Blut an meinen Händen von astala7 (Was bleibt, wenn nichts mehr da ist?) ================================================================================ Kapitel 11: Siegel ------------------ 11. Elftes Kapitel - Siegel Ein Geheimnis in dir ist zum Leben erwacht Du weißt es ist da, denn du spürst seine Kraft Es begleitet dich durch Raum und Zeit In eine neue fremde Welt Aus: „Flieg durch die Zeit“ Inu Yasha Opening ~Tesaki~ Rin erzählte ihm eine Menge. Das Meiste davon war belanglos, aber allein die Anwesenheit einer Person, die so ungezwungen mit ihm reden konnte, tat dem jungen Hanyou gut. Er hatte das Gefühl, dass das Mädchen mit ihrem Gerede ihre eigene Angst und Unsicherheit vertreiben wollte. Sie redeten nicht über Naraku und nicht über Sesshoumaru. Sie erwähnten mit keinem Wort, dass sie eigentlich aus feindlichen Lagern stammten. Tesaki wollte ihren Frieden nicht stören, obwohl er sie in gewisser Weise darum beneidete. Es war offensichtlich, dass sie sich Sorgen um ihren Meister machte. Aber so sehr der Weißhaarige auch in sich hinein hörte, eine solche Sorge für seinen Herrn wollte in ihm nicht aufkommen. Da war nur der Wunsch, bald wieder mit ihm vereint zu sein. Und dann spürte er es. Eine Art elektrischer Schlag durchzuckte seinen Körper, doch es schmerzte nicht. Vielmehr war es wie ein kraftvolles Pulsieren, das Energie durch all seine Glieder schickte. Seine Schwäche und Kraftlosigkeit war mit einem Mal verschwunden. Und obwohl keiner seiner Sinne etwas in der Art wahrnehmen konnte, wusste er auf einmal ganz genau, dass sein Meister hier war. Und er hatte Recht. Rin hielt überrascht in ihrem Monolog inne und starrte mit großen Augen die Person an, die da wie aus dem Nichts vor ihnen erschienen war. Schwarze, gewellte Haare. Rote Augen. Das Gesicht, das sie bereits einmal gesehen hatte. Naraku. Das Mädchen stieß einen spitzen Schrei aus, welcher Jaken aus seinem Schlaf riss. „Was, wie wo!?“, rief er verpeilt aus, sprang auf und zückte seine Kopfstab. Angesichts des Halbdämons jedoch wurde er blass und erstarrte. Tesaki zitterte. Er spürte die Energie der Juwelhälfte seines Meisters, die aus seine eigene reagierte. Die Kraft, die ihn durchströmte, kam durch ihre Nähe. Mit einem Ruck zerriss der Hanyou die Bannfesseln und stand schwankend auf. „Meister...“, hauchte er. Ein leichter Schwindel hatte ihn ergriffen. Warum war Naraku-sama hier? Hatte er nicht gesagt, er würde ihn nicht mehr brauchen? Kam er vielleicht wirklich, weil ihm etwas an ihm als Person lag, so wie Rin das gesagt hatte? Konnte er ein solches Glück haben? „Tesaki“, sagte Naraku, „Du hast die beiden ja tatsächlich weggeschickt.“ „Wie ihr befohlen habt. Inu Yasha wollte, dass Sesshoumaru erst noch den Wolfsdämon erweckte, aber er weigerte sich.“, erwiderte er, aus reiner Gewohnheit zu gehorchen. Rins entsetzte Blickte, die zwischen ihm und Naraku immer wieder hin und her huschten, bemerkte er nicht. „Dann sollte ich dafür sorgen, dass sie auch später keine Gelegenheit mehr dazu haben, nicht wahr?“ Mit diesen Worten streckte Naraku seinen Arm in die Richtung des Youkais aus, ohne auch nur dorthin zu sehen. Ein knisternder, blauer Blitz fuhr aus seiner Handfläche und traf auf die Leiche. Kougas Körper ging in Flammen. Kein gewöhnliches Feuer natürlich. Gewöhnliches Feuer konnte Fleisch nicht innerhalb von wenigen Sekunden zu Kohle verarbeiten. Rin kreischte erneut auf und erst jetzt wurde sich Tesaki wieder ihrer Gegenwart bewusst. Jaken hatte sich todesmutig vor sie gestellt, obwohl der Hanyou sie bisher nicht beachtet hatte. Sie wussten, Flucht wäre sinnlos. „Ach, sieh an, wir haben ja noch ein paar Zuschauer. Ich könnte mir vorstellen, dass Sesshoumarus Kampfkraft sinkt, wenn seine kleinen Schützlinge draufgehen.