Schrei, wenn du kannst von Elbenstein1978 (Pairing: Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 15: Missverständnisse ----------------------------- Huhu meine lieben Leser(innen)! Danke an alle und Danke für eure Kommis! Viel Spaß beim Lesen! Elbenstein ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 15. Kapitel - Missverständnisse Nur fünfzig Meter von Harry entfernt standen vier lachende Schlägertypen, Draco Malfoy hockte vor ihnen zusammengekauert am Boden und hielt den Kopf gesenkt. Die Plastiktüten mit Teddys Spielsachen und der eben erst gekauften Kleidung lagen verstreut in der Seitengasse. Das schöne weiße Shirt lag sogar mitten in einer dreckigen Pfütze. „Das kann doch nicht wahr sein!“, fluchte Harry aufgebracht und wollte bereits losrennen. Aber der ängstliche Händedruck von Teddy schreckte ihn auf und er sah zu dem kleinen Jungen hinunter. Ihn konnte er schlecht mitnehmen, aber er konnte ihn auch nicht hier alleine stehen lassen. Fieberhaft dachte Harry nach und versuchte den erneuten lauten Aufschrei aus Dracos Kehle zu ignorieren, da kam ihm die rettende Idee. „Teddy, hör’ mir zu, wir spielen jetzt ein Spiel!“, erklärte er mit hastiger Stimme und hoffte innig, dass jetzt nicht das berühmte Fragespiel folgte. Doch der Vierjährige schien zu spüren, dass hier etwas geschah, was nicht beabsichtig war und schaute seinen Patenonkel lediglich mit großen braunen Augen an. „Du versteckst dich jetzt hinter diesen Mülltonen“, bedeutete Harry und zeigte zu drei großen Müllcontainer unweit von ihnen entfernt. „Da wartetest du und ich gehe dich suchen. Hörst du?“ Teddy nickte, schwieg weiterhin und ohne das Zutun des Erwachsenen lief er schnurstracks hinter die erste Mülltonne, kniete sich hin und presste sein kleines Gesichtchen in seine Hände. Erleichtert, dennoch ängstlich und zugleich zornig, wandte sich Harry von dem Jungen ab. Er hoffte inständig, richtig zu handeln und sah Teddy nochmals an. Entweder hatte er tatsächlich den Ernst der Lage erkannt oder aber, der kleine Kerl glaubte an das Spiel. Wie auch immer, Harry warf die Plastiktüte mit Dracos Hose auf den Boden und starrte zu den vier fiesen Gestalten und dem völlig verängstigten Draco hinüber. Dann rannte er los. Währendessen kauerte Draco auf dem kalten Straßenbelag und spürte förmlich die Furcht durch jede Faser seines Körpers jagen. Geistig war er wieder zurück im Keller der Gebrüder Byron und Brian schlug erbarmungslos auf ihn ein. Dass inzwischen seine linke Augenbraue aufgeplatzt war und blutete, war bedeutungslos. Ebenso die Schmerzen in seinem Magen, als nun auch der dritte Fußtritt fast die gleiche Stelle traf, wo ihn bereits zwei der Typen getroffen hatten und er gegen einen Brechreiz ankämpfte. Harry kam schwer atmend und mit rasendem Puls vor der Szenerie zum Stehen und das lag nicht alleine an seinem kurzen, aber dafür umso schnelleren Sprint bis zu Draco. Er musste helfen und als er den Blonden kniend und winselnd vor sich sah, durchfuhr ihn ein regelrechter kalter Schauer, ein Stich raste durch sein Herz und dann ballte er wütend die Hände zu Fäusten. „Lasst ihn gefälligst in Ruhe!“, schrie er den größten der Vier an. Er hatte verdammt viel Ähnlichkeit mit Dudley, nur war dieser nicht fett, sondern besaß statt eines wabbeligen Leibes dafür umso mehr Muskeln. Doch davon ließ er – Harry Potter, Retter der Zaubererwelt – sich nicht aufhalten. „Hey Ethan!