Blut an meinen Händen von astala7 (Was bleibt, wenn nichts mehr da ist?) ================================================================================ Kapitel 8: Gnade ---------------- 8. Achtes Kapitel - Gnade Meine Pfade fern eurer schwachen Gesetze Gelenkt und gesegnet von dunkelster Macht Mein Mitleid und mein menschlicheres Wesen Bleiben zurück auf dem Weg in die Schlacht. Aus: „Wolfsblut“ von Absurd Tesaki beobachtete interessiert, wie die Miko trotz des Bannkreises ihren Weg fortsetze. Machte er ihr denn nichts aus? Nein, er hatte Naraku-samas Techniken studiert, ihre Schwächen gefunden und beseitigt. Nicht nur die Seelen, auch die Energie die Kikyou aus ihnen zog, müssten die Priesterin jetzt verlassen. Spürte sie es nicht? Das war unmöglich! Die Frau schwanke, taumelte mehr das das sie ging. Warum kehrte sie nicht um? Tesaki hatte den Bannkreis um die Lichtung, auf der sich Inu Yasha befand, gelegt, um die Priesterin, die er gerade noch rechtzeitig entdeckt hatte, davon abzuhalten ihm zu helfen. Er hätte den Hanyou gerne vorher noch getötet und am besten noch gleich seine Leiche vernichtete, aber er war nicht schnell genug dort gewesen, zu abgelenkt von seinen Selbstzweifeln, weil der Narakus Befehl nicht befolgte. Jetzt stand er vor einer schwierigen Wahl. Wenn er den Bannkreis betrat um Inu Yasha zu töten, bevor Kikyou ihm helfen konnte, würde die Miko das gefährliche Territorium vielleicht verlassen und gegen ihn kämpfen. Wenn er wartete, bestanden gute Chancen, dass die Priesterin selbst starb oder wenigstens kampfunfähig wurde. Nein, besser doch dann, wenn er der Frau den Weg abschnitt und sie beide auf einmal erledigte. Obwohl, hatte Naraku-sama nicht Kikyou als seine gefährlichste Gegnerin bezeichnet? Vielleicht sollte er dann doch warten? Die Entscheidung wurde Tesaki jedoch je abgenommen, als ein weißes Licht zwischen den Baumwipfeln hindurch schien. Der kleine Hanyou, der auf einem breiten Ast hockte, riss erstaunt die Augen auf. Er spürte, wie das Licht förmlich in seinen Körper eindrang. Es war ein wunderbares Gefühl, das ihm Kraft und Hoffnung gab. Schon im hellen Schein der Sonne fühlte er sich als halber Lichtdämon sehr wohl, aber diese gleißende Helligkeit war anders. Sie war so...rein. Als es vorbei war, konnte der Halbdämon kaum ein Geräusch mehr wahrnehmen. Es war windstill und die Tiere des Waldes schienen in Andacht zu schweigen. Selbst das elektrische Knistern, das verursacht wurde, wenn die Seelenfänger gegen die Barriere stießen, war nicht mehr zu hören. Es wurde jedoch kurz darauf von einem angenehmen, fast melodischem Raunen ersetzt. Kikyous ständige Begleiter entfernten sich. Hieß das, die Miko war tot? Also, richtig tot jetzt? Aber der Bannkreis dürfte sie doch lediglich bewegungsunfähig machen. Alarmiert stand Tesaki auf. Katzenhaft sprang er von dem Baum herunter und landete sicher. Vorsichtig schlich er durch das Unterholz, möglichst kein Geräusch verursachend. Er tastete sich an den Bäumen entlang und folgte dem Geruch des Blutes. Bald hatte er den feindlichen Halbdämonen lokalisiert und beobachtete ihn, sicherheitshalber außer Sichtweite bleibend und hinter einem dichten Gebüsch geduckt. Die Miko war nirgendwo zu sehen. Auf den ersten Blick sah Inu Yasha ziemlich... tot aus. Als der Junge jedoch genauer hinsah, erkannte er ein heftiges Zittern, das den Körper des Anderen durchlief. Tesaki runzelte die Stirn und schob seine Hand in die Hosentasche. Seine Finger berührten die unregelmäßigen Kantender Bruchstelle eines runden Gegenstands. Das Juwel. Vorsichtig ließ er etwas von der dunklen Energie in sich übergehen. Die Kraft des Kleinods war ein zweischneidiges Schwert. Nahm er zu viel,konnte er sie nicht beherrschen und verwandelte sich in einen besinnungslosen Dämon, der nur von dieser Energie und damit von