The only memory von Friedi (Alices Geschichte) ================================================================================ Kapitel 4: Philadelphia ----------------------- Philadelphia, ein US-Bundesstaat von Pennsylvania mit einer Einwohnerzahl von 1.931.334. Hier würde ich also fürs erste bleiben und auf Jasper warten. Der erste Eindruck gefiel mir recht gut. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich hier auch vielleicht ein Weilchen aufhalten müsste. Meine Visionen verrieten mir zwar, wer wo auftauchen würde, aber sie konnten mir nicht sagen, wann genau jemand kam, was bedeutete, dass ich auch keine Ahnung hatte, wann Jasper hier ankam. Und so blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Da ich nicht wusste wie lange ich zu warten hatte, würde ich eine Bleibe brauchen. Am liebsten wäre mir eine kleine Wohnung, die in der Nähe eines Waldes liegt. Denn so müsste ich mir um meine Nahrung und um meine Tarnung keine großen Sorgen machen. Nach einiger Suche fand ich sogar das Richtige, denn es gab in Philadelphia ein Stadtteil mit dem Namen Frankfort und deren Grenze war der Delaware River. Um den Fluss gab es ein Wäldchen in dem einiges an Tiere hauste. Ich sah mir die Gegend an und streifte durch die Gegend, mit einem zufriedenen Ergebnis. Verhungern würde ich hier wohl nicht. Es dauerte nicht lange und eine weitere Vision verriet mir mehr über das Treffen mit Jasper, was mich noch mehr ermutigte. Ich sah, dass der Junge, auf den ich so ungeduldig wartete an einem stürmischen Tag kommen würde. Doch was mich ein wenig überraschte war, dass es draußen hell war und nicht wie sonst immer, wenn ich eine Vision von ihm hatte schwarz, schwarz wie die Nacht. Soweit man es bei diesem Sturm „hell“ nennen konnte. Seit dieser Vision stand ich jeden Morgen auf und das erste was ich tat war, ans Fenster zu treten und heraus zu schauen, um meinen Tagesplan und auch einwenig meine Laune festzulegen. Wenn es draußen stürmisch war, ging ich vergnügt die Straße entlang, die direkt zu einem kleinen Lokal führten und setzte mich hinein und wartete. In der Hoffnung, dass ich dem Jungen mit den Honigblonden Haaren endlich persönlich ins Gesicht sehen konnte. Wenn der Himmel anders aussah, war ich nur noch halb so gut drauf. Doch auch davon ließ ich mir den Tag nicht verderben und verbrachte den ihn mit unterschiedlichen Aktivitäten, wie Shoppen oder mich weiter über die Vorgänge an der Börse zu informieren. Wie schon in den anderen großen Städten gab es auch hier Börsen, die ich aufsuchte. Mein bisheriges erspartes gab ich für weitere Aktien aus und wenn der Moment günstig war, verkaufte ich diese wieder, wobei mir meine Visionen wirklich hilfreich waren. Das Geld vermehrte sich auf meinem Konto und ich musste mit einem Lächeln feststellen, dass mein Geld hier auf der ersten Bank lag, die jemals eröffnet wurde. Wenn ich keine Lust auf die Börse hatte, ging ich durch die Stadt und nutzte die Zeit, um mir die Sehenswürdigkeiten anzusehen, von denen es hier erstaunlich viele gab. Als erstes nahm ich mir die Museen vor, unter anderem das Philadelphia Museum of Art und ich kannte jede Kirche von innen. Besonders beliebt waren bei mir auch die Bibliotheken, deren Wege ich mittlerweile alle aus dem Kopf kannte und die ich nicht nur einmal besuchte. Was ich auch sehr interessant fand, war die American Philosophical Society, die 1743 von Benjamin Franklin und John Bartram hier gegründet wurde. Dort befanden sich auch eine umfangreiche Bibliothek und viele Disziplinen der Geistes- und Naturwissenschaften. Hier tummelten sich viele Studenten und ich mischte mich einfach unter sie. Mit einigen kam ich sogar ins Gespräch und erfuhr, dass es in dieser Stadt mehrere Universitäten gab. Die Unterhaltungen machten mich neugierig, was dazu führte das ich mich an einige Abende in Vorlesungen stahl und den Dozenten lauschte. Ich nahm mir vor mich irgendwann einmal, wenn ich alles das gefunden hatte, was ich suchte, in einem Kurs einschreiben zu lassen. Denn ich war ein wissbegieriger Vampir und wollte vieles lernen, entdecken und mitnehmen. Was natürlich auch nicht zu kurz kommen durfte, waren meine kleinen Shoppingtouren. Durch diese kleine Leidenschaft lernte ich auch die anderen Stadtteile wie Bridesburg, Port