Das Klassentreffen von sweet-kirara (Eine (halb)wahre Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Das Klassentreffen ----------------------------- Joyce hatte die ehrenwerte Aufgabe das nächste Klassentreffen zu Organisieren, das die drei Abschlussklassen ihres Jahrganges zusammen zu feiern pflegten. Sie hatte sich wie immer zu viel vorgenommen. „Ja, keine Sorge, ich mach das schon, werde erstmal wieder gesund!“ „Nein, es macht mir keine Mühe, das schaffe ich schon. Schließlich hast du ein Kind.“ Sie hatte nach anfänglichen drei Organisatoren allen zugesagt, es allein zu schaffen. Es lief - gelinde gesagt - suboptimal. „Also, noch drei Bestätigungen fehlen, die Kuchen muss ich noch bestellen und noch mal mit dem Gastwirt Absprache halten. Und dann fehlt noch das allerwichtigste: mein Outfit! Ohje, dafür habe ich nur noch eine Woche Zeit!“ Einzig der Gedanke an einen netten und süßen Kerl aus ihrer Nachbarschaft hielt ihre Laune über dem Nullpunkt. Aber genau genommen, extra für ihn musste sie Alles geben. Schließlich war er nicht nur ihr Nachbar, sondern auch ihr Ex-Klassenkamerad und somit auch einer der geladenen Gäste. Und sie wollte ihn umhauen. Oder wenigstens einen netten Abend haben. Denn sehr große Hoffnungen eine spontane Liebeserklärung aus seinem Munde zu hören hatte sie nicht. Er wusste nämlich nicht einmal, was sie fühlte, wenn sie ihn sah. Seit er vor etwas mehr als fünf Jahren in ihren Block zog, erkannte sie ihn zunächst nicht wieder. Er hatte sich verändert. Und das nur zu seinem Besten. Obwohl er jetzt schüchterner wirkte, früher hatte er keine Gelegenheit ausgelassen Joyce zu ärgern. Aber das war pubertäres Gehabe und das hatte sie ihm schon beim letzen Klassentreffen verziehen. An diesem Abend fing das an, mit den Schmetterlingen in ihrem Bauch. Und das Ganze war nun schon fünf Jahre her! Am nächsten Abend, als sie mit der Tischdekoration und einigen anderen Einkaufstüten unterm Arm leicht gestresst zu hause über den Parkplatz lief, stockte ihr der Atem. Sean kam direkt auf sie zu. „Dafür würde ich aber eine Lohnerhöhung fordern“, sagte er lachend. Sie wusste nicht, wann genau sie das letzte Mal einen ganzen Satz aus seinem Munde gehört hatte, geschweige denn, ein Lächeln dazu sah. „Bei den Einladungen“, erinnerte sie sich. Als sie seine in den Briefkasten werfen wollte und er überraschend nach Hause kam. Also schon vor etwa vier Monaten. Sie war baff. Normalerweise grüßten sie sich nur kurz und gingen ihrer Wege. Verdutzt sagte sie nur „Ich weiß nicht, eigentlich war das auch anders geplant mit der Aufgabenverteilung,“ und zuckte erschöpft mit den Schultern. „Ach das ist für das Klassentreffen? Warte, ich nehme dir was ab“, sagte er und schon hatte er eine riesige Tüte mit Luftschlangen und anderem Kleinkram von ihrem Arm genommen und griff noch eine andere Tüte. „Wofür ist das ganze Zeug? Das sieht eher nach Party aus.“ Sean wunderte sich zu Recht, doch sie würde die geplante Überraschung nicht verraten. „Da ist auch ein Teil für mich drin, ich hab doch bald Geburtstag“, log sie ihn an. Wobei das mit dem Geburtstag gar nicht gelogen war. Genau eine Woche später war ihr 27. Die wenigen Meter zu ihrem Eingang schwieg sie ihn an. Irgendwie hatte es ihr glatt die Sprache verschlagen. „So, da wären wir. Ich bring es noch mit hoch, dritter Stock, richtig?“ „Ja“, sagte sie kurz. „Sag mal, sonst bist du doch so eine Quasselstrippe!