“, rief ein kleiner, dünner Wicht mit blonden kurzen Haaren zu dem Dudleyvertreter und deutete auf Harry. „Da kommt noch so ein nasses Handtuch.“ „Was meinst du, Peter?“ Ethan drehte sich abrupt rum, denn seine Konzentration war so auf Draco gerichtet gewesen, dass er den Schwarzhaarigen gar nicht erst rufen gehört hatte. Doch nun sah er ihn mit zusammengekniffenen Augen an, ließ gefährlich seine Hände knacken und lachte schließlich auf. „Was willst du denn, du halber Waschlappen?“, fragte Ethan mit einem sarkastisch, freundlichen Unterton in der Stimme und lächelte dabei so hinterhältig, dass Harry sich auf die Unterlippen beißen musste, um nicht in einen Lachanfall auszubrechen. Oh ja, er würde die Vier gerne provozieren, um ihnen dann mal eine Lektion zu verpassen zum Thema „Vier gegen Einen“ oder „Wie zeige ich Volldeppen wie dumm ein Stück Brot sein kann“, denn Angst musste Harry vor denen nicht haben. Vielmehr galten zurzeit seine Sorgen Draco, der immer noch leise winselte, sich plötzlich panisch an den Hals fasste und mit dem Oberkörper vor und zurück wippte. Zudem saß nur wenige Meter hinter ihm Teddy im Versteck. Harry stemmte nun seine Hände in die Hüften und funkelte Ethan an. „Och, bist du kein Hosenscheißer, wie die kleine Arschpfeife da drüben?“, witzelte Ethan und deutete mit dem Finger auf Draco, der sich immer hektischer an den Hals griff, als wäre dort sein Halsband. Der einstige Gryffindor achtete nicht auf die Worte, eilte schnurstracks an den Kerlen vorbei, kniete sich neben seinen Freund auf den kalten Asphalt und legte beruhigend einen Arm um dessen Schultern. Aber entweder schien er es nicht zu spüren, oder aber … Harrys Wut mischte sich unverhofft mit dem Gedanken, den vier unterbelichteten Hohlköpfen einmal zu zeigen, was er alles auf Lager hatte und wollte mit ihnen spielen. „Hör’ mal zu, du ausgekotzte Zwergpygmäe“, stichelte Harry mit höflichem Unterton in der Stimme, ließ von Draco ab und stand auf, aber wich nicht von seiner Seite. „Du und deine Gesichtsbaracken“, sagte Harry etwas lauter und machte mit der Hand eine Geste, die alle vier jungen Männer einschloss, „fühlt euch doch eh nur stark, wenn ihr zusammen seid. Alleine würdet ihr doch sofort auf Mamas Schoss scheißen, weil ihr euch vor Angst nicht mehr rühren könnt.“ „Sag’ mal, du hirnamputierte Qualle“, begann nun der Dritte in der Runde, ein Typ der eine leichte Ähnlichkeit mit dem Gorilla Crabbe vorzuweisen hatte und kam dabei einen Schritt auf Harry zu. „Wer hat dir denn zu oft in den Arsch gef…“ „Zumindest bin ich nicht so ein atomarer Unfall wie du“, unterbrach ihn Harry und ballte beide Hände zu Fäusten, als er beobachtete, wie die Schlägertypen nun langsam einen Schritt auf ihn und Draco zukamen. Doch Harry machte keine Anstalten sich ihnen zu näheren und stand stattdessen beschützend neben Draco, der inzwischen die Hände auf die Ohren gelegt hatte und immer lauter schluchzte. „Verdammt noch mal, merkt ihr nicht, dass ihr ihm damit wehtut?“, schrie plötzlich Harry laut, denn der Anblick des völlig verängstigen jungen, blonden Mannes schmerzte sehr in seinem Herzen. „Lasst ihn gefälligst in Ruhe!“ „Bist du seine Mutter?“, fragte Ethan mit skeptischer Miene und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Doch da hellten sich seine Gesichtszüge auf und sofort sprach er: „Oh nein Jungs, das schwarz gelockte Mädchen ist die Freundin von der weinenden Schwuchtel! Ach ist das nicht süß! Zwei Schwanzlutscher die sich lieben!