Slice of Life von BlackGentleman (...vom Leben und anderen Problemen...) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Rose für den Abschied... ---------------------------------------- Gänzlich grau fällt das Licht durch die Fenster des Wohnzimmers auf den kleinen Tisch. Eine verwelkte Rose steht im trüben Wasser und lässt müde ihren alten Kopf hängen. Überall an den Wänden sieht man Menschen, die diese mit trauerndem Blick an zu sehen scheinen. Sieht man jedoch genauer hin, so erkannt man aber, was die Bilder wirklich zeigen. Man sieht zwei Menschen lächeln, sieht sie scherzen. Man sieht sie ehrfürchtig, sieht die schönen Zeiten aus längst vergangenen Tagen. Wenn man nur die Zeit zurückdrehen und die vergangenen Erlebnisse nur noch ein Mal auf seiner Haut spüren könnte. Die Leidenschaft, die Sehnsucht, die Liebe - so wohl, als auch den Wind der Berge im Haar, die Sonne der See auf der Haut, die Steine der Antike unter den Fingern. Doch nichts ist geblieben außer dem Grau des Raumes, vertrocknete, alte Blumen und ein gebrochenes Herz. Louis streift durch das Haus. Ziellos, fast wie in Trance steigt er die alten Treppen hinauf und hinunter, um zu sehen, ob wirklich niemand da ist. Doch seine Ängste bewahrheiten sich und die tägliche Kälte kehrt zurück in sein Herz. Jeden Tag, jeden Tag… Es ist zu einem Ritual geworden. Eine Suche, die immer das gleiche Ende findet, aber innerlich hofft er doch, dass alles nur ein böser Traum war und er eines Tages aufwacht und nicht wieder allein ist. Unruhig reagiert er auf jedes kleine Geräusch. Selbst das Rauschen der Bäume am Fenster, wenn der listige Wind die herbstlichen Blätter von den Ästen weht und das leise Tropfen des Regens, wenn dieser unnachgiebig von den Fenstern perlt, schrecken ihn auf. Ja, der Sommer ist vorbei und es ist Herbst geworden und er hat es nicht mal bemerkt. Zu viel ist einfach geschehen, zu viel wurde verpasst, zu viel ist vergangen. Zwar war es immer deutlich zu spüren, dass sich das Jahr dem Ende neigt, doch er wollte es einfach nicht wahr haben. Zu schön waren die warmen Sommermonate, welche sie fast ausschließlich in dem kleinen Gartenhäuschen verbracht und noch bis spät am Abend den Vögeln gelauscht haben. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnert er sich an die Sonnenuntergänge. So unbeschreiblich schön und farbenfroh, wie ein Regenbogen, der sich am Horizont noch von einem längst vergangenen Schauer verirrt hatte. Aber die Tage werden kürzer und immer wieder spürt er einen eisigen Wind durchs Haus wehen. Und mit dem Wind kommen neue Gedanken. Gedanken an eine Welt, die sich dem Menschen nicht erschließt. Eine Welt, in der der Geist frei ist. Frei von jeglicher Trauer und frei von dem Schmerz des Verlustes. Die Welt, an die die Menschen nicht glauben, aber doch Hoffnung haben, dass es sie gibt und man eines schönen Tages hinüber reist, aber es zu früh und das weiß er. Aber im Inneren regiert zu stark der Schmerz und betäubte jeden klaren Gedanken. Alles dreht sich nur. Immer um den Menschen, der am wichtigsten in seinem Leben gewesen ist und nun nie wieder zurückkehrt. Und er weiß auch, dass es für ihn zu spät ist. Sein Leben ist eigentlich schon vorbei, denn nochmal so einen Menschen zu finden, ist schier unmöglich. Er ist innerlich zerrissen. Wie soll er nun weiterleben? Weiterleben in einer Welt in der es für ihn keine Liebe mehr gab. Die Tage ziehen sich nur so dahin und die Bilder an den Wänden verstauben. Louis ist für sich innerlich schon tot. Gestorben um endlich der Leere und dem Wirrwarr in sich zu entfliegen, endlich im Reinen zu sein. Täglich hat er einen Blick auf die Bilder an den Wänden, aber er bringt es einfach nicht übers Herz sie zu entstauben oder ähnliches. Das Haus ist schon eine Weile nicht mehr richtig aufgeräumt worden und nur Kleinigkeiten wurden geändert. Alles soll so bleiben wie man es verlassen hat. Ein neuer Tag beginnt. Die Zeit hatte die Wunden nicht geheilt, sondern immer wieder aufgerissen. Still machte sich Louis auf den Weg. Es ist nun Zeit. Zeit für etwas, was er schon längst hätte tun sollen. Angekommen nimmt er die Rose und legt sie auf die kahlen Stufen, die zu einer goldenen Pforte führt und mit einem Lächeln macht er kehrt und geht zurück in sein Haus, das doch so viel und doch nichts ist. Die Rose wurde vom kommenden Regen in dieser Nacht weggespült, genau wie sein ganzer Schmerz. Der nächste Tag war sonnig. Einer der schönsten Tage in diesem kalten und regnerischen Herbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)