Mission Insanity von Fujouri (Wenn einfach alles schief läuft... [Bya x Ren]) ================================================================================ Mission Three: Wake up from this nightmare ------------------------------------------ Hello^^ Tja, der Titel des Kapitels gibt wenig Aufschluss, doch wer sich an einen bestimmten Satz Byakuyas im zweiten Kapitel erinnern kann, könnte evtl. erahnen, was nun kommt. xD Es wird jedenfalls noch skurriler, noch wahnsinniger, noch… OoC-haltiger -__- Und Renji ist in diesem Kapitel wohl das größte Opfer. ;D Das Kapitel ist - wie ich finde - das bisher beste/ lustigste/ sinnloseste... Uuund, noch viel wichtiger: es ist gewidmet. Ich hoffe, es gefällt dir. :D Viel Spaß! --- Seine Ehre… dahingeschwunden. Sein Stolz… kaltblütig ermordet. Seine Autorität… in sich zusammengefallen. Er selbst… bis aufs Letzte gedemütigt. Und wem hatte er diese endlose Schmach zu verdanken? Ganz genau. Sich selbst! Einzig und allein sich selbst! Wie sollte er sich nach alldem noch trauen, einen seiner adligen Füße vor die Tür zu setzen? Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Warum hatte dieses Unglück überhaupt nur geschehen müssen? War Kuchiki Byakuya wirklich derart vom Pech verfolgt? Dieses verdammte Balg von Aushilfsshinigami… Niemals würde das Oberhaupt sein schmutziges, fieses Lachen, als er von dem hoffnungslos bewahrt versuchten Geheimnis erfahren hatte, vergessen können. Noch immer hallte es in seinen Ohren wider, und so sehr er die schmerzende Tatsache, dass nun jegliche Wahrheiten ans Tageslicht getreten waren, auch verdrängen wollte, gelang es ihm einfach nicht. Er würde zum Gespött Seireiteis… Nein, sogar der ganzen Soul Society werden! Er, der unglaubliche, verdammt adlige, große, starke, unbezwingbare, perfekte Kuchiki Byakuya! Und das alles nur, weil er es ausnahmsweise mal nicht geschafft hatte, seine Wut zu unterdrücken… Das war das erste und zugleich das letzte Mal gewesen; das schwor er sich! Die Nacht war bereits in die Stadt Karakura hereingebrochen und die beiden Shinigamis auf Mission beschlossen, die Suche für heute aufzugeben. Wegen des Zwischenvorfalles mit den Menos waren beide fix und fertig und brauchten dringend eine Auszeit. Nicht zu vergessen, dass Byakuya wegen des preisgegebenen Geheimnisses noch immer sehr angeschlagen und demnach mehr als nur schlecht gelaunt war. Und das würde Renji noch früh genug zu spüren bekommen… Schweigend liefen die beiden nebeneinander her; niemand hatte dem anderen etwas zu sagen. Als sie schließlich das Hotel betraten und der Schwarzhaarige den Schlüssel ins Schloss steckte, warf er seinem Begleiter einen scharfen Blick von der Seite zu und brach die erdrückende Stille mit folgenden Worten: „Wie gesagt, höre ich dich diese Nacht nur einmal schnarchen, wirst du dir eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen müssen.“ Die Worte drangen wie spitze Nadeln in seine Gehörgänge und lösten dort ein äußerst unangenehmes Gefühl aus. Verdammt, was zur… Der Abarai hatte absolut nicht damit gerechnet, dass sein Taichou noch immer daran dachte! Er hatte sich erhofft (und auch erwartet), er hätte es - allein wegen des ganzen heutigen Chaos - völlig vergessen. Doch dem war nicht so. Auch wenn sein Kommandant sich seit dem Vorfall mit dem Hollow charakteristisch deutlich verändert hatte, so würde sein gutes Gedächtnis dennoch nicht von seiner Seite weichen - in dem Fall zum klaren Nachteil Renjis. „Wird schon nicht vorkommen, Taichou“, erwiderte dieser versichernd, obwohl er sich seiner eigenen Worte alles andere als sicher war. Seit wann konnte man eine Angewohnheit wie Schnarchen denn kontrollieren? Sowas war doch unmöglich! Jetzt konnte er nur darauf hoffen, dass eben jene Angewohnheit heute eine Ausnahme machen und nicht aus seinem Munde heraus in die empfindlichen Ohren des anderen dringen… oder dass Byakuya es schlicht und einfach nicht mitbekommen würde, sofern Letzteres bei derartiger Penibilität überhaupt möglich war. „Das will ich doch für dich hoffen“, gab der Ältere nur drohend von sich, und als sie das Zimmer betreten hatten, legte Renji als erstes den schweren Rucksack oder - wie er ihn neuerdings in Gedanken bezeichnete - das Beautyequipment seines Taichous ab. Danach griff er nach seinem Yukata und verschwand rasch ins Bad, bevor der Kuchiki es ein weiteres Mal für mehrere Stunden besetzen würde. Dieser begann sich nun im Zimmer umzuziehen, und nachdem das Bad wieder frei geworden war und er es daraufhin betreten hatte, verging tatsächlich noch einmal mindestens eine Stunde, bis er mit all seinen überflüssigen Schönheitsritualen fertig gewesen war und sich in das Bett mit ‚der harten, kratzigen Matratze, dem schlecht gefütterten Kissen und der unangenehm herb riechenden Decke‘ gelegt hatte. Derweilen hatte es sich der Rotschopf auf dem Boden ‚bequem‘ gemacht und schlief mit der Hoffnung, Byakuya hätte die Drohung wegen des Schnarchens doch nicht ganz so ernst gemeint, ein… …und wurde durch einen ungemein festen Schlag gegen den Hinterkopf mehr als unsanft wieder geweckt. „Aua… Was…?