Blut an meinen Händen von astala7 (Was bleibt, wenn nichts mehr da ist?) ================================================================================ Kapitel 3: Hoffnung ------------------- 3. Drittes Kapitel – Hoffnung Du gibst den Wind meinen Namen. Gibst meiner Zukunft ein Gesicht. Gibst meiner Sehnsucht ein zu Hause. Und meiner Hoffnung neues Licht. Aus: „Wahre Engel“ von Matthias Reim „Geht es, Miroku-sama?“ fragte Sango besorgt. „Ja, wir müssen nur – Ah! Da ist Shippou!“ Die Dämonenjägerin sah auf und auch sie entdeckte den kleinen Fuchsdämon, der stolpernd auf sie zugerannt kam. Der Mönch löste sich von der Frau welche ihn bis hier her gestützt hatte und ließ sich zu Boden gleiten. Noch immer schwächte ihn das Gift und er war dankbar für jede Pause. „Shippou-chan, was ist denn los?“ fragte Sango, als der vollkommen aufgelöste Fuchs sie erreicht hatte. „Inu Yasha... ist – und dann... und er hat...!“ Er brachte kein einziges verständliches Wort heraus, was einerseits an der Verwirrung und dem Schock, andererseits aber auch an dem unaufhörlichem Schluchzen liegen mochte, welches seinen kleinen Körper immer wieder in heftigen Stößen erschütterte. „Das hört sich nicht gut an.“ stellte Miroku besorgt fest. „Wir sollten nach Kagome-chan und Inu Yasha sehen. Schafft ihr das, Miroku-sama?“ fragte Sango zaghaft. „Natürlich. Wir müssen-“ Doch dann stockte er und starrte geradeaus. „Kagome-sama!“ Die Dämonenjägerin fuhr herum. „Inu Yasha! Wir gut, es ist nichts passiert!“ sagte sie erleichtert, doch Shippous erneutes Aufheulen ließ sie stutzen. „Es ist doch nichts passiert, oder?“ fragte sie, währen sie dem Hanyou entgegen rannte. Er trug das Mädchen auf seinen Armen. Blut tropfte herunter. „Was... ist mit Kanna? Geht es euch... gut?“ fragte Inu Yasha stockend. Sein Gesicht war merkwürdig leer. „Uns geht es gut, Kanna ist tot. Miroku hat zwar etwas von dem Gift aufgesogen, aber er wird wieder auf die Beine kommen.“ erwiderte Sango. Inu Yasha der normalerweise sofort über Miroku hergezogen wäre weil der nicht aufgepasst hatte und die Saimyosho eingesogen hatte, nickte nur knapp. „Und was ist mit dem Lehmmonster?“ fragte die Braunhaarige weiter. Sie scheute ihn nach Kagome zu fragen. Blut tropfte von einer großen Wunde in ihrer Brust und auch Inu Yasha war schwer verletzt. „Tot.“ sagte er leise und es schien, als sei er den Tränen nah. Er legte Kagome auf den Boden. „Alle tot...“ Sango riss die Augen auf und ließ sich neben dem Mädchen zu Boden fallen. „Nein...“ Sie suchte den Puls an ihrem Hals, legte den Kopf auf ihre Brust um nach dem Herzschlag zu hören, doch da war nichts. Kein Atem. Kein Leben. „Ist sie...?“ sagte Miroku leise. „Ja... Wir können ihr nicht mehr helfen. Das Lehmmonster hat sie...“ Sie brach erstickt ab und schluckte die aufkommenden Tränen hinunter. „Nein, es war nicht das Lehmmonster.“ sagte Inu Yasha, so leise, das man es kaum hören konnte. „Ich war es...“ Shippou stieß erneut einen Schluchzer aus. Miroku und Sango starrten ihren Freund nur entgeistert an. Was redete er da? „Du... Warum gibst du dir die Schuld daran?“ meinte der Mönch. Inu Yasha schüttelte den Kopf. „Ich geben mir nicht die Schuld daran. Ich habe sie... getötet... zerrissen... Mit meinen eigenen Händen...