Tantalus von Fufu ================================================================================ Kapitel 1: Entführung... ------------------------ Die Sonne ging gerade über Zeyo auf und ihre Strahlen wärmten das ganze Land auf. Sie erhellten einen wunderschönen Wald und der Tau, der auf den Pflanzen lag, reflektierte das Licht und so schien es überall golden zu leuchten. Durch diese malerische Landschaft fuhr ein Planwagen, gezogen von zwei Volkies. Volkies sind große silberne Vögel, die Straußen ähnelten. Sie werden entweder als Reit- oder als Zugtiere benutzt. Plötzlich brach ein Tumult los, sodass die Volkies erschrocken stehen blieben. 1 Minute vorher waren alle noch fest am Schlafen gewesen. Das heißt zumindest solange, bis ein mädchenhafter Junge namens Husky einem richtigen Mädchen aus Versehen ins Gesicht schlug… Dieses Mädchen, nennen wir es Jenna, murmelte daraufhin verschlafen: „Boah! Mädel, nimm deinen Arm aus meinem Gesicht!“ Zwei Sekunden Stille, dann brach der eben erwähnte Tumult los… „Ich bin kein Mädel!“, brüllte Husky und stieß sich beim Aufstehen den Kopf an der Planwagendecke. „Mir doch egal!“, brüllte Jenna jetzt auch, „Ich wollte nur, dass du deinen Arm aus meinem Gesicht nimmst!“ Der Junge, der neben ihr lag, schlief ruhig weiter, selbst als diese aufstand, um Husky zu vermöbeln. Anders sah es mit Fuuka, der vierten im Bunde aus. Sie schloss sich gleich dem Geschrei an: „Haltet eure Klappe! Da kann doch kein normaler Mensch schlafen!“ „Doch, ich…“, murmelte Tayo, der Junge neben Jenna im Schlaf. Damit unterbrach er unbewusst den Streit, da ihn nun alle entgeistert ansahen. „Komm, Fufu, lass uns in der nächsten Stadt Frühstück holen, bevor unser Langschläfer aufwacht. Du weißt ja, wie unausstehlich er ist, wenn er nichts zu essen kriegt…“, schlug Jenna vor. „Ja, dann können wir auch gleich die Plakate für die Show aufhängen!“, erwiderte Fuuka, die den Spitznamen ‚Fufu’ in der Gruppe inne hatte. Die beiden Mädchen traten ins Morgenlicht. Fuuka nahm den Beutel mit dem Futter für die Volkies mit raus, öffnete ihn und warf den Vögeln ein paar Körner vor die Füße. Sie fingen sofort an, darüber herzufallen, während Jenna ihnen einen neidischen Blick zuwarf. „Mann haben die es gut, die können jetzt schon frühstücken…“, bemerkte sie mit knurrendem Magen. Mit diesen Worten fuhren sie ihre Flügel aus und flogen in Richtung Balum. Kurzer Zwischenstop… Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum sie Flügel haben? Die Welt Zeyo wird von vier Clans beherrscht: Feuer, Wind, Erde und Wasser. Der Aufenthaltsort des Feuer-Clans, sowie, ob er überhaupt noch existierte, waren unbekannt. Das Einzige, was noch aus grauer Vorzeit überliefert wurde, dass seine Angehörigen über Drachenflügel und Feueratem verfügten. Außerdem sollen sie extrem hitzeresistent sein. Auch die anderen Clans sind mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, so besitzt jeder Angehörige des Wind-Clans ein Flügelpaar einer Vogelart, während der Erd-Clan die Fähigkeiten verschiedener Bodentiere besitzt. Im Wasser-Clan verfügt jeder über die Fähigkeiten von Wasserbewohnern. Fuuka und Jenna sind Angehörige des Wind-Clans. In Zeyo herrscht zurzeit Krieg unter den Clans. Fuuka, Jenna, Husky und Tayo konnten dem nur entgehen, indem sie als Räubergruppe Tantalus durch die Welt reisen. Die Tantalus