Never cry von ChaosAngel2 (Matt und Mello (kein Pairing!)) ================================================================================ Kapitel 2: Alles andere als perfekte Familien --------------------------------------------- Nach der Schule sagte Mail dem Blonden, dass er sich beeilen musste und sie deshalb nicht zusammen gehen konnten. Dann rannte er los, um nicht wieder zu spät zu kommen. Sein Großvater nickte nur, als er zur Tür hinein kam. „geht doch.“, murmelte er. Dann setzten sie sich an den Tisch. „Wie war es in der Schule?“, fragte der Großvater. „Es war ok.“, sagte Mail. „Es ist leichter als zuhause.“ „Das hier ist jetzt dein zuhause, Mail.“ Der Rothaarige nickte bloß, auch wenn er sich hier nicht zuhause fühlte. Wieder spülte er nach dem Essen ab, machte sich dann an die aufgaben. „kann ich dann wieder raus? Ich bin heute auch pünktlich zum Essen wieder da.“, fragte er, als er seinem Großvater die Aufgaben brachte. Dieser schüttelte den kopf, als er sich das Heft betrachtete. „Nein. Erst schreibst du diese Seite hier noch mal. Ich habe dir gestern schon gesagt, dass du ordentlicher schreiben sollst.“ Mail schluckte. Bei den ersten drei Seiten hatte er sich auch noch Mühe gegeben, danach hatte er sich beeilt… Und wenn er in Eile war, wurde seine Schrift unordentlich. „Darf ich danach?“ „Wenn dein heft in einem ordentlichen Zustand ist, darfst du nach draußen. Bis um 6.“ Mail seufzte und machte sich daran, die Seite noch mal ab zu schreiben. Als er fertig war, war es fünf. Er zog sich die Schuhe an, nachdem sein Großvater ihm sein Ok gegeben hatte und lief die Treppe hinunter zu Mihael. „Sorry, ich hab zulange für die Aufgaben gebraucht…“, sagte er, als Mihael aufmachte. Der Blonde nickte nur. „Meine Mum ist wach.“, sagte er leise. Mail wusste nicht, was er jetzt genau mit der Aussage anfangen sollte, sagte nur, dass er nur etwa eine Stunde da bleiben konnte. Mihaels Mutter stand in der Küche. Ihre Haare waren zerzaust und sie trug einen alten, schäbigen Bademantel. „Guten Tag, Mrs Keehl.“ „Hallo… Mihael, ist das ein Freund von dir?“, fragte die Frau. Sie klang ganz normal, anders als am Tag zuvor. Mihael lachte nervös auf, bevor Mail etwas sagen konnte. „Ja, aus der Schule.“, sagte er und zog den rothaarigen in sein Zimmer. „Was sollte das eben?“, fragte dieser. „und wieso weiß sie nicht mehr, wer ich bin?“ „Weil halt. Bitte frag nicht weiter, ok? Du weißt sowieso schon mehr, als du wissen solltest.“ „Was soll das, Mihael? Ich dachte wir wären jetzt Freunde…“ „Auch Freunde erzählen sich nicht alles, Mail. Bitte. Ich will nicht darüber reden, ok?“ Mail nickte. „Ok… Ich frag nicht weiter…“ „Mail? Ich weiß, dass… dass das vielleicht jetzt etwas… bescheuert klingt, aber… Wäre es schlimm für dich, wenn du morgen wieder kommst und wir es für heute sein lassen? Ich hab noch eine Menge Hausaufgaben nach zu holen…“ Mail sah etwas enttäuscht aus, nickte aber und ging nach Hause. Sein Großvater schien es zu freuen, dass die Einführung seiner neuen regeln so tadellos funktionierte, doch er sprach nicht viel mit Mail. Eine Woche lang schien alles prima zu funktionieren, Mail gab sich beim Schreiben seiner Hausaufgaben Mühe, kam immer pünktlich und widersprach seinem Großvater nicht. Dann allerdings, an seinem 9. Tag dort, schien alles schief zu laufen. Es fing damit an, dass Mail verschlief. Er hatte den Großvater nicht gehört, als dieser sich auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte. Er rannte zur Schule, bemerkte nicht mal, dass es schon ein wenig regnete, und kam 20 Minuten zu spät. Die Lehrerin hob die Augenbraue, sagte aber nichts. In der Pausestand Mail neben Mihael unter der Überdachung. Inzwischen regnete es ziemlich heftig, der Boden des Pausenhofs war aufgeweicht. „Meinst du, sie sagt meinem Großvater, dass ich zu spät gekommen bin?