“ Daraufhin brachen die Vier in lautes Gelächter aus und rieben sich die Fäuste. „Ihr Bumsbrötchen habt doch nicht genug Hirn, um überhaupt zu wissen, was da zwischen euren Beinen baumelt!“ Jetzt war Harry sauer. „Haut endlich ab und heult euch Zuhause aus.“ „Wer hat denn angefangen?“, fragte nun der Vierte im Bunde, der auf den Namen Luke hörte. „Das stimmt, Luke“, bestätigte Ethan und dessen Augen begannen mit einem Mal gefährlich aufzublitzen. Davon ließ sich Harry jedoch nicht einschüchtern. „Dein kleines Arschhörnchen hat doch uns angesehen und nicht wir ihn“, meinte Ethan und seine Freunde nickten. „Außerdem hasse ich Schwuchteln und dein Fickschnittchen hat mich einmal zu oft angeschaut. Meinte wohl, ich würde es ihm richtig besorgen. Du scheinst wohl keinen hochzukriegen, was?“ Das war nun eindeutig zu viel für Harry. Nochmals ballte er seine Hände fester zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten, und machte einen Schritt auf den Muskelberg zu. „Das sagst du ja nur, weil es dir deine Freunde noch niemals richtig besorgt haben und du deine Eifersucht nicht zurückhalten kannst. Daher nimm’ das!“ Kaum waren die letzten Worte ausgesprochen, hob Harry die linke Hand. Er hatte weder Ethan berührt, noch hatte er einen Zauberspruch gesagt und doch flog der Dudleyverschnitt fast vier Meter nach hinten und landete mit einem dumpfen Knall rücklings auf der Straße. Dort blieb er liegen und rührte sich nicht mehr. Ethans Freunde - Peter, Luke und Chris - schauten mit weit aufgerissenen Augen zu ihrem Kumpel und rangen um ihre Fassung. Schließlich sahen sie wieder zu Harry, der mit einem breiten Lächeln vor Draco stand. „Na, ihr Kanalratten“, forderte nun der Schwarzhaarige die verdutzten Schlägertypen auf. „Wollt ihr euch zu eurem Kumpel gesellen?“ „Das wirst du büßen“, drohte der kleine, dünne Blonde namens Peter und hob die Faust. Doch Harry konnte nur überheblich schmunzeln, hob nun die rechte Hand und ohne ein Wort wurden Peters Arme fest an seinen Körper gedrückt, er blieb stocksteif stehen und wie vom Blitz getroffen fiel er geradewegs auf den harten Asphalt. „Was machst du da?“, fragten die zwei übrig Gebliebenen mit eindeutig unsicherem Tonfall. Harry hob nun beide Hände und nur Sekunden später drehten sich die Zwei abrupt um und wollten losrennen. Aber dazu kam es erst mal nicht. Sie begannen augenblicklich gefährlich zu taumeln, versuchten sich gegenseitig abzustützen und dann folgte ein dumpfer Knall, als beide sprichwörtlich auf die Fresse flogen. Denn Harry hatte die Schnürsenkel ihrer Turnschuhe durch Zauberei zusammengebunden und jetzt kämpften sie darum, über und untereinander kriechend, schreiend und panisch wegzurennen. Aber den einstigen Gryffindor interessierte sich nicht mehr für diese Gestalten und atmete mehrmals tief durch, um viel eher seine Fassung zurück zu gewinnen. Es dauerte nicht lange, vor allem weil das herzzerreißende Schluchzen von Draco unweigerlich an sein Ohr drang und er wirbelte herum. Rasch, so gut es eben möglich war, nahm er Draco in die Arme, zog ihn nach oben und strich ihm beruhigend und liebevoll über den Kopf. „Psssttttt, alles ist gut, nichts passiert“, versuchte Harry seinen Freund zu trösten, der am ganzen Körper zitterte. Innerlich hätte er sich aber am liebsten gleich mehrmals