gewesen, doch ich bekam schnell mit, dass dies etwas ganz anderes war, als in einer normalen High School. Wir gaben uns als jünger aus als wir waren und erzählten, dass Esme und Carlisle Cullen uns adoptiert hätten. Jasper und Rosalie wurden als Zwillinge dargestellt und bekamen den Nachnamen Hale, während wir anderen Cullen hießen. Ich war total aufgeregt und genoss die Schultage, im Gegensatz zu den anderen, die so etwas schon öfters gemacht hatten und den normalen Schulalltag kannten. Für mich jedoch war es das erste Mal und es gab viel zu lernen. Das einzige was mir Sorgen bereitete war Jasper, denn er hatte noch immer sehr viele Schwierigkeiten mit dem Lebensstil der Cullens, denn schließlich ernährte er sich hundert Jahre von Menschenblut. Die anderen waren damit aufgewachsen und lebten schon lange `Vegetarisch`. Ihnen sowie mir merkte man nichts an. Doch Jasper hatte jeden Tag aufs Neue zu kämpfen und quälte sich regelrecht. Es tat mir leid und ich bot ihm an, zuhause zu bleiben, doch das wollte er nicht. Er wollte bei mir bleiben. Jasper ging für mich zur Schule und besiegte jeden Tag auf neue seine Gier und den Hunger. Um zu verhindern, dass es eventuell doch zu Ausschreitungen auf Jaspers Seite kam, behielt Edward seine Gedanken im Blick und meine Visionen waren nur auf ihn gerichtet. Bisher war alles gut gegangen und wir konnten bisher das Gebäude immer rechtzeitig verlassen, wenn die Versuchung zu groß wurde und Gefahr drohte, dass Jasper sich vergas. Die Zeit verging und die Jahreszeiten wechselten mehrfach. Irgendwann hatte ich aufgehört die Jahre zu zählen. Doch es war etwas anderes diese Zeit alleine, zu zweit oder mit einer Familie zu verbringen. Ich merkte nur an den einzelnen Geburtstagen, die wir trotz allem immer wieder feierten wie die Jahre verstrichen. Doch ganz besonders schätzte ich die Wintermonate mit dem Heiligen Abend. Die Zeit, wo ich alleine unterm Weihnachtsbaum gesessen habe, war lange vorbei. Denn nun verbrachte ich diese mit meiner Familie, so wie es sich gehörte. Eine Zeit voller wärme und Liebe. Von wegen kalte Wesen? Kalt sind wir noch lange nicht, eher im Gegenteil. Bald würden wir weiterziehen müssen, denn irgendwann viel es auf, wenn so viele Menschen oder in unserem Fall Vampire nicht alterten und an einem Ort blieben. Doch Carlisle erzählte uns, dass dies nichts Neues war und dass sie mit Umzügen in diesem Sinne schon Erfahrungen hatten. Wir würden zu Freunden von ihm ziehen, die in Denali, in Alaska lebten. Carlisle eruähte mir und Jasper, dass wir dort unter Umständen auch immer etwas länger bleiben konnten, als hier in Forks, weil die Denali-Schwestern von den Menschen etwas abgeschiedener lebten als wir hier. Früher oder später würden wir allerdings trotzdem auch wieder hier her zurückkehren und unsere Rollen an der High-School hier wieder aufnehmen. Ich freute mich auf eine Art schon darauf Carlisle’s Freunde in Denali kennen zu lernen. Vor allem auch, weil er mir und Jasper erzählt hatte, dass sie sich ebenfalls nur von Tierblut ernährten und uns somit näher standen als andere Vampire. Schließlich kam der Aufbruch näher. Das Haus würden wir hier für die Jahre zurück lassen. Es war so gut versteckt im Wald, dass es niemand von selbst finden würde und wenn wir zurückkehrten könnten wir es einfach wieder beziehen. Und schließlich kam der Tag der Abreise… _______________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Epilog: Bis(s) an dein (Lebens)ende ----------------------------------- Ich war den ganzen Tag schon hibbelig. Die Cullens zogen seit Jahren schon immer zwischen Forks und Alaska hin und her. In Alaska hatten sie einen befreundeten Vampirclan, der sich ebenfalls nur von Tierblut ernährte. Die fünf Vampire lebten im abgelegenen Gebiet von Denali, wo kaum Menschen lebten. Daher konnten sie dort für immer leben, ohne dass es auffiel, dass sie nicht alterten. Auch wir konnten dort so lange bleiben, bis man uns in Forks vergessen hatte und wir wieder hier her zurückkehren konnten. Ich war aufgeregt. Ich kannte die Denali-Schwestern nicht und ich konnte sie in meinen Visionen bisher auch nicht vorher sehen. Ich konnte es kaum erwarten sie endlich kennen zu lernen. Und was sollte ich nur anziehen? Ich probierte schon seit Stunden meine sämtlichen Klamotten durch. Jasper beobachtete mich eine Weile. Er grinste schon den ganzen Tag über mich. Irgendwann nahm er mich in den Arm und nahm mir mit seinen Fähigkeiten ein wenig von meiner Hibbeligkeit. „Komm einmal zur Ruhe“, sagte er liebevoll. „Du siehst auch so wundervoll aus.