“, meinte Naraku bösartig und trat einen Schritt auf die zitternden Gestalten zu. Einem plötzlichen Impuls folgend sprang Tesaki auf. Einen Augenblick später fand er sich zwischen Rin und seinem Meister wieder, die Arme schützend ausgestreckt. „Das glaube ich nicht, Naraku-sama. Es wird seine Kampfkraft eher noch stärken, weil Wut und Rachsucht größer werden. Vielleicht sogar größer als sein Stolz, sodass er sich mit seinem Halbbruder zusammentut.“ Er wusste nicht genau, was ihn dazu ritt das zu sagen. Aber erstens entsprach es der Wahrheit und zweitens.... Es war doch wirklich nicht notwendig, Rin zu töten. Der Weißhaarige blickte seinem Retter möglichst entschlossen entgegen. Er versuchte jede Veränderung seiner Mimik auszumachen, um seine Stimmung zu ermitteln. Würde er darauf bestehen? Warum war er überhaupt hergekommen? Doch stattdessen nahm er etwas völlig anderes wahr: Die sich immer schneller nähernden Auren zweier dämonischer Wesen. Sesshoumaru und Inu Yasha. Bestimmt hatten sie Rins Schrei gehört und kehrten nun zurück. Naraku hatte es ebenfalls bemerkt. Er sah in die Richtung, aus der die beiden kommen würden. „Weißt du was, Tesaki? Da könntest du sogar Recht haben.“, meinte er mit einer Spur von Belustigung in der Stimme, die der Hanyou nicht so recht einordnen konnte. „Aber zum Glück muss ich mir darüber ja keine Sorgen machen. Schließlich habe ich die gesamte Macht des Juwel auf meiner Seite. Das Bisschen, das sich seine Kraft steigern könnte, wird er durch blinde Zerstörungswut wieder wettmachen.“ Naraku trat einige Schritte auf ihn zu, sodass er genau vor ihm stand. Hinter dem Jungen zitterten Sesshoumarus Schützlinge und fürchteten um ihr Leben. Der Schwarzhaarige hob die Hand und hob leicht das Kinn des Blonden an. „Du hast mir wirklich gute Dienste geleistet, Tesaki. Du warst ein nützliches Werkzeug. Warum willst du diese Schwächlinge schützen?“ Der Angesprochene öffnete den Mund, doch er unterbrach ihn: „Nein, ich will es gar nicht wissen. Entweder dir liegt etwas an ihrem Leben, was ein Beweis wäre, dass deine Loyalität zu mir nicht länger uneingeschränkt ist... Oder du glaubst tatsächlich, es wäre ein Fehler sie zu töten und stellst damit meine Entscheidungen infrage. Das kann ich... leider nicht dulden!“ Ein plötzlicher Schmerz ließ Tesaki zusammenfahren. Die selbe Art von Blitz, die eben Kougas Körper zerstört hatte, ging nun auf ihn über. Es fühlte sich an, als würde er bei lebendigem Leibe verbrennen, von innen zerrissen von hundert spitzen Glassplittern, während Tausende von Würmern sich durch seine Eingeweide fraßen. Tesaki schrie. Er schrie so laut er konnte, schrie all seinen Schmerz heraus. Er wünschte sich nichts sehnlicher als das es endlich aufhörte, er wollte ohnmächtig werden, wollte sterben.... All die Folterungen, die er sein Leben lang hatte ertragen müssen, schienen ihm einzig als Vorgeschmack auf dieses Erlebnis gedient zu haben. und doch waren gerade sie es, die ihn jetzt retteten. Seine Erfahrungen im Aushalten von Schmerzen, sein dämonisches Erbe und nicht zuletzt