verflucht. Wie hatte er Draco nur alleine lassen können? Sie konnten von Glück reden, dass nichts Schlimmeres geschehen war und nebenbei sah er auf die zwei inzwischen flüchtigen Feiglinge, während der Dudleyverschnitt und der kleine, blonde Wicht noch immer am Boden lagen. Offensichtlich ohnmächtig, aber das störte ihn nicht. Harry musste sich jetzt um Draco kümmern und Teddy wartete hoffentlich bei den Müllcontainern. Ein weiterer Schock würde selbst ihn heute aus der Bahn werfen. „Komm“, flüsterte er nun dem Blonden zu. „wir Zwei gehen jetzt zu Teddy und dann ganz schnell nach Hause.“ Sodann nahm er Draco an der Hand und lief mit ihm zu dem wartenden kleinen Jungen, der erst reagierte, als sein Patenonkel ihn mit einem freundlichen Lächeln auf der Schulter antippte. „Ist das Spiel jetzt fertig?“ „Ja, ist es“, versuchte Harry in gewöhnter Manier zu antworten und hielt nun seine freie Hand Teddy entgegen, der sie auch sogleich ergriff. „Wir gehen jetzt mit Onkel Draco zu mir, denn ihm geht es nicht gut.“ Der Vierjährige nickte nur und ließ sich widerstandslos führen. Doch bevor Harry mit den beiden apparierte, las er die heutigen Einkäufe vom Boden auf und innerhalb der nächsten Minuten tauchten sie alle im Hausflur vom Grimmauldplatz Nr. 12 wieder auf. ~~~~~~ Kaum standen die Drei im Flur, zog Harry Teddy erst einmal die Jacke aus, half Draco und dann kam er an die Reihe. Er nahm schließlich die Einkaufstüten und schickte Teddy in sein Zimmer nach oben. Harry folgte seinem Patenkind mit Draco die Treppe hinauf. Doch sein Ziel war das Bad. „Draco?“, wagte Harry leise zu fragen und hielt einen Waschlappen unter das lauwarme Wasser, während der Blonde auf dem Badewannenrand saß und den Boden anstarrte. „Draco? Wie geht es dir?“ Im ersten Moment schwieg Draco und Harry befürchtete schon, dass dies so bliebe, aber dann hörte er ein geflüstertes „Gut“. Rasch ging er mit dem nassen Waschlappen zu Draco hinüber und reichte ihn weiter. „Für dein Gesicht.“ „Danke“, sprach Draco und fuhr sich mehrmals über das Gesicht, was ihm wirklich gut tat. Dabei bemerkte er auch, dass sein Zittern nachgelassen hatte und schließlich schaute er in Harrys grüne Augen, die ihn mit einer Mischung aus Neugier und Furcht ansahen. „Was ist passiert?“ Harry schluckte merklich, doch sofort erzählte er in knappen Worten, was nach der Trennung im Shopping Centre geschehen war. „Du hast mir schon wieder das Leben gerettet“, bedeutete nach unendlich langen Sekunden Draco, die Harry beinahe wie Stunden vorkamen. „Das ist nicht wahr“, versuchte er den Blonden anzulächeln. „Ich hätte dich niemals alleine lassen dürfen und dafür könnte ich mich Ohrfeigen. Zumindest habe die Jungs ein wenig aufgescheucht und ich glaube, die werden so schnell sich nicht von dem Schock erholen.“ „Vielleicht“, erwiderte Draco schlicht. Anschließend ließ er sich von Harry willig verarzten, der wiederum den mittlerweile erlernten Heilspruch von Hermine benutzte, um Dracos aufgeplatzte Augenbraue heilen zu lassen. Nur das kleine, blaue Veilchen war noch zu sehen. ~~~~~~ Nachdem Harry und Draco aus dem Bad kamen, zogen sie sich um. Harry schaute nach Teddy, der mit seinen neuen Spielsachen ganz friedlich spielte. Wenig später aßen sie zusammen eine Kleinigkeit und um sieben Uhr klingelte es plötzlich an der Haustür. Als Harry aufmachte, stand ein lächelnder Blaise vor ihm. „Seit wann klingelst du denn?