“ Verwirrt rieb er sich die schmerzende Stelle und suchte mit den müden Augen nach dem, der für sein Erwachen verantwortlich war. Es dauerte nicht lange, bis er die von ihm bereits verdächtigte Person erspähte, die mit geballten Fäusten und einem tödlichen Blick direkt vor ihm stand. „Ich hatte dich gewarnt, Renji“, drang eine Stimme, kälter als die Antarktis und schärfer als eine Rasierklinge, in seine Ohren, und obwohl er bis eben noch geschlafen hatte, verstand der Angesprochene sofort, um was es gerade ging. „Taichou, ich…“, setzte er, halb schlaftrunken, halb fassungslos an, doch wurde es ihm nicht gewährleistet, weiterzusprechen. „Es gibt nichts, für das du dich rechtfertigen kannst. Geh, Renji!“ …Und er hatte gedacht, der Alptraum bestand darin, sieben Tage lang mit seinem wahnsinnig gewordenen Kommandanten die Straßen Karakuras unsicher zu machen, doch der eigentliche würde anscheinend erst jetzt beginnen. Unsicher blickte er seinen Vorgesetzten an und erhoffte sich, das ganze würde doch nur ein überaus schlechter Scherz sein. „Aber wo soll ich denn hin?“ Darauf gab es für den Kuchiki nur eine Antwort: „Ist mir egal. Hauptsache, du gehst mir aus den Augen.“ Er meinte wohl viel eher ‚aus den Ohren‘, doch Renji hielt es für besser, jetzt die Klappe zu halten und den hundsgemeinen Befehl zu befolgen, für den er Byakuya am liebsten krankenhausreif geschlagen hätte. Doch irgendwie schlich sich der Gedanke ein, dass dieser dasselbe mit ihm machen würde, würde er keinen Gehorsam leisten. Widerwillig stand er also auf, blickte sich flüchtig im Zimmer um, und als ihm klar wurde, dass er ohnehin nichts besaß, was er hätte mitnehmen können, ging er zielsicheren Schrittes in Richtung Tür, öffnete sie und verlor noch ein letztes, recht zynisch klingendes „Gute Nacht, Kuchiki-Taichou!“ an den Adligen, bevor er sie hinter sich zumachte (in seiner Wut hätte er sie nur liebend gern zugeknallt, und zwar mit solcher Kraft, dass sie aus der Halterung geflogen wäre, doch konnte er sich noch gerade so beherrschen, davon abzusehen). Byakuya stieß einen teils entnervten, teils zufriedenen Seufzer aus und war darüber froh, endlich seine Ruhe zu haben (die er für seinen Schönheitsschlaf auch dringend benötigte!). Schweigend begab er sich zurück ins Bett und fand den Schlaf der Gerechten schnell wieder. „Verdammt, verdammt, gottverdammte Scheiße!!“ Außer sich vor Wut, holte Renji aus und trat mit voller Wucht gegen den Mast einer Straßenlaterne, deren Licht sofort darauf erlisch und die sich an der Stelle, gegen die er getreten hatte, stark verbog. Gleichzeitig überkam ihn ein schrecklicher Schmerz, der vom Fuß durch jegliche Sehnen des Beines fuhr, und als er einen Blick darauf warf, musste er zum Beitrag jeglicher noch bevorstehender Alpträume, die diese verdammte Mission zu bieten hatte, feststellen, dass er vor lauter Zorn und Hektik völlig vergessen hatte, sich umzuziehen! Jetzt stand er hier, mitten in der Nacht auf der Hauptstraße einer kleinen Stadt, mit nichts weiter als einem weißen Yukata bekleidet. Nicht einmal Schuhe trug er, was die starken Schmerzen am Fuß erklärte. Alles in allem sah er aus wie ein geisteskranker Freak, der gerade aus einer Irrenanstalt ausgebrochen war und seine Aggressionen an einer armen Straßenlaterne ausließ, die doch nichts für all sein Pech konnte... Mürrisch stampfte er durch die verlassenen Straßen und sah sich demotiviert nach einem anderen Hotel um - die Zimmer der Übernachtungsstädte, aus der er von Byakuya rausgeschmissen worden war, waren schließlich alle besetzt -, und so blieb ihm nichts anderes übrig… Wobei… Nein, was dachte er da eigentlich? Natürlich bot sich noch eine andere Möglichkeit! Und diese nannte sich Ichigo! Nun doch mit einem winzigen Hoffnungsschimmer, der sich in seinen nussbraunen Augen widerspiegelte, suchte er die Klinik Kurosaki auf, und glücklicherweise konnte er sich durch seinen letzten Besuch in der realen Welt noch daran erinnern, wo sie sich befand. Es dauerte nicht lange, da hatte er das kleine Haus erreicht, das die hell leuchtende Pforte aus den abgrundtiefen Alpträumen darstellte, aus denen er anscheinend endlich zu fliehen vermochte. Selbstsicher lief er auf das Gebäude zu und klopfte an die Haustür… Klopfte an die Haustür… Er klopfte… Moment, hatte er gerade etwa an die Haustür geklopft?! Um eine solche Uhrzeit? Was wäre, wenn Ichigos irrsinniger Vater aufwachen und ihm öffnen würde? Verdammt, wie hatte er nur so blöd sein können?! Hätte er stattdessen doch einfach gegen das Fenster in Ichigos Zimmer geklopft, dann wäre mit Sicherheit alles gut gegangen… Jetzt konnte er nur darauf hoffen, dass ihn niemand gehört hatte. Und weil das Schicksal in letzter Zeit ein dreckiges Arschloch war, blieb diese Hoffnung natürlich aus… „Wer zur Hölle kommt uns um diese Uhrzeit besuchen?