tarnt sich allerdings als Straßenkünstlertrupp. Nach einer halben Stunde Flug erreichten sie die Hauptstadt des Erdreiches. Sie landeten in sicherem Abstand, um nicht als Angehörige des Wind-Clans erkannt zu werden. Sie schlenderten ein wenig durch Balum, auf der Suche nach einem Bäcker und hofften, sich nicht zu verirren. Nach einer Weile wurden sie fündig, doch sie kamen nicht dazu, sie zu betreten, denn hinter ihnen ertönte der Schrei einer Frau. Als sie sich umwandten, um der Ursache auf den Grund zu gehen, erblickten sie einen Mann, der so schnell er konnte mit einer Handtasche unterm Arm flüchtete. “Haltet den Dieb!“, kreischte sie. Fuuka und Jenna fuhren ohne zu überlegen ihre Flügel aus und verfolgten den Dieb mit Höchstgeschwindigkeit. Schnell hatten sie ihn eingeholt und warfen sich auf ihn. Um sie herum war es ruhig geworden, sie spürten die Blicke der Menge auf ihnen und ihnen sank das Herz in die Hose bzw. Fuuka in den Rock. Sich in Kriegszeiten als Angehörige des feindlichen Clans erkennen zu geben, war so ziemlich das Dümmste, das sie tun konnten. Fußgetrappel war zu hören und etwa ein Dutzend Soldaten des Erd-Königs postierten sich im Kreis um die beiden Mädchen. Sie wehrten sich mit allen Kräften, als jeweils sechs der Männer sich die Mädchen griffen, aber sie konnten nichts gegen diese Übermacht tun. Sie wurden ins Schloss gebracht. Dort kamen sie an Rüstungen, Gemälden und den Bannern des Königreiches vorbei. Die Soldaten ließen sich nicht von den vielen Irrwegen verwirren und schritten unbeirrt vorwärts, immer mehr Treppen empor, bis sie im Thronsaal ankamen und dem König höchstpersönlich gegenüberstanden. „Eure Majestät! Diese zwei Mädchen wurden auf den Straßen gesichtet. Sie sind Angehörige des Wind-Clans!“, berichtete einer der Soldaten, die Jenna fest im Griff hatten. „Wir haben nichts getan!“, schrie Fuuka. Der Herrscher sah streng auf sie herab. Man sah ihm an, dass er schon viele Jahre regiert haben musste. Seine grauen, fast weißen Haare und sein faltiges Gesicht zeugten von viel Stress und schweren Entscheidungen. Der Ausdruck in seinen Augen beweisten lange Erfahrung. Neben ihm stand seine Tochter, die Prinzessin des Erdreichs. Sie machte einen eingebildeten und auch nervigen Eindruck. „Was haben Leute vom Wind-Clan in meinem Land zu suchen?“, fragte er ebenso streng wie er aussah. „Brötchen!“, grinste Jenna, „Außerdem gehören wir zu einem Straßenkünstlertrupp und wollen hier unsere Show aufführen.“ „Etwas aufführen?“ Der König runzelte die Stirn. „Beweist es!“ Fuuka zog einen Flyer aus einer Hüfttasche, die sie mitgenommen hatte und drückte ihn ihm in die Hand. Der König beäugte das Stück Papier misstrauisch, bis seine Tochter ihn aus seinen Gedanken riss: „Lass doch gut sein, Papa! Guck sie dir an, das sind doch noch Kinder! Die Orangehaarige sieht so alt aus wie ich und der Rotschopf sogar noch jünger! Vielleicht 12 oder 13! Was sollten die schon ausrichten können?“ Jenna schwante Übles, als sich auf der Stirn ihrer Freundin Zornesfalten bildeten und konnte sie gerade noch rechtzeitig festhalten, bevor sie die Möglichkeit hatte, sich auf die Prinzessin zu stürzen und ihr mehr als ein paar blaue Flecken zu verpassen. „Wie Recht du hast, meine Süße! Wenn ich dich nicht hätte!