“, fragte Harry nun ebenfalls schmunzelnd nach. „Seit ich von Hermine erfahren habe, dass Draco wieder spricht und ich wollte ihn nicht erschrecken, sonst …“ „Ach, quatsch nicht, sondern komm rein“, unterbrach ihn der einstige Gryffindor und schob Blaise gleichzeitig in den Hausflur. Dann schloss er die Tür und beide schauten sich einen Moment fragend an. „Hermine kommt gleich mit Ron nach“, erklärte Blaise, der plötzlich nervös wirkte. „Draco ist mit Teddy im Wohnzimmer“, sagte Harry, der sich denken konnte, was dem dunkelhäutigen – und heute ziemlich gut aussehenden – Zauberer durch den Kopf ging. „Aber ich muss dir noch dringend etwas erzählen.“ So schnell wie möglich versuchte Harry das Geschehene auf den Punkt zu bringen und bekam am Ende ein „Danke“ von Blaise geschenkt. „Ich habe doch gar nichts getan, vielmehr habe ich alles falsch gemacht“ Harry schüttelte dabei den Kopf. „Jetzt quatsch nicht“, lachte Blaise und nahm seinen Freund an der Hand. „Ich will jetzt meinen alten Kumpel wieder sehen und du redest dir jetzt ja nichts ein, verstanden.“ Es folgte keine Antwort, sie war auch nicht nötig, und dann kamen die beiden schwarzhaarigen jungen Männer ins Wohnzimmer. Sofort wandte Draco seinen Kopf dem Neuankömmling zu und spürte vor Freude sein Herz schneller schlagen. Blaise Zabini wirkte völlig sprachlos. Doch langsam, von Atemzug zu Atemzug entspannte er sichtlich und rannte dann förmlich Draco in die Arme, der sogar aufgestanden war. Sie umarmten sich innig und Blaise hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen. „Schatz, so möchte ich demnächst auch begrüßt werden“, bedeutete plötzlich eine bekannte Frauenstimme und als Harry sich umdrehte, hörte er auch schon Teddy laut „Mama! Papa!“ rufen. Hermine nahm den Jungen mit einem fröhlichen Lächeln in den Arm und küsste ihn liebevoll auf die Stirn. Dann übergab sie Teddy an Ron und strahlte über das ganze Gesicht, als sie beobachtete, wie Blaise nur langsam von Draco abließ. Niemals hätte sie gedacht, die beiden Slytherin zu mögen, vor allem nicht Draco. Aber soviel war geschehen, dass die Schulzeit in diesem Moment absolut keine Bedeutung mehr hatte. Stattdessen lief sie jetzt auf Draco zu und reichte ihm die Hand. Der blonde junge Mann blickte sie kurz erstaunt an, biss sich nervös auf die Unterlippe und anstatt den Händedruck zu erwidern nahm er sie ganz einfach in die Arme. Das Gleiche geschah nur wenig später mit Ron, der schließlich zusammen mit Hermine erst einmal Teddy in den Fuchsbau brachte. Die zwei besten Freunde von Harry ließen sich nichts von ihrem Erstaunen anmerken, und das rechnete er ihnen hoch an, wie überrascht sie von Dracos Begrüßung waren. Vielmehr zeigten sie deutlich, dass sie sich freuten, dass es ihm endlich besser ging. Am Ende saßen alle gemeinsam im Wohnzimmer. Draco zwischen Harry und Blaise auf dem weißen Ledersofa. Hermine und Ron hatten es sich auf den Sessel gemütlich gemacht. Harry erzählte von ihrem Ausflug in den Park und auch von der Einkaufstour durch den Spielzeugladen und wie sie neue Klamotten für Draco gekauft hatten, die mittlerweile gesäubert im Schrank lagen. Schließlich erwähnte er auch, was darüber hinaus geschehen war. Auch wenn es anschließend niemand aussprach, sie empfanden großes Mitleid mit Draco. Niemand hatte solch ein grausames Schicksal verdient. Dann ergriff Blaise nach einem kräftigen Schluck von Hermines mitgebrachtem Butterbier die Initiative und wechselte abrupt das Thema, als er wie ein Honigkuchenpferd in die kleine Runde lächelte und wurde von allen, außer von Draco, regelrecht angestarrt. „Was ist denn mit dir los?