auch die Kraft des Juwels verhinderten, dass die eigentlich tödlich gedachte Attacke ihm tatsächlich den Weg ins Jenseits öffnete. Anders erging es den beiden Personen hinter ihm. Denn als Naraku merkte, das etwas nicht stimmte, erhöhte er seinen Angriff auf ein bisher ungeahntes Maß. Der Wald um sie herum ging in Flammen auf, die Luft knisterte vor Elektrizität und die bläulichen Blitze breiteten sich immer mehr aus. Weder auf das Menschenmädchen noch auf den kleinen Dämon nahm der Hanyou Rücksicht. Wenn sie auch nicht mit einer solchen Intensität wie Kouga getroffen wurden, weil der Weißhaarige den größten Teil abfing, so waren sie doch auf der Stelle tot. Als die Blitze schließlich schwächer wurden und Naraku aufgrund des enormen Verlustes an Youki, den er so niemals einberechnet hätte, den Angriff abbrach, sackte Tesaki zusammen und brach in die Knie. Sein Atem ging unregelmäßig und er keuchte schwer. Aber er lebte. Langsam wandte der Junge den Blick zur Seite. Seine Augen fanden den Zipfel eines angesengten Kimonos und mit einem höchst flauen Gefühl wanderte sein Blick weiter nach hinten. Rin starrte aus leeren Augen zurück. „Warum...?“, flüsterte er, „Sie hatte doch... wirklich nichts... damit zu tun!“ Wieder glaubte er Kohaku vor sich zu sehen. Und den Saimyosho, der ihm seinen Splitter nahm. Auf einmal traten Narakus Schuhe in sein Sichtfeld und langsam wandte er den Blick zu ihm nach oben. „Glaubst du wirklich, solch kleine Fische interessieren mich? ... Ich habe mich wohl in dir geirrt. Du bist zu gar nichts gut. Nicht einmal ordentlich krepieren kannst du.“ Tesaki zuckte zusammen. Diese Worte trafen ihn hart. Er... war zu nichts gut? Zu gar nichts? Sein Leben sollte überhaupt keinen Sinn haben? Und... Naraku hatte vorgehabt, ihn zu töten? Nicht nur, ihn zu bestrafen? Tesaki spürte, wie sein Körper zu zittern begann. Eine Wucht von Gefühlen, von Trauer, über Selbstmitleid, Wut, Frustration und Verzweiflung, bis hin zu Resignation, Entäuschung und Selbsthass. Aber Zeit etwas zu erwidern hatte er nicht. Eine lautes Knacken, gefolgt von dem Brechen vieler Bäume und dem Heranrasen einer gigantischen, blauen Energiewelle schnitt ihm das Wort ab. Die dämonische Attacke raste genau auf Naraku zu, der nur noch im letzten Moment ausweichen konnte. Tesaki selbst wurde zurück und gegen einen verkohlten Baum geschleudert. Doch auf der Seite der Lichtung, auf die sich der schwarzhaarige Halbdämon geflüchtet hatte, erwartete ihn bereits Inu Yasha mit seinem erhobenem Tessaiga. Tesaki beobachtete, wie Sesshoumaru angerannt kam, sich aber nicht auf den Feind sondern erst auf Rin zustürzte. Er sah, wie er schnell ihren Tod feststellte, kurz bei ihr verharrte und sich schließlich mit eisiger Miene den beiden, inzwischen im Kampf verwickelten Hanyous, zuwandte. Tesaki sah das alles wie durch einen Schleier. Er nahm kaum die Schläge wahr, die Inu Yasha auf seinen Meister niederprasseln ließ. Der Schwarzhaarige hatte immer mehr Mühe, die Angriffe zu parieren. Wirklich schwierig wurde es durch ihn aber erst, als sich auch noch Sesshoumaru einschaltete. Er schickte eine seiner Energieattacken auf Naraku, der dieser aber auswich. Stattdessen warf sich ihr Inu Yasha in den Weg, um sie mit seiner Bakuryuuha auf den Feind zu schicken. Die Lage verschärfte sich immer mehr, aber niemand achtete auf den kleinen, geschwächten Hanyou. Niemand, außer Naraku. Gerade als die beiden Hundebrüder eine kurze Atempause einlegten, verschwand der Hanyou für einen kurzen Augenblick, nur um einen Moment später hinter Tesaki zu stehen. Hart fasste er den Jungen an der Schulter und riss ihn zu sich herum. „Die Zeit ist gekommen! Gib mir das Juwel, dann werde ich sie besiegen!