Richmond, Juniata, Oxfort Circle und Wissinoming kennen. Jedes dieser Orte besaß schöne Modegeschäfte, die ich mir alle von innen angesehen hatte und ich kam aus keinem ohne etwas heraus. Doch langsam sollte ich mich zurücknehmen, denn mein Kleiderschrank war schon recht voll und wenn ich Jasper gefunden hatte, wollte ich weiter zu den Cullens und dorthin würde ich dies alles mitnehmen müssen. Erst wenn ich mein Ziel erreicht hatte und bei den Cullen sein würde, würde ich meine entdeckte Liebe noch weiter und besser ausleben können. So vergingen die ersten Wochen, doch umso länger ich wartete, umso mehr fing ich an, an meiner Gabe zu zweifeln und den Glauben daran zu verlieren, dass Jasper irgendwann noch kommen würde. Ich hatte zwar gelernt und gemerkt, dass die Zeit für einen Vampir anders gerechnet wurde und die Anzahl der Jahre bedeutungslos wurden, da man ja die Ewigkeit hatte, doch dieses Warten und diese Ungewissheit kamen mir ebenfalls wie eine Ewigkeit vor. Es gab auch andere, nicht so schöne Tage. Tage, an denen ich verzweifelt das Lokal verließ und hinunter an den Delaware River ging und mich ans Ufer setzte. Mein Blick ging abwesend zu meinem Spiegelbild, was ich nach einer Zeit nicht mehr sah, denn ich sah nur noch das tiefe klare Wasser vor mir. Den Boden, der so weit weg schien, genau wie meine Gedanken. Ich dachte an Jasper und fragte ihn, wo er denn bliebe. Meine Gedanken konzentrierten sich auf ihn, den ich so ungeduldig erwartete. Das Ergebnis war, dass ich endlich eine Vision bekam, die mir etwas Klarheit verschaffte und erklärte, warum es etwas längern dauern könnte. Der Junge mit denn honigblonden Haaren lief gerade durch ein menschenleeres Gebiet. Vor kurzem hatte er angefangen, auch am Tage zu reisen und seine Wanderung vorzusetzen. Jasper vermeidet es, in Gebiete zu kommen, wo sich Menschen aufhielten, denn die Angst dass sein Hunger dann zu übermächtig wurde und er seine Gier nicht mehr zügeln konnte war zu groß. Denn die Gefühle der Furcht und die Verzweiflung seiner Opfer wollte er nicht mehr spüren. Er hatte Angst, dass sie ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben würden. Daher nahm er Umwege in Kauf und verhinderte so, dass er auf belebte Orte traf. Seine Nahrungsquelle bestand aus verirrten Wanderern im Wald oder aus verunglückten Bergsteigern, deren Leiden er dadurch beenden konnte. Als die Vision endete erhob sich mein Blick wieder und ich sah in den Himmel hinauf und ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Nun wusste ich warum ich noch immer wartete. Denn seine Umwege, die er in kauf nahm waren lang und für ihn sehr wichtig. Meine Hoffnung war zurück und seit diesem Ereignis zweifelte ich nicht mehr an meiner Gabe und dankte ihr. Ich würde warten, egal wie lange es dauern würde. Egal, wie viele Jahre erst noch vergehen würden. Ich wusste, er war auf dem Weg und würde irgendwann in Philadelphia ankommen. Die Jahreszeiten gingen vorüber und die Blätter der Bäume im Wald färbten sich gelb, bis sie hinunter auf den Boden vielen und dort liegen blieben. Der Winter war nicht mehr fern und die ersten grauen Wolken zogen über das Land. Es wurde zunehmend kälter, auch wenn ich selber von den absinkenden Temperaturen nichts mitbekam. Ich sah nur, wie die Menschen auf der Straße ungeduldiger wurden und in ihren dicken Mänteln durch die Straßen schritten, in der Hoffnung vor dem ersten Schneefall zu Hause zu sein, um es sich vor ihrem Kamin gemütlich zu machen und das Zimmer zu erwärmen. Es dauerte nicht lange, bis der erwartete Schnee kam und die Flocken zu Boden fielen und das Land einhüllten. Die Straßen, Gehwege und das übrig gebliebene grün färbten sich weiß und wurden durch eine Decke aus Eiskristallen ersetzt. Im Gegensatz zu den älteren Bewohnern freute ich mich genauso über das Wetter wie die Kinder. Gut eingepackt trugen meine Füße mich hinunter zum Fluss. Ich streckte die Hände aus und sah hinauf in den Himmel und beobachtete die Flocken, wie sie hinunter segelten. Meine Hände fingen die kleinen Kristalle auf und durch die Kälte meiner Haut schmolzen sie nicht. Ich hob die Hand und sah mir die Kristalle genau an und sah die schöne Struktur der Kristalle und erinnerte mich an meinen ersten Winter. Damals hatte ich mich fürchterlich erschrocken, bis