“, ertönte eine raue Männerstimme, und gleich darauf konnte Renji das Quietschen eines Fensters hören, das jetzt geöffnet wurde. Alles, was danach geschah, ereignete sich ziemlich schnell. Ein wildgewordener, unrasierter Mann mittleren Alters in T-Shirt und Pyjamahose sprang aus dem Fenster des ersten Stocks, das sich über der Haustür befand, und holte mit seinem Bein nach einem Tritt aus, begleitet von einem lauten, angsteinflößenden Schrei. Der Rotschopf wich dem Angriff aus, und die Fassungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben - mit solch einem Empfang hatte er nun wirklich nicht gerechnet! „Ein Irrer! Ein Irrer!“, brüllte Isshin in die stille Nacht hinaus und begab sich in eine karateähnliche Angriffsstellung, wegen der Renji unweigerlich einige Schritte zurückwich. „Ich bin kein Irrer, ich bin ein Freund von Ichigo!“, gab er seine Identität preis, doch der Angesprochene meinte es besser wissen zu müssen: „Ha, welcher normale Mensch erscheint um zwei Uhr nachts mit nichts weiter als einem Yukata bekleidet vor einer örtlichen Klinik?!“ Bevor er die Frage beantworten konnte, war der Familienvater bereits wieder in die Offensive gegangen und hatte zu einem Schlag ausgeholt, dem der Fukutaichou erneut auswich und sich darum bemühte, nicht selbst die Beherrschung zu verlieren und diesem verrücktgewordenen Freak derartige Manieren beizubringen, dass er sich in seine Klinik selbst einliefern lassen könnte. „Jetzt hören Sie doch einen Mome -“ Nein, es hatte keinen Sinn; mit diesem Mann war einfach nicht zu reden. Er schien felsenfest davon überzeugt zu sein, dass es sich bei Renji um einen Irren handelte, obwohl dieser Begriff doch eigentlich viel eher auf ihn zutraf. Mordlustig holte er zu weiteren Angriffen aus, und da der Rotschopf sich keinen Ärger einhandeln wollte, fällte er die weise Entscheidung, die Flucht zu ergreifen… „Was, Kuchiki Byakuya sitzt in einem Gigai fest?“ „Ha, dass ich nicht lache! Dass gerade dem sowas passiert, hätte ich ja nicht gedacht.“ „Hey, Kuchiki-Taichou, wie fühlt es sich an, in einem Menschenkörper festzustecken?“ „Wie kann man nur so dumm sein, auf den Trick eines lächerlichen Hollows reinzufallen?“ „Sie sind eine Schande für die Gotei 13!“ „Ein Schandfleck für die Soul Society!“ „Sie haben den Titel ‚Taichou‘ gar nicht verdient!“ „Hauen Sie ab in die Menschenwelt, da gehören Sie ja jetzt eindeutig besser hin!“ „Unfähig! Blamabel! Nutzlos!“ „Unfähig… Blamabel… Nutzlos…“ Als hätte ihn der Teufel höchstpersönlich in den Träumen heimgesucht, riss Byakuya schlagartig die von Schock geprägten Augen auf, und gleich darauf setzte er sich konfus auf. Seine Hände hatte er so feste in ‚die Decke mit dem herben Geruch‘ gekrallt, dass sich die Knöchel deutlich durch die dünne Haut zeichneten, und sein Gesicht war ebenso kreidebleich, wie es schweißgebadet war. Seine Brust hob und senkte sich ungleichmäßig; nur langsam regulierte sich seine Atmung, und erst dann gelang es ihm, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Also, wenn das mal kein rekordverdächtiger Alptraum gewesen war…! Und das Schlimmste an der ganzen Sache war: der Traum hatte ihm letztendlich nur die nahe bevorstehende, schmerzhaft wahre und unwiderrufliche Zukunft vorhergesagt! Noch immer konnte er die hasserfüllten Augenpaare auf sich gerichtet spüren sowie diverse weit ausgestreckte Zeigefinger, die allesamt auf ihn zeigten, begleitet von einem kalten, abwertenden, schallenden Gelächter, das aus den Mündern ganz Soul Society drang. Nein, das alles war eine Verschwörung! Eine Verschwörung gegen ihn und das Pech, das ihn schon seit zwei grauenhaft langen Tagen verfolgte! Eine Verschwörung, aus der er keinen Ausweg sah… Außer die restlichen fünf Tage, die der Fluch noch andauern würde, einigermaßen heil zu überstehen… Oder zumindest lebendig aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen! Mit leicht verkrampftem Gesicht griff er sich an die Schläfen. Na ganz toll. Jetzt hatte er sich schon die Mühe gemacht und den - wie er gedacht hatte - einzigen Störfaktor, auch schnarchender Fukutaichou genannt, aus dem Zimmer geschmissen und trotzdem konnte er keine Ruhe finden. Musste in dieser verdammten Menschenwelt denn wirklich alles schief laufen?! Genervt seufzend ließ er sich zurück aufs ‚schlecht gefütterte Kissen‘ fallen und legte den Arm über sein blasses Antlitz, in der Hoffnung, heute doch noch zu einem erholsamen Schlaf zu kommen. Und dann, nach der Erkenntnis, wie dermaßen beschissen es ihm momentan ging, tröstete er sich mit dem Gedanken, dass es gewiss noch jemanden gab, der noch viel ärmer als er dran war. Und ganz genau dieser Jemand... ...lehnte gerade an einer mit Moos bewachsenen, steinernen Mauer und rang gierig nach kostbarer Luft, nachdem er einen weltrekordverdächtigen Marathonsprint an den Tag (naja, eigentlich viel eher an die Nacht) gelegt hatte, um Ichigos wild gewordenem Vater ein für allemal zu entkommen - dieser geistesgestörte Freak hatte ihn doch tatsächlich mit einer beängstigend teuflischen Geschwindigkeit durch die halbe Stadt gejagt und schien darauf aus gewesen zu sein, ihn verdammt nochmal umzubringen! Wie konnte der Fünfzehnjährige es nur tagtäglich mit diesem Kerl zusammen unter