Golden Sun - Atarashi i Densetsu von SolarRhapsody (500 Jahre nach Golden Sun) ================================================================================ Kapitel 5: Der Tunnel nach nirgendwo ------------------------------------ Nach einiger Zeit hatte die Gruppe beschlossen, dass sie zunächst nach Imil reisen sollten. Da vor fünfhundert Jahren das Feuer des Merkur-Leuchtturmes als erstes entfacht wurde, hatte es Taiki für am wichtigsten gehalten, zuerst dieses Feuer zu entfachen. Kaji war dagegen gewesen, da er es für schwer hielt, einen Merkur-Adepten zu finden. Nachdem sich aber Riku ebenfalls dafür ausgesprochen hatte, da der Merkur-Leuchtturm wesentlich schneller zu erreichen war als der Venus-Leuchtturm hatte er sich geschlagen gegeben und so hatten sie sich auf den Weg nach Norden begeben. Allerdings hatte sich dieser Weg als schwerer erwiesen, als sie gedacht hatten, denn als sie den Verbindungstunnel von Vault und Bilibin erreicht hatten, mussten sie feststellen, dass dieser von Efeu versperrt gewesen war. „Ich habe doch gleich gesagt, wir sollten zuerst nach Lalivero zum Venus-Leuchtturm!“, murmelte Kaji, als er sich die Efeu-Ranken genauer betrachtete. „Jetzt ist es zu spät, also Maul nicht herum.“, erwiderte Riku gereizt. „Wir hätten ohnehin keine Ahnung, wie wir das innere des Leuchtturmes erreichen sollten“, ergänzte Taiki, „es heißt das Fundament sei vollkommen zerstört und außerdem ist ein Teil des Landes, das an den Leuchtturm grenzte, weggeschwemmt worden nachdem das Leuchtfeuer entfacht wurde.“ Kaji drehte sich zu den beiden um und schaute sie wütend an. „Das weiß ich doch selbst verdammt! Wenn ihr euch schon so gut mit dem ganzen auskennt, dann sagt mir, wie wir diesen verdammten Efeu beseitigen sollen!“ Er deutete mit der Hand auf den versperrten Höhleneingang. Riku musste sich ein schmunzeln verkneifen. Es war das erste Mal, seit sie Kaji kennen gelernt hatte, dass sie ihn richtig wütend erlebt hatte. Sie waren zwar noch nicht sonderlich lange zu dritt unterwegs, aber irgendwie hatte sie sich mit Taiki anfreunden können, obwohl sie ihm immer noch sehr misstraute. Anders als bei Kaji wusste sie wenigstens, was Taikis Ziele waren und sie war sich sicher, dass es auch wirklich seine Ziele waren. Bei Kaji war sie sich immer noch nicht sicher, was vielleicht auch daran lag, dass dieser aus Prox stammte und sie von klein auf von ihrem verhassten Vater gelernt hatte, dass sie Leuten aus Prox nicht trauen durfte. Und sie hatte es zum Teil auch am eigenen Leib erfahren, denn es war schon öfter vorgekommen, dass die Bewohner Prox’ Vale angegriffen hatten. Im Alter von vierzehn Jahren hatte Riku begonnen zu helfen, allerdings war ihre Hilfe stets abgelehnt worden, da sie ja eine Frau war. Es brachte sie immer noch zur Weißglut wenn sie nur daran dachte, wie kühl ihr die Bewohner gegenüber immer waren. Bis auf Daichi waren alle irgendwie… verbohrt gewesen. Erst jetzt fiel Riku auf, wie zurückgeblieben die Bewohner Vales doch waren. Sie glaubten zwar alle an die alte Legende, in der auch Frauen als Krieger erwähnt wurden, aber sie selbst waren stets der Meinung gewesen, Frauen seien nur da um Kinder zu gebären und die Männer zu bekochen. Riku hatte so etwas gehasst! Sie hatte schon immer die Abenteuer geliebt, weshalb sie sich auch heimlich dem Schwertkampf gewidmet hatte. Allein Daichi hatte sie dabei unterstützt, wenn auch gegen den Willen seiner Eltern. „Verdammt noch mal!