Extinction von Jadis (all bets are off) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Danach ----------------------------- Anmachertext Hehe... schön dass ihr mal reinlest ^^ Wie in der Beschreibung schon erwähnt, handelt es sich bei dieser FF um eine Fortsetzung zu 'Apocalypse - death is only the beginning'. ICH HAB EUCH VERSPROCHEN, DASS ES WEITER GEHT, STIMMTS??? YAY!!! Hat zwar nur drei Jahregedauert, aber das is ja egal ^^' Es ist nicht nötig den Vorgänger gelesen zu haben, aber wenn ihr wissen wollt, wer mein Hauptchara eigentlich ist, dann ist Hintergrundwissen von entscheidendem Vorteil ^^ Der aufmerksame Resi-Fan wird vielleicht bemerken, dass ein entscheidender Film-Chara fehlt... Claire Redfield. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es mit ihr einfach viel zu viel Charas wären und meine gute Tess untergegangen wäre... und außerdem kann ich die Film-Claire sowieso nich leiden ;P Ansonsten... bleibt mir nur noch, euch viel Spaß im Bereich des Survival-Horros zu wünschen: VIEL SPAß!! ^^ *flüster* Und bitte Kommies da lassen ;o) ALL BETS ARE OFF „Den Lebenden schulden wir Respekt. Den Toten schulden wir nur die Wahrheit.“ - Voltaire Teil eins Vorher - Danach Kapitel 1 - Danach Tess erinnerte sich noch genau an Carlos' Worte. Als sie eines Nachts in einem billigen Motel - L.J. hatte es das „Taugt-schon-Motel“ genannt - untergetaucht waren, hatte er es ihr anvertraut. Er hatte sich geschworen nie wieder eine Führungsposition einzunehmen. Als er das letzte Mal das Kommando über eine Streitkraft führte, hatte er einen folgenschweren Fehler begangen. Auch wenn er der Einzige war, der dies behauptete. Sein angeblicher Fehler war, einer Zivilistin das Leben retten zu wollen. Keiner hatte ihm deswegen je einen Vorwurf gemacht, weil jeder an seiner Stelle ebenso gehandelt hätte. Doch es nagte an Carlos, und er fragte sich, ob Viele die ihm vertraut hatten, jetzt noch leben würden. Nahezu alle die ihm einmal bedingungslos überallhin gefolgt waren, waren jetzt tot. Sie alle waren draufgegangen in der Nacht in Raccoon City oder im Verlauf des darauf folgenden Kampfes. Und das Schlimmste daran war, dass sie der Zivilistin nicht einmal hatten helfen können. Nein… Carlos Olivera würde nie wieder eine Führungsposition einnehmen. Doch dann war die Welt den Bach runter gegangen. Die Umbrella Corporation hatte geglaubt, sie hätte die Epidemie im Griff. Doch das war ein Irrtum. Raccoon City war damals erst der Anfang gewesen. Innerhalb von Wochen hatte sich der T-Virus die Vereinigten Staaten einverleibt. Monate später die ganze Welt. Der Virus löschte nicht nur menschliches Leben aus. Seen und Flüsse vertrockneten, Wälder wurden zu Wüstenlandschaften und sogar von ganzen Kontinenten blieb nichts weiter übrig, als verdorrtes Brachland. Langsam aber sicher begann die Erde zu verwittern und… auszusterben. Die wenigen Überlebenden mussten immer in Bewegung bleiben. Sie mieden die großen Städte und blieben nie lange an einem Ort um sie nicht anzulocken. Erst waren es nur ein paar, doch dann… wurden es immer mehr. Eine nicht enden wollende Armee von Untoten. Und so blieb den Überlebenden nur eine Chance. Sie mussten vor ihnen weglaufen… ~*~ Als Tess in ihrem Humvee einen Zomboiden auftauchen sah, gab sie noch einmal zusätzlich Gas, trat das Pedal einfach bis zum Anschlag durch und lies den Motor aufheulen. Sie fuhr auf einer langen, unter Sand fast verschwundenen Straße nach Wesen, die Erschütterung die der Aufprall verursacht hatte, kaum spürend. „Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke!“, rief sie und schaute dabei in den Rückspiegel, wo die, an den Rädern eines gelben Schulbusses angebrachten, sich drehenden Dornen den Kopf des Zomboiden zerfetzten. Blut und unangenehmere Dinge spritzten gegen dessen vergitterte Scheiben. Tess konnte die Ekelrufe der Kinder beinahe hören. „Boah, hat der gespritzt, was?“, hörte sie Ottos Stimme über Funk, welches in diesen Tagen Kommunikationsmittel Nummer eins geworden war, da sich alles andere als zu unzuverlässig herausgestellt hatte. Tess lächelte bitter. Otto war es auch gewesen der den Begriff „Zomboid“ erfunden und geprägt hatte, als Alternative zu dem Wort was L.J. für sie hatte: Scheißzombies. Zombies, Untote oder lebende Tote waren in den Köpfen der Menschen zu tief als schlechte Horrorfilmerfindung verankert, hatte er gesagt, und das führte dazu sie als Bedrohung nicht mehr ernst zu nehmen. Doch sie meinten es ernst… todernst. Und dennoch hatte Otto Recht. Wer konnte schon Angst vor etwas empfinden, was sich Zombie schimpfte, wenn er einmal „Zombie Night“ geschaut hatte? Otto Walenski selber, hatten Carlos und Tess in Omaha aufgegabelt. Dort hatte sich der damalige Geschichtslehrer einer Highschool seine Schüler geschnappt und hatte im Schulbus versucht die Stadt zu verlassen. Sie hatten ihn dabei erwischt wie er versucht hatte einen Bankautomaten zu knacken. Immerhin war der Notstand ausgerufen worden… Otto und seine Schüler hatten sich ihnen angeschlossen. Doch das Geld hatte ihnen nichts genützt. Es war schon bald für nichts mehr gut gewesen, außer zum Anfeuern des Lagerfeuers. Tess kramte in ihrer Brusttasche, den Blick weiterhin nach vorn gerichtet – was nicht zwangsläufig nötig gewesen wäre, da es hier sowieso meilenweit nichts anderes gab außer Sand - mit den Knien lenkend und ein Lied vor sich hin summend, dessen Melodie sich nur ihr zu erschließen schien. „Eine CD von Michael Jackson“, säuselte Tess, als sie ihre Zigarettenpackung zu fassen bekam und zugleich einen sehnsüchtigen Blick auf den leeren CD-Player warf. „Das wär's jetzt.“ Und dann, als ihre Finger in der Zigarettenschachtel ins Leere griffen, fluchte sie unbekümmert: “Fuck!“ Neben ihr zog jemand scharf die Luft ein. „Ich dachte, du wolltest nie wieder fluchen“, erinnerte Kmart mahnend und zog sich dennoch in aller Ruhe ihren Lidstrich nach. Tess biss sich auf die Unterlippe. Das hatte sie schon fast wieder vergessen. Sie hatte versprochen nie wieder ein Schimpfwort in den Mund zu nehmen, wenn bald eine Tankstelle auftauchen würde die nicht schon leer war und an der sie ihre Tanks wieder ein bisschen füllen konnten. Und die Tankstelle war tatsächlich gekommen. „Oops, hab ich wohl vergessen.“ „Das hab ich gemerkt“, meinte Kmart grinsend, klappte die Sonnenblende wieder nach oben und steckte den schwarzen Kajal in ihre Tasche. Auch Tess grinste, griff nach ihrer Sonnenbrille, welche immer am Kragen ihres Tops hing und setzte die eingefassten, schwarzen Gläser auf ihren Nasenrücken um nicht mehr so von der Mittagssonne geblendet zu werden. Kmart sah aus dem Fenster und spielte an ihren Armbändern aus buntem Draht herum. Otto hatte diese Art von Schmuck einmal apokalyptischen Chic genannt, was Kmart dazu veranlasst hatte einen Schmollmund zu ziehen. Aber aufgehört den apokalyptischen Chic zu tragen hatte sie nicht. Kmart… das war natürlich nicht der richtige Name der Vierzehnjährigen. Das war der Ort an dem sie das Mädchen in Athens, Georgia gefunden hatten. Sie war die letzte Überlebende einer kleinen Gruppe die sich in dem Einkaufscenter verschanzt hatte. Da von ihren früheren Bekannten und ihrer Familie niemand mehr am Leben war, hatte sie sich geweigert ihnen ihren richtigen Namen zu verraten. L.J. hatte irgendwann angefangen sie Kmart zu nennen und schließlich hatte sie beschlossen nur noch darauf zu hören. Tess wollte nicht bissig sein, aber insgeheim war sie sich sicher, dass ihr wahrer Name Ashley war. Sie unterdrückte ein Kichern, zerknüllte die nutzlos gewordene Packung „Mild Seven“ mit der linken Hand und warf sie aus dem Fenster. Dann griff sie zu dem Armee-PRC, welches zur Grundausstattung jedes ihrer Fahrzeuge gehörte, und sagte: „Hey, Carlos!“ Nach einer kurzen Pause hörte sie Carlos' Antwort. „Tess“, sagte er mit seiner angenehmen, beruhigenden Stimme. Bei der Air Force hatte er sich damit gut gemacht und auch später als Kommandant der U.B.C.F. Auch während sie als „Strike-Team“, einer Gruppe aus Streitkräften und Polizisten, einen letzten Widerstand gegen die Untoten geführt hatten, war Carlos' ruhiger Art viel zu verdanken gewesen. Tess musste schmunzeln. Schließlich hatten sie diesen Konvoi gebildet und Carlos' Schwur war Flöten gegangen. So viel zum Thema keine Führungsposition mehr einzunehmen. Irgendwie war er da wieder einmal hineingewachsen und hatte es schließlich akzeptiert. Hatte wohl auch irgendwas mit angeborener Autorität zu tun, oder so. Jetzt sagte Tess zu ihm: „Hast du was zu rauchen?“ Sie konnte sich einen hoffenden Tonfall einfach nicht verkneifen. „Nein“, antwortete er ohne zu zögern. „Und das soll ich dir abnehmen, ja?“, fügte Tess hinzu und gleichzeitig schoss ihre rechte Augenbraue in die Höhe. Eine Geste die sie bei Kmart des öfteren sah und sich irgendwie auch angewöhnt hatte. Sie konnte Carlos' Grinsen regelrecht hören als er nach einem kurzen statischen Rauschen sagte: “Ich würd' dich doch nie anlügen.“ Nein, das würde er wirklich nicht. Er war eine ehrliche Haut, durch und durch. Bei einigen anderen Persönlichkeiten sah das schon anders aus. „L.J.“, versuchte Tess es weiter. „Tessandra Carlisle, dass du dich mal meldest.“ Tess widerstand in einer heldenhaften Anstrengung dem Drang mit den Augen zu rollen. Ihre einzige Genugtuung war, dass er seinen bescheuerten Hut nicht mehr besaß. Eine Sekunde lang gab sie sich purer Schadenfreude hin. Bei dem letzten zomboiden Angriff in Fort Irwin hatte er ihn verloren, weil er mit Chase einen Panzer in die Luft gejagt hatte um die Untoten zu grillen. Dieser Gedanke bereitete ihr beinahe körperliche Schmerzen. Der Panzer… warum musste es ausgerechnet den Panzer erwischen? „Hast du was zu rauchen?“, zwang sie sich zu fragen, während der Humvee leicht ruckte da er gerade einen weiteren Zomboiden plättete. „Nichts zu machen“, sagte L.J. bedauernd und Tess war sich nicht sicher, ob sie es ihm abnehmen sollte oder ob es sich um eine heuchlerische, schauspielerische Glanzleistung handelte. „Irgendwas anderes?“ Sie gab die Hoffnung noch nicht auf. „Du meinst alternative Stoffe? Um ehrlich zu sein, uns ist alles ausgegangen.“ Und schließlich starb die Hoffnung doch irgendwann. Wir. Das waren L.J. und sein Beifahrer Chase MacAvoy aus Oklahoma. Eigentlich kam er aus Texas und trug beinahe einen so blöden Hut wie L.J. einen besessen hatte. Tess würde ihre letzte Kippe – wenn sie noch eine hätte - verwetten, dass die Beiden sich gerade wie zwei bekloppte Schafe angrinsten. „Willst du uns hier verarschen?“, hörte sie plötzlich die aufgebrachte Stimme von Betty Grier, der Sanitäterin aus Bakersfield, über Funk. „Und du, Otto?“ „Sorry, Camping-Freunde“, mischte der Fahrer des Busses sich in das Gespräch ein. „In Salt Lake hab' ich mir den Rest reingezogen.