einem Dach aushalten...? Noch immer außer Atem, richtete Renji sich auf, fuhr mit schweißnassen Händen durch sein langes, florentinerrotes Haar und fing dabei ein paar Schweißperlen auf, die sich an Stirn und Schläfen gebildet hatten. Das alles durfte nicht wahr sein... Er hatte Byakuya nun wirklich noch nie als eine sympathische Persönlichkeit eingestuft, doch dass er zu Derartigem fähig war, hätte er sich nie erträumen lassen. Würde er seiner grenzenlosen Wut, die sein Blut in den Adern zum Brodeln brachte, folgen, würde er geradewegs in Richtung Hotel stampfen und seinem Taichou gehörig die berechtigte Meinung geigen... Oder ihn aus dem Bett zerren und Zabimarus Zähne an ihm polieren... Nein, noch besser: Ihn fesseln und vor seinen Augen den gottverdammten Rucksack (das Beautyequipment), wegen dem er bald noch immense Rückenprobleme bekäme, in Brand stecken, bis der Kuchiki um Gnade winseln würde! Wenn es doch nur so einfach wäre, solch herrlich berauschenden sadistischen Gedanken auszuleben... Nur leider blieb ihm das in seiner Position verwehrt (eigentlich blieb ihm das in jeglichen Positionen verwehrt...). Nachdem er sich endlich wieder einigermaßen gesammelt hatte, stieß er sich von der Mauer ab und setzte seinen ziellosen Weg, der in Anbetracht der bestehenden Pechsträhne eigentlich nur ins zielsichere Verderben führen konnte, fort und beschloss, aus der unglücklichen Situation zumindest einen Vorteil zu schöpfen, indem er weiter nach dem Spion suchen würde. Zwar begann er mittlerweile anzunehmen, dass General Yamamoto sich geirrt hatte und es in Wahrheit überhaupt keinen Übeltäter in dieser Stadt gab, doch Mission war Mission - und als Shinigami hatte er diese widerstandslos zu erfüllen. Also setzte er seinen barfüßigen Weg fort, während sein Kommandant ungefähr siebenhundert Meter von ihm entfernt im Bett lag und... ...sich unruhig auf der ‚harten, unbequemen Matratze‘ hin- und her wälzte, darauf hoffend, dadurch irgendwann in eine halbwegs beschlafbare Position zu gelangen - doch der Erfolg blieb aus. Genervt warf er einen Blick auf die Digitaluhr, die auf dem Nachttisch stand und ihm eine rot leuchtende Zahl anzeigte, wegen der er dieses verdammte Teil am liebsten in die nächstgelegene Ecke gepfeffert hätte. 03:24 AM ...Hoffnungslosigkeit vom Feinsten. Dies war einer der wenigen Momente in seinem Leben, in denen er sich dem hitzköpfigen, ärmlichen Niveau seines Vizekommandanten angleichen und von verdorbenem Herzen gern alles im Umkreis von zwanzig(...tausend) Metern in Schutt und Asche legen würde. Doch da weder Rationalität noch Stolz (sofern von diesem überhaupt noch etwas übrig war) mit einem solchen Verhalten harmonierten, entschied er sich stattdessen, es bei einem genervten Seufzen zu belassen und die Augen ein weiteres Mal zu schließen. ...Und weiterhin dominierte die Schlaflosigkeit. Es war doch sonst nicht seine Art, nicht zur Ruhe kommen zu können, weshalb ihn die ganze Sache nur noch mehr nervte. Hatte die Menschenwelt wirklich einen so schlechten Einfluss auf ihn, dass sie ihm sogar den Schlaf verwehrte? Oder lag es doch an etwas anderem...? Urplötzlich brach ein lauter Donnerschlag hernieder und gleich darauf zerriss ein blendend weißer Blitz den schwarzen Himmel. Es dauerte nicht lange, da begannen die Wolken sich über der kleinen Stadt zu ergießen; erst vernahm der Kuchiki ein leises Plätschern, dann ein lautes Prasseln der Regentropfen, die den Boden in Wasser tränkten. Ein heulender Wind polterte durch das Laub der Blätter und ließ den Vorhang in Zimmer 069 - diese Zahl war aber auch so grotesk! - einen wilden Tanz aufführen. Byakuya erhob sich nach kurzem Zögern vom Bett, lief ans Fenster und warf einen Blick nach draußen. Was für ein mieses Wetter... Und dann auch noch mitten im Sommer! Sowas konnte aber auch nur in dieser verdammten Menschenwelt passieren, eindeutig! ...Und dann schoss ihm, begleitet von einem weiteren grollenden Donnerschlag, sein Vize in den Sinn. Sein Vize, den er vor einigen Stunden mit einem festen Schlag auf den Hinterkopf geweckt und daraufhin kompromisslos raus auf die Straße geschmissen hatte. Der jetzt wahrscheinlich von dem miesen Wetter überrumpelt worden war und verzweifelt nach einer Stelle suchte, bei der er sich unterstellen und vor dem Regen schützen konnte. Der nun barfuß und nass wie ein begossener Pudel durch die dunklen, verlassenen Straßen irrte... ...und dessen Wut über seinen Kommandanten stetig wuchs und wuchs. Gut, der Adlige hatte ja nicht erahnen können, dass das Wetter schlagartig eine solche Wendung nehmen würde, doch das spielte jetzt keine Rolle. Renji war nass. Ihm war kalt. Er hatte, verdammt noch mal, nichts weiter als einen weißen, in Regenwasser getränkten Yukata an! Und er hatte in diesem bescheuerten Kaff namens Karakura noch nicht einmal eine Brücke entdeckt, unter der er notfalls übernachten konnte, ohne am nächsten Morgen ein größeres Aufsehen bei den Bewohnern zu erregen. Nein, warum musste alles in letzter Zeit nur so dermaßen scheiße laufen?! Wann würde dieser