“, Kajis lauter Schrei riss Riku urplötzlich aus ihren Gedanken. Die Efeu-Ranken glühten immer noch vom Feuer-Angriff, den Kaji augenscheinlich auf sie gestartet hatte. Allerdings schienen die Pflanzen unbeeindruckt davon zu sein, was eigentlich ungewöhnlich für die Pflanzen war. „Was sind das für verdammte Pflanzen, die sich weder durch Schwerthiebe noch durch Feuerbälle vernichten lassen?!“ Er wandte seinen Blick au Riku. „Kannst du es mal mit deiner Erd-Psynergy versuchen? Ich habe echt keine Lust hier ewig rum zustehen!“ Riku schaute ihn genervt an. „Schrei mich nicht so an, ich kann doch auch nichts dafür!“, protestierte sie. Kaji schnaufte wütend, sagte aber nichts weiter und machte Riku Platz, die an ihm vorbeistapfte um den Efeu zu entfernen. Bevor sie ihn aber berühren konnte, hielt sie plötzlich inne. „Was ist denn auf einmal?“, fragte Kaji, allerdings zeigte sie keine Reaktion. Er wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum, jedoch reagierte sie nicht. Kaji warf einen verwirrten Blick auf Taiki, der anscheinend genauso ratlos war wie er. „Hey Riku, lass den Scheiß!“, sagte er und versuchte halbwegs ruhig zu klingen. Riku reagiert wieder nicht. Ihr Blick ging ins Leere, in eine Zeit lange bevor sie geboren worden. Sie selbst war nicht zugegen gewesen, als die Szenerie geschehen war, die sich vor ihrem geistigen Auge abspielten. Kaji wollte gerade einen weiteren versuch starten sie zur Besinnung zu bringen, als Riku ihre Hand, mit der sie den Efeu berühren wollte, senkte und zurück trat. „Erd-Psynergy bringt uns hier auch nicht weiter“, sagte sie. Es klang fast so, als wäre es nicht sie selbst, die dort sprach. Kaji schaute sie verwirrt an. Ihr Blick ging immer noch ins Leere und doch bewegte sie sich wie immer und auch ihre Stimme war dieselbe, allerdings war da etwas in ihrer Stimme, das ihn verwirrte. Er wusste jedoch nicht, was genau es war und woran es lag. Riku trat vom Höhleneingang zurück und wandte sich Taiki zu. „Wind-Psynergy ist in der Lage den Efeu zu entfernen.“, sagte sie, immer noch mit dieser seltsam fernen Stimme. Taiki musterte sie eindringlich, als wollte er abwägen ob es sich wirklich um die Riku handelte, die er seit zwei Tagen kannte. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht, da war er sich sicher und er wusste auch, das Kaji das bemerkt hatte. Zögernd trat er an ihre Seite und warf ihr noch einen Blick zu. Wieder glaubte er, in ihren Augen für den Bruchteil einer Sekunde Wasser zu sehen, doch auch dieses Mal war er sich sicher, dass er es sich nur eingebildet hatte. Oder doch nicht? Er schüttelte den Kopf. Es war jetzt nicht die Zeit, sich wegen so etwas Gedanken zu machen, er musste diese Efeu-Wand entsorgen. Riku trat noch weiter zurück, immer noch den Blick in ihr inneres gekehrt. „Mit Wind lässt sich der Efeu weg wehen“, murmelte sie kaum hörbar. Taiki allerdings verstand, was sie da sagte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich, nur um kurze Zeit darauf direkt bei der Efeu-Wand einen kleinen Wirbelsturm zu entfachen, der die Blätter und Ranken munter wegblies. Kaji staunte nicht schlecht, als sich vor ihnen der schlecht beleuchtete Durchgang auftat. Riku blinzelte plötzlich und schaute sich verwirrt um. War sie nicht eben noch vor der Efeu-Wand um diese beiseite zu schaffen? Sie schaute dorthin, wo der Efeu bis eben noch war. „Ihr habt ihn weg geschafft?“, sagte sie überrascht. Kaji schaute sie verwirrt an. „Du hast uns doch selbst gesagt, wie wir es zu machen haben.“ Nun sah Riku ihrerseits ihn verwirrt an. „Woher soll ich das bitteschön wissen?“ „Was weiß ich, ich weiß nur, dass du es uns eben gesagt hast.“ „Das ist doch jetzt nicht so wichtig“, unterbrach Taiki die beiden. Kaji nickte. „Stimmt, der Weg ist frei wir sollten weiter gehen.