Murphys Law von Selma (eine Side-FF zum RPG 'Digimon - Data Crystals') ================================================================================ Kapitel 1: Ankunft ------------------ Murphy knurrte. Er versuchte sich aufzurichten, doch der Zwillingsattacke konnte er nicht entkommen. Er fiel wieder nach hinten. Das wars dann wohl... er spürte, wie er zurückdigitierte und ohnmächtig wurde. „Verdammt nochmal. Kannst du dich nicht woanders schlafen legen?“ fauchte eine bekannte Stimme und Murphy wurde empor gerissen. „Amber?“ fragte er verwirrt. „Bastemon wenn ich bitten darf. Aber woher kennst du Fremder meinen Partner?“ Murphy war verwirrt und blinzelte einige Male, um wieder besser sehen zu können. Tatsächlich lag er in den Armen von Bastemon, die gerade auf einen höheren Punkt sprang, bevor eine Straßenbahn genau über die Stelle ratterte, wo sich Murphy eben noch befunden hatte. Der Junge schluckte. Was hatte das zu bedeuten? „Bastemon, alles in Ordnung bei euch?“ Der Admirabili drehte den Kopf etwas und erblickte eine rothaarige, nur zu bekannte Person. „Amber?“ entfuhr es ihm erneut fragend, woraufhin die Angesprochene den Kopf schräg legte, während Bastemon zu ihr zurückkehrte und Murphy etwas unsanft absetzte. „Wer bist du, und woher kennst du mich?“ fauchte die Angesprochene Murphy direkt an. „Und vor allem, was sollte deine kleine Aktion da eben? Wolltest du mit den Händen einen Zug aufhalten?“ Sie war sichtlich erregt und Murphy zog es vor sie erstmal ausreden zu lassen, bevor er eine Antwort gab. „Wir haben doch zusammen bei DATS-Japan gewohnt.“ Er sah sie überrascht an. Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten? „DATS-Japan?“ Ihre Augen wurden schmal und Murphy noch verwirrter. „Nur zu deiner Information die DATS-Japan existiert schon seit Monaten nicht mehr und zum anderen war ich noch nie dort.“ Sie kam Murphy noch näher und tippte ihm mit der Hand auf die Brust. „WER bist du?“ fragte sie erneut diesmal mit einem warnenden Unterton. „Murphy.“ entgegnete dieser nur knapp. Dann sah er sich um. „Wo ist eigentlich Gio?“ - „Wer bitte?“ Plötzlich spürte Murphy Bastemon hinter sich, die ihm langsam über den Rücken strich. „Wie wäre es, wenn du erst einmal ihre Fragen beantwortest, bevor du eigene stellst?“ schnurrte sie warnend und bohrte ihm eine Kralle etwas in den Rücken, bevor sie stutzte und dann blitzschnell an seinen Gürtel griff. „Was haben wir denn da?“ Murphys Hand schnellte zurück, doch er kam zu spät. Triumphierend hielt sie sein selbst gebautes Digivice in die Luft. „Gib das wieder her,“ knurrte er nun leise. Doch Bastemon zeigte sich überhaupt nicht beeindruckt und nahm es genauer in Augenschein. „Was ist das denn.“ Sie warf es Amber zu die es geschickt auffing. „Ich glaube du solltest uns begleiten. Meine Vorgesetzten haben bestimmt ein paar Fragen an dich.“ Noch bevor der Junge etwas sagen konnte, wurde er schon von Bastemon ergriffen, die auch nach Amber angelte und dann schnell durch die Stadt sprintete. Murphy schloss resignierend die Augen. Außerdem war er noch ziemlich erschöpft vom letzten Kampf und so dämmerte er weg. „Hey du wandelnde Leiche, aufwachen.“ Jemand stieß Murphy in die Seite und er stöhnte auf. Ein blondhaariger junger Mann beugte sich über ihn und musterte ihn nachdenklich, während Amber und BlackGatomon auf der anderen Seite des 'Bettes' standen und ihn nicht aus den Augen ließen. „Mann gegen deine fahle Hautfarbe solltest du echt was tun. Wie wär's mit etwas Sonne?“ meinte er weiter und blickte dann auf das Digivice hinab. „Das Ding funktioniert, aber wo ist dein Partner?“ Murphy sah ihn an und schwieg. Stattdessen kramte er in seinen Gedanken durch die Akten der DATS. 'Tino Müller. Deutschland. Partner: Ryudamon.' „Das geht dich nichts an.“ kam es von Murphy und er versuchte sich aufzurichten, was erst beim zweiten Mal gelang. Noch immer hatte er leichte Anpassungsschwierigkeiten, gerade dann, wenn er aufgewacht war. Doch da wurde Ambers Gesichtsausdruck etwas sanfter. „Er ist Tod, oder?“ Murphys Gesichtszüge wurde hart. Diesen Text hatte er doch schon einmal gehört. Als sie und Gio ihn aus den Fängen der DATS geboxt hatten, indem sie behaupteten, das er ein Digiritter war, dessen Partner starb. „Das geht euch nichts an.“ entgegnete er stattdessen erneut. „Kann ich jetzt gehen?“ Doch Tino schüttelte den Kopf. „Nicht, bis du uns ein paar Fragen beantwortet hast.“ Murphy ließ sich nichts anmerken. Er brauchte unbedingt Informationen was hier los war. Scheinbar waren diese Leute nicht bereit ihm diese freiwillig zu geben. Doch dazu brauchte er entweder sein Digivice oder genügend Bauteile um ein weiteres zu basteln. „Wasser, oder was zu essen? Wir haben hier aber nur Riegelfraß.“ Murphy schüttelte den Kopf. „Danke. Aber ich habe keinen Hunger.“ Was ja auch durchaus der Wahrheit entsprach, seitdem sein Vater, HiAndromon - einer der Fürsten - an ihm herum gebastelt hatte. Seit diesem Zeitpunkt waren Hunger und Durst etwas, dass der Vergangenheit angehörte und für seinen Körper nicht mehr nötig. „Können wir anfangen? Ich würde heute gerne noch etwas die Gegend erkunden.“ - „Warten wir es erst einmal ab, ob die Antworten mich zufrieden stellen.“ Tino kniff die Augen zusammen und angelte nach einem Stuhl, worauf er sich niederließ ohne Murphy aus den Augen zu lassen, oder das Digivice auf Seite zu legen. „Erzäh uns doch einfach mal etwas über dich. Wo kommst du her? Wer war dein Partner? Was treibt dich hier nach Berlin? Und warum haben wir keinerlei Daten über einen Digiritter der dir auch nur ungefähr entspricht?“ „Murphy, Amerika, Wer mein Partner war hat nicht zu interessieren. Schon mal was von Tourismus gehört? Ist mir neu, dass sich jeder Digiritter registrieren lassen muss.“ Murphy schloss die Augen erneut. Das konnte lange und anstrengend werden. Amber schnaubte, während sie sich ebenfalls setzte und BlackGatomon streichelte, das sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte. „Ich weiß nicht, wie ihr das in Amerika handhabt, aber hier in Europa muss sich jeder registrieren lassen.“ belehrte Tino ihn. „Das gilt auch für Digiritter aus anderen Ländern die hier einreisen.“ Murphy schloss die Augen und durchforstete die Regelsätze der DATS, jedoch konnte er keinen diesbezüglichen Hinweis daraus entnehmen. Er war noch verwirrter, als er die Leute erneut ansah. „Wo soll das stehen?“ „Abschnitt 5 im 15 Paragraphen.“ Schön gesagt, aber diesen Paragraphen gab es nicht. Jedenfalls in dem Regelwerk das Murphy bekannt war. Die beiden Digiritter sahen sich schweigend an. Kapitel 2: Erklärungen ---------------------- Murphys Nacht endete in einer Arrestzelle der DATS. Scheinbar hatten ihnen die Antworten, die er preisgab, nicht gereicht. Nachdenklich lag er auf der Pritsche und starrte an die Decke. Das Abendessen stand unberührt an der Tür. Sein Digivice und die Gürteltasche wurde von diesem Tino verwahrt und waren im Moment unerreichbar. Als er sich sicher war, dass die Zeit weiter fortgeschritten und die Wächter nicht mehr ganz so aufmerksam waren, schritt er zur Tür. Es war ein halb durchsichtiges Kraftfeld. Langsam strich er mit der Hand darüber und spürte das prickeln, was es bei Berührung auf seiner Haut verursachte. Je stärker er drückte, desto unangenehmer wurde es bis es richtig weh tat. Er zog die Hand zurück und begann die Wände abzutasten, suchte mit de Fingerspitzen nach Nischen und Unebenheiten. Schließlich wurde Murphy fündig und er begann die Wandplatte nach und nach zu lösen. Das Material war schwierig zu biegen und er brauchte fast fünf Minuten bis er es aus der Halterung heraus hatte. Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er das Innenleben erblickte. Das war doch schon eher sein Element. Mit flüssigen Bewegungen begann er die Kabeln zu lösen und neu zu verlegen. Nach wenigen Sekunden verlosch das Kraftfeld und er stahl sich auf den Gang. Es war bedauerlich, das er im Moment nicht auf Andromons Fähigkeiten zurückgreifen konnte um einfacher vorwärts zu kommen. „Na wo willst du denn hin?“ Murphy wirbelte herum, als er die Stimme hörte. Es war BlackGatomon und sie trug etwas bei sich, das Murphy veranlasste die Augenbraue zu heben. „Sieht man das nicht?“ fragte er stattdessen. „Tztzt. Du kannst anscheinend Fragen immer noch nur mit Gegenfragen beantworten.“ Sie warf ihm das Digivice vor die Füße und sah zu, wie er es schnell aufhob. „Nun?“ BlackGatomon sah ihn herausfordernd an. „Was steckt wirklich dahinter?“ Diesmal war es die Stimme von Amber die ebenfalls aus dem Schatten heraus kam. Sie hatte die Gürteltasche dabei und spielte mit einer der Phiolen in denen die bläuliche Flüssigkeit schwabbte, die auch durch seine Adern floss. „Ich höre.“ Doch Murphy schwieg. Plötzlich klirrte es. „Ups, ich bin doch so ungeschickt,“ meinte Amber leise, während sich Entsetzen auf Murphys Gesicht ausbreitete, als er auf die Scherben blickte. Ohne zu sagen hob er sein Digivice auf. „Uh, jetzt habe ich ja Angst, wen willst du rufen das er dir hilft?“ - „Hey Gatomon sei nicht so fies.“ Doch Ambers Grinsen sprach andere Bände. Sie erhoffte sich wohl das Murphy ihnen offenbarte, was er in ihren Augen, verheimlichte. Doch er ließ das Vice wieder sinken und schüttelte den Kopf. „Macht es euch Spaß so etwas zu tun? Gibt es hier so wenig Arbeit das man sich mit so etwas die Zeit vertreibt?“ Schon etwas besorgt sah er wieder zur Gürteltasche. Wenn sie weiter Phiolen zerstörte hatte er bald ein ernstzunehmendes Problem. „Was ist an den Dingern nur so wichtig, das es zu solchen Reaktionen kommt?“ Murphy musste mitansehen wie sie nach einer weiteren Phiole griff und seine Hand spannte sich um das Digivice das es leise knackte. „Willst du mich umbringen?“ fragte er leise und gepresst. Nun stutzte Amber für einen kurzen Moment. „Was soll das heißen?“ Nun war sie es die seine Frage mit einer Gegenfrage beantwortete. „Ohne die Dinger sterbe ich.“ Fassungslosigkeit und auch Unglaube schlugen Murphy entgegen. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?“ Doch Murphy nickte. „Mein voller Ernst.“ Schweigen machte sich auf dem Gang breit. „Wer oder was bist du?“ fragte Amber wieder. Ihr Gehabe von eben war verschwunden. Stattdessen steckte sie die Phiole vorsichtig zurück in die Gürteltasche. „Ich bin Murphy. Ein Admirabili.“ Jetzt war es raus. „Ein was?“ Amber und BlackGatomon blickten sich an und langsam aber sicher sickerte auch bei Murphy die Erkenntnis durch, das sie keine Ahnung hatten, wovon er sprach. „Ich bin halb Mensch, halb Digimon.“ In den anschließenden Minuten wäre das Auftreffen eines Stecknadelkopfes auf den Boden sicherlich ein Donnerhall gewesen. Dann blickte BlackGatomon mehr durch Zufall auf Murphys Hand die das Vice hielt. Sie stieß Amber an und deutete darauf. Kleine blaue Tropfen fielen zu Boden. Keine Spur von Blut. Auch Murphy bemerkte den Blick und senkte seine Augen, nur um das Vice in die andere Hand zu nehmen und sich die Hand an seiner Hose abzuputzen, bevor er sie in die Richtung der Anderen hob. „Beweiß genug?“ Er deutete mit der Hand in Richtung der Gürteltasche. „Darf ich bitte?“ Er hielt sie auf und Amber zögerte kurz, bevor sie ihm diese gab. Sofort begann Murphy die Verletzungen zu säubern und mit einem bestimmten Spray zu bearbeiten. „Sag mal, ist das bei allen Admira... dingens so?“ - „Nein. Nur bei mir und wir heißen Admirabilis. Du bist eigentlich auch eine... nun ja, zumindest da, wo ich herkomme.“ Amber wurde extrem blass. Sie begann zu zittern und BlackGatomon fauchte. „Erzähl nicht so einen Schwachsinn.“ Murphy schüttelte den Kopf und legte die Gürteltasche wieder an. Das ist kein Schwachsinn. Du und Bastemon sind eine Person, ebenso wie Gio und Meramon, dein Lebensabschnittspartner.“ Er hatte die Worte noch nicht zuende gesprochen da war Amber schon wieder bei ihm und funkelte ihn böse an. „Was hast du mit diesem Gio ich kenne keinen Gio. Ich bin mit Tino zusammen und bestimmt kein Admirabili.“ Wieder schloss der Junge seine Augen. „Wäre es möglich das ich Zugang zu einem Terminal erhalte. Irgendwie scheint es mir, dass meine Informationen nicht ganz kompartibel mit denen sind die mir hier präsentiert werden.“ „Auch ja, glaubst du das wir jemanden, den wir nicht kennen einfach so an unsere Rechner lassen?“ Plötzlich spürte Murphy zusätzliches Gewicht auf dem Kopf. „Sagt mal, was ist denn hier los?“ Ein Junge mit einer merkwürdigen, lila anmutenden, Haarfarbe kam den Gang langsam herunter geschritten. „DemiDevimon komm her.“ - „Jeremia?“ - „Kennen wir uns?“ Er legte den Kopf schief und musterte Murphy. Doch dieser schüttelte den Kopf, das DemiDevimon sich fest klammern musste, bevor es doch zu seinem Partner zurückflog und sich auf dessen Schulter niederließ, was einen, recht interessanten Anblick bot. Schließlich war es Amber die meinte: „Wir können jetzt noch ewig hier stehen bleiben oder wo hingehen, wo es bequemer ist.“ Das war jedoch mehr ein versteckter Befehl gewesen als eine einfache Aufforderung. Kapitel 3: Admirabili --------------------- So führte Jeremia sie zu einem Aufenthaltsraum. Zumindest war es früher mal einer gewesen. Nun zierten hunderte von Karten und Satellitenbildern die Wände und jeden freien Quadratmeter. Nachdenklich ließ Murphy seinen Blick schweifen. Japan war ein Kampfgebiet gewesen. Nun steht das gesamte Land unter Quarantäne. „Wir haben Japan an die Fürsten verloren“, meinte Amber leise, während sie sich auf einem Stuhl niederließ und dabei einige Blätter zu Boden schickte. „Derzeit versuchen wir zu verhindern, dass sie sich weiter ausbreiten.“ „Warum erzählst du so einem etwas? Wir wissen doch gar nicht auf wessen Seite er steht,“ fuhr Jeremia ihr brummend ins Wort. Die Fürsten also. Sein Vater war einer von ihnen. Im Geiste grinste Murphy leicht. Er musste unbedingt mit ihm in Kontakt treten. Eine Reihe an Ausdrucken zog Murphys Aufmerksamkeit auf sich. Langsam schritt er darauf zu. Es waren allesamt bekannte Gesichter. Toja und Monodramon – Tot; Alex vermisst, ebenso wie Keramon; Jiro und SnowGobrimon vermisst; Cassandra lag im Koma. Gazimon trug den Vermerk: Dienstuntauglich. Das Datum, was auf den Zetteln stand war genau das, wo der Reaktor hochgegangen war. Ein Umstand der Murphy bestätigte, dass es sich nicht um seine Zeitlinie handeln konnte. Seine Aufzeichnungen deuteten daraufhin das die Kernschmelze damals verhindert worden war. Nun war nur noch die Frage wie war er hierher gekommen und vor allem, wie kam er wieder zurück? Ob sein letzter Kampf Auslöser für diese Sache gewesen war? „Du sagtest doch halb Digimon. Welches?