“, fragte Mail etwas verängstigt. Doch Mihael schüttelte den Kopf. „Nur, wenn du regelmäßig zu spät kommst. Wieso? Kann doch jedem Mal passieren.“ Mail zuckte nur mit den Schultern, als er plötzlich von hinten gestoßen wurde und vornüber in eine große Schlammpfütze fiel. „Hey Brillenschlange! Was machst du denn da unten im Dreck?“, fragte einer der älteren Jungs und lachte. Mail richtete sich langsam wieder auf, sah dann erschrocken auf seine Hose, die vollkommen von dreckig braunem Wasser durchzogen war und fing an zu weinen. Die Lehrerin rief die Kinder, die etwas weiter hinten standen, herein, und Mihael ging zu Mail. „Hast du dir wehgetan?“, fragte er laut, und setzte dann leise hinzu: „Weine nicht. Weine niemals in der Schule. Die tun dir nur noch mehr weh, wenn sie sehen, dass du leidest.“ Dann half er ihm auf. Die Lehrerin gab ihm ein Handtuch, um sich abzutrocknen, sagte aber nichts weiter. Raufereien waren an der Tagesordnung und sie war der Meinung, dass die Kinder das besser unter sich lösten. Später auf dem Heimweg war Mail sehr langsam. Mihael musste immer wieder stehen bleiben, damit der Rothaarige überhaupt noch mitkam. „Hey, was ist los? Du hast es doch sonst immer so eilig?“ „Nichts…“, murmelte der Rothaarige. „Bist du sauer auf mich? Du, ich hab das nicht böse gemeint vorhin, die anderen Schüler sind immer am gemeinsten zu den Kindern, die irgendeine Schwäche zeigen. Und weinen gehört nun mal dazu…“ „ich bin nicht sauer auf dich.“, sagte Mail betrübt. „Aber ich werde heute Mittag wohl nicht zu dir kommen können. Meine Hose ist vollkommen schmutzig, das gibt garantiert Ärger…“ „Wenn du weiter so herum trödelst bekommst du noch mehr Ärger. Du sagst doch immer, dass deinem Großvater Pünktlichkeit so wichtig ist.“ Doch Mail antwortete ihm nicht. Er verabschiedete sich an Mihaels Tür und schlurfte dann weiter die Treppen nach oben, wo er mit klopfendem herzen stehen blieb. Der Großvater hatte ihm gesagt, dass er auf seine Kleidung zu achten hatte, die Hose wurde sonntags gewaschen, zusammen mit den anderen Sachen aus der Woche. Aber es war erst Mittwoch… Schließlich klingelte Mail an der Tür. Sein Großvater sah ihn grimmig an, betrachtete ihn von oben bis unten. Dann sagte er in einem gefährlich ruhigen Ton: „Zieh die Sachen aus, bevor du den Teppich auch noch dreckig machst und geh in dein Zimmer.“ Mail schluckte, tat dann aber, was ihm gesagt wurde. Kurz nachdem er in seinem Zimmer angekommen war, kam auch sein Großvater herein. „Ich habe dir gesagt, dass Wasser teuer ist und du deshalb auf deine Kleidung zu achten hast, Mail.“ „Dad, bitte… Ich… Es tut mir Leid… Einer der Jungs hat mich geschupst und da bin ich hingefallen…“ Der Großvater setzte sich auf einen Stuhl. „Komm her, Mail.“ Mail war für einen kurzen Moment wie erstarrt. Wenn seine Mutter sich zu ihm gesetzt hatte, dann war er immer gerne zu ihr gekommen, sie hatte ihn in den Arm genommen und getröstet, wenn andere Kinder aus irgendeinem Grund gemein zu ihm gewesen waren. Doch sie hatte ihm niemals in diesem Tonfall, und wenn er nur in Unterwäsche vor ihr gestanden hatte, gesagt, sie solle zu ihm kommen. „Wird’s bald?!