“ „Scheiße“, brachte Betty es auf den Punkt und Tess legte resignierend das PRC zurück. „Das gibt's doch nicht“, murmelte sie zu sich selbst und steuerte den Wagen über eine Düne. Der Wagen vollführte einen kleinen Hüpfer und Kmart ließ einen kleinen Jauchzer hören. „Tja Leute“, sagte Otto und beendete somit die kurze Unterhaltung. “Das ist echt das Ende der Welt.“ ~ Ende des 1. Kapitels ~ Kapitel 2: Kapitel 2 - Vorher ----------------------------- Kapitel 2 - Vorher Ihr Schlaf war traumlos. Das schien ihr etwas ungewöhnlich, denn die Träume in den letzten Tagen waren immer wie kleine Höllen gewesen, in die sie steigen musste. Jemand berührte sie an der Schulter und Carlos' Stimme sagte ihren Namen, doch als sie die Augen öffnete war Nicholai der Erste den sie sah. Eine stumme Frage stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ihr müsst hier weg“, erklärte Nicholai und packte Tess am Arm um ihr vom Bett aufzuhelfen. Alle Müdigkeit war auf der Stelle von ihr gefallen. Irgendetwas in seinem Tonfall stimmte ganz und gar nicht. Was war denn passiert während sie auf der harten Matratze und den dreckigen Laken geschlafen hatte? „Wieso nur 'wir'?“ Sie schaute zum Fenster, welches auf den Hinterhof des kleinen Motels führte. Verwirrt sah sie wie Alice gerade Angie hindurch half und dann selber nach draußen stieg. Dann lugte L.J.'s Kopf in das Innere und verkündete: „Beeilt euch“, forderte er panisch als würden sie alle in Brand stehen und er hätte den einzigen funktionierenden Feuerlöscher weit und breit. „Los, raus hier!“ drängte nun auch Jill und Tess' Kopf fuhr herum. Jill Valentine stand an der Tür und blickte immer mal wieder durch den Spion. „Ich will erst wissen was-“ „Das ist ein Befehl, Soldat!“, blaffte Nicholai sie an und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie ihn missbilligend an, doch dann siegte ihre militärische Ausbildung und sie schob sich durch das Fenster ins Freie ohne sich noch einmal umzusehen. Ihre Füße hatten kaum den Kieselboden unter dem Fenster berührt, als Carlos schon an ihrer Seite war und sie zur Eile drängte. Sie rannten durch die Dunkelheit und als sie Minuten später im Wagen saßen und dem Highway entgegen rasten, verlangte Tess nach einer Erklärung: „Was sollte das denn? Weshalb sind Nicholai und Jill zurückgeblieben?“ Carlos und Alice warfen sich vielsagende Blicke zu und Tess musste sich zusammenreißen um sie nicht auf der Stelle zu schlagen. Gegen Alice hätte sie zwar den Kürzeren gezogen, aber selbst das war ihr im Moment egal. Sie wollte endlich eine Begründung für die plötzliche Flucht. Schließlich begann Carlos: „Als du geschlafen hast, haben die Beiden im Fastfood-Laden um die Ecke etwas zu Essen geholt.“ Tess nickte. Das schien ihr einleuchtend und alles andere als gefährlich. Dennoch schüttelte Carlos bei dieser Erinnerung den Kopf und von L.J., der neben ihr auf der Rückband saß war ein leises „Oh, Mann“ zu hören. Angie hielt den Blick gesenkt und Alice starrte aus der Windschutzscheibe. „Da waren Männer die auffällig unauffällig waren und unter ihren langen Trenchcoats bestimmt keine Wasserpistolen versteckt hielten.“ Tess versuchte zu Schlucken, doch ihr Mund war plötzlich so trocken wie die Wüste Gobi. Sie ahnte was Carlos ihr deutlich machen wollte. „Sie haben sich geopfert“, flüsterte sie und es war eine Feststellung. Carlos deutete ein Nicken an. „Sie waren aufgeflogen, haben sich aber nichts anmerken lassen und nur für zwei Personen Essen bestellt um den Anschein zu erwecken, dass sie alleine unterwegs sind.“ Tess verstand. Sie verstand alles. Es war das Einzige was sie hätten tun können. „Es war das Einzige was sie hätten tun können“, fuhr Carlos fort und Tess lächelte bitter. “Die Typen hatten nur Jill und Nicholai gesehen und weil wir schnell gehandelt haben, sind wir… entkommen.“ Tess hatte das ungute Gefühl, dass er erst „vorerst entkommen“ hatte sagen wollte. Während sie sich fragte, wie die Typen von der Regierung ihre Spur hatten aufnehmen können, wurde sie sich einer anderen Sache bewusst. Während sie auf dem Highway in Richtung Osten rasten, waren Nicholai und Jill wahrscheinlich schon festgenommen worden und saßen in irgendeiner kalten Zelle und warteten auf ihr Verhör. Tess war alles andere als weinerlich, doch dieser Gedanke trieb ihr die Tränen in die Augen. Um Fassung bemüht, holte sie tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Doch es änderte nichts an dem Angstknoten der ihr im Bauch saß. Sie waren so einen weiten Weg zusammen gegangen und jetzt plötzlich, in einem billigen Motel in einer Stadt an deren Namen sie sich nicht einmal mehr erinnern konnte, hatte ihr kleiner Kampf gegen Umbrella einen herben Rückschlag erlitten. Einen Rückschlag der ihr noch lange in den Knochen stecken und sie mürbe machen würde. Doch sie machten weiter. Sie mussten weiter machen. Nicholai und Jill würden dies ebenfalls tun, sie würden einen Weg finden. Und irgendwann, wenn die Zeit reif war, würden sie sich wieder begegnen. ~ Ende des 2. Kapitels ~ Ja, ich hab mich dazu entschieden, Nicholai mit ch zu schreiben ^^ Kapitel 3: Kapitel 3 - Danach ----------------------------- Kapitel 3 - Danach Die früher meist befahrene Interstate, die das Land von Osten nach Westen durchlief, war die I-80. Sie führte von New York bis nach San Francisco. Man konnte auf Highways durch das Land zischen ohne am Wegesrand irgendetwas zu sehen, bis auf ein paar Wolken am Horizont. Das Desert Trail Motel lag am Rande der I-80. Sie waren schon einige Zeit auf dem Highway unterwegs gewesen, ohne wirkliche Anzeichen von Leben entdeckt zu haben. Doch dann hatte Tess, die mit dem HMMWV den Konvoi anführte, als Erste das vom Wüstensand halb zugewehte Motel gesehen und das Gefolge zum Halten gebracht. Kmart sah ihr besorgt nach, als sie sich das Fernglas schnappte und den Wagen verließ. Mit wenigen fließenden Bewegungen zog sie sich auf das Dach des Militärfahrzeuges und nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass der Bus nur wenige Meter hinter ihr gehalten hatte. Dahinter stand der Enco-Tankwagen aus Missouri – der mittlerweile kaum mehr war, als eine große Büchse voller Luft - mit L.J. als Fahrer und am Ende des Konvois sah sie Carlos auf das Dach des 8x8 aus Fort Irwin steigen. Zwischen diesen Fahrzeugen waren noch der Krankenwagen aus Dallas und ein Nachrichten-Truck irgendeines Fernsehsenders aus Denver. Beide wurden durch den Tanklaster bedeckt, nur die Antenne des KT3-Nachrichten-Trucks war noch zu sehen. Alle Fahrzeuge hatten vergitterte Fenster, der Schulbus sogar Schießscharten. Der Humvee war zusätzlich mit einem Räumschild versehen und auf der Tür des gelben Wagens prangte in roten Lettern der Schriftzug 'Brentwood Lady - Nägel und Pediküre'. Tess nahm ihre Sonnenbrille ab und musste blinzeln. Die Sonne brannte erbarmungslos nieder und in der Ferne verschwammen Erde und Himmel zu einer vor Hitze flimmernden Einheit. Sie wischte sich mit dem linken Arm den Schweiß von der Stirn und bedauerte, dass sie die Klimaanlagen nicht einschalten konnten, da der Spritverbrauch sonst zu hoch werden würde. Nur der Inhalt des Nachrichten-Trucks musste gekühlt werden. Tess nahm die Sonnenbrille ab und hob das Fernglas an ihre Augen. Das Schild auf dem der Name des Motels stand hing schief über der Eingangstür. Die Hälfte des Gebäudes, inklusive Restaurant, Souvenirladen und Tankstelle, war unter einer Sanddüne begraben. Davor standen zwei verlassene, rostige Fahrzeuge mit geöffneten Türen und offener Motorhaube. Tess bezweifelte, dass sie noch Benzin in den Tanks oder den Zapfsäulen finden würden. „Verdammt ruhig hier“, informierte sie den Rest der Gruppe über das Funk, welches zusätzlich zu dem im Wagen an ihrer Schulter befestigt war. „Ist das nicht immer so?“, rief L.J.'s statisch verzerrte Stimme in Erinnerung. „Scheint verlassen zu sein“, schlussfolgerte Carlos. „Woll'n wir nachsehen?“ Tess zog die Schultern nach oben bis sie sich dessen bewusst wurde, dass die Geste niemand sehen konnte. „Sag du's uns. Du bist der Chef.“ „Wie ihr euch auch entscheidet Jungs und Mädels“, mischte sich Otto ein. „Könntet ihr mal einen Zahn zulegen? Ich muss um sieben noch zum Yoga-Kurs.“ Tess grinste und wusste gleichzeitig, dass es eine versteckte Botschaft war und dass die Kinder langsam unruhig wurden. Sie mussten sich entscheiden. Als sie sich umdrehte sah sie Carlos' Gestalt vom Wagendach des 8x8 huschen. Seine Stimme verkündete: „Na kommt, geh'n wir.“ Tess tat es ihm gleich und traf unten bereits auf L.J. der aus der Führerkabine des Tankwagens geklettert war. „Immer wieder gern“, murmelte er vor sich hin und zückte eine Beretta. Seine nickelbeschlagenen Uzis, die er damals in Raccoon City bei sich getragen hatte, hatte er ebenfalls irgendwo verloren. Schadenfreude gegen Lloyd Jefferson „L.J.“ Wayne: Zwei zu Null. Tess kramte im Humvee nach ihren Waffenholstern. Sie hatte auf dem Rücksitz und im Kofferraum ein ganzes Waffenarsenal zusammengestellt. Die einzige Niete darunter war die MP5, weil sie für das Ding keine passende Munition mehr hatte auftreiben können. Die MAC-11 jedoch, die Neunmillimeter, die abgesägte Schrotflinte – bei deren Anblick sie immer an Alice denken musste – und all die anderen waren geladen. Carlos erreichte sie während Tess noch dabei war ihre Waffe schussbereit zu machen und L.J. einen mittelmäßigen Rap zum Besten gab. Wortlos setzten sie sich in Bewegung. „Seid vorsichtig“, hörte sie Kmarts Stimme während sie sich wachsam aber dennoch zügig dem Motel näherten. Tess wusste, an was der Teenager dachte. Auch in Pahrump, Kettleman Station, Lebec und Bakersfield waren die Gebäude unter Sanddünen halb verschwunden. Und in den Gebäuden hatte das Grauen gelauert. Tess versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Binnen weniger Minuten hatten sie den Eingangsbereich des Motels erreicht. Tess' braune Stiefel versanken tief im heißen Wüstensand. Sie seufzte lautlos und schielte zu dem Werbeschild empor. Direkt darunter ragte ein Pfahl in die Höhe. Daran waren Schilder befestigt, die in verschiedene Richtung zeigten. Alaska, Denver, Vegas, Paris, Mexiko, Rom, Berlin, London und weitere Orte, an denen sie überall lieber gewesen wäre als ausgerechnet hier. Ehe sie diesen Gedankengang beenden konnte, hatten sie festen Boden unter den Füßen und konnten bereits in das Innere des Motels spähen. Nebeneinander hergehend schritten sie durch die offen stehende Eingangstür und fanden sich in einer Art kleinen Lobby wieder. Tess atmete die staubige Luft ein und nahm in wenigen Augenblicken jedes Detail ihrer Umgebung auf. Linker Hand führte eine gläserne Drehtür in ein gutbürgerliches Restaurant auf dessen Tischen Teller mit vergammelten Essensresten standen und umgeschüttete Getränkegläser ihre Flüssigkeiten über die karierten Tischdecken verschüttet hatten. Stühle waren umgekippt und Teller zu Boden gestürzt. Zu ihrer Rechten führten mehrere Gänge in den Bereich des Gebäudes indem sich die Zimmer befanden. Direkt vor ihnen war eine kleine Rezeption auf dessen Theke ein Fünfcentstück lag. An der Wand dahinter hing ein Schild auf dem stand: Nevada – das Freizeitparadies. Das war irgendwie ziemlich witzig. Aber Tess konnte sich gerade kein Grinsen abringen. Ein beißender Geruch hing in der Luft. Sie kannte diesen Geruch. Es roch… nach Tod. In den letzten Monaten hatten sie dies viel zu oft riechen müssen. Tess schluckte. Dann sagte L.J.: „Ich nehm' ein Doppelzimmer mit einem Wasserbett. Und dann zieh' ich mir 'nen Porno rein.