“ Riku seufzte entnervt. Sie verstand nicht, was da eben vor gefallen war. Es war fast so, als hätte sie eine Erinnerungslücke und sie wusste nicht woran das lag. Sie blieb noch einen Augenblick draußen stehen und schaute sich um, ob nicht vielleicht der starke Wind-Adept in der Nähe war. Als sie allerdings nichts ausmachen konnte, folgte sie ihren Begleitern in die dunkle Höhle. Die Wände des Tunnels schimmerten rötlich, zumindest vermutete Riku dass sie rötlich waren, denn das wenige Licht das ihnen den Weg erhellte, reichte nur gerade so weit, dass sie nicht gegen die nächst Beste Wand liefen. Vereinzelt kamen ihnen laut schreiende Fledermäuse entgegen und zwischendrin konnten sie auch das Plätschern des Flusses hören, der durch den Tunnel floss. Sie redeten kaum ein Wort, während sie durch den Tunnel gingen und es dauerte auch einige Zeit, bis sie sich an das schwache Licht gewöhnt hatten. Riku war ganz froh darüber, als sie halbwegs dazu in der Lage war, den Weg zu erkennen. Sie war gewiss niemand der schnell Angst bekam und sie hatte auch bestimmt keine Angst, aber es war ihr sehr unangenehm durch den Tunnel zu gehen. Den beiden Jungs die vor ihr gingen sah sie auch an, dass diese alles andere als begeistert von dem Tunnel waren. Aber sie alle bissen die Zähne zusammen und gingen den Weg, den sie gemeinsam begonnen hatten. Wenn Riku genauer darüber nachdachte, bemerkte sie, dass sie eigentlich in ihrem ganzen Leben noch nie eine richtige Aufgabe hatte. Sie war schon immer irgendwie „unnötig“ gewesen hatte sie geglaubt. Es tat gut, endlich eine Aufgabe zu haben, auch wenn sie sich lieber eine andere Begleitung gewünscht hätte. Plötzlich blieb Taiki stehen, der an erster Stelle ging. Da er die besten Sinne hatte, hatten sie sich darauf geeinigt, dass es wohl am besten wäre ihn vorne gehen zu lassen. „Was ist los?“, fragte Kaji an Taiki gerichtet. Dieser deutete ihnen zu schweigen und lauschte einige Zeit in die Dunkelheit hinein. „Hört ihr das?“, fragte er nach geraumer Zeit. Riku und Kaji warfen sich gegenseitig einen Blick zu und schüttelten dann den Kopf. Taiki drückte sich ein wenig gegen die Wand und ging ein paar Schritte weiter. „Ich höre Stimmen, es ist noch jemand in dieser Höhle.“, flüsterte er. Riku quetschte sich an Kaji vorbei und lauschte ebenfalls, konnte aber nichts hören. „Vielleicht irrst du dich und das sind nur wieder irgendwelche Fledermäuse?“ Taiki schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Ich kann es ganz deutlich hören, dass es sich um Menschen handelt, nur nicht um wie viele.“ Jetzt drängte sich Kaji seinerseits an Riku vorbei, oder zumindest versuchte er es, denn der Gang war nicht breit genug, damit zwei Menschen nebeneinander Platz hatten und Riku stand bereits unmittelbar hinter Taiki. Sie warf Kaji einen bösen Blick zu, als dieser neben ihr stehen blieb und sie gegen die Wand drängte. Widerwillig zwängte sie sich zurück hinter Kaji. Sie wollt sich gerade beschweren, als plötzlich die Wände und der Boden zu rütteln begannen. „Was ist das?“, kam stattdessen über ihre Lippen, als sie angestrengt versuchte sich auf den Beinen zu halten. Auch die Jungs hatten Mühe auf den Beinen zu bleiben. „Keine Ahnung!“, keuchte Kaji angestrengt, als er sich an die Wand drückte. Taiki schwieg dazu. Riku kam es so vor, als würde er immer noch lauschen ob er herausfinden konnte, was sich vor ihnen befand. Sie hatte gerade einen halbwegs festen Stand gefunden, als auf einmal Steine begannen von der Decke zu fallen. Alarmiert wandte sie sich an Taiki: „Jetzt ist nicht die Zeit auf irgendwelche Geräusche zu hören! Wir müssen hier weg!