“ Er betrachtete seine rotgefärbten Klauen. Blut tropfte davon. „Inu Yasha wurde wieder so komisch. Er hat Tessaiga verloren und dann-“ Wieder brach der Fuchsdämon in Tränen aus. “Inu Yasha, du bist so doooohooof!“ „Du hast dich... Verwandelt und hast Kagome...?“ Sango konnte es nicht fassen. Inu Yasha hatte sie getötet! Einfach so! Nicht einmal Naraku hatte es geschafft, aber...! „Inu Yasha!“ rief Miroku und stand taumelnd auf. Der Weißhaarige wich zurück, doch er fasste ihn an den Schultern und schüttelte ihn kräftig. „Inu Yasha, du bist nicht Schuld! Hast du das verstanden!? Du konntest nichts dafür! Du warst es nicht, der sie getötet hat!“ redete er eindringlich auf ihn ein. „Du bist nicht Schuld. Wir geben dir keine Schuld und Kagome würde es auch nicht, verstanden!?“ Doch der Halbdämon schüttelte nur traurig den Kopf. „Sie hat mir die Bannkette abgenommen. Ich habe mich beklagt und sie hat sie mir abgenommen... Hätte sie das nicht getan, hätte sie mich aufhalten können...“ „Das konnte doch keiner ahnen!“ pflichtete Sango dem Mönch bei. „Nein, ich hätte es ahnen müssen... Es ist doch schon einmal vorgekommen, dass sie mich in meiner Raserei nur durch die Kette aufhalten konnte. Ich hätte sie auch gar nicht erst mit auf diese Suche nach den Juwelensplittern nehmen dürfen, sie gehört doch in eine ganz andere Welt! Es war alles umsonst, ihre Splitter sind weg und sie selbst ist tot!“ widersprach Inu Yasha. Sein Gesicht hatte einen merkwürdig leeren Ausdruck bekommen. „Aber... was willst du denn jetzt machen, Inu Yasha?“ fragte Sango und deutlich hörte man ihre Angst vor der Antwort heraus. „Ich... Ich werde zu Sesshoumaru gehen.“ antwortete er schließlich. Die beiden Menschen starrten ihn an. „Wie bitte!?“ riefen sie gleichzeitig. „Bei euch kann ich nicht bleiben. Wenn ich mich noch einmal verwandle, seid ihr alle in großer Gefahr. Ich will euch nicht auch noch verlieren! Außerdem hat Sesshoumaru Tensaiga, er.... Das Schwert ist Kagomes letzte Hoffnung.“ erklärte er mit merkwürdig erstickter Stimme. „Inu Yasha...“ seufzte Miroku leise und traurig. „Aber Sesshoumaru wird Kagome niemals wiederbeleben!“ rief Shippou und brach erneut in Tränen aus. Inu Yasha senkte den Kopf. „Wenn er es nicht tut, mache ich es eben.“ „Wie stellst du dir das vor? Dein Halbbruder wird dir Tensaiga nicht geben. Willst du es ihm etwa stehlen?“ fragte der Mönch ungläubig. „Wenn das der einzige Weg ist...“ murmelte er niedergeschlagen. „Das ist doch glatter Selbstmord!“ rief Sango empört. „Aber ich muss es doch wenigstens versuchen!“ erwiderte der Hanyou verzweifelt, „Das bin ich Kagome schuldig.“ Miroku schwieg bekümmert. Eigentlich war es gut, dass Inu Yasha noch eine Aufgabe gefunden hatte, die seinem Leben einen Sinn zu geben schien. Doch Sango hatte Recht, sein Vorhaben konnte unmöglich von Erfolg gekrönt sein. Er hätte ohnehin nur einen, vielleicht zwei Tage Zeit, bevor Kagomes Leiche... Nein, daran wollte er nicht denken. „Wir werden Kagome mit Kirara zu Kaede bringen.“ sagte die Dämonenjägerin, welche ähnliche Gedanken gehegt hatte. „Wenn du in drei Tagen noch nicht zurück bist, werden wir sie begraben.