The only memory von Friedi (Alices Geschichte) ================================================================================ Kapitel 6: Umstellung --------------------- Jasper stand am Fenster und schaute hinaus. Er war noch immer fasziniert davon, dass er mitten unter Menschen, seiner ehemaligen Hauptspeise, wohnte. Die Menschen gingen die Straßen entlang und sein Blick folgte ihnen. In seinem inneren erwachte etwas und sein Verlangen nach Blut regte sich. Dieses Gefühl versuchte er unter Kontrolle zu bringen, was ihm meistens zwar gelang, aber auch viel Kraft kostete. Ich trat auf ihn zu und umarmte ihn, woraufhin er mir seine Aufmerksamkeit schenkte und diese Umarmung erwiderte. Es half ihm sich zu konzentrieren. Denn er versuchte nur auf mich zu achten und seine Sinne waren auf mich gerichtet. Was ich dabei fühlte konnte ich einfach nicht in Worte fassen. Es war ein schönes Gefühl. Ich wollte ihm zeigen, dass es nicht so schwer war, unter Menschen zu leben, wie er dachte. Wir würden es langsam angehen, denn für ihn war alles neu und ungewohnt. Jasper gab es zwar nicht zu, doch ich konnte in seinen Augen die Angst und das Unbehagen lesen. Er wollte mich nicht Endtäuschen. „Wir sollten Jagen gehen, du kommst schon wieder auf Dumme Gedanken.“ Jedes Mal, wenn er zu den Menschen schaute, sah ich, was sein Verlangen vorhatte. Denn er war es einfach nicht gewohnt. Und um so etwas zu verhindern, mussten wir jeden Tag in den Wald und Tiere jagen. Somit war der Hunger gestillt und nur die Gier war noch da. Diese Gier jedoch war einfacher zu beherrschen, als den Hunger und den Instinkt zusammen, Nahrung zu beschaffen. „Es tut mir leid. Ich versuche alles, um nicht daran zu denken“, kam es mit schuldbewusster Miene von ihm. Doch ich schüttelte nur mit dem Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange, nachdem ich mich auf Zehenspitzen gestellt hatte. So wie ich mich zu Jasper hingezogen fühlte, so begann auch Jasper langsam solche Gefühle für mich zu entwickeln, was mich sehr glücklich machte. Er sagte dazu nur immer, dass wir uns zwei gesucht und gefunden hatten. Ich war die jenige, nachdem er all die Jahre unbewusst gesucht hatte. Jetzt wo wir uns gefunden haben, werden wir auch den Rest zusammen durchstehen. „Du hast doch gerade erst begonnen mit der Umstellung. Es ist klar, dass du es noch nicht so gut beherrschst. Ich habe auch Jahre dafür gebraucht und es hat ebenfalls lange gedauert, bis ich mich so frei unter den Menschen bewegen konnte, wie ich es jetzt tue. Du darfst nur nicht aufgeben und immerhin bist du nicht mehr alleine, genauso wie ich. Ich werde schon auf dich aufpassen.“ Das meinte ich ernst, doch ihm gefiel es nur Halbwegs, denn er war in einer Zeit erzogen worden, wo es Aufgabe der Männer war, die Frauen zu Beschützen. Doch merkte er auch schnell, dass ich meinen eigenen Kopf hatte und mir da auch nicht reinreden ließ. Somit nahm ich Jasper an die Hand und nahm ihn mit in den Wald, den wir jeden Abend besuchten. Das Tierblut schmeckte ihm zwar noch immer nicht, doch beklagte er sich nie. Denn Jasper war dankbar für diese Möglichkeit, die ich ihm zeigte. Nach erfolgreicher Jagd setzten wir uns an den Delaware River und unterhielten uns. Wir dachten darüber nach, was wir als nächstes tun sollten. Ich wusste, was ich wollte. Es wurde Zeit, endlich die Cullens zu suchen, doch ich hatte noch immer keinen Anhaltspunkt darüber, wo sie sich gerade aufhielten. Jasper war dagegen, einfach auf blauen Dunst loszugehen, denn dies tat er die ganzen Jahre. Er war froh, es endlich mal ein wenig ruhiger angehen zu können. Und