“ Als Taiki immer noch keine Anstalten machte sich zu bewegen, drückte Kaji ihn einfach weg. „Sie hat Recht, wir müssen hier verschwinden!“, rief er über den Lärm hinweg. Es war so, als wäre Taiki plötzlich aus einer Erstarrung erwacht. „Ja, ihr habt Recht!“, rief er nur um einen Augenblick später seinen Weg durch die am Boden liegenden Steine zu bahnen, dicht gefolgt von seinen Freunden. Die Erde hatte mittlerweile aufgehört zu beben, dennoch stürzten immer mehr Steine von der Decke. Mittlerweile war der Weg wenigstens mittlerweile breit genug, damit die drei nebeneinander laufen konnten – auch wenn es ihnen mittlerweile ziemlich egal war. „Kannst du nicht versuchen, die Felsen mit deiner Psynergy irgendwie zu stoppen?“, fragte Kaji völlig außer Puste an Riku gerichtet, die rechts neben ihm lief. Riku warf ihm einen bösen Blick zu. „Bis ich die Psynergy soweit gesammelt habe, sind wir schon erschlagen!“ „Dann streng dich gefälligst an!“ „Das sagt sich so leicht! Dein Leuchtturm erstrahlt ja schon wieder richtig!“ „Das hat nichts mit dem Leuchtturm zu tun! Das ist eine Frage des Willens!“ „Hört auf euch zu streiten und lauft!“, wies Taiki die beiden zu Recht und wie um seinen Worten Ausdruck zu verleihen stürzte unmittelbar vor ihnen die Decke ein. Sie konnten nur geradeso verhindern gegen die Felsen zu laufen. „Da haben wir den Salat!“, murmelte Taiki. „Wenn es da nicht weiter geht, dann gehen wir einfach…“, sagte Kaji, allerdings konnte er den Satz nicht beenden, da in eben diesem Augenblick die Wand hinter ihnen ebenfalls einstürzte. „So viel dazu…“, kommentierte Kaji und fing sich dabei erneut einen bösen Blick Rikus ein, den er allerdings ignorierte. „Beruhigt euch wieder“, sagte Taiki, als wüsste er, dass sich wieder ein Streit anbahnte. Anstatt auf ihn zu hören, begannen Riku und Kaji allerdings lautstark miteinander zu streiten, wobei sie ihren dritten Gefährten völlig ignorierten. Taiki warf ihnen einen dunklen Blick und sagte bedrohlich ruhig: „Ich möchte mich nur ungern wiederholen!“ Obwohl sie seine Worte nicht wirklich verstanden hatten, schien die dunkle Aura die von ihm ausging zu reichen um sie zur Vernunft zu bringen – wenn auch eher widerwillig. Zunächst schauten die beiden Streithähne schweigsam zu, wie Taiki die Felshaufen überprüfte. Dann jedoch erhob Kaji das Wort: „Die Steine können wir wohl schlecht bei Seite schieben.“ Riku schaute ihn entnervt an. „Das fällt dir aber früh auf.“ Es passte ihr gar nicht eingesperrt zu sein. Immer wieder wanderte ihr Blick durch den engen Gang, auf dem sie eingesperrt war. Sie hasste dunkle enge Räume und es fiel ihr zunehmend schwerer, gegen ihre Platzangst anzukämpfen. Geschweige denn ihre Angst zu verbergen. Immer wieder versuchte sie dem Drang zu widerstehen, wie aufgebracht zu schreien oder sich auf den Boden zu werfen. Sie hoffte nur, dass keiner der Jungs ihr Herzklopfen hörte. „Vielleicht solltest du es mit deiner Psynergy versuchen, Riku.“, die Worte Taikis ließen sie aufschrecken. Die Jungs schauten sie an. „Ist irgendwas?“, fragte Kaji. Riku schüttelte den Kopf. „Nein, gar nichts. Also, ich soll die Steine mit Psynergy beseitigen, richtig?