“ Inu Yasha zuckte bei ihren Worten zusammen, nickte dann jedoch geschlagen. Es war für alle klar, dass es in nur drei Tagen unmöglich wäre, Sesshoumaru zu finden, Tensaiga zu holen und es unbeschadet hierher zu bringen, ganz zu schweigen von der Tatsache, es dann auch benutzen zu können. Aber es war eine Hoffnung, ein verzweifelte, verschwindend geringe Hoffnung, aber genug, das sich Inu Yasha daran klammern konnte. „Dann... macht's gut und... Passt auf euch auf, ja?“ flüsterte er leise, fast flehend. „Natürlich, Inu Yasha. Wir geben auf uns Acht.“ beruhigte ihn Miroku und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Der Hanyou nickte bekümmert. „Auf... Auf Wiedersehen dann...“ meinte er etwas unbeholfen und wandte sich ab. Als er schon fast im Wald verschwunden war, rief Sango noch einmal: „Ach, und Inu Yasha!“ Der Angesprochene drehte sich sofort um und sah zu ihnen zurück. „Mach keine Dummheiten, ja?“ rief ihm die Dämonenjägerin zu. Fast etwas enttäuscht brachte der Weißhaarige nur ein schnödes „Ja...“ heraus. Für alle war deutlich, wie ungern er sie in diesem Moment verließ. Natürlich machte er sich Sorgen, seinen Freunden in seiner dämonischen Gestalt Schaden zuzuführen, sollte er sich wieder während eines Kampfes nicht unter Kontrolle haben. Auch die Hoffnung auf Tensaiga trieb ihn voran, aber im Grunde seines Herzens fiel es ihm schwer, die beiden einzigen Menschen zu verlassen, die in dieser Welt noch zu ihm hielten. Sollte er jetzt wieder allein sein, wie all die Jahrzehnte zuvor? Fast alle Menschen, die nett zu ihm gewesen waren, hatten früh den Tod gefunden. Vielleicht wäre es besser wenn er gar nicht zu Sango und Miroku zurückkehrte, gelänge es ihm nicht Tensaiga zu beschaffen... ~Tesaki~ Durch die langen und dunklen Gänge des riesigen, vollkommen leeren Schlosses setzte ein kleiner Junge einen Schritt vor den anderen. In der rechten Hand trug er einen Kerzenständer der ihm ein schales Licht schenkte, aber es war ihm genug. Er war an finstere Kerker gewohnt, die nie einen Strahl des Sonnenlichtes erblickten und somit abgehärtet. Seine Augen waren besser als die eines manchen Lichtdämons, von denen er abstammte. Der Name des Jungen war Tesaki. Drei Monate war es jetzt her, dass er die Hikari no Youkai verlassen und sich einem andere Halbdämon angeschlossen hatte, der weithin auch als Naraku bekannt war. Tesaki war stolz, einem so berühmten Herrn dienen zu dürfen. Es erging ihm gut hier, besser, als es ihm jemals zuvor ergangen war. Er durfte hinaus, wann immer er wollte, solange er innerhalb des Bannkreises blieb, den sein Meister zu ihrer aller Schutz geschaffen hatte. Außer ihm selbst und seinem Herrn wohnten manchmal noch ein paar andere hier. Das waren Naraku-samas Töchter und Söhne. Aber als er ihn einmal nach der Mutter gefragt hatte, meinte er, sie wären Abspaltungen von ihm selbst und nicht richtig geboren worden. Außerdem waren es Dämonen und vielleicht war das auch der Grund, warum seine eigene Tochter, Kagura-san, ihn nicht leiden konnte. Aber die Dämonin war zu allen unhöflich, auch zu ihrer Schwester Kanna-chan. Naraku-sama hatte ihm erklärt, das er beide nicht besonders hoch achtete. Sie waren ebenfalls eher Diener als Familienangehörige, Körperteile seiner selbst, die angefangen hatten eigenständig zu denken. Sie waren Werkzeuge, nichts weiter. Manchmal musste er böse mit ihnen sein, damit sie besser funktionierten. Man musste sie lenken und zurechtstutzen, Tesaki konnte das akzeptieren, nie wäre es ihm eingefallen, den anderen