Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 23: Wiedersehen mit Ozuma --------------------------------- Ein Kompromiss ist immer noch besser als ein verlorener Kampf. Und bei Kompromissen musste man eben auch Dinge hinnehmen, mit denen man nicht immer glücklich war. Die Tatsache, dass er einen Kompromiss erzielt hatte, war für Tyson ein großer Sieg. Kai war ein verdammter Sturrkopf und vielleicht ein wenig paranoid, wenn es um Tysons Sicherheit ging. Dies versuchte sich Tyson immer wieder einzureden, aber dennoch kam ihn seine Arbeit heute nicht ganz so normal vor, wie sonst. Normalerweise stressten ihn nur aufdringliche Kunden oder lallende Typen, die nicht genug Alkohol in sich hineinschütten konnten. Heute sahen seine Augen aber nur eine Person streng an. Und diese Person inspizierte jeden, der bei Tyson bestellte mit einem bösen Blick und fing an zu knurren, sobald jemand zu lange Tysons Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Nein! Diese Person war nicht Kai. Es war Tala! „Ich habe mich so angestrengt, dass du mit mir mitkommst, aber im Grunde bist du schlimmer als Kai“, sagte Tyson zu Tala und sah dem Jungen entschuldigend hinterher, den Tala gerade weggeekelt hatte. „Ich hab einfach nur keinen Bock auf einen eifersüchtigen Kai“, murrte Tala und lies seinen Blick wieder durch die Bar wandern. „Daher spiel ich eben auch Anstandsdame. Der riecht jedes einzelne Männerparfüm an dir und eins kannst du mir glauben. Seine Coolness fällt von ihm ab, wenn er glauben könnte, jemand anderes wäre dir zu nahe gekommen.“ Tyson verdrehte die Augen und mixte die bestellten Drinks. Um ihn besser im Auge behalten zu können, hatte ihn Tala dazu überredet heute an der Bar zu bedienen. Er fand dies hundertmal sicherer, wie wenn sich Tyson ständig zwischen Tischen und Leuten hindurch schlängelte und dabei für ein paar Sekunden nicht zu sehen war. Tyson versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Schon nach einer Woche, in der er gebissen und verschleppt worden war und die große Liebe gefunden hatte, wieder hinterm Tresen stehen zu können, wäre ihn vor ein paar Tagen noch mehr als Merkwürdig vorgekommen. Rückblickend auf diese Woche, hatte sich sein Leben ziemlich stark verändert. Eine Veränderung die bei manchen mehrere Wochen dauerte, hatte sich bei ihm auf einmal ergeben. Kaum zu glauben, dass es gerade mal 5 Tage her war, als er Brooklyn an einen Tisch nicht weit von der Bar, kennengelernt hatte. Auf ihn hatte er ein wenig verrückt gewirkt, aber nicht wirklich gefährlich. Ganz anders als Ozuma. Dieser hatte stets eine gefährliche Aura ausgestrahlt. Doch dies war eine ruhige gefährliche Aura. Selbst als er mit einer Peitsche vor ihm gestanden hatte und bedauerte Tysons Haut zerstören zu müssen, hatte er noch vollkommen ruhig gewirkt. Brooklyn hingegen, hatte sich von einer Sekunde auf die nächste vom komischen Kauz zum Monster gewandelt. Die Tatsache wie er ihm durch das Parkhaus gejagt hatte, entsprach mehr den Szenen aus einem Actionfilm, als dem wirklichen Leben. Aber das härteste an der Woche war immer noch die Entwicklung mit Kai. Vor nicht mal einer Woche, hatte er diesen noch verabscheut. Er hatte ihn dafür verachtet, dass er ihn wie eine billige Hure abgespeist und ihm Gefühle vorgeheuchelt hatte, oder zumindest den Ansatz von Gefühlen. Großartig liebevoll war Kai ihm gegenüber nie gewesen, aber zumindest war er nicht völlig kalt. Er war eben sehr introvertiert und stark gezeichnet durch seine Vergangenheit. Diese hatte er Tyson schließlich vorgelegt und Tyson war dann klar gewesen, warum Kai ihn von sich stieß. Weil er ihn liebte. Und nach unzähligen Versuchen und einer ziemlich heißen Offensive, hatte er es schlussendlich geschafft den kühlen Vampir doch noch