ich erkannte wie schön die Eiskristalle aussahen und was es mit ihnen auf sich hatte. Ich liebte den Winter, denn die Landschaft war eine einzige weiße Decke. Niemand wusste wie es darunter aussah und welche Vielfalt sich dort versteckte. Von oben sah die Schneedecke hell aus und das Sonnenlicht ließ denn Schnee glitzern, wie meine Haut. Es sah alles gleich aus und die Geheimnisse wurden gehütet, bis im Frühjahr der Schnee schmolz und die Farben wieder hervorkamen und zeigten, wie vielfältig die Welt doch sein konnte. Doch leider gab es im Winter auch ein Fest, worüber sich jeder andere freute, bis auf ich. Das Fest der Liebe, der Familie, der Freunde, des Vergebens und des Schenkens. Jede Familie war in diesem Weihnachtsmonat mit Vorbereitungen beschäftigt und wenn ich die Straßen entlang ging, sah ich unzählige bunte Lichter die an den Fenstern der Häuser und der Geschäfte leuchteten. Um mich herum erklang Kinderlachen und freudige Erwachsene. Nur ich lief etwas traurig durch die Gegend. In dieser Zeit wurde mir mehr als sonst bewusst, wie einsam ich doch war. Es würde bestimmt anders sein, wenn noch jemand da wäre und mit dem ich diese Zeit ebenfalls genießen könnte. Heiligabend saß ich alleine in meiner kleinen Wohnung vor dem geschmückten Weihnachtsbaum und sah abwesend zu die Kerzen, die das Zimmer erhellten. Draußen erklang das Läuten der nahe stehenden Kirche, die zur Christfesper rief. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass endlich Jasper auftauchen würde. In der Hoffnung, dass ich das nächste Weihnachten nicht mehr alleine verbringen würde, erhob ich mich und ging nach draußen. Ich wollte mir mein eigenes Weihnachtsmahl besorgen und ging in den Wald. Einige Tage später endete das Jahr 1946 und das neue Jahr begann so, wie ich es damals kennen gelernt habe. Über der Stadt wurde es hell und laut. In der Luft hing der Geruch von Schwefel, was ich noch deutlicher wahrnahm als die anderen um mich herum. Die Bewohner feierten Silvester mit einem bunten Feuerwerk, was die Nacht zum Tage machte. Ich saß auf der Wiese am Fluss, was in der Zeit zu meinem Lieblingsplatz geworden war und beobachtete das farbige Schauspiel am Himmel. Nachdem es ruhiger wurde schloss ich meine Augen und meine Gedanken waren von Jasper erfüllt. Denn es war so Brauch, dass man sich etwas fürs neue Jahr vornahm, ich indessen vermischte es mit meinem Wunsch und hoffte dass ich 1947 auf den Jungen treffen würde, auf den ich wartete. Das neue Jahr begann ich so, wie ich im letzten aufgehört hatte. Ich sah aus dem Fenster und schaute mir das Wetter an, ehe ich mich entschied, was ich am Tage so anstellen sollte. Somit vergingen weitere Tage und Monate und der Winter verschwand und draußen begannen die ersten Blumen zu blühen und es dauerte nicht lange, bis es wieder so warm war, dass sich die Kinder am Delaware River vergnügten und im Wasser badeten und somit die Ruhe verscheuchten. Da ich nun alles in der Stadt und in der näheren Umgebung kannte, hielt ich mich mehr und mehr in den Bibliotheken und in den Universitäten auf und besuchte immer mehr Kurse, obwohl ich mir vorgenommen hatte, dieses erst später zu machen nutzte ich die Zeit dafür jetzt schon. Ich hatte mich für den Studiengang Design entschieden, damit ich das bisherige Gelernte noch weiter ausbauen konnte. So würde ich bald professionell Kleider entwerfen und Designern können. Denn die Grundfertigkeiten hatte ich ja bereits in meiner Lehre erworben, die bereits Jahre her war. Ein weiteres Jahr war somit ins Land gezogen und Jasper war noch immer nicht aufgetaucht. Wie oft ich hier in dem Lokal neben meinem Studium schon gesessen hatte, wusste ich nicht mehr. Genauso oft wurden meine Erwartungen auch enttäuscht und ich verließ traurig das Cafe. Ein weiterer stürmischer Tag kam ins Land und wie so oft saß ich in diesem kleinen Lokal auf dem Barhocker und beobachtete die Tür. Und ein weiteres Mal öffnete sich diese und ein Gast trat herein. Doch diesmal war es endlich der Besucher, auf denn ich schon so lange warte. Denn im Eingang erschien ein Junge mit honiglonden Haaren und schwarzen Augen. _______________________________________________________________________________ --> Geschrieben: --> Beta: Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)