er ermunterte mich darin, doch erst einmal das Studium zu beenden, was ihn persönlich faszinierte. Ich ließ mich überreden, denn immerhin hatten wir ja die Ewigkeit und man sollte alle Chancen nutzen, die sich einem boten. Wir wollten warten, bis meine Visionen in diesem Punkt genauer werden würden. Nachdem alles geklärt und besprochen war, traten wir den Rückweg an und machten es in unseren eigenen Vier Wänden gemütlich. Nun wohnte ich nicht mehr alleine, was ich in vollen Zügen genoss. Auch Jasper wurde mit den Wochen ruhiger und erholte sich von seinen anstrengenden Jahren und verlor die Angst, mit der er all die Zeit leben musste. Ich wollte Jasper so viel zeigen, zeigen was man alles machen konnte. Was es in der Stadt zu sehen gibt. Doch um diesen Wunsch umzusetzen, musste ich noch ein paar Wochen warten. Noch war es zu riskant, Jasper mit unter Menschen zu nehmen. So wie ich ganz langsam anfangen musste, mich unter Menschen zu bewegen und dabei die Gier zu unterdrücken, so musste es Jasper ebenfalls. Wobei es bei ihm wesentlich schwerer war, da sein Instinkt darauf trainiert war. Schließlich bestimmte dieses Leben Jahrzehnte lang sein Überleben. Die schwersten Monate, waren für uns die Sommermonate, denn in Philadelphia schien oft die Sonne und somit mussten wir beide im Haus bleiben und durften erst nach Sonnenuntergang hinaus, um sich am Wild gütig zu tun. Wir wollten nicht enttarnt werden. Somit verzögerten sich leider auch die Übungen für Jasper, doch ich war geduldig, was Jasper ebenfalls an mir bewunderte. Doch diese Zeit wussten wir beide zu nutzen. Denn wenn draußen die Sonne schien und unsere Haut in der Wohnung zu glitzern begann, wurden wir miteinander vertrauter und wir kamen uns auch näher. Es dauerte nicht lange, bis es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gab. Wenn es draußen bewölkt war, nahm ich Jasper mit in die Stadt und wir besuchten die Orte, die am wenigsten besucht waren und die ich so lieben gelernt hatte. Wenn es zu viele Menschen wurden und ich nicht auf eine Vision warten wollte, gingen wir zurück. Im Laufe des nächsten Jahres konnte ich Jasper so fast alle Sehenswürdigkeiten bei Tag zeigen. Wenn es welche gab, die nie Menschenleer waren, dann verschob ich es auf die Nacht. Denn die Dunkelheit versteckte uns und gab uns Sicherheit. Jasper genoss es und war genauso wissbegierig wie ich. Woraufhin wir die Bibliotheken öfters besuchten, als die anderen Orte und fast alle Bücher kannten, die dort zu finden waren. An einem bewölkten Tag wollte Jasper mich unbedingt in die Uni begleiten. Er wollte sehen, wie es dort aussah und was ich dort genau machte und lernte. Die Idee fand ich nicht so gut, denn immerhin hatten wir gerade mit dem Üben bei ein paar Menschen angefangen. In der Universität würden es 1000 Menschen oder mehr sein. Zu viele für einen Vampir, der erst noch lernen musste als Vegetarier zu leben. Doch er ließ sich nicht überreden und ich konnte mich diesmal nicht durchsetzen. Seit dem wir losgegangen waren verfolgte mich ein merkwürdiges Gefühl. Das Gefühl einer bösen Vorahnung. Jasper nahm mich an die Hand und sagte nur mit einem grinsen: „Hey, so schlimm wird es schon nicht. Ich kann mich zusammenreißen.“ Ich konnte nur nicken und ich merkte sofort, dass er meine Stimmung beeinflusste. Wir erreichten die Uni und gingen hinein. Die Gänge waren mit Studenten überfüllt. Jeder holte seine Bücher aus den Spinten und es wurde geredet und gelacht. Woraufhin sich Jasper neben mir anspannte. Denn ihm überkamen zu viele Gerüche auf einmal. Es traf ihn wie ein Schlag. Er hätte nicht gedacht, dass es so extrem werden würde. Er musste zugeben, dass er sich selber überschätzt hatte. In seinem inneren begann ein Kampf. Eine Schlacht der Gier, des Verlangens und des Instinktes. Mein besorgter Blick wanderte zu Jasper. „Jasper, ist mit dir alles in Ordnung?