“ kam es von BlackGatomon welche Murphy keinen Moment aus den Augen gelassen hatte. „Andromon,“ murmelte Murphy, während er sich weiter mit den ganzen Ausdrucken und Karten beschäftigte. So entgingen ihm auch die Blicke, die sich die Anderen hinter seinem Rücken zuwarfen. Jeremia nickte Amber kurz zu, dann verließ er den Raum. „Du bist doch nicht von Natur aus so ein Mischling. Wie ist es dazu gekommen?“ Auf diese Frage hatte Murphy eigentlich schon die ganze Zeit über gewartet. Er drehte sich langsam um. „Ich weiß es selber nicht. Es war wohl, da wo ich herkomme, eine Experimentenreihe, aber ich kann mich nicht mehr erinnern wie es bei mir dazu gekommen ist. Das einzige was ich weiß war, dass ich eines morgens irgendwo in einem Labor wach wurde, man mich vor vollendet Tatsachen stellte und dann rauswarf.“ Das entsprach zwar nicht unbedingt der Wahrheit, aber her hatte keine Lust denen auf die Nase zu binden das es ein Fürst gewesen war, der das mit ihm gemacht hatte. Dann landete er eh nur wieder in einer Arrestzelle und würde da wohl oder übel vermodern. „Ich habe keine Ahnung wer oder was das für Leute waren. Nur das es Menschen waren und sie seltsame Kleidung trugen.“ Er zuckte mit den Schultern. Wenigstens gaben die Fotos und die gewonnenen Informationen ein neues Bild. Faszinierend, aber auch erschreckend. So wie es aussah versuchten die Digiritter Japan zurück zu erobern, aber eine kurze Berechnung der Chancen brachte Murphy zu dem Schluss, dass sie da eigentlich ziemlich auf verlorenem Posten standen, gerade wenn die Fürsten hier nur halb so clever zu Werke gingen wie er es über seinen Vater erfahren hatte. Wenn sein Vater wüsste dass es auf einer alternativen Erde schon gelungen war, Fuß zu fassen, würde nun bald der zweite Teil seines Planes in Kraft treten und dann … Murphys Gedankengang wurde unterbrochen, als Tino zurückkehrte, im Schlepptau von Jeremia. „Da.“ Tino warf Murphy einen Handhelt zu, wie er ihn schon einige Male bei Alex gesehen hatte. Er war eingeschaltet und direkt blickte ihm ein weiteres Gesicht entgegen. 'Gio Banhild – Meramon – Fahnenflucht!“ Die Akte war gesichert, das konnte erklären, warum Amber nichts von ihm wusste. Nun war das also auch geklärt. Gio war ebenfalls nur ein Digiritter. Murphy seufzte. Irgendwie kam er sich gerade ziemlich einsam vor. Einen kleinen Funken Hoffnung hatte er noch gepflegt. Der nun verlosch. „... Zeig es uns.“ Murphy registrierte nur die letzten Worte und das auch nur, weil er von hinten angetippt wurde. „Was?“ fragte er. „Na deine Digitation,“ meinte Tino mit vor der Brust verschränkten Armen. Vorsichtig legte Murphy den Handhelt weg. „Muss das sein?“ Er verspürte wenig Lust darauf sich wie eine exotische Pflanze begaffen zu lassen. Doch Tino, Amber und Jeremia nickten fast synchron. Es fühlte sich etwas merkwürdig an, fast so, als würde etwas nicht stimmen. Doch das Gefühl verschwand fast genauso schnell wieder, wie es gekommen war. Die erstickten Laute der Anderen und das Spiegelbild von sich selbst, das ihn als Andromon zeigte, deuteten allerdings daraufhin das alles in Ordnung war. Er schob es auf den möglichen Weltenunterschied. Schweigend blickte Murphy die Digiritter an in deren Gesichtern alle möglichen Facetten von Überraschung aber auch Furcht zu lesen waren. BlackGatomon und DemiDevimon knurrten synchron. Sie mochten ihn wohl nicht wirklich. Amber war die Erste, die sich von ihrem Platz löste und auf Murphy zu trat. Langsam begann sie ihn abzutasten. „Das ist echt...“ stellte sie mit erstaunter Stimme fest, was Murphy etwas verwundert drein blicken ließ. Hatte sie etwas anderes erwartet? Dachte die das wäre eine Maskerade? Ohne jegliche Vorwarnung war plötzlich eine Stimme in seinem Schädel. „Wer wagt es, in mein Reich einzudringen? Identifiziere dich.“ Murphy schluckte. „Vater?“ Scheinbar hatte er unbewusst eine Verbindung zu HiAndromon hergestellt. Eisiges Schweigen folgte und das nächste, woran der Admirabili sich erinnert war, das er schreiend, wieder in Menschengestalt auf dem Boden lag und um sich schlug. Sein Schädel dröhnte als wolle er zerspringen und jede Faser seines Körpers brannte. Die Digiritter versuchten ihn zu bändigen, bevor ihn endlich die erlösende Schwärze empfing. Als Murphy wieder erwachte musste er feststellen, das man ihn auf einen metallenen Untergrund gebettet hatte. Zudem waren seine Arme, Beine und der Hals mit massiven Metallspangen fixiert worden, das ihm überhaupt kein Spielraum blieb. Wenigstens war man so 'freundlich' gewesen die Metalle, die mit seiner Haut in Berührung kamen mit Stoff zu umwickeln, das er sich nicht verletzen konnte. Murphy konnte fühlen, das man etwas an seine Schläfen geheftet hatte. Stumm versuchte er sich einen Überblick zu verschaffen, was nur geringfügig gelang. Er lag in einem kleinen Raum, ohne jeglichen Schmuck, eben halt nur mit dem Tisch, auf dem man ihn nun fixierte. Probeweise ballte er eine Hand zur Faust und versuchte sie anzuheben, doch das Metall gab keinen Millimeter nach. „Na, endlich beruhigt?“ Murphy drehte den Kopf soweit es ging. Amber stand plötzlich im Raum, zusammen mit Bastemon. Jedoch war ihre Hand nun in einem Gips verbunden. Der Admirabili kniff die Augen zusammen. „Was ist passiert?“ fragte er mit trockener Stimme. „Fragst du das jetzt wirklich? Du hast die plötzlich aufgeführt wie ein Berserker, mir den Arm gebrochen und warst erst durch unsere Partner zu bändigen und danach sah es eher danach aus als würdest du den Löffel abgeben. 3 Tage warst du in etwas, was wir als Koma bezeichnen würden, aber bei einem wie dir bin ich mir nicht sicher, ob man es auch so nennen kann.“ Bastemon knurrte. „Eine falsche Bewegung und du wünscht dir das du nicht wieder wach geworden bist. Würde Amber nicht sagen das ich dich in Ruhe...“ - „Baste...“ fuhr Amber dazwischen. „Lass gut sein.“ Das Digimon drehte sich mit einem Ruck weg, zeigte Murphy aber vorher noch die Krallen. Amber musterte ihn erneut. „Hast du dich, deiner Meinung nach, gut genug im Griff, dass ich dich losmachen kann, ohne das du mir auch noch den anderen Arm brichst?“ Das Lächeln in ihrem Gesicht war künstlich und Murphy senkte den Blick. „Tut mir leid,“ murmelte er leise. „Ich weiß echt nicht, was in mich gefahren ist.“ - „Du warst im Internet, oder?“ Überrascht sah er Amber wieder an. Sie sah es als Bestätigung. „Dann kann ich dir wohl nur gratulieren, dass du noch unter den Lebenden bist und dir nicht noch ein paar mehr Sicherungen durchgebrutzelt sind. Als der Fürst HiAndromon das Internet an sich riss kam es zu einem totalen Chaos. Fast jeder Rechner der sich zu dem Zeitpunkt dort befand trug einen Totalschaden davon und seitdem ist uns dieser Weg versperrt. Einzig und allein über kleine Netzwerke können wir noch gerade wenigstens die Kontakte unter den Zentralen aufrecht erhalten.“ Sie berührte eine Taste unterhalb des 'Bettes' und die Verschlüsse schnappten auf. Sofort riss Murphy seine Hände nach oben und begann die Handgelenke zu massieren, obwohl sie keine Druckspuren aufwiesen, bevor er sich aufrichtete. Nachdenklich sah er an sich herunter. Wenigstens hatte er sein Hemd und die Hose noch an, auch wenn ersteres ziemlich gelitten hatte. Gedankenverloren griff er nach dem kleinen schwarzen Zahnrad, das er sonst unter dem Hemd verborgen hielt, nun lugte es jedoch aus einem der Risse. „Vater,“ murmelte er leise, während er die Augen schloss. „Hast du etwas gesagt?“ Amber drehte sich um und Murphy versuchte seinen wahren Gesichtsausdruck zu verbergen. „Nein, ich habe nur laut nachgedacht. Nicht mehr.“ Der Admirabili ließ die Beine über den Rand baumeln und versuchte langsam aufzustehen, wobei er einen Ausgleichschritt mache musste. Er murrte leise. „Heimweh?“ Murphy wandte ihr den Kopf zu. „Wie kommst du darauf?“ - „Na, weil du Vater sagtest.“ Sie hatte es also doch gehört. Murphy biss sich auf die Lippen. „Vielleicht können wir ja einen Transfer nach Amerika organisieren aber dann müsstest du uns mehr erzählen. Überrascht? Ja wir haben mittlerweile herausgefunden wo du herkommst.“ Sie hielt Murphy einen Ausdruck unter die Nase. „Dieser Zettel kam vor wenigen Stunden aus einem unserer Drucker, ohne das irgend jemand einen Auftrag erteilt hatte.“ Sie hielt ihn Murphy direkt vor die Nase. „Name, Adresse, Krankheiten... Alles was aus dir eine 'Person' macht. Die Frage ist nur, woher stammen diese Informationen?“ Murphy schluckte, als sein Blick darüber huschte. Es stimmte alles Haargenau. Aber wie konnte das sein. Die von der DATS hatten doch gesagt, dass sie niemanden mit dem Namen Murphy gefunden hätten, der auch nur ungefähr auf sein Aussehen zutraf. Für ihn gab es nur eine logische Erklärung. Der HiAndromon dieser Welt musste einen Weg gefunden haben ihm diese Informationen zu entlocken. War nur die Frage was er nun noch von ihm wusste. „Ich kann es dir nicht sagen,“ meinte er leise. „Von mir sind sie bestimmt nicht.“ Amber lächelte schief. „Das habe ich auch nicht erwartet. In dem Zustand in dem du dich zu diesem Zeitpunkt befandest wäre so etwas nie im Leben möglich gewesen.“ „Amber?“ Die Stimme von Tino drang aus ihrem Digivice. „Wir haben Kontakt mit Japan.“ Sofort wurde die Angesprochene Hellhörig. „Du bleibst hier und passt auf, dass er keine Dummheiten macht,“ wies sie Bastemon an und war im nächsten Moment verschwunden. „Jetzt sind wir zwei Süßen allein.“ Bastemon grinste, rieb sich die Hände und kam langsam auf Murphy zu. „Mal sehen ob du nicht gesprächiger sein kannst.“ Der Admirabili wich etwas zurück und Bastemon grinste als sie es sah. „Na ohne Digivice bist du plötzlich nicht mehr ganz so mutig.“ - „Das hat damit gar nichts zu tun,“ entgegnete Murphy kühl. „Ach ja, dann Beweis es.“ Bastemon begann vor Vorfreude zu schnurren. Kapitel 4: Austausch -------------------- „Da hast du deine Sachen.“ Zufrieden ließ Bastemon vor Amber ein Klemmbrett fallen, das vollständig mit Informationen von Murphy ausgefüllt worden war. Die Digiritterin hob eine Augenbraue. „Sag mal, was hast du schon wieder angestellt?“ Sie lächelte Bastemon an, die dreinblickte wie die Unschuld in Person. Amber drehte sich um und eilte zu dem Raum zurück, wo sie Murphy gelassen hatte. „Och menno,“ murrte Bastemon und sah ihr hinterher. „Er hat keinen Kratzer,“ rief sie Amber nach. Bastemon war nicht sonderlich scharf darauf herauszufinden woraus diese komische Flüssigkeit bestand, die durch seine Adern floss. „Schön aber im Moment ist er kein Digimon sondern ein Mensch. Das ist schon ein Unterschied und auch dementsprechend ist er zu behandeln,“ rief Amber zurück. „Ok. Jetzt sag mir mal, was die da drüben so interessant an dir finden, dass sie sogar die abgebrochenen Verhandlungen wiederaufnehmen und uns eine Delegation hierher schicken? Ausgerechnet nach Berlin? Jede andere DATS-Einrichtung wäre näher gewesen.“ Amber musterte Murphy scharf, der wieder auf dem Tisch saß, jetzt jedoch ohne Hemd und mit einer zerrissenen Hose. Seine Frisur war auch neugestaltet worden. Das schwarze Zahnrad baumelte nun frei sichtbar vor seiner Brust. „Ich habe keine Ahnung,“ murmelte er leise. „Ich weiß echt nicht was hier los ist. Das hier ist nicht meine Welt. Ich habe keine Ahnung wie ich hierher gekommen bin. Was hier eigentlich los ist und vor allem, wie ich wieder nach Hause komme.“ Murphy war frustriert. „Sag mal, geht es dir noch gut?“ Besorgt sah Amber ihn an. „Nein, geht es mir nicht.“ knurrte Murphy und griff sich an den Kopf. „Ab dem Zeitpunkt wo Bastemon mich vor dem Zug rettete entspricht nichts mehr dem, was ich zu wissen glaube.“ Er seufzte. „Eigentlich kann nur der Kampf, der dem Ganzen vorausgegangen ist, mich hierher versetzt haben,“ murmelte er leise vor sich hin. „Die Frage ist nur, welche Faktoren waren dafür verantwortlich.“ „Tja, vielleicht findest du noch eine Erklärung aber auf jeden Fall werden wir dich jetzt so schnell nicht mehr gehen lassen.“ Amber sah Murphy an. „Du bist erstmal unser Gast bis wir genaueres wissen.“ Murphy ließ sich zurück auf das Metall sinken und starrte zur Decke. Nun war es also doch passiert. Resignierend schloss er die Augen. Es verging ein halber Tag, bevor Murphy abgeholt wurde. Diesmal waren es Amber und Jeremia mit ihren Partnern. Sie nahmen Murphy in die Mitte und ließen ihn keinen Moment aus den Augen, während sie durch das Gebäude schritten und einen Aufzug bestiegen der sie aufs Dach brachte. Von dort aus ging die Reise weiter mit einem Hubschrauber zum Flughafen Berlin Tempelhof. Dort fand offiziell seit Ende 2008 kein Flugverkehr mehr statt, desto überraschter war Murphy als sie am Rande des Flugfeldes landeten und ausstiegen. „Da nimm,“ Amber warf ihm seine Gürteltasche zu die er hastig anlegte. Es war alles noch darin, bis auf sein Digivice. Aber das war zu verschmerzen.Die anderen Dinge hatten in Murphys Augen höhere Priorität. Eine japanische Militärmaschine war bereits gelandet und wartete in ihrer Nähe. Die Türen waren geschlossen. Einige Soldaten der Bundeswehr hatten sich zwar auf Distanz, aber sichtbar in Position gebracht und zielten auf das fremde Flugzeug. Murphy bekam eine Gänsehaut. Was wurde das hier eigentlich? Auch NeoDevimon und Bastemon wirkten alles andere als entspannt. Doch kaum, das sie näher heran waren, ging die Tür auf und eine Person stieg aus. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel ebenso dunkle Klamotten und hatte die schwarzen Haare zu einem langen Zopf geflochten. „Gio!“ entfuhr es Murphy und der Angesprochene verharrte für den Bruchteil einer Sekunde bevor er sich umdrehte und dem Admirabili einen kalten Blick schenkte. „Du bist dann wohl derjenige, warum man mich hierher geschickt hat.“ Er setzte eine Sonnenbrille auf und kam direkt auf die kleine Gruppe zu, bis Amber ihm den Weg vertrat. „Halt. Bis hierher und nicht weiter. Das ist nahe genug. Was ist nun mit der Abmachung?“ Gios Gesicht verzog sich zu einem verächtlichen Lächeln. „Glaubt ihr, dass mich die paar Strohfeuer um euch herum ernstlich aufhalten können?“ Er musterte Murphy abschätzend von oben bis unten. „Ich verstehe nicht, was die Fürsten an dem finden, das sie sich auf so etwas einlassen.