Naraku befehligt wurde. Das war gewiss nicht weiter wild, hatte aber den unangenehmen Nebeneffekt, dass Naraku-sama von seinem Alleingang erfahren würde. Um das zu verhindern, durfte Tesaki nur einen geringen Teil der Energie nutzen. Besonders viel brauchte er jetzt aber auch nicht. Er nutzte das Juwel der vier Seelen bewusst, um seine Sinne zu schärfen, besonders seine Augen. Mehr brauchte er im Moment nicht... Tesaki wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder Inu Yasha zu. Eine Vielzahl neuer Eindrücke strömte auf ihn ein. Der Geruch von Blut wurde übermächtig, aber er bemerkte auch einen anderen Duft, den er nicht genau zuordnen konnte. Vielleicht Kompost? Nun, auf jeden Fall etwas mit Erde. Eine andere Erde als die, die hier den Boden bildete, versteht sich. Außerdem sah er auch viel mehr. Er konnte die Maserung auf den Flügeln einer Fliege erkennen, die am Rande einer Blutlache am anderen Ende der Lichtung hockte. Und er nahm jetzt ganz deutlich das Zittern des Weißhaarigen wahr, das Zucken seiner Glieder. Die Augenlider flatterten, die spitzen Fingernägel krallten sich in den blutgetränkten Boden Wer war es noch mal gewesen, der den Hanyou so zugerichtet hatte? Naraku hatte erwähnt, der Halbdämon habe sich selbst aus Gram um den Verlust seiner Freunde umgebracht. Was sollte das heißen? War er unkonzentriert gewesen und einem Feind in die Hände gelaufen? Doch die Art der Wunden an den Handgelenken des halben Inuyoukais widerlegten diese Theorie. So gezielt konnte niemand angreifen. Fast sah es so aus, als habe sich Inu Yasha seine Klauen selbst ins Fleisch geschlagen. Aber das war natürlich Unsinn. Oder? Ein leises, für seine nun empfindsameren Ohren jedoch deutliches Stöhnen, riss ihn aus seinen Gedanken. Inu Yasha schwankte, kippte fast zur Seite. Seine Augen öffneten sich einen Spalt breit. Tesaki stieß einen leisen Fluch aus und streckte seinen Arm aus. Er brauchte die Beschwörung nicht laut auszusprechen – was ein Glück war, da er sonst hätte bemerkt werden können. Ein Gedanke genügte und winzige Lichtfunken bildeten sich, während die Luft zu flimmern schien. Kleine, gelbe Sterne ballten sich zu einem festen Gebilde zusammen. Silberweißer Stahl reflektierte das Sonnenlicht und warf helle Flecken an die umstehenden Bäume. Der Griff der Waffe war mit weißem Ziegenleder umwickelt, das sich angenehm in seine Handfläche schmiegte. Die zweischneidige Klinge wirkte in der Mitte als hätte man sie eingeknickt, sodass sie die Form eines Blitzes annahm. Ob es nun ein recht langes Schwert oder eine zu kurz geratene Lanze war, ließ sich schwer sagen. Tesaki gefiel der Begriff 'Speer' am besten. Der kleine Halbdämon wagte sich noch einen Schritt vor, während der Verletzte verwirrt blinzelte. Dann hob dieser die Hand zum Kopf, als hätte er dort große Schmerzen. Er murmelte etwas, doch selbst mit seinem übernatürlichen Gehör konnte der Junge nur die Worte 'Kagome' und 'alles meine Schuld' heraushören. Dann plötzlich erstarrte Inu Yasha. Mit einem Mal war das Zittern verschwunden. Die Augen weit aufgerissen blickte er auf den Boden vor sich. Stirnrunzelnd beobachtete Tesaki, wie der Andere seine Klauen in die Erde grub und diese entsetzt anstarrte. Langsam, ganz langsam, ging dem Weißblondem ein Licht auf. Und das wörtlich. Diese gleißende Helligkeit, die ihn gerade eben noch mit einem wunderbarem Glücksgefühl erfüllt hatte, kam doch bestimmt von der Priesterin Kikyou. Konnte es etwa wirklich sein, dass die Miko tot war? Es würde alles erklären, diese merkwürdige Energie, die komisch riechende Erde und Inu Yashas seltsame Reaktion darauf. ...war das jetzt gut oder schlecht für ihn? Kikyou, Narakus bisher größte Widersacherin, war tot. Also,richtig tot jetzt. Doch anscheinend hatte die Priesterin, wissend, dass sie innerhalb der Barriere ein