“ Sie trat vor die Felsen und versuchte sich zu konzentrieren, was ihr diesmal zunehmend schwer fiel. Ihre Gedanken kreisten zunächst noch nur um ihre alten Erinnerungen, bis sie sich zur Ruhe zwang. Sie musste sich ablenken, sonst könnte sie nicht auf die Psynergy zurückgreifen. Allmählich wurde ihr Atem langsamer und auch ihr Herz schlug nicht mehr so fest. Sie legte ihre Hand auf die Steinwand und ließ ihre Psynergy langsam in die Steine einfließen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fiel ihr dabei auf, wie schwerfällig es doch ging. Sie mussten unbedingt schnell die Leuchtfeuer erneuern, man weiß nie, wofür die Psynergy noch gebraucht wird. Kaji und Taiki schauten mit genügend Abstand zu. „Hast du ihre Gedanken vorhin gelesen?“, fragte Kaji, gerade mal leise genug damit Riku ihn nicht verstehen konnte. Während er und Taiki beraten hatten, wie es weiter gehen sollte, war ihnen aufgefallen dass Riku wieder so abwesend schien. Sie hatten beschlossen es zu versuchen und so hatte Taiki ihre Gedanken gelesen, sie wollten beide wissen, was mit Riku von Zeit zu Zeit los war. Doch Taiki schüttelte nur den Kopf. „Ihr Kopf war leer, anscheinend war sie wirklich nur ein wenig abwesend.“, sagte er. Kaji schaute ihn einen Augenblick an, dann blickte er wieder zu Riku. „Verstehe“, war alles was er sagte. Taiki war froh, dass er nicht gemerkt hatte, dass dieser gelogen hatte. Aber er war sich sicher, dass es Riku nicht gepasst hätte, wenn er Kaji von ihren Gedanken erzählen würde. Selbst er hatte sich gewünscht, er hätte nie angefangen ihre Gedanken zu lesen. Aber immerhin verstand er jetzt, wieso die Kriegerin so war wie sie ist. Das machte ihm alles leichter. Es schien als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen, bis die ersten Steine sich begannen zu bewegen. Riku hatte die Augen fest zusammen gekniffen um nicht weiter an ihre momentane Situation denken zu müssen. In ihrem Kopf stellte sie sich vor, wie die Felsen sich allmählich mit der Wand verbanden und ihnen so den Weg frei machten. Allerdings war das leichter gedacht als getan, denn die Psynergy floss wirklich nur ganz langsam in die Steine. Ob es aufgrund der Tatsache dass es ein Tunnel war noch schwerfälliger ging wie beispielsweise im Wald? Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Weg mit diesen Gedanken, so etwas konnte sie im Moment nun wirklich nicht gebrauchen! Das einzige was sie tun musste, war einen Weg durch diese verdammten Felsen zu erschaffen – und das würde sie auch tun, da war sie sich sicher! Nach geraumer Zeit begannen die Felsen zu bröckeln – nur um im nächsten Augenblick vollständig zu zerfallen. Obwohl niemand jubelte, konnte man der Gruppe doch ansehen, dass sie erleichtert waren. Riku atmete erschöpft aus. „Wurde aber auch Zeit“, sagte sie. Es kam ihr so vor, als hätte sie ihre ganze Psynergy auf einmal aufgebraucht, was wohl kaum geschehen sein konnte. Taiki trat als erstes durch das geöffnete Loch. Im vorbeigehen sagte er noch zu ihr: „Du solltest dich ein wenig ausruhen, es scheint als habe es deine ganze Kraft aufgebraucht.“ Riku schaute ihm hinterher. Sie wollte schon etwas erwidern, verkniff es sich jedoch, da sie wusste, dass er Recht hatte. Nach Taiki quetschte sich Kaji an ihr vorbei. Er sagte zwar nichts schenkte ihr aber ein anerkennendes Lächeln. Zum ersten Mal seit sie ihn kannte, war es sogar eine Geste, die sie nicht zur Weißglut trieb. Allmählich bekam sie sogar das Gefühl, dass sie und Kaji sich ähnlicher waren, als sie vielleicht Anfangs gedacht hatte. Doch stur wie sie ist, wollte sie das nicht wahr haben und verdrängte den Gedanken so gleich wieder. Nachdem sie den Weg frei gemacht hatten, dauerte es nicht mehr lange bis sie das Ende des Tunnels erreicht hatten. Das helle Sonnenlicht blendete sie, da sie ihre Augen noch an die Dunkelheit gewöhnt waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir die Sonne je wieder sehen“, gestand Kaji, was Riku schmunzeln ließ. „Sie einer an, da hatte wohl jemand echt Schiss da drinnen, was?