für sich zu gewinnen. Wenn Kai Blut trank, oder etwas mit einer für einen Menschen schier unmöglichen Kraft bewerkstelligte, dann spürte Tyson immer noch einen gewissen Schauder. Es war aber nicht wirklich Angst, die ihn dann durchzuckte. Es war eine Art Unglauben und Ehrfurcht. Aber dennoch. Trotz all dieser Veränderungen und Entwicklungen, stand er wieder hinter dem Tresen, mixte Drinks und scherzte mit seinen Kollegen. Fast tat Tyson Tala auch Leid. Er war bisher schon zweimal offensiv angemacht worden und Tyson wusste, dass er gerne mit einen der süßen Jungs in den Hinterzimmern verschwinden würde, aber er nahm seine Aufgabe sehr ernst und blieb brav neben Tyson sitzen. Den Jungs war dies natürlich zu langweilig und sie gingen dann nach einer Weile wieder. „Wegen mir musst du nicht Zölibat halten“, sagte Tyson zu ihm, als wieder ein enttäuschter Junge von dannen zog. Dieser hätte sogar Tyson irgendwie angemacht. „Ich habe Kai aber versprochen auf dich aufzupassen.“, bemerkte Tala brüsk. „Was, wenn ich nur für eine Sekunde nicht aufpasse? Diese Zeit reicht für manche um dich für immer verschwinden zu lassen.“ „Um ehrlich zu sein“, begann Tysons, „bist du der einzige der so denkt. Ray begleitet mich jeden Tag zur Universität und da flirten ihm immer mindestens 5 Mädchen auf einmal an. Aber weißt du was, er hat nur Augen für Max, meinen besten Freund.“ Nur für eine Sekunde zog Tala die Augenbrauen hoch, dann verfiel er in ein Grinsen. „Scheint dich nicht zu überraschen.“ „Nun ja“, sagte Tala langsam und rührte mit einem Stäbchen in seinem Drink, „es wundert mich nicht ganz so sehr wie man eigentlich erwarten könnte. Du musst wissen, ich vermute schon seit längeren, dass er nicht ganz abgeneigt ist vom anderen Ufer.“ Dabei blinzelte Tala neckisch und Tyson beugte sich etwas weiter zu ihm vor um ja nichts zu verpassen. „Der gute Ray hat nämlich mal mich und Kai bei einem Intermezzo überrascht. Das war natürlich lange bevor er dich kennenlernte“, beschwichtigte Tala noch schnell. „Auf jeden Fall, er hat eine Sekunde zu lange auf uns gestarrt bis er endlich beschämt wegsah. Du musst wissen, dass war eine sehr heikle Lage in der er uns erwischt hatte. Keine Kleidung, keine Decken und wir beide waren auch nicht gerade leise. Wenn du mich fragst, dass hat ihn angemacht.“ Tyson konnte sich ein Lächeln nicht ganz verkneifen. Ray und Max hatten stets versucht ein gegenseitiges Interesse abzustreiten, aber zumindest schien Ray der Neugierige von beiden zu sein. Wie es mit Max war konnte er allerdings immer noch nicht sagen. Dieser war in dieser Hinsicht völlig undurchsichtig. Er hatte bei seinen Freund noch keine homosexuellen Neigungen erkennen können. Allerdings schien Max was Beziehungen angeht, ganz allgemein kein Vorreiter zu sein. Seine letzte Freundin, Mariam, hatte er verlassen, weil es zwischen ihnen zu viele Konflikte gab. Max war einfach ein Sonnenschein und wenn es ständig Streit gab, dann konnte eine Beziehung eben nicht funktionieren. Tyson bevorzugte Leidenschaft in einer Beziehung, Max war eher der ruhige Typ, der Eintracht und Ruhe bevorzugte. Aber ob er dies in Ray sah, konnte er nicht sagen. Der Chinese war eindeutig ein ruhe Pol. Stets konzentriert und gelassen. Aber reichte das aus, um einen hetero zu verführen. Tyson wusste es nicht. Und die beiden benahmen sich zu schreckhaft um sich selbst eine gewisse Anziehung einzugestehen. **^^** Es verging die erste Stunde und das erste Mal seit langen hatte Tyson wieder das Gefühl, dass sein Leben in einen geregelten Gang verlief. Sicherlich war das nur ein trügerisches Gefühl, aber dennoch ging er hier einer routinierten Arbeit nach und weder seine Stimmung noch die Menschen um ihn herum, verhielten sich allzu merkwürdig. Auch Tala hatte