leichtes Opfer war, ihr untotes Leben geopfert, um Inu Yasha zu retten. Kurz spürte Tesaki in sich ein absurdes Aufflackern von Triumph. Er hatte Recht behalten! Es war klug gewesen hier her zu kommen und es war auch klug gewesen, den Bannkreis zu errichten. Vielleicht wäre Kikyou nicht so weit gegangen, wäre sie selbst nicht am Ende ihrer Kräfte gewesen. Dann wäre es nämlich darauf hinaus gelaufen, das die Priesterin und der Hanyou sich beide irgendwann putzmunter Naraku entgegengestellt hätten. Sein Meister war zu siegessicher gewesen. Aber dafür hatte er ja ihn, Tesaki. Und er würde jetzt auch gleich Inu Yasha für ihn töten, bevor der sich wieder richtig erholte. Der junge Halbdämon wandte seinen Blick also wieder seinem Opfer zu. Ein wenig verwundert bemerkte er, dass dieses wieder angefangen hatte zu zittern. „Kikyou...“, hörte er ihn flüstern, “Nein... Warum? Das darf nicht wahr sein! Kikyou!“ Der halbe Inuyoukai fiel vor dem Haufen Graberde auf die Knie und stützte sich mit einer Hand ab um nicht den halt zu verlieren. Dabei bemerkte er wohl, dass an seinen Handgelenken nicht länger die Biss- und Kratzspuren zu sehen waren. „Kikyou... Hast du etwa... Für mich?!“ Doch die Vorstellung, dass seine Freundin ihm sein Leben gerettet, ja sogar neu geschenkt und selbst endlich ihren Frieden im Totenreich gefunden hatte, schien Inu Yasha nicht besonders fröhlich zu stimmen. Im Gegenteil, heiße Tränen liefen dem Halbdämonen nun über die Wangen und er schluchzte leise. Das konnte Tesaki nun überhaupt nicht verstehen. Wieso freute er sich denn nicht, noch einmal mit heiler Haut davongekommen zu sein? Warum weinte er? Es war doch niemand in der Nähe, der sich an seinem Anblick erfreuen konnte. Gut, abgesehen von ihm selbst, aber von seiner Anwesenheit konnte Inu Yasha eigentlich nichts wissen. Oder? Rasch überprüfte er die Gerüche um sich herum mit seinen durch das Juwel verstärkten Sinnen. Nein, er stand entgegen der Windrichtung. Das, und der Gestank des vielen Blutes sollten selbst das feine Riechorgan eines vollblütigen Dämons nutzlos machen. Oder lag es an der Barriere? Tesaki konzentrierte sich kurz auf die Worte der magischen Beseitigung, welche den Bannkreis lösten. Diesen brauchte er jetzt, da Kikyou tot war, nicht mehr. Obwohl er seine Lippen bewegte, drang kein Wort über sie. Dank dem Juwel brauchte Tesaki die Beschwörung nur zu denken. Inu Yasha konnte ihn unmöglich bemerkt haben und auch sonst war niemand hier. Warum also weinte er? Hatte er so große Schmerzen? Nun, das war dann aber nicht Tesakis Schuld. Er war es nicht gewesen, der ihn so zugerichtet hatte. Doch sollte Kikyous Kraft ihn nicht geheilt haben? „Kikyou… Ich konnte dich nicht beschützen! Nicht vor Naraku… und nicht vor mir selbst… Ich habe es nicht verdient, das du dein Leben für mich opferst!“, sagte der Halbdämon mit erstickter Stimme. So ist das also, dachte sich Tesaki, er glaubt selbst, dass er nichts wert ist. Und diese Erkenntnis bringt ihn zum Weinen? Nachdenklich betrachtete Narakus Diener den Weißhaarigen. Nein, das schienen ihm weniger tränen der Verzweiflung, sondern eher der Trauer zu sein. Aber Trauer? Um eine Untote? Beflügelt von seinem beinahe wissenschaftlichen Interesse an seinem Artgenossen, hatte Tesaki ganz vergessen, dass er diesen eigentlich hatte töten wollen. Tatsächlich überlegte er für einen Moment, sich zu offenbaren und Inu Yasha einfach mal zu fragen. Aber das war natürlich Unsinn. Oder? Immerhin, niemand wusste doch, dass er für Naraku-sama arbeitete. Er könnte sich als Menschenjunge ausgeben und einfach… nein. Das war absurd und das wusste er. Mit einem Feind redete man doch nicht, jedenfalls nicht auf diese Weise. Wieder sah er zu Inu Yasha und packte dabei den Griff seiner Waffe fester. Dieses Wesen, dieser Hanyou, er trauerte um einen Menschen. Dabei