“ lachte er laut. „Wenn du wüsstest“, dachte Joyce und stotterte nur ein „Hast recht“ in seine Richtung. Sie traute sich nicht ihn anzusehen. Ihr Herz pochte immer noch wie wild und so trabte sie mit Sean im Schlepptau die Treppen hinauf. An der Wohnungstür angekommen sagte sie hastig „Danke“, ging schnell hinein und schloss die Tür. Sie kam sich unhöflich vor, aber sie wollte auch nicht mit ihrem lächerlichen Verhalten konfrontiert werden. Das würde noch früh genug passieren dachte sie und atmete tief durch. Sean wunderte sich zwar über ihre Reaktion, aber vermutete nur das sie einfach zu geschafft war. Nachdem Joyce ihre vielen Tüten ausgepackt hatte, sah sie die Post durch. Die hatte sie fast vergessen und dabei gab es darin ein positives Erlebnis zu vermelden. Die letzten drei Zusagen waren da. Ein weiterer Punkt der abgehakt war. Die Überraschung hatte Zeit. Sie bedurfte keinerlei Proben oder anderem Aufwand. Nur ob die Idee ankam, wusste Joyce noch nicht. Der nächste Punkt ihrer persönlichen Liste war ein Friseurbesuch. Eine Ex-Klassenkameradin und sehr gute Freundin von Joyce war Friseurin und so konnte man das Nützliche mit dem Erfreulichen verbinden. „Hallo Lisa, wie geht es dir?“ fragte Joyce als sie den Friseursalon betrat. Lisa kam gleich auf Joyce zu und bot ihr den Platz in einem Friseurstuhl an. „Was gibt es Neues?“ fragte sie und Joyce antwortete erst einmal nicht. Etwas stockend beichtete sie den peinlichen Auftritt vor Sean und ahnte schon was kommen würde. „Sag mal bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“ Das war Lisa wie sie leibt und lebt. Immer sehr direkt und überhaupt nicht zimperlich. Doch Joyce genoss die Zeit mit Lisa sehr, sie antwortete immer ehrlich und hatte viele Tipps parat: „Na das wirst du ihm erklären müssen, wenn du nicht willst das er dich für durchgeknallt hält. Und ne kleine Entschuldigung ist auch fällig wenn du mich fragst.“ Lisa meinte es ernst und Joyce wusste das sie recht hatte. Doch wie kann man so etwas erklären? Peinlich würde es werden, aber es musste noch vor dem Klassentreffen sein. Also am besten gleich heute. Währenddessen Joyce darüber grübelte wie sie es Sean erklären könnte, schnitt Lisa munter drauflos. Joyce hatte keine Ahnung was das für eine Frisur werden sollte, aber sie vertraute Lisa in diesem Punkt voll und ganz. Und ehe Joyce noch länger darüber nachdenken konnte wie es aussehen würde, begann Lisa schon zu Fönen und brachte eine freche und anders gestylt schicke Frisur zum Vorschein. „So, damit bist du nun startklar für deine Entschuldigung“, lachte Lisa und knöpfte Joyce noch das Geld für ihre Arbeit ab. „Ich danke dir, wir sehen uns auf dem Klassentreffen“, sagte Joyce als sie den Salon verließ und lachte. „So, und jetzt ab zu Sean und die gute Laune nutzen“ dachte Joyce. Doch bei dem Gedanken zog sich ihr der Magen zusammen. An Seans Wohnungstür angekommen atmete sie noch einmal tief durch und klingelte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch versuchte sie so souverän wie möglich zu wirken. Als Sean die Tür öffnete lächelte sie ihn verlegen an: „Hi. Es tut mir leid wegen gestern. Ich kann dir nicht mal richtig erklären was los war. Entschuldige.“ Sean lächelte auch und sah sie etwas belustigt an. „Ist schon in Ordnung. Ich hoffe nur das du nicht immer so reagierst wenn dir jemand einen Gefallen tut.