“ Er spuckte vor dem Admirabili auf den Boden und machte dann einen Wink in Richtung der Maschine. Dabei drehte er den Hals soweit, das Murphy eine Tättowierung entdecken konnte. „Das ist doch das Siegel von Beelzemon.“ Sofort war sich Murphy Gios Aufmerksamkeit wieder bewusst. Der Zorn, der ihm nun entgegen brandete war sogar durch die Sonnenbrille erkennbar. Wenigstens stimmte das noch überein. Zwei Kapseln wurden von mehreren Datamon aus dem Flugzeug gebracht und vor diesem aufgebahrt. „Zwei eurer Freunde gegen ihn. Wie vereinbart. Jetzt komm, bevor die Akkus leer sind und die da drin ein Problem bekommen. Den Code gibt es, wenn wir in der Luft sind.“ Ehe Amber reagieren konnte war Gio an ihr vorbei geschlüpft und griff Murphy an der Kette, nur um dann zischend die Hand zurückzuziehen. „Was ist das für ein mieser Trick.“ Er schüttelte die Hand, welche mit dem Zahnrad in Kontakt gekommen war. Dabei wippte sein dunkler Mantel kurz so weit zurück, das Murphy eine große, doppelläufige Kanone erblicken konnte. Der Admirabili schluckte. Zwei Datamon eilten herbei die Murphy ergriffen und ihn mit sich zogen, ohne das die anderen Digimon einschritten. Als sie die Kapseln passierte konnte er einen Blick hinein riskieren. Jiro und Alex. Sie schienen zu schlafen. „Kryokammern. Eine Erfindung von Meister HiAndromon.“ Gio grinste wieder kalt. „Rein mit dir. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren.“ Murphy lief es kalt den Rücken herunter während man ihn unsanft in das Flugzeug bugsierte. Nun wünschte er sich doch schmerzlich sein Vice zurück. „Denk nicht einmal im Traum daran einen Fluchtversuch zu unternehmen.“ meinte Gio leise. „Die Fürsten haben mich zwar angewiesen dich an einem Stück und lebend zu ihnen zu bringen, aber nicht in welchem Zustand. Unfälle passieren manchmal.“ Doch kurz nachdem Murphy die Maschine betreten hatte, erlebte er auch eine freudige Überraschung. Damit war jedoch nicht gemeint, dass die Datamon ihn endlich losließen sondern eine klickernde Stimme. „Wer ist das? Warum riecht er nach mir?“ Blitzschnell war das kleine blaue Wesen das eine Kreuzung aus Hund und Drache zu sein schien, bei ihm und wuselte um ihn herum. Murphy hatte ihn längst als Hydrakie erkannt, sprach diesmal den Namen aber nicht aus. Er hatte langsam die Schnauze voll, dass ihn die Kenntnis der Namen andauernd in Schwierigkeiten brachte. Stattdessen beugte er sich herunter und kraulte Hydrakie am Bauch, was dieser mit Innehalten und schnurren quittierte. Von Gio gab es dafür einen weiteren, finsteren Blick. Manche Sachen änderten sich dann also doch nicht. „Setz dich,“ fauchte er. „Wir wollen starten.“ Ein grober Stoß beförderte Murphy in die Nähe vier provisorisch befestigte Sitze. Hydrakie knurrte leise, als er fast aus Murphys Arm gefallen wäre und sprang dann doch lieber zurück auf den Boden. Murrend ließ sich der Admirabili in einem der Sitze nieder und schnallte sich an. Gedankenverloren sah er aus dem Fenster. Warum hatten sie das getan? Er sah, wie man die Kapseln fort schaffte und schloss die Augen. Murphy wollte nicht daran erinnert werden. Immer noch schwirrten in Murphys Kopf viel zuviele Fragen herum, die nach einer Antwort verlangten. Jetzt war er zwar auf dem Weg zu den Fürsten, aber das war nicht sein Vater. Nur ein Narr würde das noch glauben. Die Attacke gegen ihn hatte es ja auch mehr als deutlich gemacht. Kapitel 5: Japan ---------------- Überrascht musste Murphy feststellen, dass sie sich bereits in der Luft befanden. Es hatte kein Ruckeln beim Start gegeben, keine lauten Motorengeräusche. Die Maschine war einfach abgehoben. Gio stand immer noch im Gang und sah grinsend auf ihn herab. „Na überrascht,“ fragte er mit Spott in der Stimme. „Die Fürsten sind ziemlich auf Draht und haben den technischen Stand von Japan um mehrere Jahre in die Zukunft befördert. Schlechte Karten also für die Menschen. Wenn die Fürsten wollten könnten sie sie mit einem Fingerschnippen auslöschen.“ Er grinste als er besagte Geste durchführte. Doch Murphy schenkte ihm keinerlei Beachtung. Eher sah er zu einem Monitor vor ihnen. Dieser war angegangen kurz nachdem sie in die Luft entschwunden waren und zeigte nun Szenen aus der DATS. Amber, Jeremia und Tino standen in einem kleinen Raum und beugten sich über Apparaturen. „Ich finde es keine gute Idee.“ Amber verschränkte die Hände vor der Brust. „Ich bin dagegen.“ - „Wie kannst du nur? Seit Wochen versuchen wir die Beiden zu befreien.“ Tino warf ihr einen bösen Blick zu. „ Das ist die beste Chance die uns bleibt. Was nutzt er uns? Die neuen Scans haben doch ergeben, dass er eigentlich wertlos ist, seitdem er im Netz war. Keinerlei Digimonaktivität mehr zu messen. Was auch immer da passiert ist, es hat seine andere Hälfte wohl umgebracht. Tut mir Leid, aber ich werde diese Chance nutzen. Was ist mit dir Jeremia?“ Das Bild wurde schwarz und Murphy schluckte. Stimmte das etwa? Das konnte nicht sein. Er fluchte. Warum fiel es ihm nur so schwer das zu überprüfen. Gio oder Amber hätten einfach mal kurz die Augen geschlossen und Gewissheit gehabt, er aber … „Na. Jetzt bist du endgültig sprachlos, oder?“ Gios Grinsen war triumphierend und am liebsten hätte Murphy ihm eine verpasst. Er näselte an seinem Gurt herum und sprang auf, doch Gio wich spielerisch aus. „Kleines Kämpfchen? Gerne. Komm her.“ So sehr sich Murphy anstrengte, es wollte ihm nicht wirklich gelingen Gio zu erwischen. Irgendwie schaffte dieser es wieder und wieder auszuweichen und dafür dem Admirabili einige Schläge zu verpassen. Diese waren allerdings kaum der Rede wert, eher als spiele Gio mit ihm. „Ich verstehe immer weniger, was die Fürsten an dir finden.“ Gio landete einen Kopftreffer bei Murphy und dieser taumelte. Der Schlag war härter gewesen. Der nächste traf seinen Magen und der letzte versenkte sich im Unterbauch. Stöhnend sackte Murphy zusammen bevor er von Gio wieder hoch gerissen und zurück in den Sitz verfrachtet wurde. Drei beschissene Schläge und er war schon fast hinüber. Dabei hatte sein Vater doch alles versucht ihn konkurrenzfähig den anderen Admirabilis gegenüber zu machen. Doch hier zeigte er nun schon Schwäche gegenüber eines Menschen. Murphy ließ den Kopf hängen und starrte wieder aus dem Fenster. Er hatte Kopfweh. Mittlerweile flogen sie über einer dichten Wolkendecke so das es ihm unmöglich war festzustellen wo sie sich befanden. Doch Murphy hatte weniger Interesse an den Wolkenformationen stattdessen schielte er seitlich auf das Fenster. Es spiegelte leicht so das er sich selbst erblicken konnte. Doch da gab es noch etwas, das ihn aufatmen ließ. Die anderen hatten sich getäuscht. Andromon war noch da. Er hatte zwar seine Augen geschlossen und schien inaktiv, aber er war noch da. Etwas zischte und dann sah Murphy mehr die Spritze, als das er sie gespürt hatte. Gios Grinsen war breiter geworden. „Schlaf jetzt. Du wirst die Erholung brauchen wenn wir erst einmal dort sind.“ Murphy wollte protestieren, doch da wirkte das Mittel schon. Er sackte gänzlich zusammen. „Hm, manchmal wunder ich mich immer noch was Darkarishamon da zusammenbraut.“ Als Murphy wieder aufwachte war es draußen dunkel und sie befanden sich bereits am Boden. Schattenhafte Gestalten huschten unter ihrem fliegenden Transportmittel dahin. „Hey, endlich wach?“ Gio fuhr ihm durch das Gesicht, nicht besonders freundlich. Murphy murrte. „Gut dann auf mit dir. Wir werden bereits erwartet.“ Unsanft hob er Murphy fast aus dem Sitz und stieß ihn zu zwei Datamon, die ihn nun flankierten und aus dem Flugzeug auf das Rollfeld geleiteten. Hier konnte Murphy erkennen, dass Leute auf dem Flugfeld arbeiteten. Keine Digimon Bei einigen, die ihre Haare kürzer trugen, waren verschiedene Fürstensiegel zu sehen. Verbreitet in den unteren Arbeitsbereichen wie Putzen oder Laufburschen waren die von Albtraumon. Murphy lächelte schief. Gio schleuste ihn ziemlich rücksichtslos durch die Anwesenden. Scheinbar schien man nicht alle Tage jemanden zu sehen, der von zwei Datamon bewacht wurde. An der Neugierde hatte sich auch nichts geändert. Eine Art Hover-Auto erwartete sie. Die Scheiben waren getönt und ansonsten machte es eher den Eindruck der fahrbare Untersatz einer höhergestellten Persönlichkeit zu sein. Etwas unsanft wurde Murphy hinten hinein gestoßen und die Tür geschlossen. Gio blieb außen stehen und sah dem Fahrzeug nach. Damit war sein Auftrag erfüllt. Knurrend drehte er sich zum Taxistand, nachdem Hydrakie zu ihm aufgeschlossen hatte um auf seine Arme zu springen und Streicheleinheiten einzufordern. Die Datamon verschwanden wieder im Inneren des Terminals. Es dauerte eine Weile, bis sich Murphys Augen an das fast gänzliche fehlen von Licht gewöhnt hatten. Nur ein schattenhafter Umriss eines Menschen war zu erahnen. „Willkommen in Japan,“ meinte dieser in fließendem Japanisch, als er sich davon überzeugt hatte, dass ihm auch sämtliche Aufmerksamkeit gebührte. „Wie war der Flug?“ Murphy tastete nach einem Sitz und ließ sich hinein sinken bevor er seinen Gegenüber musterte. „Zweckmäßig,“ entgegnete er nur knapp. Es musste niemand von den Vorfällen wissen. „So, so,“ in der Stimme des Mannes schwang so etwas wie Spott mit und ließ Murphy die Augen zusammenkneifen. Er kannte diese Stimme nur zu gut. Aber die Frage war nur: Wenn dieses Land doch sowieso von den Fürsten beherrscht wurde, warum zog dieser seine Tarngestalt vor? Er beschloss abzuwarten. „In der Tat.“ Nur eine leichte Vibration verriet, das sie fuhren. „Warum?“ Das Licht im hinteren Teil des Wagens wurde etwas heller, so das Murphy sich in seiner Vermutung bestätigt sah. Es war Hi-Andromon in seiner Menschentarnung. „Interesse.“ Entgegnete dieser. „Du trägst meine Signatur in dir, obwohl ich noch nie so etwas wie dich erschaffen habe.“ Unbewusst griff sich Murphy an den Hals, als er an Gio dachte, doch das entlockte seinem Gegenüber nur ein leichtes, künstliches Lächeln. „Nicht so etwas,“ meinte er lapidar. „Das ist nur dazu da, die Menschen leichter kontrollieren zu können. Nein, dieses ist komplexer und unsichtbar für diejenigen die nicht das richtige Equipment haben.“ „Warum die Maskerade?“ Murphy war etwas mutiger geworden, was HiAndromon ein neues falsches Lächeln entlockte. „Was ist dir lieber. Gewohnheit oder der Forscherdrang?“ Natürlich kam nur letzteres in Frage, doch Murphy antwortete nicht. „Ich sehe ich habe eine gute Wahl getroffen,“ meinte der Geschäftsmann. „In der Tat ist es leichter die Menschen zu studieren wen man als einer von ihnen an ihrem täglichen Geschehen teilnimmt.“ Er drehte den Kopf leicht, das etwas Licht an seinen Hals fiel, wo ebenfalls ein Siegel war. Sein eigenes. „Sie sind ja so naiv und leicht zu täuschen wenn man erst einmal ihr Vertrauen gewonnen hat.“ Murphy drehte das Gesicht weg. Diese Worte waren grausam und er wollte so etwas nicht hören. „Habe ich da gerade einen wunden Punkt gefunden?“ HiAndromons Stimme klang belustigt. „Du Sympathisierst doch wohl nicht mit ihnen, oder? Darf ich dich daran erinnern das du selbst bald keiner mehr von ihnen sein wirst. Ja, ich weiß es,“ fuhr er ungerührt fort. „Du verlierst deine Menschlichkeit. Es kann sich um Wochen oder Monate handeln, wobei 'ich' wohl viel dazu beigetragen habe, den Prozess zu beschleunigen.“ Äußerlich versuchte der Junge sich nichts anmerken zu lassen, doch innerlich erschauderte er. Was sollte das Ganze? HiAndromon ließ sich auf dem Sitz zurück sinken. „Nutze die Fahrt dich vorzubereiten denn nachher haben wir einige Fragen an dich.“ Er selbst ließ das Licht verlöschen und musterte den Admirabili immer noch aus der Dunkelheit heraus. Auf die Frage, warum die Notwendigkeit bestand, so etwas wie das, was ihm gegenüber saß zu erschaffen, fehlte ihm die Antwort. Schweigend sah Murphy wieder geradeaus an demjenigen vorbei der in seiner Welt sein Vater wäre. Auch in seinem Kopf schwirrten unzählige Fragen herum. Allen voran: Wie viel wussten sie bereits über ihn? Was war mit den Admirabilis? Gab es etwas vergleichbares? Wenn nein, war es zu richtig hier zu bleiben? Was konnte er erzählen? Und auch: Wie kam er wieder nach Hause? Woher bekam er die Bauteile oder sogar ein komplettes Digivce? Kapitel 6: Tests ---------------- Nur ein kurzer Ruck verriet, das sie angehalten hatten. Es dauerte nicht lange, da wurde die Tür geöffnet und Licht fiel in das Innere des Wagens. HiAndromon gab Murphy mit einem Wink zu verstehen, dass er zuerst aussteigen sollte. Als der Junge einen Blick hinaus wagte, musste er kurz die Augen zusammenkneifen um nicht geblendet zu werden. Ihm stockte kurz der Atem. Er kannte dieses Gebäude. Es war das Gleiche wie in seiner Welt, wo sein Vater seinen Firmensitz hatte, nur prangerte hier über dem höchsten Turm ein 3-D-Hologramm mit dem Fürstenzeichen, das sich langsam drehte. „Willkommen zuhause.“ Die Stimme war so kalt das dem Jungen wieder eine Gänsehaut über den Rücken lief. Langsam stieg er aus dem Fahrzeug aus und wurde sich erst jetzt der 'Ehrengarde' bewusst, die davor Stellung bezogen hatte. Größtenteils waren es Soldaten im kompletten Kampfanzug und den Waffen im Anschlag die sie aber schulterten und salutierten, als der Junge heraustrat. Murphy schluckte. Ihm wurde die Sache immer unheimlicher. „Es gibt keinen Grund zur Sorge. Solange ich nicht den Befehl erteile, werden sie dich in Ruhe lassen. Na, wie findest du meine neue Serie H.T.W.U.s?“ Fragend sah Murphy ihn an. „Humanoid Tactical War Units. Cyborgs, um genau zu sein.“ Die Beine des Admirabili versagten fast den Dienst. Was war hier für eine kranke Nummer am laufen? Nur mit Mühe riss er sich zusammen und schritt die Stufen zur Firma hinauf. Nichts anmerken lassen, war die Devise. Trotzdem musterte er diese Dinger ausgiebig und war irgendwie auch froh, das er hinter den verspiegelten Helmen keine Gesichter ausmachen konnte. Im Inneren der Firma gab es keine mehr davon und Murphy atmete erleichtert auf. Ein echt übler Anblick. „Hat dir meine kleine Privatarmee nicht gefallen? Dabei habe ich sie extra nur für dich antreten lassen.“ Der Junge schreckte zusammen, was sein Hintermann mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte, sich aber nicht weiter dazu äußerte. „So wie du dich verhalten hast kennst du den Weg ja. Wir werden in die Entwicklungsräume gehen.