Can you feel me shiver? von cosmos (m a s t e r s h i p p i n g) ================================================================================ Kapitel 2: Eyes like the sea in storm ------------------------------------- -SETO- Eilig hetze ich durch den Menschenandrang, welcher sich vor dem Flughafen angesammelt hat. Wie befürchtet versucht sich eine Meute Kameraleute und Fotographen auf mich zu stürzen und mich mit unangemessenen Fragen zu löchern. Da ich von derartigen Klatschreportern nichts halte und auch keinen Wert darauf lege, in irgendeinem unseriösen Heftchen auf der Titelseite zu landen, ignoriere ich die Reporter und gehe zielsicher auf die schwarze Limousine zu, die am Straßenrand auf mich wartet. Roland gibt währenddessen sein Bestes, um mich vor jeglicher Belästigung zu schützen. Endlich erreichen wir den Wagen und mein Begleiter öffnet die hintere Tür, um mich einsteigen zu lassen. Ich werfe den Fernsehteams noch einen letzten abwertenden Blick zu, konzentriere mich dann jedoch wieder auf meine Arbeit, die momentan absolute Priorität hat. Auf meine Frage, wie viel Zeit die Fahrt in Anspruch nehmen würde, antwortet der Chauffeur mir, wir wären in einer guten Dreiviertelstunde am neuen Firmenhauptsitz angekommen. Ich nicke und klappe mein Notebook auf, um noch einmal alle Unterlagen durchzugehen, welche ich in der ersten Sitzung benötigen werde. Meine Gedanken schweifen dabei immer öfter ab und es beginnt mir immer schwerer zu fallen, wieder zurück zum eigentlichen Thema zu kommen. Auf eine ziemlich penetrante Weise schwirrst du mir durch den Kopf und ich kann dich nicht abschütteln. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich es gar nicht wirklich möchte… Mit der Zeit lasse ich es zu, mich immer länger von dir ablenken zu lassen und schließlich klappe ich den Laptop einfach zu und lehne mich in meinem Sitz zurück. Es hatte ja doch keinen Sinn… Ich frage mich, was du gerade machst… Ich hatte ja nicht einmal Zeit, mich richtig bei dir zu verabschieden. Nun stehst du hier, in dieser fremden Stadt, in die ich dich geschleppt habe und das Erste, was ich mache ist, dich allein zu lassen… Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel. Mokuba wird dich schon sicher zu unserer Villa bringen und so, wie ich meinen kleinen Bruder kenne, nutzt er meine Abwesenheit, um dich voll und ganz in Anspruch zu nehmen, da ihm das ja sonst kaum möglich ist. -Er wird dich schon nicht zu sehr nerven- , denke ich und muss grinsen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich denke ein wenig zu oft an dich. Wieso, weiß ich nicht… Egal, auf was sich meine Konzentration normalerweise beschränken müsste…es geht nie lange gut. Du bist immer da, ich kann dein Lächeln nicht vergessen und mir wird warm. Wenn du von meinen Gedanken wüsstest, könnte ich dir nicht mehr in die Augen sehen… Ich weiß ja nicht mal, warum ich mich so verändert habe. Bei jeder Berührung deinerseits läuft mir ein angenehmer Schauer über den Rücken. Selbst, wenn du mich nur versehentlich anstößt…geschweige denn, wenn du mich umarmst. Ich schäme mich dafür… Ich komme mir selbst abstoßend vor und es wird immer stärker, von Tag zu Tag. Es kommt mir vor, als würde ich dich belügen. Wenn du von meinen Gedanken wüsstest, würdest du sicher genauso über mich denken, wie ich es tue…ich könnte verstehen, wenn du nicht bei mir bleiben wollen würdest. Doch genau wegen dieser Angst, schweige ich. Ich könnte alle Last der Welt auf mich nehmen…aber nicht deine Abneigung, dein Misstrauen. Die Vorstellung wühlt mich innerlich auf und ich stütze den Kopf in meine Hände, schließe einen Augenblick lang die Augen, nur um sie gleich wieder zu öffnen, verzweifelt zu Boden zu blicken… Ich fühle, dass der Moment näher rückt, in dem ich einfach nicht mehr kann. Der ganze Stress, die nächtelange Arbeit, die Firma, mein jüngerer Bruder…früher hatte ich das Gefühl, schon das wäre an der Grenze des für einen einzelnen Menschen schaffbaren. Du hast mich eines Besseren belehrt. Diese Gefühle, die ich zuvor nicht kannte… diese Sehnsucht, die mich von innen zerfrisst und mir beinahe meine ganze Beherrschungskraft abverlangt. Anfangs habe ich mir eingeredet, es ginge schon irgendwann vorüber… Es ist nicht vorübergegangen… Und ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr zurück kann, dass ich etwas zugelassen habe, das ich nicht mehr rückgängig machen kann. Etwas, worüber ich weder