“, sagte Naraku. Er klang ungewöhnlich gehetzt und in seinen Augen stand eine Spur von Wahnsinn. Die beiden Brüder erstarrten. Tesaki blickte zu seinem Meister. Aber eigentlich sah er ihn gar nicht. Er fühlte sich irgendwie, als wäre er ganz weit weg vom Geschehen. Als wäre sein Kopf vollgestopft mit Watte, die ihn am Denken hinderte. Dabei war es ja ganz einfach. Er brauchte Naraku nur das Juwel zu geben. Ein eindeutiger Befehl. Und wenn er es hatte, würde er nicht nur die beiden Hundebrüder, sondern auch ihn selbst umbringen. Dessen war er sich mit einem Mal ganz sicher. Aber.... Was scherte es ihn? Sein Leben hatte ohnehin keinen Sinn mehr. Der Junge konzentrierte sich auf das Juwel. Es war ganz leicht. Einen Moment später hielt er es in der Hand. „Ja!“, sagte Naraku begierig, „Gib es mir!“ Inu Yasha stieß einen wütenden Schrei aus. Er kam auf sie zugestürmt. Doch als der Blonde seine Hand mit der zerbrochenen Hälfte des Juwels ausstreckte, wusste er, dass er zu weit weg war, um es noch zu verhindern. ~Manchmal ist es einfach schön, denjenigen bei sich zu haben. Auch wenn man nichts für den Anderen tun kann und der Andere einem auch nichts Gutes tut.~ Er spürte die Macht des Juwels in seinen Händen. Spürte, wie die Teile des Kleinods sich gegenseitig anzogen. Auf Narakus Handfläche ruhte jetzt die zweite Hälfte und beide leuchteten sie in einem milden, violetten Licht. Narakus Hälfte pechschwarz, Tesakis in einem hellen Perlmuttton. Das Juwel der vier Seelen würde jeden Moment vervollständigt werden. Und Naraku würde seine Macht missbrauchen. ~ Man ist einfach nur zusammen und das ist schön.~ Tesaki schloss die Augen. Eine einzelne Träne lief ihm über die Wange. War das das Ende? Das Ende seines Lebens? Seiner Existens? Seines Sinnes? Was... Was hatte er eigentlich sein ganzes Leben über gemacht? Vor sich sah er Naraku. Sein schwarzes Haar umrahmte sanft sein elfenbeinfarbenes Gesicht. Er hatte dieses Wesen immer für perfekt gehalten. Ihn, seinen Meister, obwohl er ihm selbst immer wieder Fehler nachgewiesen hatte. Gemeinsam waren sie doch weit gekommen, oder? So viele Opfer hatten sie gebracht, für den Traum dieses Hanyous. Was aber war sein Traum? Was war sein sehnlichster Wunsch? Tesaki wusste es. Ich wünsche mir, für immer mit Naraku-sama zusammen zu sein! ~Inu Yasha~ „Roooahh!“, brüllte Inu Yasha und ließ sein Schwert an der Wunde des Windes entlangfahren. Aber hatte schlecht gezielt und nicht genug Schwung geholt. Jedenfalls wurde die Attacke weder zurückgeschleudert, noch war die Schneise, die sie ins Unterholz grub, besonders lang. „Scheiße!“, fluchte der Hanyou, „Ich hab sie verfehlt.“ Sesshoumaru trat neben ihn und der Halbdämon, der nicht bemerkt hatte wie sich sein Bruder ihm genährt hatte, zuckte zusammen. „Nein, hast du nicht. Deine Windnarbe hat sie getroffen.“, widersprach er ihm. „Was...?“ Inu Yasha starrte auf die große Staubwolke, die mit seinem Angriff einherging und versuchte etwas zu erkennen. War es Naraku gelungen, das Juwel zu vervollständigen? Was war mit dem Jungen? Langsam legte sich der Staub und Inu Yasha sah... nichts. „Verflucht, wo sind sie!?