Golden Sun - Atarashi i Densetsu von SolarRhapsody (500 Jahre nach Golden Sun) ================================================================================ Kapitel 2: Flucht aus Vale -------------------------- Riku schaute den Jungen, von dem sie sich sicher war, dass er aus Prox kam, eine zeit lang durchgehend an. Als sie nach einiger Zeit feststellte, dass er immer noch keine Anstalten machte ihr zu antworten, hatte sie die Nase voll. „Wenn du nichts sagst, kann ich ja gehen.“, sagte sie leicht genervt und wollte gerade an ihm vorbei gehen, als er ihren Arm packte. „Warte!“, sagte er. Riku drehte sich zu ihm um und schaute ihn genervt an. „Was ist denn noch?“ Der Junge musterte sie mit einem Blick, den sie nicht einschätzen konnte. „Du hast doch vor, das Dorf zu verlassen, soweit ich mich entsinne.“ Riku war für einen Augenblick perplex. Woher wusste er davon? Sie versuchte sich schnell wieder zu fangen. Schwäche zu zeigen war bei einem Kerl wie ihm tabu. „Na und? Was geht das dich an?“, antwortete sie. Der Junge ließ ihren Arm los. „Ich denke, wir verfolgen beide ein ähnliches Ziel. Ich wollte dieses Dorf auch schnell wieder verlassen.“ Riku schaute ihn an. Er hatte doch nicht etwa vor, sie begleiten zu wollen. Das konnte ihm so passen, Riku würde alleine gehen – ob er will oder nicht. Sie wandte sich von ihm ab. „Da kannst du mich ja gehen lassen, wenn du das Dorf selbst verlassen willst!“ Sie ging zu ihrem Schwert und hob es auf, merkte jedoch, dass der Junge sie genau beobachtete. „Ich halte es für besser, wenn wir uns zusammentun.“, sagte er. Riku drehte sich schnell zu ihm um. „Daran habe ich kein Interesse. Ich brauche keinen Aufpasser!“, sagte sie genervt. Langsam ging ihr der Kerl gewaltig auf die Nerven. „Wirklich nicht?“, antwortete dieser mit einem Blick auf die Banditen. „Das war ein Hinterhalt, selbst so jemand wie du hätte das nicht geschafft!“, erwiderte sie barsch. Der Fremde schaute sie ruhig an. „Außerhalb dieses Dorfes gibt es noch viel schlimmere Kreaturen, wie diese Banditen. Ich glaube nicht, dass du auf Dauer alleine klar kommst – egal ob du Psynergy beherrschst oder nicht.“ Riku wandte sich wütend ab. Der Kerl nervte sie gewaltig! Sollte er doch machen, was er will. Ihr war es ohnehin egal, was für Kreaturen außerhalb Vales anzutreffen waren. Das wäre ein gutes Training für sie. Wütend verließ sie den Hinterhof – dicht gefolgt von dem Fremden, der es wohl wirklich ernst damit meinte, sie begleiten zu wollen. Nach einiger Zeit gingen die beiden schweigsam nebeneinander her. Riku hatte keine Lust etwas zu sagen und sie hoffte, dass es dem Kerl genauso ging. Egal was er sagen würde, es würde sie eh wieder nerven. Da konnte er noch so viel Ruhe ausstrahlen – sie war sich nicht mal sicher ob das wirklich seine innere Ruhe war oder einfach nur eine gespielte. Aber etwas beunruhigte sie. Es war nicht die Tatsache, dass er aus Prox stammte, es war eher etwas anderes. Sie wollte es sich nicht anmerken lassen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie beobachtet wurden. Kaen stand auf einem Felsvorsprung und hatte die ganze Szenerie beobachtet. Sie verstand nicht, wie ein so aufbrausendes Mädchen für ihre Pläne nützlich sein könnte. Ein Blick auf die bewusstlosen Banditen ließ sie zufrieden nicken. Sie hatte diese Kerle absichtlich auf den Hinterhof geschickt um die Kräfte des Mädchens zu testen. Es war kein Wunder gewesen, dass sie verloren hatte. Das hatte ohnehin zu ihrem Plan gehört. Aber Kaen war ein wenig enttäuscht, sie hatte gedacht Riku hätte etwas mehr auf dem Kasten. „Hätte er nur einen Augenblick später eingegriffen, hätten wir ein Problem gehabt.“, meinte Hiyama, als er neben Kaen trat. Er verstand nicht, warum Kaen einfach tatenlos zugesehen hatte. Beinahe wäre das Mädchen, welches für ihre Pläne besonders wichtig war, getötet worden – und sie hatte tatenlos zugesehen. Kaen lachte. „Du verstehst nichts, Hiyama. Das gehört alles zum Plan. Und notfalls…“, sie warf einen Blick über die Dächer. „Hätte Nibori eingegriffen.“ Hiyama schaute ebenfalls über die Dächer. „Glaubst du, man kann ihm trauen? Ich finde ihn unheimlich.“ Kaen grinste argwöhnisch. „Keine Sorge, sollte es irgendein Problem in der Ausführung unseres Plans geben, wird Nibori das zu beseitigen wissen.