“ Carlos und Tess waren L.J.'s Kommentare gewohnt und überhörten sie gekonnt. Carlos gab ihnen Handzeichen, doch eigentlich brauchten sie diese gar nicht mehr. Sie verstanden sich praktisch blind. Und die Prozedur war sowieso immer die gleiche. Tess wandte sich nach links während Carlos und L.J. die rechte Seite übernahmen. Wenn es darum ging Zomboide platt zu machen, machte ihnen keiner aus der Truppe etwas vor, sie hatten es einfach drauf. Tess ging vorsichtig auf die Drehtür zu. Die alten Dielen knarrten unter ihren Schritten. Ein Geräusch das unnatürlich laut in der Stille widerhallte. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Scheiben der drehbaren Tür zerbrochen waren. An den scharfen Kanten haftete geronnenes Blut wie ein Versprechen auf ein nahendes Unheil. Tess zwängte sich hindurch und erschrak als Glassplitter unter ihren Sohlen knirschten. Sie riss ihre Beretta nach oben und war auf alles gefasst. Nicht umsonst waren Carlos, L.J. und sie selbst es, die sich davon überzeugten, dass das Gebäude sicher war. Sie waren in der Gruppe einfach diejenigen die sich am besten auf das Killen der Zomboiden verstanden. Dass sie Überlebende aus Raccoon City waren, wusste allerdings nur einer der anderen Konvoimitglieder. Tess drehte ihre Runde. Ihre Augen huschten im Raum umher. Schweiß floss ihr in die Augen uns sie musste blinzeln. Ihr ganzer Körper stand vor Anspannung wie unter Strom. Dann erschrak sie fast zu Tode als sie mit den Füßen ein Glas voller Wechselgeld umstieß. Über ihre plötzliche Schreckhaftigkeit lachend, lehnte sie sich gegen einen der quadratischen kleinen Tische und atmete aus. Der Kampf gegen Umbrella hatte seine Narben hinterlassen. Nicht nur körperliche. Auch, und vor allem, seelische. Sie wollte sich gerade der Küche zuwenden, als etwas Schweres gegen sie stieß. Das Gleichgewicht verlierend fiel sie zu Boden und verlor dabei ihre Waffe. Wäre sie auf dem Bauch liegend zur Ruhe gekommen, hätten sich bereits modernde, stinkende Zähne in ihren Nacken gegraben und der Zomboide würde sich an ihrem Fleisch laben. Doch sie war nicht auf dem Bauch gelandet. Glücklicherweise hatte sie sich im Fallen drehen können und war auf den Rücken gestürzt. Kurzzeitig fiel es ihr schwer zu atmen, dann schnappte sie nach Luft und blickte in das entstellte Antlitz eines Untoten der über ihr lag und nach ihr geiferte. Er trug lächerlicherweise eine Sonnenbrille und einen Sheriffstern an einem dreckigen blauen Hemd. Er war riesig, seine Schultern waren so breit wie ihr Humvee. Ehe sie nach ihrer Waffe greifen konnte, schlossen sich seine stinkenden Hände um ihren Hals und drückten zu. Tess keuchte und krallte sich mit der einen Hand an sein Handgelenk und stellte mit Ekel fest, dass seine schrumpelige, weiche Haut nachgab und sich halb vom Knochen löste. Mit der anderen Hand versuchte sie seine Zähne fernzuhalten. Und der Mistkerl drückte immer fester zu. Sie musste sich dringend etwas einfallen lassen, denn bald würde ihr die Luft ausgehen. Sterne funkelten vor ihren Augen und eine unglaubliche Wut stieg in ihr empor. Die Hand die das Handgelenk umklammert hatte, führte sie nun an den Kopf des Zombies und schlug ihm damit die Sonnenbrille vom Schädel. Hätte sie Zeit gehabt, hätte sie sich übergeben als dabei madige Haut an ihrer Handfläche kleben blieb. Sie beschloss sich später einer Kotzwelle hinzugeben, wenn sie nicht mehr ganz so in Eile und Lebensnot war. Ihre beiden Hände waren nun an den Schläfen ihres Gegners und ihre Daumen suchten und fanden die Augenhöhlen der Kreatur. Er entließ leise hungrige Laute über seine faulen Lippen. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, bohrte Tess ihre Daumen in das matschige, milchig weiße Gewebe was mal der Augapfel eines Menschen war. Der Griff der Kreatur – die wohl verblüfft darüber war, dass sie plötzlich nicht mehr sehen konnte - lockerte sich kaum merklich. Tess nutze die Gunst des Augenblicks, hob ruckartig ihren Kopf und stieß ihre Stirn gegen die des Zombies. Sein Kopf wippte leicht nach hinten und seine gefährlichen Zähne waren für kurze Zeit außer Reichweite. Ohne noch einen weiteren Moment zu verschwenden, packte sie ihn an Hinterkopf und Kinn und riss das Haupt des Wesens zur Seite. Sie spürte sein Genick unter ihren Fingern brechen und er sackte, nun endgültig tot, über ihr zusammen. Angewidert stieß sie ihn von sich und hustete sich die Seele aus dem Leib. Seit sie angegriffen worden war, war keine halbe Minute vergangen. Ihr Körper zitterte unter den Nachwirkungen des Adrenalins und sie spürte ihren malträtierten Kehlkopf immer mehr blau werden. Tess akklimatisierte sich und tastete blind nach ihrer Waffe. Früher wäre ihr das nie passiert. Sie rappelte sich nach oben und musste kurze Zeit inne halten, da ihr schwarz vor Augen wurde. Sie gab dem leblosen Körper einen heftigen Tritt und murmelte: „Blödes Arschloch.“ Sie checkte noch die Küche und wollte sich gerade wieder in Richtung Anmeldung begeben, als sie mehrere Schüsse hörte. Alle Vorsicht vergessend rannte sie los, hechtete durch die zerbrochene Drehtür und zog sich dabei einen Kratzer an der Wange zu. Schon wieder fiel ein Schuss. Sie beschleunigte ihre Schritte erneut und war binnen weniger Sekunden in dem Gang angelangt der rechts und links die Zimmer des Motels beherbergte. Ihr Magen verkrampfte sich und das Stresshormon pumpte erneut durch ihren Körper. Das Ende des Ganges war in Dunkel gehüllt, verschwand unter der Sanddüne die im das Licht stahl. Ein Lichtstrahl fiel durch eine offene Tür in der Mitte des Ganges und sie hielt darauf zu. Sie stieß die Tür mit einem Fußtritt komplett auf und riss die Beretta in die Höhe. Noch bevor die Holztür gegen die Wand flog, hatte ihr Zeigefinger den Abzugshahn gedrückt. Die Beretta ruckte leicht in ihren schweißnassen Händen und die Kugel bohrte sich ins rechte Auge des Wesens, welches sich über L.J. gebeugt und bei ihrem Erscheinen kurz den Kopf gehoben hatte. Der klebrige Brei des zerschossenen Auges sprenkelte sein skelettiertes Gesicht. L.J. seufzte erleichtert und Tess nahm eine Bewegung hinter sich wahr. Ein weiterer Schuss fiel dicht neben ihr und der Zombie, den sie nicht bemerkt hatte und der sich gerade auf sie stürzen wollte, ging von Carlos' abgeschossener .45er getroffen zu Boden. Tess erwiderte Carlos' Grinsen und er trat neben sie. L.J. rappelte sich auf und Ottos Stimme fragte über Funk: „Ist alles klar bei euch?“ Carlos brachte seinen Mund näher an das Funkgerät und antwortete: „Tess hat sich 'nen Fingernagel abgebrochen, aber sie wird's überleben.“ Tess schlug ihn mit der Faust gegen den Oberarm. Dann hielt Carlos ihr seine geballte Faust hin und sie schlug mit ihrer darauf ein. Dann tat er dies bei ihr. Sie sah zu L.J. der sich sein Handgelenk rieb. Na, das war doch ganz gut gelaufen. „Betty“, informierte sie die Sanitäterin. „Kannst du mal eben vorbeischauen?“ ~ Ende des 3. Kapitels ~ Ja... ich hab noch immer keine Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik ^//^' Und... was ist eigentlich Interpunktion?? Kapitel 4: Kapitel 4 - Vorher ----------------------------- Kapitel 4 - Vorher Der Schlag war unvermittelt und traf sie hart. Sie hörte ihren Nasenknochen brechen und war sich sicher, dass Alice vorgehabt hatte ihr die Splitter so weit in das Gehirn zu jagen, dass sie auf der Stelle tot umfiel. Doch Tess fiel nicht tot um. Sie strauchelte, ging zu Boden und spürte heißes Blut auf ihrer Haut. Irgendwo am Rande ihrer Wahrnehmung hörte sie, dass Angie ihren Namen schrie. Sie zwang sich die Augen offen zu halten und folgte Alice mit ihrem Blick. Diese steuerte den Wagen in dem Angie saß an und setzte sich hinter das Steuer. Ohne wirklich hinzusehen brach sie im Vorbeigehen ein paar Zombies das Genick. Angie schrie weiter. Tess hörte neben sich einen Schuss krachen und wurde sich wieder bewusst wo sie sich befand. Sie umklammerte ihre Waffe fester, rappelte sich hoch und stellte sich mit erhobener Beretta dem heranbrausenden Geländewagen in den Weg. Tess wusste nicht was in Alice gefahren war, doch was sie ganz genau wusste war, dass sie sie stoppen musste. Sie feuerte auf den Reifen, doch traf nur die Karosserie. Die Reifen quietschten und hinterließen schwarze Gummispuren auf dem Parkplatz. Zu spät warf Tess sich zur Seite. Der linke Kotflügel prallte gegen ihr Schienbein und wirbelte sie herum. Sie schrie auf, rollte ab und feuerte dem Wagen hinterher bis ihre Waffe nur noch ein klägliches Klicken von sich gab. Jemand half ihr auf die Beine. „Sie hat Angie!“, rief Tess immer wieder und humpelte los. „Wer?“, wollte Victoria, Mitglied des Strike-Teams, wissen. „Alice!“ Wie aus dem Nichts kam Carlos mit ihren zweiten Wagen angebraust und hielt neben ihnen. „Los, einsteigen!“, forderte er und noch ehe Tess sich umständlich auf dem Rücksitz niedergelassen und Victoria die Tür zugezogen hatte, hatten sie die Verfolgung aufgenommen. Trotz seiner hektischen Fahrweise blickte Carlos mehrmals in den Rückspiegel und musterte Tess. „Was ist denn passiert?“, fragte er schließlich, als sie dem schwarzen Van vor sich auftauchen sahen. Tess zuckte mit den Schultern. „Sie ist plötzlich durchgedreht“, und als Victoria ihr ein Taschentuch reichte, fügte sie ein „Danke“ hinzu. Carlos gab einen knurrenden Laut von sich. „Ich fürchte, ich weiß wo sie hin will.“ Trotz der körperlichen Pein die sie verspürte, versuchte Tess nachzudenken. In ihrem Kopf ratterte es. „Warum tut sie das?“ „Ich wette, sie wird dazu gezwungen. Umbrella will sie wieder haben. Die haben irgendwas mit ihr gemacht und wollen ihr Eigentum zurück.“ Tess sah aus dem Fenster. Die Interstate 80 führte direkt zum Hauptsitz von Umbrella. ~*~ Sie hatten bereits über mehrere Stunden die Verfolgung nicht aufgegeben, als plötzlich ein Schuss durch das Heckfenster krachte und Victoria am Hals traf. Panisch versuchte sie das heraus strömende Blut zu stoppen, doch es floss bereits in Massen ihren Hals hinab und tränkte sie und das Innere des Wagens in dunkles Rot. „Sie verblutet!“, informierte Tess beinahe panisch und drückte mit ihren bloßen Händen fest auf Victorias klaffende Wunde. Carlos fluchte ungehemmt und ein Stich durchzog Tess' Körper. Das erinnerte sie an jemand anderen. Sie hatten den Hauptsitz fast erreicht. Alice war mit ihrem Wagen bereits zum Stehen gekommen und hinter ihr hatte die Umbrella Corporation in Windeseile eine Straßenblockade errichtet. Carlos trat das Gaspedal fast durch die Karosserie des Wagens. Der Motor heulte laut auf. „Duckt euch!