“, rief er aus und sprang vor. In der breiten Furche, die seine Attacke geschlagen hatte, war ein Flecken Erde verschont geblieben, der sich wie eine kleine Insel in dem länglichen Loch erhob. Aber der Platz war leer. Hastig sah sich der Halbdämon um, aber er konnte seinen Gegner nicht entdecken. Nun, wo er darauf achtete – nicht einmal seine Aura spürte er mehr! „Verdammt! Sind sie entkommen?“ „Unwahrscheinlich.“, antwortete Sesshoumaru ungefragt, während er sein Schwert wieder einsteckte. „Dazu hatte er keinen Grund. Mit dem Juwel wäre er im Vorteil gewesen.“ Unbeeindruckt ging er an seinem Halbbruder vorbei, welcher sich in seiner Verzweiflung die Haare raufte. Der große Inuyoukai kniete sich auf der Erdinsel nieder und hob einen kleinen Gegenstand auf. Überrascht weiteten sich seine Augen. „Was ist?“, fragte Inu Yasha sofort, „Hast du was?“ „Das kann man wohl sagen.“, erwiderte er und fügte murmelnd hinzu: „Das hätte ich nie von diesem kleinen Halbblut erwartet.“ „Was?“, fragte er, „Was hast du da!“ Der Weißhaarige kam zu ihm herüber. In der Verwirrung des Verschwindens ihres Feindes und dem vorangegangenem Kampf hatten beide Brüder für einen Moment ihren Streit vergessen. Was Sesshoumaru in der Hand hielt, war eine kleine, blutrote Kugel, die in etwa die Größe des Juwels hatte. Sie war leicht durchscheinend und in ihrem Inneren schien sich ein trüber, weißlicher Nebelfetzen zu befinden, der sich in trägen Strömungen um Kreis bewegte. „Ist das etwa... Das Juwel der vier Seelen?“ „Nein.“, antwortete der Youkai, „aber es war es einst. Dieser blonde Hanyou muss mächtige Dämonenmagie benutzt haben, um es in einen Siegelstein zu verwandeln.“ „Hä?“, machte sein Gegenüber nicht sehr intelligent, „Was ist ein Siegelstein?“ Sesshoumaru sah ihn strafend an. „Ein Siegelstein ist ein Stein, in dem eine Seele mithilfe einer anderen versiegelt wird.“ „Also ist das Juwel ein Siegelstein?“ „Nein. Ein Siegelstein kann nur von Dämonen erschaffen werden. Das Juwel wurde von einer menschlichen Miko gemacht, deswegen funktioniert es anders. Es ist das Einzige seiner Art, Siegelsteine gibt es einige. Aber sie sind nahezu wertlos.“, erklärte er. „Warum hat Naraku das Juwel in einen Siegelstein verwandelt?“ Der Hundedämon schüttelte über diese Dummheit den Kopf. „Ich bezweifle, dass er es war. Vermutlich hat dieser Tesaki es getan. Er opferte seine eigene Seele, um die seine eigentlichen Herrn in dem Juwel festzusetzen.“ „Du meinst, sie sind beide gestorben?“ „Nein. Diese Magie wird manchmal von alten Pärchen in der Dämonenwelt gebraucht, damit sie auf ewig zusammenbleiben können. Nur selten wird es im Kampf gebraucht. Die beiden leben im Innern dieses Siegelsteins weiter, solange bis er zerstört wird. und selbst dann werden ihre Seelen im Jenseits auf ewig aneinander gekettet sein. Aber Halbdämonen haben überhaupt nicht die Energie solche Magie auszuüben...“ „Pah! Du unterschätzt uns mal wieder! Dieser Junge hatte durchaus magisches Potential, das haben wir ja gesehen als er Kouga getötet hat. und die Energie hat er bestimmt aus dem Juwel selbst!“, behauptete Inu Yasha. „Das wäre möglich... Aber dazu müsste das Juwel, beziehungsweise die Seelen darin, ihre Zustimmung dafür geben. Schließlich werden sie dadurch ins Jenseits verdrängt. Warum sollten sie das tun?