Alptraum endlich ein Ende nehmen? Demotiviert und mit den Nerven völlig am Ende, schlurfte der Abarai durch das Dreckswetter und verließ geistesabwesend die Hauptstraße, indem er in eine schmale, dunkle Gasse einbog. Diese weiter entlanglaufend, musste er feststellen, dass sie gar nicht so dunkel war wie anfangs angenommen. Je weiter er ging, desto mehr Gebäuden, in denen Licht brannte, begegneten ihm, und bald darauf erblickten seine müden Augen die hell strahlende Pforte aus dem schier endlosen Weg jeglicher Alpträume, in die er die letzten Tage geraten war. Ein grelles, rot aufleuchtendes Schild, auf dem er Folgendes las: ❤ Hotel ❤ ...Falls es so etwas wie einen Gott tatsächlich geben sollte, dann hatte er soeben Renjis mitleiderregende Gebete erhört. Der Weg aus dem Alptraum... Durch die Pforte des Lichts - auch Schlaf genannt. Als er sein Glück endlich realisierte, blitzten seine braunen Augen lebhaft auf, und mit einem dezenten Lächeln auf den Lippen (ein Wunder, dass es ihm in einem derartigen Zustand überhaupt möglich war, zu lächeln...) lief er sicheren Schrittes auf das - seiner Ansicht nach - heilige Gebäude zu und betrat es durch die - was sehr verwunderlich war - offen stehende Tür. Drinnen kam ihm ein angenehm süßlicher Duft unter die Nase, und bevor er auch nur in Erwägung ziehen konnte, nach der Rezeption Ausschau zu halten, legten sich urplötzlich die Arme zweier Personen um seine Hüfte und Taille. Erschrocken wandte er sich um und erblickte vor sich zwei knapp bekleidete Frauen, die ihm ein nicht deutbares Lächeln schenkten. „Na, Süßer, so spät noch unterwegs?“, fragte ihn die eine Frau, die, als er genauer hinsah, viel eher wie ein junges Mädchen aussah. „Willst du nicht ein wenig hier bleiben?“, glitt es der anderen über die vollen Lippen, und Renji verstand die Welt nicht mehr. Was zur Hölle wollten diese Weiber von ihm?! „Ähhm...“, setzte er schließlich an, „...Eigentlich wollte ich hier gerne übernachten... Das ist doch ein Hotel, oder?“ Das eine Mädchen, das übrigens blonde lange Haare und eine Oberweite hatte, die der Orihimes Konkurrenz machen könnte, begann zu kichern und hielt sich, um es zu unterdrücken, die zierliche Hand vor den Mund. „Ja, das ist ein Hotel, steht doch auch am Eingangsschild!“, beantwortete sie seine Frage und hakte sich bei ihm ein. Der Abarai warf ihr nur einen äußerst verwirrten Blick zu, ließ sich aber auf die Geste ein und interpretierte sie als ‚eine ganz besondere Art von Gastfreundschaft‘. Die andere Dame, die deutlich älter als die Blonde aussah, warf dieser einen scharfen Blick zu und fragte, mit einem Hauch Ärgernis: „Willst du ihn etwa für dich alleine haben?!“ „Was denkst du denn?“, sprach das Mädchen und begann daraufhin zu lachen. „Wer will schon eine alte Schachtel wie dich?!“ Triumphierend stolzierte sie, Renji mit sich schleifend, an der Älteren vorbei, bevor diese etwas auf die provokante Bemerkung hatte entgegnen können. Der Rothaarige empfand dieses Gespräch als äußerst seltsam und unschlüssig, vergaß es aber schnell wieder und ließ sich von der Blonden eine Wendeltreppe entlang nach oben führen, bis sie in einem Flur ankamen, der zu verschiedenen Zimmertüren führte - wie in einem Hotel! „Sie müssen mich nicht begleiten, es hätte doch gereicht, wenn Sie mir einfach die Schlüssel gegeben hätten...“ Die Angesprochene sah ihn betroffen an: „Warum siezt du mich denn? So alt bin ich nun wirklich nicht!“ Schnell wieder ihr sympathisches Lächeln findend, fragte sie hinzufügend: „Und, wie heißt du denn?“ Irritiert starrte er das Mädchen an und zögerte einen Moment lang. Warum wollte sie denn seinen Namen wissen? Und warum duzte sie ihn die ganze Zeit und redete über solch seltsame Sachen? Das alles kam ihm langsam aber sicher mehr als spanisch vor... Doch das war letztendlich egal. Jetzt hatte er immerhin eine Übernachtungsstätte gefunden, die ihn aus dem Alptraum erlösen würde - er hatte überhaupt nicht das Recht, sich zu beschweren! Er sollte sein Glück zu schätzen wissen und es mit ausgebreiteten Armen empfangen, statt unnötig zimperlich zu sein. „Renji“, antwortete er also, und bevor er sie aus Höflichkeitsgründen nach ihrem Namen fragen konnte, hatte sie darauf bereits „Renji? Oh, was für ein süßer Name! Du bist bestimmt nicht von hier, oder? Mein Name ist Misaki!