“ Seine Antwort viel sehr knapp aus und er fing an die Luft anzuhalten. „Nicht wirklich…“ Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als mich eine Vision überkam. Mein Gesicht wurde starr und ich sah Bilder wie aus einer Schlacht. Überall liefen schreiende Menschen durch die Flure, um mich herum lagen Menschen reglos auf dem Boden. Einige von ihnen waren Blutüberströmt und mitten unter ihnen sprang Jasper von einem zu anderen. Sein Gesicht verzerrt von dem Blutrausch und rot beschmiert. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Als ich mich dazwischen warf, griff er mich ebenfalls an. Die Vision war noch nicht zu Ende, doch ich wurde einfach herausgerissen. Als ich wieder klar sehen konnte, sah ich in zwei sorgenvolle goldene Augen. „Alice, was ist. Was hast du gesehen, du warst völlig weggetreten. Das habe ich bei dir zum ersten Mal gesehen.“ Ich brauchte eine Weile, bis ich die Worte verstand und meine erste Reaktion war, dass ich Jasper an die Hand nahm und ihn hinter mich herzog. Ich verließ die Uni fluchtartig und hielt erst dann wieder an, als ich weit genug entfernt auf einer kleinen Wiese, weit entfernt von den nächsten Menschen ankam. Jasper verstand nicht, er sah nur die Angst in meinen Augen und spürte die Panik in mir. Ohne zu überlegen nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Was hast du nur gesehen. Du bist total aufgewühlt und deine Panik will nicht verschwinden, trotz meiner Bemühungen sie dir zu nehmen.“ Ganz langsam beruhigte ich mich wieder und meine Angst wich. Woran Jasper nicht ganz unschuldig war und diesmal war ich ihm dafür mehr als dankbar. Ich erzählte ihm, was ich gesehen hatte. Jasper konnte nur schlucken und schüttelte mit dem Kopf. Seine Worte klangen traurig und er konnte sich nicht verzeihen, was er beinahe angerichtet hätte und nur weil er was beweisen wollte. „Es tut mir leid, ich sollte mich nicht überschätzen. Ohne deine warnende Vision hätte es böse enden können. Ich hätte uns beide fast verraten und in Gefahr gebracht. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde.“ Ich streckte mich und gab Jasper einen Kuss auf den Mund, den er überraschend erwiderte. Nach dem wir uns wieder gelöst hatten, sagte ich. „Du musst dich nicht entschuldigen. Du wusstest ja nicht, dass du so heftig reagieren würdest. Wir sind immer noch im Training und da muss man hin und wieder Rückschläge hinnehmen. Wir können daraus nur lernen.“ Diese Worte beruhigten ihn wenig, doch er gab sich meinetwegen Mühe und versuchte es zu akzeptieren. Seit diesem Vorfall wurden wir beide noch vorsichtiger und es hinterließ eine ständige Angst im Verborgenen, die Jasper immer wieder überkam, wenn er an einem Ort mit so vielen Menschen kam. Denn seine größte Angst war, dass er mich verletzen könnte. Für mich selber war es neu, dass ich auf eine Vision so heftig reagierte. Und ich lernte auch, dass man mir ansah, wenn ich eine Vorahnung bekam, denn bisher war ich immer alleine mit ihnen gewesen. Darauf wollte Jasper in Zukunft achten und mir helfen. Im laufe der Zeit erfuhr ich zwar noch immer nicht, wo sich die Cullens aufhielten, doch ich lernte die einzelnen Mitglieder und deren Eigenschaften kennen. Es war so, als ob ich diese Familie schon seit Ewigkeiten kannte und selber einer von ihnen war. Carlisle hatte mehrere