“ Jetzt schon kurz davor zu weinen, lief Mail langsam auf seinen Großvater zu, wurde am Arm gepackt und befand sich innerhalb von Sekunden über den knien des Mannes. Dieser hielt ihn am Rücken fest- Dann schlug er ihm mit der flachen Hand auf den Hintern. „Au!“ „Du. Sollst. Darauf. Achten. Dass. Deine. Kleidung. In. Möglichst. Gutem. Zustand. Bleiben. Und. Nicht. Die. Schuld. Auf. Andere. Abschieben!“ Jedes Wort unterstrich der Großvater mit einem weiteren festen Schlag auf Mails Sitzfläche. Der Junge schrie auf, heulte, doch der Mann stellte ihn nach den 20 Schlägen nur wieder auf die Füße. „Vielleicht hilft dir das, in Zukunft daran zu denken. Für den Rest des Tages bleibst du in deinem Zimmer. Da du außerdem noch zu spät nach Hause gekommen bist, brauchst du nicht dam8it zu rechnen, dass du noch Mittagessen bekommst. Heute Abend bringe ich dir eine Scheibe Brot ins Zimmer.“ Dann verließ der Großvater den Raum, und der Junge warf sich auf das Bett und weinte bitterlich. Es tat so weh… Und er empfand es als so ungerecht… Im Stockwerk darunter war ein kleiner blonder Junge jedes Mal zusammengezuckt, als er seinen Freund hatte aufschreien hören. Er wusste, was passiert war, hatte selbst so seine Erfahrungen mit dieser Art der Bestrafung gemacht, als seine Mutter ihren letzten Freund gehabt hatte. Deshalb also hatte Mail es so gar nicht eilig gehabt, nach hause zu kommen. Er hatte Mitleid mit seinem neuen Freund, wusste aber, dass er ihm auch nicht helfen konnte. Außerdem hatte er genug eigene Probleme. Langsam stand er auf und ging ins Wohnzimmer, wo seine Mutter schlief. Neben ihr stand eine halb-leere Wodka-Flasche. Mihael seufzte. Sie hatte versprochen gehabt, damit aufzuhören, doch wie schon so oft, war wieder nichts daraus geworden. Wütend griff er nach der Flasche und warf sie an die Wand, wo sie schellend zerbrach. Seine Mutter wachte davon nicht auf. Er rechnete überhaupt damit, dass sie die nächsten stunden weiter schlief. Noch einmal seufzend holte er den Besen aus der Küche und kehrte die Scherben zusammen. Und heute hatte er wohl auch nicht damit zu rechnen, dass Mail noch nach unten kam. Verbissen zwang er seine Tränen zurück. Es brachte nichts, wenn er jetzt weinte. Besser niemals weinen, keine Schwäche zeigen. Eine halbe Woche hatte sie es diesmal ausgehalten. Hatte nichts getrunken, hatte sogar sich wieder mal die Haare gewaschen und ihm Brote gemacht. Doch es hatte wie immer nicht lange angedauert. Seit gestern trank sie wieder. Mihael dachte sich, dass er doch inzwischen daran gewöhnt sein müsste, doch auch dieses Mal war er wahnsinnig enttäuscht gewesen. Er liebte seine Ma doch über alles, und wenn sie nicht getrunken hatte, konnte er mit ihr auch über alles reden, sie spielte mit ihm, kümmerte sich um ihn… Doch jedes Mal musste er nach einigen tagen damit rechnen, dass sie wieder vollkommen betrunken war, wenn er von der Schule nach Hause kam. Und dann musste er sich um sie kümmern, musste dafür sorgen, dass sie etwas aß, und dass sie nicht auf die Straße lief. Manchmal fragte er sich auch, wo sie das Zeug immer her bekam. Ob sie es sich holte, wenn er in der Schule war. Dann überkam ihn immer ein schlechtes Gefühl, wenn er morgens raus musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)