“ entgegnet und ihn währenddessen zu einer Tür dirigiert, welche sie öffnete und... ..., einen Schirm schützend über sein verdammt adliges Haupt haltend, durch das Dreckwetter die dunkle Hauptstraße entlang stampfte, um nach seinem vermaledeiten Vizekommandanten zu suchen, der spurlos verschwunden war. Nein, er hasste sich jetzt schon dafür, entschieden zu haben, einen Fuß nach draußen zu setzen und sein elendes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Würde er nicht unter permanenter Schlaflosigkeit leiden, hätte er diese Idee niemals auch nur in Erwägung gezogen! Doch die gesamte lange Nacht über, kein Auge zubekommend, in diesem widerwärtigen Bett zu liegen und sich ungewollte, verdrängungswürdige Sorgen um diese wandelnde Unfähigkeit namens Renji zu machen, lag auch alles andere als in seinem Interesse. Wenn es doch nur nicht wie aus Eimern schütten würde. Wenn der Rotschopf doch nur nicht in einem lächerlich auffälligen Yukata in der Öffentlichkeit herumspazieren würde. Wenn er doch nur nicht seine modifizierte Seele vergessen hätte, mitzunehmen. Wenn Byakuya, verdammt noch mal, doch einfach eingeschlafen und erst bei Morgengrauen wieder erwacht wäre! Dann würde er sich diese Schmach jetzt nicht antun... Nein, niemals. Genervt und an einem Sucherfolg zweifelnd, entschloss er, die Hauptstraße zu verlassen und ein paar Seitengassen abzupassieren - Renji wirkte wie ein streunender Straßenköter, und streunende Straßenköter kamen immer vom richtigen Weg ab und schlugen stattdessen solche ein, in denen es vor Gefahren nur so wimmelte. Das alles war natürlich reine Spekulation und ein seltsames Resultat aus den nichtvorhandenen Detektivfähigkeiten des Kuchikis, doch reichte es aus, um die Bestätigung seiner Annahme zu ersuchen und einen Weg, der seitlich der Hauptstraße lag, einzuschlagen, in dem er... ...nichts weiter als einen pervers roten Teppich, eine ebenso pervers rote Tapete, die stellenweise Risse aufwies, und ein pervers rot bezogenes Bett an der gegenüberliegenden Wand des winzigen Raumes vorfand. „Ähm... I-ist das mein Zimmer?“ Langsam bekam der Abarai es mit der Unsicherheit zu tun. War das wirklich die Pforte aus dem Alptraum hinaus ins Glück...? Misaki, die die Tür hinter sich schloss, setzte erneut eines ihrer zuckersüßen Lächeln auf, das allerdings nur noch mehr zu Renjis über dem Kopf herum schwebenden Fragezeichen beitrug. „Du bist echt seltsam...“, bemerkte sie, ohne dabei seine ihr lächerlich erscheinende Frage zu beantworten. Der Rotschopf blieb an einem Fleck wie bestellt und nicht abgeholt stehen, starrte das Mädchen nur unwissend an und wartete darauf, dass sie verschwinden würde, damit er sich endlich seinen lang ersehnten Schlaf holen konnte. Doch - irgendwie hatte er es wegen seiner Pechsträhne ja schon fast erwartet - geschah dies nicht, und... ...je weiter er ging, desto mehr grelle Lichter erfüllten das Dunkel der Nacht. In was für einem Drecksloch war er denn hier gelandet? Eine schmutzige Straße, versiffte Häuser, der Uhrzeit entsprechend unfassbar viele Menschen, die anscheinend noch wach waren, da in den meisten Gebäuden Licht brannte und er aus diversen offenstehenden Fenstern leises Geschwätz vernehmen konnte. Würde er hier Erfolg haben? ...Natürlich würde er das. Das hier war der perfekte Ort für einen hoffnungslosen Fall wie Renji, der sich nur hierher verirren und aufgrund seines mangelnden Orientierungssinns so schnell auch nicht mehr aus dieser ‚bescheidenen Gasse‘ herausfinden könnte. Erneut rief Byakuya seine nichtvorhandenen Detektivfähigkeiten auf und versuchte sich in die Lage seines Fukutaichous zu versetzen. Er war nass. Ihm war kalt. Er war mit nichts weiter als einem weißen, in Regenwasser getränkten Yukata bekleidet. Und er war von seinem Kommandanten kompromisslos aus dem Zimmer geschmissen worden. Er war müde. Er wollte schlafen... Einfach nur schlafen. Egal, wo. Ob unter einer Brücke, in irgendeiner modrigen Ecke oder... Der Adlige sah sich aufmerksam um, in der Hoffnung, eine Antwort auf seine Frage zu bekommen... Und tatsächlich fand er diese auch, ohne sonderlich lange danach gespürt zu haben. Sie erstreckte sich ungefähr fünf Meter von ihm entfernt, circa sieben Meter über seinem Haupt angebracht, in Form eines pervers rot aufleuchtenden und seine verdammt adligen Augen blendenden Schildes, das schier unmöglich zu übersehen war: ❤ Hotel ❤ Jetzt doch erfolgsbewusst und zielsicher schritt er auf das heruntergekommene Gebäude zu, betrat es durch die offene Tür hindurch und... ...statt ihm endlich die ersehnte Ruhe zu gönnen, kam sie ihm näher, während sie ein geheimnisvolles Lächeln aufsetzte, und ihre großen, grünblaugrau-irgendwas-farbigen Augen glänzten in dem gedämpften Licht wie ein kleiner Kristall. Ohne ein Wort zu sagen, starrte sie ihn gebannt an und legte ihre zarten Hände auf seine vom Regenwasser nasse Brust. Erschrocken wegen der seltsamen Geste, wich der Abarai einen Schritt zurück und sah sein Gegenüber verständnislos an. „W-was wollen S... willst du denn noch?“, wollte er zögerlich wissen, und jetzt war Misaki es, die ungläubig dreinblickte: „Ja wie, was will ich hier noch? Das weißt du doch ganz genau, wozu bist du sonst hierhergekommen?