Halbdämon zu kritisieren. Naraku-sama wollte auch nur sich selbst schützen und ein glückliches Leben führen, wie es jeder wollte. Dafür suchte er nach einem magischem Juwel, welches jedoch zersplittert war, auch wenn er einen Großteil schon eingesammelt hatte. Tesaki bewunderte ihn für das hochgesteckte Ziel, sich einen Ruf aufzubauen, mit dem ihm kein Dämon mehr freiwillig zu nahe kommen würde, denn das war denkbar schwer für einen Hanyou. Er selbst hätte nie gedacht, dass dies möglich gewesen wäre. Aber Naraku-sama hatte auch Feinde. Er beantwortete dem Jungen bereitwillig fast alle Fragen die er stellte und so hatte er erfahren, dass die Miko, die er hatte töten müssen um an das Juwel zu kommen, einen Verehrer gehabt hatte, der sie nun rächen wollte. Dieser war ebenfalls ein Hanyou und Naraku-sama hätte ihn gern auf seiner Seite gehabt, denn er war sehr stark. Doch statt mit ihnen die Welt zu einem besseren Ort zu machen, auf dem Halbdämonen nicht mehr wie Abschaum behandelt wurden, hatte er sich gegen sie gestellt und ihr Kampf währte schon zu lag, als das man ihn noch hätte abbrechen können. Sein Meister war sogar bereit gewesen, diesen unverschämten Kerl, der ihn schon oft beleidigt hatte, zu verschonen und sich zurückzuziehen, doch das war diesem nicht genug. Er wollte einzig und allein den Tod seines Herrn und das empörte Tesaki so sehr, dass er vorschlug, Inu Yasha selbst in den Tod zu treiben. „Du bist dazu noch nicht in der Lage, Tesaki.“ hatte er daraufhin geantwortet, „Er würde dich gnadenlos töten, allein, weil du etwas mit mir zu tun hast.“ Doch Tesaki, der Naraku-sama ansonsten nicht besonders nützlich war und dies tief bedauerte, sah doch jeden Tag wie Kagura-san ausflog und das Schloss verteidigte, ihre Feinde aufspürte und beobachtete. Schließlich hatte ihm Naraku-sama einige alte Schriftrollen gegeben. „Dies sind Beschreibungen der Kampffertigkeiten von Lichtdämonen und wie man sie ausführt. Ich möchte, dass du sie dir durchliest und ausprobierst, was du davon ebenfalls kannst.“ hatte er erklärt und Tesaki hatte die Schriftstücke mit leuchtenden Augen entgegengenommen. Unglücklicherweise konnte er jedoch nicht lesen, aber Naraku-sama hatte in seiner unendlichen Güte einen menschlichen Lehrer für ihn besorgt, der zwar fürchterliche Angst vor ihnen allen hatte, ihm aber das Lesen und Schreiben beibrachte. Tesaki lernte mit Feuereifer, um seinen Meister nicht zu enttäuschen und schließlich kannte er den Inhalt aller Schriftrollen auswendig. Der Lehrer verschwand dann irgendwohin, bestimmt hatte ihn sein Herr wieder zu seiner Familie gebracht, oder er hatte ihn getötet, damit er die Position des Schlosses nicht verriet. Wirklich darüber nachdenken tat der kleine Junge nicht, er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Sachen aus den Rollen auszuprobieren. Am liebsten trainierte er mit Kohaku-kun zusammen, einem Menschenjungen, der ebenfalls seinem Herrn diente. Er war nicht besonders temperamentvoll, genauso wenig wie Kanna-chan, aber das machte ihm nichts aus. Kohaku übte weiter mit ihm das Lesen und schon bald stöberte er in vielen alten Magiebüchern herum, die die miesepetrige Kagura-san auf Naraku-samas Befehl hin heranschaffte. Überhaupt war der Herr sehr an seiner Ausbildung interessiert, wie die Youkai einmal