hatten die Menschen ihn doch sicher auch schlecht behandelt. Einfach, weil er zur Hälfte ein Dämon war. Warum sollte er das tun? Hatten die beiden einander so nahe gestanden? Sich vielleicht sogar geliebt? Ja… Kagura-san hatte doch einmal so etwas erwähnt, oder? Die beiden hatten sich geliebt. Kikyou hatte sich geopfert, weil sie wollte, dass Inu Yasha weiterlebte. Der wiederum war jetzt traurig, weil die Priesterin tot war. Vermutlich hätte er mit Freuden dasselbe für sie getan. Aus Liebe. Tesaki fühlte einen schmerzhaften Stich in seinem Inneren. Obwohl sie beide Hanyou waren, waren Inu Yasha und er doch vollkommen verschieden. Der halbe Inuyoukai lebte, existierte nur, weil er geliebt wurde. Tesaki wurde nie geliebt. Er hatte nicht einmal so etwas wie Freunde. Sein Lebenssinn hatte lange nur darin bestanden, anderen Leuten ein Ziel für ihren Hass zu liefern. So verschieden… Und dennoch fühlte Tesaki sich in diesem Moment dem todtraurigen Inu Yasha näher als seinem Meister, Naraku. Fast war er ein wenig neidisch… aber nur fast. Er wurde doch von seinem Meister geschätzt, hatte dessen Vertrauen. Das war mindestens genauso gut, wenn man bedachte, wohin Inu Yasha seine Liebe gebracht hatte: An den Rand des Abgrunds. ….Nein, wurde ihm plötzlich klar, das war eine Lüge, eine Illusion. Verglichen mit dem des Halbdämonen vor ihm, war Tesakis Leben einen Dreck wert. Dabei waren sie doch beide unter den gleichen Voraussetzungen geboren worden. Zur Welt gekommen als Missgeburt. Inu Yasha hatte etwas aus seinem Leben gemacht. Und was war mit ihm? Nein, so durfte er nicht denken. Er hatte kein Mitleid! Und es war nicht ungerecht, was hier passierte! Naraku, der diese beiden Liebenden auseinander gerissen hatte, war nicht böse! Sonst hätte er ihn ja wohl kaum gerettet! Und das Kikyou jetzt tot war, war auch nicht seine Schuld! Sie hatte sich selbst umgebracht! Er konnte doch nichts dafür…! Plötzlich spürte Tesaki, wie seine Augen feucht wurden. Wie warme tränen langsam über seien Wangen glitten. Tränen des Schmerzes. Tränen des Zweifels. Stand er wirklich… auf der richtigen Seite? Nein, das war die falsche frage. In diesem Kampf gab es kein Gut und kein Böse, kein Richtig oder Falsch. Gerecht Entscheidungen traf nur der, der die Graustufen zwischen hell und Dunkel sah. Die Ausrede der Bösen, die nicht böse sein wollten… Tesaki stand auf. Sein Befehl war nicht, Inu Yasha zu töten. Kikyous Ableben würde seine Genesung ausgleichen. Naraku gegenüber würde er so tun, als wäre nichts gewesen. Kouga war sein Auftrag, nicht dieser Hanyou. Und somit war es auch nicht seine Pflicht – auch wenn es seinen Prinzipien widersprach - ihn zu töten. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wenn er Glück hatte, begriff Inu Yasha, dass es nichts als Verderben brachte, sich Naraku-sama in den Weg zu stellen. Das wäre in der tat das Beste. Für heute würde er den Halbdämonen am Leben lassen. Naraku würde nichts von dem Vorfall erfahren… Ja, damit konnte Tesaki leben. Denn das war das Wichtigste für ihn, dass er niemals bewusst etwas tat, von dem er wusste, dass er es später bereuen würde. ~Kouga~ „Diese beiden Deppen! Wo zum Teufel haben sie sich verkrochen!?“, fluchte der schwarzhaarige Wolfsdämon und trat wütend gegen einen nahe stehenden Felsen, der daraufhin prompt in Stücke zerbrach und einen pochenden Schmerz im Fuß des Youkais hinterließ. Es war aber auch eine verquerte Lage, in die Kouga da geraten war. Anscheinend waren Ginta und Hakkaku ihm nicht, wie üblich, gefolgt. Die Reste eines Lagerfeuers und andere Spuren deuteten viel mehr darauf hin, dass seine beiden Gefährten hier am Fluss ein Päuschen eingelegt hatten. Wie konnten sie es wagen! Dummerweise schienen sie auch die Wölfe auf jagt geschickt zu haben, welche den Fluss an einer seichten Stelle überquert hatten. Ihr Geruch verlor sich im Wasser. Ob seine Freunde mit ihnen gegangen oder sie erst später verfolgt hatten, war ihm noch nicht ganz klar, doch auch die Dämonen hatten diesen Weg eingeschlagen, anstatt sich auf seine Fährte zu setzen. Und jetzt hatte er keine Ahnung wo die beiden waren… Schöne Scheiße. War es denn für einen Anführer von seinen Untergebenen zu viel verlangt, dass sie einem gehorchten? Jetzt durfte er sich auch noch auf die Suche nach ihnen machen! ~Ginta&Hakkaku~ „Wo können sie nur sein?