“ „Aber ich kann doch nicht irgendwas x-beliebiges anziehen“, widersprach ich. „Ich will doch auch nicht over- oder underdressed sein.“ Jasper lachte leise. Er küsste mich sanft auf die Stirn und ich spürte wie ich noch ruhiger wurde. „Immer mit der Ruhe, mein kleines Wuselmonster“, meinte er. „Du bist weder over- noch underdressed.“ Ich erwiderte nichts darauf. Jasper hatte mir meine gesamte Nervosität genommen und in aller Ruhe packte er meine im Zimmer verteilten Sachen wieder ein. Als wir nach unten kamen, saß Edward schon am Flügel und spielte. Alle hatten wirklich die Ruhe weg. Aber das kam wohl daher, weil sie es schon gewohnt waren und nicht zum ersten Mal Forks verließen. Ich hatte mittlerweile auch die Ruhe weg, wobei ich dies allerdings Jasper zu verdanken hatte. Die letzten, die nach unten kamen, waren Rosalie und Emmett. Carlisle strahlte in die Runde. „OK, wenn dann alle fertig sind, können wir ja los“, meinte er. Wir fuhren mit den Autos nach Alaska. Besonders Edward, Rosalie und Emmett konnten es nicht haben, ihre Autos in Forks zu lassen. Für Menschen wäre die Reise wahrscheinlich lang gewesen. Für uns war sie dies nicht. Noch vor Mitternacht kamen wir in Denali an. Eine Vampirfrau mit rotblonden Haaren begrüßte uns. Zuerst Carlisle und Esme, dann Edward, Rosalie und Emmett. Schließlich kam sie zu mir und Jasper. „Guten Abend“, grüßte sie. „Ich bin Tanya“ „Sehr erfreut“, erwiderte Jasper. „Ich bin Jasper und das ist mein kleines „Wuselmonster“, Alice. Wir sind erst vor ein paar Monaten zu den Cullens dazu gestoßen.“ „Es freut mich, euch kennen zu lernen“, antwortete Tanya freundlich. Die anderen vier Mitglieder des Clans gesellten sich wenig später zu uns. Sie waren noch auf der Jagd gewesen. Ich stellte mir gerade vor, was sie hier wohl jagten. Pinguine? Robben? Aber dies würde ich ja wohl bald selber herausfinden und ich hoffte nur, dass diese auch schmecken würden. Sie freuten sich ebenso sehr mich und Jasper kennen zu lernen, wie vorher schon Tanya. Sie stellten uns unglaublich viele Fragen und irgendwann mischten sich auch Edward und Emmett mit ein und erzählten ihre Sicht. Alle fanden das unglaublich lustig. Ich erfuhr auch sehr viel über die Geschichte der Denali-Schwestern. Sie stammten aus Europa. Tanya, Kate und Irina kamen mit ihrer Mutter Sasha hier her nach Denali. Sasha jedoch, wurde einige Jahrhunderte später von den Volturi getötet, weil sie ein unsterbliches Kind erschaffen hatte. Erst einige Jahrhunderte später schlossen sich noch zwei weitere Vampire ihrem Clan an: Carmen und ihr Freund Eleazar, die beide ebenfalls den vegetarischen Lebensstil angenommen hatten und Frieden suchten. Jasper und ich erzählten auch unsere Geschichte. Mittlerweile kam mir meine Vergangenheit schon wieder völlig unbedeutend vor, seit ich Jasper getroffen und wir uns den Cullens angeschlossen hatten. Ich begriff schnell, dass jeder Vampir seine eigene Geschichte besaß. Und jede von ihnen hatte ein dunkles und trauriges Kapitel. --------------------------------------------------------------------------------------------------- Wir lebten uns schnell in Denali ein und ich gewöhnte mich sogar an die „Tiefkühlkost“, wie ich sie nannte. Es war schön und es gab auch mal ein paar andere Tiere, als die, die wir normalerweise in Forks hatten. Es war eine schöne Abwechslung. Für Jasper war es besonders entspannend, weil hier nicht so viele Menschen in der Gegend wohnten. Es fiel ihm immer noch schwer sich zu beherrschen. Auch wenn er sich zunehmend an den Geschmack von Tierblut gewöhnte. Die Tage, Wochen und Monate glitten dahin. Es wurde März und Jasper wurde auf einmal ziemlich geheimnisvoll. Ich versuchte etwas vorher zu sehen, aber er entschied sich ständig um. Und ich konnte noch nicht mal feststellen, was er eigentlich plante bzw. was er ständig wieder als Gedanken verwarf. Das austricksen, was meine Fähigkeiten betraf beherrschte Jasper mittlerweile schon richtig gut. Nach meinem Geschmack, viel zu gut. Ich sah ihn irritiert an. Er grinste zurück. „Was planst du?