bemerkte. Dann hatte er seinen ersten Plan ausgearbeitet, um etwas Praktisches zu tun. Von Kagura-san hatte er alles wissenswertes über Inu Yasha und seine Begleiter herausgefunden, besonders die Miko an dessen Seite – wenn sie auch nicht besonders intelligent war – hielt sein Meister für gefährlich. Er hatte Naraku-sama seinen Plan vorgetragen, in der ein komplizierter Zauber für die Erschaffung einer Kreatur, einem Golem nicht unähnlich, die Hauptrolle spielte. Sein Meister war erfreut über seine Eigeninitiative gewesen und hatte ihm das Kommando über einige der Saimyosho gegeben die er zur Spionage einsetzte. Nun waren diese Spione zurückgekehrt und hatten ihm von dem Ausgang des Kampfes erzählt. Der kleine Hanyou zitterte vor Aufregung und vor Angst, als er sich auf den Weg zu den Gemächern des Herrn machte. Sie hatten Verluste erlitten, schwere Verluste. Die arme Kanna-chan hatte ihr Leben verloren und das war seine Schuld. Fast war die Youkai so etwas wie eine Freundin für ihn geworden, denn mit ihr konnte er sich stundenlang in schweigerner Zweisamkeit mit einer Sache beschäftigen, und sei es auch so ermüdend und langweilig wie seine täglichen Übungen. Würde Naraku-sama sehr böse sein, das sowohl sein Golem, als auch Kanna-chan vernichtet worden waren? Immerhin war es sein erster, indirekter Einsatz gewesen. Zaghaft ließ sich Tesaki vor der dünnen Tür aus undurchsichtigem Papier nieder, die seinen Meister vor allen Blicken beschützte. Der Junge wusste, er würde bemerkt werden. „Komm herein, Tesaki.“ kam auch gleich die Betätigung und so schob er die Tür auf. Der schwarzhaarige Halbdämon saß im Schneidersitz vor dem Fenster und sah ihm entgegen. Mit einer Handbewegung bedeutete er dem Jungen, sich zu ihm zu setzen. Er gehorchte. „Nun, Tesaki? Hast du etwas erreichen können?“ fragte er. Der junge Hanyou verbeugte sich tief und berührte mit der Stirn den Boden: Solche Ehrerbietung hatte Naraku-sama von ihm am liebsten, hatte er herausgefunden. Und es war weitaus schmerzloser als die Folterungen der Dämonen. „Naraku-sama, es tut mir aufrichtig Leid. Mein Golem wurde zerstört.“ gestand er. Das Stirnrunzeln des Anderen konnte er nicht sehen, da er sich noch immer verbeugte. „Hattest du nicht gesagt, er könnte die Gestalt Inu Yashas annehmen, wäre stärker und schneller als er? Könne sich ständig regenerieren?“ „Vergebt mir, Herr, das ist richtig. Jedoch konnte das Schwert Tessaiga nicht kopiert werden. Dies hatte ich jedoch einberechnet. Wie geplant hat Kanna die menschlichen Begleiter des Halbdämons fortgelockt aber bedauerlicherweise... wurde sie getötet.“ sagte er leise. Ein Seufzen war zu hören. „Ich hätte mir denken können, dass du noch nicht so weit bist. Du hast rein gar nichts erreicht?“ „Meister, der Mönch hat, als er Kanna angriff, sehr viele Saimyosho eingesaugt und ist jetzt vermutlich sehr geschwächt. Inu Yasha wurde so schwer verwundet, dass er sich in einen Dämon verwandelte und in seiner Raserei tötete er das Menschenmädchen.“ berichtete Tesaki und hoffte, dass dieser kleine Triumph Naraku-samas Strafe nicht allzu groß ausfallen lassen würde. Der Schwarzhaarige machte eine Bewegung, als wolle er sich erheben, blieb dann jedoch sitzen. Er wagte einen Blick zu ihm und bemerkte, wie seine Mundwinkel unwillig zuckten, als beherrsche er nur mühsam seine Gefühle. „Welches Menschenmädchen?