“, warf sein Bruder ein. Inu Yasha überlegte einen Moment. Dann fiel ihm etwas ein, das Kikyou einmal vor langer Zeit zu ihm gesagt hatte: „Wenn das Juwel dafür benutzt werden würde, aus dir einen Menschen zu machen, würde es aufhören zu existieren.. Und ich würde zu einer gewöhnlichen Frau werden.“ Etwas Ähnliches hatte sie später noch einmal gesagt: „Wenn jemand das Juwel für den richtigen Wunsch benutzt, wird es es nach der Erfüllung nicht mehr geben.“ „Der richtige Wunsch....“, murmelte er. „Was?“, fragte Sesshoumaru nach. „Viele benutzen das Juwel für ihre Zwecke oder für böse Absichten. aber der richtige Wunsch würde das Juwel läutern und seine Macht könnte nie wieder missbraucht werden. Das sagte Kikyou einst.“ „Ach?“, fragte sein Halbbruder, „Und du glaubt tatsächlich, dieser Kleine, der eben beinahe von Naraku getötet worden wäre, hätte sich gewünscht, dass seine Seele auf immer an die seine gekettet würde?“ Inu Yasha zuckte die Schultern. „Er hat ihm doch freiwillig gedient. Vielleicht steckte mehr dahinter, als wir wissen.“ Sesshoumaru senkte den Blick noch einmal auf den roten Siegelstein hinunter. “Was für ein... typisch menschliches Verhalten...“, murmelte er. Inu Yasha wandte den Blick zum Himmel. Naraku war besiegt... auf die ein oder andere Weise. Und ohne Worte hatte er es irgendwie auch geschafft, den ewigen Streit mit seinem Halbbruder beizulegen. jedenfalls sah der stolze Inuyoukai, der nun neben der toten Rin kniete, nicht so aus, als würde er ihn noch einmal angreifen wollen. Aber der Halbdämon spürte keine Befriedigung. Es war nicht so, als täte es ihm um den Hanyou Leid, oder als wäre er ihm dankbar, weil er Naraku gebannt hatte. Zu viel hatte er seinen Freunden angetan. Aber da war eine Leere in ihm, wo sich zuvor der Rachedurst eingenistet hatte. Was sollte er jetzt machen? Ohne seine Freunde? Langsam trat an er die Überreste Kougas heran. Er machte sich nichts vor, da war nichts mehr zu retten. Wären sie doch bloß früher gekommen! Dort, im Süden, war überhaupt keine Falle aufgebaut gewesen. Nur ein Trupp Saimyosho, der sie mit ihrem Geruch auf die falsche Fährte geführt hatte. Der Sinn der Falle war es gewesen, sie fortzulocken, damit ihr Feind sich das Juwel sichern konnte. Erst als sie leise Rins Schreie gehört und verbranntes Fleisch gerochen hatten, waren sie alarmiert umgekehrt. Langsam ging Inu Yasha zu seinen Halbbruder zurück. Dieser kniete mit unbewegter Miene neben dem Menschenmädchen und seinem Diener. Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Gefühlsregung, doch allein das er hier so lange ausharrte, bewies, dass in ihm mehr vorging, als er zeigte. Und er war sich fast sicher, dass Rin ihm etwas bedeutet hatte. Obwohl es ganz und gar unangemessen war, schaffte er es nicht, das Mädchen aus ganzem Herzen zu bedauern. Sesshoumaru hatte jetzt auch jemanden verloren. Vielleicht würde sein Halbbruder ihn jetzt, wo er das Gefühl des Verlustes ebenfalls kannte, ein wenig verstehen. „Kannst du nicht... Ich meine, kannst du sie nicht mit Tensaiga...?“, setzte er in einem erbärmlichen Versuch ihn zu trösten, wo es nicht zu Trösten gab, an. „Das habe ich bereits einmal. Auch bei Jaken. Das Schwert funktioniert bei jeder Person nur ein mal.“, erwiderte er neutral. „Tja, also... Vielleicht sollten wir sie dann begraben?“, schlug er vor. Eine Antwort erhielt er nicht. „Ich will auch Kouga beerdigen.“, fügte er hinzu. „Hm.