“, rief er, als Bleikugeln das Fahrzeug durchlöcherten und ihnen Salve um Salve um die Ohren flogen. Neben Tess zuckte und röchelte Victoria noch einmal kurz, dann war sie verstummt. Die Sekunden zogen sich in die Länge, dann spürte sie einen Aufprall und der Wagen durchbrach die Blockade. Tess hob den Kopf und sah Dr. Isaacs im Freien vor dem Gebäudekomplex stehen. Neben ihm stand Alice. Er sprach mit ihr. Dann weiteten sich Tess' Augen vor Entsetzen. Alice hob ihren Arm und zielte mit ihrer Waffe auf die kleine Angie. ~ Ende des 4. Kapitels ~ Dieses kurze Kappie hab ich in der Schule geschrieben O.O Karl der Große war dann doch nicht soooo interessant xDD Kapitel 5: Kapitel 5 - Danach ----------------------------- Kapitel 5 - Danach Das Motel war jetzt gesäubert. Im Empfangsbereich lies L.J. sich auf einen prähistorischen staubigen Sessel fallen. Er war aschfahl im Gesicht. Der Schock des Angriffes schien ihm noch in den Knochen zu stecken. Er sah genauso aus wie Tess sich fühlte. Immerhin wäre sie auch beinahe Zombiefutter gewesen. Unbewusst rieb sie sich den Hals und stieß dabei auf eine Ansammlung von Narbengewebe, welche im Laufe der Jahre immer mehr verblasst waren, doch immer noch gut sichtbar, wie ein Mahnmal ihre leicht gebräunte Haut zierten. Michael Faerber, der Fahrer des zur Kommunikationszentrale umfunktionierten Nachrichten-Trucks, hatte sie einmal darauf angesprochen. Er konnte sich nicht erklären wie sie einen offensichtlichen Zombieangriff überlebt haben konnte. Und da Tess nicht wollte, dass er sie die ganze Zeit ansah, als wäre sie das Monster von Loch Ness, hatte sie ihm ihre Geschichte seit der Nacht in Raccoon erzählt, die bereits fünf Jahre zurück lag, doch immer noch so klar in ihrer Erinnerung verankert war, dass es genauso gut auch fünf Stunden hätten sein können. Sie dachte dabei an Yuri, Peyton, Terri, Angie, Jill, Alice, Nicholai und an all die Anderen die tot oder verschollen waren. Der Gedanke, dass Nicholai vielleicht schon nicht mehr am Leben war, hatte Tess eine Zeit lang fast in den Wahnsinn getrieben, dennoch hatte sie gelernt damit umzugehen. Man sagt, dass die Zeit alle Wunden heilen würde. Sie vertrat noch nie diese Meinung, denn die Wunden blieben. Im Laufe der Zeit verschließt die Seele die schmerzlichen Erinnerungen mit Narbengewebe, um nicht verrückt zu werden. Dann lässt der Schmerz kurz nach und erlaubt zu Vergessen. Aber er verschwindet niemals ganz. Irgendwann brechen alle Erinnerungen wieder hervor. Als Betty mit ihrem Erste-Hilfe-Kit und einem Hüftschwung durch die Tür getrabt kam, der alle anderen weiblichen Wesen erblassen lies, standen Carlos und Tess rechts und links neben L.J., flankierten ihn wie zwei Bodyguards. „Braucht hier jemand meine Hilfe?“, wollte Betty wissen und trat zu L.J. Carlos war auf ihre Frage hin dazu übergegangen Tess' Fingernägel zu begutachten. Sie unterdrückte das heftige Verlangen ihm etwas an den Kopf zu werfen, schlug ihm nur die Hand beiseite und boxte ihn zusätzlich noch in die Rippen. Er keuchte gespielt auf und Tess grinste. „Ach, halb so wild“, spielte L.J. unterdessen den starken Mann. „Aber wenn du unbedingt fummeln willst.“ Tess sah zu Carlos und erntete dessen vielsagenden Blick. Beide verdrehten gleichzeitig die Augen. „Sehr witzig“, verkündete Betty und untersuchte L.J.'s Handgelenk. „So, jetzt mach dich mal ganz locker.“ Ihr schönes Gesicht sah besorgt aus und ihre Stirn legte sich in Falten. Ihr schien wirklich etwas an L.J. zu liegen. „Du stehst auf Schmerzen, oder?“ „Hatte schon schlimmere“, gestand L.J. mit leidvoller Miene. „Is' mir klar“, versicherte Betty und machte deutlich, dass sie es eigentlich gar nicht genauer wissen wollte. Tess konnte es sich nicht verkneifen L.J. nachzuäffen, als er sagte: „Aber du warst zu mir immer richtig schön sanft, Betty.“ „Oh Gott“, stöhnte Carlos, wandte seinen Blick ab und machte Anstalten das Weite zu suchen. „Wir geh'n dann mal“, unterstützte Tess ihn dabei und die Beiden ehemaligen U.B.C.F.-Mitglieder traten wieder ins Freie um Betty und L.J. allein zu lassen. Kaum trat Tess wieder unter die brennende Wüstensonne, setzte sie sich ihre Sonnenbrille auf und beobachtete wie sich die restlichen Fahrzeuge dem Motel näherten. In dessen Insassen kam Bewegung. Ab jetzt war alles Routine. „Okay Leute“, erhob Carlos seine Stimme, als er sicher war, dass ihn jeder hören konnte. „Sucht nach allem Brauchbarem. Benzin, Essen, Munition. Ihr kennt den Ablauf.“ Als Tess am Humvee ankam, hüpfte Kmart hinter dem Lenkrad hervor und sah sie erleichtert an. Tess lächelte und drückte Kmart kurz an sich. Ihr war es noch immer nicht ganz recht, dass die Vierzehnjährige den Wagen fuhr. Kinder sollten sich einfach nicht hinter's Steuer setzen. Doch Carlos meinte, dass sie es sich in Zeiten wie diesen nicht leisten konnten auf ehemalige Gesetze zu achten. Und schließlich hatte Tess sich geschlagen gegeben. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Kmart und deutete auf Tess' gebeutelten Hals und ihre zerkratzte Wange. „Ja, nichts passiert.“ „Okay, ich geh' den Anderen helfen.“ Tess brachte nur ein Nicken zustande und Ihr Blick fiel auf den Tanklastwagen der unweit der Tankstelle zum Halten gekommen war. Ihren Pferdeschwanz, der seinem Namen alle Ehre machte, da er ihr mittlerweile bis zu den Hüften reichte, verknotete sie kurzerhand zu einem praktischeren Dutt im Nacken, während sie sich in Bewegung setzte und durch den Sand zu Chase stiefelte. Der Cowboy prüfte soeben den Kraftstoffstand und machte dabei ein Gesicht, als wäre er für immer verloren. Den Tanklaster hatten Sie in einem Kaff irgendwo in Missouri erobert. Er stand quer über die I-70 und der Fahrer war zum Untoten geworden. Erst nachdem Carlos diesem einen kurzen Prozess gemacht hatte, hatten sie bemerkt, dass der Tank randvoll mit Sprit war. Und Sprit war in diesen Tagen lebensnotwendig. Um den Horden der Scheißzombies zu entkommen, musste man mobil bleiben oder man wurde von ihnen aufgespürt und schlimmstenfalls überrannt. Sie waren langsam, was einem das Davonlaufen leichter machte, doch ohne funktionierenden fahrbaren Untersatz war dies nur ein Spiel auf Zeit. „Hast du schon die Tankstelle gecheckt?“, rief Tess Chase zu, der auf dem Tank hockte und sich zur Begrüßung an die Hutkrempe fasste. „Ja, furztrocken“, antwortete er mit echtem Bedauern und rückte seinen Hut wieder zurecht. Tess nickte verstehend. Das war anzunehmen gewesen. „Und wie sieht's hier aus?“ Sie wies mit einer Kinnbewegung auf die offene Luke. „Tja, wenn die Lastwagen mit Rost fahren, sind wir auf eine Quelle gestoßen.“ „Verstehe.“ Tess biss sich auf die Unterlippe und wandte sich ab. Das sah nicht gut aus. Langsam aber sicher kamen sie echt in Bredouille. Vielleicht sollte sie sich noch einmal vornehmen nie wieder zu fluchen. Das Ende vom Lied sollte nicht so aussehen, dass sie alle gemeinschaftlich nach Texas fuhren um selber nach Öl zu bohren. ~*~ Als sie zu Otto und den 8x8 kam, war es bereits dämmrig und die Hitze einigermaßen zu ertragen. Kleine Feuer brannten und die Mitglieder des Konvois holten sich ihr Abendessen. Heute bestand es aus Konservendosen, auf denen die Etiketts abgelöst waren. Otto griff wahllos nach den Konserven und überreichte den in der Schlange stehenden augenzwinkernd aber voller Zuversicht ihre Gerichte und verkündete dessen Inhalt. „Pfirsiche“, sagte er zu Monique und griff sofort nach der nächsten Dose als die Kindergärtnerin der Truppe die Reihe verließ. „Schweinefleisch mit Bohnen für den Kleinen hier.“ „Keine Pfirsiche?“, fragte Dale enttäuscht und Tess' Herz krampfte sich kurz zusammen, als sie daran dachte, wie sie den heute Achtjährigen damals in Pahrump gefunden hatten. Seine tote Mutter gierte nach dem Fleisch ihres Sohnes, der sich trotz seines geringen Alters geistesgegenwärtig in einen Zwinger zurückgezogen hatte. Oder seine Mutter hatte ihren Sohn selber da eingesperrt als sie merkte, dass es zu Ende ging. Wer wusste das schon. L.J. hatte der armen Frau vor den Augen des Kindes ein formschönes Loch in den Kopf gejagt. Noch heute könnte Tess ihn dafür meuchelmorden. Erst mit der Seilwinde des Humvee hatten sie den Jungen befreien können, der sich sofort in Tess' Arme hatte fallen lassen und lautlos weinte. Tess schluckte einen Klos im Hals herunter und hörte wie Otto sagte: „Vielleicht kannst du mit Monique tauschen.“ Dale nahm die Dose und rannte Monique hinterher. „Für dich... Katzenfutter“, verkündete Otto der kleinen Ida die eine Schnute zog und ihn gleichzeitig missbilligend ansah. Otto grinste und wuselte ihr durch die blonde Lockenpracht. „Quatsch. Schweinefleisch mit Bohnen.“ Tess Mundwinkel zogen sich in die Höhe. Sie hätte ihren Arsch darauf verwettet, dass Otto ein prima Lehrer gewesen war. „Hey“, sagte er, als Tess an der Reihe war und er nach einer Dose für sie griff. „Was ist denn da drin? Suppe“, versicherte Otto Felsenfest und schüttelte die Konserve bevor er sie Tess zuwarf. „Pilzcremesuppe.“ „Ja, sicher“, waren deren ungläubige Worte und sie steckte einen Finger in den Ring um den Deckel zu öffnen und zu prüfen wie weit Ottos Fantasie daneben lag. Es war Pilzcremesuppe in der Konserve. „Ich fass' es nicht.“ Um sich eine weitere Bestätigung zu holen, roch Tess an der geöffneten Dose und wunderbarer Pilzgeruch stieg ihr in die Nase. „Woher wusstest du das?“ Otto zuckte nur abwertend mit den Schultern und verteilte weiter das Abendessen, während Tess zur Seite trat. „Ist eines meiner vielen Talente. Leider eine aussterbende Kunst. Und das da“, er deutete in das Innere des 8x8 auf etwa drei dutzend weitere Konservendosen. „Ist der Rest.“ Tess sah ihn ungläubig an. „Du meinst, hier gab es nichts?“ „Gar nichts“, bestätigte er und Tess wandte sich ab um ihre Suppe an die Kinder weiter zu reichen. „Tut mir leid, hab nur noch Obst“, hörte sie die leiser werdende Stimme des Lehrers, als sie den Nachrichten-Truck ansteuerte neben dem sich ebenfalls eine kleine Kochstelle befand. Tess musste schmunzeln, als sie näher kam und erkannte, dass auf dem Rost Dosenfleisch zu verbrennen drohte. Dampf stieg auf, der schon fast Rauch war. Sie nahm die Büchse an sich und hielt auf die Heckklappe des Trucks zu. Als sie diese fast erreicht hatte, kam wie aus dem Nichts Michael vom Dach des Trucks gesprungen und schloss sich ihr an. „Hey, Süße“, sagte er zur Begrüßung und nachdem Tess ihre Sonnenbrille wieder abgenommen hatte, stiegen die Beiden ins Innere ihrer Kommunikationszentrale, die mit Monitoren, Sendern und allerlei Computerkram ausgestattet war. Tess war sich seit ihrer ersten Begegnung mit dem Computerprogrammierer sicher, dass er heimlich auf sie stand. Doch es störte sie nicht. Auch nicht, wenn er sie Süße nannte oder sich andere Kosenamen für sie ausdachte. Michael war ein guter Typ und hatte das Herz am rechten Fleck. Sie mochte ihn sehr. Er hatte in Tampa für eine Bank gearbeitet und traf nach dem Ausbruch des T-Virus außerhalb von Raccoon City in Atlanta auf die Truppe, kurz nachdem sie den Konvoi zusammengestellt hatten. Seine Fähigkeiten als Programmierer hatten sich schon bald als eine echte Goldquelle herausgestellt und auch Mikey schien sich endlich nützlich zu fühlen. Schade, dass dafür erst das Ende der Welt eingeläutet werden musste. Nachdem sie sich vor den Monitoren niedergelassen hatten, hielt Tess ihm sein Dosenfleisch unter die Nase. „Wäre fast verbrannt.