“ hauchte er. „Die Dämonenjägerin?“ „Nein, Herr, die junge Miko. Einem Saimyosho gelang es außerdem, ihre Splitter zu holen.“ antwortete er und streckte die Hand aus, auf der drei Splitter lagen. War das schlecht? Der Schwarzhaarige stieß den Atem aus und lehnte sich fast entspannt zurück, nachdem er die kostbaren Splitter angenommen hatte. „Tesaki, das ist die beste Nachricht seit langem.“ meinte er und schloss kurz die Augen. „Mein Herr...?“ machte er verständnislos, wagte nicht direkt zu fragen. „Diese Miko hat mir viele Scherereien bereitet, sie ist die Wiedergeburt einer äußerst mächtigen Priesterin. Wenn es Inu Yasha war, der sie getötet hat, werden ihn jetzt wohl viele Schuldgefühle zusätzlich schwächen. Kanna ist somit nicht umsonst gestorben – Das hast du gut gemacht, Tesaki. Auch die Splitter sind ein großer Gewinn. Wenn du weiterhin so gut bist, werde ich dir eine Belohnung zuteil werden lassen.“ sagte der Hanyou. Tesakis Augen weiteten sich. Gut gemacht! Sein Meister hatte ihn doch tatsächlich gelobt! Er war doch zu etwas nütze, er hatte seine Aufgabe gut erledigt! Er sollte sogar eine Belohnung erhalten! Oh, hoffentlich bekam er bald wieder einen Auftrag, und dann würde er besser Acht geben. „Naraku-sama, wenn ihr erlaubt... Es wäre gut, würdet ihr sofort erneut handeln. Die beiden Menschen sind allein und der Mönch ist geschwächt. Sie sind verletzlich und können vernichtet werden.“ schlug er vor. Der Halbdämon sah ihn nachdenklich an. „Willst du deinen Triumph nicht auskosten? Warum so eilig?“ Tesaki wusste nicht, dass dies eine Testfrage war und so antwortete er offen: „Wenn ihr es wünscht, könnt ihr die Waffen selbstverständlich eine Weile ruhen lassen. Oder aber ihr richtet euer Augenmerk auf eure übrigen Feinde. Kohaku erzählte mir von einem mächtigen Inuyoukai, der euch auf den Fersen sei und einem Wolfsdämon, der euch ebenfalls sucht.“ Es war aber deutlich herauszuhören, wie gern er an Inu Yashas Gruppe weitergemacht hätte. „Nein, die beiden sind gut, aber sie werden mich nicht finden, wenn ich es nicht will. Jetzt, wo Kanna weg ist, werde ich mir erst etwas anderes überlegen müssen, um sie zu besiegen. Doch die Gelegenheit auch Inu Yasha los zu werden ist zu groß – Ich werde hiermit dir die Verantwortung für ihre Beseitigung übertragen. Zwar bin ich nicht der Meinung, dass mir die Menschen gefährlich werden könnten, aber wenn sie weg sind hat Inu Yasha selbst keinen Bezug zur Welt mehr.“ sagte sein Meister nachdenklich. „Aber schicke vorerst nur meine Untertanen und deine magischen Kreaturen, bis du stark genug bist, um selbst zu kämpfen. Diese Beschwörungen, die du mir neulich vorgeführt hast... Mit ihnen wirst du sehr bald auch selbst Aufträge außerhalb des Bannkreises erledigen können.“ Tesaki verbeugte sich erneut. „Ich danke euch vielmals, Naraku-sama.