sich nach gutem Zureden von Tyson ein wenig entspannt. Zwar war er immer noch stets in seiner Nähe und lies jedes Mal ein gefährliches Brummen hören, wenn jemand versuchte in ein intensiveres Gespräch mit ihm zu kommen, aber dennoch hatte er sich zumindest inzwischen eine kleine „Schnitte“ angelacht und flirtete munter mit einen brünetten Jungen mit zu vielen Piercings und einer schrägen Friseur. Ein One-Night-Stand. Auch wenn Tyson innerlich den Kopf schüttelte, so freute er sich doch, dass auch Tala etwas lockerer zu werden schien. Diese ständige Anspannung hatte ihn ganz kirre gemacht. Als würde sich Tala auf jeden stürzen, der nur eine zu schnelle Bewegung machte, wie schlagen oder niesen. So dachte sich Tyson auch nichts Böses als ihn sein Kollege plötzlich ansprach. „Ich glaube, der Zapfhahn ist verstopft“, bemerkte sein Kollege, der mit ihm an der Bar stand. Genau wie er ein junger Student. „Leer kann das Fass zumindest noch nicht sein.“ Er drückte den Hahn immer wieder nach vorn, mal schneller mal langsamer, aber es erklang immer nur ein kurzer Pfiff. „Meiner Meinung nach“, sagte Tyson und testete auch ein wenig am Hahn herum, „sieht es mehr so als wäre das Fass leer.“ Tyson wusste, dass bei einen verstopften Schlauch oder Ventil, der Hahn schon schwerer zu bewegen sei, aber dieser ging leicht und flüssig. Es musste also daran liegen, dass das Ventil am Ende nur noch Luft liefern konnte. „Das Fass wurde aber erst heute angebracht und so viel haben wir noch nicht ausgeschenkt“, meinte der andere wieder und stierte kritisch auf das leere Glas unter dem Hahn. Ein leeres Fass war keine Tragödie, es müsste nur ausgewechselt werden und sie hatten immer ein halbes Dutzend von jedem Getränk im Keller. Das Problem war eher, dass sie immer dafür sorgten, dass die Fässer bei Beginn des Abends gefüllt waren, damit sie nicht während der Stoßzeit in den großräumigen Keller mussten. Zudem waren nicht alle die hier arbeiteten mit dem System vertraut. Er konnte ein Fass wechseln, beziehungsweise die Technik überprüfen und noch zwei weitere. Diese beiden weiteren waren heute aber als Kellner zwischen den Tischen unterwegs. Wenn dann müsste Tyson kurz in den Keller runter und alles checken. Er schaute kurz zu Tala. Er war immer mehr in den Flirt mit seinen Partner vertieft und die beiden hatten auch schon mit eindeutigen Berührungen begonnen. Doch nach dem Blick auf seinen „Aufpasser“ schüttelte er nur den Kopf. Ständig beschwerte er sich über den übertriebenen Schutz, den ihn Kai, Tala und Ray zukommen ließen und nun zögerte er doch tatsächlich in den Keller zu gehen. Er hatte noch nie an die Monster im Keller geglaubt und er würde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. „Halt hier kurz die Stellung“, sagte Tyson und suchte den Schlüssel für die Kellertür unter dem Tresen hervor, „ich sehe mal nach ob sich vielleicht nur das Ventil gelöst hat.“ „Geht klar“, sagte der andere Junge, richtete entschuldigende Worte an seinen Kunden, der nach dem Getränk verlangt hatte und bot für ihn für die Wartezeit einen Kurzen an. Mit einem letzten Blick auf Tala ging Tyson ohne ein weiteres Wort zum Ende des Tresens und betrat die hinteren Räume. Vielleicht hätte er Tala Bescheid sagen sollen, aber das fand er doch zu albern. Tala, ich geh in den Keller. Wenn ich in fünf Minuten nicht zurück bin, dann~… So ein alberner Quatsch. Er würde sich sicher nicht von der Paranoia der anderen anstecken lassen. Dennoch musste er aus Sicherheitsgründen die Kellertür wieder hinter sich abschließen nachdem er die Tür durchquert hatte. Das war eine Sicherheitsmaßnahme um Diebstehlen vorzubeugen, aber dennoch fühlte sich Tysons heute beim Absperren irgendwie sicherer. Er vertrieb die komischen Gedanken und schritt