“ Joyce schüttelte den Kopf und musste plötzlich grinsen. Irgendwie hatte Sean es geschafft die Situation aufzulockern. Sie fühlte sich nicht mehr ganz so schlecht wie zuvor. In kurzen Sätzen versuchte sie ihm noch die genaueren Umstände zu erklären. Sie war gestresst und hatte es leider an ihm ausgelassen. Doch das sie ihn sehr mochte verschwieg sie. Zum Abschied dankte sie ihm noch für sein Verständnis und ging nach hause. Mit leichtem Herzen und nur noch ein paar organisatorischen Aufgaben vor ihr, verging der Rest der Woche schnell. Und so kam endlich der Tag des Klassentreffens. Es war früher Nachmittag und für alle, die nicht so lange bleiben konnten, hatten sie extra schon eine Kaffeetafel geplant. Joyce und die zwei Mitorganisatorinnen Diane und Milena stellten sich vor dem Gasthof auf um ihre ehemaligen Klassenkameraden zu empfangen. Nach und nach trafen alle ein und sammelten sich im großen Saal des Gasthofes. Langsam aber stetig füllte sich der Raum und so kamen an diesem Nachmittag schon etwa zwei Dutzend Personen zusammen. Es dauerte eine ganze Weile bis sich alle begrüßt und dann hingesetzt hatten. Doch die kleine Ansprache von Milena mussten alle über sich ergehen lassen. Joyce kündigte noch ihre Überraschung an, die sie im Laufe des Tages lüften wollte - obwohl ein kleiner Teil davon schon auf den Tischen lag. Doch bis jetzt hielten es alle nur für eine gewöhnliche - oder auch ungewöhnliche - Tischdekoration. Es bildete sich die ein oder andere Gruppe und der Geräuschpegel stieg langsam an. Es schien, als sei der Tag jetzt schon gut gelaufen. Und wenn es keine Pannen gab, konnte man getrost die Seele baumeln lassen und den ganzen Trubel genießen. In einigen Gruppen sah man ganze Stapel von Fotografien aus „den guten alten Zeiten“. Zehn Jahre waren sie jetzt aus der Schule raus und so einige Ehemalige hatten sich sehr verändert. Zum Erstaunen des Ein oder Anderen. Es waren auch ein paar Babyfotos in Umlauf, die unter großem Staunen und Lachen weitergereicht wurden. So zog nun diese Generation die nächste groß, die eines Tages auch selbst Klassentreffen veranstalten würde. Joyce freute sich, hatte sie doch zum großen Teil alles selbst Organisiert. Und sie würde ihre Überraschung mit viel Überzeugung vortragen. Darauf freute sie sich am meisten. Mitten in Gedanken klopfte ihr jemand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen und sah etwas erschrocken hinter sich. Sean grüßte sie und entschuldigte sich das er zu spät kam. Immerhin hatte er zugesagt, gleich von Anfang an da zu sein. „Es hat etwas länger gedauert auf Arbeit. Aber wie ich sehe, läuft alles wie geschmiert“, sagte er und wurde im nächsten Moment schon von seinen alten Kumpels davon gezerrt. Er sah entschuldigend zu Joyce doch konnte sich nicht wehren. Sie lächelte zurück und war insgeheim ein wenig froh darüber. Es dauerte eine ganze Weile, bis Sean sich für einen Moment loseisen konnte und erneut versuchte mit Joyce zu sprechen. Er fühlte sich wohl in ihrer Nähe und er musste zugeben, das sie heute toll aussah. Er konnte sich nicht erinnern, ob er sie jemals zuvor in einem Rock gesehen hatte. „Glaubst du, das wir heute noch eine Chance haben länger als zehn Minuten zu reden?“ fragte er Joyce und deutete ihr, mit ihm zu kommen. Etwas abseits wollte er einen Versuch wagen. Joyce unterdessen bekam wieder ihr Herzflattern. Aber unter den vielen Leuten fiel es ihr ein wenig leichter. Doch schon kamen neue Ehemalige und wieder begann das Begrüßen und wegzerren. Doch freute sich Joyce diesmal nicht so sehr darüber. Der einzige Lichtblick in diesem Moment war Lisa. Auch ein wenig verspätet, kam sie Joyce entgegen. „Na, heute hast du es krachen lassen, oder wie? Du in einem Rock, das kenn ja nicht einmal ich“ lachte sie und fragte noch: „Was sagt denn Sean dazu, hast du ihn schon angesprochen?