“, schwärmte der König. Er war ganz aus dem Häuschen vor Stolz. „Nun gut, ihr dürft gehen, meinetwegen auch eure Show aufführen und eure Brötchen besorgen. Aber nachdem ihr alles erledigt habt, muss ich euch bitten, mein Land zu verlassen. Nicht nur ich, sondern auch die Bewohner meines Reichs werden bei Anwesenheit des Feindes etwas nervös. Ihr wisst ja, dass sich die Clans im Krieg befinden! Wir können kein Risiko eingehen…“, erklärte er, diesmal wieder ernst. Er bedeutete den Soldaten, Fuuka und Jenna aus dem Schloss zu begleiten. Sie gehorchten, doch scheinbar hatten sie auch Anweisung, sie nicht aus den Augen zu lassen, solange sie sich in der Stadt befanden. Sie folgten den beiden auf Schritt und Tritt, sowohl als sie ihr Frühstück beim Bäcker besorgten, als auch beim Verteilen und Aufhängen der Flyer und auch als Fuuka und Jenna an einem Waffengeschäft vorbeikamen und es nicht lassen konnten, sich dort umzusehen. Als sie schließlich das Stadttor erreichten, blieben die Soldaten endlich stehen und sahen ihnen nur noch zu, wie sie ihre Flügel ausbreiteten und sich in die Lüfte hoben. Der Wind war stärker geworden… In solchen Momenten war es ein Fluch lange Haare zu haben. Trotzdem fühlte sich Fuuka in der Luft frei. Hier kamen ihr der Krieg und alle Probleme, die sie hatte ganz unwirklich vor. Innerhalb von 20 Minuten erreichten sie ihr Lager und sahen einen miesgelaunten Tayo im Gras sitzen. Schleunigst kramte Jenna einen Korb einen Korb aus ihrem Wagen und füllte ihn mit ihren Einkäufen, während er sich das erste Croissant, das er sah, unter den Nagel riss und anfing zu essen. Jenna sah ihm lächelnd zu. Es war so niedlich, wenn er sein Essen so herunterschlang… was nicht selten passierte. Er liebte Essen über alles und bekam immer schlechte Laune, wenn nichts da war… Nun kam auch Husky und setzte sich zu ihnen ins Gras, starrte aber nur auf den Boden und lehnte das Brötchen, das Fuuka ihm anbot ab. Sie zuckte mit den Schultern und biss dann selbst ein großes Stück ab. „Warum habt ihr so lange gebraucht?“, maulte Husky. „Wir haben dem König noch einen kurzen Besuch abgestattet…“, sagte Jenna nebenbei. „WAS?!“ „Wir haben eine Frau vor einem Dieb gerettet und dabei unsere Flügel eingesetzt…“, bemerkte Fuuka und erzählte der Tantalus auch den Rest der Geschichte mit gelegentlichen Kommentaren von Jenna („Und dann meinte die Prinzessin auch noch…“). Husky war außer sich und war sich nicht sicher, ob er wegen der Anschuldigung der Prinzessin Fuuka gegenüber - Fuuka war nämlich schon 18 und nicht 12 oder 13 - lachen sollte oder wegen dem Chaos, das sie in der Stadt gestiftet hatten, und dem Ärger, den sie der Tantalus beschert hatten, wütend sein sollte, während der sonst so ruhige Tayo vor Wut nach Worten rang. Am Nachmittag fuhren alle gemeinsam mit dem Wagen in Richtung Balum. Husky fuhr und erntete wie immer den Spott von Jenna, weil er wie ein Mädchen aussah, bis Jenna etwas besonders Fieses sagte und Husky den Wagen vor Wut fast gegen einen Baum lenkte. Jenna verzog sich nach drinnen und brütete neue „huskyfeindliche Sprüche“ aus, mit denen sie ihn dann das nächste Mal auf die Palme bringen konnte. Folglich erreichten sie unversehrt ihr Ziel… Am Stadttor warteten schon die Soldaten, die schon Fuuka und Jenna überwacht hatten und überwachten sie auch weiterhin. Es dauerte nicht lange und die Gruppe stand auf einem belebten Marktplatz. Auf ebendiesem Marktplatz sollte auch