“, fragte sich Hakkaku laut und bog einen dicht belaubten Ast beiseite. „Ich habe keine Ahnung… Die Wölfe entfernen sich normalerweise nicht so weit. Ist halt dumm, das sie durch den Fluss gegangen sind. Wir haben wohl ihre Spur verloren.“, erwiderte der andere Youkai. „Vielleicht sind sie wirklich weit ausgeschwärmt, um eventuell doch einen Menschen zu finden.“, überlegte sein Freund. „Hier in der Gegend gibt es kaum Dörfer. Wenn, dann haben sie einen Wanderer entdeckt. Riechst du irgendwo Menschen?“, meinte Ginta rhetorisch. Hakkaku übersah den sarkastischen Tonfall geflissentlich und streckte die Nase in den Wind. „Nein… Aber, halt, was ist das?“ „Was?“ „Ist das… Ist das nicht…“ Hakkaku hielt inne und ging ein paar Schritte nach links. „Verdammt, du hast recht, das riecht nach Blut!“, erwiderte Ginta und folgte ihm. Beide Wolfsdämonen schlugen sich hartnäckig durch den Wald und beschleunigten ihr Tempo immer mehr. „Das Blut… unserer Wölfe.“ Hakkaku schluckte. „Sag mal, hast du auch bemerkt, dass…“ „Ja, hab ich. Es sind nicht nur die Wölfe. Da ist auch ein Hauch von Hund… Inuyoukai.“ Beide sahen sich mit blassen Gesichtern an. Den Rest des Weges setzten sie schweigend fort, aus Angst vor dem, was sie vorfinden würden. Keiner von ihnen bemerkte den großen, hellen Vogel, der – obgleich er die Sonne im Rücken hatte – keinen Schatten auf den Boden warf. Als die beiden Dämonen den Quell des Geruches erreichten, offenbarte sich ihnen ein kleines Schlachtfeld. Alle fünf Wölfe lagen dort auf einer kleinen Lichtung, umgeben von dichtem Unterholz. Die Köpfe hier, die Körper weiter entfernt. Der Boden war rutschig vom Blut und verdeckte fast vollkommen den Geruch des Hundedämons, des Menschenmädchens und der beiden niederen Youkai, die hier ihr Lager aufgeschlagen haben mussten. Es war ein schreckliches Bild für die beiden Wolfsyoukai. Ihre tierischen Freunde hatten sie durch eine lange, und harte Zeit begleitet. Es waren die letzten Vierbeiner aus ihrem einst so großen Rudel gewesen. Mit ihnen und Kouga an ihrer Seite hatten Ginta und Hakkaku gegen Naraku und seine Abkömmlinge gekämpft… Gut, besonders viel hatten die Tiere natürlich nicht ausrichten können. Dennoch war allein ihre Anwesenheit schon moralische Unterstützung und Ansporn genug. Sie hätten nicht so sterben dürfen. Hakkaku wischte sich einmal hastig über die Augen und tat so, als würde er eine der Leichen untersuchen, während er in Wahrheit seine Tränen verbergen wollte. Ginta ging es nicht anders, auch er war traurig über den Verlust ihrer Freunde. Sie waren mehr als nur Tiere gewesen, sie waren eine Art Markenzeichen. Die Wolfsdämonen, das waren keine gewöhnlichen Youkai. Sie zeichneten sich dadurch aus, dass sie, anders als viele andere Dämonen, im Rudel jagten und ein enges Verhältnis zu ihren Gefährten und mehr tierische Instinkte als ein normaler Youkai hatten. Am meisten aber erkannte man sie an den Wölfen, die ihre Gruppe immer begleiteten. Nicht jeder Youkai in ihrem Rudel konnte sich in einen riesigen Wolf verwandeln. Um genau zu sein, vermochten dies die wenigsten Dämonen in ihrem Rudel. Ginta und Hakkaku gehörten nicht dazu, sie waren nicht einmal sicher ob Kouga es tat, denn es war unüblich und geschah nur in höchster Not. Einzig diesen Tieren hatten sie die Bezeichnung „Wolfdämonen“ zu verdanken. Ohne sie, waren sie nichts mehr. Nur drei einsame Dämonen, die sich etwas komisch kleideten und den Mond anheulten. Einsam… Sie waren nie einsam. Immer war jemand da, aber jetzt… Plötzlich spürte Ginta ein merkwürdiges Prickeln im Nacken und fuhr herum. Überrascht weiteten sich seine Augen und er rief nach seinem Freund. Hakkaku trat neben ihn und auch er stutzte. „Wer bist du?