“ „Oh, Scheiße. Hab ich ganz vergessen. Danke.“ „Steht die Abzäunung, Mikey?“, fragte Tess und lehnte sich näher um die Überwachungsbilder in infrarotgrün zu begutachten. „Ja“, meinte Mikey stolz und tippte eine Buchstabenkombination in die schwarze Tastatur unter den Bildschirmen. „Fast fertig.“ „Wer ist da draußen?“, wollte Tess wissen und sah, wie eine weitere Kamera online ging und der Bildschirm einen neuen Abschnitt der dunkler werdenden Wüstenlandschaft zeigte. „Der Chef persönlich“, antwortete Mikey auf ihre Frage und Tess stellte sich vor, wie Carlos auf dem Quad, welches sie für gewöhnlich auf der Ladefläche des 8x8 transportierten, das Motel umrundete und die Sentinels in Position brachte. Die Sentinels waren einen Meter hohe Metallpfosten, an deren Spitze ein Haufen Elektronik befestigt war, darunter Bewegungsmelder, Infrarot-Videokameras und Batterien die die Sentinels für 3 Tage mit Energie versorgen konnten. Die Batterien wurden jeden Morgen an der Batterie des 8x8 aufgeladen, allerdings nur solange sie noch Benzin hatten. Diesen ganzen technischen Kram hatten sie nur Mikey und Oliver Hunt zu verdanken. Vor Tess' Augen tanzten die Erinnerungen an Oliver wie Lichtpunkte, die zurückblieben, wenn man fotografiert wird und dabei ins Blitzlicht schaut. Sein Tod war sinnlos gewesen, aber sie lebten nun einmal in einer Welt in der ein herzensguter Mensch an einen gebrochenem Bein sterben konnte. Unter normalen Umständen niemals tödlich. Aber die Zeiten waren nicht mehr normal. Ein Herz aus Stein, ja, das wär' fein, dachte sich Tess und griff nach dem Funk um mit Carlos zu kommunizieren und die Erinnerungen für einen Moment zu verdrängen. „Hey, Carlos.“ Carlos' Antwort war eine Sekunde später zu hören, der Motor des Quad surrte deutlich im Hintergrund. „Tess.“ „Hättest du nicht so viel gekifft, würde die Abzäunung längst stehen“, neckte Tess und Carlos' unterdrücktes Lachen war zu vernehmen. „Gib mal ein bisschen Gas alter Mann und bring das zu Ende bevor die Sonne implodiert.“ „Ich wette, du hast früher Motivationsseminare an der Abendschule gegeben“, sagte Mikey, der sie musterte und mit einem Finger auf Tess deutete, die das Funkgerät wieder beiseite legte und nur eine Augenbraue in die Höhe zog. Eine Geste bei der sie sich in letzter Zeit immer öfter ertappte. Ein plötzliches bestätigendes Piepen der Monitore ersparte ihr eine Antwort. Mikey wandte sich wieder seinen Geräten zu und hämmerte erneut auf die Tasten. Lampen sprangen an und Grafiken zeigten Batteriestände. „Letzter Sentinel an Ort und Stelle. Perimeter steht und funktioniert. Alle Bewegungsmelder online. Kameras bei 100 Prozent“, erläuterte er und drehte sich abschließend wieder zu Tess um. „Wir sind sicher.“ Sie nickte und erhob sich, jedoch nicht ohne Mikey zu fragen, ob es über Funk etwas Neues gab. Er schüttelte beinahe resignierend den Kopf. „Nichts. Genau wie letzte Woche. Und die Woche davor.“ „Und die Woche davor“, fügte Tess hinzu, betonte dabei das letzte Wort und klopfte Mikey aufmunternd auf die Schulter. „Versuch's weiter, ja? Und lass dir dein Essen schmecken.“ Noch bevor Tess wieder mit beiden Füßen im Sand stand, rief Mikey sie zurück und sie lugte erneut ins Innere des Trucks um zu erfahren, welches Anliegen er noch hatte. „Was gibt’s?“ „Vielleicht kann ich dich ja 'mal zu einem Abendessen einladen. Allein, mein' ich.“ Tess musste grinsen und lehnte sich lässig mit dem Arm an die Hecktür des Nachrichten-Trucks. „Dosenfleisch und Pilzcremesuppe?“, fragte sie und nahm unterbewusst wahr, wie sich das Quad näherte. „Erbsenbrei und Obstsalat“, korrigierte Mikey und grinste ebenfalls. „Mein Leibgericht“, lies Tess ihn wissen. „Dann bis morgen“, meinte Mikey mit unerschütterlichem Optimismus und ließ Tess lächelnd ziehen. Sie hörte wie er, wie die letzten Wochen zuvor auch, ihre Position über Funk durchgab, immer in der Hoffnung, dass es da draußen noch jemanden gab der es hören konnte. „Hier ist der Konvoi von Carlos Olivera. Derzeitiger Aufenthaltsort das Desert Trail Motel. 35. Breitengrad. Längengrad 114,5. Auf der Suche nach Überlebenden. Ist da draußen jemand? Ist da noch jemand am Leben? Bitte antworten.“ Seine Stimme wurde leiser, als Tess sich entfernte und auf Carlos wartete, der neben dem 8x8 zum Halten kam und den Motor des Quads abstellte. „Alles klar?“, fragte er und stieg von dem Gefährt um Tess' Raport zu hören. Sie verneinte. „Hier gab es nichts zu holen. Die Vorräte reichen nur noch bis Mittwoch.“ „Ist heute nicht Mittwoch?“ Carlos kratzte sich am Kopf. „Ich dachte heute wär' Montag“, sagte Tess und dachte nach, kam jedoch zu keinem brauchbarem Ergebnis. Wen interessierte es auch, welcher Wochentag war. „Ich weiß nicht mehr weiter, Carlos. Wir müssen uns etwas überlegen oder wir sind bald mächtig angearscht.“ „Hey“, munterte Carlos sie auf und packte Tess an beiden Oberarmen. „Wir werden uns etwas überlegen. Wir werden nicht aufgeben und eine Lösung finden, klar?“ Tess nickte zögernd. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie diese Lösung aussehen sollte. ~ Ende des 5. Kapitels ~ Das Unwort dieses Kapitels: Infrarotgrün xDD Kapitel 6: Kapitel 6 - Vorher ----------------------------- Kapitel 6 - Vorher Die Kugel flog durch die Luft. Wie in Zeitlupe. Angies Augen weiteten sich. Und doch wirkte sie nicht wirklich überrascht. Dann hieb die Kugel in ihr Fleisch, zerriss ihr entzückendes Gesicht und bohrte sich in ihren Schädel. Ihr Gehirn spritzte über die Heckscheibe des Vans und Angies Körper fiel zur Seite. Tot. Tess schrie, so wie sie noch nie geschrien hatte. Sie sehnte sich danach, nichts zu fühlen. Sie wünschte, sie könnte sich das Herz herausreißen, ihre Eingeweide, alles, was in ihr zerbrach. Alice senkte ihre Waffe, schien die Kontrolle über ihren Körper wiedererlangt zu haben, feuerte ohne Unterlass und machte die Wachleute platt. Sie bewegte sich gleichzeitig elegant und mit einer wilden, kontrollierten Stärke. Als Tess die Tür des SUV aufriss und sich mit gezogener Waffe ins Geschehen stürzte, war Isaacs bereits hinter den Horden seiner Sicherheitskräfte verschwunden und lief ins Hauptgebäude. Tess' Blick war tränenverschmiert und Schmerz sorgte dafür, dass sie sich nicht besonders schnell bewegte, doch sie sah wie Alice sich beharrlich durch die Wachleute arbeitete und dabei keinen Unterschied machte, ob diese angriffen oder flohen. Sie schoss jeden erbarmungslos in den Kopf. Tess kam hinter ihrer Deckung hervor, als Alice den Haupteingang erreicht hatte. Carlos feuerte auf die letzten verbliebenen Sicherheitsleute und plötzlich war es ruhig. Keine Schreie, keine Schüsse. Die Stille war ohrenbetäubend. Alice rührte sich nicht. Ihre Arme hingen schlaff an ihrer Seite und sie starrte schweratmend die gläserne Eingangstür an. „Verschwindet“, sagte sie gepresst und rührte sich noch immer nicht. „Verschwindet von hier!“ „Alice“, versuchte Tess sie zur Vernunft zu bringen und musste schmerzlich wieder daran denken, was soeben passiert war. Alice war kontrollierbar, steuerbar. Sie nahm Befehle an und tötete ohne mit der Wimper zu zucken auch ihre Freunde. Großer Gott. Angie. Deswegen verstummte Tess und sprach nicht weiter. Carlos übernahm. „Wir ziehen das zusammen durch. So war es abgemacht. Wenn wir dich verlieren, dann-“ „Ihr habt mich schon verloren“, rief Alice und wirbelte blitzschnell herum, sodass Tess erschrocken einen Schritt zurückwich. „Wenn ich bei euch bleibe, werden nicht nur Victoria und Angie sterben.“ Tess senkte den Blick um ihr Magazin zu prüfen. Die Zeit lief ihnen davon. Bald würde hier die Kavallerie anrücken, und dann wollte sie nicht mehr hier sein. Also packte sie mit ihren blutverschmierten Händen Carlos' Arm und zog daran. „Sie hat recht. Komm schon, wir hau'n ab.“ Anfangs sträubte sich Carlos, doch dann schien er etwas in Alice' Augen zu lesen, denn er wandte endlich den Blick ab und bewegte sich. Alice wirbelte herum und stürmte das Gebäude, während Carlos und Tess in die andere Richtung rannten und sich zwangen nicht noch einmal zurückzublicken. Scheiße. Erst Jill und Nicholai und jetzt auch noch Angie und Alice. Sie waren zusammen durch die Hölle gegangen, waren Freunde geworden, hatten Alice aus der Niederlassung in Detroit befreit, und jetzt passierte so ein verdammter Mist. Und der armen Angela Ashford hatten sie alle ihr Leben zu verdanken. Tess humpelte auf den SUV zu und als sie den Wagen erreicht hatten sprang Carlos augenblicklich hinters Lenkrad. Er gab Gas und huschte an dem zurückgelassenen Van vorbei um das Gelände zu verlassen. „Stopp!“, rief Tess und musste sich am Armaturenbrett abstützen um nicht gegen die Windschutzscheibe zu knallen, als Carlos gehorchte und den Wagen nochmals zum Stehen brachte. Tess stürzte aus dem Wagen und rannte auf den Van zu, um eine der Rücktüren aufzureißen und Angies Leiche vom besudelten Sitz zu zerren. Ein Schluchzen entwich ihr, als sie den leblosen Körper des Mädchens zu Victorias legte und wieder auf dem Beifahrersitz neben Carlos platz nahm. Ihre Hände zitterten und Carlos drückte kurz ihre Hand, bevor sie endgültig vom Gelände verschwanden. Sie hatten Alice nicht einmal viel Glück gewünscht. ~*~ Tess' neunundzwanzigsten Geburtstag feierten sie damit, dass sie in Lebec um ihr Leben kämpften. Die Angestellten eines Architekturbüros hatten sich in einem Hochhaus verschanzt und einen Hilferuf auf ein Werbebanner gepinselt. Zu dieser Zeit war die Welt schon lange den Bach runter gegangen und diese Menschen waren die ersten Überlebenden seit Tagen. Also halfen sie ihnen und stießen in dem Gebäude auf eine ganze Enklave an Untoten. Molina und Spence gingen beinahe sofort drauf. Sam, Juliette und Richard später. Aus den Büros konnten sie Blair, Jared, Jason und Fred retten. „Ein Konvoi“, hatte Carlos an diesem Abend gesagt. „Lass uns einen Konvoi bilden und systematisch nach Überlebenden suchen.