“ Harry war plötzlich sehr neugierig. „Wollt ihr mal was Neues wissen?“ „Spann’ uns nicht auf die Folter und fang’ an“, grinste Ron und leerte seine halbvolle Flasche anschließend in einem Zug. „Ich bin frisch verliebt!“, platzte es förmlich aus Blaise heraus, der nur darauf gewartet hatte diese Neuigkeit endlich loszuwerden. Für einen Moment schwiegen alle, doch dann wirkten sie absolut wissbegierig und beugten sich sogar ein Stück nach vorne, um ja nichts zu verpassen. „Wie heißt er denn?“, fragte Harry unbekümmert und dachte augenblicklich an ihr gemeinsames Abenteuer im Bad zurück, worauf er anschließend lasziv lächelte. „Wieso er?“ Ron riss seine Augen weit auf und starrte zu Blaise. Hermine, die genau wusste, was den beiden jungen Männern durch den Kopf ging, musste ebenfalls schmunzelnd daran denken und stupste Ron an, damit er Ruhe gab. „Na ja, weil Blaise und ich … wir hatten …“, stammelte Harry darauf los und wurde dann von Blaise unterbrochen. „Was dir unser liebster Wuschelkopf sagen will“, lachte jetzt der dunkelhäutige Zauberer munter, „ist ganz einfach. Wir Zwei hatten erst vor kurzem unseren Spaß zusammen.“ „Was?“ Ron war total perplex und fixierte zuerst seinen besten Freund und dann Blaise mit offenem Mund, während Hermine nun sichtlich gegen einen Lachanfall kämpfte. „Aber was viel wichtiger ist“, bedeutete nun der ehemalige Slytherin erwartungsvoll, „dass es ist nicht ein ER, sondern eine SIE ist. Ihr Name lautet Melanie.“ „Was?“ Nun sah Harry geschockt aus und musterte Blaise von Kopf bis Fuß. „Aber du … wir Zwei … du bist doch sch … schwul?“ „Harry, schon mal das Wort Bi gehört?“, erklärte dann ganz überraschend Draco, der bis dahin geschwiegen, aber dennoch aufmerksam gelauscht hatte. Danach gab es kein Halten mehr, alle mussten lauthals lachen und zum ersten Mal begannen sogar Dracos Mundwinkel leicht zu zucken. Gleichzeitig spürte er eine angenehme Wärme in sich aufsteigen und vermutlich lag es an der einfachen Tatsache, dass er jetzt und hier von wirklichen Freunden umgeben war. Nachdem sich alle wieder gefasst hatten, ließ es sich Blaise nicht nehmen, ihnen von Melanie vorzuschwärmen. Obwohl er innerlich wieder an seine kurze, trotzdem intensive Zeit mit Draco zurückdachte. An eine längst vergangene Zeit, indem die Welt noch in Ordnung gewesen war und die beiden Freunde in jenem Sommer ihre wahren Vorzüge am Erwachsenwerden kennen gelernt hatten. So wurde schnell aus einer Stunde eine zweite und schon bald waren alle mitgebrachten Butterbierflaschen ausgetrunken. Draco, der selbst nichts davon trank, hörte mit wachsender Freude zu, bis er schließlich starken Durst verspürte und sich die Lippen befeuchtete. Durch seine Zeit in Brians Keller und seine Tage in Harrys Haus war es gewohnt, dass sie ihm das Trinken in die Hand gaben, aber zurzeit war irgendwie alles anders. Daher dauerte es weitere Minuten, bis allmählich seine trockene Kehle immer drängender nach Wasser verlangte. Dann nahm er all seinen Mut zusammen, blickte auf und sah Harry direkt in die fröhlich, glänzenden grünen Augen. „Darf ich ein Glas Wasser haben?“, fragte Draco und konnte selbst Tage später nicht sagen, was im Anschluss wirklich geschah. „Bitte was?