“ Das hatte Murphy befürchtet. Eine nette Umschreibung für die Labors. Sicherlich würden ihn jetzt einige Untersuchungen erwarten. Schließlich hatten sie hier scheinbar noch nie etwas von Admirabilis gehört und das war ein taktischer Nachteil, den es schnellstens auszumerzen galt. Jedenfalls würde sein Vater so handeln. Und irgendetwas in seinem tiefsten Inneren sagte ihm auch, dass diese Untersuchungen bestimmt nicht angenehm werden würden. Murphy betrat den Aufzug und wartete darauf, dass sein Vater zu ihm trat, denn dieses spezielle Untergeschoss konnte nur er ansteuern. Murphy besaß hier bestimmt keine Freigabe. Die gesamte Untersuchung verlief fast genauso, wie es Murphy vermutet hatte. Das er am Anfang vermesse, gewogen und durchleuchtet wurde war noch normal, doch dann sollte er sich in ein Gerät stellen dass, als es eingeschaltet wurde die Schwerkraft neutralisierte, so das er mehr oder minder frei schwebend darin hing, während es einen Ring ausfuhr, der dann schnell um den Jungen herumroutierte. „Interessant,“ war HiAndromons Reaktion auf die Ergebnisse. „Das Verfahren ist einfach, aber brilliant.“ Er schaltete die Maschine ohne jegliche Vorwarnung ab und ließ so zu, das Murphy engeren Kontakt mit dem Boden pflegte. Dann widmete sich der Fürst einer der Phiolen und begann deren Inhalt zu analysieren. Mit gemischten Gefühlen sah Murphy, das ihm mittlerweile nur noch zwei verblieben waren. Keine gute Ausgangsposition, sollte er sich wirklich ernsthafter verletzen. Da sein Gegenüber im Moment jedoch scheinbar vollkommen in die Analyse vertieft war, nutzte Murphy die Zeit sich umzusehen. Es gab einige Parallelen zu den Labors seines Vaters. Auch wenn Apparaturen vorhanden waren, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Diese schienen wohl für diese Cyborgsache nötig zu sein. Leise schritt Murphy die Geräte entlang und versuchte ihre Funktion zu ergründen, ohne sie direkt zu benutzen. Schließlich fand er etwas, das ihn stark an das 'Ersatzteillager' seines Vaters erinnerte. Ein kleiner, unscheinbarer Kasten, der nach Tastendruck allerlei geordneten Kleinkram ausspuckte. Genau das richtige für Murphy. Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, das ihm gerade keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde, machte er sich leise über den Inhalt des Kastens her und begann mit dem Aufbau eines neuen Digivice. Doch wieder war es irgendwie anders. Er bekam das mit dem Aufbau zwar relativ gut hin, doch es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er das Gerät so hatte, wie er es brauchte. „Kompakter als die Originale, aber mit allen Funktionen, wie ich sehe.“ Murphy hatte nicht bemerkt wie der 'Geschäftsmann' zu ihm herübergekommen war und sein Werk begutachtete. Dabei hielt er ein kleines Gerät in Händen, das er die ganze Zeit auf Murphy gerichtet hatte. „Den fehlenden Direktzugriff auf deine andere Hälfte scheint dich nur minimal zu stören, auch wenn ich während der ganzen Zeit immer wieder Signale registriert habe, die genau diesen versucht haben herzustellen.“ Der Admirabili wirbelte herum. Wieder fiel es ihm schwer seine Gefühle nicht offen zur Schau zu stellen. „Du zeigst Unsicherheiten,“ fuhr HiAndromon ungerührt fort. „versuchst sie aber zu kaschieren. Ein klassischer menschlicher Charakterzug. Etwas das zeigt, das du noch nicht wirklich vollkommen bist.“ Wieder fiel sein Blick auf das Gerät auf dem Tisch dessen Bauteile gut sichtbar waren. „Das wird dir im Moment wenig nützen. Solange ich es nicht zulasse bleibt Andromon für dich unerreichbar. Digivice hin oder her.“ „Ich werde einen Weg finden.“ Nun zeigte sich für einen Moment der Funke von Zorn in Murphys Augen, was seinen Gegenüber wieder falsch grinsen ließ. „Du kämpfst um ihn, das gefällt mir. Scheinbar hat mein anderes Ich gefallen an bestimmten Arten der Spezies Mensch gefunden.“ HiAndromon drückte Murphy die Gürteltasche wieder in die Hand. „Die Ergebnisse die ich aus diesen Dingen gewonnen habe sind zwar ziemlich aufschlussreich, aber ich möchte ein paar weitere Tests mit dir machen.“ Sportunterricht war schon immer ein Greul gewesen doch hier wurde er an seine Grenzen und darüber hinaus gebracht. HiAndromon trieb ihn bis er fast zusammenbrach. Stöhnend und total verschwitzt lag Murphy am Rande einer Laufbahn und rang nach Atem. Er fühlte sich, als wäre er gerade einen Marathon gerannt, nicht gelaufen, wobei er einem Druck ausgesetzt war, der etwa 4000 m über dem Meeresspiegel entsprach. Das nächste Mal, als er die Augen aufschlug lag er in einer Art Kapsel, die mit einer grünen Flüssigkeit geflutet war. Wenigstens war ihm nun nicht mehr so heiß. Murphy schluckte als er feststellte dass er keine Atemmaske trug aber dennoch in dem Zeug überlebte. „Du brauchst dir keine Sorge zu machen. Das ist einer unserer Vorbereitungstanks unserer Cyborgs. Du bist etwas... heiß gelaufen. Wenn sich deine Werte wieder stabilisiert haben, kannst du ihn verlassen.“ Scheinbar kannte HiAndromon den Unterschied zwischen Schwitzen und Überhitzung nicht. Na das konnte noch heiter werden wenn er jedes mal, wenn er es sportlich übertrieb in so etwas landen würde. Nach etwa 10 Minuten ließ HiAndromon die Flüssigkeit ab und Murphy musste würgen, damit er das Zeug auch aus seinen Lungen bekam. Alles andere als Angenehm. In einer Ablage waren andere, dunkle Kleidungsstücke, die das Zeichen des Fürsten als Emblem trugen. Schnell schlüpfte Murphy hinein und zog den Reißverschluss der Jacke zu, bevor er den Sitz überprüfte. Sie saßen ziemlich gut und ließ ihm genügend Spielraum. „Hier.“ HiAndromon warf ihm etwas zu, was sich als sein selbstgebautes Digivice herausstellte, das nun aber eine Ummantelung besaß. Murphy hob fragend eine Augenbraue, bevor er es in einer Jackentasche verschwinden ließ. „Wenn deine Haare trocken sind müssen wir los. Die anderen Fürsten warten bereits auf dich.“ HiAndromon sah ihn abschätzend an. „Wie ist dein Zustand?“ Im Geiste seufzte Murphy. „Akzeptabel.“ entgegnete er. Eigentlich fühlte er sich sogar recht erholt. Vielleicht sollte er sich eine Probe dieser Flüssigkeit mitnehmen, wenn er zurückkehrte. Falls er zurückkehrte. Kapitel 7: Fürsten ------------------ Jedenfalls hatte dem Fürsten diese Antwort gereicht und so fand sich Murphy schneller als gedacht im Auto wieder. Es war weiterhin finster darin, und die Fensterscheiben undurchsichtig, weshalb der Admirabili nicht abschätzen konnte, wohin die Reise ging. Es war ein großes Gebäude mit zwei Türmen, wo sie schließlich anhielten. Sofort wurde Murphy von zwei Digimon flankiert. Er verzog das Gesicht als er feststellte dass es sich um zwei Andromon handelte. Die Situation war nicht sehr erbauend für Murphy, eher hatte es etwas demütigendes. Hätten sie denn keine anderen Aufpasser auswählen können? Mit verkniffener Miene folgte er der Aufforderung in das Gebäude zu gehen. Dort gab es weitere Wachen unter anderem auch solche aus dem Kaliber H.T.W.U.. „Jeder Fürst hat seine eigene Delegation an Wachen, die er zur Bewachung dieses Gebäudes abstellt. Wie du siehst handelt es sich um Menschen mit einer Spezialausbildung oder Digimon.“ HiAndromon schien sich an dem Anblick keinesfalls zu stören. Er delegierte den Jungen direkt weiter, durch einige Gänge, bis sie vor einer großen, verschlossenen Tür stehen blieben, die von zwei Digimon bewacht wurde, dessen Aussehen Murphy nicht wirklich zuordnen konnte. Eher schien es als habe man einige Digimon in einen großen Mixer gepackt, das ganze bei höchster Stufe einige Zeit laufen lassen und dann aus dem Rest die Beiden erschaffen. Der Junge konnte nur spüren, dass sie stark waren, sehr stark. „Ah, wie ich sehe sind heute Demons Vasallen dran, den Sitzungssaal vor ungebetenen Gästen zu bewahren.“ Der Admirabili schluckte, als er die durchdringenden Blicke auf sich spürte. Eines der Mischwesen knurrte, was HiAndromon dazu verleitete das Gesicht zu verziehen. „Ich dachte, er hätte seine Untergebenen besser im Griff,“ meinte er verächtlich. „Sie können dich nicht richtig zuordnen, ob du nun Mensch oder Digimon bist, deshalb die feindselige Einstellung. Aber solange ich dabei bin, werden sie es nicht wagen dich anzugreifen. Geh einfach weiter.“ Das war leichter gesagt als getan. Wieder wünschte sich Murphy nach Hause zurück. Er fühlte sich so allein. Wenn doch wenigstens einer der anderen Admirabilis da wäre, oder allen voran sein Vater. Sein wirklicher Vater. Murphy umfasste wieder das Zahnrad und er schloss die Augen, während er langsam weiter schritt. 'Verzage nicht, ich bin bei dir.' kam es plötzlich hinter seiner Stirn und überrascht öffnete der Junge seine Augen wieder, als die Türen aufschwangen und er in den runden Sitzungssaal blicken konnte, der dahinter lag. Dann erhielt Murphy einen Stoß und taumelte in den Raum hinein. In der Mitte blieb er mit seinen Wachen stehen, die erst auf einen Wink der Person verschwanden, die über 7 Sitzen thronte. Sie trug einen edlen Anzug. Doch das Gesicht lag im Dunklen. So das Murphy nicht sehen konnte, wer er war. Mittlerweile hatte auch HiAndromon seinen Platz erreicht und ließ die menschliche Tarnung fallen, bevor er sich darauf nieder sinken ließ. „So siehst du also aus,“ stellte die Person fest und schwang kurz die rechte Hand, die einen langen Stab hielt, der leicht glühende lila Gravuren aufwies. Glitzernde, bläuliche Fäden lösten sich dabei aus dem Stab und segelten langsam zu Boden, wo sie verloschen. „Weißt du eigentlich wie gefährlich dein Auftauchen hier ist? Du hast das Machtgefüge ganz schön ins Schwanken gebracht.“ Die Schattengestalt hob die linke Hand um den Kopf, der aber weiterhin im Schatten blieb, darauf abzustützen. „Zum Glück hat Fürst HiAndromon schnell genug gehandelt, so des es keine ernstere Konsequenzen gab.“ Murphy verzog bei den Worten das Gesicht, als er an die Geschehnisse dachte. „Na, wenn es seuch nicht passt, dann lasst mich in Ruhe eine Möglichkeit finden wieder nach Hause zu kommen, dann seid ihr mich los und schlagt zwei Fliegen mit einer Klappe. Der junge Admirabili war selbst etwas über seine Worte überrascht, auch wenn sie der Wahrheit entsprachen. Er wollte nur weg hier. Dieser Ort verursachte eine Gänsehaut. Unter den Fürsten entstand Unruhe, die sich erst wieder legte, als ihr 'Vorsitzender' barsch die Stabhand schwang. Sie beugte sich etwas vor, doch Murphy, der gehofft hatte, ein Gesicht zu sehen, wurde enttäuscht. Die Person trug eine Maske, wie sie im Venezianischen Karneval übrig war, auch wenn man in diese die Halterung für ein Monokel eingearbeitet hatte. Somit war eine spätere Zuordnung eigentlich nicht möglich und die Beschaffenheit der Maske verzerrte die Stimme ebenfalls. „Vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn wir dich dahin zurückschicken, wo du herkommst.“ Wieder brandete Gemurmel auf. „Aber andererseits,“ fuhr der Maskenträger fort, „brächte uns eine Analyse deines Wesens sicherlich Vorteile, die wir nicht außer Acht lassen dürfen.“ Murphy hatte diesbezüglich schon so etwas befürchtet, gerade als er in Demons und Darkarishamons Gesichter blickte. Deren Grinsen sprach Bände und ließen den Jungen schlucken. „Bevor ihr entscheidet, wer sich als nächstes mit dem Jungen beschäftigen darf, möchte ich Fundrecht anmelden.“ Fragend sah Murphy zu HiAndromon hinüber, der ihn jedoch nicht ansah. „Es sei dir gestattet,“ sagte der Vorsitzende, „doch danach erhalten Darkarishamon und Demon für drei Tage die Verwaltung über ihn, dann werden wir über eine weitere Zukunft entscheiden.“ Tolle Aussicht,“ dachte der Admirabili und bekam nur am Rande mit, dass er entlassen war, nämlich dann, als man ihn zurück in HiAndromons Hover-Auto verbrachte. Murphys Fluchtplan scheiterte schon an der speziellen Türverriegelung. Ohne spezielles Werkzeug kam er nicht weit und dieses besaß er derzeit nicht. Seufzend ließ er sich in den Ledersitz zurück sinken und schloss die Augen. Jetzt blieb ihm wohl nichts anderes übrig als zu warten, aber die Zeit konnte man trotzdem nutzen um die verbliebenen Optionen durchzugehen. Immerhin kannte er diese Stadt, wusste, wo sich wichtige Gebäude befanden und vielleicht existierte der Sitz der DATS noch. Er konnte sich gut vorstellen, das die Fürsten so etwas als Trophäe stehen lassen und öffentlich zur Schau stellen würden. Wenn dies zutraf konnte er vielleicht den Transporter modifizieren, doch das war alles nur Theorie und Hoffnung. Ansonsten … Die Tür wurde geöffnet und riss Murphy damit aus seinen Gedankengängen. HiAndromon – wieder in Menschengestalt – ließ sich auf seinen Platz sinken und musterte den Jungen abschätzend. „Was war das eben?“ kam es plötzlich von dem Fürsten. Er erntete dafür einen fragenden Blick. „Bevor wir den Saal betraten,“ fuhr HiAndromon ungerührt fort. „Scheinbar bin ich der einzige, der es gespürt hat.