“ Joyce nickte brav und stimmte in lautes Lachen ein. Nun entdeckte sie noch mehr ihrer alten Freundinnen und setzte sich erst einmal mit ihnen an den Tisch. Sie tauschten noch ein paar neue Anekdoten aus und vermischten sich dann wieder in andere Gruppen. Die Zeit verging allmählich und es wurde Zeit für das Abendessen. Und wieder kamen noch mehr Gäste. Doch einige, so wusste Joyce, konnten nicht mehr sehr lange bleiben. Daher beschloss sie ihre Überraschung noch vor dem Essen bekannt zu geben. „Darf ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten? Ich möchte jetzt meine Überraschung lüften. Ihr habt sicher schon die Dekoration bemerkt. Sie hat nicht nur den Zweck den Raum etwas aufzufrischen, sondern ich möchte mit euch gern ein kleines Fotoshooting machen. In Erinnerung an diesen Tag und in Anlehnung an unsere Abschlussfeier. Immerhin sind es genau 10 Jahre die wir heute feiern.“ Bis auf ein paar Ausnahmen gefiel die Idee und fast alle begannen mit der Maskerade. Es wurden einige wundervolle Schnappschüsse und in weiser Voraussicht hatte Joyce noch ein paar Filme in Reserve. Ein paar Sonderwünschen kam sie noch nach, dann bat sie jemanden, auch ein Bild von ihren Freundinnen und sich zu machen. Mit einem Partyhut auf dem Kopf und mehreren Girlanden um den Hals kam Sean auf Joyce zu. Er lachte etwas gequält und erzählte Joyce vom Streich seiner alten Freunde. „Ohje, wie in alten Zeiten, was?“ lachte sie und versuchte Sean ein paar der Girlanden abzunehmen. Beide hörten in diesem etwas ulkig aussehenden Moment ein lautes “Klick“. Da hatte doch tatsächlich jemand ein Foto von den Beiden gemacht. „Na wenn das mal nicht unser neues Traumpaar ist“, lachte Robert und Joyce konterte: „Na, immer noch so ein Kindskopf wie damals? Es gibt eben Dinge die sich nie ändern werden.“ Sie lachten alle herzlich und im nächsten Moment eröffneten Milena und Diane das Büffet. Joyce und Sean saßen in geselligen Runden und aßen mit den anderen das leckere Essen. Nur am Büffet selbst trafen sie sich einmal zwischendurch und wechselten schüchterne Blicke. Und insgesamt zog ein wenig Ruhe ein und der ein oder andere Ehemalige verließ die Veranstaltung. Ein wenig später machte Milena Musik an und läutete damit den entspannten Teil des Abends ein. Bei einem Glas Wein oder Bier machten sie es sich alle gemütlich und so manche alte Geschichte wurde noch einmal erzählt und beleuchtet. Einige alte Fotos wurden noch einmal gezückt um die Inhalte der Geschichten zu unterlegen. Dabei kam natürlich auch die letzte Klassenfahrt zu neuen Ehren. Eine Abschlussfahrt, die man einfach nicht vergessen konnte. Allein beim Anblick der Bilder und Details die man sich gegenseitig noch berichtete, staunte man über den eigenen Geschmack der vergangenen Jahre. Vor allem die weiblichen Ex-Kommilitoninnen erschraken über die eine oder andere Frisur. Doch mit den nächsten Gläsern Wein und Bier stieg die Belustigung darüber an. Und so einigte man sich darauf, das es eine Jugendsünde war. Etwas später am Abend setzte Sean sich zu Joyce und ihren Freundinnen. Sie unterhielten sich eine Zeit lang zusammen, später saßen nur noch er und Joyce am Tisch. Sean bestellte noch ein Bier und die Kellnerin kam eiligst damit an. Leider übersah sie aber das Kabel der Musikanlage und stolperte darüber. Das Bier landete samt Glas ausgerechnet