“, sagte sie schelmisch. Kaji lächelte sie verschwörerisch an. „Ach ja? Wer hat sich in der Höhle beinah in die Hose…“ Er schaute sie genauer an. „Pardon, ich meine natürlich in den Rock gemacht?“ Riku lief rot an. „Was soll das schon wieder heißen?!“, rief sie mehr oder weniger wütend. Denn im Grunde war sie wirklich froh, endlich wieder am Tageslicht zu sein und das ohne, dass ihre Platzangst Oberhand gewonnen hatte. „Ich unterbreche euch nur ungern“, sagte Taiki plötzlich, „aber euch scheint entgangen zu sein, dass wir nicht alleine hier sind.“ Riku und Kaji schauten sich plötzlich um und nun konnten sie es auch sehen: vereinzelt blitzten aus den Bäumen Pfeile hervor, die auf sie gerichtet waren. „Ein Hinterhalt“, raunte Riku. „Dann hattest du also doch Recht damit, als du sagtest, du würdest Stimmen hören.“, sagte Kaji zu Taiki, als er seine Hand zu seinem Schwert wandern ließ. Riku tat es ihm gleich, doch Taiki versuchte sie davon abzuhalten. „Ich halte es für keine gute Idee, ihnen jetzt schon zu zeigen dass wir wissen dass sie da sind.“, sagte er. Riku ließ widerwillig ab von ihrer Waffe. „Und was sollen wir sonst tun?“, fragte sie im Flüsterton, „Uns einfach von ihnen abschießen lassen oder was?“ Taiki grinste verschwörerisch. „Darum werde ich mich kümmern. Tut einfach so als hättet ihr sie nicht bemerkt.“ Riku schaute ihn zweifelnd an und auch Kaji war nicht begeistert von der Idee, letztendlich taten sie aber doch was Taiki ihnen gesagt hatte – und gingen einfach weiter ohne auf irgendeinen Angriff vorbereitet zu sein, wenn auch sehr angespannt. Als sie einige Meter vom Höhleneingang entfernt waren, prasselten auch schon die ersten Pfeile auf sie nieder. Riku und Kaji griffen instinktiv zu ihren Schwertern um sie abzuwehren, allerdings blieben die Pfeile einige Meter von ihnen entfernt in der Erde stecken. „Sieh einer an, Wanderer in unserem Gebiet.“, lachte eine Stimme hinter ihnen. Sofort drehten sich Riku und Kaji um, Taiki wandte lediglich den Kopf zu dem Kerl, der ihnen dort aufgelauert hatte. „Ganz schön dreist einfach in unser Gebiet einzudringen“, lachte dieser. Riku schaute ihn entnervt an. „Findet ihr es nicht dreist, einfach fremden aufzulauern?“, sagte sie mit einem kämpferischen Lächeln auf den Lippen. Sie begutachtete den Kerl genau. Er trug Lumpen und eine verbeulte Rüstung, anscheinend Diebesgut. Seine Haare hatte er fast komplett abrasiert, lediglich ein kleiner Zopf auf seinem Hinterkopf und der Schnauzbart waren noch beharrt. Seine freiliegenden Arme waren von Narben übersäht, die zeigten dass er schon einige Schlachten geführt hatte. Er schaute Riku für einen kurzen Augenblick in die Augen, wandte sich dann aber an die Jungs. „Ich hoffe ihr versteht eure Lage“, sagte er gehässig. Er hob einen Arm, woraufhin die Bogenschützen in den Bäumen neue Pfeile auf ihre Bogen spannten. „Wenn ihr uns euer ganzes Geld überlässt lassen wir euch friedlich ziehen.“ Sein Blick wanderte zu Riku, die er ganz genau betrachtete. Sie hatte für einen Augenblick das Gefühl, als würde er sie mit seinen Augen ausziehen, was sie sogleich wütend machte. „Und das Weib könnt ihr auch hier lassen, wir haben schon lange keine Weiber mehr hier gehabt.“ Man konnte schallendes Gelächter aus den Bäumen hören. Riku umfasste ihr Schwert fester. Langsam reichte es, sie hasste Kerle wie ihn, die nur an das eine dachten! Dem würde sie schon Manieren beibringen! Als sie allerdings losstürmen wollte, hielt Taiki sie zurück. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, bemerkte dann allerdings, dass nicht nur die Bogenschützen eine Gefahr für sie waren. Für einen Augenblick hatte sie Schwerter und Äxte zwischen den Bäumen aufblitzen sehen. Wäre sie blindlings vorgestürmt hätten diese sie gewiss in mehr als zwei Teile geteilt. Sie zwang sich zur Ruhe und trat einen Schritt zurück, woraufhin Taiki vor trat. „Es tut mir Leid Euch enttäuschen zu müssen.“, sagte er und klang dabei ganz ruhig, was den Banditen sichtbar verärgerte. „Wir haben nicht vor, Euch überhaupt irgendetwas zu geben.“ Der Kerl grinste höhnisch. „Pah, wie ihr wollt!“ Er ließ den Arm sinken, woraufhin eine weitere Salve Pfeile auf sie zuschoss, nur um von einem Wirbelsturm aus ihrer Bahn geworfen zu werden. Der Typ schaute ungläubig zu den Pfeilen. „Das war nur Glück!“, knurrte er und bedeutete den Bogenschützen erneut zu schießen, wieder mit demselben Ergebnis. „Verstehe“, murmelte Kaji. Riku schaute zunächst ihn und dann Taiki an und jetzt fiel es ihr auch auf: es war nicht irgendeine Windböe die die Pfeile aus der Bahn warfen – Taiki hatte seine Psynergy angewandt! Manchmal kam es ihr wirklich so vor, als würde sie einfach vergessen, dass es Psynergy gab. Nachdem auch ein drittes und viertes Mal die Pfeile einfach weggeweht wurden, hatte der Glatzkopf die Schnauze gewaltig voll. „Na wartet!“, brummte er, als er eine gewaltige Axt zog. Wie auf ein unhörbares Kommando kamen nun auch die Kerle zum Vorschein, die sich mit ihren Waffen im Wald versteckt hatten. Riku schätzte, dass es sich um etwa zweidutzend Krieger handelte, die aus den Bäumen mit Äxten, Schwertern und Bögen bewaffnet zum Vorschein kamen. „Na das kann ja heiter werden“, sagte sie. Jetzt zog auch Kaji sein Schwert. „Tja, wir hätten eigentlich damit rechnen müssen, dass es so viele sind.“, meinte er. Auch Taiki machte sich zum Kampf bereit. „Ich werde versuchen weiterhin die Pfeile abzuwehren, mehr kann ich für euch im Moment nicht tun.“, gestand er. „Pah!“, machte Riku, „mit denen werden wir locker fertig.“ „Das werden wir ja noch sehen. Achte aber darauf, dass du nicht auf einmal zusammenklappst!“, gab Kaji zu bedenken. Riku wollte noch etwas erwidern, als er plötzlich vorstürmte um die erste Reihe Krieger zu bekämpfen. „Das ist mal wieder typisch“, murrte sie. ‚Aber er hat Recht’, fügte sie in Gedanken hinzu, denn sie fühlte sich noch immer geschwächt vom Einsatz ihrer Psynergy kurz zuvor. Um sich keine weiteren Gedanken über Kaji machen zu müssen, stürmte sie vor und schlug mit ihrem Schwert gegen das eines Diebes, der geradewegs au sie gezielt hatte. Er grinste sie schelmisch an, als sie sich verkeilt hatten. „Na na na, ein Weib wie du sollte lieber am heimischen Herd stehen.“, lachte er und leckte sich dabei die Zähne, als er auf Rikus Brüste schaute. Riku drückte ihn wütend weg. „Du wirst gleich sehen, was dein „Heimchen am Herd“ mit dir macht!“, sagte sie, als sie ihr knie mitten in sein Glied rammte. Der Kerl keuchte erschrocken auf und sank zu Boden, Tränen standen ihm in den Augen. Riku starrte ihn an. „Lass dir eins gesagt sein: nicht jede Frau ist so gehorsam wie ihr verdammten Männer es gerne hättet!“ Sie bekam allerdings nicht die Gelegenheit sich über den Kerl lustig zu machen, denn da waren schon die nächsten beiden da, die sich mit ihren Schwertern und Äxten auf sie stürzten. Riku tauchte unter dem Angriff hinweg, rollte sich über die Schulter ab und schlug dem Schwertkämpfer mit der Flachen Seite des Schwertes in den Nacken, sodass dieser nach vorne Torkelte – mitten in die Axt seines Kameraden, die ihm einen Arm abtrennte. Der Kerl schrie vor Schmerzen auf und drückte seine freie Hand auf den verbleibenden Teil des Armes. Allerdings kam da auch schon der zornrote Axtkämpfer, der Riku seine Axt gegen ihren Brustpanzer rammte, was sie zurück torkeln ließ. „Na warte du Miststück!