“ Murphy wunderte es nicht wirklich. „Nichts,“ wiegelte er ab. Doch schweigend bohrten sich HiAndromons Blicke in Murphys Körper. Der Fürst verzichtete darauf, den Jungen zu einer Antwort zu drängen. Er hatte Zeit, viel Zeit um dem Admirabili jedes Geheimnis zu entlocken, sei es noch so klein. Ob dieser nun kooperierte, oder nicht. Die Rückfahrt verlief schweigend und Murphy schloss erneut die Augen um seine derzeitige Situation neu zu überdenken. Zudem schmiedete er an einem Fluchtplan. Dummerweise hatte er schon Informationen darüber geliefert, dass er über die Struktur in den Labors Bescheid wusste, immerhin war der Kasten nur einer von vielen gewesen und er hatte ihn, wie selbstverständlich, genutzt. Daraus ließen sich Rückschlüsse ziehen, das er sicherlich auch die weitere Beschaffenheit des Gebäudes kannte, so also auch die Fluchtwege. Doch das war jetzt alles nur Theorie und Mutmaßungen. Es würde ihm nichts bringen wenn er es nicht wenigstens versuchte. Kapitel 8: Tattoo ----------------- In der Firma angekommen eskortierten zwei H.T.W.U.s Murphy zu einem Zimmer, das man in aller Eile zu einer Schlafstätte umgerüstet hatte.Wahrscheinlich war bis vor wenigen Minuten hier noch gearbeitet worden, bevor man den alten Besitzer verscheuchte. Murphy ließ sich erschöpft auf das Bett fallen und die Cyborgs verzogen sich nach draußen. Scheinbar wußte man mittlerweile, das er nichts zu essen brauchte, weshalb man ihm auch diesbezüglich nichts anbot. Trotzdem griff der junge Admirabili in die Gürteltasche und holte eine der beiden verbliebenen Phiolen heraus. Nachdenklich betrachtete er die bläuliche Flüssigkeit, bevor er sie aufschraubte und einen kurzen Schluck nahm. Sorgfältig verschloss Murphy sie und packte die Phiole vorsichtig weg. Der Junge schloss die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen. Er suchte nach der Möglichkeit wieder an seine Fähigkeit heranzukommen, Energien aufzuspüren. So erfuhr Murphy auch, das die zwei H.T.W.U.s direkt vor seiner Tür standen. Er seufzte leise, bevor er seine Sinne weiterschweifen ließ. Im Inneren des Gebäudes gab es einige größere Energieansammlungen, die er nicht weiter bestimmen konnte. Zudem wanderten einige weitere H.T.W.U.s durch die Gänge. Murphy öffnete die Augen wieder und schritt zum Fenster um hinauszublicken. Es ging verdammt weit hinunter und würde garantiert keine gesunde Landung bedeuten. Zudem waren die Fenster durch kleine Drähte Alarmgesichert. Aufmerksam schritt der Admirabili das restliche Zimmer ab und entnahm dem Schreibtisch, der zur Seite geschoben worden war, eine schmale Einheit, die man mit viel gutem Willen und Wissen der aktuellen Computermessen als selbiges Gerät identifizieren könnte, nur noch kompakter und kleiner. Nach einer kurzen Überprüfung legte er es wieder zurück und suchte den Einschalter. Eine Tastatur gab es nicht, doch am Schreibtisch fuhr ein kleiner Sensor aus, der einen holografischen Monitor aufbaute. Die Bewegungen, die Murphy auf der Tischplatte vollführte, wurden von dem Gerät ebenfalls registriert und so konnte er den Cursor dirigieren wie er wollte. Obwohl der Rechner sichtbar ans Netzwerk angeschlossen war und man bestimmt die Nutzung registriert hatte, wurden keine Maßnahmen ergriffen, es zu unterbinden. Er konnte sich einfach ins System einklinken, ohne nach einem Passwort oder einer Identifikation gefragt zu werden. Entweder war derjenige, der sonst hier arbeitete, ein Cookie-User, oder man brauchte keine, was, wenn der Chef das Netz kontrollierte auch irgendwie denkbar war. Schnell verschaffte Murphy sich einen Überblick, wie weit er gehen konnte, bevor seinem Tun Grenzen gesetzt wurden und war doch ziemlich überrascht. Seine Hände flogen über die virtuelle Tastatur und er bemerkte überhaupt nicht, dass er die Seiten in einer Geschwindigkeit verinnerlichte, zu der ein Mensch überhaupt nicht in der Lage wäre. Wenigstens verstand er nun auch, warum die Leute hier von Monaten sprachen, seitdem der Supergau gewesen wäre. Immerhin war es in seiner Erinnerung gerade mal ein paar Tage her. Doch die Fürsten hatten es hier geschafft Japan unter variablen Zeitfeldern einzuschließen. Hier verging sie schneller als sonst irgendwo auf der Welt, während man sie beim Reaktor fast gänzlich anhielt. Ein gutes Druckmittel. Sollte das Feld dort kollabieren wäre das Land innerhalb kürzester Zeit verseucht. Hexadramon wachte über die Anlagen. Alptraumon war Herrscher über die 'niederen' Arbeiten. Alles, was nicht sonderlich kompliziert war. Murphy fühlte sich bestätigt. Über Beelzemon fand er nichts. Dieser Fürst hatte weder Land noch eine offizielle Aufgabe. HiAndromon verwaltete die Kontakte nach Außen und das Netz, während Darkarisha und Demon die Wissenschaften für sich in Beschlag nahmen, was Murphy ja schon vor Augen geführt bekommen hatte. Enttäuscht über das, was er erfahren hatte, was ihn aber leider überhaupt nicht weiter brachte, stützt der Admirabili den Kopf in die Hände und seufzte. 'Wehe, du gibst jetzt so einfach auf', meldete sich fast augenblicklich die Stimme zurück und Murphy zuckte leicht zusammen. Doch sie hatte recht. Er machte sich wieder auf die Suche und wurde diesmal mit Informationen über die Fürstensiegel belohnt, die hier jedermann zu tragen schien. Wie nicht anders zu erwarten, wurde er in seiner Annahme recht schnell bestätigt. Allerdings zeigten sie nicht nur die Zugehörigkeit, sondern waren auch ein Mittel der Kontrolle. In die Farbe, mit der das Siegel unter die Haut gebracht wurde, waren winzige Kristallsplitter eingearbeitet, die unter bestimmten Voraussetzungen den Trägern Pein bringen konnten. Die Stärke des Schmerzes hing von der Bestrafung ab. Es wurde alles sehr ausführlich in grafischen Darstellungen erklärt und Murphy stieß auf ein Video wo jemand 'zugeordnet' wurde. Es schien zwar nicht sonderlich schmerzhaft zu sein, aber der Junge bekam trotzdem eine Gänsehaut und seine Gesichtszüge verhärteten sich. 'Wie Vieh,' dachte er. Japan ist die Weide der Fürsten geworden. Darkarishamon hatte mit der Erfindung ganze Arbeit geleistet. Jemand klopfte an die Tür und Murphy löschte hastig den Text von der Anzeige, bevor er den Rechner herunterfuhr und zum Bett schritt. „Ja?“ Er versuchte all seine Müdigkeit in das eine Wort zu legen, so als sei er gerade erst wieder erwacht. Die Tür wurde geöffnet und HiAndromon betrat mit zwei Wachen den Raum. „Lasst uns allein.“ Wies er sie an und diese verschwanden nach Draußen. Muprhy sah auf. „Was gibt es?“ fragend musterte er den 'Geschäftsmann'. „Das wollte ich eigentlich von dir wissen. Scheinbar informierst du dich sehr ausführlich über unsere Vorgehensweise.“ Er hatte es also registriert und Murphy konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „War das so abwegig?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Es wäre allerdings besser, wenn der weitere Austausch auf gegenseitiger Basis stattfinden würde.“ DA war der Haken! Scheinbar waren die Dinge, die er bis jetzt erfahren hatte der Ausgleich dafür gewesen, was HiAndromon durch seine Untersuchungen herausfand. Die Frage war nur, wie viel durfte Murphy Preis geben. Das hier waren nur kleine Happen gewesen, um ihm den Mund wässrig zu machen. Doch Murphy kam gar nicht dazu zu antworten, denn HiAndromon winkte ab. „Überlege dir, was du bereit bist mit uns zu teilen, aber vorher muss ich dich bitten dich zeichnen zu lassen.“ Das Gesicht des Admirabili wurde zu einer Maske hinter der er die wahren Gefühle verbarg. „Selbstverständlich wird keine kristalline Farbe genommen werden, dafür bist du zu wertvoll und bisher ist es noch nicht gänzlich gelungen die Flüssigkeit zu analysieren, die du anstelle von Blut in dir trägst. Die Gefahr, dich dadurch zu beschädigen oder zu verlieren ist einfach zu hoch.“ Das ihm dieses Zeug mal das Leben retten würde … Murphy stöhnte im Geiste auf. Allerdings musste er unbedingt verhindern das man ihm so eine Tätowierung verpasste. Deutlicher konnte er es ja sonst für die Anderen nicht machen, wenn er zurückkehrte … falls er zurückkehrte. 'Streich das falls!' Kapitel 9: Flucht ----------------- Wieder eskortierten ihn zwei Wachen durch die Gänge. Als die Stimme ertönte, hatte es der 'Geschäftsmann' plötzlich sehr eilig gehabt zu verschwinden, so das er zwei H. T. W. U. S damit betraut hatte Murphy dorthin zu bringen, wo es vollzogen werden sollte. Den gesamten Weg über sah sich der Admirabili nach Fluchtwegen um. Irgendwo musste es doch eine Möglichkeit geben. Doch zu seiner Enttäuschung erreichten sie den Raum, in dem sich der Sessel, sowie die Kennzeichnungseinheit befand, ohne Zwischenfälle oder Chancen zur Flucht. Hier gab es Kameras, die die Geschehnisse aufzeichneten. Eine Sache machte Murphy stutzig. Es gab einige Monitore, die aktuelle Geschehnisse im Lande aufzeigten. Einer dieser Sender hatte ein Livebild aus diesem Raum aufgeschaltet. 'Spanner-TV' Murphy stöhnte im Geiste. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, das es Zeugen über dieses unsägliche Ritual gab. Ein Nachrichtensprecher kündete das Ganze sogar noch groß an. Den Anfang hatte Murphy zwar verpasst aber dann spitzte er die Ohren. „Eine ganz besondere Ehre ist es für den Fürsten HiAndromon zu verkünden, dass sein verlorener Sohn zurückgekehrt ist und sich nun in unsere Reihen eingliedern wird.“ Der junge Admirabili verzog das Gesicht. Glaubte der Reporter etwa, das man ihm so etwas abnahm? HiAndromon war ein Maschinendigimon und er … nu ja, fast noch ein Mensch, mit ein paar kleinen Abstrichen. Das würde doch niemand für bare Münze nehmen, der auch nur halbwegs bei klarem Verstand war und über etwas mehr Wissen verfügte. Der Junge erhielt einen leichten Stoß Richtung Stuhl. Man erwartete wohl, dass er sich seinem Schicksal ergab. Langsam schritt Murphy auf das besagte Gerät zu. Er spürte die wachsamen Blicke im Rücken und war sich sicher, dass man Maßnahmen ergriffen hatte, für den Fall, das er etwas 'Überzeugung' brauchte. Etwas klickte, aber der Junge konnte nicht erkennen, was es war, nur das es von hinten kam. Fast schon in Zeitlupe ließ er sich auf dem Stuhl nieder und zwei Untergebene von HiAndromon traten näher um ihn darauf zu fixieren, damit er nicht verrutschte. Doch bevor sie mit der Sache überhaupt beginnen konnten, begann die Erde zu beben. „Ich dachte Friermon hätte das unter Kontrolle,“ knurrte einer der Männer an Murphys Seite. Doch sofort zischte ihm ein Anderer warnend zu. 'Friermon?' Murphy überlegte kurz. Dieser Fürst hielt sich immer sehr bedeckt und der Admirabili kannte ihn nicht wirklich. Noch so einer ohne Land in Japan. Allerdings mussten ja auch welche Kontakte zur Digiwelt halten und da die Gebiete überwachen. Es wäre ziemlich töricht sich nur auf die Menschenwelt zu stürzen und dann die Länder, die man schon seit unzähligen Jahren beherrschte, sich selbst überließe. In der Digiwelt gab es genügend Digimon die genau auf solche Momente warteten. Doch das Beben ebbte nicht ab. Das daraus resultierende Chaos nutzte Murphy aus. Bevor die Männer merkten, was gespielt wurde, war der junge Admirabili aufgesprungen und rannte auf den einzigen Ausgang zu. Die zwei H.T.W.U.s stellten sich ihm in den Weg. Doch Murphy griff im Laufen nach seiner Kette und stieß sich vom Boden ab. Der Aufprall war schmerzhaft, aber es reichte nicht um ihn an der Flucht zu hindern. Er rollte sich ab, rappelte sich, den Schwung ausnutzend, wieder auf und rannte weiter. Die zwei Cyborgs stutzten einen Moment, den sie brauchten um zu begreifen, das er da gerade etwas getan hatte, was einem normalen Menschen unmöglich war, bevor sie sich an die Verfolgung machten. Für den Admirabili blieb keine Zeit darüber nachzugrübeln, denn er musste sich seinen Fluchtweg anhand der Erinnerungen zusammenbasteln, die er aus seiner Welt besaß und hoffen, dass sich die Topographie dieses Gebäudes nicht zu sehr von dem bekannten unterschied. Erschwerend kam noch hinzu, dass das Beben immer noch andauerte, wenn auch schon nicht mehr ganz so stark wie zu Beginn. Durch das Beben aufgeschreckt hatten viele der Büroangestellten ihre Räume verlassen und waren auf dem Weg nach Draußen, wie es die Sicherheitsanweisungen auch vorsahen. Eine gute Möglichkeit also für Murphy, unterzutauchen. Doch die H.T.W.U.s hatten ihn in dem Gedränge nicht aus den Augen verloren, oder sie erhielten Anweisungen von anderer Stelle, wo sie lang mussten, denn sie klebten an dem Jungen wie alter, zäher Kaugummi unter der Fußsohle und holten langsam auf. Denn im Gegensatz zu Murphy, der sich durch die Reihen der Menschen einen Weg suchen musste, reichte bei den Cyborgs schon die bloße Präsenz, dass man ihnen Platz machte. So war Murphy mehr als Froh, als er endlich den Ausgang erreichte und somit schon mal einen kleinen Sieg für sich verbuchen konnte. Hier war weniger los, da die Menge sich zerstreute und er konnte schneller laufen. Die H.T.W.U.s schrieen etwas, doch Murphy achtete nicht darauf. Nur weg von diesem Ort. Kapitel 10: Gio --------------- Nach 4 Häuserblocks jedoch, wurde seine Flucht reichlich unsanft gestoppt. Aus einer Seitengasse griff eine starke Hand und zog ihn in die Dunkelheit, während sich eine Andere über seinen Mund legte. „Schweig, wenn dir dein Leben lieb ist.“ Murphy riss die Augen auf. Diese Stimme. Es war Gio. Dieser zog den Admirabili tiefer mit sich in die Dunkelheit. „Kann ich dich loslassen, ohne das du schreist oder wegläufst?“ ertönte Gios Stimme erneut. Murphy nickte nur, und die Hände verschwanden. Es war unmöglich zu erkennen was Gio gerade dachte oder tat. Das fehlen von Licht war ein gewisser Störfaktor, so etwas einschätzen zu können. „Komm mit,“ Gio deutete mit einer Berührung an, welche Richtung er meinte und dann ertönten auch schon leise Schritte. Sein Gegenüber schien mit der Dunkelheit überhaupt keine Probleme zu haben. Eigentlich bereitete es Murphy keine Mühe ihm zu folgen, etablierten sich doch hinter seinem geistigen Auge ganze Landkarten, doch er hatte zu oft lernen müssen, das man besser nicht zuviel Preis gab. „Kopf runter,“ ertönte Gios Stimme und er zog Murphy weiter, der sich leicht die Stirn an etwas hervorstehendem stieß. Ein leiser Fluch entglitt den Lippen des Admirabilis, als er sich die Stirn rieb. Plötzlich flammte ein Licht auf. Obwohl es schwach war, blendete es im ersten Moment. „Was soll das? Warum bringst du ausgerechnet ihn hierher? Willst du ihnen nicht gleich noch den roten Teppich ausrollen?“ Eine ältere Frau schob sich in das Gesichtsfeld der Jungen. Sie richtete die Lampe abwechselnd auf die Beiden und sah sie mit strengem Blick an. Aus einem Tuch, das sie sich um den Körper gewickelt hatte, lugte ein Chichimon hervor und schien neugierig, während das Gesicht der älteren Frau eine Mischung aus Kälte und Berechnung verstrahlte. „Reicht es nicht, dass ihr mir meinen Sohn genommen habt? Nein, muss man mir jetzt auch noch einen der Ihren vor meine Nase setzen?“ Sie stieß Gio mit einem Finger in die Magengegend. „Ich hatte dich für Vernünftiger eingeschätzt. Du hättest ihn bei seinem 'Vater' lassen sollen. So jemand wie er ist hier nicht willkommen.“ - „Meirin, bitte,“ murmelte Gio. Doch bevor er mehr sagen konnte hob Murphy eine Hand. „Meirin Sampson?“ - „Natürlich, wer sonst, der Weihnachtsmann?“ blaffte sie bitter zurück. „Und jetzt geh, bevor du mehr von diesem Ort siehst und wir dich als Sicherheitsrisiko behandeln müssen.“ Sie drehte sich mit einem Ruck um und schickte sich an zu gehen. Doch Gio stellte sich ihr in den Weg. „Ich habe ihn hierher gebracht. Ich habe meine Gründe und ich sage, dass er bleibt.