“ Kurz darauf kam Mikey auf die verwüstete Straße gerannt und schloss sich ihnen ebenfalls an, nachdem Tess ihn fast über den Haufen gefahren hatte. Seitdem durchstriffen sie die Staaten, erhielten neuen Zuwachs und verloren ihn wieder an die zunehmenden Zombies. Irgendwann lies der Zuwachs nach, ganz so, als gäbe es niemanden mehr, der sich ihnen noch anschließen konnte. ~ Ende des 6. Kapitels ~ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Teil zwei Kampf ums Überleben Kapitel 7 Der Zigarettenautomat stand unmittelbar neben der Rezeption des Motels und man steuerte vom Eingang nahezu direkt darauf zu. Es war schnell dunkel geworden und ein kalter Wind ließ die Gardinen an den zerbrochenen Fenstern tanzen. Je heißer die Tage waren, umso kälter waren die Nächte und Tess fröstelte, als sie fast flehend das Gesicht verzog, um den anvisierten Automaten zu überprüfen. Sie würde in ihrem ganzen beschissenen Leben nie wieder fluchen, wenn darin wenigstens noch eine Packung voll Glimmstängel zu finden wäre. Das Schloss war aufgebrochen und als sie die Abdeckung zur Seite riss, klaffte ihr gähnende Leere entgegen. Drauf geschissen also. Enttäuscht und gleichzeitig angepisst strafte sie den Automaten mit einem Tritt. Beinahe hätte sie „Fick mich“ gesagt, aber die letzten drei Male, da sie es sagte, hatte L.J. sich angeboten, sie beim Wort zu nehmen. Also versuchte sie es sich abzugewöhnen und schüttelte jetzt nur den Kopf. Adrenalin schoss in ihre Adern, als sie sich umwandte, die Umrisse einer Gestalt im Dunkel wahrnahm und erst erkannte, dass es sich dabei um Mikey handelte, als sie ihre Waffe schon schussbereit auf ihn gerichtet hatte. Verdammt. Ihre Instinkte waren auch schon mal besser gewesen. Sie machte sich ja lächerlich. Ausgerechnet Mikey, der sie einmal gefragt hatte, ob sie früher für die IMF gearbeitet hatte, was sie zum Lachen brachte. Sie hatte verneint und hinzugefügt, dass ihr früherer Arbeitgeber das FBI gewesen war. Daraufhin wären Mikey fast die Augen aus dem Kopf gefallen, was Tess nur noch mehr zum Lachen gebracht hatte. Sie mochte Mikey sehr. Er war ein guter Typ. „Wie bist du-?“, brach es aus Tess heraus und sie sah dabei in Mikeys verdattertes Gesicht. „Ich hab' mich hergebeamt“, antwortete er auf ihre unvollständige Frage, wie zum Kuckuck er sich so lautlos hatte an sie heran schleichen können. Tess wollte etwas sagen, doch dann verzog Mikeys Mund sich zu einem Grinsen und er musste Lachen. Tess' Faust traf auf seinen Oberarm und sie steckte ihre Beretta zurück ins Holster. „Jag' mir nie wieder so einen Schrecken ein.“ Mikeys Hand zeigte das Indianerehrenwort und er sagte, immer noch grinsend: „Versprochen.“ „Was machst du eigentlich hier und wer ist am Funk?“ „Riley. Komm 'mal mit, ich will dir was zeigen.“ Tess gehorchte, als Mikey sich in Bewegung setzte. Gemeinsam umrundeten sie die Theke und Mikey ging in die Hocke. Tess' Augenbraue schoss erneut in die Höhe. „Was soll das?“ „Wirst du gleich sehen.“ Und als wäre es eine religiöse Handlung, zog Mikey die untersten beiden Schubladen auf und Tess entwich ein kleiner Aufschrei. Bergeweise Bücher und CD's stapelten sich im Inneren der Schubladen. Hier hatte sich aber jemand mächtig hinter der Rezeption gelangweilt. Tess griff wahllos nach einer CD, während Mikey sie stolz wie Graf Protz ansah. „Musik“, säuselte sie, legte die Scheibe von Tom Jones weg und fischte eine von Michael Jackson hervor. „Gute Musik“, korrigierte sie sich und hätte Mikey für seinen Fund abknutschen können. Doch dann fiel ihr noch etwas ein. „Und was machen wir mit den Büchern?“ ~*~ Monique hatte ihnen die Kinderbücher quasi aus den Händen gerissen und sich sofort darüber hergemacht den Kindern eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen. Bewaffnet mit unzähligen Horrorgeschichten, Thrillern und einigen Gesetzesbüchern, machten sie sich auf den Weg zu den Feuern. Für solche Bücher hatten sie keine Verwendung mehr. Nahezu alle Erwachsenen saßen zusammen, ließen den Tag ausklingen und unterhielten sich leise. Kmart und Monique waren noch bei den Kindern und Riley mühte sich im Nachrichten-Truck am Funk ab. Das war echt lächerlich. Wenn es nicht so kolossal dumm gewesen wäre, hätte Tess laut aufgelacht. Hatte beinahe etwas von Lagerfeueratmosphäre oder Feriencamp, wäre da nicht dieser leise Hintergedanke, dass sie unter Umständen die letzten Überlebenden im Umkreis von zig Meilen waren und ständig auf der Hut sein mussten. „Oh, natürlich“, sagte L.J. und schlug sich mit der Hand auf die Stirn, als Tess sich zu ihnen allen gesellte. „Ich hab ja ganz vergessen, dass wir die Scheißzombies aus einer fahrenden Bibliothek heraus zur Strecke bringen.“ Unbeeindruckt und doch sehr auf seine Aufmerksamkeit bedacht, riss Tess „Die Geduld der Spinne“ auseinander und übergab die einzelnen Seiten den Flammen. Wenigstens hatten sie jetzt ein anständiges Feuer und mussten immerhin eine Nacht nicht frieren. Riley stieß zu ihnen und schüttelte kaum merkbar den Kopf, als Carlos ihn fragend ansah. Für heute war der Funk also aufgegeben. Tess war dazu übergegangen „Tote haben keine Lobby“ zu verbrennen, welches Mikey ihr freundlicherweise gereicht hatte, als das erste Buch vollständig in Flammen aufgegangen war, und sah den Funken dabei zu wie sie in den Himmel stiegen und vergingen. „Okay Leute“, riss Chase sie alle aus ihren Gedanken. „Haltet eure Konserven bereit, jetzt gibt's was Feines.“ Tess sah durch das Feuer hindurch zu Carlos, der genauso ratlos schien wie sie und nur mit den Schultern zuckte. Dann kramte Chase eine Flasche Rotwein hervor und Tess glaubte ihre Augen würden versagen. „Eigentlich wollte ich ihn für eine besondere Gelegenheit aufheben“, verkündete Chase, gerade als Monique mit Dale auf dem Arm und Kmart im Schlepptau aus dem umliegenden Dunkel trat und sich fragte, weshalb alle Chase so entgeistert angafften. „Aber dieser Moment wird wohl nicht mehr kommen, also, warum nicht heute mit seinen Freunden anstoßen?“ „Du Mistkerl“, beschwerte sich L.J., der mit Betty und Fred gerade ein Kartenspiel begonnen hatte. „Du hast mir hoch und heilig versprochen, dass du keinen mehr hast. Dir rette ich nicht noch 'mal den Arsch. Darauf kannst du Gift nehmen, Bruder.“ Chase lachte herzhaft und ließ die bereits entkorkte Flasche rundum gehen. Wie bei den Konserven auch, war das Etikett auf der Flasche abgelöst und man wusste weder Herkunft noch Jahrgang des Weines, doch als Tess einen Schluck aus der Konserve die Mikey ihr reichte trank, war sie sich sicher, dass er früher ein Vermögen wert gewesen war, da sie noch nie etwas köstlicheres getrunken hatte. Dies zumindest gaukelten ihr ihre Geschmacksnerven vor. Beinahe hätte Tess den Alkohol an Kmart weitergereicht, die bereits gierig ihre Hände danach streckte, wurde sich dann jedoch bewusst um was es sich handelte und übergab die Flasche an Monique. „Die Gebrüder Grimm sind wahre Helden“, meinte die noch zu Tess und rückte den nun endlich schlafenden Dale auf ihrem Schoß zurecht. Tess genoss den Nachgeschmack den der Tropfen in ihrem Mund hinterließ. Jeder konnte nur einen Schluck davon trinken und er war beizeiten alle, also war sie sich sicher, so etwas nie wieder zu schmecken. Chase war neben Mikey ihr Held des Tages. Also starrte sie weiter in die Flammen, lauschte den leisen Gesprächen und hoffte auf eine Eingebung, die zur Lösung ihres Vorrat-Problems beitragen konnte. Die Eingebung kam nicht, dafür erschrak sie beinahe zu Tode, als aus dem Inneren des Nachrichten-Trucks ein aufgefangener Funkspruch zu hören war. ~*~ Tess kramte in aller Eile die letzten Mullbinden, Rettungsdecken, Kompressen und anderen Erste-Hilfe-Kram zusammen, die sie in der Schnelle auftreiben konnte und stopfte alles in Betty's Notfallkoffer. „Hier ist noch ein bisschen Antiseptikum“, sagte die Krankenschwester und reichte Tess eine kleine halbleere Flasche. Tess ließ diese sofort in ihrer Brusttasche verschwinden und hievte den schweren Koffer mit der medizinischen Erstversorgung aus dem Behandlungsbereich des Krankenwagen und machte sich schnellen Schrittes auf, zurück zum Lagerfeuer zu kommen. Plötzlich aufkommender Wind blies ihr Sand ins Gesicht und sie kniff die Augen zusammen. Sand war echt mies. Sie hasste den Sand. Am Lagerfeuer traf sie auf die Anderen. Carlos und L.J. diskutierten heftig. Das war sie so nicht gewohnt, also sah sie fragend zu Mikey der nur hilflos die Schultern in die Höhe zog und wie ein Fragezeichen schaute. „Tess und ich werden gehen. Wir wurden für solche Situationen ausgebildet. Das ist mein letztes Wort“, machte Carlos seinen Standpunkt deutlich und L.J. schluckte schwer ohne zu antworten und Tess konnte nur schwer dem Drang widerstehen dem Hauptmann zu salutieren. Schließlich nickte L.J. und ergab sich seinem Schicksal, dass er ständig nur Befehle befolgte. Dafür war er irgendwie gut genug. „Alles hört auf dein Kommando, Michael“, sprach Carlos und als Tess sich umsah, bemerkte sie, dass Mikey sie musterte, jedoch wegsah, als ihre Blicke sich kurz trafen. „Macht alles bereit. Vielleicht kommen wir mit Verletzten wieder.“ Tess seufzte innerlich und war insgeheim froh, dass sie allein mit Carlos gehen würde. Wenn etwas schiefgehen oder etwas Unvorhersehbares eintreten sollte – was meistens der Fall war – waren sie ausgebildet genug um darauf reagieren zu können. Tess würde es nicht ertragen, sollte den Anderen etwas zustoßen. Selbst, wenn es L.J. wäre. Mikey nickte schließlich und beäugte ihre Ausrüstung, welche sie auf die Schnelle zusammengetragen hatten. Carlos hatte so ziemlich die gesamte Rückbank des Humvee leer geräumt und die Waffen an sich genommen, während Tess beim Krankenwagen war. „Seid vorsichtig“, meinte Mikey nur und warf einen kurzen Blick auf seine Fernbedienung - mit der er die Überwachungssysteme auch im Blick hatte, wenn er nicht im Nachrichten-Truck war - um zur rechten Zeit den Alarm der Absperrung kurz abschalten zu können, sodass der 8x8 ohne den Alarm auszulösen hindurch konnte. „Und lasst euch bitte nicht umbringen.“ Tess schaffte es, sich ein Lächeln abzuringen und klopfte Mikey verabschiedend auf die Schulter, bevor sie sich zum Gehen wandte und den 8x8 ansteuerte. Sie hörte Carlos' leise gedämpfte Schritte dicht hinter sich und war wieder einmal froh, dass sie das Militärfahrzeug hatten, als sie sich ins Innere des 8x8 zog und Betty's Erstversorgung hinter sich hoch zog. Tess rückte ihre Holster zurecht und beobachtete wie Carlos sich auf den Fahrersitz buxierte. Schweigend startete er den Motor und das laute Dröhnen der mächtigen Maschine ging Tess durch und durch. Sie rief sich den Funkspruch in Erinnerung und hoffte, dass sie dieses eine mal nicht zu spät kommen würden und dass es noch jemanden gab den sie retten konnten. Sie hatten es sich wahrlich einmal verdient nicht schon wieder ein Massaker vorzufinden. Carlos steuerte das Fahrzeug Richtung Osten und schaltete die Scheinwerfer an, nur um wenigstens ansatzweise zu erkennen wohin er fuhr. Der schmale Lichtkegel zeigte teilweise nur rasant dahin rasenden Wüstensand. Tess' Blick glitt aus dem vergitterten Seitenfenster, während Carlos den Funk verstellte, um den Funkspruch von vorhin erneut zu hören. Es handelte sich eindeutig um eine Aufzeichnung und Tess presste die Lippen zusammen bis sie nur noch ein schmaler Strich waren, als die verzweifelte Frauenstimme aus dem Lautsprecher zu ihnen sprach. „Hier ist KLKB. Wir haben hier Menschen die dringend medizinisch versorgt werden müssen. Wir brauchen Hilfe. Hier ist KLKB. Hört uns jemand? Helft uns, bitte!