“, krächzte Hakkaku mit rauer Stimme und hoffte dabei inständig, dass man seinen Augen nicht ansah, das sie geweint hatten. „Mein Name ist Tesaki.“, antwortete der Junge. Ginta musterte ihn gleichermaßen verwirrt und misstrauisch. Seine Nase, die von dem Geruch des Blutes noch ganz betäubt war, erkannte nun, dass dieses Kind ein Halbdämon war. Was für einer, vermochte er nicht zu sagen, aber er sah nicht besonders gefährlich aus. Die Haare des Kleinen waren von einem sehr hellen, fast weißen Blond und seine Augen leuchteten in einem intensiven Blauton. Das Gesicht war blass und ebenmäßig. Die Kleidung des Hanyous war schwarz und lag eng an seinem Körper an, was ihm große Beweglichkeit verlieh. Im Grunde wirkte er harmlos... unschuldig, man könnte fast sagen rein. Dennoch war da etwas Seltsames an ihm. Die Art wie seine Augen wachsam hin und her huschten, sein sicherer Stand mit dem Rücken zum undurchdringlichen Dickicht und sein Blick... Ginta starrte den fremden Jungen an. "Was machst du denn hier, Kleiner? Wo sind deine Eltern?" Für einen kurzen Moment schien ehrliche Verblüffung über die sonst ausdruckslose Miene des Hanyous zu flackern. "Warum willst du wissen, wo meine Eltern sind?", wollte der Blonde wissen. "Hey Ginta, das ist doch ein Halbdämon! Zu dem ist sicher noch nie einer nett gewesen, deswegen reagiert er so komisch. Was meinst du?", flüsterte Hakkaku seinem Freund zu, nicht wissend, dass Tesaki ihn genau hören konnte. "Mag sein, aber wir haben jetzt auch keine Zeit uns mit ihm zu befassen.", erwiderte der Wolfsdämon, "Wir müssen Kouga finden." "Kouga...", wisperte der junge Hanyou auf einmal und die beiden Youkai sahen überrascht auf. Hatte der Kleine etwa ihr Gespräch belauscht? "Ist das euer Anführer? Wo ist er denn?" "Das... Das geht dich zwar nichts an, aber wir wissen es auch nicht.", antwortete Hakkaku. Langsam wurde ihm dieser Halbdämon, der so vollkommen normal mit ihnen redete, unheimlich. "Hm... Wenn das seine Wölfe waren, wird ihr Blut ihn aber bestimmt bald anlocken.", meinte Tesaki, während er auf die Leichen deutete und plötzlich trat ein anderer Ausdruck in seine Augen. Die beiden Youkai schluckten. Die Wölfe hatten ihnen wirklich viel bedeutet. Dieser Bengel... Wie konnte er so leicht von ihrem Tod daher reden? Verdammt, sie hatten gerade ihre besten Freunde verloren! Der Junge streckte seinen Arm zur Seite aus. Ein Lichtblitz erschien an seiner Handfläche, zerfiel in helle Funken und setzte sich wieder zusammen. Die Dämonen blinzelten mehrmals überrascht. Der Hanyou hielt auf einmal eine lange, gezackte Klinge in der Hand. Das sah verdammt nach einer Beschwörung aus. Aber... Wieso konnte ein Halbdämon so etwas anwenden? Und das auch noch in so jungen Jahren? Selbst die meisten Youkai hatten damit Probleme! "Aber ich denke...", flüsterte Tesaki, "Kouga wird sich noch viel mehr beeilen, wenn er auch euer Blut riecht." Jetzt wurden die beiden Wolfsdämonen wütend. "Wie kannst du so etwas Taktloses sagen!? Du bist nur ein Hanyou, misch dich nicht in unsere Angelegenheiten ein!" In dem Glauben, das Kind jetzt eingeschüchtert zu haben, verschränkten die beiden Freunde ihre Arme. Die Reaktion des Hanyous fiel jedoch anders aus als erwartet: Er lächelte. "Ihr irrt euch... Dies ist ein Kampf zwischen Halbdämonen. Und wir werden gewinnen! Ihr seid es, die sich nicht einmischen sollten." Ginta und Hakkaku warfen sich verwirrte Blicke zu. Wovon sprach er denn jetzt? "Aber leider habt ihr das bereits getan. Es tut mir Leid, aber ich muss meine Loyalität gegenüber Naraku-sama beweisen." Entsetzt rissen die beiden die Augen auf und wichen einen Schritt zurück. Naraku!? Dieser Bengel gehörte zu Naraku!? Das rückte ihn in ein vollkommen neues Licht. Tesaki stand lächelnd da, eine Hand in der Hosentasche vergraben, die andere richtete die Klinge auf sie. "Du willst also gegen uns kämpfen, ja?", fragte Ginta. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Eigentlich nicht, ihr steht nicht auf meiner Liste. Aber es scheint so, als käme ich nicht drum herum." "Okay, das reicht jetzt aber! Komm, Ginta, dieses Halbblut machen wir fertig!", rief Hakkaku wütend. Sein Freund nickte grimmig und beide traten einen Schritt zurück. Tesaki setzte sich als Erster in Bewegung. Er stieß sich kräftig vom Boden ab und landete an einer Astgabel eines hohen Baumes. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er wirte entschlossen und bereit zu töten. Obwohl die Wolfsdämonen gesehen hatten, dass seine Fingernägel glatt und ohne Krallen waren, wurden sie nun überrascht: Einer Fliege gleich hockte Tesaki senkrecht mit dem Kopf nach unten und sie musternd, hoch über ihnen an dem breiten Stamm. Er musste seine stumpfen Finger mit einer enormen Kraft in das Holz gerammt haben, genau wie seine Füße. Die Klinge hatte er - wann, konnten die Youkai nicht sagen - aus der Hand gewechselt und hielt sie jetzt mit den Zähnen fest. Wieder sprang der Hanyou ab und kurz konnte man die vier tiefen Einkerbungen im Holz des Baumes sehen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Angreifer selbst lenken mussten. Dieser griff jetzt von oben an. Einem Wurfgeschoss gleich kam er rasend schnell auf sie zu. Völlig überrumpelt von dieser unerwartet direkten Attacke, stolperten die beiden Wolfsdämonen auseinander. Tesaki traf so keinen der beiden, sondern schlitterte über den blutgetränkten Boden. Er ließ es jedoch nicht dabei bewenden, nahm seinen Speer wieder in die Hand und rannte nun gezielt auf Hakkaku zu. Dieser bereute nun seine vorschnelle Drohung und wollte erneut ausweichen, aber das ließ der Junge nicht zu. Da er so klein war, hieb er nach den Beinen des anderen. Hakkaku verlor auf dem rutschigen Untergrund den Halt und fiel hin. Der Halbdämon hob den Speer und der Youkai dachte schon, es sei um ihn geschehen. Doch sein Gegner zielte nicht auf ihn. Er fuhr mit einer blitzschnellen Bewegung herum und rammte seinen Speer nach hinten. Dort hatte sich nämlich Ginta postiert um seinem Freund das Leben zu retten. Seine Augenbrauen hatten sich wütend zusammengezogen. Er hatte mit seiner Hand nach Tesaki geschlagen, doch diese sah nicht mehr wie eine Hand aus. Die Haut war mit dichtem Fell überzogen und die Finger waren zu spitzen, mit Sicherheit tödlichen Krallen geworden. Ginta grinste und entblößte dabei außergewöhnlich scharfe Zähne. "Ha, hast wohl gedacht, wir wären so einfach zu besiegen, was? Wir mögen nicht die Stärksten sein und wir sind vielleicht auch nicht besonders mutig... Aber trotz allem sind wir noch Wolfsdämonen und als solche nicht vollkommen hilflos!" Der Junge jedoch zeigte sich davon wenig beeindruckt. Die Stelle, an der die Klinge seines Speers wie eingeknickt wirkte, hielt ihm Gintas halb verwandelten Arm sicher vom Leib und verhinderte gleichzeitig, dass er ihn zurückziehen konnte. Hakkaku hatte sich inzwischen von dem Schock erholt und war dabei, sich aufzurappeln. Tesaki bemerkte wohl, dass sie ihn gleich in der Zange haben würden. So stieß er Ginta kräftig von sich und sprang selbst ein paar Meter zurück, an den Rand der Lichtung. Beide Youkai gingen jetzt in Kampfstellung und aus ihren Kehlen drang ein bedrohliches Knurren. Immer hatten sie sich von Kouga beschützen lassen, immer