“ Sie wandte sich ab. „Wir sollten auch aufbrechen. Der nächste Leuchtturm wartet auf uns – und wir wollen ja nicht verpassen, wie unsere Freunde auf der Bildfläche erscheinen.“ Höhnisch grinsend warf sie einen letzten Blick auf den Hinterhof und verschwand – dicht gefolgt von Hiyama. Die Sonne war bereits untergegangen, als Riku und der Fremde den Dorfrand erreichten. Es gab nur noch wenige Menschen, die auf den Straßen zu sehen waren. Das war aber nichts ungewöhnliches, hatte Riku festgestellt. In den letzten Wochen und Monaten waren immer weniger Männer damit beauftragt worden, das Dorf zu bewachen. Warum auch, es hatte schon seit Jahrzehnten keinen Krieg mehr gegeben und Diebe fanden prinzipiell immer einen Weg hinein zu kommen, ohne bemerkt zu werden. Also war eine Wache im Grunde unnötig. Zumindest fast, es gab ja immer noch das Dorf Prox, das immer noch oft in Vale einfiel. Riku warf einen Blick auf den Kerl neben ihr. Er war ihr die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen, egal wie oft sie in verdammt Enge Seitengassen gegangen war oder ihn sonst wie versucht hatte los zu werden. Irgendwann war es ihr endgültig gleich gewesen, ob er nun an ihr klebte oder nicht. Er erinnerte sie schon fast an diese Wesen, von denen sie vor langer Zeit mal gehört hatte. Sie wusste nicht genau, wie sie hießen, aber sie sollten angeblich die Fähigkeiten desjenigen verstärken, an dessen Seite sie sich befanden. Riku hatte als Kind oft davon geträumt, einem dieser Wesen zu begegnen. Mittlerweile hielt sie das ganze jedoch für einen Mythos, genauso wie die Existenz der goldenen Sonne. „Vielleicht sollte ich sie ablenken…“, murmelte der Kerl neben Riku. Riku warf ihm einen überraschten Blick zu. Sie hatte zwar nicht viel davon gehalten, dass er sie begleiten würde, aber wenn er für sie den „Lockvogel“ spielen könnte, wäre es ihr nur recht. Vielleicht würde sie ihn dann auch endlich mal loswerden. Sie wendete sich wieder den wenigen Menschen zu. „Dir könnte das vielleicht gelingen, mir nicht. Mach, was du für richtig hältst.“, flüsterte sie. Sie hatte versucht, ihren Plan geheim zu halten, damit er es sich nicht doch noch anders überlegte. Ohne ein weiteres Wort begab sich der Junge auf den Weg zu den Dorfbewohnern um mit ihnen zu reden. Riku wartete eine Zeit lang ab. Es dauerte nicht lange, bis der Kerl mit den Dörflern begonnen hatte zu reden und nach und nach waren immer mehr aufgetaucht. Riku beobachtete die Szenerie angespannt. Sie hatte gedacht, es würden nur noch wenige Dorfwachen aufgestellt werden. Warum waren dann auf einmal so viele Leute unterwegs? Da konnte doch irgendwas nicht stimmen! Angespannt griff sie zu ihrem Schwert und versuchte ihre Psynergy zu konzentrieren. Vielleicht musste sie sich den Weg doch freikämpfen. Bevor sie jedoch dazu kam, überhaupt eine Psynergy anzuwenden, lösten sich einzelne Menschen vom Haufen um den Fremden und kamen geradewegs in ihre Richtung. Riku schaute sich verwirrt um. Eigentlich hätte sie im Schutz der Nacht nicht zu sehen sein können! Vielleicht täuschte sie sich auch und die Kerle hatten sie nicht entdeckt. Was sich jedoch sogleich als Wunschdenken rausstellte, da die Bewohner Dolche und andere Waffen zogen. Riku machte sich bereit zum Kampf. Anscheinend wollten sie wirklich verhindern, dass sie das Dorf so leicht verlässt. Im Augenwinkel erkannte sie Feuerbälle. Augenscheinlich wurde ihr unfreiwilliger Begleiter ebenfalls angegriffen. Aber das war ihr im Moment egal. Sie stürmte auf die herannahenden Dorfbewohner zu und versuchte mit ihrem Schwert die Waffen aus deren Händen zu schlagen. Jedoch erwiesen sich ihre Widersacher als widerspenstiger, als sie erwartet hatte. Dabei wusste Riku doch ganz genau, dass ihre Gegner nicht im Gebrauch mit Waffen geübt sind. Sie wirbelte herum und versuchte einem weiteren die Waffe aus der Hand zu schlagen. Jedoch vergeblich. Schneller, als sie gerechnet hatte, war er ihrem Schlag ausgewichen, woraufhin sie ein paar Schritte nach vorne torkelte. Ihr blieb also keine andere Wahl, sie musste Psynergy einsetzen. Sie konzentrierte sich auf die in ihr aufgestaute Kraft und stieß ihr Schwert in den Boden, woraufhin sie die Psynergy entweichen ließ und ein starkes Erdbeben verursachte. „Nehmt das, ihr Dorftrottel!