“, machte der Youkai. Inu Yasha sah seinen Bruder von der Seite her an. Vielleicht... Aber nur vielleicht, war Sesshoumaru doch gar nicht so ein schlechter Kerl. Das Grab auszuheben ging schnell. Inu Yasha schwang einmal Tessaiga und haute ein großes Loch in den Boden. Sesshoumaru kam und warf die Überreste von Kouga und Jaken achtlos hinein, was den Hanyou zu einem Stirnrunzeln veranlasste. Er nahm seine gedankliche Aussage sofort zurück: So behandelte man keine Toten! Für Rin aber hob der Dämon in ähnlicher Weise selbst ein Grab aus. Nachdem sie die drei Toten gemeinsam verscharrt und ihnen zu Ehren eine Schweigeminute gehalten hatten – wobei Sesshoumaru möglicherweise auch nur aus Gewohnheit schwieg – wandte der Inuyoukai dem Kampfplatz den Rücken zu. „Sesshoumaru, warte!“, rief er ihm nach. Der Angesprochenen hielt nicht an. „Sag mal, kann Naraku eigentlich wieder raus aus diesem Teil?“, stellte er die Frage, die ihm noch auf der Zunge brannte. „Ja.“, erwiderte sein Bruder, „Es würde ihn einigen Kraftaufwand und ein paar Jahre kosten, aber er könnte es schaffen.“ „Also...“ „Also muss der Siegelstein zerstört werden.“, beendete er seinen Satz. „Genau. Ähm... wie geht das?“, fragte er nach und lief dem Dämon nach. „Es gibt nicht viele Möglichkeiten. Ich werde die einfachste wählen: ich werde den Stein in einen tätigen Vulkan werfen.“, erläuterte der Ältere ihm Inu Yasha überdachte diese Aussage. Wo sollten sie denn jetzt auf die Schnell einen aktiven Vulkan herkriegen? „Der nächste, infragte kommende Berg ist der Fujiyama.“, beantwortete Sesshoumaru seine unausgesprochene Frage. Inu Yasha blieb stehen. Sein Bruder beachtete ihn nicht und lief weiter. Der Hanyou warf einen Blick zurück auf die zerstörte Lichtung und die beiden Gräber. Der Fujiyama, so viel wusste er noch, lag verdammt weit weg. Da war man schon ein paar Tage unterwegs. Dann wandte er den blick wieder nach vorn. Und schließlich fasste er einen Entschluss. „Was denn noch?“, fragte Sesshoumaru leicht entnervt. „Na was wohl? Ich komme mit dir!“, erwiderte Inu Yasha provozierend. „Tatsächlich? Und warum solltest du das tun?“ „Ich muss schließlich sicher gehen, das du das Ding auch wirklich zerstörst!“, meinte er nicht er überzeugend. „Und dafür willst du dich eine Woche lang mir unterordnen, dich dem Risiko ausliefern das ich dich umbringe und meinen Ruf gefährden weil ich mit einem Halbdämonen durch die Gegend renne?, erkundigte er sich mit erhobener Augenbraue. „Hey!“, sagte Inu Yasha, „Ich werd mich dir ganz bestimmt nicht unterordnen! Und so schlimm wird es mit dir schon nicht sein. Immerhin, seid der Falle hast du mich nicht einmal mehr beleidigt.“ Sesshoumaru sah ihn von der Seite her an, als wäre er eben erst durch ihn auf diesen Fakt aufmerksam geworden. „Du hast Recht, Halbblut. Ich werde darauf achten, das es sich nicht wiederholt.“ Inu Yasha schnaubte. Er wartete auf ein weiteres Gegenargument, aber zu seiner Verwunderung sagte Sesshoumaru nichts mehr dazu. Für ihn schien das Thema beendet. Hieß das jetzt, dass er bleiben durfte? Der Halbdämon wartete auf eine erneute Zurückweisung, während er weiter neben seinem Bruder her lief. Aber da kam nichts mehr. Sesshouaaru duldete ihn an seiner Seite. Ein kleiner Hoffnungsschimmer entflammte in der leere, die der Tod von Naraku zurückgelassen hatten. Seine Freunde hatte er verloren. Aber vielleicht – und wirklich nur vielleicht – hatte er jetzt eine Familie gewonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)