“ Stumm trugen die Beiden ein Blickduell aus. Murphy sah sie fragend an. Er verstand nicht, warum Gio so darauf beharrte, dass er blieb.Es wäre doch für alle besser, wenn er verschwinden würde. Er konnte Meirin gut verstehen und wollte verschwinden, wurde dann aber von Gio festgehalten, der immer noch mit Meirin focht. Die alte Dame bemerkte den Vorfall jedoch und löste das Duell auf. Sie schwieg, doch warf sie Murphy einen finsteren Blick zu und drehte sich um. Jetzt erst fiel Murphy auf, das sie gar keine Tättowierung trug. Gio zog Murphy mit sich, weiter zu einem unbekannten Ziel. Die Wanderung endete in einem kleinen Schlafraum. „Warte hier,“ wies Gio ihn an. „Wenn ich du wäre, würde ich nicht versuchen hier alleine was zu erkunden. Es könnte unschön enden.“ Dann war Murphy wieder allein. Diesmal ließ er sich auf das Bett sinken. Mit einem Mal war er so schrecklich müde und glitt innerhalb von Sekunden in Morpheus Arme hinüber. „Hey du! Aufwachen.“ Murphy schreckte auf, als der kleine Junge, der ihn geweckt hatte, schnell zurückwich. Etwas Angst war in seinen Augen zu lesen. Scheinbar schien er etwas über Murphy zu wissen, was sich dessen Kenntnis entzog. Auf jeden Fall schien es nicht positiv zu sein. Er nickte und erhob sich langsam vom Bett um die Angst des Jungen nicht weiter zu schüren. Zudem bereitete ihm sein eigener Körper immer noch leichte Probleme. Murphy seufzte im Geiste. „Wie lange habe ich geschlafen?“ - „Fast 14 Stunden,“ kam es leise und zögerlich von dem Jungen, so als müsse er überlegen, ob er diese Auskunft erteilen durfte. Murphy stöhnte im Geiste. Was war denn nun mit ihm los? Sein Vater hatte ihn zwar gewarnt, das sein Körper nun ein erhöhtes Schlafbedürfnis haben würde, aber so lang? Er konnte es echt nicht gebrauchen das sein Körper ihm in solche einer prekären Situation im Stich ließ. „Weshalb hast du mich geweckt?“ fragte er den Jungen, nachdem er seine Gedankenwelt fertig sortiert hatte. Der Kleine blickte unglücklich aus der Wäsche. „Gio meinte ich solle euch wecken und zu ihm bringen. Der Admirabili verzichtete darauf weiter zu fragen und zog stattdessen seine Kleidung, in der er genächtigt hatte, glatt. Nachdenklich glitten seine Finger über das eingestickte Fürstensymbol auf der Brust. „Ich bin fertig. Wir können.“ Darauf hatte der Junge nur gewartet. Ehe Murphy sich versah, war er zur Tür hinaus und er musste ihm schon etwas schneller folgen um ihn nicht zu verlieren. Ihm war nicht entgangen das auch der Kleine keine Fürstenkennzeichnung trug. Der Junge war sichtlich erleichtert gewesen, als er Murphy bei Gio abliefern und sich aus dem Staub machen konnte. Der Schwarzhaarige saß an einem Klapptisch, auf einem abgewetzten Stuhl und sah nachdenklich von einigen Blättern auf. Neben ihm summte ein altersschwacher Rechner, dessen Lüfter unbedingt mal gereinigt werden mussten, vor sich hin. „Na Dornröschen, auch schon aus dem Schönheitsschlaf erwacht,“ meinte er nachdenklich, aber auch mit etwas Spott in der Stimme. Murphy blieb stumm. Sein Blick glitt zum Rechner.“Vergisses. Der ist nicht mit dem Internet verbunden,“ meinte Gio knapp, der dem Blick gefolgt war. „Wir sind nicht so blöd und wiederholen unsere vergangenen Fehler.“ Was er damit meinte blieb zwar ungesagt, aber Murphy ahnte schon etwas. „Achso, willkommen beim Widerstand,“ meinte Gio nebenbei. Murphy hob eine Augenbraue. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, das es sich hier um eine Flüchtlingseinrichtung oder halt auch den Widerstand handeln konnte. Nun wurden diese Gedanken bestätigt. „Warum bin ich hier? In diesem Fall bin ich doch tatsächlich ein Sicherheitsrisiko.“ Gio stand langsam auf. „Zum ersten können wir nicht zulassen, dass die Fürsten über so jemanden wie dich verfügen können, und zum zweiten, kennst du diese Person?“ Er hielt dem Admirabili ein Klemmbrett hin. „Was meint Beelzemon eigentlich dazu?“ fragte Murphy, während er die Zeilen überflog, stockte und genauer las. „Was?“ meinte er fassungslos. Die Frage wegen Beelzemon war vergessen. „Das hier kann nicht stimmen, oder?“- „Doch.“ Gio nickte nur. „Wir haben herausgefunden, dass sie, kurz bevor du der Öffentlichkeit präsentiert wurdest, dem Fürsten Demon überstellt wurde, der eng mit HiAndromon zusammenarbeitet. Du wusstest nichts darüber?“ Murphy nickte, und ließ das Blatt wie in Zeitlupe sinken. „In meiner Welt ist Victoria verschwunden. Ihr Flugzeug stürzte über dem Japanischen Meer ab. Die Leiche wurde nie gefunden. Nach mehreren Tagen Suche hat man sie, sowie 12 weitere Passagiere, die auch mit ihr zusammen im Flugzeug saßen, für Tod erklärt.“ Gio kniff die Augen zusammen. „Was wollte sie in Japan?“ - „Studieren. Japanisch. Zwei Auslandssemester.“ Seine Schwester, auch wen sie hier aus einem Paralleluniversum stammte, in den Händen der Fürsten zu wissen war für Murphy unerträglich. Er wollte, nein er musste, sie da raus holen. „Kennt man ihren genauen Aufenthaltsort?“ - „Denke nicht einmal im Traum daran eine Rettungsaktion zu starten. Wir haben unsere Leute schon da drin und keine Lust, dass sie auffliegen, wenn du jetzt meinst sie da mit Pauken und Trompeten rausboxen zu wollen. Außerdem ist die Gefahr viel zu hoch, das sie wieder deiner habhaft werden.“ Gio fixierte Murphy mit scharfem Blick. Der Admirabili warf die Blätter zurück auf den Tisch. „ Ach ja, und wie glaubst du, mich daran hindern zu können?“ Gio trat nun vor Murphy und sah ihn streng an. „Willst du uns eigentlich alle in Gefahr bringen?“ Seine Stimme klang angespannt. „Ich dachte eigentlich das sich jemand den Körper mit einem Andromon teilt klüger wäre und mit mehr Bedacht vorgehen würde. Nicht so Emotionsgesteuert. Ja, ich weiß Bescheid über dich.“ Der Schwarzhaarige stemmte die Hände in die Hüften und funkelte Murphy warnend an. „Wenn du jetzt gehst, sehe ich mich gezwungen, dich aufzuhalten. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.“ Ohne ein weiteres Wort griff Gio den Admirabili am Arm und zog ihn in den Gang hinaus, bis zu einem großen Aufenthaltsraum. Dort war es voll und ein hoher Lärmpegel sowie ein strenger Geruch schlugen Murphy entgegen. „Da, sieh es dir an.“ Gio stieß den Jungen in den Raum hinein. „Sieh dir an, wie diejenigen hausen müssen, die nicht bereit sind, sich dem Joch der Fürsten zu unterwerfen.“ Die meisten Leute trugen abgetragene und zerrissene Kleidung, die dringend gewaschen und repariert gehörte. Die Stimmen waren immer leiser geworden und fast alle Augenpaare richteten sich nun auf Gio und Murphy. Augen in denen Angst aber auch ein wenig Hoffnung mitschwangen. „Wenn du jetzt da raus gehst, riskierst du deren aller Leben.“ Gios Stimme schien mit einem Mal laut durch den Raum zu hallen und dem Admirabili wurde ziemlich unwohl in seiner Haut. „Den kenn ich doch. Was macht der Sohn dieses Fürsten hier?“ „Wer hat uns verraten?“ „Sperrt ihn weg! Die dürfen uns nicht finden.“ „Nein, bringt ihn um. Dann kann er uns nicht verraten!“ brandeten die Stimmen nacheinander an seine Ohren. In wenigen Sekunden hatte sich die Stimmung aufgeheizt. Murphy machte einen Schritt zurück, als sich die ersten erhoben und mit drohenden Fäusten näherkamen. Zwei trugen kleine Messer in den Händen, die sie zuvor beim Essen gebraucht hatten. Es gab jedoch auch welche, die den Kopf einzogen und taten als wären sie nicht anwesend. Sie fürchteten sich wohl von den Konsequenzen der Fürsten, wenn diese erfuhren sollten, das Murphy hier gewesen war. Bevor es allerdings zu richtigen Gewaltausbrüchen kommen konnte, trat Gio zwischen Murphy und denen, die zu Kämpfen bereit waren. „Er gehört zu uns, nicht zu ihnen. Sonst wäre er nicht hier,“ meinte Gio in festem Ton. Diese Worte reichten, dass die Meisten die Fäuste sinken ließen, doch es gab drei Unbelehrbare die versuchten an Gio vorbei zu kommen um nach Murphy zu greifen. Zwei von ihnen waren mit Messern bewaffnet. Das Verhalten veranlasste Gio dazu, den ersten in den Nacken zu schlagen und dem zweiten einen Schwinger in den Bauch zu verpassen. „Sonst noch wer Probleme?“ Nun drehte sich auch schnell der Letzte um und Gio wandte sich zu Murphy. „Geht doch,“ murmelte er leise, so das es keiner hören konnte. Er zog Murphy wieder aus dem Raum heraus und blieb im Gang stehen. „Ich hoffe nun, dass du begriffen hast, oder muss ich dir auch noch die anderen Räume zeigen? Hier gibt es jede Menge Menschen, die vor den Fürsten auf der Flucht sind und in ständiger Angst leben müssen.“ Die Worte waren immer schärfer geworden. „All diese Leute hoffen auf die paar verbliebenen Kämpfer und Digiritter. Das wir es schaffen, dass sie irgendwann wieder in Freiheit leben können, ohne irgendjemandes Untertan sein zu müssen.“ Abrupt wandte er sich von Murphy ab. „Nun liegt es an dir. Entscheide dich weise. Den Gang runter, und du kommst zu deinem Quartier. Kurz davor ist eine Abzweigung, die nach draußen führt. Der Ausgang wird nicht bewacht und gilt als verschüttet, aber ...“ Er vollendete den Satz nicht und ließ den Admirabili einfach stehen. Zuerst blickte Murphy Gio hinterher, dann schritt der, völlig verwirrte, Admirabili in besagte Richtung los. In seinen Gedanken herrschte keine gewohnte Ordnung mehr. Wie sollte er sich richtig verhalten? Was tun? Was würde sein Vater wollen, das er tat? Sollte er die Menschen ans Messer liefern? Trotz der Drohungen? Wie groß war das Gefahrenpotential das davon ausging? Konnte er diesen Standort vielleicht als Austausch für seine Schwester anbieten? Aber war es Richtig? Viel zu viele Fragen. Unbewusst war der Junge an der Kreuzung stehen geblieben. Hier würde es sich also entscheiden. Kapitel 11: Schwester --------------------- Er war allein. Schon seit einer scheinbaren Ewigkeit. Die Kleidung war verschwunden und durch andere ersetzt worden. Murphy saß auf dem Boden und versuchte zu meditieren, auch wenn ihm dieses nicht so recht gelingen wollte. Hatte er vor einigen Tagen wirklich die richtige Entscheidung getroffen? War es das Wert gewesen? Wie mochte es Victoria nun gehen? Alte Fragen waren gewichen, nur um Neuen Platz zu machen. Fragen, auf die er zum jetzigen Zeitpunkt keine Antworten geben konnte. Er befand sich in einem kleinen Raum ohne Fenster, mit nur einer Tür und spärlicher Möblierung. Doch Murphy hatte es so gewollt, um Klarheit zu erlangen, die ihm jedoch versagt blieb. Erst jetzt wurde ihm auch bewusst, wie viel Ablenkung die täglichen Dinge wie Essen und Trinken mit sich brachten. Zeit, die ihm nun zum Nachdenken blieb. „Murphy?“ Langsam drehte der Angesprochene den Kopf. Er hatte wohl registriert, dass jamand die Tür öffnete, im Stillen aber gehofft, das man nicht eintrat. Es war Jason, ein junger Digiritter, der sich zur Stunde 0, als die Fürsten Japan eroberten, wegen einer Verletzung im Krankenhaus in Shanghai befunden hatte und einer der ersten Kämpfer des Untergrundes geworden war. Sein Partner, Dorumon, war nicht zu sehen. Bestimmt verweilte dieser am 'kleinen Heiligtum' des Jungen, einem eigenen fahrbaren Nudelsuppenladen. Allerdings waren die Vorräte für so etwas meistens zu knapp bemessen, als das man so etwas durchgehend betreiben konnte. „Nizuki will dich sehen. Sie meinte, dass Veemon einige Fehler in deinen Berechnungen gefunden hätte und er deshalb mit dir noch einmal Rücksprache halten wolle.“ Der Admirabili hob eine Augenbraue. Das ihm Fehler unterliefen war doch eher selten und gerade bei dem, was er den Beiden gegeben hatte, war er sich zu 100% sicher das alles so seine Richtigkeit besaß. Unzufrieden über diese Aussage erhob Murphy sich und folgte Jason nach. Das Zimmer von Nizuki und Veemon war vollgestopft mit mit allerlei Geräten, die aussahen, als habe man sie in geringer Zeit zusammengeschustert. Nizuki war weniger diejenige die damit arbeitete, aber im Moment hatte sie es eingesehen, das sie zurückstecken musste. Der Untergrund brauchte Veemons Fähigkeiten an den PCs. Es war warm hier und kaum Platz für die Beiden, geschweige der Neuankömmlinge und Nizuki gab ihnen mit einem Wink zu verstehen, dass sie auf dem Gang weiter reden wollten, wo es einfach mehr Platz gab. „Wo liegt das Problem?“ kam Murphy direkt zur Sache. „Nun...“ Nizuki faltete ein Blatt auseinander das sie unter Veemons Anleitung geschrieben hatte, doch sie kam nicht dazu vorzulesen, denn im nächsten Moment bogen Gio und Hydrakie um die Ecke. Das Gesicht des jungen Mannes war ernst, als er Murphy erblickte. „Mitkommen,“ sagte er nur und deutete in die Richtung, aus der er gerade gekommen war. Das Zögern des Admirabilis dauerte Gio zu lange, weshalb er nach dessen Arm griff und ihn mit sich zog. Ehe sich der Admirabili versah, fand er sich auf einer provisorischen Krankenstation wieder. Hier wurde so ziemlich alles behandelt, von der Hautabschürfung bis zur Operation. Hygiene war etwas, was man hier unten nur sporadisch antraf. Also praktisch non-existent. Im Moment waren nur wenige Betten belegt, doch der Isolationsbereich wurde von zwei Männern bewacht, die mit grimmigen Gesichtern und Handfeuerwaffen jedem den Weg versperrten, der dort unberechtigterweise hinein wollte. Als Gio jedoch genau diesen Ort aufsuchte, wobei sich Hydrakie es sich bei einem der Wachen gemütlich machte, wurde es Murphy leicht flau und eine üble Vorahnung beschlich ihn. Was war so wichtig das man ihn mitnahm, um diesen Ort aufzusuchen? Auf einen Wink von Gio hin, wurden sie durchgelassen. Das Licht im Raum dahinter war abgedunkelt, so das Murphy die Gestalt im Bett zuerst nur erahnen konnte. Am deutlichsten hörte man nur die vielen Maschinen die arbeiteten. „Es tut mir leid,“ sprach Gio plötzlich. Murphy riss die Augen auf und eilte zum Bett, als er diese Worte vernahm. Tatsächlich, da lag Victoria. Der Admirabili spürte einen Stich in der Herzgegend. Victoria schien zu schlafen, war aber weiß wie die Wand. Hin und wieder stöhnte sie leise. „Wir waren zu spät.“ - „Was?“ Murphy fuhr herum. „Die Fürsten haben versucht einen Admirabili zu erschaffen indem sie deine Werte zugrunde legten. Das sie deshalb auch eine Person erwählen würden, der einen ähnlichen Gencode aufweist wie du, war zu erwarten. Das würde den Vorgang wohl vereinfachen, aber dann ...“ - „Nein.... nein, das kann nicht sein...“ Murphy drehte sich wieder zum Bett herum und fuhr der dort liegenden über den Kopf. „Diese verfluchten Idioten. Das ist nicht so einfach wie Copy und Paste... Es gibt viele Dinge zu berücksichtigen...“ Seine Stimme brach und eine Träne rann über seine Wange. „Bru...der?“ Victorias Augenlider flatterten. „Schht.. Ich bin hier. Sprich nicht weiter, das streng zu sehr an.“ Murphy beugte sich weiter herunter und griff nach ihrer Hand. Jetzt war ihm alle Dimensionssachen herzlich egal. „Bruder … es tut … so weh.