“ Natürlich wusste er ganz genau, warum er hierhergekommen war! Um zu schlafen! Verdammt nochmal einfach nur um zu schlafen! Was war denn daran so schwer zu kapieren? War dieses Mädchen dümmer als Stroh oder gehörte das hier etwa zu der ‚ganz besonderen Gastfreundschaft‘ dieses Hauses (was nun wirklich nichts mehr mit Gastfreundschaft zu tun hatte - viel eher mit Penetranz und Aufdringlichkeit!) ? Gerade wollte Renji auf die ungemein blöde Frage Antwort geben, da... ...stampfte Byakuya unaufhaltbar in das Haus und sah sich aufmerksam nach seinem Vize um. Doch statt diesem zu begegnen, fand er sich in einem großen Raum voller Sitzgelegenheiten wieder, die auch alle als solche genutzt wurden. Zahlreiche Mädchen und Frauen in viel zu eng liegenden Tops und gefährlich knappen Miniröcken stolzierten durch die Gegend, während andere in größerer Anzahl auf Kanapees saßen und einen einzigen Mann umringten, dem dies sichtlich gefiel. Der Raum selbst war in ein widerlich romantisches Licht getränkt und von einem ekelhaft süßlichen Duft umgeben, wegen dessen sich die Nackenhaare des Kuchikis aufrichteten. Oh, verdammt... Langsam begann er zu begreifen, an was für einem Ort er gelandet war... Und die Tatsache, dass Renji - so verriet es ihm zumindest sein Gespür - sich ebenfalls hier aufhielt, bereitete ihm nur noch mehr Kopfzerbrechen. Doch blieb ihm nicht viel Zeit zum Nachdenken, weil... ...diese gottverdammte Tusse ihm gerade seinen ersten Kuss stahl! Ohne einen winzigen Funken Hemmungen, hatte sie einfach ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ihre Lippen auf die seinen gelegt. Nein, all das davor war nur ein lächerliches Vorspiel gewesen; jetzt erst würde der wahre Alptraum beginnen! Wie angewurzelt stand er da, ein lästiges, pubertäres Mädchen wie eine Klette an Lippen und Hals hängend, und eine Mischung aus Ekel, Wut, Hass und Selbstmitleid bahnten sich gerade einen Weg durch seine Gehirnzellen. Zu allem Überfluss schob sie ihm fordernd die feuchte Zunge in den Mund und versuchte ihn dazu anzuregen, sich auf diesen widerwärtigen Mist einzulassen, doch Renji sah gar nicht ein, auch nur das Geringste zu erwidern. Stattdessen würde er am liebsten... ...diese nervenraubenden, sich selbst verkaufenden Huren mit Senbonzakura in tausend Stücke zerteilen, doch leider blieb ihm auch dieser Wunsch wegen des auf ihm lastenden Fluches verwehrt. „Hey, Süßer, was können wir für dich tun?“ Und eine dieser wandelnden HIV-Viren wagte es auch noch, sich wie ein dummes Äffchen an seinen Arm zu hängen und ihn aus großen, erwartungsvollen Augen anzusehen, als ob sie die Unschuld in Person wäre! Oh, wie sehr er die Menschenwelt hasste...! Statt auf ihre hirnrissige Frage einzugehen, zog er sich mit einem Ruck schweigend von ihr los, schritt auf die verdächtig aussehende Wendeltreppe zu und... ...brachte endlich den Mumm auf, seine wackelpuddinggleichenden Beine sowie das aus Schock und Verzweiflung resultierende Herzrasen zu ignorieren und Misaki von sich wegzustoßen. „Verdammt, was soll das?!“, fuhr er sie fassungslos an, „Hast du irgendwie ‘ne Schraube locker oder warum hast du das gerade gemacht?!“ Als verstünde sie die Welt nicht mehr, starrte die Angesprochene ihr Gegenüber aus großen Augen an. „Also... Wenn jemand ‘ne Schraube locker hat, dann ja wohl du...!“, brachte sie nach kurzem Zögern hervor und stemmte die Hände mürrisch in die Taille. Nein, das alles... ...hatte wenig Sinn. Bei so vielen Türen war es praktisch unmöglich, Renji möglichst schnell zu finden. Vor allem lag es fernab seines Interesses, jede Tür auf gut Glück zu öffnen und nachzusehen... Mit Sicherheit würden sich diverse Anblicke, die ihn hinter so manchen Türen erwarten würden, tief in sein Gehirn einbrennen und ihn lebenslänglich schädigen! Doch bevor er sich eine Lösung für dieses Problem ausdenken konnte... ...war der Abarai, Misaki einfach inmitten des Raumes stehen lassend, aus dem Zimmer gestürmt, hatte die Tür hinter sich zugeknallt und lief... ...geradewegs in Byakuya hinein! „...T-Taichou...?!“ „Was zur...?!“ Der Adlige wich einen Schritt zurück und begann den mitleidserregenden Mann vor seinen Augen genau zu mustern. Was er sah, war schockierend... Doch nicht verwundernd. Schließlich hatte er sich gedacht, dass Renji auf jegliche Hilfe angewiesen war. Zwar hatte er es hier mit einer Person zu tun, die ihre gesamte Kindheit in Inuzuri, einem der heruntergekommensten Bezirke, die Rukongai zu bieten hatte, verbracht hatte, doch konnte man diesen Ort nicht mit so manch dunklen Gassen der Menschenwelt vergleichen - das war nochmal ein völlig anderes Kaliber! „T-Taichou, ich...“, setzte der Abarai, als er den plötzlichen Situationswandel endlich realisierte, vorsichtig an, und mit einem Mal wuchs das Verlangen, sich für jegliche Ereignisse, die sich heute Nacht zugetragen hatten, zu rechtfertigen - vor allem für den krönenden Abschluss mit Misaki! Doch kam er nicht dazu, seinen Satz weiterzuführen, da der Schwarzhaarige zu sprechen ansetzte: „Wir gehen, Renji.