Can you feel me shiver? von cosmos (m a s t e r s h i p p i n g) ================================================================================ Kapitel 4: Mental Coma ---------------------- -SETO- Warme, zarte Sonnenstrahlen streicheln über meine Haut, doch ich zittere vor Kälte. Die langen, weißen Vorhänge an den leicht geöffneten Verandafenstern bewegen sich sacht. Der Wind spielt geräuschlos, es ist still und mein Blick ist leer. Ich hebe den Kopf ... sehe nichts ... höre nichts außer dem Ticken der Uhr und meinen leisen, regelmäßigen Atem. Vorsichtig fahre ich mit den kühlen Fingerspitzen über meinen Körper. Bin ich das? Unwillkürlich bohren sich meine Nägel in meinen Oberarm, ich keuche auf und kneife die Augen zusammen. Die Grenze zwischen Traum und Realität verschwimmt vor mir, Welle um Welle... Ich versinke. Ich versinke in Gedankenlosigkeit, spüre, wie meine Lider schwerer werden... Lass mich los... - Irgendwann am späten Nachmittag weckt mich ein zaghaftes Klopfen an meiner Zimmertür. Ich öffne die Augen einen Spalt breit und brauche einen Moment lang, um mich zu orientieren. In dieser Zeit Betritt ein kleiner, schwarzhaariger Junge den Raum. Mein Bruder Mokuba verweilt kurz, beschließt dann jedoch, sich auf die Kante meines Bettes zu setzen. Sein Blick ruht einige Sekunden lang auf mir, er mustert mich besorgt und fragend zugleich. Langsam richte ich mich auf und ziehe die Decke bis zum Kinn. Der Jüngere blinzelt, legt den Kopf schief und wischt ein paar brünette Strähnen aus meinem Gesicht. Er merkt, dass etwas anders ist ... er weiß es. „Seto...möchtest du nicht aufstehen?“ Mokuba lächelt sanft und deutet auf den schwarzen Wecker auf meinem Nachttisch. „Es ist schon halb fünf...du hast den ganzen Tag verschlafen.“ fügt er hinzu und ich schaue irritiert auf das winzige Zifferblatt, um mich zu vergewissern, dass er richtig liegt. Ein schwaches Seufzen entfleucht meinen Lippen und ich vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich fühle mich so schwer und träge. „Hey...Bruder...was ist denn los? Geht es dir nicht gut?“, will der Kleine wissen und streicht behutsam über meinen Rücken. „Du hast heute ja noch nicht mal etwas gegessen.“ Ich bemühe mich normal zu wirken, als wäre es wie immer... und doch sehe ich, dass er mir nicht glaubt, dass er mich durchschaut. Er belässt er es bei dieser einen Frage. Nur Mokuba erkennt die Gefühle hinter meiner Maske, meiner Fassade aus Sturköpfigkeit und Eigensinn...nur Mokuba....Mokuba....und du... Ich verdränge die aufwallenden Erinnerungen und schlucke hart. Niemand muss es wissen. In all der Zeit habe ich gelernt meinen Kummer und meine Einsamkeit zu verbergen. Ich werde nicht zulassen, dass du mich noch einmal am Boden sehen wirst, verletzlich und gebrochen. Stumme Tränen sind schmerzvoll. - Schon wieder vergesse ich die Zeit, bin nicht sicher, wie lange ich schon vor mich hinstarre und der Blick des Schwarzhaarigen liegt weiterhin auf mir. Ich spüre, dass er mich durchdringt, voller Sorge und Zweifel. Es tut mir Leid. Ich setze mich neben Mokuba auf den Bettrand und erhebe mich kurz darauf, um einen Schritt auf meinen geräumigen Kleiderschrank zu zumachen und wahllos ein paar Sachen herauszusuchen. Jemand hält mich von hinten am Arm und ich drehe mich verwirrt um. Mein Bruder steht auf Zehenspitzen und sieht mir über die Schulter. Er schüttelt den Kopf. „Sag mal Seto...was machst du denn da?“, tadelt er mich fassungslos und schiebt mich murrend zur Seite, um mir die Kleider wieder aus der Hand zu nehmen und sie zurückzulegen. „So wird das alles nichts. Du gehst jetzt erstmal duschen und wirst wach – ohne wenn und aber - und ich bringe dir gleich Frische Klamotten.“ Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab und sortiert die völlig unpassende Auswahl an Kleidungsstücken wieder in das Fach ein. Ich wage nicht, dem Kleinen zu widersprechen, denn mir wird klar, dass ich mich wirklich benehme, als wäre ich völlig benebelt. Im Badezimmer werfe ich einen flüchtigen Blick in den Spiegel , verschwinde aber anschließend sofort in die Duschkabine und lasse das warme Wasser über meinen Körper rinnen. Es tut unerwartet gut und ich schließe die Augen halb, lehne mich gegen die Wand aus Marmorfliesen und schalte ab, so gut es geht. Nach einer Viertelstunde beschließe ich, dass es genug ist, wickele mich in ein großes, weißes Handtuch, trockne mich ab und schlüpfe in die Sachen, die Mokuba mir auf einen Hocker gelegt hat. Ich weiß nicht, wie ich mich nun verhalten soll. Dem Kleinen Gegenüber...dir gegenüber. Als wäre nichts gewesen? Das kann ich nicht. Ich kann dir nicht vertrauen. Vielleicht habe ich es nie getan? Nicht wirklich. Und doch habe ich dich so nah herangelassen...zu nah...zu weit. Du hast es missbraucht, du hast nicht einen Moment daran gedacht, was ich fühle...was in mir vorgeht...was mich so unvorsichtig werden lassen hat.... Ich liebe dich. So sehr, dass es mich von innen heraus zerstört. Du machst mich kaputt...und doch kann ich nicht aufhören...ich kann nicht... Ich kann dir nicht mehr in die Augen sehen. - Unsicher verlasse ich das Bad und laufe den langen, halbdunklen Gang entlang. Die Sonne ist beinahe schon wieder untergegangen. Ohne darüber nachzudenken tragen mich meine Füße zum Wohnzimmer, ich strecke die schmalen Finger nach dem Türgriff aus, halte jedoch inne, als ich Stimmen aus dem Inneren des Raumes vernehme. Einige Sekunden lang lausche ich. Mokuba unterhält sich mit dir. Anfangs befürchte ich ihr sprecht über mich und das du meinem Brüderchen erzählt hast... Aber plötzlich höre ich den Jüngeren lachen und bin sicher, dass es um etwas anderes gehen muss. Du stimmst ebenfalls in das Gelächter ein. Ich glaube etwas unehrliches, gezwungenes herauszuhören. Was geht in dir vor? Was denkst du? Hast du Angst, so wie ich? Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich habe erneut das Gefühl, nicht gegen sie anzukommen, nachgeben zu müssen. Nun nähern sich Schritte. Sie werden lauter und hallen in meinem Kopf wieder. Viel zu spät realisiere ich, was passiert und stolpere ein Stück zurück. Um wegzulaufen ist es eindeutig zu spät, also fahre ich hastig mit einem Ärmel über meine Augen und bete, dass sie nicht rot und verweint wirken. Du rechnest nicht mit mir und prallst um ein Haar mit mir zusammen, als du die Tür öffnest. Erschrocken weichst du zurück und starrst mich an. Keiner sagt ein Wort, bis du schließlich die peinliche Stille durchbrichst. „Entschuldige...Seto. Ich...ich konnte ja nicht ahnen, dass du dort ... stehst...“, stammelst du und richtest überflüssigerweise deine langen, schwarzen Haare. Ich nicke dir nur knapp zu und mache auf dem Absatz kehrt. Eigentlich will ich nur noch weg, dahin, wo du mich nicht siehst. Ich schäme mich vor dir und ich fürchte mich davor, dass du mir wieder weh tun könntest. Mit irgendeiner kleinen Geste... „Seto...warte....“, bittest du mich mit brüchiger Stimme und ich habe das Gefühl total zu verzweifeln. Es gelingt mir, einen halbwegs beherrschten Gesichtsausdruck zustande zu bringen und ich wende mich halb zu dir um, halte aber den Kopf gesenkt. Du sagst nichts, stehst einfach nur da und musterst mich hilflos. Was willst du von mir? Ungefähr eine Minute verstreicht, bis du dich wieder regst. „Es ....ist schon okay. Ich....“, flüsterst du und lächelst schief, „...Ich verstehe schon...“ Daraufhin wendest du dich um und lässt mich allein zurück. Mittlerweile hat auch Mokuba das Wohnzimmer verlassen und lehnt ein wenig verständnislos im Türrahmen. Ich wuschle ihm liebevoll durch das widerspenstige Haar, mache mich dann jedoch auf den Weg in mein Büro, um ein wenig zu arbeiten. Auf diese Weise habe ich mich schon unzählige Male abgelenkt...aber in Situationen, wie dieser würde es nicht lange helfen... Was du eben gesagt hast, hat mich verwirrt,...so wie alles, was du heute getan hast. Ich verstehe nicht, was hier vorgeht, was mit mir passiert. Du warst mein bester Freund, mein Halt, mein Alles....und der Gedanke, dass du vielleicht nie der gewesen bist, für den ich dich gehalten habe...macht mich so unendlich traurig... - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)