ihre Show aufgeführt werden. Tayo hatte diesen Ort vorgeschlagen, weil in der Mitte ein riesiger Brunnen stand, der für den Auftritt unerlässlich war. In 10 Minuten würde es losgehen. Der Marktplatz wurde immer voller und alle Augen waren neugierig auf Fuuka, Jenna, Husky und Tayo gerichtet. Tao gab das Startsignal, als er es für voll genug empfand und Husky sprang kopfüber in den Brunnen, der tief genug war, dass nicht einmal Tayo, der größte der vier, darin stehen könnte. Er planschte ein wenig im Wasser, bis Tayo ihm einen großen Ball zuwarf. Husky balancierte ihn geschickt auf seinem Kopf und kam auch nicht ins Schleudern, als zwei weitere Bälle den Weg auf seinen Kopf fanden. Er schleuderte die drei Bälle in die Luft, sprang durch den Reifen, den Fuuka und Jenna hoch in der Luft hielten, und fing sie meisterhaft wieder mit seinen Kopf auf. Das Publikum brach in stürmenden Applaus aus. Die Mädchen warfen Tayo den Reifen zu, der ihn wieder im Planwagen verstaute. Ihre Aufgabe war das Synchronfliegen und das beherrschten sie so perfekt, wie Husky seine Ballshow. Sie schossen in die Höhe, machten einige Schrauben, stoben auseinander und flogen dann wieder aufeinander zu. Mit einem Rückwärtssalto verhinderten sie im letzten Moment einen Zusammenstoß und gingen im Anschluss sofort in einen Sturzflug über. Sie kamen dem Boden mit rasender Geschwindigkeit immer näher und die Menge hielt den Atem an. Erst als Fuuka und Jenna sich elegant aus dem Sturzflug retteten. Als nächstes flogen sie zu Husky, packten seine ausgestreckten Arme, flogen mit ihm einige Meter hoch und schleuderten ihn mit aller Kraft noch ein bisschen höher. Er machte einen Salto und es gab ein lautes Platschen, als er fast wie eine Bombe in den Brunnen einschlug. All das hatte knapp 10 Minuten gedauert, aber die Menge tobte. Tayo stand mit drei prall mit Geld gefüllten Säcken auf dem Platz und ging mit einem vierten an den Zuschauern vorbei, um noch mehr Geld zu ergattern. Jenna landete mit Fuuka wieder auf dem Boden, die sich mit leuchtenden Augen die Geldsäcke besah. Jenna hörte einige Jungs, die ebenfalls zugeschaut hatten, rufen: „Hey, Rotschopf! Willst du mit mir ausgehen?!“ und: „Ich bin noch nicht vergeben, also, wenn du Lust hat…“ und auch: „Ihr seht beide echt super aus! Ich hätte nichts gegen ein Doppel-Date! Wie wär’s?“ Jenna lief tiefrot an und auch Fuuka schien das mitbekommen zu haben, denn sie war eben auch etwas farbloser gewesen. Schnell lief sie zu Tayo, um das Geld zu bestaunen. Der Beifall währte ganze fünf Minuten und es wurde immer mehr Geld auf den Marktplatz geworfen. Natürlich waren sie begeistert! Es war eine Erdstadt und die Bewohner sahen die Künste von Wind- und Wasser-Clan nicht alle Tage. Als die Dämmerung schon anbrach, verließen sie Balum, um ihr Versprechen einzuhalten. Fuuka setzte sich im Wagen neben Tayo und bettelte ihn um Taschengeld an, der allerdings keinen Gil rausrückte. Da Jenna fahren musste, kam Husky noch nicht in den Genuss ihrer neuen Sticheleien. „Kleinkinder brauchen kein Taschengeld!“, meldete er sich sichtlich gut gelaunt zu Wort. Fuuka, eh schon mies gelaunt, weil sie kein Geld bekam, stürzte sich auf ihn. Sie war klein und mochte es auch, mochte aber überhaupt nicht, wenn andere sich über ihre Größe lustig machten. Nachdem sie dem Übeltäter ein paar blaue Flecken verpasst hatte, verzog sie sich schmollend in eine Ecke. „Reicht schon, dass diese blöde, eingebildete, hochnäsige Prinzessin mich damit aufzieht…“, murmelte sie kaum verständlich, doch Husky horchte auf. „Glaubt ihr…wir würden viel Lösegeld für sie kriegen?