auf Joyce´ Bluse. Geistesgegenwärtig und das Schlimmste verhindern wollend, nahm Sean eine Serviette und versuchte das Bier damit aufzusaugen. Verdutzt sah Joyce ihn an und wusste nicht so recht, was gerade geschah. Erschrocken über seine eigene Reaktion – die linke Hand um ihre Hüfte, die Rechte mit der Serviette an ihrem Busen – schreckte er einen ganzen Meter zurück und lief Puderrot an. „E… es tut mir leid, ich wollte nur…“ stotterte Sean. Er war so baff, das er nicht mehr klar denken konnte. Doch in diesem Augenblick fand Joyce ihre Fassung wieder und lachte laut los. Die anderen rundherum waren erleichtert und lachten nun auch laut. Sie hatten sich bis jetzt einfach nicht getraut. Im Gegensatz zu früher in der Schule, da stapfte Joyce auch hin und wieder von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. Sean versuchte sich aus der Situation zu lösen und ging davon. Er war mehr als nur ein wenig irritiert. Joyce verfolgte ihn und konnte ihn nach ein paar Schritten aufhalten. „Sean, warte kurz, lauf doch nicht weg. Ich habe dich nicht ausgelacht. Ich musste nur über diese Panne lachen. So bin ich eben, ich ziehe so etwas förmlich an. Das war doch früher auch so.“ Als er lächelte verstand Joyce gar nichts mehr. Gerade noch sah er sehr betrübt aus. „Na daran kann ich mich noch recht gut erinnern. Das ist allerdings wahr. Aber das eben, das wollte ich nicht. Hätte ich das blöde Bier nicht bestellt, dann hätte sie es nicht auf dich gekippt und ich wäre nicht in Versuchung geraten…“ Sean stockte. Er wollte nicht aussprechen, was gerade passiert war. Es war ihm einfach unangenehm und er hatte angst das Joyce ihm das übel nehmen und einen schlechten Eindruck von ihm bekommen könnte. Doch das Gegenteil war der Fall. Joyce war nur beeindruckt das gerade der sonst so ruhige und eher schüchterne Sean die Initiative ergriff und ohne Scheu ihren Körper berührte. „Das war vielleicht überraschend, aber nichts anderes. Mach dir keine Gedanken darüber. Also ich nehme das mit Humor und werde jetzt erstmal kurz nach hause fahren und mir etwas Neues anziehen. Ich stehe nämlich nicht so auf Biergeruch“, lachte Joyce. Sean nickte: „Das ist eine gute Idee. Aber schade um die schöne Bluse. Es tut mir leid.“ Joyce winkte ab und sagte „bis gleich“. Immerhin waren es nur ein paar Minuten mit dem Auto. Und sie freute sich sehr auf die Zeit die den Beiden noch auf dem Klassentreffen blieb. Joyce beeilte sich sehr noch etwas Passendes zu finden, doch entschloss sie sich zuletzt einfach in etwas Bequemes zu schlüpfen. Eine Jeans und ein T-Shirt, mehr nicht. Und so fuhr sie wieder zurück zum Klassentreffen. Als sie ankam, sah sie, das schon wieder ein paar Gäste gegangen waren. Doch das ließ die Restlichen näher zusammenrücken. Und so saß man nun nur noch an einem etwas größeren Tisch und unterhielt sich angeregt. Als Joyce sich wieder dazwischen setzen wollte, machte Lisa ihr Platz und so saß sie Sean genau gegenüber. Er lächelte als sie Platz nahm und prostete ihr zu. Er hatte scheinbar ein neues Bier bekommen, an dem er immer nur nippte. Vielleicht schmeckte es ihm nicht. Oder er hatte angst, damit hektische Bewegungen zu machen und seine Umwelt erneut damit zu benetzen. Joyce grinste, hob ihr Glas und hielt es hoch. Unbemerkt von den Anderen um sie herum sahen sie sich lange und tief in die Augen. Irgendetwas war mit ihnen geschehen, irgendetwas zog sie zum Anderen hin. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“ fragte Lisa und stupste Joyce ihren Ellenbogen in die Seite. „Was?