die Treppe hinab. Dabei kam er einmal kurz ins Stolpern. Seine leidenschaftliche Verführungskunst für Kai hatte ihn schon mehrmals am Abend zusammenzucken lassen. Auch wenn er immer noch darüber grinsen musste. Der Keller war sporadisch eingerichtete. Er diente als Lager für Dekorationen und für die Getränke. Er musste ein wenig nach hinten laufen und zwei Türen durchqueren, dann erreichte er einen langen Raum, der sich genau unter dem Tresen befand. Die Musik von oben kam nur gedämpft durch den dicken Boden und die Beleuchtung war etwas spärlich. Dennoch entdeckte er das Problemfass. Eine Anzeige am Fass gab an, wie viel noch enthalten war. Wie der andere schon angemerkt hatte, war das Fass noch mehr als Halbvoll. Es kann also nicht daran gelegen haben. Als Tyson sich wieder von der Anzeige aufrichtete, viel ihm aber sofort etwas auf. Der Verschluss, welcher mit dem Fass verbunden war, lag unangeschlossen auf dem Deckel des Fasses. Langsam und bedacht ergriff Tyson das Ventil und brachte es wieder an. Ein paar Sekunden später ertönte ein Zischgeräusch und er wusste, dass nun oben wieder das gewünschte Getränk gezapft wurde. Er sah kritisch auf das Ventil. Natürlich konnten sich solche Ventile mit der Zeit lösen, wenn sie alt und verbraucht waren, aber er konnte nicht die üblichen Verschleißmerkmale entdecken. Ebenso wackelte das Ventil nicht, jetzt wo es wieder in ständiger Benutzung war. Es war im Grunde unmöglich, dass es sich von selbst gelöst hatte. Tyson kniff den Mund zusammen und verengte die Augen zu schlitzen. Er sollte lieber wieder hochgehen. Er drehte den Körper schon etwas, behielt sein Kopf aber auf das Ventil gerichtet, als er diesen dann hinterher zog, schaute er sofort in grüne Augen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber dann wurde ihm schon eine Hand auf den Mund gelegt und er gegen die Wand gepresst. **^^** Die Hände in den Taschen, der Schritt lässig und die Augen gelangweilt. Nichts an Kais Art und Gang lies auf seine innere Anspannung schließen. Die Art und Weise wie er durch die Straßen schritt und in die dunkelsten Gassen starrte, hatte etwas von einen Spaziergang, aber Ray bemerkte dennoch, dass Kais Gedanken an einen anderen Ort waren. „Die ganze Woche über hatten wir Ruhe. Vielleicht glätten sich ja die Wogen“, meinte Ray beschwichtigend und sah durch ein verdrecktes Fenster in eine Lagerhalle. „Vielleicht ist es ja auch nur die Ruhe vor dem Sturm“, brummte Kai und lies sein Blick an der Fassade der Fabrik entlang gleiten. „Allerdings ist Brooklyn vielleicht immer noch zu sehr angeschlagen. Ich habe ihn den gesamten Torso aufgeschlitzt. Selbst bei einen Vampir braucht die Wunde lange um zu heilen.“ „Eine andere Gefahrenquelle könnte der Orden der Avatar sein“, meinte Ray, zog seine Waffe und entsicherte sie. Kai stellte sich an die andere Seite des Fensters, „aber normalerweise machen die keinen größeren Aufwand, wenn es sich nur um einen Zeugen handelt. Vielleicht können wir doch ganz beruhigt sein.“ „Hm“, machte Kai und mit einem letzten Blick auf Ray, schlug er die Scheibe ein und die beiden stürmten ein Nest voller Vampire. **^^** Tysons gesamter Körper wurde mit einer enormen Wucht gegen die Wand geprallt, er hätte geschrien, wenn die Hand auf seinen Mund nicht gewesen wäre. Er war für einen Augenblick benommen und sah Sternchen, daher konnte er auch nichts dagegen tun, dass Ozuma seine beiden Händen packte, und überkreuzt an seine Brust drückte. Dafür das Ozuma genauso groß war wie er und im Grunde nicht allzu gefährlich aussah, musste Tyson doch wieder über seine Stärke staunen. Er schien keine Mühe zu haben, ihn gegen die Wand zu pressen und dabei seine Hände festzuhalten. „Ssshh“, machte Ozuma überflüssigerweise. Er hielt Tyson den Mund