“ Sie hatten schnell herausgefunden, dass KLKB ein lokaler Fernsehsender war. Dann hatten sie abgestimmt, wie sie auf den Hilferuf reagieren sollten. Vierunddreißig stimmten für eine Rettungsaktion, es gab keine einzige Gegenstimme. Keine fünfzig Meilen trennten das Motel von der Sendestation des Senders, was fast schon wahnwitziger Zufall war, sodass sie wegen Carlos' rasanten Fahrstil schon nach gut zwanzig Minuten das Gebäude am Straßenrand sahen. Auf Spritsparen war geschissen. Hier galt es Menschenleben zu retten. Carlos fuhr direkt auf den Parkplatz des Senders. Drei verlassene Fahrzeuge standen kreuz und quer darauf verteilt, eines davon war komplett ausgebrannt. Ob mit oder ohne Insassen, konnte man zum Glück nicht mehr erkennen. Tess öffnete die Tür des Wagens, kaum dass er direkt vor der Eingangstür des einstöckigen Gebäudes mit dem KLKB-Schriftzug auf dem Dach zum Halten gekommen war. Leise drückte sie die Beifahrertür hinter sich zu, zog ihre Beretta aus dem Beinholster und entsicherte die Waffe mit einem leisen Klicken. Sie hatten sich dazu entschieden, das Gebäude erst zu säubern, falls dies wirklich nötig sein sollte, bevor sie ohne Vorsicht einfach Türen einrannten. Der Sanikasten konnte später immer noch zum Einsatz kommen. Während Carlos den Motor abstellte und das Fahrzeug schließlich umrundete um zu ihr zu gelangen, sog Tess die unheimliche Stille in sich auf. Der Mond stand hoch über dem Horizont und hatte einen so scharfen Rand, als wäre er aus Papier ausgeschnitten. Tess' Atem dampfte und nach dem zweiten Atemzug spürte sie die Kälte in jedem Knochen. Wenn der Tod ein Gefühl vermittelte, dann war es das hier. An der Eingangstür angekommen, hielten sie kurz inne. Carlos überprüfte seine Kaliber .45er und nickte Tess zu, bevor er ihr in einer Geste à la „Ladies first“ den Vortritt ließ. Tess grinste leicht, zog ihre Taschenlampe mit der Linken und stieß langsam die Tür auf. Ganz nebenbei nahm sie wahr, dass das in der Tür eingelassene Glas blutverschmiert war, wie nahezu alle Türen die sie in letzter Zeit zu Gesicht bekommen hatten. Tess blinzelte in Dunkelheit und riss den Taschenlampenarm nach oben und stützte damit gleichzeitig ihren Waffenarm. Carlos tat es ihr gleich. Er war einen halben Meter schräg hinter ihr, als sie den Eingangsbereich des Senders durchquerten. Ihre Schritte halten unnatürlich laut in der kühlen Düsternis wider, als sie an umgestürzten Stühlen vorüber gingen, den Finger immer am Abzug und die Nerven zum Zerreißen gespannt. An die Wände hatte irgendein Spinner religiöse Zeichen und den Schriftzug „BURN THEM“ mit Blut gemalt. Tess glaubte schon lange an keinen Gott mehr. Wenn es einen gab, dann musste er ein perverses Arschloch sein. Je weiter sie gingen, umso näher kamen sie flackernden Lampen und einem Sichtschutz. In der Ferne war das leise Knistern zu hören, welches Strom erzeugte, wenn technische Geräte einen Defekt hatten. Die Luft wurde stickig und Tess fiel es schwer zu atmen, als sie die Trennwand hinter sich ließen und ein undeutliches Wimmern vernahmen. Ihre Augen schossen auf der Suche nach der Ursache des Geräusches hin und her. Schließlich fand Carlos' Lichtkegel am Ende des Raumes eine zusammengesunkene Gestalt, die auf einem Stuhl in der Ecke saß und ihnen den Rücken zugewandt hatte. Sie traten vorsichtig näher, die Waffenmündungen stetig auf die Gestalt gerichtet, die sich langsam umdrehte, als Tess direkt hinter ihr stand. Die Frau war in Lumpen gekleidet und man konnte ihr Alter nur schwer schätzen. Sie hatte schlechte Zähne, weinte und hielt ein Bündel in den Armen, welches sie Tess entgegen hielt. „Mein Baby“, jammerte die Frau und Tess erkannte sie klar als die Stimme aus dem Funkspruch. „Bitte. Bitte, helft meinem Baby.“ Tess schnürte sich augenblicklich der Hals zu und ihr fiel es schwer zu schlucken. Neben ihr flüsterte Carlos ein „Oh Gott“. Sie hatten schon viele Kinder gesehen, die mit dem T-Virus infiziert waren. Damals in Angies Schule in Raccoon City und auch später. Aber Babies. Tess war sich nicht sicher ob sie es ertragen konnte ein zomboides Baby zu sehen. Und doch steckte sie die Beretta zurück in ihr Holster, legte die Taschenlampe beiseite und nahm das leichte Bündel an sich. Als sie die oberste Decke vorsichtig zur Seite klappte, erschrak sie und starrte in ein totes Gesicht. Tot, da es sich um eine Puppe handelte. Tess' Augenbraue schoss in dem Moment nach oben, da Carlos seine Waffe in die Höhe riss um auf die Irre zu zielen, Tess die Puppe fallen ließ, welche noch ein kläglich langgezogenes „Ma-maaaa“ von sich gab, um es ihm gleich zu tun, und fünf durchgeladene und schussbereite Waffen auf sie gerichtet wurden. Verdammt. Wo zum Henker hatten die sich verstecken können? „Du Schlampe“, krächzte die Irre mit einer Stimme die gar nicht mehr flehend und weinerlich war und Tess ließ einsehend und mächtig angepisst die Beretta sinken. „Du hast mein Baby fallen lassen.“ Jemand entwaffnete sie unsanft und riss ihre Arme nach hinten, sodass sie taumelte und schließlich gegen einen Tisch stieß. Ein kurzer Blick zur Seite verriet ihr, dass Carlos bereits bewusstlos am Boden lag. Dreck auf Toast. „Wir brauchen Hilfe“, flötete die Irre unterdessen wieder in ihrer weinerlichen Stimme und lehnte sich dabei ganz dicht zu Tess, sodass diese den schlechten Atem der Frau in voller Breitseite zu spüren bekam. „Hört uns jemand? Hier ist KLKB. Helft uns, bitte.“ Ein Typ mit Strickmütze und einer mit Iro hielten Tess noch immer fest, während ein pockennarbiger Tätowierter sich vor ihr aufbaute. Ein Glatzkopf und ein Schwarzer mit Hut bewachten Carlos. Scheiße, man. Was sollte dieser Hutmist aber auch immer? „Klappt immer wieder, was Margie?“, stellte Tattoo fest. Jetzt wurde Tess echt sauer. Es war die Masche dieses Abschaums andere Überlebende anzulocken um dann... was auch immer. Als Tattoo sie von oben bis unten musterte und dann mit seiner Zunge genüsslich über seine Lippen fuhr, wusste sie dass es mies werden würde. Aber nicht für Carlos und Tess. Diese Leute hatten bereits einen entscheidenden Fehler begangen, als sie Carlos für die größere Bedrohung gehalten und Tess nicht mit ihm ausgeschaltet hatten. Als sie noch für die Umbrella Corporation arbeitete, hätte Tess diese Leute in Nullkommanichts fertig gemacht. Und jetzt, nach jahrelangem Überlebenskampf hinter sich und mit einer Riesenwut im Bauch, erst recht. Das waren nur kleine Fische. „Na mal sehen was sie sonst noch so dabei hat“, meinte Tattoo erneut und Tess fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er ihre Weste mit der Klinge eines Kukri Messers beiseite schob. Solche seltenen nepalesichen Waffen, hatte sie erst ein einziges mal gesehen. Und zwar in der privaten Sammlung von James „One“ Shade. Er war ein hohes Tier in der Sicherheitsabteilung von Umbrella gewesen und hatte damals das Alpha Team in den Hive geführt. Und nicht umsonst trug er den Decknamen „One“. Er war der Beste. Aber auch die Besten starben und seine Sammlung ging zusammen mit ganz Raccoon in Flammen auf, als die Regierung einen atomaren Präzisionssprengkopf auf die Millionenstadt abwarf um die Ausbreitung des T-Virus zu stoppen. Es kam beinahe einer Vergewaltigung gleich, diese Waffen jetzt in den Händen dieser Bastarde zu sehen. Wem sie die wohl abgenommen hatten. Oder gehörten sie etwa einem von ihnen? „Was haben wir denn da, du kleines Luder“, sagte Tattoo, als er das Schulterholster unter Tess' Weste fand und mit der stumpfen Seite des Kukri Messers an der Innenseite ihres Oberschenkels entlang nach unten fuhr. „Das würde ich nicht tun“, warnte sie ihn gnädigerweise, doch Tattoo wollte es nicht hören und der Handrücken seiner freien Hand klatschte gegen Tess' Wange und sie keuchte überrascht auf. Dieser Wichser hatte doch tatsächlich gewagt sie zu schlagen. Ihr Kopf war zur Seite geflogen und sie schmeckte Blut ihrer aufgeplatzten Lippe. Ihr Blick fiel erneut auf Carlos, dessen Nickerchen ihr echt langsam zu lange dauerte. Die Umstehenden grölten, als ihr Kopf sich wieder umwandte, sie Tattoo böse anfunkelte und dabei merkte, wie sich der Griff um ihre Arme noch verstärkte. „Halt deine Fresse und mach die locker“, verlangte Tattoo unterdessen und seine Augen glänzten voller Vorfreude, als er ihre Beine auseinander zwang und sich an seiner Hose zu schaffen machte. „Besorg's der Schlampe“, forderte Margie erregt und Tess konnte deutlich Tattoos Männlichkeit zwischen ihren Schenkeln spüren, als sie die Hände zu Fäusten ballte. Genug war genug. Das Spiel würde jetzt sein Ende finden. Im Bruchteil einer Sekunde riss Tess schlagartig ihr Knie nach oben und traf Tattoo hart in den Weichteilen. Er taumelte zurück und krümmte sich, was Tess als Gelegenheit nutzte um ihr ausgestrecktes Bein wie eine Turnerin nach oben zu werfen. Ihre Stiefelspitze traf zielsicher Tattoos Nase und trieb ihm Knorpel und gebrochene Knochen bis ins Gehirn. Blut spritzte, als er nach hinten überfiel und regungslos, keinen halben Meter neben Carlos, liegen blieb. Margie schrie und stürzte zu ihm um ihn wach zu rütteln, während Waffen durchgeladen und Tess ins Visier genommen wurde. „Ed, Eddie. Eddie!“, schrie Margie sich mittlerweile die Seele aus dem Leib und drehte sich letztendlich wieder zum Tisch um. „Oh mein Gott, er ist tot.“ Tess nahm sich kurz die Zeit um den Verblichenen mit einem herablassenden Blick zu betrachten. Sie wollte gar nicht wissen, wie viel Überlebende hier schon misshandelt worden waren. Er hatte dieses Schicksal verdient. Blödes Arschloch. Dann explodierte die Welt in einem hellen Lichtblitz, als ihr jemand den Griff einer Waffe über den Schädel zog, sie nach hinten überfiel und auf dem Tisch zusammensackte. Am Rande ihres Bewusstseins hörte sie ein Lachen, welches man schon fast als diabolisch bezeichnen konnte. Außerdem ärgerte sie sich, dass die Irren mit unfairen Mitteln spielten. Dämliche Drecksbande. Dann war da nichts mehr. ~*~ Als ihre Wahrnehmung wieder die Oberhand gewann, spürte sie zuerst einen leichten, immer wiederkehrenden Schlag am linken Bein. Dann hörte sie das laute Zischen kaputter elektrischer Leitungen. Schließlich sagte jemand ihren Namen. Tess öffnete ruckartig die Augen und blickte in das leblose Gesicht eines Totenkopfes. Sie lag am Boden und wollte sich aufrichten, dies bereitete ihr jedoch Probleme, da ihre Hände hinter ihrem Rücken fixiert waren. Umständlich drehte sie sich auf die Seite und erblickte Carlos über sich, der sie mit gerunzelter Stirn musterte, sie mit leichten Tritten zum Aufwachen gebracht hatte und augenscheinlich ebenfalls gefesselt war. Tess kämpfte sich mit brummendem Schädel nach oben und sah sich im Raum um. Es war dunkel. Von der Decke hingen lose Kabel aus deren Enden Funken schossen und das einzige Licht spendeten. Sie fanden sich in einem Meer aus menschlichen Knochen wieder und Tess sah angewidert vom Boden auf. Stahlträger stützten die Decke in der ein großes Loch klaffte, durch welches Margie und der Rest der Bande lugten, wie die Hühner auf der Stange. Das Loch war der einzige Weg nach oben. Sie waren im Keller des Gebäudes gefangen. „Alles okay?