standen sie in seinem Schatten. Aber jetzt war er nicht da, er war weit weg und sie waren auf sich allein gestellt. Weglaufen? Das wäre eine Möglichkeit. Aber vor einem Hanyou flüchten, nein, das ging dann doch zu sehr gegen ihren Stolz. Auch wenn sie gesehen hatten, wozu ein Halbdämon wie Inu Yasha fähig war. Sie konnte sich jetzt nicht einfach aus dem Staub machen. Beide wussten, Tesaki konnte nichts mit dem Tod ihrer Wölfe zu tun haben. Dennoch, sie waren getötet worden und das machte sie wütend und rachsüchtig. Es passte ihnen eigentlich recht gut, sich jetzt ein wenig abreagieren zu können. Außerdem war dies ein Verbündeter Narakus. Wenn sie ihn besiegten, würden sie wenigstens ein klein wenig für die Rache am Rest ihres Rudels beitragen können. Sie waren nicht so schwach wie alle glaubten! Das Kind hob erneut seinen Speer. Diesmal aber schwang er ihn in einer weiten Bewegung. Das Metall begann zu leuchten und eine Salve länglicher, fast nadelartiger Lichtstrahlen schoss auf die beiden Youkai zu. Die Wolfsdämonen hatten keine Ahnung was dies für eine Attacke war, aber es war sicher besser, sich nicht davon treffen zu lassen. Sie wichen noch weiter in die Mitte der Lichtung zurück und duckten sich unter den Lichtstrahlen hindurch. "Was, mehr kannst du nicht?", fragte Ginta und bemühte sich, möglichst höhnisch zu klingen. Langsam begann sich auch sein zweiter Arm zu verwandeln. Auch Hakkaku wandte nun sein Youki an. Sein Kopf wurde länglich, Fell spross aus seiner Haut und schließlich verwandelte sich sein ganzer Kopf in den eines Wolfes. Er bleckte drohend seine scharfen Reißzähne. "Das Blatt wendet sich! Jetzt kommt unsere Chance!", riefen die beiden synchron. Tesaki senkte den Kopf. "Tut mir Leid, aber... Das war sie gerade!" Und mit einer weiten Bewegung holte er erneut aus, diesmal jedoch warf er den Speer von sich. Die Klinge rammte sich nur Zentimeter von den beiden Youkai entfernt in den Boden. Hakkaku, in dessen wölfischen Augen für einen kurzen Augenblick doch Angst aufgeflackert war, lachte laut auf: "Was denn, nicht mal treffen kannst du?" Tesaki ging nicht darauf ein, sondern faltete die Hände zusammen und verbeugte sich kurz. "Friede eurer Seele." "Was...?" Erst jetzt bemerkten sie, das der Stahl der Klinge noch immer glühte. Blaue Blitze knisterten um ihn herum, verliefen zur Erde und breiteten sich aus. Plötzlich spürten die Youkai einen grässlichen Schmerz. Die Blitze hatten sie erfasst und grausige Stromschläge erschütterten sie wieder und wieder. Ihre Gliedmaßen zuckten und hässliche Brandflecken breiteten sich auf ihrer Haut aus. Sie waren völlig bewegungsunfähig, konnten nicht einmal mehr den Mund öffnen um zu schreien. Als das bläuliche Licht langsam erlosch, fielen die beiden Youkai wie Statuen auf den Boden. Ihre Gesichter zeigten pures Entsetzen, doch abgesehen von ein paar harmlosen Verbrennungen schienen sie nahezu unverletzt. Tesaki trat langsam an die beiden Wolfsdämonen heran. Sie hatten sich sicher gewähnt, weil sein Speer, den er mit einer Mischung aus der Kraft des Juwels und seiner eigenen, elektrisch aufgeladen hatte, sie verfehlte. Aber es war überhaupt nicht nötig gewesen, sie zu treffen. Der Boden ringsum war über und über mit dem Blut der Wölfe bedeckt. Dieses bestand fast nur aus Wasser und einigen Salzen und das wiederum leitete den Strom sehr gut. Die vorangegangene Attacke des Hanyous war vollkommen ungefährlich gewesen. Die Lichtstrahlen, die er mit seinem Speer erzeugt hatte, waren eben nur das gewesen - Lichtstrahlen. Auch damit hatte er seine Gegner nicht treffen, sondern lediglich weiter in die Mitte der Lichtung drängen wollen, wo am meisten Blut lag. Die beiden Wolfsdämonen hatten von Anfang an kein Chance gegen ihn gehabt. Und jetzt waren sie tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)