“, fluchte er, als er einen erneuten Angriff auf Riku startete, dem sie allerdings wieder ausweichen konnte. Ihr Atem ging stoßweise und erst jetzt bemerkte sie, wie erschöpft sie doch war. Sie musste diesen Kampf schnell beenden! Der Axtkämpfer ließ seine Axt in einem weiten Bogen auf seine Gegnerin sausen, die geradeso mit ihrem Schwert abwehren konnte. Für einen kurzen Augenblick schaffte sie es, einen Blick auf ihre Gefährten zu erhaschen. Während sich Taiki mit seiner Psynergy gegen die Bogenschützen zur Wehr setzte, hatte Kaji den Kampf mit dem Anführer gewidmet. Insgesamt waren mit ihrem Gegner noch fünf Banditen kampffähig, der Rest rekelte sich am Boden oder war bewusstlos. „Wo schaust du denn hin, Süße?“, spottete ihr Gegner plötzlich, als er sie mit voller Wucht gegen den nächsten Baum schleuderte. Riku spürte einen pochenden Schmerz im Rücken und für einen Augenblick blieb sie benommen dort liegen. Sie blinzelte um die Benommenheit weg zu bekommen, allerdings fiel es ihr zunehmend schwerer. Ihre Energiereserven waren fast aufgebraucht, lange hielt sie es nicht mehr durch! Langsam klärte sich ihr Blick wieder und sie erkannte, wie der Axtkämpfer langsam auf sie zukam, bereit die Axt auf sie niedersausen zu lassen. „Du wirst für das büßen, was du meinem Kameraden angetan hast!“, sagte er. Riku biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf ihre Sinne. Einen Angriff mit dem Schwert konnte sie nun nicht mehr starten, aber vielleicht war sie wenigstens in der Lage den Kerl mit ihrer Psynergy zu besiegen – selbst wenn sie damit ihre letzten Kraftreserven aufbrauchen würde. Langsam ließ sie ihre Hand auf die Erde sinken und konzentrierte sich. Der Kerl war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt, als er direkt vor ihr war blieb er stehen. Verachtend schaute er auf sie herab. „Sprich dein letztes Gebet!“, waren die letzten Worte die er sprach, bevor er die Axt auf sie niedersausen ließ. Auf diesen Augenblick hatte Riku gewartet! Sie entfesselte die angesammelte Psynergy in der Erde und murmelte: „Stalagmit.“ Ein leichtes Beben war unter dem Axtkämpfer zu spüren, der mit schreckensweiten Augen auf den Boden schaute. Nur einen Herzschlag später stach eine gewaltige Steinspitze aus der Erde, die den Kerl durchbohrte. Er schaute sie ein letztes Mal mit schreckensweiten Augen an, dann erschlaffte sein Körper und auch der Stalagmit verschwand. Zurück blieb ein reglos am Boden liegender Landstreicher, der mit leeren Augen in den Himmel starrte. Riku stemmte sich am Baum hoch und schaute über die Lichtung. Mittlerweile war keiner der Banditen mehr kampffähig, ca. ein halbes dutzend von ihnen Tod. Sie steckte ihr Schwert zurück in die Scheide und ging dann erschöpft auf die Jungs zu. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Kaji und Riku glaubte, in seinen Augen Besorgnis zu sehen. Sie nickte. „Ja, ich fühl mich nur ziemlich ausgesaugt.“, gestand sie. Taiki nickte, ihm schien es nicht anders zu gehen. „Es ist nicht leicht in diesen Zeiten Psynergy anzuwenden. Wir sollten uns einen Platz zum ausruhen suchen.“ Riku und Kaji nickten zustimmend. Sie waren alle ziemlich fertig nach dem anstrengenden Marsch durch den Tunnel und den anschließenden Kampf völlig erschöpft. Eine Pause würde ihnen allen nun gut tun, sowohl körperlich als auch geistlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)