Sachen studiert und war am Ende Arzt geworden und das faszinierende bei ihm war, dass er Immun gegen Menschenblut war. Er war ein kontrollierter, höflicher, gebildeter, gerechter, sanfter und einfühlsamer Vampir. Daher war sein besonderes Talent auch das Mitgefühl. Das erste Mitglied, was sich Carlisles „gewählt“ hatte war Edward, ein anständiger, höflicher, charmanter, dickköpfiger und beschützender Vampir. Dieser jedoch hatte ebenfalls seine Erfahrungen mit Menschenblut gemacht, als er rebellierte. Doch zum Glück kehrte er zu seinem alten Leben zurück. Neben Jasper und mir, war er der einzige, der ebenfalls eine Begabung besaß und zwar konnte er die Gedanken anderer lesen. Esme, die Frau von Carlisle hatte nicht immer ein schönes Leben geführt. Doch in ihrem jetzigen Dasein war sie mehr als zufrieden, denn dort konnte sie ihre Fähigkeit ausleben. Esme konnte von ganzem Herzen lieben. Sie war eine gutherzige, gütige, hingebungsvolle, tolerante und liebenswürdige Frau. Als nächstes kam Rosalie, die blonde Frau war eigentlich als Gefährtin für Edward gedacht gewesem, doch keiner der beiden fühlte mehr als Freundschaft für den anderen. Rosalie kam aus gutem Hause und war nicht immer dankbar für ihre Rettung. Sie war ein eifersüchtiger, arroganter, eitler, egozentrischer und verbitterter Vampir. Und sie bildete sich viel auf ihre Schönheit ein, weshalb dies auch ihr entscheidendes Merkmal war. Erst Emmett konnte Rosalie zügeln und wurde auch ihr Lebensgefährte und Geliebter. Für den witzigen, kämpferischen, furchtlosen und mutigen Vampir ist Rosalie der Engel, der ihn gerettet hatte. Sein hervorragendstes Merkmal war seine Stärke, was man ihm auch ansah und was er nicht zu verbergen versuchte. Am liebsten testete er dies mit Edward. Doch dann endlich kam der Tag und ich sah, wo wir die Cullens finden würden. Ich saß mit Jasper gerade in der Bibliothek und schrieb meine Abschlussarbeit für das Studium, als ich sah, wo sich die gesuchte Familie aufhielt. Die Cullens wohnten in einer kleinen Stadt namens Forks. Diese lag im US-Bundesstaat Washington und wurde gerade erst im August 1945 gegründet. Was auch erklären würde, warum ich die ganzen Jahre nie erfahren habe, wo sie sich aufhielten. Ganz aufgeregt übermittelte ich Jasper die Nachricht, der mich die ganze Zeit gemustert hatte. Er fühlte die Vision, denn dann änderten sich immer meine Gefühle. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Nun bin ich auch dafür, dass wir die Wanderschaft erneut aufnehmen, aber erst, wenn du damit fertig bist. Solange wir zusammen sind, lasse ich mich auf alles ein. Denn ich liebe dich.“ Mit diesen Worten zeigte er erst auf den Stapel Papiere vor mir, bevor er seine Hand erhob und mir zärtlich über die Wange streichelte, was mir ein Kribbeln einbrachte. Er wollte nicht, dass die Jahre des Studierens umsonst gewesen waren. „Ja, das mache ich und gebe dich auch nie wieder her. Ich liebe dich auch.“ Diese Nachricht stachelte mich an und ich schloss mein Studium mit einem hervorragenden Ergebnis ab und wir kündigten unsere Wohnung. Mit einem Gefühl der Vorfreude, verabschiedeten wir uns von Philadelphia. Unser jetziger Weg führte uns nach Forks. Hand in Hand gingen wir los und durchliefen Städte und Wälder. Wir rasteten nur zum jagen und nahmen unseren Weg anschließend gleich wieder auf. Nach etlichen Tagen fanden wir dann endlich ein Eingangsschild, worauf in schwarzen Lettern „Forks“ drauf stand. Wir hatten unser Ziel erreicht, nun mussten wir nur noch die Familie Cullen finden. _______________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)