die Macht noch die Kontrolle besitze. Ich spüre, wie die Zeit an mir vorbeizieht. Ich spüre den Druck und wie ich jeden Tag ein wenig schwächer werde… Mittlerweile ist es früher Abend und ich trete endlich aus dem riesigen Bürogebäude der Kaiba Corporation. Sanft streichen mir einige rotorange Sonnenstrahlen über die Haut und ich verweile ein paar Sekunden in dieser Position, versuche mich zu entspannen und mit dem heutigen Tag abzuschließen. Die Besprechung war anstrengend, doch ich bin zufrieden und gehe davon aus, dass sie effizient und lohnenswert gewesen ist. Kurze Zeit später fährt meine Limousine vor, Roland begrüßt mich, wie immer, sehr freundlich und erkundigt sich nach dem Stand der Dinge. Ich antworte ihm knapp, sage die restliche Fahrt über aber kein weiteres Wort. Dazu bin ich einfach zu ausgelaugt und müde. Die vorigen Nächte hatte ich größtenteils schlaflos verbracht, einerseits wegen den vielen Dingen, die für die Abreise in die USA vorbereitet werden mussten….andererseits durch die Unsicherheit und die Angst, die sich in mir gestaut hat, als mir bewusst wurde, das dies auch Abschied bedeutete…Abschied von dir. Mir kommt es vor, als würden wir schon stundenlang fahren und nie zum Ziel kommen, aber nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich vor meinem neuen zu Hause und atme schwer aus. Gefolgt von meinem Angestellten trete ich durch das große Eisentor und schließlich durch die, mit einem PIN-Code gesicherte, Eingangstür meiner Villa. Am liebsten würde ich mich erst einmal im kompletten Haus umsehen, doch ich beschließe dies auf morgen zu verschieben. Ein bisschen orientierungslos blicke ich mich um, bis ich aus einer der oberen Etagen Lärm wahrnehme und das Lachen meines kleinen Bruders erkenne. Ich muss schmunzeln und gehe ein paar Stufen die Treppe hinauf, als mir Mokuba schon entgegen gerannt kommt und mich stürmisch umarmt, woraufhin ich fast das Gleichgewicht verliere, mich jedoch noch am Geländer festhalten kann. Manchmal ist er wirklich ein bisschen wild, aber das stört mich nicht. Nachdem Mokuba wieder von mir abgelassen hat, sehe ich auf und erblicke dich. Du stehst ein paar Meter weiter oben am Treppenabsatz und musterst mich mit deinen geheimnisvollen grünen Augen, als wolltest du in mein Inneres schauen. Ich steige die restlichen Stufen hinauf und stehe nun vor dir. Du schenkst mir ein sanftes Lächeln und erklärst mir, dass du dich, in der Zeit in der du mit meinem Bruder hier warst schon ein wenig umgesehen hast. Ich nicke nur und bitte Mokuba, mir zu zeigen, wo sich mein Zimmer befindet. Den Rest des Gebäudes würde ich mir auch morgen früh anschauen können. Glücklicherweise ist morgen Sonntag, was für mich bedeutet, dass ich frei hatte und mir nicht jede Einzelheit der Inkompetenz meiner Arbeitnehmer zu Gemüte führen musste…, welche meiner Meinung nach teilweise unfassbare Ausmaße annimmt. Am liebsten wäre es mir gewesen, noch ein bisschen mit dir im Wohnzimmer zu sitzen und mich zu unterhalten, aber ich fürchte, dass müssen wir auf den nächsten Tag verlegen. Mein Körper fühlt sich so schwer an, als würden meine Beine ihn keine paar Schritte mehr halten können. Als ich schließlich in meinem Schlafzimmer stehe, sehe ich mich nicht einmal mehr um, sondern stelle meinen Koffer ab und lasse mich einfach auf mein großes, weiches Bett fallen, ohne mich umzuziehen. In meiner Schläfrigkeit habe ich nicht bemerkt, wie du mir gefolgt bist und dich vorsichtig auf die Bettkante setzt. Erst deine langen, schlanken Finger, die zärtlich durch mein Haar streichen, machen mich auf dich aufmerksam und ich öffne die Augen einen Spalt breit. Du hast das Licht ausgemacht, als du den Raum betreten hast und ziehst nun die warme Decke, auf welche ich gar nicht weiter geachtet habe, über mich. Ich grummle unzufrieden, da deine Hand, welche mich bis eben noch gekrault hat für einen Augenblick verschwindet. Dein leises Lachen dringt an mein Ohr, du fängst wieder an mich sanft zu streicheln und ich rolle mich unter der Decke zusammen. Es fühlt sich so gut an, zu wissen, dass du da bist. Ich wüsste nicht, wie es jetzt wäre, hätte ich dich zurückgelassen… Wie du dich leise erhebst und die Matratze neben mir unter deinem Gewicht ein Stück einsinkt, nehme ich kaum noch wahr… … das du deine Arme um mich schlingst und deine Finger zitternd mit meinen verhakst, spüre ich nicht mehr… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)