“ Sie sah ihn mit flehendem Blick an. Doch Murphy konnte nichts tun, außer ihr die Hand zu halten. Er konnte es förmlich spüren, wie der menschliche und der Digimonteil in ihr um die Voherschaft kämpften. Diese verfluchten Fürsten. Sie hatten überhaupt nicht darauf geachtet ob die Teile auch nur im geringsten miteinander harmonierten. Hier gab es keinen gemeinsamen Nenner. Wahrscheinlich hatten sie einfach Material genommen, dem sie habhaft werden konnten. Wieder strich Murphy ihr über den Kopf und drückte die Hand. „Ich weiß,“ murmelte er leise. Der Admirabili wusste selbst, dass die Chancen für sie mehr als schlecht standen unter diesen Bedingungen. „Sie muss zurück. Schnell.“ Murphy blickte zu Gio. Zwar hatte er wenig Hoffnung das die Fürsten hier dazu in der Lage waren, sie zu retten, doch er musste es versuchen. Doch Gio schüttelte nur den Kopf. „Unmöglich. Sie wurde verstoßen. Sieh selbst.“ Er drehte Victorias Kopf, so das man das Siegel von Demon sehen konnte, doch es war mit einer roten Narbe verunstaltet, welche es in zwei Hälften teilte. „Sie würden sie töten, wenn man sie draußen aufgreift. Für die da oben ist Victoria jetzt nur noch ein Stück wertlosen Abfalls, ohne ein Recht auf Leben.“ „Bruder, mir... ich...“ - „Sprich nicht. Du musst schlafen, du brauchst deine Kraft.“ Zu Murphys Überraschung schloss sie auch sofort die Augen und ihr Atem beruhigte sich etwas. „Nun, wenn die Fürsten es nicht tun wollen, dann muss ich es selber versuchen.“ Er wischte sich hastig die Träne weg und ballte die Hand zur Faust. „Gio, ich brauche ein paar Sachen.“ Schnell war eine stattliche Liste angewachsen, und die Gesichter der Anderen wirkten mehr als Nachdenklich. „Das können wir nie im Leben alles auftreiben.“ Gio schüttelte den Kopf. „Ich brauche die Sachen aber,“ beharrte Murphy. „Ich gebe zu, die Chancen stehen schlecht, aber ihr wollt mir jetzt nicht allen Ernstes sagen, dass ich dabei zusehen soll, wie meine Schwester innerhalb der nächsten Tage stirbt?“ Murphys Augen waren schmal geworden. Seine Kenntnisse über das nötige Verfahren waren rein theoretische Natur, aber das musste Gio nicht wissen. Im Moment brauchte er keine zusätzlichen Hindernisse. Die ganze Nacht wachte Murphy an Victorias Bett und registrierte am Rande, wie man ihm das ein oder andere Gerät hineinschob. Doch die Sachen, die am dringendsten gebraucht wurden, waren einfach nicht zu beschaffen. Dazu hätte man wahrscheinlich in eines der Fürstenlabore einbrechen müssen. Während den nächtlichen Stunden war Victoria zwar nicht aufgewacht, aber man konnte ihr ansehen, dass der Schlaf keine Erholung mehr brachte. Der Kampf um die Vorherschaft über den Körper hielt auch jetzt an und Murphy fragte sich, wie lange sie es wohl noch durchhalten konnte. Auf jeden Fall konnte jetzt, dank der Fürsten, die eine Seite in ihr nicht mehr ohne die andere existieren, aber das zu vermitteln war vergessen worden. Langsam begann er Victoria zu verkabeln. Dabei wachte sie auf. Mit blutunterlaufenen Augen sah sie ihn an. „Mir ist so schlecht.“ Murphy hielt sie, bis ihr Magen nur noch Galle von sich gab und betette sie dann äußerst vorsichtig zurück. Es sah nicht gut aus. Gar nicht gut. „Bruder, was ist los mit mir?“ lispelte sie leise. „Du ...“ er brach ab, denn Murphy konnte es einfach nicht aussprechen. „ Wer hat dir das angetan,“ versuchte er deshalb mit dieser Frage das Thema zu wechseln. „Demon und HiAndromon.“ Ihre Stimme war kaum noch mehr als ein Flüstern. Ein dünner Blutfaden lief aus ihrem Mundwinkel. „Bruder ich ...“ Murphy verschloss sanft mit einem Finger ihre Lippen und schüttelte den Kopf. „Sag nichts weiter. Das Andere, was dir die Fürsten eingepflanzt haben, will nichts mit dir zu tun haben und raus, das mit allen Mitteln, auch wenn es bedeutet, dich zu ...“ er brach wieder ab. Entsetzt, aber auch dankbar sah sie ihn an, bevor Victoria leicht nickte. „Woher weißt du es?“ „Ich sagte doch, du sollst nicht reden.“ Wieder strich er ihr sanft über den Kopf. „Ich trage selbst solch ein Wesen in mir, doch wir kämpfen nicht gegeneinander.“ Murphy hielt kurz inne und schloss die Augen. „Es tut mir so Leid. Wenn ich nicht hier wäre, wärst du bestimmt nie in diese Situation geraten.“ Eine weitere Träne rann seine Wange herab. „Hätten die Fürsten mich nie in die Finger bekommen um mich zu analysieren und zu erforschen, dann ...“ Jetzt war es Victoria, die ihm einen Finger auf die Lippen legte, bevor sie die Träne wegwischte. „Mach dir keine Vorwürfe Bruder. Ich bin schon dankbar, das ich dich überhaupt noch einmal sehen darf. Du hattest Recht, es hätte anders laufen können, aber das Schicksal wollte es wohl, das dieser Weg eingeschlagen wurde.“ Sie hustete nun immer wieder zwischen den Worten und der Blutfluss wurde stärker. Trotzdem schaffte es Victoria zu lächeln. Murphy wollte sich losreißen, um wenigstens noch den Versuch zu starten sie zu retten, doch Victoria hielt ihn mit überraschender Kraft fest und schüttelte dann den Kopf. „Es ist zu spät,“ meinte sie mit beherrschter Stimme und ein wissender Ausdruck lag in ihren Augen. „Bitte... halt mich fest, bis es vorbei ist.“ Nun rannen auch ihr Tränen die Wangen hinab. „Schade, das wir nicht mehr Zeit miteinander verbringen konnten und bitte, gib dir nicht die Schuld daran.“ Sie hustete wieder. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.“ Ein einzelner, lauter Schrei des Schmerzes hallte durch die Zuflucht. Kapitel 12: Kampf ----------------- „Hey, du kannst hier nicht rein! Was soll das? Autsch. Du verfluchter Mistkerl, mach die Tür auf.“ Unsanft wurden Nizuki und Veemon aus ihrem Reich befördert und ehe sie sich versahen, auch ausgeschlossen. „Gio, wir haben hier ein Problem. Murphy hat uns aus unserer Rechnerzentrale geworfen und sich darin verbarrikadiert.“ - „Wie bitte? Und ihr habt es nicht verhindert? Holt ihn sofort da raus und versucht dabei so wenig Schaden wie möglich anzurichten.“ Gios Stimme war aufgebracht und er machte sich schleunigst auf den Weg. Erst vor wenigen Sekunden hatte er erfahren, das Victoria verstorben war. Nun gab es eigentlich keinen Grund mehr für diesen Murphy sie nicht ans Messer zu liefern, oder warum sonst verschanzte er sich ausgerechnet dort? Hoffentlich wollte er seinen höchst eigenen Rachefeldzug starten? Doch schon auf halber Strecke erreichte Gio die nächste Hiobsbotschaft. Keiner der Rechner war mehr steuerbar. Nun lief der Schwarzhaarige, mit Hydrakie im Schlepptau, ohne Rücksicht zu nehmen, durch die Gänge. Hastig drückten sich Entgegenkommende an die Wände, als sie ihn erkannten. Fast zeitgleich mit seinem Eintreffen kam die Warnung das ihre Rechner eine Verbindung ins Internet etablierten und bereits von HiAndromons 'Spürhunden' erfasst wurden. „Evakuiert sofort die Basis, und ihr da...“ er deutete auf Veemon und Nizuki, „macht endlich diese verdammte Tür auf! Ist mir jetzt egal, was auch immer zu Bruch geht.“ Beide nickten synchron und Nizuki zückte ihr Digivice. Für Flamedramon war die Tür kein wirkliches Hindernis mehr. Doch der Anblick, der sich ihnen dahinter bot, versetzte den Anwesenden einen Schock. „Ach du Scheiße...“ stammelte Nizuki während Flamedramon die Augen zusammen kniff und knurrte. „Ich habe zwar keine Ahnung, wie DER hier reinkommt, aber lange bleibt der nicht hier. Nizuki lass mich bitte zu Ulforce...“ - „Nein, haltet ein!“ Gio war dem Digimon ins Wort gefallen und in den Weg getreten. Nun drückte das Digivice von Nizuki herunter. Er bahnte sich einen Weg durch das Kabelwirrwar, das hier vorher sicherlich nicht existiert hatte. Jedenfalls spannten sich die Kabel nun in Form eines Netzes quer durch das gesamte Zimmer und in der Mitte des Raumes befand sich eine Person, die einem gewissen Fürsten zum verwechseln ähnlich sah, nur das die Hautfarbe eine Spur blasser war und sich an einer Wange eine Spur zeigte, die von einer Träne herrühren könnte. Aber konnte er in dieser Version überhaupt weinen? „Verdammt Murphy. Was tust du da? Was ist das für eine Nummer?“ In diesem Moment atmete Nizuki zischend aus. Einer der Monitore war wieder zum Leben erwacht und zeigte alle möglichen Daten und Diagramme. „Das ist Wahnsinn! Der kämpft mit unsrer bescheidenen Ausrüstung gegen HiAndromon und er macht sogar Boden gut.“ Entsetzt, aber auch fasziniert sah Gio zu dem verwandelten Admirabili, der äußerlich keinerlei Reaktion zeigte, aber auf den Monitoren, die sich nach und nach zuschalteten, sah man Horden von Programmcodes durchrasseln. „Soll ich trennen?“ fragte Flamedramon, der sich bereits wieder seinem Keyboard zugewandt hatte, und feststellte, das es wieder funktionierte. Doch Gio schüttelte den Kopf. „Lasst ihn. Es ist sein Kampf und vielleicht unsere einzige Chance an diesen Fürsten heranzukommen.“ Bisher waren all ihre Versuche an genau diesen Fürsten zu gelangen ins Leere gelaufen. “Wie weit sind wir mit der Evakuierung?“ - „Fast Fertig.“ - „Gut. Dann überlasse ich es euch. Entweder geht oder bleibt.“Doch Nizuki und Flamedramon schüttelten fast synchron den Kopf, wobei letzter wieder zu Veemon zurückdigitierte. Es war einfacher so die Tastatur zu benutzen. „Murphy wird sich noch zu rechtfertigen haben, falls er die Sache überleben sollte.“ Gio sah alle nacheinander an. „Bereitet euch darauf vor, kämpfen zu müssen. Sicherlich werden die Fürstentruppen bald hier sein.“ Hydrakie klickerte vor dem Zimmer angriffslustig. Ohne Rücksicht auf Verluste bahnte sich Murphy seinen Weg durch HiAndromons Netzreich „HiAndromon! Wo bist du? Zeig dich!“ Murphy sandte kleine Suchdrohnen aus, während er Stück für Stück das Netz unter seine Kontrolle brachte. Kleinere Barrieren, die hastig errichtet wurden, um ihn aufzuhalten, schleuderte er mit einem müden Gedanken zur Seite. Es war erschreckend einfach sich dieser unnötigen Dinge zu entledigen. Dinge, die als Andromon für ihn noch ein Problem gewesen waren. Es bereitete Murphy keiner größeren Anstrengung, die Anderen wissen zu lassen, wie weit er mit der Infiltration des Netzes bereits war. Es war dazu kaum mehr, als ein Lidschlag nötig. Der Tod von Victoria hatte in Murphy zwei Dinge zerbrechen lassen. Zum einen die passive Haltung, die er bisher an den Tag gelegt hatte und zum anderen die Barriere, die verhinderte, das er den letzten Schritt zu seiner nächsten Stufe tun konnte, auch wenn letztere schon etwas geschwächt durch gewisse Veemon-Experimente gewesen war. Aber vielleicht trugen seine Gefühle ebenfalls einen großen Anteil bei. Wut gegen die Fürsten, aber auch Trauer um Victoria. So etwas durfte nicht noch einmal passieren. Er musste es verhindern. Mit allen Mitteln. Selbst wenn er einen Weg zurück fand, musste er verhindern, dass die Fürsten dieses Wissen behielten, und es gegen die Menschen einsetzen konnten. „Was tust du hier?“ Mit einem Mal änderte sich die Perspektive und Murphy sah sich dem gesuchten Fürsten gegenüber. Beide trugen ihr Menschliches Äußeres zur Schau und der Fürst hob eine Augenbraue. „Ich dachte, ich hätte dich besser im Griff.“ - „Tja. So kann man sich irren,“ warf Murphy ihm hasserfüllt entgegen, während er unbewusst schon in die ersten Kampfhandlungen gegen HiAndromon einstieg. Der Fürst zeigte sich allerdings wenig beunruhigt dadurch und konterte Murphys Versuche mit einer DDoS-Attacke, wobei er alle Rechner Japans, über die er Herr war, gegen die Zuflucht des Widerstandes führte. Eine immense Welle an fehlerhaften IP-Paketen stürzten auf Murphys konstruiertes Rechnernetzwerk ein. Eine sehr ungünstige Situation. Sein Netzwerk drohte zu kollabieren und der junge Admirabili besaß keinerlei Reserven. HiAndromon grinste siegesgewiss. „Gib auf und schließ dich mir an, dann werde ich alles vergessen, was bisher vorgefallen ist.“ „Der alte DATS-Kern.“ hörte Murphy plötzlich die Stimme von Veemon aus einer undefinierbaren Richtung. Sofort streckte er seine geistigen Fühler danach aus. Viele Optionen blieben ihm nicht mehr. Tatsächlich, das alte System gab es noch und wurde just in diesem Moment hochgefahren. „Gutes Timing,“ murmelte der Admirabili leise. „Keine Ursache,“ kam es von Veemon. „War doch gut, das ich die alten Codes aufgehoben habe.“ Mit der großen Leistung dieses Spezialrechners gelang es Murphy wieder Boden gut zu machen und die meisten der gegnerischen Rechner unschädlich zu machen. Für einen Moment vermisste er doch ein wenig Keramon an seiner Seite und war verwundert über sich selbst. Der Fürst ließ ihm keine Zeit zum Durchschnaufen. Als dieser bemerkte, dass er mit dieser Art der Attacke nicht mehr weiter kam, konzentrierte er sich lieber darauf Murphys Verteidigung durch allerlei digitale Schädlinge zu schwächen, etwa in dem Stil, wie auch Murphy gegen ihn vorging. Beide suchten sie nach einer Lücke. Nun war die Frage, wer schneller und effektiver vorging, oder wem der erste Fehler unterlief. HiAndromon besaß auf diesem Gebiet Erfahrung, doch Murphy den Willen und Antrieb. „Warum lehnst du dich gegen die Zukunft auf?“ HiAndromons Stimme klang seltsam sanft. Doch Murphy ging darauf nicht ein. „Ihr habt meine Schwester getötet,“ warf er ihm stattdessen entgegen. „Oh, sie ist schon tot? Das … wie sagt man bei euch nochmal... achja, mein Beileid. Ging es schnell oder langsam? Hatte sie Schmerzen oder keine?“ Murphy schrie auf und ging zum Angriff über. Dabei gab er sich in seiner Verteidigung jedoch eine Blöße. Sofort nutzte HiAndromon diese aus und schenkte Murphy ein Lächeln, wie es der Matador dem Stier zeigt, bevor er den tödlichen Stoß ausführt. Neugierig sahen die Verbliebenen auf die Monitore. Zwar bekamen sie nur ein ungefähres Bild mit, die Übertragung wurde immerhin von Murphy gesteuert und nur solange etwas stabiler gehalten, wo er die Möglichkeiten besaß, aber man konnte schon erkennen das es da gerade ziemlich zur Sache ging. „Er hat sich provozieren lassen,“ stöhnte Nizuki, „das war's dann wohl. Mist und wir hatten mehr als die Hälfte des Netzes unter unserer Kontrolle. Veemon kannst du etwas tun, das er das Ganz überlebt?“ Das angesprochene Digimon zuckte mit den Schultern. „Er würde auf jeden Fall Schäden davon tragen, egal was ich jetzt anstelle.“ Gio besaß noch eine andere Sorge. Immer wieder erhielt er Meldungen von den einzelnen Gruppen die in neue Notunterkünfte schlüpfen mussten. Es war nicht sehr einfach eine so große Menge an Menschen ungesehen durch die Stadt zu bringen. Kapitel 13: Nach Hause telefonieren ----------------------------------- HiAndromons Attacke verpuffte, kurz bevor sie Murphy treffen konnte. Ein Kichern hallte durch den Cyberspace. „Darf ich mitspielen?