zu, so dass dieser gar nichts sagen konnte. Was hätte er auch tun sollen? Er hätte so laut schreien können wie er wollte und trotzdem hätte ihn niemand gehört. Zwischen dem Keller und der Bar war eine dicke Betonschicht und oben dröhnte die Musik. Tysons warme braune Augen schauten ängstlich in die unergründlichen grünen von Ozuma. Was wollte der andere nur von ihm? Wollte er ihn wieder verschleppen und dieses Mal mit der Folter ernst machen oder war er nur gekommen um ihn das Brandmal zu verpassen? Wenn er an Rays entstelltes Schlüsselbein dachte, dann lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Doch auf Ozumas Gesicht zeigte sich auf einmal ein fieses Lächeln. „Keine Sorge. Weder will ich dich quälen noch kennzeichnen“, sagte er und nahm schließlich die Hand von Tysons Mund, doch der Griff an Tysons Handgelenken verstärkte sich und er musste schon mit den ersten Schmerztränen kämpfen. „Wenn du hier zum Party machen bist, dann hast du dich im Stockwerk geirrt“, presste Tyson heraus und starrte Ozuma finster an. Ozuma ließ ein freudloses Lachen hören und strich mit den Fingern seiner freien Hand über Tysons Wange. Angewidert drehte Tyson seinen Kopf weg. „Auch wenn es mir gefallen würde ein bisschen zu chillen und dich dabei zu beobachten, so bin ich dennoch geschäftlich hier“, säuselte er und schaute intensiv in Tysons Augen, doch die sonst so braunen Seen hatten sich zusammengezogen und sahen ihn finster an. Zum einen musste Tyson die Augen wegen des Schmerzes zusammenkneifen, zum anderen löste es Wut und Unbehagen in ihn aus, jemanden so nahe zu sein, der, wer weiß, wie viele Menschen schon gequält und entstellt hat. „Geschäftlich?“, fragte Tyson spöttisch und wurde dabei lauter. „Hast du etwa ein Taschenbrenneisen dabei, oder willst du mich allein mit deiner Arroganz foltern.“ Ozuma grinste nur, doch sogleich legte er sanft seine Fingerspitzen an Tysons Lippen. Am liebsten hätte Tyson ihm die Finger abgebissen, doch das kalte Lächeln schien ihn zu paralysieren. „Du antwortest nur, wenn ich dir eine Frage stelle“, sagte Ozuma ihn einen kalten Ton. „Und nein, ich will dich weder foltern, noch entstellen. Ich will nur mit dir reden.“ Tyson glaubte ihm kein Wort. Nur reden? Das letzte Mal hatten sie ihn entführt und an die Decke gekettet. Auf einen kleinen Tisch haben die kranksten Geräte gelegen. Wenn es doch nur um eine kleine Unterhaltung ging, warum haben sie das dann nicht schon beim ersten Mal gemacht. Wäre doch um einiges einfacher gewesen. „Und bevor du dich wunderst“, setzte Ozuma an um Tysons ungestellte Frage zu beantworten, „keiner vom Orden weiß, dass ich hier bin.“ Nun spiegelte sich auf Tysons Gesicht doch Verwunderung. Wenn das hier kein „offizieller“ Besuch vom Orden der Avatar war, was tat Ozuma dann hier. „Weil du seit ein paar Tagen verschwunden bist, haben die anderen beschlossen, die Sache mit dir erst einmal ruhen zu lassen. Wir haben besseres zu tun, als jeden x-beliebigen Lover von Kai hinterherzujagen.“ „Kai? Muss ich den kennen?“, sagte Tyson mit einer gelangweilten Miene. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie weh seine Arme schon taten, auch wenn er schwören könnte, dass Ozuma diese gerade zerquetschte. „Ich sagte doch bereits, dass ich nur einen Tai kenne. Mein Gott, muss ich mich denn für jeden Flirt rechtfertigen.