“, rief sie dabei gereizt. Jedoch musste sie gleich wieder feststellen, dass der Angriff ihren Widersachern nur wenig auszumachen schien. Wie konnte das sein? „He, du!“, rief plötzlich eine Stimme. Riku wusste gleich, wer das war. „Was ist denn? Ich habe gerade keine Zeit!“ Plötzlich schlug eine kräftige Flammenwand einen Pfad in die Dorfbewohner und der Kerl erschien vor Riku und packte ihre Hand. „Wir müssen verschwinden, wir können nicht gewinnen!“ Bevor sie jedoch einen Schritt wagen konnten, waren die beiden umstellt. Rücken an Rücken standen sie nun da und blickten in die Gesichter der Dorfbewohner. Riku stellte mit überraschen fest, dass die Augen ihrer Widersacher ausdruckslos waren. Fast so, als ständen sie unter einem Bann. Wie um sie zu bestätigen, sagte ihr Verbündeter: „Sie scheinen unter einem sehr starken Bann zu stehen. Vermutlich Wind-Psynergy. Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen versuchen zu fliehen.“ Riku lachte trocken. „Und wie stellst du dir das vor? Sollen wir etwa jeden einzelnen von ihnen niedermähen?“ Er schwieg. Beide betrachteten angespannt die Gegner, die sich nicht zu regen schienen. Plötzlich kam Riku eine Idee. „Hey.“, flüsterte sie. „Setz deinen Trick mit den Feuerbällen ein, ich versuche einige mit einem Erdbeben fernzuhalten. Vielleicht schaffen wir es, uns einen Weg in diese Dorftrottel zu schlagen.“ Er schwieg für kurze Zeit. Dann nickte er. „Also gut, es wird zwar riskant, aber wir haben keine andere Wahl.“ Riku musste lächeln. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, wenn er dabei war. Aber für solche Gedanken hatte sie im Moment keine Zeit. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Nur ein Erdbeben, nur eines. Aber es musste stark genug sein, um die Dorfbewohner für einige Zeit außer Gefecht zu setzen. Sie musste aber auch darauf achten, dass sie sich nicht zu sehr verausgabte und dann nicht mehr rennen konnte. Hinter ihr konzentrierte sich der Fremde ebenfalls, das spürte Riku. Sie öffnete die Augen einen Spalt. Die Dorfbewohner regten sich immer noch nicht. Gut, dass sich die Psynergy mit der Zeit verflogen hatte. Früher sollten angeblich alle Bewohner Vales über Psynergy verfügt haben. Nun gab es nur noch wenige und diese waren nicht einmal in der Lage, zu erkennen wenn irgendjemand Psynergy anwandte. Das war ein Vorteil, den sie sich zu Nutze machen mussten. Sie öffnete die Augen und rammte ihr Schwert in die Erde. Genau in diesem Moment begannen sich auch die Dorfbewohner zu regen. Aber Riku hatte keine Zeit für sie. Sie ließ ihre Kräfte durch das Schwert in die Erde fließen um ein starkes Erdbeben zu verursachen. Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen, sonst könnten sie ihre Flucht vergessen. Auch der Fremde regte sich nun. Er hob seine Hand gen Himmel, woraufhin mehrere Feuerbälle auf die Bewohner zurasten und einige von ihnen außer Gefecht setzten. Nur kurze Zeit darauf begann die Erde zu beben. Als das Beben sein Höhepunkt erreicht hatte, zog Riku ihr Schwert aus der Erde. „Lass uns verschwinden, solange sie sich noch mit dem Erdbeben rumquälen!“, sagte sie und drehte sich um. Der Fremde nickte und gemeinsam rannten sie los. Kaen warf einen Blick auf die Dorfbewohner, die bewusstlos am Boden lagen. Sie hatte damit gerechnet, dass die beiden versuchen würden, sich durchzukämpfen. Von ihm war sie es ohnehin gewohnt gewesen. „Du hast gute Arbeit geleistet, Nibori.“, sagte sie zu einem in schwarz gekleideten jungen Mann neben sich, der die Szenerie beobachtet hatte. Die ganze Zeit hatte er auf einem Dach gestanden und alles beobachtet. „Ein bisschen mehr und ich hätte ihnen Befehlen können, sie zu töten.“, sagte er tonlos. Kaen schüttelte den Kopf. „Tod bringen sie uns nichts. Es war genau richtig.“ Sie wandte sich zu ihm um. „Du wirst sie weiter verfolgen. Wir wollen ja nicht, dass sie unseren Plan zunichte machen.“ Sie drehte sich wieder um und beobachtete die Bewohner, die langsam wieder zu sich kamen und verwirrt durch die Straßen streiften. Ohne auch nur ein Wort zu sagen oder überhaupt ein Geräusch von sich zu geben, verschwand Nibori in der Dunkelheit. Fast so, als wäre er nur eine Windböe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)