“ Solch eine Ehre! Als der junge Hanyou den Raum verließ, verspürte er erstmals in seinem Leben echten, unbezwingbaren Stolz. Er würde seine Aufgabe gut erledigen, er würde seinen Meister nicht enttäuschen! ~Naraku~ Naraku ließ sich zurücksinken und genoss den Augenblick. Es schien eine Glückssträhne angefangen zu haben! Es war eine gute Entscheidung gewesen, den Kleinen mitzunehmen. Ein Untergebener, der ihm freiwillig folgte! Nun, er war schwach, sicher, aber dafür von überwältigender Intelligenz. In nur zwei Monaten hatte er Lesen und Schreiben gelernt, Kohaku begann bereits auf seinen Befehl hin, ihn im Waffenkampf zu unterrichten. Der kleine Hanyou verschlang ein Buch nach dem Anderen und wurde immer klüger. Naraku brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass er sich irgendwann gegen ihn wandte, so sehr, wie er von ihm vergöttert wurde. Und immerhin, nun war er tatsächlich die Wiedergeburt dieser vermaledeiten Kikyou los. Wer wusste schon, was ihr Tod noch für Folge hätte. Tesaki würde ihm auf jeden Fall viel Arbeit abnehmen können. Er würde als Halbdämon nie alle Fähigkeiten der Lichtdämonen haben, doch er würde hart an sich arbeiten. Es gab da einige Attacken, gegen die selbst solch starke Youkai wie Sesshoumaru oder Kouga nicht bestehen konnten. Wenn er ihm einen Juwelensplitter gab, würde er schon bald in der Lage sein sie einzusetzen. Eine wahrlich starke Waffe, die er da gefunden hatte... Wenn der Kleine für jeden besiegten Feind nur einen seiner Abkömmlinge in den Tod schickte, war ihm das nur Recht. Kannas Spiegel war durch Kagomes Pfeile schon immer wirkungslos gewesen, auch wenn er sie jetzt gut hätte gebrauchen können. Kagura war ohnehin nur noch bei ihm, weil er ihr Herz in seiner Hand hielt und wenn Tesaki die Dämonenjägern erledigte, brauchte er auch Kohaku nicht mehr. Einzeln waren diese Menschen und sicher auch Inu Yasha zu schwach, um für ihn ernsthaft ein Gegner zu sein. Doch zusammen bereiteten sie ihm echte Probleme. Tesaki jedoch ging mit Strategie vor, er trennte die Kameraden und tötete sie einzeln, um die Stärksten sowohl körperlich als auch moralisch zu schwächen. Taktik, ja, vielleicht war es das, was ihm immer gefehlt hatte. Das langzeitige Vorausplanen, die Berechnung... Bisher hatte er einfach jede Gelegenheit ergriffen die sich ihm geboten hatte, seine Pläne hatten nie eine größere Zeitspanne als wenige Tage umfasst. Andererseits, hatte Tesaki möglicherweise einfach nur Glück gehabt? Soweit er wusste war es nicht geplant gewesen, dass Inu Yasha Kagome tötete, wenn es auch eine glückliche Fügung war. Ohnehin, warum hatte sich der Rest überhaupt getrennt? Das sollte er doch noch einmal etwas näher untersuchen... ~Kagura~ „Kagura-san!“ Oh, wie sie diese Stimme hasste! Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Naraku diesen Rotzlöffel bei sich behielt. Er behandelte ihn ja, als wäre er sein Sohn! Aber wen wunderte es schon, der Kleine vergötterte den Mistkerl ja auch. Wenn er nur nicht dauernd zu ihr gerannt käme, als sei sie seine Ersatzmutter! Aber dummerweise hatte seine letzte Mission ja Erfolg gehabt. Es widerte die Windherrscherin an, wie wenig Naraku Kannas Tod ausmachte, aber wenn man es von seiner Seite aus sah, war Tesaki wohl doch ein überraschend guter Fang. Kagura wusste genau, dass Inu Yasha immer alles Erdenkliche tat um seine Kagome zu schützen. Sie von ihm selbst ermorden zu lassen, war hinterhältig, durchtrieben, einfach böse... Oh wie gern würde sie sich von all dem hier losreißen! „Kagura-san!“ rief der Hanyou wieder, jetzt war er bei ihr angekommen. Sie tat, als wäre er nicht da. „Kagura-san, ich habe einen Auftrag für dich!“ meinte Tesaki begeistert. Die Schwarzhaarige sah ihn halb ungläubig, halb verächtlich an. „DU hast einen Auftrag für mich!?