“ Bevor Tyson auch nur merken konnte, dass Ozuma mit seiner Hand ausholte, fühlte er dessen Faust gegen sein Gesicht donnern. Sein Kopf flog zur Seite und er schmeckte Blut im Mund. Seine Lippe war aufgeplatzt. „Glaubst du echt, du könntest so unverschämt Lügen“, sagte Ozuma und dabei war nichts freundliches mehr in seiner Stimme.Tysons fröstelte es immer mehr und er hoffte inständig, dass Tala inzwischen doch bemerkt hatte, dass er schon länger nicht mehr da war. Warum zum Teufel war er nur so unvorsichtig gewesen?! Doch bei diesen Gedanken regte sich auch noch etwas anderen in ihm. Sollte so in Zukunft sein Leben aussehen? Ständig bedroht und in der Hoffnung jemand anderes würde ihn retten? Nein! Nein, dass wollte er auf keinen Fall! Er hatte sich nicht schmerzhaft von Kane getrennt um jetzt schon wieder von jemand anderen bestimmt zu werden und er hatte sich nicht gegenüber Kai durchgesetzt um ihn doch noch eingestehen zu müssen, dass er recht hatte. Er hatte sich eine Woche lang hinter Ray in der Uni versteckt und das sollte jetzt ein Ende finden. Er war kein hilfloser Junge mehr, der sich alles gefallen lies nur um geliebt zu werden. Jetzt würde er endlich wieder selber für sich einstehen. Er drehte sein Gesicht wieder Ozuma zu und er legte all seinen Trotz in den Blick mit der ihm nun gegenüberstand. Egal ob Ozuma ihn immer noch festhielt, egal wie sehr seine Handgelenke schmerzten und egal, wie sehr seine Lippe blutete. Sogar Ozuma musste kurz über diese neu gewonnene Aufsässigkeit staunen, doch sofort legte sich wieder ein hinterlistiges Lächeln auf seine Lippen. „Heute geht es nicht um deine Liaison mit einem Vampir“, sagte Ozuma mit einen geschäftsmäßigen Grinsen. „Ich will vielmehr etwas über Brooklyn erfahren. Schlimm genug, dass sich dieser Psychopath in einer Großstadt breit macht, aber ich möchte einschätzen können, was seine Ziele sind.“ Tyson legte den Kopf leicht schief und legte ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. „Wie soll ich dir dabei denn helfen können?“, meinte Tyson arrogant. „Ist euer Netzwerk etwa eingerostet? Vielleicht habt ihr ja Glück und Brooklyn twittert seine Pläne.“ Ozuma schnaufte kurz über diese Aufmüpfigkeit. Tyson konnte nicht sagen, ob es ein anerkennendes oder ein empörtes Schnaufen war. „Es geht mir mehr darum, ob es Zufall oder Absicht ist, dass er in derselben Stadt wie Kai auftaucht“, sagte Ozuma nun wieder ganz der Geschäftsmann. „Es macht einen Riesenunterschied ob er hier ist, um Kai hinter herzustellen, oder ob einfach nur seinen Spaß haben will.“ „Der Kerl hat mich gebissen“, schimpfte Tyson und wand sich dabei etwas in Ozumas Griff, aber dieser ließ kein bisschen locker. „Glaubst du allen Ernstes, der hätte mir noch groß was erzählt. Das hier ist doch kein Hollywoodstreifen, wo der Böse seine Pläne ausplaudert bevor er den Helden killt. Warum zum Teufel hätte er mir noch groß was erzählen sollen, wenn er nur an einen kleinen Mitternachtssnack interessiert war? Zumal ich selbst an keine große Lust hatte mich mit ihm zu unterhalten. Vielleicht ist es euch ja noch nicht aufgefallen, aber der Kerl hat einen eindeutigen Dachschaden.“ Ozuma schaute zur Seite, zuerst streng nachdenkend, doch dann legte sich ein sanftes Lächeln auf seine Züge. „Stimmt. Warum hätte er dir was erzählen sollen, wenn er dich nur töten wollte.“ Er drehte seinen Kopf wieder zu Tyson. „Ich hatte mir mehr erhofft, aber mehr werde ich wohl kaum von dir bekommen.“ Bei den letzten Worten fing er wieder an mit seinen Fingern Tysons Gesicht zu streicheln. Tyson versuchte dieses Mal gar nicht wieder sinnlos auszuweichen, sondern er sah Ozuma nur wütend an. „Zu schade, dass du dich auf einen Vampir einlassen musstest“, die Finger strichen, nah an seinen Augen entlang, „diese tiefbraunen Augen“, die Finger bewegten sich auf seinen Mund zu, „und diese sinnlichen Lippen.