“ Eine, für Murphy wohlbekannte, Kontur nahm Formen an. „Keramon,“ stieß der Admirabili vor Überraschung aus. „In der Tat. Der bin ich.“ Der Angesprochene legte den Kopf leicht schief, „und du musst dieser Murphy sein, von dem das andere Keramon sprach, als es mich besuchen kam und darum bat das ich zu dieser Zeit an diesem Ort auftauchen sollte.“ Der Fürst knurrte nur. „Du bist doch der Partner dieser Alex. Ich dachte, ich hätte dich gelöscht.“ Doch Keramon kicherte wieder. „So einfach mache ich es euch nun auch wieder nicht. Solange es dieses Netz gibt, wirst du es nicht schaffen, mich in irgendeiner Form zu löschen.“ Grinsend schwebte Keramon näher zu Murphy hinüber. „Bin mal gespannt, ob du wirklich soviel drauf hast, wie mein Besucher es behauptete.“ Seine Augen wanderten zu dem Fürsten hinüber. „3 gegen 1, würde ich sagen.“ Doch der Fürst zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Stattdessen ging er wieder mit einigen Viren zum Angriff über, die er in der kurzen Zeit fertiggestellt hatte. „Die gehören mir,“ rief Keramon wie aus der Pistole geschossen und stürzte sich mit einem Lachen darauf, bevor Murphy noch etwas sagen konnte. Doch damit war gleichzeitig die Rollenverteilung geklärt worden. Murphy attackierte HiAndromon nun frontal, während Keramon die Verteidigung übernahm. Hin und wieder gelang es Veemon aus dem verborgenen heraus gegnerische Rechner aus dem Einzugsbereich des Fürsten zu befreien und in ihr Netzwerk einzugliedern. Stück für Stück wurde der Fürst zurückgedrängt. „Warum?“ meinte er plötzlich, als ihn die Erkenntnis traf, dass es ihm nun an seine Existenz zu gehen drohte. Wütend sah Murphy ihn an. „Wer meine Schwester tötet, Menschen unterjocht und sonst auch meint Gott spielen zu müssen, muss auch mit den Konsequenzen leben können.“ Er knurrte unbewusst und bemerkte es erst, als Keramon ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn sorgenvoll musterte. „Alles in Ordnung,“ murmelte Murphy leise und berührte kurz Keramons Hand. „Machen wir diesen Cheater alle.“ Keramon nickte und grinste wieder und hielt eine Hand hoch. Es dauerte kurz bis Murphy verstand, dann schlug er ein. Dieses Verhalten war nicht nur das von Leuten die zusammenarbeiteten, sondern von Freunden und genau das war es, was der junge Admirabili noch nie wirklich gehabt hatte. Aber es war etwas, das sich verdammt gut anfühlte. Gemeinsam gingen sie nun den Fürsten an, der die prekäre Situation mittlerweile erkannt hatte. Er versuchte sich mit seinen Programmen zu schützen, doch da hatte er nicht mit Veemon gerechnet, der mit einigen kleinen, fiesen Zusätzen, Veränderungen durchgeführt hatte, welche die Ursprungsprogramme unwirksam machten. Ein einzelner falscher Buchstabe, oder Zahl, an der richtigen Stelle konnte viel zerstören und war schwer zu finden. Das bedeutet, das man für so etwas Zeit brauchte, und jede Zeile einzeln überprüfen musste, welche der Fürst aber nicht mehr besaß. Dann plötzlich, war alles vorbei und Murphy überfiel ohne eine Warnung eine Art bleierne Müdigkeit. Er schaffte es gerade noch sich aus dem System zu lösen, dann sackte er auch schon bewusstlos zusammen. „Ist der denn immer noch nicht wach?“ Dumpf suchten sich die weibliche Stimme einen Weg durch seine Gehörgänge zum träge arbeitenden Gehirn. Eine Welle von Kopfschmerzen schlug fast im selben Moment über Murphys aufwachendem Geist zusammen und ließ ihn stöhnen. „Scheinbar doch,“ murmelte eine weitere Stimme, mit leicht bedauerndem Unterton. „Nein Baste, du hältst dich jetzt etwas zurück.“ Bastemon, dann war die andere Stimme ganz sicher Amber. „Ich hoffe das war ein freudiges Seufzen, was du gerade von dir gegeben hast,“ kam es trotzdem prompt von Bastemon, als Murphy genau diesen Laut von sich gab. „Baste!“ - „Schon gut, ich bin ja schon ruhig.“ Man konnte deutlich heraushören, das sie jetzt schmollte. „Sag lieber den Anderen Bescheid.“ Nachdem der erste Schmerz verklungen war, wagte es Murphy die Augen zu öffnen, und sich umzusehen, was ihm allerdings erst nach mehrmaligem blinzeln gelang. Es gelang ihm nicht, seine Überraschung zu verbergen, als er Amber direkt an seinem Bett erblickte. Die von der Truppe, die ihn so schnell ausgetauscht hatten. „Was machst DU denn hier,“ meinte er deshalb schlecht gelaunt. „Freut mich auch, dich an einem Stück wiederzusehen,“ kam es schnippisch von Amber zurück.„Hast den Fürsten ja eine ganz schöne Schlappe zugeführt,“ meinte sie grinsend. „Herzlichen Glückwunsch zum Sieg über HiAndromon.“ Sie wollte noch etwas sagen, aber da wurde die Tür geöffnet. Veemon und Keramon waren die Ersten, die herein kamen, dicht gefolgt von einem Rudel Digirittern mit ihren Partnern. Innerhalb von Sekunden war der gesamte Raum voll und der Lärmpegel stieg so hoch an, dass Murphy sich mit beiden Händen die Ohren zuhalten musste um seinen Kopf am explodieren zu hindern. „Ruhe! Seid gefälligst ruhig!“schrie eine Stimme von weiter hinten und Jiro zwängte sich durch die Reihen der Anwesenden. Er unterzog Murphy einer genaueren Musterung, bevor er sich leicht verbeugte. „Danke für meine Befreiung und das ihr es mit den Fürsten aufgenommen habt. HiAndromon war derjenige, an den wir bisher nicht herankamen.“ Er hielt Murphy eine Hand hin, welche dieser skeptisch musterte. Er hatte sich doch gerade verbeugt, weshalb dann diese Form? Zögerlich griff er danach und als sie sich berührten, verstand er. Ein kurzes Lächeln schlich sich in das Gesicht des Jungen. Jiro nickte nur und drehte sich zu den Anderen um. „So, und jetzt alle Mann raus hier. Unser Held brauch Ruhe.“ Nur zwei gewisse Digimon und ihre Partner wehrten sich gegen den Rauswurf. „Wir sind keine Männer,“ ließen Alex und Nizuki die Anderen gleich wissen und grinsten zu ihren Partnern. „Und wir auch nicht,“ stimmten daraufhin Veemon und Keramon schnell ein. Amber konnte sich ein Grinsen nur hinter vorgehaltener Hand verkneifen, während Jiros Gesichtsausdruck leicht an genervt wirkte. Man konnte ihm ansehen, das er diese Ausrede nicht durchgehen lassen wollte, doch Murphy unterbrach ihn, indem er seine Hand hob. „Schon gut, sie können bleiben, wenn sie nicht zu viel Lärm machen.“ Ohne weiter auf die Geschehnisse zu achten, schluckte Murphy die Pille und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Er versuchte zu rekapitulieren, was genau passiert war nachdem sie HiAndromon besiegt und dessen Territorium erobert hatten. Doch egal, wie er sich anstrengte. Murphy konnte sich nicht daran erinnern. Da gab es nur noch den letzten Angriff und dann schwärze. Der Admirabili stöhnte, und fuhr sich durch das Gesicht. „Alles in Ordnung?“ Die Stimme gehörte Veemon. Murphy öffnete die Augen erneut und schüttelte den Kopf. „Totaler Filmriss,“ meinte er seufzend. „Kein Wunder. Der Fürst wollte dich mitnehmen als er drauf ging. Hat mich einiges an Mühe gekostet, dich nicht an ihn zu verlieren. Das war echt eine fiese Nummer zum Abschluss,“ kicherte Keramon. „Der hat wohl alles, was ihm noch geblieben war in diese eine Attacke gesteckt.“ Das Digimon zuckte mit den Schultern. „4 Tage lagst du hier ohne Bewusstsein und keiner wusste, ob du überhaupt wieder aufwachen würdest.“ „4 ganze Tage,“ murmelte Murphy leise. Er fasste sich an den Kopf. Wenigstens waren die Schmerzen etwas abgeklungen, was aber wohl weniger an der Tablette lag. Die hätte er sich schenken können. Langsam sollte er sich mal daran gewöhnen das sein neues 'Blut' so etwas nur unzureichend transportierte. „Wäre es möglich zu erfahren, was seitdem passiert ist?“ Nun grinsten auch die Anderen. „Das totale Chaos unter den Fürsten und den Digirittern des Widerstandes ist es gelungen die Kontrolle über Tokyo und die Kraftfelder an sich zu bringen. Der Verlust von HiAndromon hat den Fürsten einen harten Schlag versetzt. Bis sie sich davon erholt haben wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Zeit, die wir zu nutzen wissen. Jetzt haben wir einen Fuß in der Tür nach Japan und den ziehen wir so schnell nicht wieder heraus.“ Alex grinste „Weitere Truppen sind bereits auf dem Weg.“ „Schöne Worte, aber ihr solltet die Fürsten nicht unterschätzen.“ Gio stand an der Tür und blickte sie nachdenklich an. „Mal nicht alles schwarz,“ murmelte Nizuki. „Lass den Anderen wenigstens ein paar Tage des Glücks. Die Monate erfolglosen Kampfes waren demotivierend. Dieser Sieg war so nötig. Er zeigt ihnen, dass die Fürsten doch nicht unschlagbar sind.“ Murphy lauschte, bis er das Wort ergriff. „Was ist mit Victoria?“ Sofort waren alle Gespräche verstummt und Schweigen breitete sich im Raum aus. „Sie wurde bereits nach Amerika, in ihre Heimatstadt überführt und neben euren Eltern beerdigt,“ kam es von Alex, die Murphy tröstend eine Hand auf die Schulter legte. „Tut mir leid,“ murmelte sie noch. „Danke übrigens auch, das du mir mein Leben gerettet hast. Ich bin dir was schuldig,“ flüsterte sie dem Admirabili ins Ohr und musterte ihn leicht traurig, bevor sie ich von ihm löste. Murphy schüttelte den Kopf. „Nein, Keramon hat es bereits beglichen.“ Der Erwähnte kicherte daraufhin leise und sah zwischen den Beiden hin und her. Ihn schien der Rotschimmer auf Murphys Gesicht zu amüsieren. Gio verdrehte nur die Augen. Ein weiterer Tag verging, bis Murphy das Bett verlassen konnte, ohne das er unter irgendwelchen Nachwirkungen des Kampfes zu leiden hatte. Zu seiner Überraschung musste er feststellen, das er sich in der alten DATS-Zentrale befand. Doch viel Zeit zum Erholen wurde ihm nicht geschenkt, denn kaum, das es sich herumgesprochen hatte, das er wieder erwacht war, riss der Strom von Besuchern nicht mehr ab, die sich entweder bedanken oder einfach nur ihn sehen wollten. Fotos wurden in dieser Zeit viele gemacht. Um ihn veranstaltete man soviel, als wäre er ein Superstar, was Murphy überhaupt nicht behagte. Umso erleichterter war er, als man ihn zu einem Gespräch bat, an dem Amber, Meirin, Gio, Jiro und Alex beiwohnten. Denn sonst war keiner in der ehemaligen Zentrale anwesend und er konnte sich mal wieder richtig frei bewegen. „Ich möchte gleich zum Thema kommen,“ begann Jiro ohne Umschweife und deutete auf eine Karte, die auf dem Hauptmonitor zu sehen war. Der Bereich um Tokyo herum war blau, der Rest noch Rot. „Die Fürsten haben zwar die Stadt verloren, verschanzen sich allerdings in ihren Gebieten. Es war ein Sieg in einer Schlacht, aber noch nicht der Gewinn des Krieges.“ Er drehte sich zu Murphy um. „Ich weiß, das du zurück in deine Welt möchtest, aber wir könnten deine Hilfe hier gut gebrauchen.“ Doch der Besagte schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Feldkämpfer. Eigentlich verabscheue ich es mittlerweile sogar.“ Sein Blick glitt kurz zu Keramon. „Außerdem wartet dort drüben jemand auf mich.“ Er lächelte flüchtig. „Ich glaube Keramon und Veemon haben auch ohne mich das Netz fest im Griff.“ Alex seufzte leise. „Gut, dann soll es so sein. Veemon hat berechnet, das es in zwei Stunden zu einer Sonneneruption kommen wird. Die Störung des Magnetfeldes und weitere Faktoren, die ich nicht verstanden habe...“ Jiro warf Veemon einen bösen Blick zu, welchen dieser mit einem unschuldigen Lächeln quittierte, … Sollte es uns möglich machen, dich nach Hause zurück zu schicken.“ Murphy war sehr überrascht, des es plötzlich so schnell gehen sollte, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Viel Zeit zum Packen würde er eh nicht brauchen. Murphy nickte noch einmal, bevor er den Raum verließ. Seine Schritte führten ihn aus der DATS heraus auf den großen Platz. Die aufgehende Sonne tauchte alles in ein goldenes Licht. Überall herrschte rege Aktivität. Während Gebäude wieder instand gesetzt wurden, trainierten auf dem Platz einige Digiritter mit ihren Partnern oder arbeiteten neue Strategien aus, die sie später einsetzen wollten. Dazwischen schob jemand Altbekanntes einen mobilen Nudelsuppenstand durch die Gegend, welcher einen verführerischen Duft verströmte. Allerdings merkte man auch, das die Stadt irgendwie verlassen wirkte. Als Murphy eine Person ansprach, die das Siegel von HiAndromon trug, erzählte diese ihm bereitwillig, das die meisten Fürsten ihre Untergebenen mitgenommen hatten. Sicherlich auch, um zu verhindern, das man mehr über sie erfuhr als nötig. „Sie mag dich.“ Murphy brauchte sich nicht um zu drehen um zu wissen, das Keramon hinter ihm aufgetaucht war. „Das habe ich befürchtet,“ kam es aus seinem Mund, was das Digimon veranlasste, den Kopf schräg zu legen und näher heran zu kommen. „Sie soll Dankbarkeit und Trost nicht mit Liebe verwechseln. Zum Anderen werde ich in ein paar Monaten nicht mehr als Mensch existieren.“ Keramon sah ihn weiter an. „Mir würde das nichts ausmachen,“ meinte er. „Nein. Das hat keine Zukunft,“ meinte Murphy entschieden. Sein Blick fiel auf die DATS. „Lass uns zurückgehen.“ Murpys Stimme war leise. Weniger als zwei Stunden später stand Murphy auf der umgebauten Transporterplattform. Die Zeit war wie im Flug vergangen. „Wir hatten keine Zeit für einen Probelauf, aber wird schon schief gehen,“ verkündete Veemon fröhlich und nahm einige Justierungen vor. Murphy verzog bei den Worte nur das Gesicht, weckten solche Worte doch unangenehme Erinnerungen. Viele der Digiritter hatten sich versammelt um dem Ereignis beizuwohnen. Murphys Versuch, Alex zu erklären, dass es mit ihnen beiden nichts werden konnte, war nur bedingt von Erfolg gekrönt gewesen. Jedenfalls hatte sie sich danach in Ambers Arme geflüchtet und sah Murphy nun nur mit traurigen Augen an. Murphy wurde leicht flau. Veemon zählte langsam von zehn abwärts und die Maschine erwachte summend zum Leben. Noch einmal ließ der junge Admirabili den Blick schweifen, während er sich langsam aufzulösen begann. Gio, der sich im Hintergrund gehalten hatte, hob eine Hand, wie als wolle er noch einmal winken, und über einem seiner Finger erschien ein kleiner leuchtend roter Feuerball. Er grinste Murphy wissend an, bevor dieser zurück in seine Dimension geschleudert wurde. Fassungslos landete Murphy auf einem Hausdach. (Wird Fortgesetzt im RPG - Digimon Data Crystals. Vielen Dank fürs lesen. ^^ ) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)