“ Harry wirkte von einer Sekunde auf die andere wie versteinert und fixierte ihn unabsichtlich mit stechendem Blick. Die Freunde drum herum bekamen es am Anfang nicht mit und lachten soeben über einen äußert lustigen Witz, den Blaise aus seiner Zeit in Slytherin zum Besten gab. „Darf ich ein Glas Wasser haben, Harry?“, fragte Draco nochmals, weil er dachte, Harry hätte ihn nicht verstanden und setzte ein „Bitte“ hinterher. Doch in jenem Moment spürte der Schwarzhaarige seine Wut in ihm brodeln. Sie entwand sich seinem Bauch, der von einem schmerzenden Stich angestachelt wurde, der kochende Zorn raste durch seine Adern und er stellte die Butterbierflasche mit einem heftigen Knall auf den Glastisch. Anschließend stand er auf und sah nur noch Brian mit der Peitsche vor sich, der Draco so grausame Gewalt antat und ihm nicht nur seine Würde, sondern einfach ALLES genommen hatte! Er konnte nicht erklären was wirklich in ihm geschah, aber späterhin sagte Hermine oft, dass Dracos unbedarfte Frage sprichwörtlich Harrys Fass an Unfassbarem zum überlaufen gebracht hatte. „Verdammte Scheiße!“, rief der ehemalige Gryffindor, stand mit ärgerlichem Gesichtsausdruck auf und schaute erbost auf Draco hinunter, der noch auf der Couch saß und urplötzlich zusammenzuckte. Dieses Verhalten steigerte nur noch mehr Harrys Wut auf Brian. Denn ohne die Brüder wäre Draco noch der alte, arrogante, junge Mann aus Slytherin, vielleicht würden sie sich streiten und angiften und doch wünschte sich Harry nichts sehnlicher als genau das. Harry fühlte sich einfach hilflos! „Harry, spinnst du?“, brauste nun Blaise auf, erhob sich und doch sah er sehr verwirrt aus. „Macht mal halblang!“, verlangte ganz überraschend Ron, stand ebenfalls auf und schaute zwischen seinen Freunden hin und her, während Hermine völlig perplex sitzen blieb. „Verdammt! Verdammt! Verdammt noch mal“, keifte Harry dazwischen und spürte seinen Groll immer stärker werden. „Denkt doch einfach mal nach. Hätte Draco … der Eisprinz aus Hogwarts … jemals mich gefragt, ob er ein Glas Wasser haben darf? Ein Glas Wasser! So ein ganz dämliches Glas Wasser!“ Dann machte er kurz eine Pause, stapfte mit lauten Schritten durchs Wohnzimmer und ballte beide Hände zu Fäusten. „Nein … nein … nein … das ist doch alles falsch. Diese Arschlöcher haben alles kaputt gemacht. Ich will das nicht … es muss alles ein schlechter Traum sein und gleich wache ich auf …“ Weiter sprach er nicht, hechtete im Eiltempo zu Draco hinüber und zwang ihn mehr oder minder mit kräftigen Griff um seine Oberarme auf die Beine, rüttelte ihn und fuhr mit lauter Stimme fort. „Verdammt, schau mich an und frag’ mich … aber du sollst nicht fragen … du darfst nicht fragen, hörst du!“ „Harry!“, drohte Blaise plötzlich mit einem Angst einflössenden Unterton und nahm den inzwischen zitternden Draco sanft, aber bestimmend aus Harrys Umklammerung. Er legte dessen Kopf auf seine Brust und strich ihm liebevoll über die Haare, wobei Draco leise weinte. Für einen Moment schwieg Harry, doch die Situation war zum Zerreißen gespannt. Nun stand Hermine auf und vergaß alles um sich herum. Zielstrebig ging sie auf ihren langjährigen Freund zu, schnappte ihn grob am Arm, der sich allerdings nur geringfügig wehrte und zog ihn hinaus in den Flur. „Harry wach auf! Du steigerst dich da in etwas rein, das in einem Nervenzusammenbruch endet“, sagte sie barsch und funkelte ihn wütend an. „Sie ihn dir doch genau an, Hermine“, schnaubte Harry erbittert zurück und deutete mit der Hand ins Wohnzimmer, wo nun Blaise und Ron links und rechts von Draco auf der Couch saßen und versuchten den Blonden vom Weinen und seinen panischen Wippen abzubringen. „Ich will den alten Draco zurück!