“ Joyce war total überrascht und sah Lisa verdutzt an. „Also echt, wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?“ Gerade als sie eine Antwort von Joyce erwartete sah sie zu Sean. „Alles klar, da will ich nicht weiter stören“, sagte Lisa und grinste Joyce an. Die verstand zuerst gar nicht, doch Lisa deutete in Richtung Sean und zwinkerte. Joyce lief puderrot an und sah verlegen zu Boden. Doch Sean fasste sich ein Herz – ein wenig mulmig in der Magengegend – und deutete Joyce, mit ihm zu kommen. Joyce stand auf, lief wie ferngesteuert zu Sean hinaus in den Abend und sah ihn fragend an. „Irgendwie musste ich dich doch noch einmal allein für mich haben. Denn das hat heute ja fast nie länger als ein paar Minuten geklappt. Und der Abend wäre nicht perfekt für mich, wenn das alles gewesen sein sollte!“ Joyce wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Sie stand da wie angewurzelt. Sean saß auf einem Stuhl auf der Terrasse vor ihr und sah sie lächelnd an. „Was ist? Bist du plötzlich sprachlos? Sonst hast du doch immer das letzte Wort“, lachte er und versetzte Joyce mit einem Finger einen Piekser in die Seite. „Ich … ich weiß grad echt nicht was ich sagen soll. Und außerdem, sonst bist du doch immer der, der nix sagt“, meinte Joyce noch fast vernebelt. Ihr kam das irgendwie komisch vor. Verkehrte Welt? Sean piekste Joyce erneut in die Seite und fing dann an, sie durchzukitzeln. Mit Erfolg. Joyce zuckte zusammen und war wieder in der Realität angekommen. Sean grinste sie schelmisch an, fuhr mit seinem Gekitzel fort und Joyce stieg darauf ein. Allerdings war sie so extrem empfindlich, das sie sich nicht lange wehren konnte und schon bald erschöpft vor Lachen auf Seans Schoß plumpste. Eher ungeplant, aber nicht unangenehm. Sie kicherte wie ein kleines Schulmädchen und fühlte sich sichtlich wohl bei ihm. „Na wer hätte das gedacht. Nun sind wir schon ganze fünf Minuten ungestört. Ob das so bleibt?“ fragte er und sah gespielt besorgt zur Tür. „Ich hoffe es“, sagte Joyce und sah Sean tief in die Augen. „Ich auch“, raunte Sean und zog Joyce näher an sich heran. „Bevor du mich jetzt hoffentlich bald küsst, hätte ich noch eine Frage“, grinste Joyce. Sean nickte und sie fuhr fort: „Sag mal, warum bist du heute so anders? So mutig und überhaupt nicht ruhig?“ „Das waren zwei Fragen. Aber, erstens bin ich nicht anders. Du kennst diese Seiten vielleicht nur noch nicht an mir. Und zweitens musste ich es riskieren. Sonst würden wir noch immer nur Hi zueinander sagen und zumindest ich würde mich weiterhin fragen, ob da nicht mehr auf uns wartet.“ „Also, wenn es nach mir geht, dann wartet da noch viel mehr!“ Joyce grinste Sean erneut an und er zog sie eng an sich und küsste sie leidenschaftlich. Während die Beiden auf der Terrasse die Zeit miteinander genossen, ging darin das Klassentreffen weiter. Keiner nahm Notiz davon, das die Beiden fehlten. Erst, als sich das Treffen gänzlich auflöste, trafen die ehemaligen Kommilitonen auf das Paar vor der Tür. Etwas belustigt und gut gelaunt verabschiedeten sich alle von den Beiden und gingen nach Hause. Joyce erklärte das Klassentreffen offiziell für beendet und packte ihre Sachen zusammen. Sean half ihr beim einladen in den Kofferraum. „Dann wollen wir mal nach Hause fahren“, sagte er und lächelte Joyce an. Sie sah ihn liebevoll an und wusste, das sie diese Nacht nicht allein verbringen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)