“ Und ohne das Tyson etwas dagegen tun konnte, legte Ozuma seine Lippen auf die seinen. Tyson kniff sofort die Augen zu und presste die Lippen zusammen. Dieses gewisse Verlangen von Ozuma, hatte er schon bei ihrer ersten Begegnung wahrgenommen, doch er hatte gehofft, dass es nur eine Art seiner Folter war. Tyson hätte sich gewünscht, Ozuma würde den Kuss sofort wieder abbrechen, doch im Gegenteil. Er packte Tysons Kinn, übte einen starken Druck daraus aus und zwang Tyson sogar seinen Mund zu öffnen. Sofort schob sich Ozumas Zunge in seine Mundhöhle und räuberte diese aus. Tysons hätte ihm am liebsten die Zunge abgebissen, aber dieser Mistkerl hielt seinen Kiefer so fest, dass er ihn nicht mehr zusammenpressen konnte. Er wollte auch schreien, aber jeder Schrei erstickte in den aufgezwungenen Kuss. Schließlich reichte es Tyson aber doch. Mit einer schnellen Bewegung zog er die Knie an die Brust und mit einem gezielten Stoß drückte, oder mehr er schubste, Ozuma von sich weg. Dabei zog er seine beiden Arme blitzschnell nach unten. Durch diese beiden Bewegungen konnte Ozuma ihn nicht mehr halten und stolperte ein paar Schritte zurück. Tyson konnte seine Beine rechtzeitig wieder in die Ausgangslage bringen und knickte somit nur ein wenig ein. Sofort sah er zornesentbrannt zu Ozuma. Dieser wirkte etwas verwirrt. Er hätte wohl nicht erwartet, dass es Tysons schaffte sich aus seinen Griff zu befreien. Tyson richtete sich auf und spuckte zur Seite. Den Geschmack von Ozuma wollte er nicht mehr in seinen Mund haben. Ozuma sah ihn immer noch verdutzt an, doch dann umspielte ein melancholisches Lächeln seine Gesichtszüge. „Es wird noch andere Gelegenheiten geben.“ Tyson wunderte sich etwas über diese schnelle Aufgabe, doch dann hörte er sich hinter sich auf einmal jemanden seinen Namen rufen. Er drehte sich zur Stimme um, konnte aber noch niemanden erkennen. Schnell wurde ihm klar, dass er sich jetzt gerade wohl lieber nicht umdrehen sollte, wo doch Ozuma noch so nah bei ihm war. Eilends drehte er seinen Kopf wieder zu seinen Angreifer, doch dort wo Ozuma gerade noch gestanden hatte, war niemand mehr. Hektisch blickte er jetzt in jeden Winkel des Raumes, doch niemand war mehr zu sehen. Wie war Ozuma so schnell und lautlos verschwunden und vor allen: Wohin? Wieder hörte er hinter sich, wie jemand seinen Namen rief und zwar schon eindringlicher als beim ersten Mal. Da die Stimme auch inzwischen näher gekommen war, erkannte er, zu wem sie gehörte. Er hörte auf sich Gedanken um Ozuma zu machen und suchte lieber nach einer Möglichkeiten seinen langen Kelleraufenthalt zu erklären. Er sah die Chance in einen großen Kanister der Eistee enthielt. Schnell öffnete er diesen und mit einem Ruck warf er ihn um und das Getränk verteilte sich auf den ganzen Boden. Weil die Schritte der anderen Person schon ganz nahe waren, schnappte er sich noch hastig einen Lappen, von einem der Regale, kniete sich nieder und begann die Flüssigkeit aufzuwischen. „Tyson?“, keinen Moment später kam auch Tala in sein Blickfeld und sah wie Tyson auf den Boden mit wischen beschäftigt war. „Was machst du denn da?“, fragte er und beäugte misstrauisch Tysons Tun. „Das sollte ich wohl eher dich fragen“, meinte Tyson und tat so, als wäre er überrascht Tala zu sehen. „Du hast hier unten nichts zu suchen“, tadelte er und erhob dazu noch den Zeigefinger. „Du verschwindest in den Keller ohne mir was zu sagen und kommst nicht wieder hoch“, meinte Tala und strafte Tyson mit bösen Blicken, „ und das obwohl das Problem laut deinen Kollegen doch gelöst sein sollte. Ist doch logisch, dass ich mir da Sorgen mache.“ „Ich hatte ausversehen noch einen Kanister mit Eistee umgekippt“, sagte Tyson, wobei er versuchte beschämt zu wirken, „natürlich musst ich das erst einmal wieder aufwischen.