“, wollte ich wissen. „Ich weiß es noch nicht“, antwortete er. Ich war mir nicht sicher, ob ich es ihm wirklich glauben sollte. Auf der einen Seite kannte ich meine schwammigen Visionen über ihn in letzter Zeit. Auf der anderen Seite war ich mir auch nicht sicher, ob er das nicht extra so machte, um mir nichts zu verraten. Ich beobachtete ihn weiter, doch es verging wirklich keine Minute, in der er nicht irgendeinen anderen Gedanken entwickelte. Die Pläne der anderen waren auch nicht hilfreich. Offenbar hatte Jasper ihnen nichts von seinen Plänen erzählt und so blieb mir nur Edward als letzte Hoffnung. Doch auch der schien nur verwirrt über die ständigen Gedankensprünge von Jasper. Ich seufzte in mich hinein. Irgendwann jedoch machte ich mir nicht mehr allzu viele Gedanken darüber und konzentrierte mich nicht mehr zu sehr auf seine Pläne. Zumal seine Gedankensprünge auch nicht auf irgendwas hinwiesen, weswegen ich mir jetzt hätte Sorgen machen müssen. Ich verbrachte den Großteil des Tages damit, mich mit Tanya, Kate, Irina, Carmen, Rosalie und Esme über Mode zu unterhalten. Ich entwarf unglaublich viele Kleider für sie und machte mir unendlich viele Gedanken darüber, was am besten zu ihnen passen könnte. Kurz gesagt, ich war in meinem Element. Eines Abends saß ich wieder mal in meinem und Jaspers neuem Zimmer und entwarf Kleider. Er setzte sich hinter mich, umfasste meine Taille und zog mich zu sich. Ich wollte gerade etwas erwidern, als mich genau in diesem Moment eine Vision überkam. Sie dauerte nur wenige Augenblicke und doch reichte sie aus, um mir Jaspers Verhalten der letzten Tage zu erklären. Ich war baff! Jasper unterdessen wirkte plötzlich verdutzt über meine plötzliche Sprachlosigkeit. „Alice?“, fragte er mich. „Ist alles in Ordnung mit dir? Was hast du gesehen?“ Ich suchte nach Worten. Schließlich drehte ich mich zu ihm um und starrte ihn mit einer Mischung aus Überwältigung und Verblüffung an. Mein Blick musste für ihn nicht sehr aufschlussreich gewesen sein. Als sich Jasper aber mehr auf meine Gefühle konzentrierte schien ihm eine Erklärung für meine Sprachlosigkeit zu kommen. „Verdammt!“, lachte er leise. „Ich habe es doch nicht ganz geschafft, dich zu überraschen -“ Weiter kam er nicht. Ich warf mich vor Freude ihm um den Hals und er kippte nach hinten weg. Für den Bruchteil einer Sekunde war er überrascht, doch dann breitete sich ein weites Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Du bist so süß!“, brachte ich endlich hervor und küsste ihn. „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich…“ Er drückte seine Lippen auf meine. Allerdings nahm er mir dieses Mal nichts meiner Euphorie. Es freute ihn, dass ich so reagierte. „Heißt das „ja“, mein kleines Wuselmonster?“, fragte er mich, sanft lächelnd, als wir uns wieder von einander lösten. Er wusste, dass er seine Frage nicht mehr zu stellen brauchte. Ich kannte sie bereits. Ich strahlte ihn an. „Ja, ich will“, erwiderte ich und küsste ihn wieder. Ich wollte ihn nie mehr hergeben. Ich wollte ihn nur noch für mich allein haben. Und nun gehörten Jasper und ich ganz offiziell zusammen. Für immer. _______________________________________________________________________ --> geschrieben: --> Beta: Hallo^^ Sorry, dass es so ewig gedauert hat. Ich hatte ne totale Schreibkrise. >.> Asche über mein Haupt. naja... Ich hoffe, der Epilog gefällt euch trotzden^^ lg Haily Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)