“, fragte er verschwörerisch. „Dieses Miststück kommt nie wieder in meine Nähe!!!“, fauchte Fuuka. “Stell dich nicht so an…“, sagte Tayo. Jenna drehte sich erschrocken um. Hatte Tayo, ihr ruhiger Tayo, gerade allen Ernstes fünf zusammenhängende Wörter gesagt? Die anderen beiden waren nicht minder erschrocken und nach dem Schock dämmerte ihnen erst, was er überhaupt gesagt hatte… Da die Volkies ohnehin schon gestoppt haben, machten sie Rast und besprachen den Plan, der Fuuka immer noch nicht behagte, doch Tayos Wort war Gesetz in der Tantalus. „Da unser Chef gerade seinen eigenen Gedanken nachgeht,“ begann Jenna und warf dem Besagten einen mürrischen Blick zu, „werde ich wohl die Verhandlungen führen müssen!“ „Verhandlungen?“, fragte Tayo desinteressiert. „Wir besprechen den Plan, du Dussel!“, seufzte Fuuka. „Jenna spielt ganz sicher nicht den Boss! Die denkt sich doch nur wieder irgendwelche wahnwitzigen Pläne aus, die in die Hose gehen…“, warf Husky ein. „Wer ist hier wahnwitzig?!“, protestierte sie. „Du, wer denn sonst? Du und deine Pläne!“ „Ach, seit wann dürfen Mädchen denn so frech sein?“, erwiderte sie grinsend. So hatte sie ich immer in der Hand. „ICH BIN KEIN MÄDCHEN!!!!!“ „RUHE!“, brüllte Tayo und die beiden verstummten sofort. Tayo war nicht umsonst Anführer der Gruppe. Er hatte eine unerklärliche Autorität, die keiner der anderen je erreichen würde. „Fuuka: einschleichen, entführen; Jenna: Ablenkungsmanöver; Husky, ich: Rückendeckung!“ Sie salutierten im Tantalusstil. Am späten Abend erreichten sie den Waldrand, wo sie ihren Wagen parkten. Sie trugen die schwarze Ninja-Kleidung, die Fuuka entworfen und geschneidert hatte, um möglichst nicht aufzufallen. Tayo gab das Zeichen zum Aufbruch. Jenna schlich sich über einen Umweg an die Stadtmauern, flog diese dann hoch und duckte sich in die Schatten eines Vorsprungs, während sie Fuuka beobachtete, die zum Schlafgemach der Prinzessin flog und langsam von der Nacht verschlungen wurde. Sie seufzte und machte sich auf den Weg über die Dächer, weiter ins Stadtinnere… Fuuka drückte sich an die Wand neben dem Fenster der Prinzessin. Sie sah hinunter in die Stadt, konnte aber in der Dunkelheit nichts ausmachen. Es war ruhig. Natürlich war es ruhig, jeder Mensch und jedes Tier musste um diese Uhrzeit tief und fest schlafen! Doch dann: ein Schrei. Darauf hatte sie gewartet. Jenna hatte die Semmas, kleine tollwütige Gnome freigelassen. Sie wollten niemandem schaden, aber dennoch genug Aufregung stiften, um vom eigentlichen Geschehen abzulenken. Dafür waren sie die beste Alternative. Sie hatten keine scharfen Klauen, waren auch nicht giftig, aber ihre Zähne waren scharf, weswegen die Leute leicht in Panik gerieten, wenn sie einen Semma erblickten. Jetzt war der richtige Moment gekommen und Fuuka schlug das Fenster neben sich so vorsichtig wie möglich ein. So leise sie konnte betrat sie das Zimmer, obwohl sie sich eh schon sicher war, dass die Prinzessin das unmöglich überhört haben konnte… Wie man es vom Zimmer einer Prinzessin erwartete, war es sehr geräumig, an der gegenüberliegenden Wand hing ein