“, fragte Carlos durch das elektrische Zischen und das freudige Gelächter der Irren hindurch. „Definiere 'okay'“, antwortete Tess und sah, dass er aus einer Wunde an der Augenbraue blutete. Carlos grinste trotz der prekären Lage, da er wusste, was es bedeutete. Sieben Leben, Baby! „Ihr haltet euch wohl für ein paar ganz Schlaue, was?“, hallte Margies Stimme in der Dunkelheit wider und die Gefangenen sahen nach oben. „Hier, ihr Dreckspack. Ich möchte ja nicht, dass es zu schnell vorbei ist.“ Mit einem leisen „Pling“ fiel etwas metallisches zu Boden und landete nahe einer vergitterten Wand. Tess erkannte es als Schlüssel für die Handschellen mit denen sie gefesselt waren. Carlos war bereits auf dem Weg zum Gitter, als Tess nochmals nach oben blickte und wieder diese freudige Erregung in den Gesichtern der Bastarde sah. Nur einer sah so aus, als hielt er es für etwas übertrieben ihnen den Schlüssel zu überlassen. Wie auch immer. Welche Show würde hier gleich beginnen? Kaum hatte sich Carlos nach dem Schlüssel gebückt, erschienen die fratzenhaften Köpfe zweier Hunde zwischen den Gittern, die kläfften und nach Carlos schnappten. Er stolperte rechtzeitig, jedoch beinahe zu Tode erschrocken zurück und Tess begutachtete die Mistviecher, während Adrenalin in ihren Adern pumpte. Einer war schon halb zerfallen und hatte nur noch die Hälfte seines Schädels auf den Schultern sitzen. Dies änderte jedoch nichts daran, dass er genauso schnell und tödlich war wie der Andere. Beide hatten kein Fell mehr und das Fleisch hing ihnen in blutigen Fetzen herunter. Teilweise waren sie schon so löchrig, dass man durch sie hindurch sehen konnte. „Mach den Käfig auf!“, befahl Margie und in ihre Beobachter kam Bewegung. Sie schlossen sogar Wetten ab, wer von ihren Gefangenen zuerst gebissen und drauf gehen würde. Als Einsatz bot Margie ihren Körper an. Allmächtiger. Dann hob sich das Gitter mit einem lauten Ächzen nach oben und Tess hatte andere Probleme, als die Wetteinsätze zu überhören. Krallen scharrten auf Metall und mit einem Riesensatz sprangen die Biester aus ihrem Käfig und hasteten auf Carlos und Tess zu. Himmelherrgottverdammtescheiße. Unter lauten Anfeuerungsrufen wandten sich die Gefangenen in Windeseile um und rannten quer durch den Keller. Wie abgesprochen heftete sich einer der Zombiehunde an Carlos' Versen, der andere verfolgte Tess mit lautem Knurren und Kläffen. Sie hatte keine Zeit mehr sich um Carlos' Leben zu sorgen, er würde schon klarkommen, also rannte sie weiter an den herunter hängenden Kabeln vorbei, den geifernden Köter dicht im Nacken. Einen Wettlauf hätte sich nicht gewonnen, also schlug sie Harken und änderte so oft wie möglich die Richtung. Die rettende Wand war schon bald direkt vor ihr. Wie in einem Computerspiel, welches sie mal gespielt hatte, rannte sie darauf zu und sprang dagegen, nur um drei weitere Schritte zu tun und dann in einem Salto rückwärts wieder sicher auf den Beinen zu landen. Der Köter war ihr gefolgt, von der Wand abgeprallt und hatte seine Existenz an einem ungünstig herausragenden Metallteil selbst beendet. Ein leises Wimmern war das einzige was noch kurz von ihm zu hören gewesen war. Sie atmete einmal erleichtert aus. Gekonnt war eben doch gekonnt. Das Gelächter über ihnen erstarb und Tess wandte sich um. Carlos war am Boden, jedoch nicht in Gefahr zerfleischt zu werden, da er den Köter mit den Beinen im Würgegriff hielt und der Bestie somit mit einer ruckartigen Bewegung das Genick brach. Tess konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er mit seinen Beinen eine geschmeidige Bewegung wie in einem Karate-Film machte und den Schwung dazu nutzte in einem Zug wieder auf die Beine zu kommen. Boom, Baby! „Alle raus lassen!“, kreischte Margie und Tess hatte es plötzlich schrecklich eilig zu den Schlüsseln zu kommen, an denen Carlos sich bereits zu schaffen machte. Es stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus etwas aufzuheben, wenn einem die Hände auf dem Rücken gebunden waren, doch es gelang schließlich und ein leises Klicken später, riss Carlos seine befreiten Hände nach vorn um auch Tess zu entfesseln. Die Handschellen baumelten noch an seinem linken Handgelenk, jedoch hatten sie keine Zeit mehr sich darum zu kümmern. Kaum war Tess die Dinger los, hörten sie erneut das Ächzen von verrostetem Metall und schwarze Schatten huschten erneut durch den Raum. Es waren mindestens vier. Automatisch griffen ihre Hände an ihre Holster, packten jedoch ins Leere. Verdammt waren diese Hurensöhne... und Margie. Tess blinzelte Schweiß aus ihren Augen und nahm Kampfhaltung ein. Eine große Portion Glück wäre jetzt mächtig hilfreich. Ob ein Stoßgebet zu einen Gott an den sie nicht mehr glaubte, hilfreich wäre? „Die Kabel!“, konnte Carlos ihr noch zurufen, bevor sie seitlich von etwas gerammt wurde und zu Boden ging. Der Gestank von faulem Fleisch stieg ihr in die Nase, als sie sich mit dem Zombiehund über ihr, über den Boden wälzte und darum kämpfte, dass er seine Zähne und Krallen nicht in sie grub. Wenn er dies tun würde, dann würde sie Margie und ihren Idioten gewaltig den Arsch aufreißen. Sabber troff ihr auf die Wange und die Kraft des Köders machte sie müde, während sie fester zupackte und den Kehlkopf der Bestie zerdrückte. Ein Funken verriet ihr, dass ein loses Kabel wenige Zentimeter neben ihr baumelte. Darin sah sie ihre Chance und griff danach. Die gefährlichen Zähne der Kreatur kamen besorgniserregend nah, als sie diese nur mit einer Hand auf Abstand halten konnte. Die Gummiumantelung des etwa armdicken, schwarzen Kabels schützte Tess vor einem tödlichen Stromschlag, als sie es zu sich zog und das offene Ende direkt in das verbliebene matschige Auge des Hundes drückte. Sie schrie entsetzt auf, als madiges Fleisch Feuer fing und der Gestank fast unerträglich wurde. Sie zog das Kabelende zurück, nur um es an anderen Stellen erneut anzubringen und das Vieh buchstäblich zu rösten. Schließlich hörte der Köter auf sich zu wehren und kullerte endgültig tot zur Seite. Tess kämpfte sich auf die Beine und fühlte sich geblitzdingst, da sich die Funken noch auf ihrer Netzhaut zeigten, obwohl sie eigentlich ins Dunkel starrte. Auch Carlos war in den zehn Sekunden in denen Tess am Boden war, nicht untätig gewesen. Ein Köter lag bereits tot am Boden, seine Gliedmaßen zeigten in unnatürlich abgewinkelten Zustand in alle Himmelsrichtungen, der andere hatte sich unrettbar im Kabelwirrwarr verheddert, was sie irgendwie befremdlich fand. Kaum stand Tess wieder aufrecht, hatte ein weiteres der Biester sie als Ziel auserkoren und preschte auf sie zu. Sie sprang zur Seite, rollte über die Schulter ab, schnappte sich im Aufstehen ein weiteres Kabel und formte daraus eine Schlaufe. Der Köter sprang und mit einem Kampfschrei schaffte Tess es, ihm das Kabel als eine Art Leine umzuwerfen. Somit war er fest mit dem Stahlpfeiler verbunden und im Moment keine Gefahr mehr. Wütend tobte er angekettet weiter, zog und zerrte mit seinem gesamten Gewicht um sich zu befreien, doch die Kabel gaben ihn nicht frei. Tess schlidderte um eine Kurve, als ein weiterer Köter nach ihr schnappte. Langsam gingen ihr die Ideen aus und nur im Unterbewusstsein hörte sie Margies schrille wütende Stimme schreien. „Ihr sollt sie fressen!“ Tess rannte an einem Pfeiler vorbei und hoffte, dass es bald ein Ende fand. Sie würde nicht mehr lange durchhalten. Plötzlich tauchte Carlos vor ihr auf und sie konnte nur mit Mühe ausweichen und sich zur Seite werfen. Sie schlug hart mit ihrem Knie auf den Boden und wirbelte herum. Der letzte Verbliebene der Vierbeiner rannte in vollem Lauf gegen Carlos ausgestreckten Handballen. Knochen brachen mit einem lauten Knacken und die Eigenbewegung des bereits toten Tieres schleuderte es gegen Carlos, der einfach angewidert zur Seite trat und es zu Boden plumpsen ließ. Scheiße, war das cool gewesen. Putz bröckelte plötzlich von der Decke und Tess späte nach oben. Die beiden angebundenen Zombiehunde zerrten noch immer an den Kabeln und hatten mit ihrer, durch das T-Virus verstärkten, Kraft die Pfeilerverankerung mürbe gemacht. „Stopp!“, schrie Margie entsetzt. Mit einem lauten Krachen kippte der Pfeiler schließlich zur Seite und riss einen Teil der Decke mit sich. Iro kullerte mit einem dumpfen Geräusch einfach in den Keller, da die Decke jetzt als Rampe diente. Die wieder befreiten Viecher machten sich augenblicklich über den schreienden Mann her und schon bald sah dessen aufgerissener Unterlaub aus wie die Abfalltonne einer Wurstfabrik. Tess konnte nicht aufhören zu starren, saß immer noch am Boden, bis Carlos sie aus ihrer Bewegungslosigkeit riss. „Tessandra Carlisle, beweg' deinen Arsch!“ Er zog sie in einer fließenden Bewegung auf die Beine und gemeinsam stürmten sie die Rampe empor. „Nein! Hilfe!“, hörten sie Margies Todesschreie, als die Köter sie als leichtes Ziel auserkoren hatten und so lange an ihr zerrten bis ihre Arme in roten Fontänen vom Körper gerissen wurden und ihre Schreie erstarben. Tess sprang und schwang sich an einem Kabel zu einem Stahlträger unter der Studiodecke, an dem Scheinwerfer und anderer technischer Krimskrams befestigt waren. Carlos zog sich einfach wie ein Turner in Sicherheit und gemeinsam wurden sie Zeugen, wie die Bande ihrem gerechten Schicksal übergeben wurde. Strickmütze lag mit herausgerissener Kehle bei den Monitoren und der L.J.-Verschnitt war nur noch eine fleischige Masse. Tess atmete tief durch und Carlos wischte sich den Schweiß von der Stirn, während sie darauf warteten, dass die Köter das Weite suchten. Dies geschah schnell, da sie hungrig waren und auf der Suche nach Nahrung das Gebäude nur kurz durchstreiften ehe sie es verließen. Carlos und Tess ließen sich von dem Träger fallen, federten den Aufprall in den Knien ab und gingen zu der Stelle, wo sie Margie gefunden hatten, um ihre Waffen wieder einzusammeln. Mit einem Grinsen nahm Tess auch die Kukris an sich und es fühlte sich gut an. Diese Waffen waren unbezahlbar. Sie hob den Blick und erstarrte, als Carlos mit einer Waffe auf sie zielte. Er drückte ab und der Luftzug der Kugel ließ ihre Haare wehen, ehe sie mit einem schmatzenden Geräusch in Gewebe einschlug. Als Tess hinter sich sah, lag Nummer sechs der Viecher erschossen zu ihren Füßen. Wow. Wo war der denn plötzlich hergekommen? Sie wandte den Blick und Carlos blies wie ein Revolverheld den Rauch von der Mündung seiner Waffe. Er grinste und Tess legte lächelnd den Kopf schief. Carlos war ihr Held des Tages. ~ Ende des 7. Kapitels ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)