“ Gleich darauf griff er nach Renjis Handgelenk und schleifte ihn in Richtung Ausgang des ‚Hotels‘. Ein paar der ‚Angestellten‘ waren zuerst im Begriff, sie am Verschwinden zu hindern, doch genügte ein einziger tödlicher Blick Byakuyas, um ihre Meinung schlagartig zu ändern und die beiden Männer ziehen zu lassen. Es hatte einige Minuten gedauert, bis die Shinigamis in Zimmer 069 angekommen waren und ihre chaotischen Gedanken so gut wie möglich geordnet hatten. Auf dem Weg zum Hotel hatte der Kuchiki nicht von dem Handgelenk des anderen abgelassen, den Schirm allerdings nur über sein Haupt gehalten und die gesamte Zeit über wie ein Toter vor sich hin geschwiegen. Der Tätowierte hatte sich diese stillschweigende Grobheit widerwillig gefallen lassen, einerseits, weil er sich ohnehin alles von seinem Kommandanten zu gefallen lassen hatte, und andererseits, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, sich zu fragen, wie der Adlige hatte wissen können, wo er sich aufgehalten und - vor allem - warum er überhaupt nach ihm gesucht hatte. Viel zu viele Fragen... Und ein maximaler Mangel an Antworten. Beide hatten sich bereits bettfertig gemacht, obwohl dies eigentlich wenig Sinn hatte, da die Nacht in wenigen Stunden enden und die am Horizont aufgehende Sonne den Tag anbrechen lassen würde. Der Rothaarige hielt sich wegen Erschöpfung und geistigem Todeszustand nicht mehr für fähig, sich um eine solche Uhrzeit noch unter die Dusche zu begeben und die Sünden, die die Alpträume ihm auf die Haut geheftet hatten, abzuwaschen. Stattdessen fuhr er sich, auf dem Boden sitzend und die Beine an den Körper gezogen, durch sein nasses rotes Haar und starrte gedankenverloren ins Leere. Auf einmal wurde er wieder zurück in die Realität geholt, als ihm ein großes weiches Handtuch über den Kopf gelegt wurde. Schnell stellte er fest, dass Byakuya dafür verantwortlich war. Dieser verschränkte die Arme vor seiner Brust und brach endlich das erdrückende Schweigen im Raum: „Trockne dir wenigstens die Haare ab.“ Er zögerte, überlegte anscheinend einen Augenblick. Und dann fügte er noch ein „Sonst erkältest du dich...“ hinzu, das er allerdings leise in sich hinein murmelte. Der Abarai sah schweigend zu seinem Kommandanten auf, der sich mittlerweile wieder abgewandt und auf die Bettkante gesetzt hatte. Ein dezentes, leicht schuldbewusst wirkendes Lächeln legte sich auf Renjis Lippen: „Danke...“ Und wieder trat ein längeres Schweigen ein. „...Taichou?“ Der Tätowierte hatte den Drang, noch irgendetwas sagen zu müssen. „Was ist?“ Die Augen hatte er auf den Boden gerichtet. Ein wenig nervös suchte er nach den passenden Worten. „Ich... Also... Tut mir Leid wegen allem.“ Der Angesprochene sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. „Was tut dir Leid?“ „Naja“, setzte der Abarai zögernd an, „Dass Sie sich wegen mir die Nacht um die Ohren geschlagen haben.“ Am liebsten hätte er noch „Und dass dieses Mädchen mich geküsst hat“ hinzugefügt, doch gleichzeitig überkam ihn der Gedanke, diesen Vorfall besser zu verschweigen. Byakuya seufzte entnervt: „Ich hatte entschieden, nach dir zu suchen, nicht du.“ Und da hatte sein Taichou auch verdammt recht. Eigentlich war er selbst an allem schuld gewesen. Er hatte seinen Vize wegen einer simplen Angewohnheit einfach vor die Tür gesetzt. Und er hatte sich auf eigene Faust die Mühe gemacht, den verbannten Jungen wieder zurück nach Hause zu bringen. Er sollte sich bei ihm entschuldigen und nicht umgekehrt! Doch warum sich noch großartig aufregen? Immerhin wurde dem Rotschopf (anscheinend) wieder gewährleistet, die Nacht hier zu verbringen, trotz seines Schnarchens. Und obwohl ihm die Frage, warum sein Kommandant sich die Mühe gemacht und nach ihm gesucht hatte, wie Feuer auf der Zunge brannte, wagte er nicht, sie zu stellen - irgendwie glaubte er, es sei besser, jetzt einfach mal die Klappe zu halten und sich mit dem winzigen Funken Glück im Unglück zufrieden zu geben. Doch bevor er das tat, stürzte er sich noch ein letztes Mal ins Risiko und stellte eine weniger persönliche Frage: „...Wie konnten Sie eigentlich wissen, wo ich mich aufhielt?“ Und zu seinem Erstaunen folgte darauf eine alles andere als unpersönliche Antwort: „Ich kenne dich nun mal sehr gut... Renji.“ Mögen die Alpträume ab sofort endlich ein Ende nehmen... Mission Three: Complete! (currently...) --- Puh, geschafft! Es tut mir leid, dass ich über einen ganzen Monat für dieses Kapitel gebraucht habe, aber ich hatte 1. viel für die Schule zu tun (Mathe und Bio, fuu! >< Siehe neuster Weblogeintrag) und 2. das unwiderrufliche Verlangen, was im D.Gray-Man-Fandom zu schreiben, weshalb ich das hier kurzzeitig in den Hintergrund gestellt habe (wer DGM kennt und mag, kann bei mir also auch gerne mal vorbeischauen ;D). Hier hab ich ein wenig mit der personalen Erzählperspektive herumexperimentiert und zwischen Renji und Byakuya hin- und hergewechselt... Hat ziemlich Spaß gemacht, war aber auch a little bit Brainfuck beim Schreiben. %D Joah... Dass Renji in nem Puff landet, hättet ihr nicht gedacht, oder? xD Ich wünschte, Kubo würde solche Szenen mal im Manga als Sidestory zeichnen. Ähm, Byakuya hatte natürlich nicht in Erwägung gezogen, dass Renji sich in nem Puff aufhält, weil er SO von ihm denkt (xD), sondern weil er Renji für naiv genug hält, auf dieses dumme Herzchen-Hotelschild reinzufallen. Äh, ja, dieses Kapitel hab ich sowohl in kreativen Phasen als auch Schreibblockaden geschrieben, deshalb springt der Schreibstil wohl auch abwechselnd von gut in schlecht. xD Freu‘ mich wie immer über Kommentare^^ Lg, Speculum Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)