reich verzierter Spiegel. ansonsten war das Zimmer vollgestellt mit Unmengen an Plüschfiguren, große sowie auch kleine. Als nächstes fiel ihr blick auf das riesige Himmelbett, das an der linken Wand stand. Es war leer… Sie suchte das ganze Zimmer ab, konnte die Prinzessin aber nicht finden… Was Schlimmeres konnte nicht passieren… Wenn sie die Prinzessin nicht schnell fand und zu ihren Kameraden zurückkehrte würde es gefährlich werden. Sie musste sich beeilen… Sie rannte so leise sie konnte die Gänge des Schlosses entlang, immer darauf bedacht, hinter jede Ecke nach Wachen oder der Prinzessin zu spähen. Sie war sich sicher, dass mittlerweile mindestens eine halbe Stunde vergangen sein musste und wurde immer nervöser… Sollte sie die Mission abbrechen und mit leeren Händen zurückkehren? Nein, das würde sie nicht zulassen! Ihr Stolz würde das nicht zulassen! Einer Eingebung folgend schlich sie sich in den nächsten Raum und schloss leise die Tür hinter sich. Anstelle eines Raumes sah sie einen weiteren langen Korridor vor sich. Es wunderte sie, dass auch hier keine Menschenseele zu sehen war… Sie war bislang weder einem Soldaten noch sonst jemandem begegnet… Ihre Schritte hallten an den kalten Marmorwänden wider. Plötzlich knarrte die Tür hinter ihr und eine Lampe flackerte auf. Das warme licht des Feuers beleuchtete das Gesicht einer Gruppe Soldaten. Sie verfluchte sich dafür über die fehlenden Soldaten nachgedacht zu haben! Was sollte sie jetzt tun? Zum Verstecken gab es weit und breit nichts… Dann sah sie sie: Ein Mädchen in reich verziertem Kleid streckte ihren Kopf zwischen den Körpern der Soldaten hervor. Ohne noch groß nachzudenken, stürzte sie sich auf die Prinzessin. Die Soldaten wussten zunächst nicht wie ihnen geschah, doch sie fassten sich schnell wieder, zogen ihre Schwerte und hieben nach Fuuka. Die wich geschickt aus, schlug die Prinzessin bewusstlos und schlang ihre Arme um deren Hüfte. Blöd nur, dass so ihre Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt wurde. Sie rannte den weg zurück, den sie gekommen war, die Soldaten waren ihr dicht auf den Fersen. Als Antrieb benutze sie zusätzlich ihre Flügel, doch als sie gerade aus dem nächstgelegenen Fenster springen wollte, stellten sich ihr 3 weitere Wachen in den Weg. Die 5, die sie verfolgt hatten, positionierten sich hinter ihr und machten sich daran sie einzukreisen. In Panik zückte sie ihre Dolche und stieß ihn in Richtung des Soldaten, der vor ihr stand. Er prallte ab und stieß sie direkt in die Arme ihres Hintermannes, der sie sofort an beiden Armen packte. Die anderen waren gerade dabei der Prinzessin aufzuhelfen und wollten sie scheinbar in ihr Schlafgemach verfrachten. Rasend vor Verzweiflung breitete sie ihre Flügel aus, stürzte sich auf die Prinzessin, packte sie an einem Arm und sprang aus dem Fenster. Sie riefen ihr nach, befahlen ihr, sofort zurückzukommen, doch sie war schon längst hinter den Stadtmauern. Sofort, nachdem sie aus dem Fenster gesprungen war, sackte sie ab. Sie flog so weit sie konnte, aber ihre Flügel schmerzen so sehr, als würden sie gleich zerbersten. Das gab ihr ein Gefühl der Hilflosigkeit, das Gefühl, dass sie das, was sie erreichen wollte, nicht erreichen konnte. Schließlich geschah das, wovor sie sich so gefürchtet hatte: Sie stürzte ab… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)