“ „Ja“, erwiderte er mit Stolz, sodass sie einen Würgreiz unterdrücken musste, „Naraku-sama hat mir nämlich das Kommando für die Jagt auf Inu Yasha und seine Begleiter übergeben, toll, nicht?“ „Jagt? Es sind doch wohl eher wir, die hier gejagt werden. Außerdem, glaubst du wirklich, ich würde von dir Befehle entgegennehmen!?“ Mit Kohaku war es ja schon schlimm genug, der war wenigstens ebenfalls unfreiwillig hier. Was fand ihr Erschaffer nur an all den kleinen Jungs!? „Aber ich bin nicht stark genug um gegen sie anzutreten, ich brauche deine Hilfe! Die Menschen von Inu Yasha sind jetzt allen, Beeilung ist angesagt!“ drängte er. „Ich soll also hin und sie umbringen, oder was!?“ motzte Kagura. „Wenn der Mönch sein Windloch trotz der Saimyosho einsetzt, hat der Angreifer ein Problem. Aber du beherrschst den Wind und hast damit bessere Chancen als irgendeine Kreatur, die ich auf die Schnelle heraufbeschwören könnte.“ erklärte er. Kagura rümpfte kurz die Nase. „Du weißt aber, dass dich das zum Mörder macht?“ fragte sie. Es konnte nichts schaden, diesem Bengel die Saat des Verrats ins Herz zu pflanzen. Vielleicht wäre er nützlich, würde er sich mit ihr gegen Naraku stellen. „Mörder? Was meinst du damit?“ fragte Tesaki verwundert. „Naja, das mit Kagome war doch, soweit ich informiert bin, ein Unfall. Wenn du mir jetzt den Befehl gibst diese Menschen zu töten und ich tue es nach deinem Plan, bist du genauso ein Mörder wie ich. Noch ist deine Seele unbefleckt.“ Und wenn Inu Yasha sich, am Boden zerstört, von Naraku umbringen ließ, wäre kaum noch jemand da um den Hanyou selbst zu töten. „Hm, sag mal, ist Naraku-sama dann nicht auch ein Mörder?“ fragte Tesaki nachdenklich. „Ja, genau das ist er!“ sagte Kagura nachdrücklich, froh über ihren kleinen Triumph. Doch der Kleine zerstörte umgehend all ihre Hoffnungen: „Das ist ja toll! Mörder müssen stark sein, damit sie töten können. Und ich muss stark sein, damit ich Naraku-sama dienen kann! Ich kann also auch stark werden, ohne das ich direkt kämpfe, das ist gut!“ Fröhlich klatschte der Junge in die Hände. „Moment mal! Morden ist eigentlich etwas Schlechtes, weißt du! Diese Dämonenjägerin ist zum Beispiel Kohakus Schwester. Naraku hat ihn gefangen genommen und kontrolliert ihn mittels des Juwels, um ihr so zu schaden.“ erzählte sie ihm. „Ehrlich? Dann versucht also auch Naraku-sama stark zu werden, ohne direkt zu kämpfen? Von ihm kann ich wirklich noch eine Menge lernen...“ meinte Tesaki ehrfurchtsvoll. Oh Kami, dachte sich Kagura, Wo nimmt der Junge nur diese Weltfremdheit her!? Jedes Wort das sie sagte, drehte er ihr im Mund um und verwendete es zu Narakus Gunsten. Natürlich konnte sie auch nicht direkt etwas Schlechtes über ihren Erschaffer sagen, war doch da immer die Gefahr das sie belauscht wurden. Aber der Kleine konnte ja Gut überhaupt nicht von Böse unterscheiden. Er war so naiv und gleichzeitig doch ein Genie... Aber wie sollte er es auch anders wissen? Ihren Wissens nach hatte er sein halbes Leben im Kerker verbracht und bekam erst jetzt wirklich einen Eindruck von der Welt – den Eindruck, den Naraku ihm vermittelte. Wirklich schade, vielleicht hätte aus dem Bengel noch was werden können... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)