“ „Den alten Draco gibt es nicht mehr!“, erwiderte sie in der gleichen Stimmlage und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ihn wird es auch nie wieder geben und das weißt du genauso gut wie wir alle hier. Ihm wurde gnadenlos eingebläut … und ich will gar nicht wissen wie … dass er ein Sklave zu sein hat. Die Schweine haben ihn dazu erzogen, ihn gefoltert und als Sklave gehalten! Verdammt Harry, wach auf und sieh den Tatsachen ins Auge …“, dabei kam sie einen Schritt auf ihren Freund zu, der sie zum ersten Mal entgeistert anstarrte, „… dieser Brian hat ganze Arbeit geleistet und wir können alle froh sein, dass Draco überhaupt wieder spricht! Freue dich über jeden Fortschritt den er macht …“ „Hermine!“, schrie Harry auf, aber verstummte sofort, als seine Knie weichen wurden und er haltlos auf den Boden glitt. Dort vergrub er schluchzend sein Gesicht in den Händen und bebte am ganzen Körper. Hermine hatte das kommen sehen, kniete sich rasch neben ihren Freund und nahm ihn tröstend in die Arme. „Schhhhttttt“, flüstere sie ihm ins Ohr, „es wird alles gut. Wein’ so viel du willst. Wir helfen euch - keiner von euch ist alleine.“ Mit diesen Worten und noch vielen weiteren wiegte Hermine Harry dann mehrere Minuten hin und her. Sie kannte zwar kein Heilmittel für einen Nervenzusammenbruch, aber sie konnte ihn dennoch gut verstehen. Harry hatte von ihnen allen tagtäglich mit Draco zutun. Harry hatte weitaus mehr gesehen, als sie alle zusammen und kannte darüber hinaus die Grausamkeiten, die sich niemand der Freunde auch nur im Ansatz vorstellen mochten. „Her … Herm … Hermine“, stammelte nach einiger Zeit Harry, löste sich aus ihrer liebevollen Umarmung und sah sie mit geröteten und geschwollenen Augen an. „Es .. es … tut mir leid.“ Sie lächelte und dann sagte sie: „Ich weiß … alle wissen es … und wir allen können dankbar für das sein, was du tust. Draco ist dir auch dankbar, ganz tief in seinem Herzen. Vielleicht freut er sich ja, wenn du wieder mit ihm redest und dich bei ihm entschuldigst.“ Einige Minuten schwiegen beide, bis Harry aufstand und in die Küche lief. Zurück kam er mit einem vollen Glas Wasser in der Hand. Hermine nickte und folgte ihm anschließend ins Wohnzimmer. Dort entschuldigte sich Harry eilig und dennoch mit mulmigen Gefühl im Bauch bei Ron und Blaise, die ihn ebenso gut verstanden wie Hermine. Dann stand der Schwarzhaarige vor Draco, ging vor ihm auf die Knie und hielt ihm mit einem ehrlichen und freundlichen Lächeln das Wasser unter die Nase. „Es tut mir leid, Draco“, flüsterte Harry und schob das Wasserglas in Dracos Hand, der es dankbar annahm. „Bitte verzeih’ mir, ich werde das nie wieder tun.“ Die Antwort bestand in einem sanften Händedruck und während Harry innerlich gegen ein Stich im Herzen ankämpfte, lagen sich beide nur kurz darauf versöhnlich in den Armen. ~~~ Fortsetzung folgt ~~~ Der Nervenzusammenbruch war überfällig, was meint ihr? Wer hätte das gedacht … *hihi* Blaise hat eine Freundin. Liebe Grüße Elbenstei Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)