“ Tala schaute misstrauisch auf die Lache am Boden und dann in Tysons unschuldig wirkendes Gesicht. Sein Misstrauen war ihm eindeutig anzusehen. Tyson erinnerte sich, dass Ozuma ihn ja geschlagen hatte. Er hoffte, er hätte kein blaues Auge oder so. Die aufgeplatzte Lippe hatte inzwischen aufgehört zu bluten, aber auch das könnte dennoch immer noch zu erkennen sein. Ohne weitere Worte zu sagen, lief Tala zu der Stelle, wo Ozuma gestanden hatte und sah sich ein wenig um. Er ahnte wohl was. „Wie bist du überhaupt hier runtergekommen“, sagte Tyson, um so locker wie möglich zu wirken. „Ich habe hinter mir abgeschlossen.“ „Ich habe stets einen Dietrich bei mir“, sagte Tala ohne sich ihm dabei zuzuwenden, er schritt nun auch noch die anderen Teile des Kellers ab, aber anscheinend fand er niemanden. Er warf Tyson noch einen letzten vorwurfsvollen Blick zu. Tyson spürte, dass Tala seine Lüge durchschaut hatte, aber zugeben würde er dies nie. Wenn er Tala sagen würde, dass Ozuma hier war um ihn zu befragen, dann müsste er zugeben, dass es gefährlich gewesen war wieder arbeiten zu gehen und das würde das Ende jeglicher Freiheiten bedeuten. Er war sicher nicht lebensmüde und würde es bestimmt nicht drauf anlegen von Ozuma oder sonst wen überfallen zu werden, aber durch das, was Ozuma gesagt hatte, hatte er das Gefühl, dass er in nächster Zeit nichts mehr von ihm zu befürchten hatte. Außerdem war ja nicht wirklich was passiert. Eine schmerzende Wange und das Gefühl, doch nicht ganz so schutzlos zu sein, das ist alles, was Ozuma mit seinen Erscheinen bewirkt hat. Dafür würde er nicht noch Wochenlang unter Quarantäne stehen. Tyson wrang den Lappen mit dem aufgewischten Eistee über einen Abfluss aus und erhob sich. „Ich muss zurück an die Arbeit“, sagte er herausfordernd zu Tala und schritt an ihm vorbei. Nichts wie raus aus diesem Keller. Hinter sich hörte er Tala knurren. Er drehte sich um, um zu sehen, ob Tala ihn wohl doch noch eine Standpauke halten würde, doch Talas kalter Blick war nicht auf ihn gerichtet, sondern auf die Stelle, wo Ozuma noch vor ein paar Minuten gestanden hatte. Aber da war niemand. Dem Blauhaarigen lief ein Schauer über den Rücken, aber er straffte die Schulter und ging weiter. Tala folgte ihm. **^^** Das Haus, welches dem Eingang der Moonlight-Bar gegenüberstand, war perfekt um Beobachtungen anzustellen. Das Dach war eine großzügige Terrasse und man konnte von dort die ein- und ausgehenden Menschen beobachten ohne selber gesehen zu werden. Kai hatte schon dort gestanden um sehnsüchtig nach Tyson zu schauen und heute Nacht stand dort jemand, der auch schon gesehen hatte, wie der Blauhaarige mit den braunen Augen dort herauskam und seinen Heimatweg antrat. Einmal war er ihm dabei sogar gefolgt. „Was hast du als nächstes vor?“, fragte Garland, welcher sich über die Brüstung lehnte und mit hungrigem Blick die Leute betrachtete, welche die Bar verließen. „Die besten Informationen kriegt man immer noch von den betroffenen Personen selbst“, sagte Brooklyn und sah mit einen gelangweilten Blick auf die Straße herunter. Bisher war niemand vorbeigekommen, der seinem erlesenen Geschmack entsprach. Er sehnte sich nach der Süße des Japaners oder nach dem starken Blut des Rothaarigen Russen. Nur selten konnte er Blut kosten, das für ihn auch wirklich sättigend war. Die meiste Zeit trank er nur um sich am Leben zu erhalten. Wirklich genießen konnte er nur selten. „Die Tatsache, dass er von Tala begleitet wird, sollte doch Beweis genug sein, dass er Kai wichtig ist“, sagte Garland genervt und drehte sich von der Straße weg. Auch für seinen Geschmack war bisher nichts dabei gewesen. „Ich will aber genau wissen, was für eine Beziehung die beiden miteinander verbindet“, zischte Brooklyn und seine Augen färbten sich rot. „Wie soll ich sonst wissen, was ich mit ihm anstellen soll?“ Garland schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Brooklyn war ein Pedant, wenn es um solche Dinge ging. „Schon gut. Ich nimm ihn mir vor.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)